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Wir dachten, das Leben kommt noch
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„Gegenwart und Vergangenheit verbinden sich und fesseln die Leserinnen und Leser von der ersten bis zur letzten Seite, nicht zuletzt aufgrund der herausragenden Erzählkunst von Elisabeth Sandmann.“
Der Kultur BlogBeschreibung
Die gefeierte Autorin und Verlegerin Elisabeth Sandmann hat einen Roman geschrieben, der den Bogen über Jahrzehnte spannt und fragt, wie weit man im Widerstand gehen muss.
Pat bekommt überraschend einen Anruf der BBC-Moderatorin Gwen, die sich für ihre Vergangenheit interessiert. Aber will sie darüber überhaupt reden? Nach so vielen Jahrzehnten, in denen sie kein Sterbenswort verraten durfte? Jahre, in denen sie dachte, das Leben kommt noch? Pats Vergangenheit führt tief hinein in ein unbekanntes Kapitel wagemutiger Frauen des Widerstands, die Sabotageakte verübten, geheime Funksprüche…
Die gefeierte Autorin und Verlegerin Elisabeth Sandmann hat einen Roman geschrieben, der den Bogen über Jahrzehnte spannt und fragt, wie weit man im Widerstand gehen muss.
Pat bekommt überraschend einen Anruf der BBC-Moderatorin Gwen, die sich für ihre Vergangenheit interessiert. Aber will sie darüber überhaupt reden? Nach so vielen Jahrzehnten, in denen sie kein Sterbenswort verraten durfte? Jahre, in denen sie dachte, das Leben kommt noch? Pats Vergangenheit führt tief hinein in ein unbekanntes Kapitel wagemutiger Frauen des Widerstands, die Sabotageakte verübten, geheime Funksprüche absetzten, lautlos töten mussten und beständig unterschätzt wurden. Gwen findet auf einer Recherchereise nach Paris nicht nur Erstaunliches über ihre verwegene Großmutter heraus, die dort in den Jahren der Okkupation lebte. Sie entdeckt auch jenen Schlüssel, der es Pat ermöglichen wird, sich der eigenen Erinnerung zu stellen.
Pats Geschichte reicht Jahrzehnte zurück und fühlt sich noch heute so brisant an, dass einem beim Lesen der Atem stockt.
Exzellent recherchiert, klug und mitreißend
Stimmen zu Elisabeth Sandmanns SPIEGEL-Bestseller „Porträt auf grüner Wandfarbe“:
„Elisabeth Sandmann ist in ihrem Roman das Kunststück gelungen, das Schwere und das Leichte zusammenzubringen.“ MDR
„Eine pralle Familiengeschichte. Die Frauen in diesem Roman lassen sich nicht unterkriegen. Sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand.“ SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
„Raffiniert setzt sich die Geschichte aus Erzählungen, Tagebüchern und Briefen zusammen, aus der Überschneidung von Orten und Zeitebenen und über eine große Bandbreite sozialer Milieus.“ Neue Zürcher Zeitung
„Elisabeth Sandmanns Debüt überzeugt mit starken Heldinnen und Geheimnissen, die Generationen in Atem halten.“ BRIGITTE

Medien zu „Wir dachten, das Leben kommt noch“
Über Elisabeth Sandmann
Events zum Buch
Elisabeth Sandmann liest aus „Wir dachten, das Leben kommt noch“ in Berlin
Aus „Wir dachten, das Leben kommt noch“
Die plötzliche Erinnerung
London 1998
Es gab Wochenenden, an denen lief alles anders als geplant, und genau so ein Wochenende neigte sich gerade dem Ende zu. Gwendolyn, die von allen nur Gwen genannt wurde, war mit der Vorbereitung für ihre morgige Radiosendung längst nicht so gut vorangekommen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie ging in die Küche und bereitete einen Tee aus Ingwer und Zitrone zu, in den sie noch einen Löffel Honig gab. Ein Infekt hatte sie ins Bett gezwungen, und nun war es bereits Sonntagnachmittag, und bis morgen musste der Beitrag über die [...]
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Pressestimmen
„Die Münchnerin (mixt) zu Herzen gehende Frauenschicksale mit historisch verbürgter James-Bond-Spannung.“
DONNA„Gegenwart und Vergangenheit verbinden sich und fesseln die Leserinnen und Leser von der ersten bis zur letzten Seite, nicht zuletzt aufgrund der herausragenden Erzählkunst von Elisabeth Sandmann.“
Der Kultur Blog„Wir werden bis zum Ende gehen. Wir werden in Frankreich kämpfen, wir werden auf den Meeren und Ozeanen kämpfen. Wir werden mit wachsender Zuversicht und wachsender Stärke in der Luft kämpfen. Wir werden unsere Insel verteidigen, wie hoch auch immer der Preis sein mag. Wir werden an den Stränden kämpfen, wir werden an den Landungsplätzen kämpfen, wir werden auf den Feldern und auf den Straßen kämpfen, wir werden in den Hügeln kämpfen. Wir werden uns nie ergeben.“ Winston Churchill, 4. Juni 1940
Der britische Premierminister war erst wenige Wochen im Amt, als er mit dem Versagen der alliierten Streitkräfte und der Niederlage Frankreichs konfrontiert war, dennoch war sein Handeln vom ersten Tag seiner Amtszeit an geprägt von einem die ganze Insel erfassenden Willen zum Sieg. Dazu gab es angesichts der nur etwa zwanzig Meilen Distanz zwischen dem französischen Küstenstädtchen Calais und dem englischen Dover auch keine Alternative.
Churchill setzte daher nicht auf Verhandlungen, es gab für ihn nur einen Plan A, und der sah die vollständige Vernichtung der Nationalsozialisten und Faschisten in Europa vor. Hierfür musste, schon im eigenen Interesse, der Widerstand im besetzten Frankreich gestärkt werden. Der 1940 noch weitgehend unbekannte General de Gaulle appellierte von England aus an seine Landsleute, das Vichy Regime (einer Marionettenregierung, benannt nach ihrem Sitz in dem französischen Kurort Vichy) und die deutschen Besatzer mit allen Mitteln zu bekämpfen. Seine regelmäßigen Ansprachen und aufrüttelnden Reden wurden von der BBC über den speziell hierfür eingerichteten Sender „Radio France“ verbreitet.
Dennoch wollte sich der britische Premierminister nicht alleine auf die französische Résistance verlassen und startete im Juli 1940 den Aufbau einer speziellen Einsatzgruppe, die sogenannte „Special Operations Executive“, kurz SOE, die in allen von der Wehrmacht besetzten Gebieten aktiv war, und so auch in Frankreich, hier bekannt als Sektion F. Alles an dieser Organisation war anders, als andere Guerillaeinheiten oder Agentennetzwerke, aber ganz besonders war es die Tatsache, dass zum ersten Mal Frauen aufgenommen und für Kampfhandlungen in der gleichen Intensität und Weise wie die männlichen Kombattanten ausgebildet wurden.
Churchill nannte diese mit allen Mitteln agierende Gegenwehr „ungentlemanly warfare“. (Gemeint war natürlich auch die unwomanly warfare!) Wie nicht anders zu erwarten, führten Rekrutierung und Ausbildung dieser hochmotivierten und ebenso patriotischen Aspirantinnen und Aspiranten zu Kontroversen im Britischen Nachrichtendienst und der Spionageabwehr. Sie würden, so befürchtete man, die eigenen Maßnahmen stören und seien völlig unerfahren, zudem waren noch nie Frauen in feindliches Gebiet geschickt worden, um dort Kampfhandlungen vorzubereiten oder auszuführen. (Dies war ab 1942 der Fall.) Churchill schreckten derlei Bedenken nicht, und so wurde der frankophile Kolonel Maurice Buckmaster Chef der Sektion F.
Er rekrutierte die polyglotte Vera Atkins, machte sie bald zur stellvertretenden Direktorin und hob sie in den Rang einer Spionageoffizierin. Eine, wie sich herausstellen sollte, exzellente Wahl. Die 39 Frauen und 431 Männer, die das Auswahlverfahren bestanden hatten, mussten als Grundvoraussetzung akzentfrei und fließend Französisch sprechen. Häufig hatten sie ein französisches Elternteil, sie kannten Land, Leute und Gebräuche in der Regel gut und sie fühlten sich Frankreich ebenso wie England verbunden.
Die meisten von ihnen kamen aus zivilen Berufen, waren völlig unerfahren und blutjung, aber ihr Wille für Freiheit, Demokratie und die Nation zu kämpfen, überlagerte persönliche Bedenken und sicher auch Ängste. Manche von ihnen ließen als junge Mütter sogar ihre Kinder zurück. Im SOE-Training lernten sie mit dem Fallschirm abzuspringen, Waffen unterschiedlichster Gattung und Herkunft zu bedienen, Funkgeräte zu beherrschen, Kurierdienste und Spionagetätigkeiten auszuführen oder Sprengsätze zu bauen und zu zünden, und sie lernten zu töten.
Sie wussten, dass ihr Einsatz lebensgefährlich war und unter den Funkerinnen und Funkern war die Todesrate besonders hoch. Diese mussten den Morsecode erlernen, schnell sein und ständig nach einem Ort suchen, von dem aus sie ihre Funksprüche nach London absetzen konnten. Die Deutschen konnten mit ihren Funkspürwagen die Tätigkeit von Funkerinnen und Funkern immer wieder orten – mit fatalen Folgen.
Die SOE agents wurden mit einer neuen Identität und sogenannten „cover stories“ ausgestattet, die sie im Schlaf beherrschten, und sie bekamen eine Ahnung davon, was ihnen bei Verhören und Folter drohte. Zu den Sabotagezielen gehörte es, empfindliche Infrastrukturen, Transportsysteme- oder Routen, Industrien für die Kriegsproduktion oder Telefonnetze zu stören oder zu zerstören. Hierbei arbeiteten sie eng mit den französischen Widerstandsnetzwerken, den Résaux der Résistance, zusammen, die zwar alle ein Ziel verfolgten, dies aber auf sehr voneinander verschiedene Weise. Von französischen Kollaborateuren wurden sie in beeindruckendem Maße verraten und unterwandert, was den Tod vieler zur Folge hatte.
Dass auch in London schwerwiegende Fehler passierten und verschlüsselte Nachrichten, die ohne Security Check verschickt worden waren, nicht als Notmeldung erkannt wurden und dadurch ganze Netzwerke der eigenen Leute aufflogen, gehört zu einer Reihe vermeidbarer Tragödien. Frauen zogen während ihres Einsatzes meist weniger Aufmerksamkeit auf sich, zumal, wenn sie mit Gepäck (und den in Koffern versteckten Funkgeräten) unterwegs waren, auch konnten sie sich bei Kontrollen oft schneller herausreden als Männer, zumal Männer in Militär oder Arbeitsdiensten zwangsverpflichtet waren.
Gerade auch das rückständige Frauenbild der Deutschen verhalf den Agentinnen dabei, Aktionen erfolgreich auszuführen. Wer glaubte schon, dass sich in einem Einkaufsbeutel ein Sprengsatz oder im Kinderwagen Waffen befanden? Manche der SOE Agentinnen (und Agenten) waren über einen langen Zeitraum im Einsatz, andere nur kurz. Sie sprangen mit Fallschirmen ab oder sie erreichten in Booten die französische Küste, meist im Schutz der Dunkelheit. Wenn alles gut ging, trafen sie auf Verbindungsleute, die sie für eine Nacht versteckten, ab dann mussten sie ihren Weg alleine finden und das in Städten und Dörfern, in denen sie noch nie gewesen waren. Dabei war es wichtig, nicht aufzufallen und Unwissenheit geschickt zu überspielen.
Sie waren ausgestattet mit raffinierten Waffen und Hilfsmitteln, wie in Füllfederhaltern versteckten Messern, in Manschettenknöpfen befindlichen Kompassen, mit schallgedämpften Revolvern. Diese extra für geheime Manöver entwickelten Waffen, Hilfsmittel, Geräte etc. faszinierten Ian Fleming als MI-5 und SOE-Offizier in der Spionageabwehr des Britischen Geheimdienstes so sehr, dass er seine Romanfigur James Bond mit diesen „Gadgets“ in den 1950er Jahren ausstattete. Einzig sein Frauenbild blieb unbeeindruckt von den in seinem Umfeld agierenden Agentinnen, Spioninnen, Kämpferinnen. Schade eigentlich. Man konnte sich in einem letztlich fremden Land auf vielfältige Weise verraten, etwa indem man bei der Überquerung einer Straße gewohnheitsmäßig zuerst nach links sah (in England herrschte ja Linksverkehr) und damit eine Vollbremsung auslöste oder nicht mitbekommen hatte, dass der Zugfahrplan vor Monaten geändert worden war.
Auf die Unterstützung durch die Bevölkerung, die sich mit der deutschen Besatzung zunächst arrangiert hatte, konnten die SOE-Frauen und -Männer nur sehr eingeschränkt rechnen. Der Widerstand nahm aber in dem Maße zu, in dem die Folgen von Repressionen und Hunger die Familien erreichten und sie von Lebensmittelmarken nicht mehr leben konnten. Einen Wendepunkt stellte zudem die von der Vichy-Regierung akzeptierte Zwangsrekrutierung für den Arbeitsdienst in Deutschland (STO) dar, was nichts anderes bedeutete, als dass Franzosen in deutschen Fabriken schuften sollten.
Hinzukam die hemmungslose Ausplünderung des Landes, darunter beispiellose Mengen Wein, Champagner, Delikatessen, Grundnahrungsmittel, Bodenschätze, Industriegüter ebenso wie wertvolle Kunstwerke und Möbel aus jüdischen Sammlungen, aber auch Hausrat von weniger betuchten Menschen, die ins „Reich“ transportierten wurden. Die jüdischen Bürgerinnen und Bürger hatten sich in Frankreich als Franzosen (aber auch als Emigranten) sicher gefühlt, wurden nun aber durch die 1940 von Vichy veranlassten Judenstatute aus allen öffentlichen Ämtern entlassen, diskriminiert und ihrer Rechte beraubt. Ausländische Juden wurden interniert, es sei denn, ihnen war noch rechtzeitig die Flucht in die „freie Zone“ gelungen, so der Musikerin Clara Haskil, die 1941 mit ihrer Schwester und einem Tumor im Kopf nach Marseille floh.
1942 begannen die Deportationen, und alle Jüdinnen und Juden ab dem 6. Lebensjahr mussten den gelben Stern zu tragen. Marschall Pétain hatte mit seinem Aufruf zur Kollaboration mit dem deutschen Reich nicht nur sein Land und dessen Werte universeller Menschenrechte verraten, er hatte die jüdische Bevölkerung Verfolgungen und Demütigungen ausgesetzt, die sogar die Deutschen erstaunten. Besonders menschenverachtend zeigte sich das Vichy-System, als nach Razzien am 16. und 17. Juli 1942 im Velodrome d´Hiver (Stadion für Winter-Radsport) in Paris über 8.000 Jüdinnen und Juden unter katastrophalen Bedingungen tagelang festgehalten wurden, darunter über 4.000 Kinder.
Nach fünf Tagen wurden diese Menschen, so sie die Tortur überlebt hatten, in das Durchgangslager Drancy und dann nach Auschwitz verschleppt, wo die überwiegende Mehrheit von ihnen den Tod fand. Ausschließlich französische Polizisten und Gendarmen waren in großer Zahl an der Aktion in Paris beteiligt, die als „la grande rafle du Vel’ d’Hiv’“ bezeichnet wird. Erst 53 Jahre später, am 16. Juli 1995, erkannte Jacques Chirac als erster französischer Staatspräsident die Mitschuld der Franzosen an Verfolgung und Tod der jüdischen Bevölkerung im eigenen Land an und zerstörte damit den Mythos eines sich den Deutschen und der Vichy-Regierung mutig widersetzt habenden Volkes. Unbestritten bleibt dennoch, dass es, abgesehen von den Mitgliedern der Résistance, Französinnen und Franzosen gab, die ihre Menschlichkeit behielten und Verfolgten auf vielfältige Weise beistanden und ihnen ohne lange nachzudenken, halfen.
Für den Sieg über die Unterdrücker war die erfolgreiche Landung der alliierten Truppen 1944 in der Normandie, die als D-Day in die Geschichtsbücher eingegangen ist, entscheidend. Eine große Rolle während der gesamten Besatzungszeit spielte die BBC, die mit ihren Nachrichtensendungen eine weitgehend objektive Berichterstattung ermöglichte und durch die Übermittlung verschlüsselter Botschaften die Moral des Widerstands stärkte und ihn ganz praktisch intensiv unterstützte. Auch für eine erfolgreiche Invasion der Alliierten lieferten die SOE-Frauen und -Männer im Vorfeld und im unmittelbaren Verlauf entscheidende Informationen und verkürzten so den Krieg nachweislich. Sie verhinderten das schnelle Voranschreiten ganzer Panzerdivisionen durch Sabotageakte, übermittelten exakte Koordinaten für die Bombardierungen wichtiger Ziele und stärkten in erheblichem Umfang die mittlerweile überall agierenden Widerstandsgruppen.
Doch für jeden Sabotageakt wurden französische Zivilisten, mitunter ganze Dörfer, willkürlich in Geiselhaft genommen und viele unschuldige Menschen, darunter Alte, Frauen und Kinder erschossen. Am 25. August 1944 erlebte Paris, und im Februar 1945 das Elsass, als letztes von den Deutschen besetztes, französisches Gebiet die Befreiung. Etwa 75.000 Juden, darunter 11.400 Kinder waren deportiert und ein Großteil von ihnen in Auschwitz umgebracht worden. Von den 39 SOE-Frauen der Sektion F starben 13 in deutschen Konzentrationslagern.
Da, im Unterschied zu den männlichen Agenten, Frauen nicht „offiziell“ auf feindlichem Gebiet eingesetzt wurden, fehlten Hinweise auf ihr Schicksal. Vera Atkins, die von London aus agierende SOE-Nachrichtendienst-Offizierin, hatte es sich darum zum Ziel gesetzt, unmittelbar nach Kriegsende nach den Frauen zu suchen, deren Schicksal ungewiss war. Sie fuhr in das gerade befreite Paris und später in das völlig zerstörte Deutschland, um in einem unvorstellbaren Chaos nach ihren „girls“ zu fahnden. Dabei sah sie mit eigenen Augen das unvorstellbare Leid der Überlebenden und bekam eine Vorstellung von der Tötungsmaschinerie in den Lagern. Es gelang ihr, bei allen nach Deutschland verschleppten Frauen zu rekonstruieren, wie und wo sie gestorben waren oder wer überlebt hatte. Nach dem Krieg gab es für diese durch Haft und Folter traumatisierten Frauen meist weder therapeutische noch finanzielle Unterstützung, obgleich einige von ihnen sexuelle Gewalt erlebt hatten und durch die Folter arbeitsunfähig geworden waren. Berichte zeugen davon, dass Angehörige Lagerhäftlinge bei ihrer Rückkehr nicht mehr erkannten, als sie sie zum ersten Mal wiedersahen. Besonders eindrucksvoll schildert dies Marguerite Duras in ihrer Erzählung „La douleur“, der Schmerz.
Man tat sich nach dem Krieg zudem schwer, anzuerkennen, was Frauen im Widerstand, der Résistance, in Untergrundarmeen und als Guerillakämpferinnen geleistet hatten. Ungesagt und ungehört blieb auch, was sie in den Folterkammern und Lagern erleiden mussten. Viele der Frauen konnten und wollten nicht über ihre Erlebnisse sprechen, und die Fragen, die man ihnen stellte, offenbarten oft ein erschreckendes Maß an Unkenntnis und mangelnder Sensibilität. Auszeichnungen von Britischen Behörden, wie der Orden MBE (Order of the British Empire) wurden den Frauen häufig für „zivile Dienste“. verliehen. Pearl Cornioley, die eine Einheit von 3.000 Maquis (Partisaninnen und Partisanen in Wäldern und wenig bewohnten Gebieten) erfolgreich gegen die Deutschen führte, erklärte empört, nichts an ihrem Einsatz sei „zivil“ gewesen, woraufhin man ihr die deutlich gewichtigere Auszeichnung für ihre militärischen Leistungen zusprach.
In den letzten zehn Jahren sind Sachbücher, Romane und Filme über die SOE-Frauen erschienen, dennoch ist ihr Einsatz vor allem in Frankreich und Deutschland weitgehend unbekannt. Nicht hoch genug einschätzen kann man ihren selbstlosen Einsatz für Freiheit und Demokratie. Und genau das macht „Wir dachten, das Leben kommt noch“ so aktuell, denn wer von uns wäre zu solchen Opfern bereit? Winston Churchill, der die Briten mutig und strategisch klug durch den Krieg navigiert hatte, verlor am 26. Juli 1945 die Unterhauswahlen. Er aber war es, der die Amerikaner davon überzeugte, in den Krieg einzutreten, und nur dadurch war der Sieg gegen Nazi-Deutschland errungen worden. Seine kleine, schlagkräftige SOE-Einsatzgruppe leistete mit Mut, Raffinesse, Durchsetzung, Kampfgeist, Intelligenz, Präzision und Selbstlosigkeit dafür mehr, als er sich möglicherweise vorstellen konnte.
Elisabeth Sandmann





























Bewertungen
Die vergessenen Heldinnen der SOE
Gwendolyn Farleigh (Gwen) ist eine Moderatorin bei BBC und bekommt die Chance ein Buch herauszugeben. Ein Buch über die Frauen bzw. die Agentinnen der SOE (Special Operations Executive), die im 2. Weltkrieg, ebenso wie ihre männlichen Kollegen, viel riskiert haben und mit dafür verantwortlich war…
Gwendolyn Farleigh (Gwen) ist eine Moderatorin bei BBC und bekommt die Chance ein Buch herauszugeben. Ein Buch über die Frauen bzw. die Agentinnen der SOE (Special Operations Executive), die im 2. Weltkrieg, ebenso wie ihre männlichen Kollegen, viel riskiert haben und mit dafür verantwortlich waren, dass der 2. Weltkrieg für die Alliierten siegreich enden konnte. Diese Frauen wurden nach dem Krieg gar nicht bis kaum erwähnt, wohingegen die männlichen Agenten geehrt wurden.
Wie Gwens eigene Geschichte mit der von Pat verwebt ist und was Gwens Großmutter für eine Rolle in Paris in den 1940er Jahre gespielt hat, ist eine Geschichte, die über mehrere Zeitebenen spielt und aus der Sicht verschiedener Personen erzählt wird.
Das Buch war für mich kein Buch, dass ich mal eben so weggelesen habe. Es hat mich gefesselt und nachdenklich gemacht. Nachdenklich auch deshalb, weil es für dieses Jahr bereits mein drittes Buch über die Zeit der Besatzung Paris' im 2. Weltkrieg war. Dass das Vichy-Regime durchaus nicht unschuldig ist, was damals passiert ist, und dass es Menschen braucht, die an das richtige glauben und handeln.
"Aber das wichtigste war doch, dass diese Menschen Menschen geblieben waren, richtige Menschen."
Dieses Zitat trifft den Kern des Buches für mich. Mit all den Entscheidungen, die Pat und ihre Kolleginnen und Kollegen treffen mussten, sind sie Menschen geblieben, Menschen, die ihr besorglichstes gegeben haben, um die Gräueltaten des Naziregimes einzudämmen, zu verhindern und am Ende die Welt besser zu machen.
Für mich gibt es eine klare Leseempfehlung und das Buch ist eines meiner Jahres-Highlightes.
Geheime Mission
BBC-Moderatorin Gwen soll für ein neues Buch recherchieren, Arbeitstitel: unbekannte Pionierinnen. Konkret kontaktiert Gwen die Engländerin Pat, welche im Zweiten Weltkrieg für die sogenannte SEO (Special Operations Executive) im Einsatz war und verschlüsselte Funknachrichten von Frankreich nach …
BBC-Moderatorin Gwen soll für ein neues Buch recherchieren, Arbeitstitel: unbekannte Pionierinnen. Konkret kontaktiert Gwen die Engländerin Pat, welche im Zweiten Weltkrieg für die sogenannte SEO (Special Operations Executive) im Einsatz war und verschlüsselte Funknachrichten von Frankreich nach London gesendet hat, eine gefährliche Aufgabe, die von so manchem Mitglied der Truppe mit dem Leben bezahlt worden ist. Dass sie dabei auch noch Geheimnisse ihrer Großmutter aufdeckt, ahnt Gwen anfangs natürlich nicht.
Brisante Geschehnisse aus dem britischen Nachrichtendienst stehen in diesem Roman im Mittelpunkt, akribische Recherche und die Einbettung in eine fiktive Geschichte verleihen dem Ganzen eine authentische Note. Speziell zu Beginn des Buches sind jedoch die beiden Zeitebenen verwirrend, da auch in der Gegenwartshandlung (1998) Rückblenden, Erzählungen und besprochen Kassetten immer wieder in die 1940er-Jahre zurückführen. Zudem muss man achtgeben, dass man die drei Namen Lily, Lilou und Laura nicht durcheinanderbringt. Hat man aber einmal den Überblick, dann entspinnt sich vor dem geistigen Auge des Lesers eine abwechslungsreiche und bewegende Geschichte, denn insbesondere Pat wird auch über all die Jahre nach dem Krieg noch von schwerwiegenden Erinnerungen heimgesucht. An mancher Stelle vielleicht ein wenig zu sachlich dargestellt, kann man sich trotzdem die Anspannung der Einsatzkräfte im fremden Land vorstellen. War Pat in ihren ersten Tagen in Frankreich noch locker und unbedarft, so schärft sie ihre Sinne immer mehr, um getarnte Feinde zu entlarven. Sandmann stellt diese wichtige Funktion der geheimen Mission im Krieg recht anschaulich dar, wirft moralische Fragen rund um kriegsbedingten Gehorsam und eigenen Überlebenswillen auf und erklärt insbesondere auch noch im Nachwort, wie schnell die unerschrockene Leistung etlicher Frauen wieder in Vergessenheit geraten ist, während Männer stets als Kriegshelden gefeiert worden sind.
Eine sehr realitätsnahe Erzählung, das Portrait der Frauen im geheimen Nachrichtendienst ist gelungen.