
LiES. Das zweite Buch - eBook-Ausgabe
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„Hier wird Literatur in ihrer Geformtheit ein Politikum, weil sie für alle ist und gleichzeitig große Themen verhandelt.“
LogbuchBeschreibung
Literarische Inklusion: Der 2. Erzählungsband in einfacher Sprache
Dass Literatur nicht kompliziert oder wortgewaltig sein muss, hat die erste Sammlung von Geschichten in einfacher Sprache gezeigt. Und dass wir alle etwas lernen können, wenn wir uns auf diese besondere Art zu erzählen einlassen. Hauke Hückstädt hat das Experiment fortgesetzt. Immer mit dem unbedingten Wunsch, dass alle Menschen die Möglichkeit haben sollen, einen Zugang zur Literatur zu finden.
Die zwölf neuen Geschichten eröffnen mit ihrer sprachlichen Einfachheit ungeahnte Weite und Tiefe. Ein Lesevergnügen für alle!
Von:…
Literarische Inklusion: Der 2. Erzählungsband in einfacher Sprache
Dass Literatur nicht kompliziert oder wortgewaltig sein muss, hat die erste Sammlung von Geschichten in einfacher Sprache gezeigt. Und dass wir alle etwas lernen können, wenn wir uns auf diese besondere Art zu erzählen einlassen. Hauke Hückstädt hat das Experiment fortgesetzt. Immer mit dem unbedingten Wunsch, dass alle Menschen die Möglichkeit haben sollen, einen Zugang zur Literatur zu finden.
Die zwölf neuen Geschichten eröffnen mit ihrer sprachlichen Einfachheit ungeahnte Weite und Tiefe. Ein Lesevergnügen für alle!
Von: Ferda Ataman, Christoph Biermann, Paul Bokowski, Elisa Diallo, Saskia Hennig von Lange, Miku Sophie Kühmel, Kristof Magnusson, Annette Pehnt, Tonio Schachinger, Sasha Marianna Salzmann, Julia Schoch, Wolfgang Schorlau
Medien zu „LiES. Das zweite Buch“
Aus „LiES. Das zweite Buch“
Amerika! –
Von Elisa Diallo
Vor einigen Jahren habe ich eine Einladung nach New York bekommen.
Es war für die Arbeit.
Ich lebte damals in Paris, wo ich aufgewachsen bin.
In Amerika war ich vorher noch nie.
New York kannte ich nur von Filmen und vom Fernsehen.
Über die Einladung und die Reise freute ich mich.
Stolz war ich auch, und ich erzählte meinem Vater davon.
Mein Vater sagte:
In New York lebt der Cousin Hassimiou.
Wenn du dahin reist, musst du ihn besuchen.
„Cousins“ und „Cousinen“ nennt mein Vater alle Menschen, die aus demselben Dorf kommen wie er.
Aus dem Dorf in [...]
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Für den Leiter eines Literaturhaus ist es auf den ersten Blick nicht gerade naheliegend, sich mit Einfacher Sprache zu beschäftigen, wenn man doch klassischerweise mit anspruchsvoller und entsprechend komplexer Literatur zu tun hat. Wie kamen Sie und ihr Team darauf?
Am Beginn war eine Frage. Die Stabstelle für Inklusion der Stadt Frankfurt, mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration im Rücken, kam zu uns und fragte: Literatur mit weniger Barrieren, was fällt dem Literaturhaus Frankfurt dazu ein? Und da wir nicht dafür bekannt sind, die Ghettoisierung der Literatur, die Parzellierung der Genres, Sparten und Publika voranzutreiben, wussten wir schnell, was wirklich dringend fehlt.
Welche gesellschaftlichen Gruppen sind es, denen mit Einfacher Sprache ein Zugang zur Teilhabe am literarischen Geschehen eröffnet werden muss?
Wir haben versucht, uns mit dieser Fragestellung den Weg nicht zu verstellen. Das Ziel ist einzig, so wenig Menschen wie möglich auszuschließen. Also keine harte Tür. Bildungsfern, bildungsnah, alt, jung, fit oder gebrechlich, blind oder taub, hochbegabt oder tiefenbegabt, Vielleser oder Youtube-Watcher, Feuilleton oder Twitter, Internat oder Palliativstation, Feinkost oder Supermarkt. All diese Zuschreibungen und Besitzstandsstempel sollen einmal außer Kraft treten. Statistisch wissen wir, jeder vierte Mensch in Deutschland kann nicht besonders gut lesen, jeder zwölfte ist auf Einfache Sprache angewiesen.
Was haben Sie es geschafft, so viele namhafte Schriftstellerinnen und Schriftsteller dazu zu bringen, sich auf das Schreiben in Einfacher Sprache einzulassen?
Das war leicht. Künstler wissen, dass die Kunst am Ende ist, wenn sie nichts mehr probiert, nichts wagt, wenn sie sagt: Wir sind fertig. Literatur für ganz Viele? Gab es nie, brauchen wir nicht! Alle, die dabei sind, waren sofort dabei. Alle hatten Lust auf einen Aufbruch, auf das Auflösen von Abgrenzungen, auf Lesergewinnung statt Leservertreibung. Wir können doch nicht jährlich einen millionenfachen Leserschwund bejammern und gleichzeitig hinnehmen, dass es für 20 Millionen Menschen quasi kein literarisches Textangebot von angesagten Gegenwartsautoren gibt. Und hier ist jetzt ein Verlag, der das verlagsübergreifend auch so sieht, und mit Autoren vorstellt, die bei Suhrkamp, Hanser, S. Fischer, Matthes und Seitz und Rowohlt zuhause sind.
Gibt es etwas, das sich in Einfacher Sprache besser ausdrücken lässt?
Alles ist gekürzt um Längen besser, schrieb einmal der Dichter Arne Rautenberg. „Ich liebe dich!“ kann bei sehr vielen Gelegenheiten passender sein als ein Klopstock-Zitat oder rührseliges Rumgeeiere! Oder um ein Beispiel aus dem Buch zu nehmen: Julia Schoch hat sehr berührend, sehr einfach und zum Verlieben nummerisch über Liebe und Schmorgurken geschrieben.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für Literatur in Einfacher Sprache?
Es gibt über 20 Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum, die nicht gut lesen können. Spricht man da im Marketing von „Potential“? Für mich ist es das Desiderat der kommenden Jahrzehnte. Bei Enzensberger hieße das, die Lücke, die der Teufel lässt. Eine Lücke, die wir schließen können.
Wie haben sie gemeinsam definiert, was mit Einfacher Sprache gemeint ist?
Wir haben die Autoren versammelt und sie haben nach einem Tag Arbeit, auch zusammen mit einer Fachlektorin für Einfache Sprache, eigene Regeln aufgestellt. Dieses knappe Dutzend Regeln kommt von keiner Behörde. Die Regeln gehorchen nicht den strengen Kriterien der Einfachen oder gar Leichten Sprache. Aber sie sind ein Gerüst, hinter dem nunmehr viele wundergute Texte entstehen.
Sie lauten wie folgt:
10 Regeln für Literatur in Einfacher Sprache
1. In den Texten können wir erfinden.
2. Wir schreiben Texte von 20 Minuten Vorleselänge. (Diese Regel galt für die öffentliche Lesung, nicht jedoch für die gedruckten Texte.)
3. Wir benutzen einfache Wörter.
4. Wir schreiben einfache Sätze.
5. Wenn wir Sprachbilder verwenden, erläutern wir diese.
6. Wir vermeiden Zeitsprünge.
7. Wir erzählen aus nur einer Perspektive.
8. Wir gliedern unser Textbild anschaulich.
9. Möglichst wenige Hauptwörter!
10. Möglichst viele Verben!
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