Ascona
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Beschreibung
Ascona 1933 – Zuflucht und Krisenort für Erich Maria Remarque
In der Nacht vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler flieht Erich-Maria Remarque von Berlin ins Schweizer Exil am Lago Maggiore. Remarque stoßen die politischen Vorgänge in tiefe Ratlosigkeit, künstlerisch quält er sich seit Jahren mit einem neuen Roman herum. Seine Depression betäubt er mit Zigaretten, Alkohol und erotischen Eskapaden mit seiner Ex-Frau Jutta. Die Exilgemeinde in Ascona wächst von Tag zu Tag. Und noch immer tritt Remarques Roman auf der Stelle. Hoffnung auf Erlösung liegt für ihn allein in der Begegnung mit der Frau…
Ascona 1933 – Zuflucht und Krisenort für Erich Maria Remarque
In der Nacht vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler flieht Erich-Maria Remarque von Berlin ins Schweizer Exil am Lago Maggiore. Remarque stoßen die politischen Vorgänge in tiefe Ratlosigkeit, künstlerisch quält er sich seit Jahren mit einem neuen Roman herum. Seine Depression betäubt er mit Zigaretten, Alkohol und erotischen Eskapaden mit seiner Ex-Frau Jutta. Die Exilgemeinde in Ascona wächst von Tag zu Tag. Und noch immer tritt Remarques Roman auf der Stelle. Hoffnung auf Erlösung liegt für ihn allein in der Begegnung mit der Frau seines Lebens, die sein Schweizer Exil für immer beendet.
„Ein souverän-leichtfüßiger Tatsachenroman.“ SZ
Über Edgar Rai
Aus „Ascona“
Prolog
Ruth stand vor dem Fenster und blickte hinab auf die Straße. Das trübe Licht der Laterne schimmerte zu ihr herauf. Draußen zehn Grad unter null. Seit Tagen war die Stadt erstarrt, es brachen die Rohre. Allein gestern war die Feuerwehr mehr als fünfzigmal ausgerückt. Die Heizung gab Geräusche von sich, als knacke jemand mit den Fingerknöcheln.
Erich tastete nach ihrer Bettseite. „Komm weg da.“
Als drohe ihr nackter Körper aus dem Fenster zu kippen und auf der Straße in tausend Scherben zu zerspringen.
Sie wandte ihm den Kopf zu, suchte nach seinem Umriss. »Du [...]
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In den Dreißigerjahren fand sich eine sehr bunte Emigrantenschar im schweizerischen Ascona zusammen. Wer bildete damals diese Exilgemeinde?
Die Exilgemeinde, falls man sie überhaupt so nennen möchte, war kein festes Gebilde, sondern ein ziemlich loser Verbund von Geflüchteten, der in den Jahren nach ‘33 anwuchs, sich später wieder verkleinerte und ‘39 wieder zerfiel.
Zu den bekannteren Exilanten neben Erich Maria Remarque gehörten der literarische Biograf Emil Ludwig, der Politiker und Schriftsteller Ernst Toller, die Schauspielerin Tilla Durieux, die Dichterin Else Lasker-Schüler, die Schriftstellerin Victoria Wolff oder auch die Malerin Marianne von Werefkin.
Doch die Liste derer, die damals vor den Nazis nach Ascona flohen, ließe sich mühelos fortsetzen.
Wieso kamen all diese Künstler und öffentlichen Personen ausgerechnet in Ascona zusammen, was qualifizierte diesen Ort als Exil?
Das fragt man sich. Es gab durchaus noch andere Orte, an denen sich nach der Machtübernahme der Nazis Exilgemeinschaften bildeten, Sanary-sur-Mer ist ein berühmtes Beispiel, wo Feuchtwanger, die Manns, Brecht, Zweig, Werfel und noch viele andere Zuflucht suchten. Bei Sanary-sur-Mer, einer Bilderbuch-Hafenstadt an der Côte d’Azur, leuchtet einem das sofort ein.
Weshalb jedoch ausgerechnet ein verschlafenes Dorf am Lago Maggiore im abgeschiedenen Tessin so viele Menschen und Schicksale zusammengeführt hat, bleibt rätselhaft. Curt Riess hat in den 60erjahren mal ein Buch darüber geschrieben. Es trägt den Untertitel „Die Geschichte des seltsamsten Dorfes der Welt“. So etwas reizt natürlich dazu, sich literarisch mit diesem Ort zu beschäftigen.
Was interessiert Sie an dem Autor Erich Maria Remarque, warum haben Sie sich die Jahre ‘33 bis ’39 für Ihren Roman gewählt?
Remarque war ein literarischer Zufallsfund, wenn ich das so sagen darf. Ich hatte als junger Mann zwei, drei Romane von ihm gelesen, darunter natürlich den einen, Drei Kameraden, aber eine herausragende Rolle im Roman hatte ich zunächst nicht für ihn vorgesehen. Erst als ich anfing, nach der Lösung zu suchen, wie Ascona zu erzählen wäre, drängte er sich in den Vordergrund.
Und als ich schließlich entdeckte, dass sich die Entwicklung Asconas und Europas in den Jahren ‘33 bis ‘39 in Remarques persönlicher und künstlerischer Entwicklung dieser Jahre spiegelte, blieb für mich nur noch eine Möglichkeit, die Geschichte zu erzählen: entlang von Remarques Biografie.
Remarques Roman Drei Kameraden spielt in der Tat eine größere Rolle in Ihrem Buch, denn Remarque versuchte, ihn in diesen Jahren zu beenden. Warum fiel Remarque diese Geschichte zu schwer?
Das interessante ist eigentlich, dass Remarque den Roman bereits geschrieben und abgeschlossen hatte, als er fliehen musste. Im Exil ging ihm dann auf, dass das, was in Deutschland gerade geschah, den Roman praktisch überflüssig machte.
Er musste dabei zusehen, wie „Pat“, so sollte der Roman ursprünglich heißen, vor seinen Augen aus der Zeit fiel.
Also versuchte er, seinen Roman in die Gegenwart zu retten, was für ihn ein jahrelanges Ringen bedeutete. Ihm dabei zu folgen war für mich eine der zentralen Herausforderungen und natürlich überaus spannend bei der eigenen Suche nach einer geeigneten Form für mein Buch.
Eine Form des Ausbruchs aus seiner Verzweiflung war der Besuch an der französischen Riviera. Dort begegnete er ausgerechnet Marlene Dietrich und verfiel der Filmdiva. Was hat Sie an dieser Amour fou fasziniert? Und wohin führte sie?
Vertrackte Frage. Da ist ganz vieles, das die Beziehung zwischen den beiden besonders macht, das ist wirklich komplex. Die kürzeste Erklärung, die mir einfällt, geht so: Er hätte die Liebe ihres Lebens sein können - wenn sie dazu fähig gewesen wäre.
Sie war für ihn die überlebensnotwendige Hoffnung auf Erlösung durch Liebe. Wer glaubt, das klinge melodramatisch, sollte einen Blick in die Briefe werfen, die er ihr aus Ascona nach Amerika geschrieben hat. Das ist reines Melodram Am Ende aber war sie vielleicht seine Rettung – auch davon handelt mein Roman.
Wie konnten Sie so nah an Remarque herankommen, wie sah Ihre Recherche aus? Haben Sie auch die Dokumente der anderen Künstler studiert und waren in Ascona?
Wenn man sich an ein historisches Sujet wagt und die Historizität der Geschichte mehr sein soll als eine Panorama-Tapete, vor der man eine Story inszeniert, die ebenso gut zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort spielen könnte, dann ist Recherche einfach ein selbstverständlicher Teil des Entstehungsprozesses.
Natürlich war ich deshalb auch in Ascona, bin mit dem Boot auf den See gerudert, habe die Eigentümerin von Remarques Villa angefleht, mich auf das Anwesen zu lassen, habe Bibliotheken durchstöbert, kistenweise Fotos gesammelt und alles gelesen, was mir irgendwie hilfreich erschien. Wie nah man in diesem Prozess einer Figur kommt oder auch nicht kommt, ist etwas, dass sich nach meiner Erfahrung schwer steuern lässt.
Manchmal weiß man alles über eine Figur, egal ob real oder erfunden, und doch bleibt sie einem verschlossen. Das kann sehr frustrierend sein. Gut ist, wenn sich irgendwann eine Verbindung herstellt, eine Emotion. Man könnte es Emotionssicherheit nennen.
Wenn die sich einstellt, kann ich mit dem Schreiben beginnen. Ohne das muss ich es gar nicht erst versuchen
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