Ingeborg Bachmann
Über Ingeborg Bachmann
Biografie
Ingeborg Bachmann gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts.
Sie wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt, Österreich geboren. Ihre Mutter stammte aus Niederösterreich und ihr Vater aus Obervellach im Kärntner Gailtal. Die Familie verbrachte oft ihre Ferien dort. Für die Autorin repräsentiert der Kärntner Grenzraum im Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien »ein Stück wenig realisiertes Österreich (...), eine Welt, in der viele Sprachen gesprochen werden und viele Grenzen verlaufen», und damit die Utopie eines gewaltfreien Miteinanders der Völker und prägte Bachmanns späteres Schaffen, u.a. Malina.
Bachmanns Karriere als Schriftstellerin
Bachmann begann schon als Schülerin in Klagenfurt zu schreiben. Nach ihrem ersten Studienjahr in Innsbruck und Graz (1945/46) gelang ihr schließlich mit der Erzählung "Die Fähre" die erste Veröffentlichung. Sie setzte ihr Studium der Philosophie (mit den Nebenfächern Germanistik und Psychologie) in Wien fort, wo sie den Kontakt zur Wiener Literaturszene suchte. So hatte sie während Ihrer Studienjahre unter anderem Kontakt mit Paul Celan, Hans Weigel, Ilse Aichinger oder Victor Kraft, der auch ihr Doktorvater war.
Nach ihrer Promotion mit einer Dissertation über die kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers im Jahr 1949, veröffentlichte sie erste Gedichte in der Zeitschrift Lynkeus und eine Reihe von Erzählungen in der Wiener Tageszeitung. Bachmann arbeitete auch an einem ersten, unveröffentlichten und verschollenen Roman "Stadt ohne Namen", dessen Fragmente ähnlich wie die Gedichte und Erzählungen dieser frühen Wiener Jahre durch die zeittypische, existentiale Metaphorisierung zeitgeschichtlicher Generationserfahrung und durch kafkaeske Parabolik gekennzeichnet sind.
Nach ihrem Studium arbeitete sie für den amerikanischen Sender Rot-Weiß-Rot und schrieb Dramen, Rundfunkessays und Hörspielen, darunter Ein Geschäft mit Träumen (1952), Die Zikaden (1955) und Der gute Gott von Manhattan (1958).
Bachmanns Kritik am "deutschen Irrationaldenken" in Heidegger und ihre Überzeugung, dass nur Literatur und Kunst die existenziellen Grunderlebnisse des modernen Menschen ausdrücken können, entstand aus der Perspektive der Wiener Schule, der neopositivistischen Wissenschaftstheorie ihres Doktorvaters Viktor Kraft (1880-1975) und der Sprachkritik Ludwig Wittgensteins (1889-1951). Ihre Begegnung mit Viktor E. Frankls psychotherapeutischen Forschungen und ihrer Freundschaft mit dem deutsch-jüdischen Dichter Paul Celan (1920-1970), dessen Familie zu den Opfern des Holocaust gehörte, führte zu einer "tiefgreifenden Verwandlung ihres Denkens und Schreibens" im Sinne eines kritischen Ethos.
Lyrik und Musik
Bachmanns erster Lyrikband Die gestundete Zeit (1953), für den sie den renommierten Preis der Gruppe 47 erhielt, war von expliziter Zeitkritik geprägt und appellierte an das kritische Gewissen der Zeitgenossen angesichts des Kalten Krieges und der gesellschaftlichen Restauration. In ihrem zweiten Gedichtband Anrufung des Großen Bären (1956) kehrte sie zu traditionelleren lyrischen Formen zurück. Bachmanns Synthese von Zeitkritik, literarischer Moderne und lyrischer Tradition bildete jedoch die Grundlage ihres raschen Aufstiegs zur wichtigsten deutschsprachigen Dichterin der Nachkriegszeit.
Ermutigt durch ihren Erfolg in Deutschland, brach Bachmann im Sommer 1953 auf Einladung des deutschen Komponisten Hans Werner Henze (* 1926) aus Wien nach Italien auf, um dort eine Existenz als freie Schriftstellerin zu begründen. Die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Henze, der sie in ganz neuer Qualität in die Welt der europäischen Musik und insbesondere der Oper einführt, schlägt sich u.a. in den Opernlibretti Der Prinz von Homburg (1958) und Der junge Lord (1965) sowie in theoretischen Überlegungen zum Verhältnis von Musik und Dichtung, nieder, wirkt jedoch bis in die späten Gedichte der 1960er Jahre und den Roman Malina hinein auch auf ihr literarisches Schreiben zurück.
Die Rolle der Literatur in der Nachkriegszeit
In den zehn Jahren nach dem Aufbruch aus Wien, entstanden viele Werke von Ingeborg Bachmann. Sie lebte in verschiedenen Städten wie Rom, München, Neapel (mit Max Frisch), Zürich und eröffnete im Wintersemester 1959/60 die Frankfurter Vorlesungen zur Problematik zeitgenössischer Dichtung. Dabei fasste sie ihre poetologischen Überlegungen erstmals systematisch zusammen und verortete sie im Prozess der Moderne literarhistorisch. Mit Hilfe des an Musil entwickelten Begriffs der „Literatur als Utopie“ und im Glauben an ihre „verändernde Wirkung“ verpflichtet die Autorin die Literatur nach dem Nationalsozialismus auf die kritische Dekonstruktion der „schlechten Sprache“ der öffentlichen Diskurse.
Bachmann vertraute der Fähigkeit der Literatur, angesichts der verzweiflungsvollen "Dunkelhaft der Welt" unsere Möglichkeiten zu erweitern. Diese Haltung spiegelt sich in ihren Erzählungen des Bandes "Das dreißigste Jahr" wider, in dem sie sich mit der Thematik der Grenze und Grenzüberschreitung auseinandersetzt. Sie dekonstruiert die bestehenden gesellschaftlichen, moralischen und diskursiven Ordnungen der Nachkriegszeit und sucht nach einer gewaltfreien Ordnung, die sie jedoch nur anmahnt, aber nicht vorführt.
Beziehung mit Max Frisch
Für vier Jahre, zwischen 1958 und 1962 waren sie das Traumpaar der deutschen Literatur. Die Trennung von Max Frisch im Jahr 1962 fiel mit einer Lebenskrise zusammen, die den Ausgangspunkt für einen literarischen Neuansatz bildete. Die Erfahrung von Schmerz und existenziellen Krisen fanden u.a. in ihrem "Todesarten"-Projekt.
Am 17. Oktober 1973 starb Ingeborg Bachmann im Alter von 47 Jahren in Rom an den Folgen eines Brandunfalls. Seit 1977 wird ihr zu Ehren jährlich der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen.
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