Wikinger Bücher
Die Wikingerzeit fasziniert mit einer Mischung aus Geschichte, Mythologie und Abenteuer. Entdecken Sie mit unserer Bücherliste, warum Bücher über Wikinger so beliebt sind.
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Piper Verlag GmbH
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„Außergewöhnlich und hervorragend geschrieben. “
VGDer preisgekrönte Roman aus Norwegen – kraftvoll, mitreißend, authentisch!
Grönland, 1293: Der junge Wikinger Arnar Vilhjalmsson darf an seiner ersten Walrossjagd teilnehmen. Doch an Bord trifft er auf den gefürchteten Stammesanführer Himin-Gorm und seinen Sohn Hûnvarg, die ihn trotz erfolgreicher Jagd fortan ihre Missgunst spüren lassen. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege, immer wieder muss Arnar kämpfen: gegen die strengen Verbote der verschiedenen Stämme, aber auch gegen die karge, unerbittliche Landschaft, gegen die Götter und nicht zuletzt auch um das Herz einer Frau.
Atmosphärisch erzählt…
Der preisgekrönte Roman aus Norwegen – kraftvoll, mitreißend, authentisch!
Grönland, 1293: Der junge Wikinger Arnar Vilhjalmsson darf an seiner ersten Walrossjagd teilnehmen. Doch an Bord trifft er auf den gefürchteten Stammesanführer Himin-Gorm und seinen Sohn Hûnvarg, die ihn trotz erfolgreicher Jagd fortan ihre Missgunst spüren lassen. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege, immer wieder muss Arnar kämpfen: gegen die strengen Verbote der verschiedenen Stämme, aber auch gegen die karge, unerbittliche Landschaft, gegen die Götter und nicht zuletzt auch um das Herz einer Frau.
Atmosphärisch erzählt und historisch fundiert
Bekannt ist vielen die Erzählung von Erich dem Roten, der in Norwegen und auf Island kontinuierlich für Ärger sorgte, bis er nach Grönland verbannt wurde. 984 n. Chr. läutete er dort die Wikingerzeit ein. Zwischen 984 n. Chr. und einem unbekannten Jahr im 15. Jahrhundert lebten die Wikinger in zwei Siedlungen an der Westküste. Obwohl sie eine blühende Gesellschaft aufbauten, die über 400 Jahre lang Bestand hatte, bleibt ihr Verschwinden eines von Grönlands großen Geheimnissen.
Tore Kvæven, geboren in Sirdal (Südnorwegen), arbeitet als Lehrer. Nebenbei ist er auch Schafzüchter und hütet eine Herde von 230 Schafen. Für „Eisiges Land“ wurde er mit allen wichtigen norwegischen Literaturpreisen ausgezeichnet.
„Großartiger Erzählstil: packend, anschaulich und unvorhersehbar.“ Adresseavisen
„Außergewöhnlich und hervorragend geschrieben.“ VG
„Stil, Inhalt und Sprachen sind absolut fesselnd.“ Fædrelandsvennen
Teil 1
Der Junge und das Walross
Vestribyggd, Grönland, im Jahr 1293
Wie ein flüchtiger Geist durchschneidet das Walross die Unterströmungen des Fjords. Ein Schatten, der an den stockdunklen Felswänden des Fjordgrundes vorbeifegt.
Doch was es hier unten sucht, wovon es schon früher so oft umschlossen wurde, ist nicht mehr da.
Stärker und stärker giert seine brennende Lunge nach Luft, doch noch immer haben sie sich nicht gelöst, die langen Holzpfähle, die sich in seinem Körper festgebissen haben. Das Walross glaubte, dass sie abfallen müssten, wenn es erst einmal tief [...]
Die Wikingerzeit fasziniert mit einer Mischung aus Geschichte, Mythologie und Abenteuer. Entdecken Sie mit unserer Bücherliste, warum Bücher über Wikinger so beliebt sind.
weitere Infos„Vor allem aber ist es der feinsinnige, atmosphärische, gelegentlich fast poetische Sprachstil, der Kvævens empfehlenswerten Roman zu einer besonderen Lektüre macht“
Saale Zeitung„Der Roman von Tore Kvæven bietet ebenfalls dichte, mitreißend erzählte Geschichten, aber darüber hinaus noch mehr. Er beschreibt die Kraft und Wut junger Männer, die keine eigenen Verluste scheuend sich in Kämpfe verstricken, in denen man durchaus die Nachrichten aus unserer Zeit wiedererkennt.“
NDR Kultur „Neue Bücher“„Stil, Inhalt und Sprache sind absolut fesselnd.“
Fædrelandsvennen„Großartiger Erzählstil: packend, anschaulich und unvorhersehbar.“
Adresseavisen„Außergewöhnlich und hervorragend geschrieben. “
VG„Eisiges Land“ spielt im Grönland des 13. Jahrhunderts und handelt von einer von Wikingern gegründete Siedlung. Wikinger selbst werden oft als brutale und furchtlose Krieger dargestellt, die die Meere durchstreifen und die Küsten plündern – die Menschen aus dieser Wikingersiedlung in Ihrem Buch entsprechen gar nicht dieser Vorstellung. Werden Wikinger in Norwegen anders wahrgenommen?
Auch die Norwegerinnen und Norweger stellen sich die Menschen der Wikingerzeit als einen rauen und hartgesottenen Haufen vor, der auf Segeln, Kämpfen und Plündern aus war: Eben unsere berühmten, brutalen und exotischen Vorfahren. Manche von uns werden sich zwar an die Isländersagas aus Schulzeiten erinnern, in denen die wir ihnen als normale, atmende Personen begegnet sind, aber die Sitten und Werte sind uns immer fremd geblieben.
Weitaus differenzierter ist da die Sicht der Historikerinnen und Historiker und von historisch interessierten Norweger:innen. Einerseits ist klar, dass die Brutalität und die damaligen Werte nichts sind, worauf man stolz sein sollte, andererseits ist es faszinierend, was in der Wikingerzeit geleistet wurde, und zwar nicht nur bei kämpferischen Auseinandersetzungen. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren die Wikinger die ersten Menschen auf der Erde, die insgesamt vier Kontinente gesehen haben – außer ihrem eigenen auch Afrika, Asien und Nordamerika. Dazu kommt noch die Gesetzgebung, die Dichtkunst, die Holz- und Eisenverarbeitung, die Gründung neuer Gesellschaften und neuer selbstverwalteter Nationen (Island und Grönland) und den Aufbau Norwegens selbst.
Mein Roman spielt zwar mehr als zweihundert Jahre nach ihrer Blütezeit, dennoch ist die Verbindung zu den Werten und der Lebensweise, die die Wikinger mitbrachten, als sie Grönland um das Jahr 980 nach Christus erstmals besiedelten, immer noch sehr stark.
Es ist nur wenig über die Besiedlung Grönlands durch die Wikinger bekannt, noch weniger sogar über den Untergang der Wikingersiedlungen. Dennoch beschreiben Sie ihr Alltagsleben so detailliert. Wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen?
Meine Hauptinformationsquelle waren Bücher über die nordische Kultur Grönlands: allen voran das der US-amerikanischen Historikerin Kirsten A. Seavers „The Frozen Echo“ und „The Last Vikings“. Zusätzlich habe ich eine Reise nach Grönland unternommen und war in den Bergen und entlang der Fjorde wandern, die im Roman eine Rolle spielen. Ich denke, mein persönlicher Hintergrund war auch sehr hilfreich: Ich bin auf einem kleinen Bergbauernhof in Norwegen aufgewachsen, habe einiges an Jagderfahrungen und habe einen Winter auf Island verbracht.
Weshalb haben Sie gerade diesen Zeitpunkt und Schauplatz gewählt, besteht dazu eine besondere Verbindung?
In meinem ersten Roman stammt meine Hauptfigur aus Grönland. Bei der Arbeit an diesem Roman habe ich viel über die nordische Geschichte Grönlands gelernt. Das Wachstum und der Niedergang einer Kultur am Rande der Welt. Ich wollte eine Geschichte schreiben, die am Wendepunkt dieser Ereignisse spielt.
Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund des Verschwindens eines Volkes. Im Mittelpunkt steht jedoch der junge Arnar, der trotz allem entschlossen ist, zu kämpfen und in dieser unwirtlichen Landschaft zu überleben. Können Sie etwas näher auf Arnars Motive eingehen?
Diesen Kontrast wollte ich in den Roman einfließen lassen. Harte Zeiten – ein schleichender Pessimismus – eine ganze Kultur, die sich selbst immer näher am Abgrund sieht, und gleichzeitig das Licht in den Augen eines jungen Menschen, die Unschuld und der Glaube von jemandem, der die Szene als Neuling betritt und trotz aller Widrigkeiten die Schönheit, eine große Zukunft und großartige Möglichkeiten sieht.
Arnar ist sowohl ein Träumer als auch ein Mensch der Tat. Er träumt von einer großen Zukunft. Einige seiner Ziele sind in greifbarer Nähe, andere sind vielleicht noch weiter entfernt. Es fehlt ihm jedoch an Realitätssinn, er ist nicht ganz in der Lage zu begreifen oder zu akzeptieren, dass die Kräfte, die um ihn herum im Spiel sind, der Kirche, der Familie, des Gesetzes, des Landes, stärker sind als seine eigenen. Wenn er das wüsste, wenn er es verstehen und akzeptieren würde, wäre sein Weg einfacher gewesen. Er realisiert auch erst spät, dass seine Handlungen nicht sein, sondern auch das Leben derer, die er liebt, beeinflusst.
Gibt es etwas, das Ihre Leser:innen aus dem Roman mitnehmen sollen?
In den Isländersagas hat man oft das Gefühl, dass eine bestimmte Wendung, ein gesprochenes Wort oder eine erhobene Axt, eine Reihe anderer Ereignisse nach sich zieht. Dass es sich ausbreitet wie Wellen im Wasser. Die Person oder die Personen, die in der Mitte der Geschichte stehen, sind in der Lage, den Lauf der Dinge zu verändern, manchmal zum Guten, manchmal zum Schlechten, aber nichts kann mehr aufgehalten werden.
Ich würde also sagen, ich möchte, dass die Leser dies mitnehmen. Auch wenn sie es wahrscheinlich schon wussten.
Bewertungen
Lesenswerter, historisch interessanter Wikinger-Roman
REZENSION – Allzu oft greifen Leser zu Neuerscheinungen bereits bekannter Schriftsteller in der trügerischen Hoffnung, damit nicht enttäuscht werden zu können. Doch nur selten kann ein solches Buch wirklich überraschen, kennt man doch schon frühere Werke des Autors. Deshalb empfehle ich oft und i…
REZENSION – Allzu oft greifen Leser zu Neuerscheinungen bereits bekannter Schriftsteller in der trügerischen Hoffnung, damit nicht enttäuscht werden zu können. Doch nur selten kann ein solches Buch wirklich überraschen, kennt man doch schon frühere Werke des Autors. Deshalb empfehle ich oft und immer wieder gern, hin und wieder den Roman eines noch völlig unbekannten Autors zu wählen und sich von dessen Inhalt und Sprache einfach mal überraschen zu lassen. Eine solche literarische Überraschung ist zweifellos der aus mehreren Gründen faszinierende, im November im Piper-Verlag veröffentlichte Roman „Eisiges Land“ des norwegischen Schriftstellers Tore Kvæven (54), hauptberuflich Schafzüchter und ehemals Dorflehrer. Sein bereits 2018 in Norwegen erschienener Wikinger-Roman wurde meines Erachtens völlig zu Recht mit allen wichtigen norwegischen Literaturpreisen, vor allem dem renommierten Brageprisen, ausgezeichnet.
Allein schon Ort und Zeit der Handlung faszinierten mich, zumal sich Kvæven damit von gängigen historischen Romanen auf dem deutschen Buchmarkt abgrenzt: Der Norweger versetzt seine Leser ins mittelalterliche Grönland der 1290er Jahre. Es ist jene Zeit, in der sich der Niedergang der Wikinger schon abzeichnet und im düster klingenden Originaltitel des Romans „Når landet mørknar“ – auf Deutsch etwa „Wenn das Land dunkler wird“ – besser zum Ausdruck kommt. Es ist eine Zeit des Umbruchs: Wir lesen vom jungen Christentum auf Grönland im Widerstreit mit dem heidnischen Götterglauben, von Kämpfen zwischen Grönländern und eindringenden Inuit, zwischen Kavdlunaken und Skrälingern.
Nach der Landnahme Grönlands durch Erik den Roten im Jahr 985 hatten es die Grönländer trotz des schwierigen Lebensumfelds durch regen Seehandel mit Norwegen und sogar Vinland, dem späteren Amerika, zu wirtschaftlicher Blüte gebracht, was die Siedler des ausgehenden 13. Jahrhunderts allerdings nur noch aus überlieferten Erzählungen wissen. Denn längst ist dieser Schiffsverkehr abgebrochen. Es gab kein Baumaterial für eigenen Schiffbau, weshalb man ohne jeglichen Handelskontakt nur noch von dem leben konnte, was Grönland, seine karge Landschaft und das Meer hergaben.
In Kvævens Roman lernen wir den jungen Wikinger Arnar Vilhjalmsson kennen, Sohn eines Bergbauern, der an seiner ersten Walrossjagd teilnehmen darf. In den nächsten Jahren widersetzt sich der junge Wikinger auf dem Weg zum erfolgreichen Hofbesitzer nicht nur den Geboten seines Stammesführers und bricht mit den tradierten Gesetzen der Wikinger, sondern geht zudem ein Liebesverhältnis mit der jungen Eir ein, die bereits einem anderen versprochen ist. Deshalb kommt es unweigerlich zum Kampf zwischen beiden auf dem Blutanger, wo schon immer Stammesfehden blutig ausgetragen wurden.
Doch es ist nicht allein die Handlung das Wesentliche und Spannende am Roman, zumal dieser ohnehin erst im zweiten Teil wirklich an Dramatik gewinnt. Das eigentlich Faszinierende ist die anschauliche und in Einzelheiten gehende Schilderung der Lebensumstände und des gewöhnlichen Alltags der Siedler zu jener Zeit in Grönland. Der Autor lässt uns am Walfang und an Walrossjagden der Fjordbewohner ebenso wie am Landleben der Schaf- und Viehzüchter in den Bergen teilnehmen. Wir erfahren, wie die Häuser und Hütten gebaut wurden, wie die Wikinger darin gelebt und wie sie ihre Werkzeuge, Arbeitsgeräte und Waffen gebaut haben. Es ist faszinierend, wie der Autor es schafft, eine Vielzahl eigentlich trockener Sachinformationen so geschickt in die Handlung einzubauen, ohne der Handlung die Spannung zu nehmen, sondern dadurch eher lebendiger werden zu lassen.
Vor allem aber ist es der feinsinnige, atmosphärische, gelegentlich fast poetische Sprachstil, der Kvævens empfehlenswerten Roman zu einer besonderen Lektüre macht, wobei selbstverständlich dessen wirklich gelungene Übertragung ins Deutsche der erfahrenen Übersetzerin Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann zu verdanken ist. Nach „Eisiges Land“ kann man deshalb nur hoffen, dass der Piper Verlag auch Kvævens bereits 2011 veröffentlichtes Debüt „Hard er mitt lands lov“ (Hart ist das Gesetz meines Landes) ihr zur Übersetzung gibt, der zu Beginn der Besiedlung Grönlands im Jahr 1010 spielt, also 300 Jahre früher zur Zeit des Wikingers und Amerika-Entdeckers Leif Eriksson.
Zart und roh, karg und überreich
In dieses Buch wurde ich sofort hineingezogen. Bereits die erste Szene machte mich sprachlos: Dieser Junge, dessen Hände noch nicht so gross sind wie die der Männer, und dessen Gesicht fast so schön ist wie das eines Mädchens, «als ob das Land, das ihn nährt, noch keinen Schaden an ihm angerichte…
In dieses Buch wurde ich sofort hineingezogen. Bereits die erste Szene machte mich sprachlos: Dieser Junge, dessen Hände noch nicht so gross sind wie die der Männer, und dessen Gesicht fast so schön ist wie das eines Mädchens, «als ob das Land, das ihn nährt, noch keinen Schaden an ihm angerichtet hätte„, wird einem alten, stark beschädigten Walross in einer spannenden Jagd gegenübergestellt. Eine unvergessliche Eröffnung. Nur sehr selten gelingt es einem Autor, aus der Perspektive eines Tieres zu schreiben, ohne es zu vermenschlichen oder den Leser zu Tode zu langweilen (ausser Aitmatov – und nun eben Tore Kvaeven – fällt mir gerade niemand ein). Nicht nur die Tiere, auch die Boote, die Werkzeuge, die Waffen, die Landschaft sind beseelt, ja sogar das Schicksal, das die Berge hinunterkriecht und an den Türen kratzt, wenn der Sommer kurz und die Jagd schlecht war! Die Menschen sind ein Teil davon, eng verflochten mit allem anderen Lebendigen. Dies beschreibt die heidnisch-animistische Psyche sehr anschaulich. Normalerweise wirkt es blutleer oder künstlich, wenn Schriftsteller so etwas versuchen, aber hier ist es rundum gelungen. Man spürt, dass da jemand schreibt, der selbst Landwirtschaft betreibt, jagt, fischt und dem Land eng verbunden ist. Es wirkt natürlich und absolut überzeugend.
Die Grönland-Siedlung steht im Niedergang. Arnar und seine Schicksalsgenossen wissen es nur noch nicht. Der Leser aber taucht ab in die tiefe Melancholie der Vorahnung: die Boote, die langsam zerfallen. Drei schlimme Winter in Folge. Arnars Mutter, die schon längst gestorben ist, und die Jungen, die nicht so recht wissen, ob die Götter eigentlich noch zugegen sind. Eindeutig, es wird kälter, und eine Ära geht dem Ende zu.
Praktisch auf jeder Seite fand ich einen überwältigend schönen Satz, ein unvergessliches Bild, eine verblüffend präzise Beobachtung oder Metapher. Wenn die Seegöttin nicht gewesen wäre, die…, dann wäre ich wütend geworden über ... (aber das darf ich leider nicht verraten!). Ein hungriger Bär sorgte dafür, dass mir zum ersten Mal seit vielen Jahren beim Lesen das Herz bis in den Hals hinauf pochte. Und für eine grosse Trauer wurde ich mit einem Bild von Menschen an Feuern entschädigt, das zu den allerschönsten Passagen gehört, die ich in der Literatur überhaupt kenne.
Bisher habe ich noch in jedem historischen Roman wenigstens einen Recherche-Fehler gefunden. Tomaten im antiken Griechenland, Aprikosen im Aztekenreich, eine Armbanduhr, bevor sie erfunden wurde, diese Art von Fehler. Nicht die geringste Flapsigkeit in diesem Buch. Ich bin beeindruckt von dem detaillierten Wissen des Autors über die Grönland-Siedlung und die damalige Zeit. Wir bekommen farbige, dreidimensionale Schilderungen, vom Alltagsleben, den Werkzeugen, der Arbeit, über Flora, Fauna, Topographie und Klima, bis hin zum politischen System, zur Rechtsprechung und zu der Spannung zwischen alter und neuer Religion. Sogar die Symbolik ändert sich, je nachdem, ob wir uns gerade im Kopf eines Heiden oder eines Christen befinden. Und nie hat man dabei das Gefühl, ein trockenes Sachbuch zu lesen, sondern dass man hautnah am Leben auf Grönland teilnimmt und ganz nebenbei jede Menge lernt (ich hatte beispielsweise keine Ahnung, woher man im baumlosen Grönland das Holz bekam, und wie man es für den späteren Gebrauch konservierte).
Vor allem aber ist “Eisiges Land„ auch ein berührendes Buch. Zarte Gefühle verschiedenster Art (junge Liebende, alte Liebende, Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Freundschaften, Menschen und Tiere, Menschen und Orte, sogar Blumen) stehen in starkem Kontrast zu der ungeheuren Härte dieses Landes und jener Zeit, sowie zu der Tatsache, wie wenig ein Leben damals wert war, ob es sich nun um einen Menschen, ein Schaf oder einen Hund handelte. Dass der Autor niemals Partei ergreift, ist ein ganz besonderes Verdienst. Nicht zwischen Mensch und Natur, nicht zwischen verschiedenen Völkern, nicht zwischen den Geschlechtern. Nicht eine Unze Moralin, kein erhobener Zeigefinger, keine Predigt. Kein Klimawandel (ah, hurra!), und schon gar keine Geschichtsverzerrung, um noch irgendeine zeitgeistige Agenda unterzubringen. DANKE! Das ist ja mittlerweile so selten, dass man sehr vorsichtig wird mit zeitgenössischen Autoren und im Zweifel lieber verzichtet.
Tore Kvaeven ist ein begnadeter Erzähler und definitiv auch ein Dichter. Er hat nicht nur ein hochspannendes Seemannsgarn abgeliefert, das spätestens ab der Hälfte gar in einen atemlosen Page-Turner umschlägt, sondern auch ein höchst poetisches, sensibles Buch. So dass man sich beim “page-turnen» dauernd am Riemen reissen muss, langsamer zu lesen, um die wunderbaren Bilder nicht zu verpassen. Er hat es gewagt, seine Seele blosszulegen, so zumindest habe ich es empfunden. Wer tut das in der zynischen Post-Postmoderne noch? Mutig, zart und roh. Wild und auf fast altmodische Art zivilisiert (was ich sehr schätze). Karg und überreich. Dieses Buch bekommt einen Ehrenplatz in meinem Regal!
Übersetzung: die Übersetzugen von Gabriele Haefs sind mir schon früher aufgefallen, sie sind von konstant hoher Qualität. Da ich keine der skandinavischen Sprachen beherrsche, kann ich es nicht nachprüfen, aber ich habe immer den Eindruck, dass sie das Einzigartige in der Stimme eines Autors und die Atmosphäre eines Buches 1 zu 1 ins Deutsche hinüberbringt. Sehr gelungene Übersetzung von Andreas Brunstermann und Gabriele Haefs auch hier.
Ausstattung: für dieses Buch hätte ich mir unbedingt Karten gewünscht. Und allenfalls einen kurzen historischen Abriss über die Grönlandsiedlung.