Niemand weiß, dass du hier bist — Inhalt
Eine große, hoffnungsvolle Geschichte über Mut und Freundschaften, die größer sind als jede Ideologie. Atmosphärisch, warm und voller erzählerischer Kraft.
Siena, 1942. Der zwölfjährige Lorenzo soll den Krieg bei seinem Großvater und seiner Tante überstehen. Noch ist es in der Toskana friedlich. Auf den weiten Plätzen der verwinkelten Stadt freundet er sich mit Franco an, der seine glühende Verehrung für den Duce teilt. Die Begeisterung bekommt erste Risse, als er Daniele kennenlernt. Daniele ist Jude. Als die Deutschen die Stadt besetzen und beginnen, jüdische Familien zu deportieren, kann Lorenzo nicht zusehen. Doch seine Entscheidung bringt nicht nur seine Freundschaft mit Franco in Gefahr, sondern auch seine Familie und ihn selbst.
„Eine fesselnde Geschichte von der Kraft der Freundschaft in schweren Zeiten.“ SWR 2
Eine mitreissende Geschicht, ein tolles Buch! Ich habe viel über die Geschichte Italiens während dem Zweiten Weltkrieg gelernt. Freundliche Grüsse Verena CH-Winterthur
Die Stadt Siena in der Toskana im Jahr 1942: Aufgewachsen in Libyen, soll der zwölfjährige Lorenzo Guerrini den Krieg bei seinem Großvater und seiner Tante Chiara überstehen. Sein Vater Umberto wurde eingezogen. Er freundet sich mit dem Jungen Franco an, der seine glühende Verehrung für den Duce teilt und vom Sieg des faschistischen Italiens träumt. Doch seine Begeisterung bekommt erste Risse, nachdem er Daniele, einen Juden, trifft. Als die Deutschen die Stadt besetzen und jüdische Familien deportieren, kann Lorenzo nicht einfach zusehen. Er trifft daher eine folgenreiche Entscheidung… „Niemand weiß, dass du hier bist“ ist der Debütroman von Nicoletta Giampietro. Meine Meinung: Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in 34 Kapitel mit einer angenehmen Länge unterteilt sind. Zudem gibt es einen Epilog („21 Jahre später“). Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Lorenzo. Die Haupthandlung spielt zwischen August 1942 und 1945. Dieser Aufbau funktioniert gut. Der Schreibstil ist größtenteils unauffällig, aber anschaulich, einfühlsam und angenehm zu lesen. Mit ihren Beschreibungen gelingt es der Autorin, plastische Bilder vor dem inneren Auge auftauchen zu lassen und viel Atmosphäre zu vermitteln. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht schwer. Der Protagonist Lorenzo ist ein reizvoller Charakter, denn so gelingt es, die kindliche Perspektive darzustellen. Gut gefallen hat mir, dass er im Laufe des Romans eine ziemliche Entwicklung durchmacht und sein Erwachsenwerden authentisch geschildert wird. Sein Denken und Handeln sind gut nachvollziehbar. Positiv hervorzuheben ist, dass die Autorin bei der Darstellung der Personen auch Grautöne abbildet. So wirken auch die übrigen Charaktere vielschichtig und realitätsnah. Trotz der mehr als 400 Seiten bleibt die Geschichte überwiegend kurzweilig. Es gelingt, die Spannung hochzuhalten. Gegen Ende hin wirkt das Geschehen jedoch ein wenig zu übertrieben und wird unglaubwürdig. Der Abschluss der Geschichte driftet ins Kitschige ab und ist mir etwas zu viel des Guten. Das ist schade, weil es meinen sonst sehr positiven Eindruck vom Buch doch schmälert. Im Großen und Ganzen habe ich mich allerdings gut unterhalten gefühlt. Thematisch geht es vor allem um den Faschismus und die Gräuel des Zweiten Weltkriegs, aber auch um Mut, Freundschaft, Zusammenhalt, Hoffnung und Mitgefühl. Immer wieder konnte mich die Geschichte emotional bewegen. Ein Pluspunkt des Romans ist es, dass er den Zweiten Weltkrieg aus der italienischen Perspektive schildert und aufzeigt, dass Faschismus und Rassismus nicht nur in Deutschland fürchterliche Auswüchse nahmen. Diese Aspekte sind nach wie vor oder sogar mehr denn je aktuell. Obwohl ich mich schon vorher ausführlich mit dieser Zeit beschäftigt hatte, konnte ich beim Lesen noch einiges lernen, zum Beispiel über die Balilla, die Jugendorganisation der Nationalen Faschistischen Partei. Sehr interessant ist zudem das als „Notizen zu diesem Buch“ überschriebene Nachwort der Autorin. Hierbei wird nicht nur ihre fundierte Recherche deutlich, sondern der Leser erfährt auch, welche Elemente im Roman auf historischen Fakten basieren und welche reine Fiktion sind. Das nostalgisch anmutende Cover ist nicht nur hübsch gestaltet, sondern passt auch gut zum Inhalt. Letzteres gilt ebenfalls für den Titel, der treffend formuliert ist. Mein Fazit: „Niemand weiß, dass du hier bist“ von Nicoletta Giampietro ist ein gleichsam unterhaltsamer wie interessanter Roman, der mich berühren konnte und noch eine Weile nachhallen wird.
Der zweite Weltkrieg tobt in Europa. Das faschistische Italien kämpft an der Seite von Deutschland. Der 12jährige Lorenzo wächst in Tripolis auf, in der damaligen italienischen Kolonie Libyen. Er kennt nur den Führerkult um Mussolini und ist ein überzeugter Anhänger. Ihm wurde es auch Tag für Tag eingeimpft. 1942 wird er von seiner Mutter nach Siena gebracht. Die Mutter reist zurück um den Vater zu retten und Lorenzo bleibt bei seinem Großvater und seiner Tante. Erst nach einigen Tagen wird Lorenzo klar, dass er nicht so schnell nach Tripolis zurückkehren wird. Im Laufe des Romans wird Lorenzo in die Situation geraten einem Freund zu helfen. Lorenzo ist der Protagonist des Romans anhand dessen fiktivem Leben die Autorin Nicoletta Giampietro die Rolle Italiens im 2. Weltkrieg in Siena anschaulich erklärt. Vor allem die vielen menschlichen Grauzonen beleuchtet sie sehr gut. Nicoletta Giampietro zeigt den Opportunismus der Masse, den besonderen Mut Einzelner (auf allen Seiten), den persönlichen Hass und die Verzweiflung vieler. „Niemand weiß das du hier bist“ ist ein rundum gelungener Roman, ein historisches Portrait einer grausamen Zeit, die etwas greifbarer wird anhand einer Geschichte wie dieser. Beeindruckend finde ich den sprachlich so fein austarierte Text. Besonders, wenn man bedenkt, dass die Autorin es auf Deutsch verfasst hat und keine Muttersprachlerin ist. Chapeau! Es ist ein Debüt, dass ich sehr sehr gerne las und hoffe, dass Nicoletta Giampietro sich auch anderen Themen widmen wird und weiter schreibt. Persönlich finde ich das Cover leider etwas zu unscheinbar. Ja, es passt, aber ich hoffe der Roman erhält trotzdem die Aufmerksamkeit, den er verdient und geht nicht im grellen Bücherwusel in den Buchhandlungen unter! FAZIT: Packend, rasant und so herzzerreißend, das einem der Atem stockt und zugleich so lehrreich!
Wenn wir an den zweiten Weltkrieg denken, dann betrachten wir diese Zeit fast immer aus unserer deutschen Sicht. Aber der Krieg macht auch vor Italien nicht halt und dieses Buch erzählt uns etwas über den zwölfjährigen Lorenzo. Er wird nach Siena geschickt, um die Zeit bei seinem Großvater und seiner Tante Chiara zu überstehen. Doch 1942 ist es zwar in der Toskana noch friedlich, aber die Lebensumstände sind auch nicht einfach. Lorenzo freundet sich mit Franco an, der genau wie er ein Duce-Fan ist. Doch als er den Juden Daniele Neri kennenlernt, begreift er, was da wirklich passiert. Lorenzo kann nicht wegsehen, wenn die jüdischen Familien deportiert werden. Doch seine Entscheidung hat große Folgen. Das Buch ist einfach und flüssig zu lesen und die Geschichte berührt einen von Anfang an. Die Charaktere sind und gut beschrieben. Lorenzo ist noch so jung, aber die unrühmlichen Zeiten sorgen dafür, dass er viel zu schnell erwachsen werden muss. Er war noch recht naiv, als er seine mutige Entscheidung traf. Lorenzo ist mir wirklich an Herz gewachsen. Es ist bedrückend, wie fanatisch sich die Menschen verhalten haben. Die Propaganda schreit ihre Parolen heraus und viele nehmen das hin, ohne nachzudenken. Noch bedenklicher ist es, wenn Lehrer und Erzieher ihre Stellung dazu benutzen, die Kinder in diese Richtung zu formen. Wer will sich da entgegenstellen? Aber es gibt nicht nur die, die ihrem Führer blind folgen, es gibt auch die anderen, die mutig helfen, wenn andere in Gefahr sind. Ein Stück Geschichte, dass wir uns immer wieder in Erinnerung rufen sollten, weil so etwas nie mehr geschehen darf.
1942-1944. Der 12-jährige Lorenzo wird während des Zweiten Weltkrieges von seinen Eltern von der libyschen Stadt Tripolis zu Tante Chiara und dem Großvater ins toskanische Siena geschickt, um dort in Sicherheit das Ende des Krieges abzuwarten. Im Nachbarsjungen Franco findet er schnell einen Freund, mit dem er die Begeisterung zum Duce und dem Faschismus teilt, die sich Lorenzo von seinem eigenen Vater abgeschaut hat. Tante Chiara dagegen lehnt das System völlig ab. Als Lorenzo herausfindet, dass sein anderer Freund Daniele Jude ist ebenso wie Dottore Matteo, beginnt er, seine Einstellung zu überdenken. Dann marschieren die Deutschen in Italien ein und besetzen Siena, was Daniele und seine Familie in große Gefahr bringt, denn ab sofort sind Juden auch hier nichts mehr wert und die Familie soll nach Deutschland deportiert werden. Wird Lorenzo seine Freundschaft zu Daniele aufgeben? Wie wird Franco reagieren? Nicoletta Giampietro hat mit ihrem Buch „Niemand weiß, dass du hier bist“ einen wunderbaren und tiefgründigen Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist leicht und flüssig, jedoch versteht es die Autorin meisterhaft, mit ihren Worten zu spielen und die jeweilige Stimmung und Atmosphäre einzufangen und dem Leser zu vermitteln. Schnell lässt man sich von der Handlung einfangen und verfolgt die Geschichte von Lorenzo, seiner Freunden und seiner Familie. Die bildhaften Beschreibungen spiegeln das noch unbeschwerte toskanische Siena, die verwinkelten Gassen und das italienische Lebensgefühl wunderschön wieder. Doch zunehmend mit der Ankunft der Deutschen verdunkelt sich die Atmosphäre und wird immer bedrückender. Das zeigt sich an den sich ändernden Lebensumständen der Bevölkerung und dem unterschwellig geschürten Hass über die Juden wie in Deutschland. Der einfühlsame Erzählstil lässt den Leser die Gefühlswelt der Protagonisten wunderbar miterleben. Die Autorin hat eine sehr gute Hintergrundrecherche betrieben und die damalige politische Lage Italiens sehr gut mit ihrer Handlung verwoben. Sie weist große Ähnlichkeiten mit dem Nazi-Regime auf und macht auch deutlich, wie sehr die Menschen durch Propaganda manipuliert wurden. Umso erstaunlicher die Erkenntnis, dass die Faschisten von Hitler regelrecht überrannt und für ihre eigenen Zwecke benutzt wurden. Die Protagonisten sind sehr ausgewählt und detailliert gestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie besitzen Charakter, Individualität und wirken vor allem sehr lebendig. Der Leser kommt ihnen sehr nahe, kann mit ihnen leiden, fühlen, hoffen und bangen. Lorenzo ist ein Junge, der eigentlich seine Kindheit in allen Sinnen genießen sollte. Doch er muss einen Krieg miterleben und Entscheidungen treffen, die für ein Kind in seinem Alter eigentlich viel zu groß sind. Von der politischen Einstellung des Vaters geprägt, ist er erst voller Enthusiasmus für das faschistische Regime. Aber dann sieht er mit eigenen Augen, was dieser in seiner Umgebung anstellt und auch die vehemente Ablehnung seiner Tante gibt ihm zu denken. Der eventuelle Verlust seines besten Freundes spornt ihn an, sich Möglichkeiten auszudenken, ihn zu schützen. Er bleibt nicht untätig, sondern begibt sich in seinem kindlichen Eifer in Gefahr, zeigt Menschlichkeit und Mitgefühl. Das Kind Lorenzo wirkt oftmals wie ein Erwachsener hervorgerufen durch die damaligen Umstände. Tanta Chiara ist eine Seele von Mensch, die Ungerechtigkeiten nicht ausstehen kann. Sie verweigert sich selbst dem Faschismus, ihre Einstellung ist gefährlich, aber sehr verständlich. Ebenso überzeugen Daniele oder Franco und machen die Handlung rundum spannend und gleichzeitig berührend. „Niemand weiß, dass du hier bist“ ist ein rundum gelungenes Debüt, das man, einmal begonnen, kaum aus der Hand legen kann. Ein Jahreshighlight und mit einer absoluten Leseempfehlung verdient ausgestattet! Unbedingt lesen!!!
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