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Gebrauchsanweisung für den Wald

Peter Wohlleben
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Gebrauchsanweisung für den Wald — Inhalt

Unterwegs mit Deutschlands beliebtestem Förster

Peter Wohlleben nimmt Sie mit auf eine einmalige Entdeckungstour in unsere heimischen Wälder. Fundiert und anschaulich erzählt der Bestsellerautor vom Wald und seinen Bewohnern, vom Lesen spannender Tierspuren und von Bäumen, die Klimakrise und Borkenkäfern trotzen.

„Wohlleben hat dem Wald die Seele zurückgegeben.“ Süddeutsche Zeitung

Er beschreibt, wie ein Waldspaziergang zu jeder Zeit und für die ganze Familie zum Highlight wird – egal, ob Sie im Februar, Mai, August oder November unterwegs sind. Und erklärt, wie Sie ohne Kompass und GPS navigieren, sich ganz natürlich gegen Mücken schützen und was wir vom Wald für die Zukunft lernen können. Denn wer die Grundlagen von Klima- und Naturschutz verstehen will, sollte Zeit im Wald verbringen.  

„Wohlleben macht mit dem Buch Appetit auf das Wunder Wald.“ Donaukurier 

Peter Wohlleben wollte schon als kleines Kind Naturschützer werden, er studierte Forstwirtschaft und leitet heute einen umweltfreundlichen Forstbetrieb und eine Waldakademie in der Eifel.  In seinen Vorträgen, Podcasts und Naturführungen findet er immer wieder neue Zugänge, die das große Thema Naturschutz zu einem Anliegen für jeden Einzelnen von uns machen.

€ 16,00 [D], € 16,50 [A]
Erschienen am 29.06.2023
240 Seiten, Flexcover mit Klappen
EAN 978-3-492-27771-6
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€ 16,00 [D], € 16,50 [A]
Erschienen am 26.01.2023
0 Seiten
EAN 4043725668816
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€ 13,99 [D], € 13,99 [A]
Erschienen am 26.05.2022
240 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60279-2
Download Cover
€ 13,99 [D], € 13,99 [A]
Erschienen am 29.06.2023
240 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60480-2
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Leseprobe zu „Gebrauchsanweisung für den Wald“

Eine Gebrauchsanweisung für den Wald?
Eine Gebrauchsanweisung für den Wald ist heute nicht mehr ganz so einfach zu schreiben wie noch vor einigen Jahren für die erste Auflage dieses Buches. Inzwischen hat der Klimawandel zugeschlagen, und mancherorts, wie beispielsweise im Sauerland oder im Harz, gleichen ehemalige Waldflächen eher Mondlandschaften. Tote und umstürzende Bäume, Brandgefahr und Tristesse – wie soll man damit als Waldbesucherin oder -besucher umgehen? Gibt es sie noch, die kleinen Freuden unter schattigen Buchen und Eichen? [...]

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Eine Gebrauchsanweisung für den Wald?
Eine Gebrauchsanweisung für den Wald ist heute nicht mehr ganz so einfach zu schreiben wie noch vor einigen Jahren für die erste Auflage dieses Buches. Inzwischen hat der Klimawandel zugeschlagen, und mancherorts, wie beispielsweise im Sauerland oder im Harz, gleichen ehemalige Waldflächen eher Mondlandschaften. Tote und umstürzende Bäume, Brandgefahr und Tristesse – wie soll man damit als Waldbesucherin oder -besucher umgehen? Gibt es sie noch, die kleinen Freuden unter schattigen Buchen und Eichen? Selbstverständlich! Und es ist wichtiger denn je, sich mit unseren grünen Freunden zu beschäftigen. Deshalb war ich sofort Feuer und Flamme, als mich der Piper Verlag um ein Update meiner Gebrauchsanweisung für den Wald bat.
Ich liebe den Wald, und er hat den Großteil meines Lebens bestimmt. Dabei bin ich beruflich eher zufällig hineingestolpert. Eigentlich wollte ich Biologie studieren, weil ich, wie auch viele Schulabsolventen heutzutage, nicht recht wusste, wie ich meine Naturliebe umsetzen sollte. Da entdeckte meine Mutter eine kleine Anzeige der Landesforstverwaltung von Rheinland-Pfalz in der Tageszeitung: Es wurden Kandidatinnen und Kandidaten für ein verwaltungsinternes Studium gesucht. Ich bewarb mich, wurde angenommen und verbrachte vier Jahre mit Praktika und in Hörsälen.
Was mir anschließend in der Praxis begegnete, entsprach nicht im Geringsten meinen Träumen. Arbeiten mit schwersten Maschinen, die den Waldboden zerstörten, waren nur die Spitze des Eisbergs. Gifteinsätze mit Kontaktinsektiziden, Kahlschläge oder das Fällen der ältesten Bäume (alte Buchen, die ich so liebe); all das fand ich zunehmend befremdlich. Während des Studiums war mir beigebracht worden, dass dies dem Erhalt gesunder Wälder diene. Was Ihnen vielleicht merkwürdig erscheint, glauben bis heute Tausende von Studierenden ihren Professorinnen und Professoren. Aus Befremden wurde Ablehnung, und ich wusste nicht, wie ich mit dieser Einstellung noch jahrzehntelang weiterarbeiten sollte.
Doch ich fand mit der Gemeinde Wershofen in der Eifel einen Waldbesitzer, der ebenfalls ökologische Wege gehen wollte. Zusammen haben wir eine Waldbewirtschaftung aufgebaut, die eine Mischung aus Reservaten und behutsam genutzten Parzellen vorsieht. Und ganz wichtig: Die Bevölkerung sollte intensiv mit eingebunden werden. Dazu bietet die von unserem Sohn und seiner Frau betriebene Waldakademie eine Reihe von Veranstaltungen an. Survivaltrainings und Übernachtungen unter freiem Himmel sind das Extrem, die meisten Angebote bestehen aus Führungen und Fortbildungen zur wunderbaren Welt der Bäume. Wo man all dies denn nachlesen könne, wurde ich oft gefragt. Da blieb mir nur ein Schulterzucken, denn Literatur zum Thema war mir nicht bekannt. Nachdem mich meine Frau immer wieder drängte, für die Besucherinnen und Besucher doch wenigstens ein bisschen etwas aufzuschreiben, brachte ich in einem Lapplandurlaub eine typische Führung zu Papier. Das Manuskript schickte ich an etliche Verlage und sagte zu meiner Frau: „Wenn bis Ende des Jahres niemand zusagt, dann kann ich eben nicht schreiben.“
Es kam anders, wie Sie gerade sehen, und ich habe Freude an dieser Erweiterung meiner Tätigkeiten gefunden. Nun kann ich weitaus mehr Menschen für den Wald begeistern, denn dieser wird meiner Meinung nach noch viel zu wenig genutzt. Nicht im Sinne der Holzwirtschaft, nein, die übertreibt es in weiten Bereichen schon. Es sind die kleinen und großen Abenteuer, die zwischen den Bäumen nur darauf warten, abgeholt zu werden. Und dazu müssen Sie nur eines tun: zu Fuß in die Wälder gehen.


Querfeldein
Kennen Sie diese Situation? Man ist mit Kindern im Wald unterwegs, und irgendwann wird es laut. Entweder spielen sie Fangen, entdecken ein kleines wildes Tier und rufen laut ihre Entdeckung herüber, oder aber sie schreien ganz einfach vor Vergnügen. Die reflexartige Ermahnung der Erwachsenen folgt auf dem Fuß: „Pst, schreit nicht so laut!“
Warum eigentlich? Stört es Hirsch und Reh tatsächlich, wenn Menschen Krach machen? Grundsätzlich lieben wilde Tiere die Stille, doch nicht etwa, weil sie lärmempfindlich sind. Tost ein Sturm durch die Baumwipfel oder rauscht ein heftiger Platzregen herab, dann können sie keine anderen Geräusche mehr hören. Auch nicht die von sich nähernden Wölfen oder Luchsen, und das kann für Rehe und Hirsche lebensgefährlich sein. Daher lieben sie windstille, trockene Wetterlagen, bei denen jeder Tritt auf ein knackendes Ästchen weithin zu vernehmen ist.
Krach von Menschen nervt die Tiere dennoch nicht, da er nicht gleich den ganzen Wald erfüllt, sondern nur aus einer Richtung zu hören ist. Zugleich wissen die großen Säugetiere, dass ihr größter Feind nicht auf Beutezug ist: Denn auch das sind wir Menschen, und zwar in Form der Jägerinnen und Jäger. Selbst wenn Wolf und Luchs wieder Einzug in unsere Landschaften gehalten haben, so sind doch ihre menschlichen Kollegen im grünen Loden hundertfach zahlreicher vertreten. Kein Wunder, dass sich die Angst unserer Wildtiere hauptsächlich auf Zweibeiner konzentriert. Wenn wir fröhlich singend über Wanderwege spazieren oder uns dabei lautstark unterhalten, so signalisieren wir unseren Mitgeschöpfen, dass wir nicht auf der Jagd sind. Das trifft sogar auf die eigentlich extrem scheue Wildkatze zu. Sie wurde ebenfalls bejagt, weil man ihr zutraute, Rehe zu reißen. Rehe? Die Wildkatze ist zwar nicht mit der Hauskatze verwandt, gleicht ihr aber bis auf minimale Größenunterschiede. Können Sie sich vorstellen, dass ein Stubentiger einen Dackel frisst? Dazu sind die kleinen Zähne viel zu kurz, und das Maul lässt sich nicht weit genug öffnen, um solch große Tiere festzuhalten. Dennoch hielt sich das Gerücht unter Jägerinnen und Jägern über Jahrhunderte, sodass man dem getigerten Beutegreifer erbarmungslos nachstellte. Dass er sehr scheu wurde, ist da nicht verwunderlich.
Doch Menschen, die laut durch den Wald gehen, werden wie bei anderen Arten ebenfalls nicht als Gefahr gesehen. So führte ich einmal eine Besuchergruppe im Januar durch das verschneite alte Urwaldreservat meines Reviers. Nachdem wir uns eine Stunde lang umgesehen hatten, marschierten wir wieder zum Parkplatz zurück, als mir auffiel, dass ich meinen Rucksack unter einem Baum vergessen hatte. Der Praktikant, der mich begleitete, bot sich an, noch einmal zurückzugehen. Als er schließlich nach fünfzehn Minuten wieder erschien, war er ganz aufgeregt. Er hatte eine Wildkatze gesehen, die friedlich den Weg kreuzte. Offensichtlich hatte das Tier in der Nähe abgewartet, bis die gut gelaunte und entsprechend kommunikationsfreudige Truppe den alten Wald wieder verlassen hatte. Ähnliches habe ich ein Jahr später an einem heißen Julitag auf ebendiesem Parkplatz erlebt. Ich unterhielt mich, an meinen Geländewagen gelehnt, mit einem Kollegen, als ich plötzlich eine Wildkatze seelenruhig fünfzig Meter von uns entfernt über die Zufahrt von einem Waldstück in das andere wechseln sah. Die nahe Straße schien sie nicht zu stören, was zeigt, dass ihre Scheu sich eher auf stille, durch das Unterholz pirschende Menschen bezieht. Das Fazit muss also lauten: Krach im Wald stört niemanden, schon gar nicht Krach von Kindern. Oder nein, ich muss mich korrigieren – er stört die wilden Tiere nicht, sondern vielleicht eher manche Erwachsenen.
Querfeldeingehen hat den Hauch grenzenloser Freiheit, und bei dieser denkt man meist an andere Länder. Ich mag die menschenleeren Landschaften im Südwesten der USA, nicht etwa, weil ich menschenscheu bin, nein, diese endlosen Weiten haben es mir angetan. Wo in Europa der Blick in die Ferne meist an Strommasten, Autobahnen oder Siedlungen hängen bleibt, kann das Auge in New Mexico, Arizona oder Utah über Wälder und Gebirge schier endlos umherschweifen.
Allerdings nur das Auge. Denn in den meisten Fällen ist der Weg abseits öffentlicher Straßen versperrt, und dies teilweise wortwörtlich. So begleiteten uns bei einer Rundreise durch den Südwesten Maschendrahtzäune, die links und rechts der Straße auf Hunderten von Kilometern das Freiheitsgefühl im Keim erstickten. Eingezäunt waren häufig nur Sand und Fels – als ob da jemand etwas wegnehmen würde! Land in Privatbesitz (und das gibt es dort sehr viel) ist nicht öffentlich zugänglich, und darauf weisen immer wieder Schilder hin.
Zurück in Deutschland, wurde mir erst klar, welche Möglichkeiten sich hier jedem Waldbesuchenden bieten. Es stehen nicht nur sämtliche Wege zur freien Verfügung, sondern gleich die gesamte Fläche. Wann immer Sie sich also ins Unterholz schlagen möchten – bitte schön! Niemand kann Sie daran hindern, es sei denn, Sie sind in einem der wenigen Ausnahmegebiete unterwegs. Naturschutzgebiete, Nationalparks und kleinere Bannwälder weisen meist ein Wegegebot auf, das heißt, Sie dürfen die ausgeschilderten Routen nicht verlassen. Doch da solche Flächen nur wenige Prozente der Waldgebiete ausmachen und zudem immer deutlich darauf hingewiesen wird, können Sie sich im Normalfall nicht vertun. Weitere Ausnahmen sind frisch aufgeforstete Kulturen mit Jungbäumen, erst recht, wenn diese eingezäunt sind. Auch wenn es noch so reizt, den Zaun zu übersteigen und den Querfeldeingang abzukürzen: Gehen Sie lieber außen herum.
Ein letztes Tabuareal sind laufende Holzeinschläge. Wo die Motorsägen röhren oder der Harvester, die Vollerntemaschine, brummt, ist es lebensgefährlich. Fallende Bäume mit bis zu vierzig Meter Länge sind schwer einzuschätzen, zudem versperren häufig Büsche die Sicht auf Spaziergänger. Daher stehen auf den betreffenden Waldwegen schon Hunderte Meter vor der eigentlichen Durchforstungsfläche Warnschilder, oder ein rot-weißes Flatterband versperrt sie gleich ganz. Der überwältigende Teil der Wälder ist jedoch frei von solchen Restriktionen, sodass Sie hier tatsächlich ganz eintauchen können. Allerdings gilt das nur für Fußgänger. Fahrradfahrer und Reiter müssen sich an die Wege halten, für alle anderen Fortbewegungsmittel ist der Wald in der Regel ohnehin komplett gesperrt.
Wie geht man denn nun richtig querfeldein? Am besten eignen sich dichtere, alte Laubwälder. Hier ist der Boden meist frei von Bewuchs, und es stören keine Äste an den Stämmen. Das sieht bei Nadelbaumplantagen ganz anders aus, vor allem, wenn die Bäume dicht an dicht gepflanzt wurden. Dann greifen die abgestorbenen unteren Äste benachbarter Fichten, Kiefern und Douglasien wie Arme ineinander und hindern den Durchgang. Ich habe mich in solchen Plantagen manchmal sogar rückwärts bewegt, um mich mit Gewalt hindurchzudrücken. So peitschen keine Äste ins Gesicht oder, schlimmer noch, stechen in die Augen. Laubwald ist da viel friedlicher. Taucht Gras unter den Bäumen auf, so sollten Sie einen Bogen darum machen. Morgendlicher Tau oder festgehaltene Regentropfen lassen Ihr Schuhwerk im Nu durchweichen, und selbst eingearbeitete Spezialmembranen halten die Nässe in solchem Gelände kaum auf Dauer ab.
Brombeeren sind oft eine Herausforderung. Natürlich nicht die Früchte, doch meist werden Sie nur auf die beerenlosen rankenden Pflanzen treffen. Diese verhaken sich ineinander und bilden teilweise meterhohe Verhaue. Möchten Sie ein solches Feld kreuzen, dann heißt es laufen wie ein Storch. Treten Sie die oberste Ranke mit dem Fuß zu Boden, belasten dann diesen Fuß und machen mit dem zweiten den nächsten Schritt auf die nächste Ranke. Das sieht lustig aus, doch es schaut ja in der Regel niemand zu. Haben Sie es eilig, oder möchten Sie nicht so staksig unterwegs sein, können Sie rasch von einer Ranke regelrecht gefangen werden. Wie bei einem Lasso, das sich zuzieht, kommen Sie kaum noch aus der unfreiwilligen Umarmung los, und oft genug endet dann ein weiterer Schritt mit dem Sturz in die Dornen – aua!
Sturzgefahr besteht auch beim Gehen im Steilhang. Nicht etwa, weil Sie sich dort nicht richtig auf den Beinen halten können, nein, das Verhängnis lauert unter Laub oder Schnee. Es sind tote Äste, deren Rinde schon weggerottet ist. Sie liegen meist mit dem Gefälle, also von oben nach unten, im Hang. Wenn Sie auf solch einen Ast treten, rutscht der aufgesetzte Fuß wie auf einer Gleitbahn seitlich bergab. Mir ist das schon häufig passiert, obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste. Wenn ich bewusst registriere, worauf ich getreten bin, ist es oft schon zu spät. Ich kippe, rudere mit den Armen und krache dann seitwärts auf den Boden. Steile Partien sollten Sie bei feuchtem Wetter deshalb im Zweifelsfall meiden. Eine gute Möglichkeit, sich in Berghängen zu bewegen, sind Wildwechsel. Da die Tiere dieselben Probleme haben wie Sie, laufen sie nur auf ausgetretenen und damit ebenen Pfaden. Die sind zwar schmal, meist nicht breiter als dreißig Zentimeter, aber es reicht für einen sicheren Gang. In langen Hängen ziehen sich solche Wildpfade in regelmäßigen Abständen parallel dahin, sodass Sie, wenn Sie tiefer hinabmüssen oder abbiegen wollen, einfach einen oder zwei Pfade tief absteigen und danach weiter sicher den Trittsiegeln der Tiere folgen können.
Sind Sie im Tal angekommen, steht oft eine Bachquerung an. Bisher sind die Schuhe trocken geblieben, und das soll sich nicht ändern. Also versuchen die meisten Querfeldeinläufer, von Ufer zu Ufer zu springen. Das scheint ganz einfach zu sein, schließlich sind die kleinen Wasserläufe oft nicht breiter als einen Meter. So einen Sprung sollte eigentlich jeder schaffen, und das stimmt auch. Nicht allerdings, dass man dann auf trockenem Boden steht. 
Gerade Bäche, deren Uferbereich flach verläuft, durchnässen diesen unterirdisch so, dass kleine Sumpfgebiete entstehen. Der Sprung endet also oft im Morast, der dann feucht und kalt von oben in die Schuhe läuft. Wie können Sie das vermeiden?
Zunächst sollten Sie sich eine Stelle suchen, an der die Bachufer steiler nach oben verlaufen. Hier ist die Chance gut, dass unter der Oberfläche viele Steine sind. Auch dicht neben Bäume zu treten erhöht die Chance, dass die Schuhe sauber und die Füße trocken bleiben, denn das Wurzelwerk wirkt wie eine Matte. Und ganz einfach ist es, wenn der Bach nicht tiefer ist, als Ihre Schuhe hoch sind, und Steine zu sehen sind – dann treten Sie beherzt ins Wasser. Im Laufe der Zeit haben sich diese Steine von allem Schlamm freigespült und liegen in der Regel so sicher auf dem Grund wie das Pflaster in einer Fußgängerzone – na gut, nicht ganz, denn manchmal sind sie etwas glitschig. Bei meinen Gängen durchs Revier ist es mir noch nie passiert, dass ich im Bachbett eingesunken bin, wohl aber oft schon in der weichen Böschung. Die einzige kleine Gefahr besteht darin, dass man sich bei der Tiefe verschätzt, doch dann wird es immerhin nur nass und nicht schmutzig.
Matsch und Sumpf sind bei schlechtem Wetter immer ein Thema. Natürlich sind die Schuhe für harte Einsätze konstruiert, doch wer möchte schon unnötig verschlammtes Leder reinigen? Ganz davon abgesehen, dass im Zweifelsfall etwas von der Brühe hereinläuft, wenn Sie zu tief einsinken. Daher gilt es, den Bodendruck des Schuhs zu reduzieren, indem Sie die Auftrittsfläche vergrößern. Das können beispielsweise Äste sein, die auf dem Boden liegen. Treten Sie darauf, verteilt sich Ihr Gewicht auf eine größere Fläche – doch achten Sie darauf, dass das Holz nicht allzu verrottet ist. Sonst macht es „knack“, und Sie stehen doch eine Etage tiefer.
Äste liegen nicht überall herum, weiter verbreitet sind hingegen Grasbüschel. Jedes dieser kleinen Polster ragt wie eine Insel aus dem Morast und ist überraschend stabil. Wenn Sie nun von Insel zu Insel stapfen, gelangen Sie trockenen Fußes auf die andere Seite. Das gilt allerdings nur für echte Bachläufe, keinesfalls für Moore! Dort sitzen die Gräser auf schwammigem Torfmoos und werden instabiler, je weiter Sie sich in eine solche Fläche hineinwagen – das ist lebensgefährlich.
Und wenn Sie gar nicht querfeldein gehen möchten? Das Laufen durch Gestrüpp und Unterholz bietet ja nicht nur Vorteile. Sind Sie zu zweit unterwegs und möchten sich unterhalten, so ist der Gang abseits der Wege nicht zu empfehlen. Da es meist nur schmale gangbare Routen gibt, fällt man schnell in den Gänsemarsch, und schon wird die Wanderung recht einsilbig. Außerdem ist ein wenig Abstand zueinander angeraten, wegen zurückschlagender Äste beim Durchstreifen; das macht die Unterhaltung noch schwieriger.
Und überhaupt – warum sollten Wege langweilig sein? Auf ihnen gibt es jede Menge zu entdecken. Zum Beispiel die Spuren vieler Tiere, die die Wege genau so gerne nutzen wie wir. Leider finden sich noch viel häufiger die Spuren schwerer Forstmaschinen. Nun könnte man sich maßlos ärgern, wenn man durch frisch durchforstete Wälder spaziert und die schönsten Wege im Matsch versinken. Ist es nicht eine Frechheit, dass die Wanderer durch knöchelhohen Schlamm laufen müssen, nur weil die kommerzielle Forstwirtschaft rücksichtslos Holz erntet? Ich kann beide Seiten gut verstehen, auch die der Waldbesitzenden. Denn die Wege wurden bis auf wenige Ausnahmen tatsächlich nur deswegen gebaut, damit die gefällten Stämme per Lkw ins nächste Sägewerk gefahren werden können. Rücksichtnahme auf Erholungssuchende kann man sich nicht leisten, und selbst vermatschte Pisten sind für schweres Gerät immer noch gut genug. Früher wurde Holz ausschließlich im Winter eingeschlagen und bei trockener Witterung oder bei Frost gefahren. Doch in Zeiten des Klimawandels ist die kalte Jahreszeit meist nur noch regnerisch mit Temperaturen oberhalb des Gefrierpunkts.
Im Wald spielen sich daher immer häufiger Situationen ab, bei denen es nur Verlierer gibt. Normalerweise sollte die Holzabfuhr oft schon im Herbst gesperrt sein, wenn im Dauergrau alle Wege aufgeweicht sind. Die Hoffnung, es möge doch wenigstens ein paar Tage Frost geben, der die Trassen durchfrieren lässt, erfüllt sich nur noch selten. Inzwischen wird das geerntete Holz durch Pilzbefall qualitativ immer schlechter, und der Käufer befürchtet zu Recht schwere finanzielle Einbußen. Spätestens im März, und dann liegen manche Stämme schon sechs Monate im Wald, muss gefahren werden, bevor die Ware endgültig verdirbt. Die Wege verschlammen und müssen hinterher aufwendig instand gesetzt werden. Generell stellt sich die Frage, warum in Erholungsgebieten überhaupt so intensiv Holz gewonnen werden muss, zumal Forstwirtschaft laut Gesetz auch ganz klar Schutz und Erholung zum Inhalt haben muss, wie das Bundesverfassungsgericht im Falle öffentlicher Wälder bereits zweimal feststellte.
Oft berichten mir Besucher und Besucherinnen, dass sie in anderen Wäldern in ihren Freizeitaktivitäten rüde gestoppt werden. Meist sind es ältere Herren in Grün, die sich aus ihrem Geländewagen beugen und irgendwelche Verbote aussprechen. Lassen Sie sich im Zweifelsfall einfach erst einmal den Dienstausweis zeigen. Den gibt es nämlich in der Regel gar nicht, weil es sich um Jagdaufseher handelt. Das sind Hilfspersonen, die dem örtlichen Jagdpächter zur Hand gehen. Ihr grünes Schild „Jagdschutz“, welches hinter der Windschutzscheibe prangt, sieht amtlich aus. Allerdings kann sich das jeder und jede im Internet bestellen und dann ebenfalls ins Auto legen, genauso wie Schilder mit dem Aufdruck „Landwirtschaft“, „Forstwirtschaft“ oder ähnlichen Hinweisen. Sie sollen eigentlich nur klarmachen, dass die betreffende Person berechtigterweise mit dem Pkw die Waldwege befährt. Richtig amtlich sind nur Schilder mit dem Aufdruck „Forst“ oder „Forstverwaltung“, die das jeweilige Landes- oder Stadtwappen tragen. In diesen Fahrzeugen sitzen Försterinnen und Förster, die sich entsprechend ausweisen können und müssen. Meist kontrollieren sie aber gar keine Wandernden, sondern halten sich dezent zurück.
Bei vielen Jägerinnen und Jägern sieht das anders aus. Sie ärgert es, wenn sie abends auf dem Hochsitz auf Wild warten und noch ein später Waldbesucher mit Hund (womöglich auch noch freilaufend) vorbeikommt. Dann war ihre Geduld vielleicht umsonst, und es ist verständlich, dass die Waidmänner verstimmt absteigen. Zum Abreagieren eine Art Polizeiaktion mit den „Störenfrieden“ zu veranstalten ist allerdings schlicht und ergreifend illegal. Doch wer möchte schon wütende Personen reizen, die schwer bewaffnet sind? Und so ist es im Zweifelsfall besser, sich einfach das Pkw-Kennzeichen zu merken und den Rückzug anzutreten. War die verbale Attacke zu heftig und hing dem Gegenüber dabei das Gewehr über der Schulter (oder wurde gar in die Hände genommen), bleibt Ihnen immer noch eine Anzeige wegen Nötigung.


Auf Spurensuche
Ich freue mich bei Schneefall gleich doppelt: Erstens mag ich richtige Winter, in denen ich mit schweren Stiefeln durch die weiße Pracht stapfen kann, und zweitens kann ich dann viele Geheimnisse lüften. Zumindest diejenigen, welche Tiere betreffen, denn nun hinterlassen sie deutlich sichtbar ihre Spuren. Dabei ist Schneefall nicht gleich Schneefall. Vor allem der erste Wintereinbruch einer Saison ist besonders ergiebig. Dann sind die Tiere noch nicht im Kältemodus, streifen noch viel aktiver umher als bei längeren Frostperioden. Am besten starten Sie Ihre Entdeckungstour gleich morgens, denn oft schmilzt die Mittagssonne die Spuren an, oder ein scharfer Wind weht sie wieder mit Eiskristallen zu, sodass sie kaum noch zu erkennen sind. Lichten Sie alle Funde mit dem Handy ab, damit Sie diese zu Hause bequem mithilfe eines Bestimmungsbuches oder einer passenden Website entschlüsseln können.
Im Sommerhalbjahr ist feiner Schlamm auf oder an Wanderwegen besonders vorteilhaft. Hier hinein drücken sich Pfoten und Hufe wie ein Siegel in Wachs. Nebenbei können Sie grob ermitteln, wie lange es her ist, dass das betreffende Tier vorbeikam. Entscheidend sind die letzten heftigen Regenfälle. Sie spülen die Spuren wieder zu oder lassen zumindest die scharfen Konturen erodieren, sodass sie nur noch ungefähr zu erkennen sind. Hat es also beispielsweise vorgestern geregnet und Sie entdecken eine gestochen scharfe Rehfährte, ist es maximal zwei Tage her, dass das Tier dort seine Bahn zog.
Besonders aufregend wird es, wenn man Wolfsspuren findet. Mein erster Fund dieser Art war in den getrockneten Schlamm eines schwedischen Weges geprägt. Mit meiner Familie war ich im Grenzgebiet zu Norwegen unterwegs, und zwar mit dem Kanu. Kanu und Wolfsspuren? Da diese Wasserwanderung entlang einer Kette von Seen verlief, waren zwischendurch sogenannte „Portagen“ notwendig. Dabei wird das Kanu entladen, aus dem Wasser gehoben und auf einem Gestell mit zwei Rädern befestigt. Das Gepäck kommt wieder hinein, und nun mussten wir uns Kilometer um Kilometer auf verschwiegenen Waldwegen durchs Hügelland kämpfen.
Die notwendigen Pausen bei dieser Quälerei mit dem ermattet nach unten gerichteten Blick bescherten uns die ersten richtigen Wolfsspuren. Spaziergänger gab es in diesem abgelegenen Gebiet nicht, jedoch die damals größte Wolfspopulation Schwedens. Wir fühlten uns reich beschenkt und schoben unser Kanu mit neuer Energie zum nächsten Gewässer.
Warum ich die Spaziergänger erwähnte? Oft sind diese mit Hunden unterwegs, und dann wird die Spurensuche kniffelig. Hunde und Wölfe sind ja sehr eng verwandt, die Pfotenabdrücke damit sehr ähnlich. Großer Hund oder Wolf, das traue selbst ich mir kaum zu. Es gibt natürlich einige Anhaltspunkte, und das Wichtigste ist die Nachrichtenlage. Da allerorts abends Jäger draußen auf ihren Hochsitzen sind, wird jeder Wolf sofort gemeldet und spätestens am nächsten Tag in den Medien präsentiert. Wolfsspuren in Landstrichen, in denen nur wenige bestätigte Sichtungen existieren, sind wohl eher ihren zahmen Verwandten zuzurechnen. Innerhalb von Wolfsrevieren lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Wölfe schnüren im Gegensatz zu Hunden, das heißt, ihre Pfotenabdrücke sind wie auf einer Linie aufgereiht. Hinzu kommt, dass die Tiere die Hinterpfoten in die Abdrücke der Vorderpfoten setzen, was Hunde nicht tun. Sie laufen außerdem eher in geschlängelten Linien. Zur Sicherheit sollten Sie auch noch links und rechts der Spur schauen: Bei matschigem Wetter sollte sich, falls sie doch vom Hund stammen könnte, auch die Spur des Besitzers oder der Besitzerin abzeichnen.
Wenn Sie Kot finden, lässt sich der Unterschied Wolf/Hund deutlicher ablesen. Das Haustier wird meist aus Dose oder Beutel ernährt, und die Hinterlassenschaften zeigen daher ein einheitliches Braun ohne Strukturen. Bei Wölfen können Sie dagegen sehen, welche Tiere sie gefressen haben. Kalkige Knochenreste sind durchzogen mit Tierhaaren, oft schwarzen, die dann von Wildschweinen stammen. Im Zweifelsfall können Sie den Kot auch in einen Plastikbeutel packen und an den nächsten Wolfsberater schicken, der ihn zur Untersuchung weiterleiten kann.
Der zweite große Beutegreifer, der Luchs, hat einwandfreie Trittsiegel. So große Katzenspuren sind unverwechselbar. Im Zweifelsfall hilft die Symmetrie: Hunde-/Wolfsspuren sind spiegelgleich, wenn man sie in der Mitte gedanklich teilt (zwischen den mittleren Zehen), bei Luchsen ergibt sich ein schiefes Bild. Zudem sind bei den großen Katzen nur sehr selten Krallenabdrücke zu sehen, während Wolf und Co. die Krallen (oder korrekt: die Nägel) meist mit in den Schlamm drücken. Wenn Sie eine Katze haben, hilft diese Ihnen vielleicht sogar bei der Identifikation, falls ein Luchs in Ihrer Umgebung umherstreift. So erzählte mir ein Kollege aus dem Pfälzer Wald, dass sein Stubentiger sich nicht mehr vor die Tür traue, sobald seine größere Verwandtschaft im Großraum auftauche. Das sei ein sicherer Indikator für ihn.
Während Luchs- und Wolfsspuren den Lottogewinn bei der Suche darstellen, sind Fuchsspuren eher ein Trostpreis. Dennoch können Sie an ihnen den Unterschied zu kleineren Hundesiegeln lernen, denn der Fuchs läuft ähnlich wie sein großer wilder Bruder. Er schnürt, hinterlässt also eine lange, gerade Linie von Abdrücken. Im Gegensatz zu Hunden ragt der hintere Ballen auch nicht in die Spur der Zehenballen, was das Siegel länglicher wirken lässt.
Die Anwesenheit von Füchsen verraten auch deren Baue. Sie liegen zwar nicht an Wanderwegen, doch wenn Sie auf der Suche nach Pilzen durchs Unterholz streifen, stoßen Sie vielleicht auf solch eine Höhle. Meist sind es mehrere Aus- oder Eingänge, die in eine Böschung gegraben sind. Ob sie noch bewohnt ist, zeigen frische Kratzspuren und das Fehlen von Vegetation auf der ausgeworfenen Erde.
Allerdings kann auch jemand anderes diese Behausung nutzen – der Dachs. Die Unterscheidung ist schwierig, wenn es keine Pfotenabdrücke gibt (dann wäre es leicht; Dachsspuren sehen aus wie kleine Bärenspuren mit nach vorne gerichteten Krallen). Dachse graben mehr als Füchse und lagern entsprechend viel Erde vor dem Bau, in der sich eine Rinne abzeichnet, die vom Ein- und Ausgehen auf dem immer gleichen Pfad stammt. In dieser Rinne findet sich manchmal Polstermaterial, welches später den Bau schön gemütlich machen soll. Im Gegensatz zu Füchsen, die ihren Kot überall absetzen, legen sich Dachse regelrechte Toiletten an. Hier vergraben sie ihr Geschäft, und das kann man riechen. Damit nicht genug: Sie setzen auch noch Duftmarken ab, um ihr Revier zu kennzeichnen. Markanter Duft lässt also eher auf den Dachs schließen. Um es noch komplizierter zu machen, leben oft verschiedene Tierarten gleichzeitig im Höhlensystem: Dachse, Füchse und auch Marderhunde. Und selbst wenn Sie die Bewohner nicht identifizieren können, sind solche Baue spannende Entdeckungen, denn sie können jahrhundertelang genutzt werden und sind damit so alt wie die Fachwerkhäuser unserer Innenstädte.
Trittsiegel, Kot und Behausungen sind nur ein Teil möglicher Hinweise. Wildschweine etwa zeigen ganz deutlich, wo sie sich gesuhlt haben. Nach dem erfrischenden Bad im Schlamm (der manchmal sogar den Abdruck der liegenden Tiere zeigt) scheuern sie sich an sogenannten „Malbäumen“. Dabei werden nicht nur trocknende Krusten, sondern auch Haare abgerieben, die in Rindenspalten hängen bleiben. Auf dem Weg zu diesen Bäumen spritzen von den nassen Tieren lehmfarbene Tröpfchen auf die Vegetation, die wie bei Hänsel und Gretel zeigen, wo sie entlanggelaufen sind.
Manche Zeichen deuten noch subtiler auf Tiere hin. Im Frühjahr keimen in den alten Buchenbeständen die Eckern. Die Sämlinge sehen mit ihren Keimblättern aus wie kleine Schmetterlinge, die vorsichtig ihre Flügel entfalten. Manchmal sprießt gleich ein ganzes Bündel aus dem Boden. Doch wie kann das sein? Bucheckern sind schwer und fallen, Wind hin oder her, immer schön senkrecht unter ihren Mutterbaum. Rein statistisch gesehen, sollten sie schön gleichmäßig um den Stamm herum keimen. Gut, es mag auch mal zwei oder drei auf einen Platz verschlagen, aber gleich zehn oder mehr? Nein, der Zufall ist dann nicht im Spiel, sondern Eichhörnchen oder, häufiger noch, Mäuse. Sie legten sich hier im Herbst ihren Wintervorrat an, um sich unter der Schneedecke gemütlich an den ölhaltigen Samen zu laben. Der Strauß an Sämlingen zeigt also ein kleines Drama an: Offensichtlich kam im Winter ein hungriger Fuchs vorbei, der sich das fleißige Mäuschen schmecken ließ. Die Vorräte des kleinen Nagers blieben verlassen im Boden zurück und konnten so im Frühling keimen. Man kann es natürlich auch andersherum sehen: Der Fuchs befreite die Baumembryos von ihrem Feind und sicherte so ihr Überleben.
Ebenfalls auf Bäume abgesehen haben es Spechte. Zum einen bauen sie ihre Höhlen in die Stämme, und beileibe nicht nur in faule. Wer möchte schon eine instabile Wohnung haben? Nein, oft werden völlig gesunde Exemplare ausgewählt, und damit das harte Holz nicht zu viele Kopfschmerzen verursacht, wird in Etappen gemeißelt. In den Zwischenintervallen, die manchmal sogar mehrere Monate dauern, besiedeln Pilze die Baustelle und machen durch Zersetzungsprozesse das Holz mürbe. Spechte haben aber noch ganz andere Bedürfnisse. So schlürfen sie im Frühjahr gerne die zuckerhaltigen aufsteigenden Baumsäfte. Dazu hacken sie mit einer Vorliebe für jüngere Laubbäume etwa zehn Zentimeter lange Reihen kleiner Löcher in die Rinde. Hier lecken sie den austretenden Saft auf. Dem Baum schadet das kaum, aber er behält für Jahrzehnte eine Art Schmucknarben auf der Borke.
Weniger schmerzhaft ist es, wenn die Vögel nach Insekten suchen. Diese befallen Bäume nämlich nur dann, wenn sie tot oder zumindest so schwer erkrankt sind, dass es dem Ende zugeht. Im Sommer, wenn Borkenkäfer Hochkonjunktur haben, zeigen Spechte ganz deutlich, welche Bäume es erwischt hat. Überall dort, wo sich saftige weiße Maden (der Nachwuchs der Käfer) unter der Rinde tummeln, hacken und stochern die Vögel so lange herum, bis sie die meisten Leckerbissen erbeutet haben. Bei diesem Festmahl löst sich großflächig die Rinde, und das hell hervorleuchtende Holz signalisiert Ihnen schon von Weitem den Käferbefall des Baums.
Doch auch abgestorbene Stämme, die langsam im Dämmerlicht am Boden verrotten, sind für Spechte attraktiv. Über tausend Insektenarten legen hier ihre Eier ab. Die bleichen Larven fressen sich oft jahrelang durch die zerbröselnde Holzsubstanz, bevor sie sich verpuppen und anschließend für wenige Wochen als Käfer die Welt erkunden. Diese „Spechtspeisekammer“ können Sie besonders gut im Winter entdecken. Nun gibt es keine frei laufenden Ameisen mehr, und fliegende Insekten halten Winterschlaf, versteckt unter abblätternder Borke. Spechte bedienen sich in ihrer Not an totem Holz und hacken lange, helle Späne heraus. Tief im Inneren gelangen sie an die eiweißreichen Larven, die sie für die schwere Arbeit entschädigen. Wo es besonders viel zu holen gab, zeigen völlig zerfaserte und zerlegte Totholzteile am Boden.
Die nächste Kategorie von Spuren ließe sich eher als Reste bezeichnen, und eine kleine Begebenheit am Forsthaus erinnerte mich daran, dass sie auch in diese Gebrauchsanweisung gehören. Ich saß in der Mittagspause auf dem Sofa und biss gerade in mein Käsebrot, als mein Blick nach draußen schweifte und an Schneeflocken hängen blieb. Sie rieselten besonders sanft zu Boden – zu sanft. Beim genaueren Hinsehen entpuppten sie sich als Flaumfedern. Ich stand auf und ging ans Fenster. Die Quelle des Federsegens war schnell klar: Es war ein Eichelhäher, der gerade genüsslich eine Kohlmeise rupfte, um sich deren Fleisch schmecken zu lassen.
Solche kleinen Tragödien passieren sehr häufig unter dem Blätterdach der Bäume; es gibt eine ganze Reihe von Vogeljägern unter den Tieren. Da wären beispielsweise Marder und Füchse, um nur zwei der infrage kommenden Säugetiere zu nennen. Unter den Vögeln selbst sind es Rabenvögel, also Elstern, Eichelhäher, Krähen und Raben, dazu Eulenarten wie der Waldkauz oder der Uhu und Greifvögel wie Sperber oder Habicht. Eine typische Rupfung erkennen Sie an einer Federansammlung, die oft auf einem Baumstumpf liegt. Tiere scheinen für ihr Metzgerhandwerk ebenfalls Tische zu bevorzugen. Welche Art es nun genau war, die hier zu Werke ging, können Sie nicht unterscheiden, immerhin aber, ob es ein Säugetier oder ein Vogel war. Denn Letztere haben keine Zähne, und während zum Beispiel der Fuchs hartnäckige Federkiele einfach abbeißt, reißen Greifvögel sie im Ganzen heraus. Dort, wo der Schnabel zugepackt hat, findet sich oft eine Kerbe oder ein Knick.
Die Spurensuche kann aber auch ganz anders aufgefasst werden. Wie wäre es, wenn Sie nicht nach tierischen Fährten, sondern nach menschlichen Ausschau hielten? Immerhin sind das die häufigsten Zeichen, die Sie bei einem Waldspaziergang finden können. Und es macht Spaß, ein bisschen Detektiv zu spielen. Da wären etwa Pfützen. Sie eignen sich gut, um zu schauen, wann das letzte Fahrzeug über den Weg gefahren ist. Solange das Wasser noch trübe ist, muss die Durchfahrt vom selben Tag stammen, oft liegt sie weniger als eine Stunde zurück. Eine einfache Reifenspur deutet auf einen Geländewagen hin, eine doppelte auf einen Holz-Lkw. Bei breitem, grobem Profil war eine Erntemaschine unterwegs, die entweder Bäume abgesägt oder diese an den Weg transportiert hat. In diesem Sinne kann es spannend sein, die Spuren anderer Menschen zu untersuchen.

Peter Wohlleben

Über Peter Wohlleben

Biografie

Peter Wohlleben, geboren 1964, wollte schon als kleines Kind Naturschützer werden. Nach dem Studium der Forstwirtschaft war er über zwanzig Jahre lang Beamter der Landesforstverwaltung. Um seine ökologischen Vorstellungen umzusetzen, gab er 2006 seine Stelle auf und übernahm als Förster ein 1200...

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