LiES. Das zweite Buch — Inhalt
Literarische Inklusion: Der 2. Erzählungsband in einfacher Sprache
Dass Literatur nicht kompliziert oder wortgewaltig sein muss, hat die erste Sammlung von Geschichten in einfacher Sprache gezeigt. Und dass wir alle etwas lernen können, wenn wir uns auf diese besondere Art zu erzählen einlassen. Hauke Hückstädt hat das Experiment fortgesetzt. Immer mit dem unbedingten Wunsch, dass alle Menschen die Möglichkeit haben sollen, einen Zugang zur Literatur zu finden.
Die zwölf neuen Geschichten eröffnen mit ihrer sprachlichen Einfachheit ungeahnte Weite und Tiefe. Ein Lesevergnügen für alle!
Von: Ferda Ataman, Christoph Biermann, Paul Bokowski, Elisa Diallo, Saskia Hennig von Lange, Miku Sophie Kühmel, Kristof Magnusson, Annette Pehnt, Tonio Schachinger, Sasha Marianna Salzmann, Julia Schoch, Wolfgang Schorlau
Für den Leiter eines Literaturhaus ist es auf den ersten Blick nicht gerade naheliegend, sich mit Einfacher Sprache zu beschäftigen, wenn man doch klassischerweise mit anspruchsvoller und entsprechend komplexer Literatur zu tun hat. Wie kamen Sie und ihr Team darauf?
Am Beginn war eine Frage. Die Stabstelle für Inklusion der Stadt Frankfurt, mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration im Rücken, kam zu uns und fragte: Literatur mit weniger Barrieren, was fällt dem Literaturhaus Frankfurt dazu ein? Und da wir nicht dafür bekannt sind, die Ghettoisierung der Literatur, die Parzellierung der Genres, Sparten und Publika voranzutreiben, wussten wir schnell, was wirklich dringend fehlt.
Welche gesellschaftlichen Gruppen sind es, denen mit Einfacher Sprache ein Zugang zur Teilhabe am literarischen Geschehen eröffnet werden muss?
Wir haben versucht, uns mit dieser Fragestellung den Weg nicht zu verstellen. Das Ziel ist einzig, so wenig Menschen wie möglich auszuschließen. Also keine harte Tür. Bildungsfern, bildungsnah, alt, jung, fit oder gebrechlich, blind oder taub, hochbegabt oder tiefenbegabt, Vielleser oder Youtube-Watcher, Feuilleton oder Twitter, Internat oder Palliativstation, Feinkost oder Supermarkt. All diese Zuschreibungen und Besitzstandsstempel sollen einmal außer Kraft treten. Statistisch wissen wir, jeder vierte Mensch in Deutschland kann nicht besonders gut lesen, jeder zwölfte ist auf Einfache Sprache angewiesen.
Was haben Sie es geschafft, so viele namhafte Schriftstellerinnen und Schriftsteller dazu zu bringen, sich auf das Schreiben in Einfacher Sprache einzulassen?
Das war leicht. Künstler wissen, dass die Kunst am Ende ist, wenn sie nichts mehr probiert, nichts wagt, wenn sie sagt: Wir sind fertig. Literatur für ganz Viele? Gab es nie, brauchen wir nicht! Alle, die dabei sind, waren sofort dabei. Alle hatten Lust auf einen Aufbruch, auf das Auflösen von Abgrenzungen, auf Lesergewinnung statt Leservertreibung. Wir können doch nicht jährlich einen millionenfachen Leserschwund bejammern und gleichzeitig hinnehmen, dass es für 20 Millionen Menschen quasi kein literarisches Textangebot von angesagten Gegenwartsautoren gibt. Und hier ist jetzt ein Verlag, der das verlagsübergreifend auch so sieht, und mit Autoren vorstellt, die bei Suhrkamp, Hanser, S. Fischer, Matthes und Seitz und Rowohlt zuhause sind.
Gibt es etwas, das sich in Einfacher Sprache besser ausdrücken lässt?
Alles ist gekürzt um Längen besser, schrieb einmal der Dichter Arne Rautenberg. „Ich liebe dich!“ kann bei sehr vielen Gelegenheiten passender sein als ein Klopstock-Zitat oder rührseliges Rumgeeiere! Oder um ein Beispiel aus dem Buch zu nehmen: Julia Schoch hat sehr berührend, sehr einfach und zum Verlieben nummerisch über Liebe und Schmorgurken geschrieben.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für Literatur in Einfacher Sprache?
Es gibt über 20 Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum, die nicht gut lesen können. Spricht man da im Marketing von „Potential“? Für mich ist es das Desiderat der kommenden Jahrzehnte. Bei Enzensberger hieße das, die Lücke, die der Teufel lässt. Eine Lücke, die wir schließen können.
Wie haben sie gemeinsam definiert, was mit Einfacher Sprache gemeint ist?
Wir haben die Autoren versammelt und sie haben nach einem Tag Arbeit, auch zusammen mit einer Fachlektorin für Einfache Sprache, eigene Regeln aufgestellt. Dieses knappe Dutzend Regeln kommt von keiner Behörde. Die Regeln gehorchen nicht den strengen Kriterien der Einfachen oder gar Leichten Sprache. Aber sie sind ein Gerüst, hinter dem nunmehr viele wundergute Texte entstehen.
Sie lauten wie folgt:
10 Regeln für Literatur in Einfacher Sprache
1. In den Texten können wir erfinden.
2. Wir schreiben Texte von 20 Minuten Vorleselänge. (Diese Regel galt für die öffentliche Lesung, nicht jedoch für die gedruckten Texte.)
3. Wir benutzen einfache Wörter.
4. Wir schreiben einfache Sätze.
5. Wenn wir Sprachbilder verwenden, erläutern wir diese.
6. Wir vermeiden Zeitsprünge.
7. Wir erzählen aus nur einer Perspektive.
8. Wir gliedern unser Textbild anschaulich.
9. Möglichst wenige Hauptwörter!
10. Möglichst viele Verben!
Im Rahmen von Leipzig Liest.
DATENSCHUTZ & Einwilligung für das Kommentieren auf der Website des Piper Verlags
Die Piper Verlag GmbH, Georgenstraße 4, 80799 München, info@piper.de verarbeitet Ihre personenbezogenen Daten (Name, Email, Kommentar) zum Zwecke des Kommentierens einzelner Bücher oder Blogartikel und zur Marktforschung (Analyse des Inhalts). Rechtsgrundlage hierfür ist Ihre Einwilligung gemäß Art 6I a), 7, EU DSGVO, sowie § 7 II Nr.3, UWG.
Sind Sie noch nicht 16 Jahre alt, muss zwingend eine Einwilligung Ihrer Eltern / Vormund vorliegen. Bitte nehmen Sie in diesem Fall direkt Kontakt zu uns auf. Sie selbst können in diesem Fall keine rechtsgültige Einwilligung abgeben.
Mit der Eingabe Ihrer personenbezogenen Daten bestätigen Sie, dass Sie die Kommentarfunktion auf unserer Seite öffentlich nutzen möchten. Ihre Daten werden in unserem CMS Typo3 gespeichert. Eine sonstige Übermittlung z.B. in andere Länder findet nicht statt.
Sollte das kommentierte Werk nicht mehr lieferbar sein bzw. der Blogartikel gelöscht werden, ist auch Ihr Kommentar nicht mehr öffentlich sichtbar.
Wir behalten uns vor, Kommentare zu prüfen, zu editieren und gegebenenfalls zu löschen.
Ihre Daten werden nur solange gespeichert, wie Sie es wünschen. Sie haben das Recht auf Auskunft, auf Berichtigung, auf Löschung, auf Einschränkung der Verarbeitung, ein Widerspruchsrecht, ein Recht auf Datenübertragbarkeit, sowie ein Recht auf Widerruf Ihrer Einwilligung. Im Falle eines Widerrufs wird Ihr Kommentar von uns umgehend gelöscht. Nehmen Sie in diesen Fällen am besten über E-Mail, info@piper.de, Kontakt zu uns auf. Sie können uns aber auch einen Brief schicken. Sie erhalten nach Eingang umgehend eine Rückmeldung. Ihnen steht, sofern Sie der Meinung sind, dass wir Ihre personenbezogenen Daten nicht ordnungsgemäß verarbeiten ein Beschwerderecht bei einer Aufsichtsbehörde zu. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an unseren Datenschutzbeauftragten, den Sie unter datenschutz@piper.de erreichen.