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Lustige Bücher

Humorvolle Romane und Biografien

Lachmuskel-Training auf der Couch

Was gibt es Schöneres, als in lustige Geschichten einzutauchen und mal laut zu lachen, mal leise zu schmunzeln? Amüsante Lektüren dominieren zu Recht die Bestseller-Listen, denn sie zählen zu den Büchern, die am meisten Zerstreuung bieten.

Wer über humorvolle Biografien schon mal leise geschmunzelt oder über humorvolle Satiren schallend gelacht hat, weiß längst, dass lustige Bücher eine befreiende Wirkung haben können. Für einen humorvollen Leseabend lohnt sich ein Blick in unser Sortiment. Da bleibt kein Auge trocken!
 

Vom Lehrerkind zum Comedian – die Karriere des Bastian Bielendorfer

Heitere Geschichten, treffsicher und pointiert erzählt liefert der Autor und Comedian Bastian Bielendorfer. Der schlagfertige „Wer wird Millionär?“-Kandidat und Sohn zweier Pädagogen landete mit seinem Werk „Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“ einen selbstironischen Überraschungserfolg.

Dabei sezierte er in dem Buch den alltäglichen Wahnsinn an deutschen Schulen. Auch sein zweites Buch „Lebenslänglich Klassenfahrt“ attackierte das Zwerchfell zahlreicher Literatur-Fans und begeisterte mit absurdem Wortwitz und bestechender Beobachtungsgabe.
 

Lachtränen per Lebensratgeber? Das geht – dank Marie Meimberg!

Dass auch Musikerinnen mit lustigen Büchern durchschlagenden Erfolg haben können, beweist die YouTube-Bekanntheit Marie Meimberg. Ihr Lebensratgeber „Sei du selbst, alles andere wirst du eh verkacken“ ist ein lebensbejahendes Plädoyer dafür, sich selbst nicht ganz ernst zu nehmen und authentisch zu bleiben. Das ist nicht nur heiter und zaubert Ihnen Lachtränen ins Gesicht, die Geschichten regen auch zum Nachdenken über das eigene Sein an. Das lustige Buch eignet sich perfekt als Zwischendurch-Lektüre oder zum Ausklang eines stressigen Tages.


 

Blick ins Buch
Sei du selbst, alles andere wirst du eh verkackenSei du selbst, alles andere wirst du eh verkacken

Geschichten für mehr Mut im Leben

Kennst du den Moment, wenn man weinend am Boden liegt und plötzlich lachen muss – weil man weiß, dass daraus später eine tolle Geschichte wird? Kennst du die Aufregung beim Schlussmachen, weil man weiß, dass etwas Neues beginnt? Ist das Leben nicht immer dann am spannendsten, wenn ein Plan mal nicht funktioniert? Und wenn die Fehler der Freundin das sind, was man am meisten liebt – warum verbiegen wir uns dann selbst so oft? Wie lernt man fliegen, wenn man nie den Schritt über die Klippe riskiert? Marie Meimberg erhebt das Scheitern zur Kunstform und zeigt in zahlreichen berührenden Geschichten und Zeichnungen, wie wir erkennen, was wirklich in uns steckt. Auf dem Weg zum Glück lässt sie keinen Umweg aus. Denn Wunder warten nicht auf Asphaltstraßen, Baby!

Der schlimmste Tag in meinem Leben



Ich war eine gar nicht mehr so kleine Marie – zu­mindest fand ich das, mein Vater sah das anders –, da erlebte ich den mit Abstand schlimmsten Tag meines Lebens. Ever. ­Eigentlich fing er gar nicht übel an. Er fing sogar richtig schön an: Wohlig umkuschelt im Bett meines ­damaligen Freundes: Hanno Hase. So hieß der zwar nicht wirklich, aber ich nenne ihn hier einfach mal Hanno Hase, weil ich ihn seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen habe, woran ich zu großen Teilen selbst schuld bin. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der schlimmste Tag meines Lebens begann auf jeden Fall in seinen Armen. Die Sonne strahlte aufs Bett, und ich war glücklich. Ich hatte noch nicht oft mit jemandem im Bett übernachtet, der nicht meine Schwester oder sonst ­irgendein Mitglied meiner Familie war. Und erst recht nicht mit meinem Freund.
Das wiederum lag zum einen daran, dass sich in meinem noch recht kurzen Leben einfach nicht allzu viele Möglichkeiten ergeben hatten, einen Freund zu haben. Und zum anderen wollte es mein Papa so gar nicht einsehen – der Tatsache zum Trotz, dass meine Periode mich jeden Monat krampfen ließ und meine Brüste zwar klein, aber durchaus erkennbar herangewachsen waren –, dass aus seiner kleinen Marie so langsam eine größere geworden war. Kurz: Ich hatte absolutes Bei-Hanno-Übernachtungs-VERBOT.
Dazu muss man vielleicht wissen, dass meine Eltern ­eigentlich sehr entspannte Eltern waren. Alle meine Freunde nannten sie Amy und Klaus, das Du war völlig normal, ich durfte alleine die Welt entdecken, mit meiner Freundin Michi auf dem Tandem durch Deutschland ­fahren … aber bei Hanno übernachten??! No fucking way! Es gab eigentlich ohnehin nur drei Dinge, die ­absolut ­no-­fucking-way klargingen: Schlechte Noten. Rauchen. Und eben bei Hanno übernachten.
Nun hab ich mich ja quasi selbst gespoilert. Denn irgendwas musste ja passiert sein, zwischen dem absoluten „Hanno-Übernachtungs-Verbot“ und morgens in seinen Armen aufwachen. Und das, was da passierte, ist wahrscheinlich schon in Hunderttausenden anderen Familien passiert und wird auch noch Hunderttausende Male passieren: Ich hatte gelogen.
Denn: Wenn man unbedingt bei seinem Freund schlafen möchte, das aber auf gar keinen Fall ever denkbar ist, dann schläft man halt bei seiner Freundin. In meinem Fall bei der Michi. Und während man sich auf den Weg zur Beste-Freundin-Sleep-over-Schlafanzug-Party macht, biegt man einmal falsch ab und landet – huch – an der Bushaltestelle und steigt aus Versehen in den nächsten Bus ein, der ganz zufällig in Richtung Hanno fährt.
Das klingt jetzt hier ziemlich einfach. Aber wenn man in einem Dorf wohnt, in dem die Mama und der Papa als Dorfärzte quasi eine Art Berühmtheit sind, die – ob man das will oder nicht – automatisch auf einen abfärbt, und all die Omas, die nicht wissen, wohin mit ihrer Oma-Zeit, weil ihr Mann schon gestorben ist und ihnen auf dem Dorf ­genauso langweilig ist wie all den saufenden oder kiffenden Jugendlichen, was aber wohl leider beides für Omas keine Zeit-Totschlag-Option ist und sie anstatt einfach ­gemütlich auf der Parkbank einen zu kiffen, sehr viel Zeit in der Sprechstunde meiner Mama verbringen.
Die Sache ist nur die: Wenn man zum Arzt geht, um seine Zeit zu vertreiben. Und nicht, weil man wirklich krank ist, dann muss man da ja irgendwas erzählen können. Einmal habe ich mir zum Beispiel meine Haare knallrot gefärbt – für meine Eltern eine völlig okaye Sache – aber für die nicht-kiffenden Dorf-Omas ein ziemlicher Skandal.
Und so wusste meine Mama schon einfach alles über meine neue Frisur, ­bevor sie mich überhaupt gesehen hatte, weil es ihr den ganzen Tag in der Sprechstunde berichtet wurde. Und genau ­deswegen war auch höchste Vorsicht geboten, wenn man ganz aus Versehen in den Bus gen Hanno einstieg. Denn wenn auch nur eine der Spitzel-Omas einen sichtete, konnte es trotz nicht mehr roter Haare dazu führen, dass sie in der Sprechstunde etwas sagten wie:
„Ah und d’Tochter isch au scho aufm Weg nach Wangen gwäh heid morge…?!“ (An alle Schwaben, verzeiht: Ich habe es bis heute nicht gelernt. Ich bleibe eine nei­gschmecktä. An alle anderen: Das heißt so viel wie: Ach, und die Tochter war heute Morgen auch schon auf dem Weg nach Wangen?!) – und dann flog alles auf.
Denn meine Mama zeichnet sich nicht nur durch ihren entzückenden französischen Akzent aus, sondern noch viel mehr durch ihre Spürhundnase. Und wenn sie mich gefragt hätte: Warum warst du heute in Wangen? Hätte ich noch die beste Lügen-Performance ever hinlegen können, Amy hätte es sofort gemerkt. Manchmal merkte Mama auch, dass ich verliebt war, bevor ich mir das selber eingestand. Aber nicht nur gefühlstechnisch funktionierte ihre Mama-Spürhundnase. Auch so im klassischen Riech-Sinn. Manchmal kam sie in mein Zimmer und blieb kurz stehen, atmete dreimal laut durch die Nase ein und fragte, ob ich nicht mal den angebissenen Apfel hinterm Sofa vorholen wolle. Oder dann später auch, ob ich wirklich glaube, sie würde es nicht riechen, dass ich Tabak und Gras in ­meinem 28 QUADRATMETER GROSSEN (!) Zimmer habe.
Es galt also: Mama-Spürhund­nase und Spitzel-Omas vermeiden. Und (YAY!) es gelang – sodass ich am Morgen des schlimmsten Tages ­meines Lebens in Hannos Armen erwachte und mich außerordentlich gut fühlte. Und Hanno offensichtlich auch. So gut, dass wir taten, was man tut, wenn man mit jemandem im Bett liegt und sich außerordentlich gut fühlt. Wir taten es mit Gummi, denn, wenn man offiziell absolutes Hanno-Übernachtungs-Verbot hat und die eigenen Eltern gleichzeitig die eigenen Hausärzte sind, ist es schwer zu erklären, warum man die Pille haben will. Wir lagen also im sonnendurchfluteten Zimmer. Im Bett. Taten es. Und ich war ein sehr glück­liches Mädchen. Bis Hanno fluchte. Und ich erschrak. Denn Hanno fluchte nur, wenn er Auto fuhr oder seine Fußballmannschaft verlor. Ansonsten war Hanno ein sehr friedlicher Mensch, der sich trotz seiner (auf mich unfassbar anziehend wirkenden) coolen Art sehr galant ausdrückte. Und dann das: „Verfickte Votzenscheiße. Fuck. Fuck. Fuck.“
Da lag ich also. Im sonnendurchfluteten Bett. Und fühlte mich auf einmal gar nicht mehr so außerordentlich gut.
„Äh, alles okay?“ Fragte ich. Äußerst bescheuert. Als ob jemand „Verfickte Votzenscheiße. Fuck. Fuck. Fuck“ sagt, wenn ­alles okay ist. Als würde man morgens im sonnendurchfluteten Bett liegen, und der eine so, verliebt ­säuselnd: „Guten Morgen“ – und der andere so, voll verliebt und mit weicher Stimme: „Verfickte Votzenscheiße. Fuck. Fuck. Fuck.“
Es dauerte einen Moment, bis Hanno klar wurde, dass mir überhaupt nicht klar war, was hier gerade geschah. Und als es ihm klar wurde, da verwandelte sich sein Gesicht von einem „Verfickte Votzenscheiße. Fuck. Fuck. Fuck“-Ausdruck in einen „Du musst jetzt ganz stark sein“-Ausdruck. Ganz ehrlich, der machte mir noch viel mehr Angst. „Der Gummi. Der. Also. Ähm. Der ist gerissen.“
Und BÄM. ZACK. Er hatte sich verwandelt. Der wunderschöne Morgen. Im Sonnenbett. Wie dunkle Gewitterwolken rasten meine Gedanken. Denn dieser Satz ­bedeutete so viel mehr als nur: „Der Gummi. Der. Also. Ähm. Der ist gerissen.“
Es gibt so Sätze, die man nie vergisst. Meistens sind das eher so epische Kaliber wie: „Ich bin ein Berliner.“ Oder: „I have a dream.“ Manchmal ist es aber eben auch wahre Dichterkunst. Wie: „Der Gummi. Der. Also. Ähm. Der ist gerissen.“
Ein paar Worte. Aneinandergereiht. Zu einem ganz be­sonderen Zeitpunkt. Und alles verändert sich. Mal die Weltgeschichte. Mal mein gerade noch perfekter Morgen: Ein „Der Gummi. Der. Also. Ähm. Der ist gerissen“. Und zack. Da ist er. Der schlimmste Tag meines Lebens.
Wer nun denkt: Übertreib mal nicht, du angeblich gar nicht mehr so kleine Marie, dem möchte ich an dieser Stelle „Verfickte-Votzenscheiße-Fuck-Fuck-Fuck-WOHL!!!“ entgegnen. Und einige Argumente zu meiner These hinzu­fügen:
Ich bin ein junges Mädchen mit wenig sexueller Erfahrung, und mein Freund teilte mir soeben mit, dass der Gummi „Also. Ähm. Gerissen“ sei.
Auch wenn ich ein junges Mädchen mit wenig sexueller Erfahrung bin, bin ich nicht bescheuert. Ich weiß, dass ich auf keinen Fall schwanger werden will. Und dass ich die Pille danach brauche. Das fühlt sich schäbig an. Weil ich wirklich keine Sekunde daran zweifle, dass ich absolut auf keinen Fall ever jetzt schwanger werden möchte.
Ich brauche die Pille. Und es ist Wochenende. Das bedeutet: Es gibt auf dem Land weit und breit nur eine Möglichkeit, an ein Rezept zu kommen: Man muss zum diensthabenden Arzt.
Das ist an diesem Wochenende mein Papa.
Ich fasse zusammen: Ich schlafe bei meiner besten Freundin Michi. (Nicht.) Der Gummi ist also ähm gerissen. Ich brauche die Pille danach. Mein Papa (der mit dem ­absoluten Hanno-Übernachtungs-Verbot) ist der einzige diensthabende Arzt. Weit und breit. Merkste selber jetzt!
Ich liege also im immer noch sonnendurchfluteten Bett. Und möchte sterben. Mir ist unfassbar übel. Und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, dass NICHTS geht. Gar nichts. Ich liege einfach da. Und habe das Gefühl, mein Bauch frisst mich gleich auf. Irgendwie wäre mir das auch gar nicht so unrecht, denn ich weiß einfach absolut gar nicht, wie es jetzt weitergehen soll.
Also starre ich einfach nur an die Decke. Und mache Hanno dadurch noch mehr Angst, als er mir mit seinem Gefluche. So liege ich da. Ich hab keine Ahnung, wie lange. Weil ich ja gefühlt von meinem Bauch aufgefressen werde und in meinem Magen so eine Art zeitloses Paralleluniversum zu existieren scheint – oder eher ein schwarzes Loch. Aber egal. Ich liege auf dem Bett und starre ins Nichts.
Bis sich aus dem Nichts plötzlich Konturen bilden. Denn direkt über dem Bett ist Hannos Dachschräge. Sie ist aus Holz, und manchmal, wenn ich nicht gerade damit beschäftigt bin, mich von meinem eigenen Bauch auffressen zu lassen, um in mein Schwarzes-Magen-Loch zu verschwinden, forme ich mit meinem Körper eine Kerze und strecke die Beine an die Dachschräge. Dabei kippt mein Kopf ­etwas nach hinten. Und ich sehe das Muster im Holz. Das immer selbe Muster.
Es sieht ein bisschen aus wie ein Wurm. Und wenn ich nicht gerade denke, ich müsse sterben, weil ich UNMÖGLICH meinem Papa sagen kann: »Hey, weißt du noch, als ich sagte, ich würde bei Michi schlafen? Haha, das war eine Lüge. Und weißt du noch, als du sagtest, ich dürfe auf ­keinen Fall bei Hanno übernachten? Haha, hab ich trotzdem gemacht. Und weißt du noch, wie du dachtest, ich sei noch Jungfrau, also bis gerade eben in dieser Sekunde? Haha, das bin ich nicht. Und weißte noch was? Ich brauch die Pille danach. Und weißte auch, von wem? Von dir!« – dann mag ich den Wurm. Er ist einfach immer da. Und vielleicht bin ich seltsam, aber manchmal führe ich eine Art inneres Gedankengespräch mit ihm.
Ich liege also im Bett, starre ins Nichts, möchte sterben, und auf einmal ist er da. Der Wurm.
Um alle Happy-End-Liebenden hier schon mal zu ent­täuschen: Der Wurm hat mir nicht mitgeteilt, dass alles gut wird, weil er ein verwunschener Prinz ist, der auf einem Einhorn zurück in die Zeit reisen und Also-Ähm-gerissene Gummis flicken kann. Und ich bin auch nicht durch­gedreht oder so. Aber dieser Wurm. Der bedeutete ­irgendwie Heimat. War ein Anker. Ich hab ihn einfach nur angesehen, den Wurm. Und hatte etwas, woran ich mich festhalten konnte.


Humorvolle Misthaufen – die witzige Jugend von Monika Gruber

Lesespaß pur verspricht auch die Autorin, Kabarettistin und Schauspielerin Monika Gruber. In „Man muss das Kind im Dorf lassen“ schildert sie ihre Jugend in der bayrischen Provinz so brüllend komisch und herzerfrischend, dass man als Leser stetig zwischen heiterem Grinsen und purem Mitleid schwankt. Gespickt mit lustigen Anekdoten aus ihrer Kindheit, wandelt die Mimin treffsicher zwischen Nostalgie und Satire und schafft so ein erfrischend-charmantes Lesevergnügen.

Blick ins Buch
Man muss das Kind im Dorf lassenMan muss das Kind im Dorf lassen

Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land

Was macht eine, die aus einem Ort namens Tittenkofen stammt, aber nicht so ausschaut? Die auf dem Bauernhof aufwächst, aber eigentlich auf die Bühne will? Klar, sie nimmt’s mit Humor und wird Komikerin. Monika Gruber erinnert sich in ihrem Buch an ihre Kindheit und Jugend auf dem Land bei Erding. Sie erzählt teils bitterböse, teils rührend-nostalgische Geschichten, in denen sie grantelt, witzelt, schwelgt und auch lästert, aber nie denunziert, denn dazu liebt sie Land und Leute zu sehr.

Einleitung

Ich wollte nie ein Buch schreiben. Ich hatte immer Angst davor, dass alle Leute denken: „Oh Gott, jetzt schreibt sie auch noch! Reicht es nicht, dass man die Gruber ständig in Bild und Ton vor der Nase hat, sie einem beim Anzapfen auf der Wiesn oder bei der Eröffnung einer Boutique für Swarovski-Hundehalsbänder entgegengrinst, muss es jetzt auch noch ihre Lebensgeschichte in gebundener Form sein?“

Sie müssen mir glauben: Ich wollte Ihnen wenigstens ein friedliches Refugium in der Buchhandlung Ihres Vertrauens lassen und Sie nicht mit meinem von einem Hardcover heruntergrinsenden Konterfei belästigen. Ich habe es versucht – und bin doch gescheitert. Und wer ist schuld? Unser Bildungssystem. Ha! Wie so oft! Aber nicht etwa das von allen verhasste G8 (ich bin ja noch ein langsamer G9-Trottel, der für alles mindestens ein Jahr länger gebraucht hat, auch fürs Abitur), sondern etwas konkreter das Gymnasium Erding, mein Heimatgymnasium also.

Das heißt, die Hauptschuld trifft eigentlich den Leiter der dortigen Bibliothek Olaf Eberhard, denn er kam auf die grandiose Idee, anlässlich des 75jährigen Schuljubiläums ein paar ehemalige Schüler zu bitten, einen kurzen Beitrag zur Festschrift zu verfassen. Leichtfertig – wie immer – sagte ich natürlich zu, ohne mir auch nur im geringsten Gedanken zu machen, über was ich eigentlich zu schreiben gedenke, denn obwohl ich eine recht gute Schülerin war, gehörte der Besuch der Unterrichts weiß Gott (und meine Mama) nicht zu den Top Five meiner Lieblingsbeschäftigungen. Dazu müssen Sie wissen, ich hatte eigentlich nur zwei Lieblingsbeschäftigungen, nämlich Fernsehen und Lesen, aber selbst wenn mir keine weiteren drei einfielen, gehörte die Schule ganz bestimmt nicht unter die ersten fünf! Also, was tat ich? Genau das, was ich immer tue, wenn etwas von mir verlangt wird, von dem ich noch nicht so genau weiß, wie ich es anpacken soll: Ich stellte mich tot! Tagelang antwortete ich nicht auf Telefonate, E-Mails und Briefe, vermied jegliche Lebenszeichen, bis irgendwann – das Schuljubiläum war in bedrohlichen Nähe gerückt – ein notrufähnlicher Anruf von Herrn Eberhard kam: „Leben tust aber schon noch?“

Na klar lebte ich! Was aber noch nicht hieß, dass ich auch nur den Schimmer einer Ahnung hatte, worüber ich schreiben könnte: meine Vorliebe für die saftigen Nussecken am Pausenstand unseres Hausmeisters, die ich besonders liebte, weil sie eine außergewöhnlich dicke Schoko-Glasur hatten? Zu profan. Meine damalige Panik vor dem berüchtigten Ausfragen an der Tafel und dem damit verbundenen Sprechen vor der ganzen Klasse? Ha, das glaubt mir doch kein Schwein! Die Tatsache, dass ich heute noch ab und zu aufwache und denke: „Hilfe, ich habe meine Lateinvokabeln nicht gelernt! Und warum war ich wieder mal zu faul zum Klavierüben?“ Zu langweilig. Meine langjährige Schwärmerei für meinen Mitschüler Florian Nickisch? Zu peinlich. Für mich. Und die Familie von Florian Nickisch, weil ich ja noch auf dem Abiturfoto aussah, wie die blasse, kurzsichtige Anwärterin auf den Titel „Erdings erste Strickkönigin im Bereich Kratzpullover aus Mohair und Angora“!

Nein, nein, nein, ein anderes Thema musste her. Aber an was erinnerte ich mich wirklich noch ganz genau? Den Geruch der Aula, klar: diese eigene Mischung aus Desinfektionsmitteln, jahrzehntelangem Pubertätshormondunst, Zitronentee aus dem Automaten und Salami-Semmeln. Manche Lehrer, natürlich! Allen voran Herr Hilburger, aber dazu später mehr. Und natürlich: Der allererste Schultag am Gymnasium! Diese Mischung aus Nervosität, Angst vor den neuen Mitschülern, den Lehrern, dem Unterrichtsstoff und dem Gefühl, dass ich völlig unpassend gekleidet war, in einem schwarz-roten Dirndl mit blauer Schürze, weißen Kniestrümpfen mit einem orange und grasgrünen Schweinslederschulranzen auf dem angstschweißnassen Rücken. So wurde ich von meinen Eltern, genauer gesagt von meinem Vater, in das Schulgebäude geschickt. Allein. Er setzte mich nur ab, kam aber nicht mit hinein, da er noch sein Stallgewand anhatte und seine Arbeit nur kurz unterbrochen hatte, um mich von Tittenkofen nach Erding zu fahren.

Und dieses Gefühl werde ich nicht vergessen: Vorfreude und Angst gepaart mit der Einsicht, dass ich in den wichtigsten Situationen des Lebens immer allein sein würde. Also fing ich an zu schreiben. Die Vorgabe war laut Herrn Eberhard „eine Din-A-4-Seit’n reicht“. Ich schrieb und schrieb und war plötzlich bei acht Seiten! Puh, viel zu lang. Also kürzte ich auf vier Seiten herunter. Mehr ging nicht, ohne die Geschichte zu ruinieren. Ich rief Herrn Eberhard an und sagte: „Jetzt san’s vier Seiten, aber ich kann nix dafür. Lests es halt durch und kürzt selber, wo Ihr meints!“

Eine halbe Stunde später rief er mich zurück und meinte nur: „Des lass’ ma so. Den Kollegen gefällt’s.“

Und am selben Tag fing ich an, weitere Erinnerungen an meine Kindheit, meine Familie, an frühere Dorfbewohner und kleine Anekdoten, an die ich mich noch erinnern konnte, aufzuschreiben. Eben Erinnerungen an meine furchtbar schöne, durch und durch bäuerlich geprägte Kindheit auf dem Land. Für mich. Und vielleicht noch für meine Familie. Eventuell Freunde. Und später für meine Nichten und Neffen, falls man dann noch liest. Aber vielleicht mietet man sich dann ja kleine, chinesische Austauschschüler, die einem das Buch vorlesen und als Gegenleistung bayerische Vokabeln gelehrt werden wie zum Beispiel: „Do waars oiwei a so.“ Oder: „Do daad a mia fei aa stinga!“ Der Unterschied zum Chinesischen ist gar nicht so gravierend, wenn man schnell spricht.

Ich weiß natürlich nicht, ob das Buch Ihnen als quasi völlig Unbeteiligtem gefallen wird. Ich weiß nur, es hat sich alles so zugetragen, auch wenn ich manchmal den ein oder anderen Namen verfremdet oder das eine oder andere Detail weggelassen oder entschärft habe, um niemanden zu brüskieren oder gar zu verletzen. Denn so ein persönliches Buch sollte doch den meisten, die sich darin wiederfinden – meinen Eltern, meinen Brüdern, unseren Nachbarn wie der Königseder Rosa und der Blumoser Liesi, den restlichen Tittenkofenern, Verwandten, Bekannten und allen darin Erwähnten – eine Freude machen, denn es ist weitgehend als Hommage und als Zeichen meiner Wertschätzung gedacht. Und auch als kleines Loblied an dörflichen und nachbarschaftlichen Zusammenhalt und an Werte wie Freundschaft, Aufrichtigkeit und Anstand. Hoffentlich geraten sie nicht ganz in Vergessenheit. Amen.


Heimat

Heimat ist für mich ein bissl Landschaft, viel Geruch und wenig Gred. Heimat ist natürlich noch viel, viel mehr, aber wenn ich das, was ich persönlich damit verbinde, in einem Satz zusammenfassen müsste, dann würden diese Schlagwörter übrig bleiben: ein bissl Landschaft, viel Geruch, beziehungsweise Gerüche, und wenig gesprochene Worte.

Die Landschaft ist natürlich schon ein ganz wesentlicher Teil des Heimatgefühls, aber wenn man vom Bauernhof stammt, dann schaut man sich nicht ständig die Landschaft an. Der Regisseur Franz Xaver Bogner hat einmal zu mir gesagt: „Der Bauer schaut sich die Landschaft um ihn herum nicht an, der Bauer ist die Landschaft.“

Wenn man in der Stadt aufgewachsen ist, dann ist es verständlich, dass man sich gern im Grünen aufhält, die Natur bewundert. Dass man sonntags an den Tegernsee fährt oder nach Garmisch, eine kleine Bergwanderung unternimmt und schließlich, irgendwo vor einer Hütte sitzend, auf die bayerischen Berge schaut und zwischen zwei Brocken saurem Presssack vor sich hin seufzt: „Mei, is’ scho schee, unser Bayern, gell.“

Aber als wir Kinder klein waren, ist mein Vater mit uns selten ins Grüne gefahren, weil: Wozu soll man sich in den wenigen Stunden zwischen Mittagessen und dem Zeitpunkt, wenn man wieder zur Stallarbeit daheim sein muss, ausgerechnet das anschauen, was man sechs Tage die Woche sowieso vor der Nase hat. Deshalb fuhr mein Vater mit uns regelmäßig in die Stadt oder vielmehr durch die Stadt. Nach der Nachspeise – sonntags gab es nämlich immer eine Ananas-Quark- oder eine Schwarzwälder-Kirsch-Creme – hat er uns drei Kinder und die Mama in seinen distelgrünen 190er Mercedes Einspritzer geschlichtet und uns kreuz und quer durch München geschaukelt, ohne auch nur einmal anzuhalten. Und wir Kinder starrten mit offenen Mündern auf die Sehenwürdigkeiten dieser großen, großen Stadt mit den vielen, vielen Menschen, die alle Fahrrad fuhren. Bei uns auf dem Land fuhren nur alte Weiber mit Kopftüchern und Kinder mit dem Radl. Die Erwachsenen waren entweder mit landwirtschaftlichen Gefährten oder mit dem Auto unterwegs. Auf ein Dorffest oder in den Biergarten, da fuhr man schon mal mit dem Radl hin, allein schon deshalb, weil man damals noch betrunken wieder heimfahren durfte, ohne gleich auf einen schweren geistigen Defekt untersucht und für den Rest seines Lebens schikaniert zu werden.

Manchmal machten wir auch sonntags eine kleine Runde mit unseren Fahrrädern über die Felder, weil der Babba schauen wollte, „wie die Gerstn steht und ob in die Zuckerrüben ned an Haufen Disteln drin san“. Aber vormittags, in die Kirche, die nur zwei Kilometer entfernt war, da fuhr man mit dem Auto, schließlich wollte man weder die frisch geföhnte Frisur noch das schöne Feiertagsgewand ramponieren.

In München dagegen fuhr anscheinend jeder mit dem Fahrrad. Zumindest am Sonntag. Die Autofahrer stammten allesamt aus dem Umland wie wir. Hauptsächlich sah man folgende Autonummern, für die wir Kinder uns die passenden Ausschreibungen ausdachten: FFB (Fünf Flaschen Bier), DAH (Die Amsel hustet), GAP (Ganz arme Penner), EBE (Ein bisserl Einbahnstraße). Mein Vater schuckelte die Leopoldstraße hinunter, vorbei an Eisdielen, Cafés und Bars mit coolen Namen in Richtung Siegestor und Universität, über die er fast ein wenig feierlich sagte: „Da gehen nur die ganz Gscheiden hin, die Gstudierten!“ Sowohl das mächtige Gebäude mit dem gewaltigen Brunnen davor als auch die Tatsache, dass es in München unfassbar viele „gscheide Leut’“ geben musste, imponierten uns mächtig. Dann weiter in die Brienner Straße mit dem Nymphenburger-Porzellan-Geschäft („Kinder, da wenns ihr an Teller zammhauts, der kost’ so viel wie unser Bulldog!“), mit ihren feinen Läden und Kunstgalerien in Richtung Königsplatz, wo der Babba nur meinte: „Des hat alles der Hitler gebaut.“ Aha. Bei uns auf dem Hof baute immer alles der Käsmaier Erich aus Thalheim, aber der hatte eh schon so viel Arbeit, und München war auch ganz schön weit weg, sodass die Münchner eben andere Baufirmen hatten, zum Beispiel diese Firma Hitler.

Wenn wir auf der Donnersberger Brücke waren, fuhr er immer ein bisschen langsamer, damit wir sehen konnten, wie die Züge in den Hauptbahnhof ein- und ausfuhren: „Kinder, schauts die langen Züge an!“ Und wir taten, wie uns befohlen, denn es konnte nicht mehr lange dauern, und unsere Geduld würde vielleicht mit einem Eis belohnt werden.

Wenn wir die Maximilianstraße mit ihren Luxusgeschäften fast im Schritttempo entlangkrochen (und dabei ständig von den Taxlern angehupt wurden, wovon sich mein Vater überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ), damit wir besser in die Schaufenster der edlen Geschäfte schauen konnten, dann meinte der Babba nur: „Des is’ nur was für die ganz Noblen, so wie die Oper vorn. Des is’ nur was für feine Leut’.“ Damit war klar: Das war alles nichts für uns, aber anschauen durfte man die prachtvollen, beleuchteten Auslagen und die luxuriösen Autos, die vor dem Hotel Vier Jahreszeiten parkten, auch wenn man nicht zu den feinen Leuten gehörte.

Während also die Stadtbevölkerung am Wochenende aufs Land fuhr, um Seen, Berge und Almhütten zu bestaunen, brachen wir Kinder beim Anblick der Münchner Großmarkthalle und des Schlachthofes in begeisterte „Ahs“ und „Uihs“ aus, bevor wir dann schlussendlich vor der Heimfahrt in irgendeinem Gasthof einkehrten. Bevor wir über die Schwelle des Wirtshauses traten, stellte die Mama kurz sicher, dass sie sich mit uns nicht würde blamieren müssen: „Gell, und ihr seids brav und sagts schön Grüß Gott, bitte und danke, weil sonst bleibts das nächste Mal daheim!“ Da diese Ausflüge eher selten waren und wir Kinder uns die Chance auf Würschtl mit Pommes und danach ein Eis nicht verbauen wollten, hockten wir brav und schweigsam auf unserem Hosenboden, und wenn wir die Mama etwas fragen wollten, dann flüsterten wir ihr das ins Ohr.

Einmal schüttete mein Bruder Seppi aus Versehen sein Limo über die Tischdecke und war darüber so bestürzt, dass er sofort zu weinen anfing und erst durch die tröstenden Worte unserer Mama zu beruhigen war. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass Kinder, die sich so schlecht benehmen, erst aus dem Lokal geworfen und anschließend zur Adoption freigegeben würden.

Viele Jahre später, als ich immer am Sonntagmittag beim Alten Wirt in Goldach kellnerte und junge Mütter mit ihren Monsterkinderwägen den Kücheneingang blockierten und stolz schweigend ihren Ablegern dabei zuschauten, wie diese sich gegenseitig am Tisch mit Spätzle bewarfen oder zwischen den Tischen Fangen spielten, dachte ich oft daran zurück, wie die Leute früher ihre Kinder erzogen hatten. Ich habe einmal in einem meiner Programme gesagt, dass ich nach solchen Kellnertagen heimfuhr und eine ganze Schachtel Antibabypillen auf einen Sitz auffraß. Das war natürlich eine gnadenlose Übertreibung um eines billigen Lachers willen, aber unsere Eltern hätten eben auch nie zugelassen, dass wir Kinder uns so aufführten. Und dazu mussten sie nicht einmal die Stimme heben, es genügte schon, wenn meine Mutter lediglich die linke Augenbraue leicht hob, dann wussten wir genau: „Au weh, jetzt heißt’s brav sein!“

Außerdem mussten wir allein deshalb schon still sein, weil sich meine Eltern in der knapp bemessenen Freizeit, die sie hatten, unterhalten wollten. Miteinander. Nicht mit uns. Uns störte das aber nicht weiter, denn wir waren mit dem Festessen beschäftigt, das es daheim nie gab: Pommes, die wir mit den Fingern essen durften, weil es dann leichter war, den glibberigen Ketchup so zu balancieren, dass er im Mund und nicht auf dem Feiertagsgewand oder der Tischdecke landete.

Und wenn wir dann nach der Brotzeit aus München hinausfuhren, durch die flache, spärlich bewaldete Landschaft des Erdinger Moos, und uns schließlich dem Ortsschild von Tittenkofen näherten, von wo aus man bereits die hügeligen Ausläufer des Holzlandes erkennen konnte, dann stellte sich immer unmittelbar – spätestens, wenn wir bei uns durch die Hofeinfahrt fuhren – das wohlige Gefühl des Heimkommens ein. Und fast jedes Mal, wenn meine Mama in der Garage aus dem Auto stieg, sagte sie seufzend: „Mei, auf d’Nacht is’ ma einfach froh, wenn ma wieder heimkommt!“ Vier Stunden waren ja auch ein ziemlich langer Ausflug.