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SeelenSport

Katrin Biber
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Bewege deinen Körper und stärke deine Seele - Trauer, Wut und Angst im Training bewältigen

„Sehr spannend, verständlich und glaubhaft“ - Bio Magazin

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SeelenSport — Inhalt

Mit der Kraft der Gefühle Körper und Seele stärken

Bewegung und Trauerarbeit – ein innovatives Therapie- und Trainingskonzept

Überwältigende Emotionen wie Angst, Trauer und Wut können über unser Leben bestimmen und uns Schachmatt setzen. „SeelenSport“ hilft Ihnen mit diversen Übungen gestärkt in den Alltag zurückzufinden.

Wie kann man einen überwältigenden Verlust eines geliebten Menschen verwinden, der gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde? Diese Frage musste sich Trauerbegleiterin und Gründerin des SeelenSport-Projekts Katrin Biber zwangsläufig stellen, als ihre 21-jährige Schwester von ihrem Freund ermordet wurde. Anschließend kämpfte sie nicht nur mit der Trauer, sondern auch gegen psychosomatische Störungen wie Schlafprobleme, Herzrasen und Angstattacken, die sie in ein tiefes Loch rissen.

Es waren schließlich Sport und Bewegung, die sie retteten. Anstatt sich aber in einem stickigen, lauten und überfüllten Fitnesscenter anzumelden, fand sie erste hilfreiche Übungen im Internet und spürte schon nach wenigen Wochen die ersten Fortschritte. Hieraus entwickelte Katrin Biber das Projekt und das Buch „SeelenSport“, mit dem sie ihre Erfahrungen mit anderen Menschen teilt, die mit scheinbar unüberwindbaren emotionalen Schmerzen zurechtkommen müssen.

Bewegte Gefühle statt plumper Muskelaufbau

„SeelenSport“ setzt nicht auf teure Trainingsgeräte oder Zusatzgewichte, damit Sie den nächsten Bodybuilder-Wettbewerb gewinnen. Die Trainingsmethoden unterstützen Sie dabei, Muskulatur aufzubauen, fitter und agiler zu werden. Gleichzeitig lernen Sie, Ihre Gefühle zu konfrontieren und durch Bewegung auszu- statt zu unterdrücken.

Wohltuender Gegenentwurf zum schnelllebigen Fitnesswahn

Sie haben keine Willenskraft, um sich ins nächste Fitnessstudio zu schleppen? Wenn die negativen Denkmuster zusätzlich jeden Tag zur Qual machen, stellt „SeelenSport“ eine beruhigte Alternative dar, um die emotionalen Herausforderungen des Alltags durch gesunde Bewegungsabläufe zu meistern. Katrin Biber lädt Sie in ihr Sportstudio für die Psyche ein.

€ 18,00 [D], € 18,50 [A]
Erschienen am 01.03.2021
224 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-06207-7
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€ 11,99 [D], € 11,99 [A]
Erschienen am 01.03.2021
224 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-99906-9
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Leseprobe zu „SeelenSport“

Vorwort

Gefühle – sie begegnen dir jeden Tag, bei deinen Mitmenschen und bei dir selbst. Die meisten von ihnen nimmst du nicht bewusst wahr, und doch sind sie immer da. Angst, Freude, Wut, Scham, Traurigkeit, Liebe, Mut, Stolz, Verachtung und viele mehr bestimmen unser Verhalten, unsere Reaktionen und Handlungen, lenken unsere Beziehungen. Sie steuern so ziemlich alles in deinem Alltag. Manchmal sind sie fast nicht zu bemerken, an anderen Tagen spürst du sie ganz deutlich.
Im Normalfall brodeln sie nur kurz in dir auf, du reagierst, und die Gefühlslage [...]

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Vorwort

Gefühle – sie begegnen dir jeden Tag, bei deinen Mitmenschen und bei dir selbst. Die meisten von ihnen nimmst du nicht bewusst wahr, und doch sind sie immer da. Angst, Freude, Wut, Scham, Traurigkeit, Liebe, Mut, Stolz, Verachtung und viele mehr bestimmen unser Verhalten, unsere Reaktionen und Handlungen, lenken unsere Beziehungen. Sie steuern so ziemlich alles in deinem Alltag. Manchmal sind sie fast nicht zu bemerken, an anderen Tagen spürst du sie ganz deutlich.
Im Normalfall brodeln sie nur kurz in dir auf, du reagierst, und die Gefühlslage beruhigt sich wieder. Aber dann gibt es diese außergewöhnlichen Zeiten im Leben – Verluste, Krisen, Schicksale, aber auch Errungenschaften und positive Veränderungen. Die Gefühle beginnen dich einzunehmen, zu kontrollieren. Da ist nicht mehr nur ein kurzer Moment des Ärgers, ein Aufflackern von Furcht, ein Tränchen aus Traurigkeit oder ein Luftsprung vor Freude. Stattdessen bist du rasend und kaum zu bremsen, verfällst bei alltäglichen Handlungen in Angst, fühlst dich verunsichert und eingeschüchtert und glaubst, ein Tennisball stecke in deinem Hals, der Wasserfälle aus deinen Augen drücken könnte. Oder du möchtest den ganzen Tag tanzen und schwebst wie auf Wolken. Bitte mehr von diesen glücklichen Dauerzuständen, denn sie schenken uns Kraft und fühlen sich gut an! Das Leben ist jedoch kein Wunschkonzert. In Wahrheit beschäftigen uns die belastenden Gefühle viel mehr, wenn sie zu einem Dauerzustand werden und die Freude Urlaub macht auf einem weit entfernten Planeten. Wohin also mit den schweren Gefühlen, die dich erdrücken und nicht von dir weichen wollen? Runterschlucken, wegessen, wegtrinken, ignorieren und verdrängen, dich davon ablenken? Das tun die meisten, vielleicht auch du. Und auch ich habe es viel zu lange so gemacht. Bis ich eines Tages einen Weg entdeckt habe, anders damit umzugehen.
Stell dir vor, du lernst deine Gefühle kennen wie bei einem Date, du erforschst sie und verstehst sie nach und nach. Du näherst dich ihnen an, magst sie langsam sogar irgendwie, auch die unangenehmeren, weil du erkennst, dass sie im Grunde wie ein geliebter Partner sind, der dich durch dein Leben begleitet. Manchmal streitest du mit ihnen, willst auf Abstand gehen, ein anderes Mal hörst du ihnen zu und gehst auf sie ein. Und wie bei einer guten Beziehung gilt auch im Umgang mit deinen Gefühlen: Hauptsache ist, du bleibst im Austausch, im Gespräch mit ihnen und ignorierst sie nicht zu lange. Das haben sie nicht gerne.
Stell dir vor, du könntest all diese Gefühle in Bewegung bringen, deinen Körper dafür nutzen, um ihnen Ausdruck zu verleihen, und ihn gleichzeitig kräftigen. Bist du bereit, die Kraft deiner Gefühle kennenzulernen, sie in dein Leben zu integrieren, statt sie zu ignorieren?
Trainieren nach Gefühlen klingt komisch, ergibt aber viel Sinn. Denn deine Gefühle sind das wundervollste Geschenk, das du jemals bekommen hast. Sie machen dich lebendig, dein Leben bunt und, wenn du sie gut kennst, auch stark und unabhängig. Wenn du sie zulässt und willkommen heißt, zeigen sie dir, was du gerade brauchst und was dir guttut.
Die Geschichten, Erfahrungen und Hilfestellungen in diesem Buch gehen zurück auf meine eigene Schicksalsgeschichte und meine vielen Begegnungen mit anderen Menschen und deren Gefühlswelten. Menschen, die Verluste erlebt haben und mit denen ich trainiert habe. Menschen wie du und ich, die im Alltag von ihren Gefühlen überfordert waren und deren Körper dadurch stark beansprucht wurde. Wenn ich von diesen Menschen spreche, meine ich fast ausschließlich Frauen. In 95 Prozent der Fälle sind sie es, die den SeelenSport in Anspruch nehmen. Deshalb spreche ich immer von „meinen SeelenSportlerinnen“. Obwohl Männern mein Konzept genauso helfen kann, weiß ich, dass sie sich eher Hilfe von anderen Männern holen. Warum das so ist, kannst du in dem Buch Männer trauern anders von Thomas Achenbach nachlesen. Deshalb freut es mich besonders, dass es auch männliche SeelenSport-Trainer gibt! Alle Trainer*innen findest du auf meiner Webseite seelensport.at/trainerinnen.
Ich bin also keine Gefühlsforscherin, ich bin auch keine Ärztin oder Psychologin. Ich bin eine stinknormale Frau, die sich nach einem heftigen Schicksalsschlag der menschlichen Gefühlswelt gewidmet hat und diese in ein körperliches Training integriert hat. Ich bin hingefallen und wieder aufgestanden, und das nicht nur ein Mal. Und jedes Mal wieder hat mich die Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen motiviert und bestärkt.
Du wirst hier also nicht nur Wissenschaftliches finden, sondern auch Geschichten aus dem Alltag, in denen du dich sicher selbst wiedererkennen kannst. Dieses Buch soll dich nicht verwirrt zurücklassen, mit Tausenden von Begriffen, deren Namen man kaum aussprechen kann. Stattdessen soll es dir eine Orientierung geben, wie dich deine Gefühlswelt beeinflusst und wie du die Zügel wieder in die Hand nehmen kannst. Im hinteren Teil dieses Buches erwartet dich deshalb ein Training voller Gefühle. Für weiterführende Informationen findest du ganz am Ende Fachliteratur zu jedem Kapitel.
Zuletzt noch ein wichtiger Hinweis: Das von mir entwickelte Konzept des SeelenSports ist auf gesunde Menschen ausgerichtet. Das bedeutet wohlgemerkt nicht „glückliche, zufriedene, vor Freude sprühende Menschen“ – denn auch wenn du nach einem schweren Verlust in ein tiefes Loch gefallen bist, bist du nicht zwangsläufig krank. Aber wenn du dir unsicher bist, ob deine Trauer und dein Schmerz die Grenzen des „normalen“ Leids nicht vielleicht überschreiten, solltest du dir professionelle Hilfe suchen. Am Ende des Buches findest du einen Überblick über entsprechende Hilfsangebote. Denn SeelenSport ersetzt keine Psychotherapie – auch wenn sie in Verbindung damit sehr gute Erfolge erzielen kann.


Warum es SeelenSport gibt

Eine Katastrophe nach der anderen

Ich habe als Kind und Jugendliche, wie jeder und jede andere, die ganze Palette der Gefühle kennengelernt. Wie ich damit umgehen sollte, lernte ich nicht explizit. Niemand von uns tut das, denn im Grunde können wir instinktiv auf unsere Gefühle reagieren und sie handhaben. Nur verlernen wir das mit zunehmendem Alter durch Anpassung an unsere Gesellschaft.
Als ich zu studieren begann, wurde mein Leben – wie das so vieler Menschen – spannungsgeladener. Beziehungskonflikte, Streitigkeiten und Ärger mit meinen Eltern, Stress in der Universität. Alles zusammen brachte neue Gefühle hervor. Da waren Ängste vor dem Versagen und viel Traurigkeit und Überforderung, Mutlosigkeit und Einsamkeit, aber auch Wut und Zorn. Ich verdrängte und ignorierte sie, beschäftigte mich nicht weiter mit ihnen. Sie waren wie ein lästiger Kaugummi, der an meinen Schuhen klebte und nicht abgehen wollte. Immer wieder rüttelte ich dran, manches fiel ab, doch Reste blieben weiter kleben.
Dann wurde bei meiner Mutter 2011 ein Augentumor diagnostiziert. Ich spürte erstmals, dass es schwieriger wurde, meine Emotionen weiter zu ignorieren. Am Kaugummi blieb viel anderer Müll vom Boden kleben, und der Klumpen an meinem Fuß wurde größer. Trotzdem schüttelte und streifte ich weiter ab, nur mit etwas mehr Kraftaufwand. Ein Jahr später hatte ich eine Myokarditis, eine Herzmuskelentzündung, an der ich beinahe gestorben wäre. Ich war damals auf Interrail-Tour durch Frankreich, Spanien und Portugal, als ich plötzlich Magen-Darm-Probleme bekam, die mit jedem Tag schlimmer wurden. Offenbar ein Virus, durch Essen oder Getränke verursacht. Tage später in Lissabon spürte ich vermehrt Druck auf meiner Brust und hatte Atemprobleme. Ich kam in die Notaufnahme. Kurze Zeit später erhielt ich die Diagnose. Ich war zehn Tage in der portugiesischen Klinik, bis ich wieder mit dem Flieger nach Hause durfte. Es dauerte Monate, bis ich mich vollständig davon erholt hatte.
Woher kam diese Krankheit so plötzlich? Ja, von einem Virus. Aber ich hatte ein schlimmes Jahr hinter mir, mit vielen Gefühlen, die ich unterdrückt hatte. Der kleine Kaugummi war ein Klotz am Bein geworden, der sich kaum mehr ignorieren ließ. Ich funktionierte und arbeitete in dieser Zeit, um mich abzulenken. Mein Körper war jedoch geschwächt und besonders anfällig. Das wusste ich und ignorierte es gekonnt weiter. Vielleicht sollte ich endlich besser auf mich schauen, hinschauen, was meine Gefühle mir sagen möchten, kam es mir immer öfter in den Sinn. Doch wieder wusste ich nicht, wie – also ignorieren, weitermachen, funktionieren.
Monate später, Anfang 2013, hatte ich einen schweren Skiunfall. Die Folge: Kreuzbandriss. Ich wurde operiert und bekam eine Beinvenenthrombose. Wieder in großer Gefahr, war ich gezwungen, nach Hause zu meiner Mutter zu ziehen und nichts zu tun. Erstmals hatte ich Zeit, um über mein Leben und die Schicksalsschläge darin nachzudenken. In mir keimte der Gedanke auf, dass ich Hilfe im Umgang mit Krisen brauchen könnte.
Während einer dreiwöchigen orthopädischen Reha in diesem Sommer beschloss ich, meine Gefühle und Probleme anzugehen, sobald ich wieder zu Hause wäre. Ich kann mich noch erinnern, wie motiviert ich bei der Heimreise war und meiner Schwester Larissa davon erzählte. Doch es sollte anders kommen.
In der Nacht vom 13. auf den 14. September verschwand Larissa ganz plötzlich. Mit meinen Eltern und meinen beiden anderen jüngeren Schwestern zusammen begann eine zwei Wochen andauernde Suche. Am 27. September erreichte uns schließlich die Nachricht, dass Larissa von ihrem Freund ermordet und anschließend im Inn, dem Stadtfluss in Innsbruck, „entsorgt“ worden war.
Alle früheren Krisen erschienen mir plötzlich so klein und unwichtig. Eine Explosion der schmerzvollsten Gefühle überrollte mich. Die Monate danach beherrschten diese Gefühle jede Faser meines Körpers. Ich wusste nicht, wohin damit. Im Alltag waren sie in dieser extremen Form nicht erlaubt und stießen auf Gegenwind und Unverständnis. Es ging nur noch darum zu überleben. Jedes einzelne Gefühl schluckte ich hinunter, versuchte, es mit Alkohol zu betäuben. Doch sie fanden alle ihren Weg. In meinen Magen, in mein Herz, in meine Haarwurzeln, meine Haut und meinen Hormonhaushalt. Meine psychosomatischen Beschwerden waren der Ausdruck dieser alles durchdringenden Gefühle. Damit war klar: Wenn ich jetzt nicht etwas änderte und daran arbeitete, würde ich das nicht überleben!

Ein sportlicher Anfang

Ziemlich schnell nach Larissas Tod ging ich regelmäßig zur Psychotherapie, wo ich lernte, meinen Gefühlen mithilfe von Worten Ausdruck zu verleihen. Sie half mir, mich zu sortieren und vieles aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dennoch spürte ich, wie die schmerzlichen Emotionen in meinem Körper festsaßen. Nach jeder Sitzung fühlte ich mich noch zerschlagener als zuvor. Mein Körper schrie nach Beachtung und vor allem nach Bewegung. Jedes Mal, wenn ich weinend die Praxis verließ, von oben bis unten zitternd, spürte ich einen Drang in meinen Beinen und Armen. Ich wollte losrennen, um mich schlagen, laut schreien. Besonders schlimm war es, wenn die Wut mich im Griff hatte. Doch ich schluckte sie runter, drängte die Gefühle zurück, verdrängte, ging nach Hause und trank stattdessen ein paar Schlucke Alkohol oder aß Ungesundes, um den emotionalen Hunger zu stillen.
Bis zum Frühjahr 2014, als sich mein Leben noch einmal grundlegend veränderte.
Es war März, als ich aufgrund meines Kreuzbandrisses eine Nachuntersuchung bei meinem Operateur hatte. Noch heute kann ich seine Worte hören: „Katrin, ich weiß, dass es derzeit mehr als schwer für dich ist, aber du musst langsam wirklich deine Muskulatur aufbauen. Sonst wird sich dein Zustand nie verbessern, und es könnten vielleicht noch weitere Probleme dazukommen. Schlimmstenfalls kannst du dann nicht mehr wirklich wandern oder joggen gehen. Sport und Bewegung tun gut, probiere es doch einfach mal aus.“
Meine Schwester Larissa war in unserer Familie immer die Sportliche gewesen. Ich war eher diejenige, die nur etwas tat, um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Der Satz meines Arztes wirkte in mir nach. Dennoch fragte ich mich, wie ich denn damit anfangen sollte, wenn ich kaum fähig war, meinen Alltag zu bestreiten. Doch der Gedanke an meine sportliche Schwester ließ mich nicht los, und ich beschloss, für sie einen Versuch zu wagen.
Ich begann, ein Fitnessstudio zu besuchen – mit wenig Erfolg. Alles war hier auf Oberflächlichkeiten, auf pralle Muskeln, auf die perfekte Figur hin ausgerichtet. Ich fühlte mich hilflos und weinte viel. Nach dem gescheiterten Versuch fehlte mir die Kraft, um es woanders noch einmal zu probieren. Ich gab auf und fühlte mich nun auch noch wie eine Versagerin.
Eines Nachmittags kam mein Mitbewohner auf mich zu. „Du musst in kein Studio gehen, um Sport zu machen, Katrin. Hier hast du ein paar Übungen, die du ganz einfach daheim machen kannst. Versuch es einfach!“, ermutigte er mich und drückte mir einen Trainingsplan in die Hand, der unterschiedliche Workouts mit dem eigenen Körpergewicht beinhaltete, das sogenannte Bodyweight-Training. Ein Hype, der 2014 auch bei uns in Österreich angelangt war und kräftig boomte. Angebote – vor allem, aber nicht nur in App-Form – wie Mark Lauren, 7 Minuten, Runtastic, Freeletics oder Madbarz erreichten jeden Tag mehr Menschen und wurden zum Trend.
Ich nahm den Plan dankbar an und fühlte mich sofort motiviert. Dass ich keine Ahnung von Ausführung und Intensität, von Fitness allgemein hatte, ignorierte ich gekonnt und versuchte, selbstständig an die Sache heranzugehen. Ich startete mit dem ersten Training in meinem Zimmer, das mit seinen 25 Quadratmetern genug Platz bot.
Ohne mich besonders aufzuwärmen, legte ich los und merkte schnell, dass mir die Luft ausging. „Unfassbar, wie unfit ich bin“, japste ich. Ich konzentrierte mich darauf, eine Übung nach der anderen zu schaffen. Je mehr es wurden, desto mehr drehte sich mir der Kopf. Ich schwitzte, und mein Körper zitterte. Nach und nach drängten sich während der kurzen Verschnaufpausen Gedanken in meinen Kopf: Warum muss das so anstrengend sein? Warum muss ich diese Scheiße nur erleben? Warum ist das alles mir passiert?
Mit jeder weiteren Übung platzten zornige Schreie aus mir heraus. Hitze stieg mir in den Kopf und in meine Fäuste. Der Drang, all den Schmerz über den Mord an meiner Schwester, über meinen unfassbaren Verlust sofort rauszulassen, war zu groß. Meine glühende Faust knallte voller Wucht gegen den Kleiderschrank: „Du verdammtes Arschloch. Ich hasse dich! Warum hast du das nur getan!“ Ich hämmerte noch einige Male fest gegen den Schrank, bevor ich unter Tränen auf den Boden sank.
Einen Moment später atmete ich tief durch, stand wieder auf und beendete das Workout mit den letzten Wiederholungen. Erschöpft sank ich auf meine Matte und blieb dort liegen. Ein wildes Gefühlschaos breitete sich in mir aus. Unerwartet lachte ich lauthals los. Es war ein erleichterndes Lachen. Ich fühlte mich das erste Mal seit dem Tod von Larissa einfach frei. Mein ganzer Körper bebte, die Muskeln zuckten, und ich war glücklich, mich selbst so intensiv zu spüren. Ich lebe, schoss es mir durch den Kopf. Wut und Zorn waren wie weggeblasen, und all der Ballast fühlte sich für einen Moment ganz leicht an.
Von diesem Tag an war das Training ein fester Bestandteil meines Alltags. Ich verlagerte es nach draußen, um meine Möbel zu schonen. Bereits nach wenigen Wochen veränderten sich sowohl mein seelischer als auch mein körperlicher Zustand grundlegend. Ich wurde fitter, konzentrierter, konnte wieder schlafen, spürte meinen Körper auf positive Art und Weise. Meine Wut, meine Ängste und meine Traurigkeit bekamen einen Ort und eine Zeit, um sich vollends entladen zu können. Dadurch beherrschten sie mich für den Rest des Tages weniger intensiv.

Katrin Biber

Über Katrin Biber

Biografie

Katrin Biber, Jahrgang 1985, wuchs als älteste von vier Schwestern in Reutte/Tirol auf. Im Herbst 2013 wurde ihre Schwester Larissa von deren damaligem Freund ermordet. Nach einer langen Trauerphase fand Katrin schließlich ihren Weg zurück ins Leben. Eine Schlüsselrolle dabei spielte Bewegung. Heute...

Katrin Biber im Interview

Was ist das Besondere an SeelenSport, wie grenzt sich das Konzept von anderen Sport- und Fitnessprogrammen ab?

SeelenSport verbindet gezielt Gefühle und körperliches Training. Der Fokus in einem Training liegt nicht beim Muskelaufbau oder in der körperlichen Fitnessverbesserung, sondern geht es darum, belastende Gefühle im Körper auszudrücken und kräftigende über den Körper zu erzeugen. Der Fitnesseffekt passiert nebenbei. Verknüpft mit Affirmationsgeschichten lernen wir bewusst mit Gefühlen umzugehen und verändern nachhaltig unser Verhalten im Alltag.

An wen richtet sich SeelenSport? (v.a. an Trauernde/Menschen, die einen Verlust erlitten haben, oder im Grunde an jede*n?)

SeelenSport richtet sich an Menschen, die Verluste, Krisen und besondere Herausforderungen erlebten und mit ihrer Gefühlswelt überfordert sind bzw. kaum Platz im Alltag dafür finden. Aber auch Menschen, die sich grundlegend näher mit ihren Gefühlen beschäftigen wollen, sind eingeladen, dies zu tun, bevor eine Katastrophe kommt. Dann haben wir ein Werkzeug bereits verinnerlicht und können besser mit der persönlichen Krise umgehen.

Warum sind Sport und Bewegung gerade in Krisenzeiten so wichtig?

Wenn wir Krisen erleben, wühlen diese unser Gefühlsleben ordentlich auf. Wir sind schnell gestresst und müssen im Alltag oft unsere Gefühle unterdrücken. Das belastet den Körper und er kann psychosomatische Folgen entwickeln, wie etwa Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Verdauungsbeschwerden. Mit Hilfe von moderatem Sport können wir den Körper entlasten, ihn kräftigen und Stress und Überforderung abbauen.

Die Prinzipien des SeelenSports
© Peter Koren

Körperliches Training

Beim SeelenSport wird ohne Zusatzgewicht trainiert, also nur mit dem eigenen Körper. Die Muskulatur wird gekräftigt und aufgebaut und Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination werden verbessert. Gezieltes Reinspüren am Anfang und eine Entspannung am Ende sind grundlegende Elemente beim SeelenSport. Bei regelmäßiger Anwendung wird so Symptomen wie Verspannungen, Konzentrationsproblemen, Rückenschmerzen, Schlafproblemen, und Erschöpfung entgegengewirkt. Der Körper wird fitter und agiler, um den Herausforderungen im Alltag standhalten zu können. 

Gefühle

Gerade in schwierigen Lebensphasen oder nach einem Verlust werden wir mit allerlei Gefühlen konfrontiert. In der heutigen Gesellschaft finden sie selten Platz und werden viel zu oft unterdrückt, was wiederum körperliche Folgen mit sich zieht. Beim SeelenSport wird all diesen Gefühlen Beachtung geschenkt. Und mehr: Belastende wie stärkende Gefühle werden über deinen Körper ausgedrückt, im Anschluss werden kräftigende über das körperliche Training aktiv erzeugt. Lerne deine Gefühle kennen und schöpfe deine Kraft aus ihnen! 

Affirmationsgeschichten

Jede SeelenSport-Übung ist nach einem Sternbild oder anderen kraftschöpfenden Symbolen benannt. Dahinter stehen positive Affirmationsgeschichten, die vor jeder Übung vorgestellt werden und während der Bewegung immer wieder miteinbezogen werden. Dadurch verändern sich negative Denkmuster zunehmend in eine positive Richtung, die sich auch im Alltag kraftspendend auswirken kann. Situationen werden anders bewertet, man kommt schneller ins Tun, reflektiert sich besser und kann Gefühle annehmen. 

 

Pressestimmen
Bio Magazin

„Sehr spannend, verständlich und glaubhaft“

Bremen Zwei „Der Morgen“

„Eine praktische Anleitung für den Umgang mit starken, teilweise lähmenden Gefühlen wie Trauer, Schuldgefühlen oder unterdrückter Wut. Katrin Biber zeigt, dass wir auch diesen Gefühlen Platz in unserem Leben einräumen sollten und können.“

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