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Rosskur (Allgäu-Krimis 1)Rosskur (Allgäu-Krimis 1)

Rosskur (Allgäu-Krimis 1)

Jürgen Seibold
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Ein Allgäu-Krimi

„Wer schon einmal bei einer Seibold-Lesung war, der weiß, bei ihm lernt der Zuhörer noch etwas. (...) Mit seiner Realitätsnähe, einer Prise Humor, Charme und vor allem Spannung schaffte er es, die Besucher für sein Buch zu begeistern.“ - Aalener Nachrichten

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Rosskur (Allgäu-Krimis 1) — Inhalt

Die Kripo Kempten ist in hellem Aufruhr. Nach spektakulär gescheiterten Mordermittlungen soll ein neuer Hauptkommissar übernehmen – ein Niedersachse. Ein Skandal im traditionsbewussten Allgäu und denkbar schlechte Voraussetzungen für Eike Hansen. Sein erster Fall: Ein Mann soll von der Lechbrücke gestürzt sein. Doch als die Beamten am vermeintlichen Tatort eintreffen, fehlt von der Leiche jede Spur ...

€ 11,00 [D], € 11,40 [A]
Erschienen am 15.01.2013
384 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30074-2
Download Cover
€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 15.01.2013
384 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-95913-1
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Leseprobe zu „Rosskur (Allgäu-Krimis 1)“

Sonntag, 2. Juni

Bei schönem Wetter ließ Horst Pröbstl seine Sonntage am liebsten auf dem Pferdehof ausklingen. Bis zur Mittagszeit schnorrte er am Stammtisch im Lechstüberl vier Halbe, danach steckte er sich daheim eine Flasche Doppelkorn und zwei Scheiben Schwarzbrot in die Jacken­taschen und trottete hinaus zum südwestlichen Ortsrand von Lechbruck.

Seit Thomas Ruff, ein ehrgeiziger Pferdezüchter aus dem knapp zehn Kilometer entfernten Burggen, die mürrische Marlene Hachberger geheiratet und den Bauernhof ihrer Eltern übernommen hatte, war aus dem etwas [...]

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Sonntag, 2. Juni

Bei schönem Wetter ließ Horst Pröbstl seine Sonntage am liebsten auf dem Pferdehof ausklingen. Bis zur Mittagszeit schnorrte er am Stammtisch im Lechstüberl vier Halbe, danach steckte er sich daheim eine Flasche Doppelkorn und zwei Scheiben Schwarzbrot in die Jacken­taschen und trottete hinaus zum südwestlichen Ortsrand von Lechbruck.

Seit Thomas Ruff, ein ehrgeiziger Pferdezüchter aus dem knapp zehn Kilometer entfernten Burggen, die mürrische Marlene Hachberger geheiratet und den Bauernhof ihrer Eltern übernommen hatte, war aus dem etwas heruntergekommenen Allerweltshof ein schmuckes Anwesen geworden. Ruff hatte noch ein paar angrenzende Wiesen dazugekauft und komplett auf Pferdezucht um­­gestellt. „Ruffs Rossparadies“ prangte in kitschig ge­­schwungener Schrift auf dem Holzschild über dem Einfahrtstor. Zwischen den beiden Worten befand sich eine Schnitzerei, die ein steigendes Pferd darstellte, das Ge­­lände dahinter gehörte, so weit das Auge reichte, zum Ruff’schen Hof.

Pröbstl schlurfte durch das Tor, umrundete die Stallungen und ließ sich auf seinem üblichen Platz nieder. Von hier aus hatte er einen herrlichen Blick über den Pferdehof und über die von idyllischen Reitwegen durchschnittenen Waldstücke, vor allem aber auf Salvatores Stall mit dem großen Fenster, dessen Klappladen meistens offen stand.

Salvatore war Ruffs wichtigster Deckhengst und wurde von seinem Besitzer wie ein rohes Ei behandelt. Sein Stall war der schönste, und wann immer die Sonne schien und er nicht draußen herumtollen durfte, streckte er seinen langen Hals zum Fenster heraus und ließ sich die frische Luft um die Schnauze wehen.

Auch heute schaute das Tier mit seinen dunklen Augen aufmerksam nach draußen. Die Ohren waren aufgestellt, und die Sonne brachte sein helles Fell zum Leuchten. Pröbstl versuchte ein Wiehern, und Salvatore schnaubte gutmütig zurück. Eine halbe Flasche Korn später brachte Pröbstl nur noch ein undeutliches „Wihihi“ zustande, woraufhin Salvatore leise wieherte, als würde er sich über den Betrunkenen lustig machen; dann zog er den Kopf ein und erklärte die Audienz damit für beendet.

Als Pröbstl wieder aufwachte, begann die Sonne schon unterzugehen. Er rappelte sich fluchend auf, weil ihm die offene Schnapsflasche fast ganz ausgelaufen war, und schraubte sie wieder zu. Hätte Salvatore nicht mit den Hufen gegen seinen Holzverschlag getrommelt, wäre Pröbstl verärgert heimgetorkelt, ohne etwas von den Eindringlingen zu bemerken.

So aber schob er schnell die Flasche in seine Jacke und wankte auf den Stall zu. Der Fensterladen stand noch immer offen, und obwohl das Gebäude schon im Halbdunkel lag, konnte Pröbstl erkennen, dass sich drinnen zwei Gestalten damit abmühten, Salvatore gegen dessen wütenden Widerstand Zaumzeug überzustreifen.

„He, lasst das!“, rief er und beschleunigte seinen Schritt, doch er strauchelte, fiel der Länge nach hin, und dann wurde es schwarz um ihn.


„Pröbstl?“

Thomas Ruff kniete über dem leblos daliegenden Alten und schüttelte ihn, aber es dauerte eine Weile, bis dieser reagierte. Eine intensive Schnapsfahne stieg von ihm auf, und als er sich schließlich mühsam aufrichtete, übergab er sich gleich an Ort und Stelle, bevor er es mit Ruffs Hilfe zumindest auf die Knie schaffte.

„Mensch, Pröbstl, du saufst dir noch den Kragen ab!“

„Sch… scho recht, ich …“ Der Alte schüttelte den Kopf, massierte sich die Schläfen, sah sich um.

„Salvatore!“, rief er plötzlich und versuchte aufzustehen. „Thomas, wie geht’s deinem Gaul?“

„Wie soll’s ihm gehen?“

„Da waren gerade zwei Männer …“ Pröbstl verstummte und zeigte auf den Stall. „Wie spät ist es eigentlich?“

„Kurz nach acht. Liegst du hier schon länger?“

„Ja, ich …“ Pröbstl zog die Flasche aus der Jacke und hantierte am Schraubverschluss.

Ruff nahm sie ihm aus der Hand. „Lass das mal. Was wolltest du mir sagen?“

„Da sind zwei Männer bei Salvatore im Stall gewesen. Die haben … die haben versucht, deinem Hengst Zaumzeug überzustreifen. Was weiß ich … vielleicht wollten sie ihn klauen. Ist Salvatore noch da?“

„Ja, ja, der steht in seinem Stall, alles in Ordnung.“

Pröbstl sah zwischen dem Züchter und der Stalltür hin und her.

„Was genau hast du denn gesehen?“, hakte Ruff nach.

»Eigentlich nur Schatten. Zwei Männer. Ich bin hin­gerannt, wollte sie verscheuchen, dann bin ich gestolpert …«

„Hast du die beiden erkannt? Oder einen von ihnen?“

„Nein.“

„Und woher weißt du, dass es Männer waren?“

„Ach … na ja … das hab ich mir halt so gedacht.“

„So, so, das hast du dir halt so gedacht.“ Ruff sah den Alten forschend an. „Weißt du was, Pröbstl?“

„Hm?“

„Du solltest das Saufen sein lassen. In Salvatores Stall war niemand, das hast du dir nur eingebildet, glaub mir. Erzähl so einen Schmarrn bloß nicht rum, die halten dich sonst noch alle für deppert.“

„Tun sie eh“, brummte Pröbstl, wuchtete sich mit Ruffs Hilfe hoch und blieb leicht schwankend stehen.

„Glaub mir, bei uns ist alles in Ordnung. Kein Grund zur Sorge, Salvatore geht’s gut.“

Pröbstl stierte zur Stalltür hinüber, doch das Pferd war nicht zu sehen. Wahrscheinlich hatte es sich für die Nacht tiefer in seinen Verschlag zurückgezogen.

„Magst noch einen Kaffee, bevor du heimgehst?“

Ruff hatte einen fürsorglichen Tonfall angeschlagen, aber es war schon klar, dass er den alten Mann damit heimschickte: Noch niemand hatte jemals Pröbstl einen Kaffee trinken sehen.

„Um Gottes willen“, wehrte der dann auch prompt ab, „bloß keinen Kaffee, aber wenn du mir einen Obstler …?“

„Jetzt mach schon, dass du heimkommst!“

Ruff versetzte dem Alten einen freundschaftlichen Klaps, fingerte noch einen Zwanziger aus der Hosen­tasche und steckte ihn Pröbstl zu. Er sah ihm nach, wie er sich schwankend auf den Heimweg machte.

Dann ging er zu Salvatore in den Stall. Das Pferd stand unruhig in seinem Verschlag und blickte immer wieder ängstlich um sich. Ruff tätschelte ihm besänftigend die Flanken, dann ließ er sich langsam nach unten sinken, blieb auf dem strohbedeckten Boden sitzen und musterte die Schürfwunden, die seine Knöchel von der Rauferei davongetragen hatten.

Hoffentlich hatte er den alten Trunkenbold davon überzeugen können, dass er sich das alles nur eingebildet hätte.

Es war knapp gewesen. Und er hatte keine Ahnung, ob die beiden in einer der folgenden Nächte wiederkommen würden.

Worauf hatte er sich da nur eingelassen?



Montag, 3. Juni

„Und reißts euch fei zamm!“

Damit knallte Kriminaldirektor Benedikt Huthmacher die Tür zum Besprechungsraum hinter sich zu und tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn trocken. Er atmete ein paarmal tief durch, hob den Blick und wollte gerade losmarschieren, um den neuen Leiter des Kommissariats 1 im Foyer zu empfangen – da sah er schon, dass er sich den Weg sparen konnte.

Keine drei Meter entfernt lehnte ein Mann an der Wand, der Mühe hatte, sich ein Grinsen zu verkneifen: Erster Kriminalhauptkommissar Eike Hansen, seit heute neuer Chef des K1 der Kripo Kempten.

„Ah, Herr Hansen … Sie sind schon …?“

Huthmacher räusperte sich, ging auf seinen neuen Mitarbeiter zu, schüttelte ihm die Hand und lächelte ihn entschuldigend an. „Ich hatte gerade noch …“

Dass der Leiter der Kemptener Kripo Sätze gern un­­vollendet ließ, wenn er sich in einer Situation nicht sicher fühlte, hatte Hansen schon während des Bewerbungsgesprächs bemerkt, doch diesmal war Huthmacher die Verlegenheit deutlich ins Gesicht geschrieben. Offenbar würde der Start hier im Allgäu noch etwas schwieriger werden, als er es ohnehin schon befürchtet hatte.

„Grüß Gott, Herr Huthmacher“, sagte Hansen. Die Begrüßung klang in seinem dialektfreien Hochdeutsch unfreiwillig komisch. »Kann ich mich den Kollegen gleich mal vorstellen? Wenn wir sie schon beisammen­haben.«

„Sie … nun ja … wissen Sie was? Die sollen noch etwas warten. Ich zeig Ihnen erst einmal Ihr Büro, dort trinken wir in Ruhe einen Kaffee, und danach haben Sie immer noch Zeit, die Kollegen …“ Er senkte die Stimme. „Dann kann ich Ihnen auch gleich erzählen, warum ich gerade die Tür hinter mir zugedonnert habe.“

Ein Lächeln huschte über sein feistes Gesicht. Überhaupt sah der Kripochef mit seiner fülligen Figur, der hohen Stirn und dem bequem fallenden Anzug recht gemütlich aus – doch das harmlose, fast etwas tapsige Äußere täuschte, wie Hansen aus Gesprächen mit einem Bekannten im bayrischen Innenministerium wusste: Huthmacher war einst selbst Leiter des K1 gewesen, ein begnadeter Ermittler, der seinen Kopf durchsetzte und zugleich seinen Mitarbeitern ein einfühlsamer Vorgesetzter war.

In Hansens Büro roch es frisch gestrichen, der Raum war hell und übersichtlich möbliert: Ledersessel, Schreibtisch, halbhohe Schränke, eine Besprechungsecke.

Eine Frau mittleren Alters kam mit einem Tablett herein, stellte Tassen, Milch, Zucker, Kekse und eine Kanne auf den Besprechungstisch.

„Das ist Rosemarie Schwegelin, meine engste Mitarbeiterin“, sagte Huthmacher. „Sie macht mir sozusagen das Vorzimmer.“

Die Frau hob eine Augenbraue, während sie ihnen Kaffee einschenkte.

„Aber natürlich …“, fügte er rasch hinzu, »… natürlich ist sie keine Sekretärin, sondern hat viele andere Auf­gaben. Sie werden häufig mit ihr zu tun haben, Hansen, und wenn Sie irgendetwas brauchen, wenden Sie sich einfach an die Rosie, ich meine, an Frau Schwegelin, ja?«

Sie gab Hansen die Hand, wirkte aber etwas reserviert. Mit einer gemurmelten Entschuldigung zog sie sich zu­­rück und schloss die Tür hinter sich.

Dass die Stimmung in der Kriminalpolizeiinspektion Kempten nicht die beste war, überraschte Hansen nicht. Bei Nesselwang war kürzlich ein junges Paar am Waldrand regelrecht hingemetzelt worden, und obwohl die „Soko Nesselwang“ sofort ihre Arbeit aufgenommen hatte, obwohl der erfahrene Kommissar Rolf Hamann und sein Team Tag und Nacht ermittelten, obwohl sie mehreren vielversprechenden Spuren folgten, konnten sie nicht verhindern, dass zwei weitere Pärchen dem Mörder zum Opfer fielen. Als der Täter sich schließlich selbst richtete, kam heraus, dass ihm die Soko gleich nach dem ersten Doppelmord kurzzeitig auf den Fersen gewesen war – doch diese Spur war eine von Hunderten gewesen, eine sehr unplausibel wirkende obendrein, und hatte es nicht in die Vorauswahl jener Hinweise geschafft, die von der Soko vorrangig untersucht wurden.

Hansen kannte so etwas nur zu gut. Das war weder zu vermeiden, noch stellte es einen wirklichen Fehler der Ermittler dar. Eine Leiche in der Nachbarschaft verleitete viele Menschen dazu, der Polizei Hinweise aller Art zu geben – von denen viele völlig nutzlos waren und manche sogar erfunden von einsamen Menschen, die sich endlich auch einmal wichtig fühlen wollten.

Doch die Presse machte Druck, einige Boulevardblätter schoben die Verantwortung für den zweiten und dritten Doppelmord mit knalligen Schlagzeilen allein der Kemptener Kripo zu – und irgendwann kam aus München der entscheidende Anruf. Polizeipräsident Stiller verteidigte seine Leute nach Kräften, konnte aber letztlich nicht verhindern, dass Rolf Hamann, bis dahin Leiter des Kommis­sariats 1, in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde.

Seine neue Stelle verdankte Hansen im Grunde der Tatsache, dass nach der Aufregung über die Doppelmorde als Nachfolger ein externer Bewerber gesucht wurde, der nicht in der Soko Nesselwang mitgearbeitet hatte. Und viel externer als mit einem Niedersachsen ging es kaum.

Das alles wusste Hansen bereits, trotzdem erzählte Huthmacher es ihm noch einmal, und er erzählte sehr ausführlich, um Hansen halbwegs schonend auf die Atmosphäre in seinem neuen Team vorzubereiten.

„Deshalb, Herr Hansen, schaun S’ bitte, dass Sie die Leut zu nehmen wissen.“

Zum Abschied drückte er ihm noch einmal die Hand, dann war Eike Hansen allein in seinem Büro. Eine Weile stand er am Fenster und genoss den Ausblick. Dann setzte er sich wieder, besah sich die Ausrüstung seines Schreibtischs, machte ein paar Notizen, was er in den nächsten Tagen unbedingt noch besorgen musste, und sah schließlich auf die Uhr: Mehr als eine halbe Stunde war vergangen.

Hansen seufzte, stand auf und machte sich auf den Weg zum Besprechungszimmer.



Dienstag, 4. Juni

»Tut mir leid, Pröbstl, aber heut kann ich dir keinen spendieren. Meine Susanne hat mir selbst kaum was mitge­geben.«

Polizeihauptmeister Freddy Kerricht lachte so dröhnend, dass sich zwei Gäste zu ihm umdrehten. Entschuldigend hob er die Hand und lehnte sich grinsend zurück.

„Arschloch“, brummte Pröbstl und schob sich neben Kerricht auf die Eckbank. Außer den beiden saß so früh am Abend noch niemand am Stammtisch des Lechstü­berls.

Pröbstl sah sich kurz um, bevor er seine Stimme senkte und dem Polizisten zuraunte: „Am Sonntag hab ich beobachtet, wie zwei Männer beim Ruff in den Pferdestall eingebrochen sind.“

Kerricht nahm einen tiefen Schluck, stellte den Humpen wieder ab, wischte sich den Mund ab und starrte Pröbstl nachdenklich an.

„Aha. Und das erzählst du mir heute, zwei Tage später?“

„Ich … ich war mir nicht sicher, ob ich es mir vielleicht nur … eingebildet hab.“

„Genau das kann ich mir auch gut vorstellen, Pröbstl.“

Kerricht machte eine Bewegung, als würde er aus einer Flasche trinken. Pröbstl wollte aufbrausen, doch der Polizist legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.

„Ich weiß ja, dass du sonntags gern oben beim Thomas auf der Wiese rumliegst. Also: Wann am Sonntag willst du den Einbruch denn beobachtet haben?“

„Die Sonne ging grad unter, und ich wollt heim, da seh ich durchs offene Fenster zwei Männer, die dem Salvatore das Zaumzeug überzwingen wollen. Ich bin hingerannt und ins Stolpern gekommen, und dann hat’s mich auf die Wiese gehauen. Anschließend bin ich bewusstlos geworden. Der Thomas hat mich gefunden.“

„Und was sagt er zum Einbruch?“

„Thomas meint, ich hätt mir das alles nur eingebildet, seinem Gaul gehe es gut, und niemand sei im Stall gewesen.“

„Na, siehst du“, nickte Kerricht und nahm noch einen Schluck. „Hast du’s dir also doch nur eingebildet.“

„Aber ich …“

„Rudi!“, rief der Polizist zum Tresen hinüber. „Mach doch dem Pröbstl ein Bier und schreib’s auf meinen Deckel, ja?“

Der Wirt nickte, zapfte und stellte kurz darauf einen vollen Humpen auf den Tisch.

„Prost, Pröbstl“, sagte Kerricht und hob seinen Krug, »und danach schleichst di. Wir haben heut Schafkopf­abend, da muss ich mich auf meine Karten konzentrieren.«

„Aber …“

„Trink dein Bier und halt’s Maul! Thomas hat dir doch schon am Sonntag gesagt, dass du dir da was zusammenspinnst! Mei, wenn seinem Superstecher auch nur ein Haar gekrümmt wird, rastet der doch aus – glaub mir, da war nix.“

Jürgen Seibold

Über Jürgen Seibold

Biografie

Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist. 1989 veröffentlichte der SPIEGEL-Bestsellerautor seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher, Theaterstücke, Thriller, Komödien und Kriminalromane. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im...

Pressestimmen
Aalener Nachrichten

„Wer schon einmal bei einer Seibold-Lesung war, der weiß, bei ihm lernt der Zuhörer noch etwas. (...) Mit seiner Realitätsnähe, einer Prise Humor, Charme und vor allem Spannung schaffte er es, die Besucher für sein Buch zu begeistern.“

Gießener Allgemeine

„Vielversprechendes Krimi-Debüt (...) Seibolds Figuren sind sympathisch beschrieben. (...) Und dass auch noch jede Menge Lokalkolorit einfließt, gefällt auch Nicht-Allgäuern. Nette Krimi-Kost eben, die Lust auf mehr macht und ein gelungenes Debüt der neuen Allgäu-Reihe.“

Allgäuer Zeitung

„Flüssig geschrieben und leicht zu lesen, unterhaltsam und spannend zugleich. Seibold spielt virtuos auf der Klaviatur der Regional-Krimis. ›Rosskur‹ riecht förmlich nach Erfolg.“

Bayern im Buch

„Ein Allgäukrimi, der sowohl ein äußerst sympathisches , menschliches Team bietet als auch einen spannenden Mordfall. Die bayrischen Sturschädel und der zurückhaltende, souveräne Niedersachse bilden eine interessante Mischung und lassen den Leser auf weitere unterhaltsame Fälle hoffen.“

Ein Herz für Tiere

„Spannender Krimi mit viel Lokalkolorit.“

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