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Vorträge und Aufsätze 1941–1950 Vorträge und Aufsätze 1941–1950 - eBook-Ausgabe

Hannah Arendt
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€ 20,00 inkl. MwSt. Erscheint am: 10.01.2025 Bald verfügbar Das Buch kann 30 Tage vor dem Erscheinungstermin vorbestellt werden. Im Buchshop Ihrer Wahl bestellen
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Vorträge und Aufsätze 1941–1950 — Inhalt

Die Entwicklung einer großen Denkerin

Erstmals werden sämtliche Aufsätze, Zeitungsartikel und sonstige auf Deutsch verfasste oder zu ihren Lebzeiten ins Deutsche übertragene Schriften Hannah Arendtschronologisch und vollständig in einer auf vier Bände angelegten Edition veröffentlicht. Die Ausgabe wird zahlreiche bislang unbekannte und unveröffentlichte Texte enthalten. Damit wird die von Thomas Meyer herausgegebene Studienausgabe alle deutschen Arbeiten Arendts vereinen. Die Bände sind jeweils mit einem ausführlichen Nachwort verschiedener Expert:innen versehen. Der zweite Band umfasst alle Einzelschriften von 1941 bis 1950.

€ 20,00 [D], € 20,60 [A]
Erscheint am 10.01.2025
Herausgegeben von: Thomas Meyer
672 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-32091-7
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€ 19,99 [D], € 19,99 [A]
Erscheint am 10.01.2025
Herausgegeben von: Thomas Meyer
672 Seiten
EAN 978-3-492-60825-1
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Leseprobe zu „Vorträge und Aufsätze 1941–1950“

Anlässlich der Studienausgabe von Hannah Arendts Schriften

Was Hannah Arendt dazu bewegte, der politischen Wirklichkeit so genau ins Gesicht zu sehen, waren die Kraft der Vernunft und die Verachtung der Illusion. Anderen schlüssig und verständlich zu machen, was sie sah, war ein großer geistiger Triumph – für sie persönlich, aber auch für die Tradition des offenen politischen Diskurses.

Judith Shklar (1975)

Die Studienausgabe in Einzelbänden von Hannah Arendts Schriften möchte dazu einladen, eine der bedeutenden Denkerinnen des 20. Jahrhunderts [...]

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Anlässlich der Studienausgabe von Hannah Arendts Schriften

Was Hannah Arendt dazu bewegte, der politischen Wirklichkeit so genau ins Gesicht zu sehen, waren die Kraft der Vernunft und die Verachtung der Illusion. Anderen schlüssig und verständlich zu machen, was sie sah, war ein großer geistiger Triumph – für sie persönlich, aber auch für die Tradition des offenen politischen Diskurses.

Judith Shklar (1975)

Die Studienausgabe in Einzelbänden von Hannah Arendts Schriften möchte dazu einladen, eine der bedeutenden Denkerinnen des 20. Jahrhunderts kennenzulernen oder erneut zu lesen. Ausgewiesene ExpertInnen untersuchen in ihren exklusiv für die Edition verfassten Nachworten die jeweiligen Werke. Die Nachwort-AutorInnen werden darin je eigene Schwerpunkte setzen, die Interessierten Hannah Arendts Gedankenwelt erschließen helfen. Bewusst wurde darauf verzichtet, eine wie auch immer geartete Einheitlichkeit vorzugeben. Die Offenheit und die Vielfalt von Arendts Überlegungen werden sich folglich in den verschiedenen Positionen der Beitragenden spiegeln, die innerhalb der Studienausgabe zu Wort kommen.

Die in Arendts Münchner Stammverlag Piper vorgelegten Bände bieten Texte, die auf der jeweils letzten, von ihr selbst noch überprüften Fassung beruhen. Mögliche Ausnahmen davon werden vom Herausgeber eigens begründet. Druckfehler, technische Hindernisse und andere offensichtliche Versehen sind korrigiert, die Zitate wurden überprüft, die bibliografischen Angaben durchgesehen. Für all das trägt der Herausgeber die Verantwortung. Ziel war es, zitierfähige Ausgaben zu schaffen, die sowohl eine breite Leserschaft ansprechen als auch eine für die Wissenschaft verlässliche Textgrundlage bieten.

Nachdem zwischen 2020 und 2024 die Monografien in der Neu-Edition veröffentlicht wurden und damit die erste Lieferung der Studienausgabe erfolgreich abgeschlossen werden konnte, folgen nunmehr in vier Bänden die zu Hannah Arendts Lebzeiten in deutscher Sprache verfassten Zeitungsartikel, Aufsätze und Essays in, naturgemäß nur soweit dies zu rekonstruieren ist, chronologischer Reihenfolge.

Hannah Arendt hat, begonnen mit ihrer Dissertation über Augustin 1928 bis hin zu ihrem Tod 1975, auf Deutsch geschrieben und veröffentlicht, sie war zeitlebens, unabhängig von der zunehmenden Selbstverständlichkeit, mit der sie das Amerikanische benutzte, in den deutschen Denktraditionen beheimatet: argumentativ und terminologisch. Ihre intellektuelle Entwicklung wird nur dann greifbar, wenn man diese Tatsache würdigt. Die Ausgabe soll genau diese Entwicklung nachzeichnen. Dabei ist klar, dass die Nachworte die Texte in Arendts Denkweg einordnen, sie also nicht separiert sind.

Zahlreiche Texte werden in dieser Edition erstmals seit dem Erscheinen wiederabgedruckt und der Forschung bislang unbekannte Texte erstmals zugänglich gemacht. Zudem werden bislang in Archiven liegende, unveröffentlichte Abhandlungen und Aufsätze Arendts exklusiv in der Studienausgabe vorgelegt.

Hannah Arendts Werke sprechen für sich und die beigefügten Nachworte benötigen keinerlei Rechtfertigungen. Bleibt also der aufrichtige Dank an die Kolleginnen und Kollegen, die sich der Aufgabe unterzogen haben, mit ihren Beiträgen die gesammelten Vorträge und Aufsätze Hannah Arendts für hoffentlich viele Leserinnen und Leser zu öffnen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom Piper Verlag gilt der Dank für die Zusammenarbeit und die Courage, das Werk Hannah Arendts in der vorliegenden Form der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Berlin, im Herbst 2024

 Thomas Meyer


Zu diesem Band

Der vorliegende Band versammelt alle dem Herausgeber bekannten Texte Hannah Arendts, die sie von 1941 bis 1950 auf Deutsch geschrieben oder deren Übersetzung ins Deutsche sie autorisiert hat. Dazu zählen auch mehrere umfangreiche, bislang unveröffentlichte Texte. Doch in diesem Band kommen auch andere Autoren zu Wort.

Es werden nämlich nicht nur die Aufbau-Texte wiederveröffentlicht und dabei die Zahl der Artikel gegenüber der verdienstvollen Edition von Marie Luise Knott erweitert (Texte 15, 31, 37, 39), sondern auch von Arendt gezeichnete oder mit ihr verbundene Stellungnahmen sowie Vortragseinladungen abgedruckt.[i] Hinzu kommen ausgewählte Artikel, die ihre Positionen im Aufbau kommentieren.

Was die dabei angekündigten Vorträge und Diskussionen bezüglich der von Arendt gemeinsam mit dem Soziologen Josef Maier (1911 – 2002) gegründeten „Jungjüdischen Gruppe“ betrifft, so werden hier erstmals die im Nachlass liegenden Protokolle veröffentlicht. Obzwar nicht vollständig erhalten, ergibt sich durch sie ein weiterer, wohl wesentlich für künftige Diskussionen zu nennender Einblick in Arendts Verhältnis zu den verschiedenen zionistischen Bewegungen.

Es folgen Texte, die Arendt für jene jüdischen oder Exil-Zeitschriften schrieb, mit denen sie kurzfristig verbunden war. Enthalten sind auch die Aufsätze, die sie nach 1945 in Deutschland bekannt machten. Von Beginn an wurden in der deutschen Nachkriegsöffentlichkeit Arendts Essays in der Zeitschrift Die Wandlung (drei davon werden 1948 in den Band Sechs Essays aufgenommen) mit großer Aufmerksamkeit gelesen und kommentiert. Sie waren es, die ihr die Tore bei anderen wichtigen Medien bis 1950, wie etwa dem Monat und Die neue Rundschau, öffneten.[ii]

Bis mit der Publikation der Origins of Totalitarianism in New York 1951 und dem zeitgleich veröffentlichten fotomechanischen Nachdruck, der in London als The Burden of Our Time erschien, ein wieder neuer Abschnitt im Leben und Denken Hannah Arendts begann, der in Band 3 der Vorträge und Aufsätze dokumentiert werden wird.

I. Die Aufbau-Artikel

Die Geschichte des Aufbau nachzuzeichnen würde heißen, eine Geschichte der deutsch-jüdischen Einwanderung in New York und ihrer wechselvollen Schicksale erzählen zu wollen. Aber sie ist weder geformt noch abgeschlossen, und so wollen wir uns hier darauf beschränken, kurz zu sagen, was der Aufbau war, was er ist und was er sein will. Sein Name ist sein Programm.

 Mit diesen Worten leitete der Chefredakteur Manfred George (1893 – 1965) seinen Artikel „Über den Aufbau“ ein. Veröffentlicht wurde er im Aufbau Almanac: The Immigrant’s Handbook, 1941/
5701, der den EmigrantInnen den Einstieg in ihr neues Leben und in das neue Land erleichtern sollte.[iii] George konnte, als er im September 1940 diese Zeilen schrieb, nicht ahnen, dass er gut ein Jahr später eine neue Mitarbeiterin begrüßen würde, die bereits nach wenigen Wochen zu den kontroversesten und populärsten AutorInnen des Aufbau gehörte.

Es war Hannah Arendt, die ein halbes Jahr, nachdem sie mit ihrem zweiten Ehemann Heinrich Blücher (1899 – 1970) auf der Flucht vor den Nationalsozialisten am 22. Mai 1941 mit dem Schiff New York erreicht hatte, im Aufbau ihren ersten Text im amerikanischen Exil veröffentlichte.

Am 24. Oktober erschien unter dem Autorinnennamen Hannah Ahrendt (sic!) ein „Offener Brief“ (1), der sich an den französischen Autor Jules Romains wandte. Er bildet den Auftakt zu zahlreichen, sich teilweise über mehrere Ausgaben erstreckenden Artikeln, deren letzter am 20. April 1945 veröffentlicht wurde. Arendt gab ihre Mitarbeit danach wohl wegen anderer Engagements und Vorhaben auf.

Die Zusammenarbeit mit dem Aufbau war in den Jahren 1941 und insbesondere 1942 intensiv, Ende 1942 zog sich Arendt jedoch zurück, da sie, wie sie George am 24. November schrieb, die Unterstützung der Zeitung für die Idee einer jüdischen Armee vermisste. 1944 publizierte Arendt dann wieder gewichtige Artikel im Aufbau, sodass sie in der Ausgabe vom 22. Dezember des Jahres zusammen mit aktuellen und früheren RedakteurInnen abgebildet wurde. Darunter war auch Therese Pol geb. Peters (1913 – 1978), die zweite Ehefrau des Journalisten und Schriftstellers Heinz Pol (1901 – 1972) und uneheliche Tochter des Komponisten Paul Dessau (1894 – 1979). Therese Pol war ebenso wie Charlotte Beradt (1907 – 1986), Heinz Pols erste Ehefrau, zumindest zeitweilig eine enge Freundin Arendts – und beide Frauen übersetzten für sie.[iv] Manfred George und Charlotte Beradt wiederum verband die gemeinsame Zeit bei der im Berliner Ullstein Verlag erscheinenden Zeitung Tempo, die nach nahezu fünf Jahren am 5. August 1933 aufgrund des Verbots der neuen Machthaber letztmalig herausgegeben werden konnte.[v] Neben Beiträgen in der Dame und diversen Tageszeitungen veröffentlichte Beradt (Sozial-)Reportagen in der Weimarer Republik in erster Linie über Frauen und ihre Berufe.

Hannah Arendt also wurde zwar rasch Kolumnistin („This means you“) im Aufbau, gehörte jedoch nie der Redaktion an. Dennoch zählte sie von Beginn ihrer Tätigkeit zu den unverwechselbaren Stimmen der am 1. Dezember 1934 erstmals erschienenen Zeitung. Sie schrieb mehr Artikel für den Aufbau, als tatsächlich abgedruckt wurden.[vi]

„And you should be careful with frontpage articles of your friend Hannah A.! She writes well, but she is not simple enough – she is hopelessly sophisticated!“[vii] Was der Kinder-Psychologe und Aufbau-Redakteur Wilfried Cohn-Hulse (1900 – 1962)[viii] an George im September 1944 schrieb, hat sicherlich zugetroffen: Arendt war in ihren Artikeln stets „anspruchsvoll“, aber eben nicht nur. Wie die mitabgedruckten Auseinandersetzungen zu dem ebenso berühmten wie umstrittenen Biografen Emil Ludwig (1881 – 1948)[ix] oder mit dem Arendt seit gemeinsamen Frankfurter Tagen sehr gut bekannten protestantischen Theologen Paul Tillich (1886 – 1965)[x] eindrücklich belegen, war sie in der Lage, auch ganz andere Töne anzuschlagen – ohne dabei je unter ihr Niveau zu gehen. Die Spannungen, die sich mit anderen Redakteuren und deren Positionen ergaben, konnten jedenfalls bis 1945 offensichtlich meist produktiv gelöst werden.

Arendt war beim Aufbau zwar nie vergessen, ihr Name fiel in den Jahren nach 1945 immer wieder, doch in einem entscheidenden Moment in ihrem Leben kam es zu einem vollständigen Bruch. Im Rahmen der Auseinandersetzungen um ihren Bericht Eichmann in Jerusalem[xi] positionierte sich der Aufbau gegen Arendts Ausführungen. Zahlreiche Artikel griffen nicht nur das Buch, sondern auch die Autorin an. Sogar eine Stellungnahme, eigentlich eine journalistische Selbstverständlichkeit, verweigerte man ihr. Erst auf massive Proteste Therese Pols und Josef Maiers hin druckte man Auszüge eines Briefes, den Arendt anlässlich ihrer Debatte mit Gershom Scholem geschrieben hatte und der bereits mehrfach veröffentlicht worden war. Eine redaktionelle Notiz ließ erkennen, dass man zumindest ein schlechtes Gewissen hatte, denn die LeserInnen erfuhren nun, dass die hier dokumentierte Position zuvor noch nicht zu Wort gekommen sei.[xii]

Das Interesse an Arendts Artikeln war nicht nur in den USA groß, wie ihre Texte in zwei südamerikanischen Zeitschriften belegen. So schrieb sie einen Beitrag für Porvenir: Zeitschrift für alle Fragen des jüdischen Lebens, die von 1942 bis 1945 in Buenos Aires im vom Rabbiner Günther Friedländer (1914 – 1994) gemeinsam mit dem Journalisten und Juristen Hardi (Bernhard) Swarsensky (1908 – 1968) gegründeten zionistischen Verlag Editorial Estrellas erschien (Text 48). La Otra Alemania, eine weitere Zeitschrift, in der Arendt im Ausland veröffentlichte, wurde von 1938/9 bis 1949 in der argentinischen Hauptstadt unter dem Doppeltitel La Otra Alemania/Das andere Deutschland publiziert. Anders als Porvenir war La Otra Alemania ganz der sozialistisch-pazifistischen Agenda des Gründers, des emigrierten ehemaligen SPD-Reichstagsabgeordneten August Siemsen (1884 – 1958) verpflichtet.[xiii] Das gefiel nicht jedem. So erwirkten argentinische nationalsozialistische Kreise zeitweise ein Verbot, sodass das Blatt von Ende 1943 bis zum Frühjahr 1944 in Montevideo, Uruguay, publiziert wurde. Die Zeitschrift stellte Arendt als „Mitarbeiterin“ vor, doch es kam nur zu zwei Texten. Der Artikel „Organisierte Schuld – Gedanken zu den Prozessen gegen die Nazi-Verbrecher“ (Text 51) vom September 1945 wird hier erstmals abgedruckt. Er stellt gegenüber dem bekannten Essay „Organisierte Schuld“ in der Wandlung eine womöglich von der Redaktion gekürzte originale deutsche Fassung dar. Wie es zu den Veröffentlichungen kam, lässt sich nicht rekonstruieren.

Erneut abgedruckt wird der seinerzeit nicht veröffentlichte Aufsatz „Amerikanische Außenpolitik und Palästina“ aus dem Jahr 1944.[xiv] Eine um zahlreiche wesentliche Aspekte gekürzte Fassung erschien im Aufbau unter dem Titel „USA – Öl – Palästina“ (Text 27).


II. Die „Jungjüdische Gruppe“

Der Begriff „Jungjüdisch“ tauchte um 1900 auf. Ob es Martin Buber (1878–1965) war, der ihn einführte, oder nicht, er jedenfalls war es, der ihm nach seinen ersten Verwendungen 1901 sehr rasch zu einer erstaunlichen Karriere verhalf.[xv] Ursprünglich im Zusammenhang mit einer, so Buber, notwendig gewordenen „jüdischen Renaissance“ verwendet, wird er schnell in ganz Europa benutzt, um das durch Theodor Herzls Schriften politisch und publizistisch ungeheure Wellen schlagende Konzept eines „Zionismus“ und der darin eingelagerten politischen Idee eines jüdischen Nationalstaates in Palästina durch einen auf die Erneuerung des jüdischen Volkes abzielenden Kulturzionismus kritisch zu ergänzen. Buber gründete nicht nur den „Jüdischen Verlag“, um die jungjüdischen Ideen zu propagieren,[xvi] ihm schwebte auch ein jungjüdisches Theater mit entsprechenden Stücken und vieles andere mehr vor.

Der Neologismus „Jungjüdisch“ wird dann spätestens im Ersten Weltkrieg auch von den Gegnern der buberschen und zahlreicher anderer jüdischer Erneuerungsbewegungen benutzt, um sich über den pathetischen, zumindest häufig hohen Ton lustig zu machen oder ihn als falsche Alternative zum politischen Zionismus eines Herzl und seiner Nachfolger zu kennzeichnen.

Es ist jedenfalls nicht ohne Ironie, dass Arendt und Maier den Begriff 1942 aufgreifen.

Doch wer war der andere Gründer der „Jungjüdischen Gruppe“? Josef, in den USA auch häufig Joseph, Maier wurde 1911 in Leipzig geboren, studierte Philosophie und Soziologie in seiner Heimatstadt. 1933 emigrierte er in die USA. Dort lernte er seine bereits seit 1926 in Übersee lebende spätere Frau Alice Heumann (1907 – 1993) kennen, die als Alice H. Maier Max Horkheimers Chefsekretärin am exilierten Frankfurter „Institut für Sozialforschung“ war.[xvii] 1939 wurde Josef Maier mit einer Arbeit über Hegels Kant-Kritik an der Columbia University promoviert, die im gleichen Jahr veröffentlicht wurde.[xviii] Zwölf Monate später stieß er zum Aufbau, wo er verschiedene Funktionen innehatte. So übernahm er eine Kolumne zu religiösen Themen, war Assistent der Herausgeber und kommentierte aktuelle Ereignisse. Zugleich setzte er sich intensiv mit den zionistischen Debatten in den USA auseinander. Wann und wo sich Arendt und die Maiers genau kennenlernten, ist nicht bekannt. Nachdem sie im Oktober 1941 das erste Mal im Aufbau veröffentlicht hatte, kam es jedenfalls rasch zu Kooperationen. Aus den Diskussionen, den gemeinsamen Besuchen bei dem später als Biltmore-Konferenz berühmt gewordenen außerordentlichen Zionisten-Kongress, der vom 9. bis 11. Mai 1942 im gleichnamigen New Yorker Hotel stattfand und bei dem Hannah Arendt körperlich attackiert wurde, hat sich wohl die „Jungjüdische Gruppe“ als gemeinsame Initiative herausgebildet.[xix] Die Freundschaft mit den Maiers währte bis zu Arendts Tod 1975.[xx]

Wie Arendt und Maier in ihren abgedruckten Stellungnahmen darlegen, ging es um eine breit angelegte Debatte über das, was eine genuin jüdische Politik sein könnte. Dabei spielte nicht zuletzt die in der gesamten jüdischen Welt diskutierte Frage nach einer eigenständigen jüdischen Armee eine bedeutende Rolle. Arendt wie Maier hatten natürlich nicht nur den alten zionistischen Kampfruf im Sinn, dass, wer als Jude angegriffen werde, als Jude sich verteidigen müsse. Ausgehend davon sollte vielmehr diskutiert werden, was Judentum überhaupt sein könne, angesichts des deutschen Vernichtungskrieges in Osteuropa. Zugleich ging es darum, die Rolle des politischen Zionismus genauer zu bestimmen. Dessen Hauptanliegen war die Gründung eines Staates Israel in Palästina.[xxi]

Als Vortragende wurde dazu unter anderem R(euben) S(igmund) Nathan, ein 1907 in Magdeburg geborener und 1983 in Danbury/Connecticut verstorbener Jurist und Journalist gewonnen. Gleich mehrfach wird auch der mit Arendt seit Mitte der Zwanzigerjahre befreundete Kurt Blumenfeld (1884 – 1963) zu Referat, Vortrag und Diskussion in die „Jungjüdische Gruppe“ eingeladen.[xxii] Dabei prallen sehr unterschiedliche Positionen aufeinander, die trotz der bis zum Tode Blumenfelds bestehenden Freundschaft nicht mehr überwunden und daher in der Korrespondenz miteinander (fast) vollständig ausgeklammert wurden.

Arendts komplexes Verhältnis zu den zionistischen Bewegungen kann hier nicht nachgezeichnet werden. Eine quellen- und textbasierte Entwicklungsgeschichte dazu fehlt.[xxiii] Die hier abgedruckten Stellungnahmen Arendts verkomplizieren jedenfalls die planen Geschichten, die in Arendt eine „Israel- und Zionismus“-Kritikerin sehen möchten, ebenso, wie sie diejenigen herausfordern, die in ihr eine kritische Zionistin gegenüber dem sich durchgesetzt habenden Zionismus etwa eines Kurt Blumenfeld sehen möchten.

Die Protokolle, gleichwohl seit einigen Jahren Gegenstand der Forschung, werden hier erstmals aus dem Nachlass Arendts veröffentlicht.


III. Hannah Arendt und Deutschland – Die Texte in der Zeitschrift Die Wandlung

Hannah Arendt hat im Vertrauen auf Karl Jaspers (1883 – 1969) und dessen unbedingte Integrität nach 1945 begonnen, wieder in Deutschland zu publizieren. Erleichtert wurde ihr dies zusätzlich durch Dolf Sternberger (1907 – 1989), einen Bekannten aus gemeinsamen Heidelberger und Frankfurter Tagen vor 1933.[xxiv] Jaspers wie Sternberger halfen ihren jüdischen Ehefrauen, das „Dritte Reich“ in Deutschland zu überleben. So kam es, dass Arendt in der Monatsschrift Die Wandlung schrieb, die erstmals am 30. November 1945 erschien:[xxv] „Unter Mitwirkung von Karl Jaspers, Werner Krauss und Alfred Weber herausgegeben von Dolf Sternberger“. Also ein Philosoph, ein Romanist, ein Soziologe und der allen bestens bekannte promovierte Philosoph und ehemalige Journalist der Frankfurter Zeitung bis zu deren Verbot Ende August 1943. Vier Persönlichkeiten, die den amerikanischen Lizenzgebern als „unbelastet“ galten und geeignet schienen, den geistigen Wiederaufbau Deutschlands mitzugestalten. 1947 nahm Werner Krauss (1900 – 1976) eine Professur in Leipzig an und an seine Stelle trat die Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz (1901 – 1974), doch auch mit ihr, deren Texte Arendt schätzte, stand sie, wie im Falle Alfred Webers (1868 – 1958) und Krauss’, in keinem direkten Austausch.

In dieser Monatsschrift also wurde Arendts erster Text nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, „Organisierte Schuld“ (Text 54), in Deutschland veröffentlicht. Im April 1946[xxvi] war es so weit, Die Wandlung stellte den deutschen LeserInnen Hannah Arendt vor. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn anders als bei anderen AutorInnen, über die am Ende der Ausgabe oder im nächsten Heft Angaben gemacht wurden, kam man ihrem Karl Jaspers gegenüber geäußerten Wunsch nach, dem Beitrag eine „Vorbemerkung der Redaktion“ voranzustellen, die beim Wiederabdruck in den Sechs Essays zum größten Teil wegfiel. Sie wird hier vollständig abgedruckt:

Vorbemerkung der Redaktion: Es ist wichtig zu wissen, daß der folgende Beitrag von Hannah Arendt im November 1944 in Amerika verfaßt und in englischer Übertragung im Januar 1945 in der Zeitschrift Jewish Frontier veröffentlicht worden ist. Dies hier ist die Originalfassung, die die Autorin ihrem Lehrer Karl Jaspers gewidmet hat. Die genannte jüdische Zeitschrift maß dem Aufsatz solche Bedeutung zu, daß er auch in eine „Anthologie“, einem Band ausgewählter Beiträge aus den Jahren 1934 bis 1944, aufgenommen wurde und zwar als einzige Äußerung zum deutschen Thema.

Hannah Arendt stammt aus Königsberg und promovierte in Heidelberg mit einer Arbeit über den Begriff der Liebe bei Augustin. Sie wanderte im Anfang der nationalsozialistischen Herrschaft, weil sie politisch bedroht war, illegal über die Tschechoslowakei und die Schweiz nach Frankreich aus und von dort erst nach dem Jahre 1938 nach den Vereinigten Staaten. Sie lebt seitdem als freie philosophische Publizistin in New York.

Als wir sie jetzt um einen Beitrag baten, schrieb sie, es sei ihr nicht möglich, einfach und selbstverständlich „zurückzukommen“ – und Mitarbeit an einer deutschen Zeitschrift sei doch eine Form des Zurückkommens –, ohne „als Jude“ willkommen zu sein.[xxvii]

Die in den beiden Textsammlungen Sechs Essays von 1948 und Die verborgene Tradition von 1976 abgedruckten Beiträge werden hier in der Reihenfolge der Sechs Essays veröffentlicht, deren Fassungen auch übernommen wurden (Texte 52 – 58). Sie stellen jeweils die letzte autorisierte Version der entsprechenden Texte dar, daher, und um die von Arendt offensichtlich nicht beanstandete kompositorische Idee des Bandes abzubilden, wurde die ursprüngliche Veröffentlichungschronologie ignoriert. Da Arendt dem postum im Suhrkamp Verlag veröffentlichten Band Die verborgene Tradition zwar noch die grundsätzliche Zustimmung gab und ebenfalls die nunmehr acht Beiträge mitauswählte, aber weder die Zeit fand, die Übersetzung von „Zionism Reconsidered“ durchzusehen, noch dem Band in seiner fertigen Form die Druckerlaubnis erteilen konnte, findet er hier keine weitere Berücksichtigung.[xxviii]

Die Sechs Essays erschienen, wie auch die Zeitschrift Die Wandlung, im Verlag von Lambert Schneider (1900 – 1970). Der gebürtige Kölner gründete zunächst einen auf seinen Namen lautenden Verlag in Berlin, dessen bedeutendste Publikation die Verdeutschung der Schrift durch Martin Buber und Franz Rosenzweig war. Die zahlreichen und wichtigen bei Schneider publizierten Judaica wurden ab 1931 im Schocken Verlag eingebracht, dessen kaufmännischer Leiter Schneider bis zu dessen zwangsweiser Liquidierung Ende 1938 war. Gemeinsam mit dem maßgeblichen Lektor Moritz Spitzer (1900 – 1982) sorgte er bis Anfang 1939 für die Auslieferung von Büchern beziehungsweise deren Verbringung unter anderem nach Prag. Nach 1945 wurde er zum Verleger der Schriften Martin Bubers und legte auch die zahlreichen Klassiker-Ausgaben wieder auf, für die der wiedergegründete Verlag Lambert Schneider ab 1940 berühmt war. Darunter befanden sich auch jene, die der 1894 in Berlin geborene und im März 1943 in Auschwitz-Birkenau ermordete Erich Ludwig Loewenthal erarbeitet hatte, etwa die bis zum heutigen Tage einzige vollständige Edition der Schriften Platons in deutscher Sprache.[xxix]

Die als Band 3 der Schriftenreihe von Die Wandlung erschienenen Sechs Essays wurden zwischen 1943 und 1946 in den USA geschrieben und zuerst dort publiziert. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden sie alle auf Deutsch verfasst. Die „Zueignung an Karl Jaspers“ ist als Typoskript im Deutschen Literaturarchiv Marbach einzusehen. Im Falle des Essays „Die verborgene Tradition“ liegt in Arendts Nachlass ein Typoskript vor, das identisch mit dem in den Sechs Essays abgedruckten Text ist – mit einer sehr bedeutenden Ausnahme: Das Typoskript trägt den Titel „Die verbotene Tradition“. Da dieses Typoskript bisher in keiner der zahlreichen Nachdrucke Erwähnung fand, liegen auch keinerlei Erklärungen für die signifikante Abweichung vor. Eigene Recherchen haben bisher keine neuen Erkenntnisse erbracht. Erstaunlich ist der Titel gleichwohl. Er passt sehr gut zu den zahlreichen Überlegungen zu Exoterik, Esoterik und dem Verborgenem – Begriffe, die sich allesamt auf Fragen nach „Unterdrückung“, „Verfolgung“ oder eben „Verbot“ beziehen. Dass sich dabei eigene Traditionen ausbildeten, gehört zur Grundüberzeugung jener, die diesen Phänomenen systematisch nachgingen. Das gilt beispielsweise auch für Arendts Freunde wie den Erforscher der jüdischen Mystik und Kabbala Gershom Scholem (1897 – 1982) ebenso wie für den Literaturwissenschaftler und Essayisten Walter Benjamin (1892 – 1940) und nicht zuletzt für den Arendt seit Mitte der Zwanzigerjahre bekannten politischen Philosophen Leo Strauss (1899 – 1973).

Mit „Über den Imperialismus“, „Organisierte Schuld“ und „Franz Kafka“ waren drei der in den Sechs Essays erschienenen Texte zuvor bereits in der Zeitschrift Die Wandlung publiziert worden (Texte 53, 54, 58). Dass sie durch drei weitere, bislang in Deutschland nicht bekannte Aufsätze ergänzt wurden, lag an Jaspers’ und Sternbergers Intention, Arendts Denken möglichst in seiner ganzen Vielfalt darzustellen. Die Rezensionen des Bandes, darunter gleich mehrere von dem Heidegger-Schüler und -Vertrauten und Arendt aus der Studienzeit in Heidelberg und Freiburg bekannten Egon Vietta (1903 – 1959) und vom jungen Philosophen Hans Blumenberg (1920 – 1996), gaben ihnen recht.[xxx]

Zur Textgestalt ist noch eine Anmerkung zu machen: In „Über den Imperialismus“ musste der Satz „Bis von dem deutschen Volke wirklich nur noch ›germanische‹ Rassestämme, von dem russischen nur noch ›Slawen‹, von dem englischen nur noch ›weiße Männer‹ und von dem französischen nur noch ›bastardisierte Mischlinge‹ übrig geblieben sind“ (Text 53) aus der Fassung der Wandlung übernommen werden, da er in den Sechs Essays gekürzt und sinnentstellend abgedruckt wurde.

Mehrere der hier abgedruckten Texte (53, 59, 61 – 63) sind für Arendts Hauptwerk Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft von 1955 und in einer veränderten Auflage von 1958 verwendet worden. Zum Kompositionsprinzip und zum Inhalt der Texte sei auf das „Nachwort“ des Hamburger Politikwissenschaftlers Jens Hacke in der Studienausgabe des Piper Verlages verwiesen.[xxxi]


IV. Der Monat und Die neue Rundschau

Am 27. Dezember 1948 berichtete Dolf Sternberger Hannah Arendt von seinen Gesprächen mit dem Verleger Gottfried Bermann-Fischer (1897 – 1995). Der Eigentümer des S. Fischer Verlages hatte im Exil den Querido Verlag gegründet und plante eine Rückkehr des Hauses nach Deutschland. Dabei spielte auch die traditionsreiche, seit 1890 bis heute erscheinende Rundschau[xxxii] eine entscheidende Rolle. Sternberger und Bermann-Fischer sprachen über die Leitung der Redaktion.[xxxiii] Am 4. August 1949 konnte Sternberger vermelden, dass er zum 1. Januar 1950 zusammen mit Bermann-Fischer die Herausgabe der Rundschau übernehmen werde.[xxxiv] Arendt wird schließlich nach einigem Hin und Her einen Aufsatz über Bertolt Brecht in der Rundschau veröffentlichen (Text 64). Das „Hin und Her“ war vor allem der Tatsache geschuldet, dass Arendt sich zu dieser Zeit in Verhandlungen über zwei Beiträge mit dem Herausgeber der neugegründeten Zeitschrift Der Monat befand, darunter war auch der Text über Brecht. Doch Melvin Lasky (1920 – 2004) gefielen die politischen Aussagen des Essays nicht. So kam es dort schließlich „nur“ zu der Publikation einer Untersuchung von Romanen des mit Arendt eng befreundeten Hermann Broch (1886 – 1951)(Text 60).[xxxv] Dank Lasky, der bei der amerikanischen Armee diente und Teil der Einheiten war, die Mannheim und Heidelberg 1945 befreiten, hatte Arendt direkten Kontakt zum Ehepaar Jaspers erhalten, wie sie FreundInnen im August 1945 in Briefen schrieb. Aus dieser Zeit rührte die Bekanntschaft mit Lasky, die sich nach 1950, vor allem was die Zusammenarbeit mit dem Monat betrifft, noch intensivieren wird. Auch in der Rundschau wird Arendt weiter veröffentlichen.


[i] Unter dem Titel Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Monde sicher veröffentlichte Marie Luise Knott im Jahr 2000 im Piper Verlag Arendts Aufbau-Artikel und versah die Sammlung mit Erläuterungen und einem ausführlichen „Nachwort der Herausgeberin“. Zudem enthält der Band einen Brief Arendts an den Juristen und Freund Erich Cohn-Bendit vom Januar 1940, der sich der „Minderheitenfrage“ widmet.

[ii] Neben dem „Nachwort“ von Marie Luise Knott sei zur Vertiefung auf Richard H. Kings Arendt and America, Chicago 2015, Dana Villas Arendt, London 2015 und das Werk des Herausgebers Hannah Arendt. Die Biografie, München 42024, S. 207 – 281, verwiesen.

[iii] Manfred George, „Über den Aufbau“, in: Aufbau Almanac: The Immigrant’s Handbook, 1941/5701. Hg. v. Wolfgang M. Citron, New York 1941, S. 6 – 8, hier: S. 6.

[iv] Siehe Hannah Arendt, Wie ich einmal ohne Dich leben soll, mag ich mir nicht vorstellen. Briefwechsel mit den Freundinnen Charlotte Beradt, Rose Feitelson, Hilde Fränkel, Anne Weil und Helen Wolff. Hg. v. Ursula Ludz und Ingeborg Nordmann, München 2017, S. 307 – 440.

[v] Siehe dazu Jochen Hung, Moderate Modernity. The Newspaper Tempo and the Transformation of Weimar Democracy, Ann Arbor 2023.

[vi] Das geht etwa aus dem nicht veröffentlichten Briefwechsel mit Waldemar Gurian hervor. Siehe dazu Thomas Meyer, Hannah Arendt. Die Biografie, München 42024, S. 212 – 231.

[vii] Ich danke Marie Behrendt (Potsdam) sehr herzlich dafür, dass sie mir diesen Fund ihrer Archivrecherchen mitgeteilt hat!

[viii] Wie so viele andere Emigranten, so hat auch der als Wilfried Cohn-Hülse Geborene seinen Namen in den USA geändert. Siehe Susanne Doetz, Christoph Kopke, Judith Hahn, „und dürfen das Krankenhaus nicht mehr betreten“. Der Ausschluss jüdischer und politisch unerwünschter Ärzte und Ärztinnen aus dem Berliner städtischen Gesundheitswesen 1933 – 1945, Berlin 2018, S. 150 f.

[ix] Siehe dazu Nicolas Berg, „Biografische Projektionsräume – Emil Ludwig im deutsch-jüdischen Wissenskontext“, in: Jahrbuch des Dubnow-Instituts 16 (2019), S. 303 – 331.

[x] Claudia Schulze/Alf Christophersen, „Chronologie eines Eklats. Hannah Arendt und Paul Tillich“, in: Zeitschrift für Neuere Theologiegeschichte 9 (2002), S. 98 – 130. Anschließend wird der Briefwechsel (S. 131 – 156) abgedruckt.

[xi] Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen. Hg. v. Thomas Meyer u. mit e. Nachwort v. Helmut König, München 22024.

[xii] Zu der verweigerten Stellungnahme siehe Arendts Brief vom 9. August 1963 an Karl Jaspers in: Hannah Arendt/Karl Jaspers, Briefwechsel 1926 – 1969. Hg. v. Lotte Köhler u. Hans Saner, München 1985, S. 552. Josef Maiers Verteidigung von Arendt erschien am 20. Dezember 1963, S. 17 f. im Aufbau unter der Überschrift „Was hat Hannah Arendt eigentlich gesagt?“. Sehr wahrscheinlich hat Arendt an dem Text mitgearbeitet. In der gleichen Ausgabe wurde auch der Ausschnitt von Arendts Antwort auf Scholems Brief veröffentlicht. Das Tel Aviver Mitteilungsblatt (16. August 1963) und die Neue Zürcher Zeitung (19. Oktober 1963) hatten zuvor beide Episteln abgedruckt. Eine englische Version erschien in der Zeitschrift Encounter im Januar-Heft 1964.

[xiii] Siehe dazu die beiden informativen Wikipedia-Einträge: de.wikipedia.org/wiki/Das_Andere_Deutschland und de.wikipedia.org/wiki/August_Siemsen (letzter Abruf 29. Oktober 2024), die die spärliche Forschung noch erweitern.

[xiv] Hannah Arendt, „Amerikanische Außenpolitik und Palästina“, in: dies., Über Palästina. Hg. u. mit e. Nachwort v. Thomas Meyer, München 22024, S. 11 – 28.

[xv] Siehe dazu: Mark H. Gelber, „The jungjüdische Bewegung. An Unexplored Chapter in German-Jewish Literary and Cultural History“, in: Year Book of the Leo Baeck Institute 31 (1986), S. 105 – 120 und der., Melancholy Pride. Nation, Race, and Gender in the German Literature of Cultural Zionism, Tübingen 2000.

[xvi] Siehe dazu das Grundlagenwerk von Anatol Schenker, Der Jüdische Verlag 1902 – 1938. Zwischen Aufbruch, Blüte und Vernichtung, Tübingen 2003.

[xvii] Siehe dazu Philipp Lenhard, Café Marx. Das Institut für Sozialforschung von den Anfängen bis zur Frankfurter Schule, München 2023.

[xviii] Josef Maier, On Hegel’s Critique of Kant, New York 1939.

[xix] Siehe den Bericht „Stimmungsbilder“ (15. Mai 1942) von Josef Maier (dessen Kürzel hier -ai- oder auch J. M./j. m. war), Seite 78 f. – Zur Biltmore-Konferenz siehe Dan Diner, Ein anderer Krieg. Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg 1935 – 1942, München 2021.

[xx] In Arendts Nachlass haben sich Dokumente zu einer Tagung vom November 1975 erhalten, an der sie zusammen mit den Maiers teilnahm.

[xxi] Siehe die Texte S. 40– 43.

[xxii] Siehe Hannah Arendt/Kurt Blumenfeld, … in keinem Besitz verwurzelt. Die Korrespondenz Hg. v. Ingeborg Nordmann u. Iris Pilling, Hamburg 1995. Im „Nachwort“ von Ingeborg Nordmann, S. 347– 373, findet sich ein markantes Porträt Blumenfelds und seiner Beziehung zu Arendt.

[xxiii] Siehe dazu die Materialien in der Arendt-Biografie des Herausgebers sowie die Materialien in Hannah Arendt, Über Palästina. Hg. u. mit e. Nachwort v. Thomas Meyer, München 22024. Die darin erstmals seit 1958 wieder veröffentlichte Studie „The Palestine Refugee Problem“, die Arendt mit 16 anderen Autoren gemeinsam verfasste, wurde von Dr. Mike Hiegemann ins Deutsche übersetzt.

[xxiv] Siehe Hannah Arendt/Dolf Sternberger, „Ich bin Dir halt ein bißchen zu revolutionär“. Briefwechsel 1946 bis 1975. Hg. u. mit einer Einleitung versehen v. Udo Bermbach, Hamburg 2019.

[xxv] Siehe dazu die maßgebliche Studie von Sonja Begalke, NS-Herrschaft und demokratischer Neubeginn in der Publizistik nach 1945. Die Zeitschrift Die Wandlung, Frankfurt/Main u. a. 2018.

[xxvi] „Ausgabetag“ des Heftes war der 18. April 1946.

[xxvii] Redaktion, Vorbemerkung, in: Die Wandlung 4 (1945/46), S. 333. Zur gekürzten Vorbemerkung siehe der Abdruck aus den Sechs Essays in diesem Band, S. 363.

[xxviii] Siehe dazu die Korrespondenz mit dem Suhrkamp Verlag, die als Teil des Arendt-Nachlasses online verfügbar ist: www.loc.gov/collections/hannah-arendt-papers/about-this-collection/ (letzter Abruf 10. Oktober 2024). Siehe auch www.siegfried-unseld-chronik.de (letzter Abruf 10. Oktober 2024), wo Hinweise auf Arendt und den Band zu finden sind.

[xxix] Eine Verlagsgeschichte fehlt ebenso wie eine Biografie Schneiders, der aber über seine Tätigkeit als Verleger (1925 bis 1965) schrieb. Der autobiografische Bericht und weitere wichtige Informationen finden sich hier: autonomie-und-chaos.de/die-buecher/verlag-lambert-schneider-lothar-stiehm-verlag-1925-1999 (letzter Abruf 14. Oktober 2024). Noch immer ist das Standardwerk Volker Dahms, Das jüdische Buch im Dritten Reich, München 21993, S. 240 – 250, S. 291 – 454, auch in diesem Fall unentbehrlich. – Im Falle Loewenthals lohnen der gut recherchierte Wikipedia-Artikel sowie der bibliografische Bericht von Bernd Henninger und das editorische Nachwort von Michael Assmann in den Nachdrucken seit 1982. Forschungen zu Loewenthal gibt es keine.

[xxx] Siehe dazu Thomas Meyer, Hannah Arendt. Die Biografie, München 42024, S. 335 f.

[xxxi] Jens Hacke, „Denken am Abgrund. Hannah Arendts monumentale Geschichte totalitärer Gegenwart“, in: Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Hg. v. Thomas Meyer, München 2023, S. 1109 – 1166.

[xxxii] Nach mehreren Namenswechseln erscheint die Zeitschrift seit 1904 unter dem Titel Die neue Rundschau. Ende 1944 erfolgte ein Verbot durch das nationalsozialistische Regime. Der im Exil lebende Verleger Gottfried Bermann-Fischer gründete die Zeitschrift 1945 neu und behielt den etablierten Titel bei.

[xxxiii] Hannah Arendt/Dolf Sternberger, „Ich bin Dir halt ein bißchen zu revolutionär“. Briefwechsel 1946 bis 1975. Hg. v. Udo Bermbach, Hamburg 2019, S. 105.

[xxxiv] Ebda., S. 124 f.

[xxxv] Siehe Hannah Arendt/Hermann Broch, Briefwechsel 1946 bis 1951. Hg. u. mit e. Nachwort v. Paul Michael Lützeler, Frankfurt/Main 1996.

Hannah Arendt

Über Hannah Arendt

Biografie

Hannah Arendt, am 14. Oktober 1906 im heutigen Hannover geboren und am 4. Dezember 1975 in New York gestorben, studierte unter anderem Philosophie bei Martin Heidegger und Karl Jaspers, bei dem sie 1928 promovierte. 1933 emigrierte Arendt nach Paris, 1941 nach New York. Von 1946 bis 1948 arbeitete...

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