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Hilma

Sofia Lundberg
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Roman

„Dieser vielschichtige Beziehungsroman liest sich erstaunlich leicht, dennoch steckt er voller Informationen, die anregen, sich näher mit dieser Visionärin zu befassen.“ - Weilheimer Tagblatt

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Hilma — Inhalt

„Hilma“: Bewegende Romanbiografie über die geniale schwedische Malerin Hilma af Klint

Eine schwedische Malerin um 1900 und ein Kurator im heutigen New York: Ein mitreißender Roman über die unsterbliche Kraft großer Kunst.

Sofia Lundberg, Alyson Richman und M. J. Rose ist mit „Hilma“ ein atemberaubender Künstlerinnen-Roman gelungen, der die Leben und Schicksale von fünf mutigen Frauen in Stockholm um 1900 miteinander verbindet.

Stockholm 1896: Die Malerin Hilma af Klint hat genug von künstlerischen und gesellschaftlichen Konventionen. Sie will anders leben, anders lieben und auch in der Kunst radikal neue Wege gehen. Jeden Freitagabend trifft Hilma ihre vier engsten Freundinnen, um gemeinsam die Grenzen der Kunst zu sprengen. In Séancen suchen die unkonventionellen Frauen den Austausch mit der Welt jenseits des Sichtbaren. Ihre Zeitgenossen halten sie für verrückt. Doch Hilma af Klint gelingt etwas Spektakuläres: Sie erfindet die abstrakte Kunst, und das lange vor Kandinsky oder Mondrian.

Ein Jahrhundert später soll ein talentierter, aber einsamer Kurator eine Ausstellung mit Hilmas Werken im weltberühmten Guggenheim-Museum in New York organisieren. Während der Recherche trifft er seine vor langer Zeit verlorene große Liebe wieder, die ihm den Schlüssel zum Erfolg der Ausstellung liefert – und vielleicht auch zu seinem Glück.

„Hilma“ ist ein atemberaubender Roman über bahnbrechende Kunst und die vielschichtigen Beziehungen zwischen fünf faszinierenden Künstlerinnen.

In ihrem bedeutenden Roman ›Hilma‹ erzählen die Autorinnen Sofia Lundberg, Alyson Richman und M. J. Rose die fesselnde Geschichte der wegweisenden schwedischen Künstlerin Hilma af Klint, der wohl ersten abstrakten Künstlerin der Welt. Diese fesselnde Erkundung des Lebens und des Vermächtnisses einer lange vergessenen Frau und ihrer talentierten Freundinnen, die mit ihr zusammenarbeiteten, ist ein Muss.“ MARIE BENEDICT

„Hilma“: Die unglaubliche, aber wahre Geschichte einer Künstlerin und ihres exzentrischen Zirkels in Stockholm um 1900.

„Was für eine faszinierende Idee: Drei großartige Autorinnen tun sich zusammen, um einen Roman über Hilma af Klint und ihre Künstler-Freundinnen zu schreiben:  Was bedeutet es, Kunst zu schaffen, eine Künstlerin zu sein, sich selbst treu zu bleiben, auch wenn man ignoriert und abgelehnt wird? Im Kern ist ›Hilma‹ ein Roman über Liebe, Freundschaft und die geheimnisvolle Magie der Kreativität“. JAN-PHILLIPP SENDKER

€ 24,00 [D], € 24,70 [A]
Erschienen am 30.03.2023
Übersetzt von: Karin Dufner
352 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
EAN 978-3-492-07139-0
Download Cover
€ 19,99 [D], € 19,99 [A]
Erschienen am 30.03.2023
Übersetzt von: Karin Dufner
352 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60395-9
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Leseprobe zu „Hilma“

Prolog

Oktober 1933

Insel Munsö, Schweden


Anna hielt den letzten Brief an die Flamme und sah zu, wie das zarte Papier sich kräuselte und auflöste und die Worte zu Asche zerfielen. Die letzten Stunden hatte sie damit verbracht, einen Brief nach dem anderen zu lesen und jede Einzelheit, jeden darin festgehaltenen Moment, Revue passieren zu lassen. Als das Auf und Ab ihres Schriftwechsels sie in die Vergangenheit zurückversetzte, spürte sie, dass die Schwere ihres müden Körpers von ihr abfiel und die Plagen und Gebrechen des Alters nachließen. Ihr Herz war [...]

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Prolog

Oktober 1933

Insel Munsö, Schweden


Anna hielt den letzten Brief an die Flamme und sah zu, wie das zarte Papier sich kräuselte und auflöste und die Worte zu Asche zerfielen. Die letzten Stunden hatte sie damit verbracht, einen Brief nach dem anderen zu lesen und jede Einzelheit, jeden darin festgehaltenen Moment, Revue passieren zu lassen. Als das Auf und Ab ihres Schriftwechsels sie in die Vergangenheit zurückversetzte, spürte sie, dass die Schwere ihres müden Körpers von ihr abfiel und die Plagen und Gebrechen des Alters nachließen. Ihr Herz war erfüllt von Erinnerungen an ihre Jugend mit Hilma.

Trotz des weißen Haars und der von Fältchen wie Federstrichen durchzogenen Haut hatten sie beide sich die Ausstrahlung ihrer früheren Jahre bewahrt. Doch während Hilma eine Lebenskraft verbreitete, die man mit Händen greifen konnte, wirkte Anna ätherischer, ähnlich einem Lufthauch oder fließendem Wasser. Man nahm sie wahr wie eine Farbe, die man nicht recht beschreiben konnte und dennoch rings um sich spürte. Ihre schon seit Jahren angeschlagene Gesundheit und ein hartnäckiges Asthmaleiden hatten sie an körperlicher Anstrengung, ganz gleich welcher Art, gehindert, was jedoch nicht hieß, dass sie ihrer Freundin Hilma nicht an geistiger und seelischer Kraft ebenbürtig gewesen wäre; sie lebten ihre Stärken einfach unterschiedlich aus.

Erst an diesem Nachmittag hatte Hilma Anna angewiesen, ihre alten Briefe zu verbrennen. Unterdessen fuhr sie selbst mit dem Verpacken ihrer Gemälde fort und verstaute all ihre Tagebücher und Aufzeichnungen aus den Versammlungen der Freitagsgruppe von vor so vielen Jahrzehnten in Holzkisten.

Das Haus auf Munsö war groß genug, sodass Hilma alles nach Belieben einlagern konnte. Anna hatte es in Erbpacht auf einem Grundstück gebaut, das einer Familie mit engen Verbindungen zu ihrer eigenen gehörte, da ihre Freundin die passenden räumlichen und materiellen Verhältnisse brauchte, um ungestört malen zu können. Zu diesem Zweck hatte Anna ein Atelier mit hoher Decke und bodentiefen Fenstern entwerfen lassen. Es war eine wahre Kathedrale der Kunst, geschmückt mit gewaltigen Leinwänden, die von farbenprächtigen Konstellationen aus Lichtringen und Sternen überquollen. Fast war es, als hätte Hilma eine Leiter bis in den Himmel erklommen und alle dort harrenden Geheimnisse heruntergeholt, um sie in einem Farbenrausch abzubilden, damit auch andere einen Blick ins Himmelreich aus der Schlüssellochperspektive erhaschen konnten.

Das Grundstück unweit des Mälarensees war für Hilma und Anna schon immer ein Zufluchtsort gewesen. Windumtost im Herbst, wenn die Blätter von den Birken und Eichen trudelten und die Luft nach Fichtennadeln und Wacholderbeeren duftete. Leuchtend im Sommer, wenn die von blühenden Mohnblumen, Glockenblumen und wilden Gänseblümchen strotzenden Wiesen die Welt erstrahlen ließen. Die zwei Frauen schöpften Kraft aus der Natur, dem Kommen und Gehen der Jahreszeiten und der wundersamen Fähigkeit der Landschaft, wie durch Zauberhand von üppig grün zu schneeweiß zu wechseln.

Im Monat zuvor hatte Anna sich geschworen, die Schönheit der freien Natur nach Kräften zu genießen, solange das noch möglich war. Das Alter ergriff zunehmend Besitz von ihrem Körper, und sie war nicht sicher, wie viele Fahrten zur Insel ihr noch vergönnt sein würden. In den Mittsommernächten gab es nur wenige dunkle Stunden, und Hilma arbeitete meist bis nach Mitternacht, wenn es endlich ein wenig dämmrig wurde, ohne auf die von der Standuhr angezeigte Zeit zu achten. Deshalb unternahm Anna jeden Tag einen Morgenspaziergang, während ihre Freundin noch ein paar Stunden schlief.

Die Insel erwachte aus ihrem kurzen nächtlichen Schlummer und hieß Anna willkommen. Bienen summten in den Kelchen der Prunkwinden, Schmetterlinge flatterten umher, Möwen schrien, und der Gesang der Amseln wehte durch die Luft. Am See zog Anna die Sandalen aus und ließ sie im Gras liegen. Dann raffte sie ihren langen Rock bis zu den Knien, watete langsam ins Wasser hinein und genoss die Kälte auf ihrer Haut. Dieses tägliche Ritual sorgte dafür, dass sie sich fast wieder wie ein junges Mädchen fühlte, obwohl sie in einem inzwischen fast vierundsiebzig Jahre alten Körper gefangen war.

Sie hatte das Wasser schon immer geliebt, denn sie empfand es als natürliche Verlängerung ihres Geistes. Vielleicht hatte ihre Freundschaft mit Hilma ja deshalb so lange gehalten. Wenn Anna wie das Wasser war, war ihre Freundin das Feuer. Allerdings hatte sie im Laufe der Zeit gelernt, Hilmas Temperament zu bändigen, auch wenn das oft auf Kosten ihrer eigenen Gefühle geschah, denn Anna kam es vor allem darauf an, dass ihre Freundin Kunstwerke schuf.

Die vergangenen Wochen mit Hilma waren besonders angespannt und herausfordernd gewesen. Da Hilma sich stets mit Leib und Seele in ein neues Vorhaben stürzte, fand sie weder Zeit für Mittagspausen noch für Spaziergänge, um Erdbeeren zu pflücken, sooft Anna sie auch dazu auffordern mochte.

Im letzten Jahr, kurz vor ihrem siebzigsten Geburtstag, hatte Hilma beschlossen, dass ihre zwölfhundert Bilder und hundertfünfundzwanzig Notizbücher für zukünftige Generationen verwahrt und erst zwanzig Jahre nach ihrem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten. Die Seiten dieser Notizbücher enthielten so viel Leben, so viele Visionen. Sie waren nicht nur in Hilmas Handschrift, sondern auch in der der anderen Frauen in der spirituellen Gruppe verfasst, der sie und Anna vor fast vierzig Jahren beigetreten waren und der sie liebevoll den Namen „De Fem“, „Die Fünf“, gegeben hatten.

Nach ihrem Abschluss an der Königlichen Kunsthochschule in Stockholm hatten Hilma und Anna einige Jahre damit verbracht, ihre künstlerischen Grenzen zu erweitern, denn sie waren nicht bereit, sich mit gefälligen Landschaftsbildern und Porträts zu begnügen. Ihre Sehnsucht, mehr zu wagen als ihre Kommilitonen, war ihre Antriebsfeder. Schließlich gründete ihre Freundschaft auf der Verachtung für alles Konventionelle. Anna hatte das Glück, dass ihre verwitwete Mutter sie nie zu einer Ehe gedrängt, sondern sie und ihre Schwestern dazu ermutigt hatte, ihren eigenen Weg zu gehen. Und Hilma war ja so dickköpfig. Nicht einmal ihr Vater, ein hochrangiger Marineoffizier, konnte sie von ihrer wahren Berufung abbringen: der Kunst.

Und was für ein Glücksgriff war es gewesen, dass sie sich den anderen hatten anschließen können – Cornelia, Mathilda und Sigrid. Wie Hilma brannten diese drei Frauen vor Neugier und der Sehnsucht, über die Alltagsnormen ihres Daseins hinauszuwachsen.

Vierzig Jahre lang hatten die fünf ihre Freundschaft gepflegt, und Anna konnte noch immer kaum glauben, dass sie und Hilma die einzigen überlebenden Mitglieder dieses ganz besonderen Bundes waren. Mathilda, Cornelia und Sigrid waren inzwischen tot. Wenn Hilma und Anna die Fenster des Ateliers öffneten, schien es manchmal, als trüge die frische Brise vom See her die Seele einer der drei Verstorbenen heran. Dann raschelten die Seiten von Hilmas Notizbüchern, und hin und wieder fiel auch ein Bild um. Erst kürzlich hatte sich draußen eine weiße Taube niedergelassen, während Hilma sich mit dem Packen abmühte. Anna hatte sie aufmerksam beobachtet. „Ich glaube, heute kommt uns Cornelia besuchen“, verkündete sie, bevor sie einen Blick auf ihre Freundin warf, die langsam und bedächtig ihre Sachen verstaute. Allerdings verriet sie es Hilma nie, wenn sie Mathildas Gegenwart spürte. Dann zogen stets Wolken am Himmel auf, die Mäuse fingen an, unter den Dielenbrettern umherzuhuschen, und eine unbehagliche Stimmung störte Ruhe und Frieden.

An diesem Abend jedoch waren sie nur zu zweit im Atelier. Hilma und sie waren fast mit den Vorbereitungen fertig. Nachdem Hilma die vorletzte Kiste zugenagelt hatte, hob sie den Kopf und sah Anna an. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Plötzlich wurde ihr weißes Haar vor Annas Augen golden, und ein Feuer loderte in den eisblauen Augen. Wie die ausgefüllten schwarz-weißen Konturen in einem Malbuch nahm ihre Freundin von damals vor ihr Gestalt an und leuchtete in bunten Farben. Hilma strahlte förmlich vor Entschlossenheit.

„Gleich bin ich so weit, Anna. Geh und bring die Sache mit den Briefen zu Ende. Die Tagebücher auch.“

Anna zögerte. „Da steht unser ganzes Leben drin, Hilma. So einfach ist das nicht.“ Sie betrachtete ihre Handflächen. Ein Teil der Asche klebte an ihren Fingern, und etwas in ihr sträubte sich dagegen, die dunklen Flecken jemals wegzuwischen.

„Ich will nur nach meinem Werk beurteilt werden, nach nichts anderem“, entgegnete Hilma mit Nachdruck.

Früher einmal wäre es Anna vielleicht gelungen, Hilmas Meinung zu ändern oder zumindest eine Debatte loszutreten und ein wenig Einfluss zu nehmen. Doch diese Zeit war längst vorbei. Inzwischen konnte man mit Hilma nicht mehr streiten. Das gehörte ins Reich der Vergangenheit, und Anna wurde klar, dass sie sich Hilmas Sichtweise zu eigen machen musste. Sie musste sich eine Zukunft vorstellen, in der die verpackten Bilder und Notizbücher eines Tages für sich selbst sprechen würden.

Also gehorchte Anna. Über die kleine, mit trockenen Zweigen aus dem Garten aufgeschichtete Feuerstelle gebeugt, nahm sie den letzten Brief und las ihn langsam. Und diesmal laut. Jedes Wort sprach sie aus wie einen Segen, den sie für immer in ihrem Herzen bewahren wollte.

Dann hielt sie einen Brief nach dem anderen in die Flamme und sah zu, wie er sich in ein Rauchfähnchen verwandelte.

Als sie eines von Hilmas in Leder gebundenen Tagebüchern aufschlug, rutschte ein einziges Foto heraus. Es zeigte nicht nur Anna und Hilma, sondern alle fünf Frauen zusammen. Anna hielt es über die Flamme. Die Gesichter ihrer Freundinnen begannen zu schimmern, als das Papier in der Hitze nachgab und sich krümmte. In diesem Moment wurde Anna klar, dass sie es trotz Hilmas Anweisung nicht über sich bringen würde, das Foto zu verbrennen. Stattdessen schob sie es in die Tasche ihrer Schürze und legte dann die übrigen Tagebücher auf das glimmende Holz.

Nachdem alles zu Asche verbrannt war, bückte sie sich, fegte etwas von dem dunklen Pulver in einen Umschlag und gab ihn Hilma, die zu ihr getreten war.

„Hier“, sagte sie leise. „Leg ihn irgendwo zwischen die anderen heiligen Dinge.“

Hilma nahm den Umschlag und steckte ihn in die letzte Kiste. Als der Hammer krachend den Nagel in den Deckel trieb, wandte Anna sich ab.

Zusammen verließen sie das Atelier. Hilma schloss die großen Türen, fädelte eine Kette durch die Klinken, hakte das Vorhängeschloss ein und hielt Anna dann die ausgestreckte Hand hin.

„Komm, alte Freundin“, lockte sie, und Anne spürte, wie ihre eigenen schlanken Finger zwischen die von Hilma gezogen wurden. Die Wärme von Hilmas Haut durchströmte ihren Körper wie eine dringend benötigte Medizin.

Wortlos gingen sie in Richtung Turm, zwei zierliche Gestalten, die gerade die Vergangenheit weggesperrt hatten. Anna legte die Hand auf die Schürzentasche, in der ihre drei Mitstreiterinnen verborgen waren, ihr rechtmäßiger Platz, wie sie fand.




Kapitel Zwei 

Freitagabend,

Nr. 116. 

Oktober 1896

Stockholm


Nie würde Anna den Nachmittag ihrer ersten Begegnung mit Hilma vergessen. Sie stand vor dem Eingang der Slöjdskolan, der traditionellen Kunstschule, die sie beide als junge Mädchen besuchten. Damals war Hilma knapp siebzehn Jahre alt, Anna war gerade neunzehn geworden. Doch trotz der langen Zeit hatte sich die Erinnerung an jenen ersten Blick auf ihre Freundin als junge Malerin bis heute in Annas Gedächtnis eingebrannt. Obwohl von zierlicher Statur, wirkte Hilma größer, als sie eigentlich war. Schlank und strahlend wie eine Sonnenblume hob sie sich aus der Masse farbloser Gesichter hervor und schien mit ihren weit offenen Augen und der schimmernden Haut von innen heraus zu leuchten.

Hilma umklammerte einen schmucklosen Farbkasten, der aus der Ferne wie ein Koffer aus Holz wirkte. Wären die sich auf der steinernen Vortreppe versammelten Schülerinnen und Schüler nicht gewesen, hätte man meinen können, dass die junge Frau im Begriff war, zu einer langen Reise aufzubrechen. Das Kinn gereckt und den Blick über die Köpfe der Menschenmenge gerichtet, wirkte sie, als gelte ihre Aufmerksamkeit einer prachtvollen Erscheinung in weiter Ferne.

Anna stellte sich gern vor, Hilma habe an jenem Tag instinktiv Ausschau nach ihr gehalten. Sie selbst war zu spät dran und hastete auf den Eingang zu, als die restliche Schülerschaft gerade ins Gebäude strömte. Hilma jedoch blieb draußen stehen, eine einsame Gestalt auf der obersten Stufe und in so majestätischer Haltung, als sollte sie gleich gekrönt werden. Dieses Bild ihrer geliebten Freundin würde Anna wohl immer in Erinnerung behalten, weil es so absolut typisch für sie war: eine Frau, die wusste, dass ihre Gaben den Rahmen des Alltäglichen sprengten; eine Künstlerin, emporgehoben zu den Wolken von einer Zielstrebigkeit, die tief in ihr wohnte.

Inzwischen jedoch hatte sich das mittlere Alter unbemerkt an die beiden Frauen herangepirscht. Hilma malte noch immer und hatte ihr Leben ihrer künstlerischen Berufung geweiht. Sie hatte sogar den Heiratsantrag eines hartnäckigen und feurigen Arztes abgelehnt, der ihrer ungewöhnlichen Kompromisslosigkeit und Scharfzüngigkeit verfallen war. Doch dass ihre männlichen Kollegen ihr auch weiterhin die Anerkennung verweigerten, nagte sehr an Hilmas Stolz.

An diesem Abend hatten sie zugestimmt, einer Zusammenkunft des Edelweissförbundet beizuwohnen, einer Vereinigung, die sich der spirituellen Erweckung verschrieben hatte. Auch Cornelia Cederberg, eine frühere Kommilitonin, war mit von der Partie. Sie wollte mit ihrer älteren Schwester kommen. Als Anna in Hilmas Atelier in der Hamngatan eintraf, starrte ihre Freundin ihre Staffelei an. Auf dem Tisch in der Mitte des Raums türmten sich Papierbögen; eine offene Dose Pastellkreiden war umgekippt und hatte ihren Inhalt auf einen der Skizzenblöcke entleert. Ein Hocker wurde von einem achtlos abgelegten, angebissenen, braun verfärbten Apfel geziert. In einer Zimmerecke war, offenbar zu Boden geschleudert, eine mit gelben Fingerabdrücken beschmierte wissenschaftliche Zeitschrift zu erkennen.

Und dennoch strotzte dieser Raum förmlich vor Kreativität, ja, er roch regelrecht danach. Terpentinduft lag in der Luft, und neben einer mit cremigen Farbtupfern bedeckten Palette aus Holz stand eine bernsteingelbe Flasche mit Leinöl.

Auf Hilmas Staffelei lehnte ein Aquarell, das einen herbstlichen Rosenstrauß darstellte. Anna fand es wunderbar, dass Hilma selbst in dieser Unordnung etwas so Schönes und Zartes erschaffen konnte wie diese Vase voller hingehauchter Blüten.

Anna trat einen Schritt auf das Stillleben zu und zeigte mit dem Finger auf das dicke Pergament.

„Die papierdünnen Blütenblätter erinnern mich an die venezianischen Laternen, die uns auf unserer Italienreise so viel Freude gemacht haben.“ Kurz, wenn auch nur für einen Moment, wanderten ihre Gedanken in die Vergangenheit. „Weißt du noch, wie das Licht durch das dunkelrote Papier schien?“

Hilma nickte, eine Geste, die eher die Richtigkeit dieses Vergleichs bestätigte, als irgendwelchen nostalgischen Gefühlen Rechnung zu tragen.

Ihr Gesicht wirkte müde, und der Schlafmangel hatte Tränensäcke hinterlassen. Seit sie die dreißig überschritten hatte, konnte sie die Erschöpfung nach den stundenlangen Malsitzungen nur noch schwer verbergen. Nun wies sie ärgerlich auf die Vase. „Die Blumen sind verwelkt, jetzt kann ich sie morgen nicht mehr malen.“

„Aber wenigstens hast du sie auf dem Höhepunkt ihrer Pracht erwischt“, wandte Anna ein.

„Ich will das Bild noch mal von vorne anfangen“, klagte Hilma.

„Morgen kaufe ich dir einen neuen Strauß, was hältst du davon? Doch jetzt müssen wir los, sonst kommen wir zu spät zu dem Treffen.“

Hilma achtete nicht auf sie. Stattdessen tunkte sie ihren Pinsel ins Wasserglas und fügte dem Aquarell noch ein paar feuerrote Pinselstriche hinzu.

Anna ließ sie gewähren und begann, in den Zeitschriften auf Hilmas Arbeitstisch zu blättern. Die Wissbegier ihrer Freundin war unersättlich, ganz gleich, ob es um die Geheimnisse der Sterne oder um die sich ständig weiterentwickelnden Theorien über die Atome ging. Als Anna nach der neuesten Ausgabe der Dagens Nyheter, einer überregionalen Tageszeitung, griff, rutschte ein Brief zwischen ihren Seiten hervor.

 

Meine geliebte Hilma, warum quälen Sie mich noch immer … Ich muss Sie sehen! Es ist so grausam, dass Sie mich zwingen, zu betteln und zu toben wie ein Kind, obwohl ich mir doch nur die Gelegenheit zu einem Gespräch herbeiwünsche …

 

Anna erkannte die Handschrift sofort. Wie lange würde Dr. Hellström ihre Freundin noch mit seinen beharrlichen und lächerlichen Avancen belästigen? Begriff dieser Mensch denn nicht, dass Hilma seine Heiratsanträge niemals erhören würde? In Anna brodelte es, als sie den Brief zurück an seinen Platz steckte.

„Eigentlich will ich gar nicht ausgehen. Ich will zu Hause bleiben und arbeiten“, beschwerte sich Hilma, während sie ihr Bild weiter mit winzigen Pinselstrichen betupfte. „Diese Zusammenkünfte des Edelweissförbundet waren bis jetzt ziemlich enttäuschend.“

Seufzend versuchte Anna, ihre Missstimmung wegen des Briefes beiseitezuschieben, so schwer es ihr auch fiel, denn schließlich hatten Hilma und sie sich geschworen, keine Geheimnisse voreinander zu haben.

„Ich glaube, heute Abend wird es anders.“ Zuversicht schwang in Annas Tonfall mit. „Bitte gib der Sache doch noch eine Chance … Vielleicht hörst du ja diesmal von deiner Schwester.“

Hilma schüttelte den Kopf und bedachte Anna mit einem ungeduldigen Blick aus müden Augen. „In den sechzehn Jahren seit Herminas Tod habe ich unzählige Séancen besucht. Ich war bei nahezu allen spiritistischen Sitzungen in Stockholm und habe Herz und Verstand der Möglichkeit geöffnet, dass es da noch ein anderes Reich geben könnte, wo die von uns gegangenen Seelen weiterleben. Aber sie hat mir nie eine Botschaft zukommen lassen.“ Ihre Miene verdüsterte sich. „Was, wenn da nach unserem Tod wirklich nichts mehr ist?“

Anna musterte ihre Freundin, wie sie so, das Haar mit Farbe verschmiert und die Finger schwielig vom stundenlangen Halten des Pinsels, vor ihrer Staffelei stand.

„Unsere Kunst wird bleiben“, erwiderte sie und deutete auf das Bild, an dem Hilma gerade malte. „Das hier kannst du nicht als Nichts bezeichnen.“

Hilma zog einen Lappen aus der Tasche, knetete ihn in der Hand und tupfte sich dann damit die Stirn ab.

„Gut, ich komme mit.“ Sie machte einen Schritt auf ihre Freundin zu. „Aber nur, weil du sonst keine Ruhe gibst.“

„Schön.“ Anna lächelte, und es erfüllte sie mit einem leichten Triumphgefühl, dass es ihr gelungen war, Hilma zu überreden. „Doch wir müssen uns sputen. Cornelia wartet auf uns.“

„Cornelia? Das Mädchen hat seit über fünfzehn Jahren keinen Pinsel mehr angefasst! Jetzt ist sie fast vierzig, und ich habe nur noch wenig Hoffnung für sie.“

„Vielleicht erfährt sie ja heute Abend etwas, das ihr einen Anstoß geben wird, wieder mit dem Malen anzufangen“, meinte Anna voller Zuversicht.

Hilma schwieg. Die beiden kannten Cornelia schon so lange, wie sie einander kannten. Sie war ein wenig älter als sie und hatte im letzten Jahr an der Slöjdskolan studiert, als Anna und Hilma dort anfingen. Anders als sie hatte Cornelia ihre Ausbildung zwar nicht an der Kungliga Konsthögskolan, der Königlichen Kunstakademie, fortgesetzt, doch Anna konnte nicht abstreiten, dass sie Talent hatte. Sie erinnerte sich an Cornelias Studie in Öl, das Gemälde eines Goldfinken; jede winzige Feder an der Brust des Vogels war deutlich zu sehen. Selbst Hilma war beim Betrachten des farbenprächtigen Bildes begeistert gewesen. Damals war Cornelia also eine genauso gute Malerin wie sie beide, ruhiger als Hilma und eindeutig weniger originell, aber ganz klar begabt. Es machte Anna traurig, dass es dem Leben gelungen war, den Pinsel ihrer gemeinsamen Freundin vor der Zeit eintrocknen zu lassen.

Hilma verdrehte die Augen. „Ist Cornelia auch diejenige, die dieses Kleid für dich genäht hat?“

Sie zeigte auf das violette Gewand, das Anna für die Zusammenkunft der Edelweissförbundet angezogen hatte. Es bestand aus importiertem exotischem Stoff. Die klaren Linien und die ausgezeichnete Schneiderkunst betonten Annas schlanke Figur.

„Vergiss das Kleid, Hilma. Wir müssen dich jetzt in vorzeigbare Sachen stecken. Oder willst du etwa in diesem Kittel zu dem Treffen gehen?“

„Etwas anderes habe ich nicht“, gestand Hilma. Beim Aufknöpfen des Kittels kamen eine weiße Bluse mit Kaffeeflecken und ein mit blauer Pastellkreide bestäubter langer schwarzer Rock zum Vorschein.

„Vielleicht kannst du dir ja etwas von Alma oder Charlotta leihen.“ Anna ließ den Blick durch den Raum schweifen, um festzustellen, ob eine der beiden Frauen, mit denen Hilma das Atelier teilte, wohl Kleidungsstücke vergessen hatte.

„Von den beiden? Du wirst am Wandhaken nur zwei schwarze Anzüge, die passenden Hüte und Seidenkrawatten finden. Während ich gestern Abend versucht habe zu malen, haben die zwei Männersachen angezogen und dabei Zigarren geraucht!“

Anna ging in die Ecke, berührte einen wollenen Sakkoärmel und begutachtete die schmalen Schultern und die handgenähten Aufschläge. Dann drehte sie sich zu ihrer Freundin in ihren bekleckerten Kleidern um.

„Ich habe eine Idee“, verkündete sie mit einem Lächeln auf den Lippen. „Aber dazu müsstest du dich zuerst ausziehen.“

 

Anna und Hilma waren bereits zwanzig Minuten zu spät dran. Cornelia stand da und wartete auf ihre Freundinnen. Den ganzen Tag war sie schon nervös, denn die Zusammenkunft des Edelweissförbundet durfte auf keinen Fall mit einer Enttäuschung enden.

Cornelia hatte Hilma und Anna jahrelang für ihren Mut bewundert, sich an der Kunstakademie einzuschreiben. Doch da sie Hilmas raue Schale als einschüchternd empfand, war das Verhältnis zwischen ihnen beiden schon seit jeher ein wenig distanziert.

„Wenn du dir keinen Ruck gibst“, hatte Hilma ihr eines Tages auf der Vortreppe des Slöjdskolan mitgeteilt, „wirst du es als Künstlerin nie zu etwas bringen. Wir Frauen müssen uns alles hart erkämpfen.“ Sie blies die Brust auf. „Schon vom ersten Atemzug an müssen wir die Enttäuschung unserer Familien überwinden, dass wir nicht als Sohn geboren wurden.“

Cornelia verstand genau, was sie meinte. Ihr Bruder war der Augapfel ihrer Eltern, sein Tod ein unersetzlicher Verlust gewesen. Was genau hatte er ihnen gegeben? Hoffnung vielleicht? Ihre Schwester Mathilda mochte in ihren Kreisen ein noch so hohes Ansehen als Spiritistin und Autorin genießen, dennoch galt ihre Leistung weniger, und zwar schlicht und ergreifend deshalb, weil sie kein Mann war. Cornelia war nicht sicher, ob ihre Eltern je erkannt hatten, wie erfolgreich ihre ältere Tochter eigentlich war. Für sie zählte nur, dass sie einen Ehemann abgekriegt hatte. Und sie, Cornelia, hatte nicht einmal das geschafft.

Sie seufzte auf und sah genauer hin, denn sie bemerkte, dass Anna die Straße herunterkam und auf ihren Treffpunkt zusteuerte. Offenbar war sie in Begleitung eines jungen Mannes, den sie fest untergehakt hatte.

„Guten Abend, entschuldige die Verspätung!“, rief Anna aus.

Es freute Cornelia sehr, dass ihre Freundin das violette Seidenkleid trug, das sie für sie angefertigt hatte, weshalb die Verspätung rasch verziehen war. Der Anblick, wie der Stoff von matt zu schimmernd changierte, als Anna den mit Laub bedeckten Gehweg aus Backstein entlangmarschierte, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Doch während sie ihre Jugendfreundin sofort erkannte, blieb die Identität des Mannes neben ihr weiterhin ein Geheimnis.

„Wir haben ein bisschen länger gebraucht“, sagte Anna und kam näher. „Hoffentlich reicht die Zeit noch, dir drinnen beim Aufbauen zu helfen.“ Sie ließ den Arm des jungen Mannes los.

Cornelia starrte den Herrn an, der schließlich das Kinn hob und ihr sein Gesicht zeigte. Diese eisblauen Augen mit dem durchdringenden Blick kannte sie doch?

„Hilma?“ Cornelia beugte sich vor. „Bist du das?“

Ein Grinsen spielte um Hilmas Lippen.

Sie hob einen Finger an den Mund, eine Mitteilung an Cornelia, bloß nichts zu verraten.

„Behalte ihr Geheimnis heute Abend für dich“, raunte Anna ihr zu.

Cornelia trat einen Schritt zurück und musterte Hilma. Hätte sie auch Verdacht geschöpft, ohne die unverwechselbare Augenfarbe und den bohrenden Blick ihrer früheren Mitstudentin zu erkennen? Sie betrachtete das unter der Hutkrempe hervorlugende Gesicht und die hinter die Ohren gesteckten dünnen braunen Haarsträhnen. Obwohl das Sakko Hilmas Brüste tarnte und ihr schlanker Hals unter der Krawatte verschwand, sah sie nicht unbedingt aus wie ein Sinnbild der Männlichkeit. Dennoch glaubte Cornelia, dass sie als junger Bursche durchgehen konnte.

„Einverstanden“, antwortete sie, obwohl in ihr helle Aufruhr herrschte. Sich in der Öffentlichkeit als Mann zu verkleiden, war alles andere als ein Dummejungenstreich. Falls Hilma enttarnt wurde, stand nicht nur ihr eigener guter Ruf auf dem Spiel, sondern auch der von Anna und Cornelia, denn man würde sie der Komplizenschaft beschuldigen.

„Ich sage kein Wort“, versprach sie auf dem Weg zum Haus. Allerdings zweifelte sie schon kurz nach dem Eintreten an der Weisheit ihres Entschlusses: Die anderen Mitglieder der Gruppe würden gewiss nicht Lunte riechen, doch ihre Schwester Mathilda besaß von Geburt an den sechsten Sinn, und Cornelia befürchtete, dass sie Hilmas Verkleidung sofort durchschauen würde.

Sie spähte zu ihrer Schwester hinüber, die am anderen Ende des Raums stand und offenbar von dem Maler Carl van Bergen in ein Gespräch verwickelt worden war.

Hilma verharrte neben Anna, rückte ihre Krawatte zurecht und wurde sichtlich kühner. Ein spitzbübisches Grinsen spielte um ihre Lippen.

„Du hast einen Ehrengast erwähnt. Weißt du, wer es ist?“, erkundigte sie sich.

„Mathilda hat mir den Namen nicht verraten, aber er soll recht berühmt sein.“ Als Cornelia sich umdrehte, stellte sie fest, dass ihre Schwester inzwischen van Bergens Fängen entronnen war und nun auf sie zusteuerte. „Viel mehr kann ich auch nicht sagen. Am besten fragen wir sie selbst.“

Hilmas Augen strahlten. Sie hatte sich sehr darauf gefreut, Mathilda, die berühmte Herausgeberin von Efteråt, einer angesehenen spiritistischen Zeitschrift, persönlich kennenzulernen. Mathilda war breitschultrig und bis auf eine kleine Silberbrosche mit einer weißen Edelweißblüte darin ganz in Schwarz gekleidet. Ihre kraftvolle und männliche Präsenz drohte, die von Hilma trotz des Herrenanzugs in den Schatten zu stellen.

Cornelia griff nach der Hand ihrer Schwester. „Du erinnerst dich sicher an Anna.“ Sie wies auf ihre Freundin.

„O ja, natürlich. Eine Kommilitonin aus der Kunstschule.“

„Ich freue mich, Sie wiederzusehen“, erwiderte Anna höflich.

Im nächsten Moment fiel Mathildas Blick auf Hilma, und sie beäugte den jungen Mann argwöhnisch.

„Und das ist …“ Cornelia versagte die Stimme. Sie wusste, dass Mathilda ihr auch die kleinste Unehrlichkeit anhören würde.

„Es gibt Menschen, die einem nicht vorgestellt werden müssen“, sagte Mathilda und wich damit dem verfänglichen Thema, dass Hilma in Verkleidung hier erschienen war, geschickt aus. Die Unterhaltung mit van Bergen hatte ihre Geduld bereits auf eine harte Probe gestellt, weshalb sie keine Lust auf Mätzchen hatte. Sie hatte Hilma zwar seit Jahren nicht gesehen, erkannte sie jedoch auf Anhieb.

„Am besten sucht ihr drei euch so schnell wie möglich einen Platz. Wir erwarten heute zwei Ehrengäste. Einer ist ein Mann, den man aus den Zeitungen kennt, denn er ist im Äußern seiner politischen Ansichten ebenso unverblümt wie in seinen literarischen Werken. Die zweite ist eine Frau, die überragende spirituelle Fähigkeiten besitzen soll. Ihr Name ist Sigrid, und ich freue mich schon sehr darauf, sie kennenzulernen.“

 

„Bitte, bitte …“ Inzwischen scheuchte van Bergen alle herum, damit sie weitere Sitzgelegenheiten herbeischleppten. „Wir brauchen mehr Stühle! Jemand soll die Gartenmöbel von draußen holen.“

„Warum gehen Sie mir nicht zur Hand, junger Mann?“, wandte er sich dann an Hilma. „Die Damen sollen die Stühle aufbauen, die schon drinnen sind.“

Cornelia sah ihre Freundin an und wartete auf ihre Reaktion. Wenn Hilma jetzt antwortete, würde ihre weibliche Stimme sie verraten.

„Mein Cousin hatte im Sommer einen Unfall“, mischte sich Anna rasch ein. „Er ist leider vom Pferd gefallen und hat sich ziemlich schwer verletzt.“ Sie tätschelte Hilma sanft den Rücken. „Seitdem ist er stumm.“

„Stumm? Das ist ja entsetzlich! Heißt das, er kann kein einziges Wort sprechen?“

„Nein“, schwindelte Anna. „Den Hut abnehmen kann er auch nicht, denn sein Kopf ist kein schöner Anblick. Es wäre meinem Cousin sehr unangenehm, ihn anderen Leuten zu zeigen.“

„Ach du meine Güte“, sagte van Bergen anteilnehmend. Als er sich zu den drei Frauen vorbeugte, konnte Cornelia sich des Eindrucks nicht erwehren, dass van Bergen eine leichte Alkoholfahne hatte. „Für einen Mann ist er recht klein geraten“, murmelte er. „Bestimmt hat er viel durchgemacht.“

„Das hat er wirklich. Es war für ihn und für die ganze Familie nicht leicht.“ Anna senkte den Blick. „Ich habe meiner Tante vorgeschlagen, ihn heute Abend mitzubringen. Vielleicht können uns die Geister ja sagen, wann seine Stimme zurückkommt.“

„Ich verstehe, klingt plausibel. Wollen wir es hoffen! Also gut, dann hole ich die Stühle eben selbst.“

Hilma schüttelte protestierend den Kopf.

„Nun, wenn Sie darauf bestehen“, erwiderte van Bergen und bedeutete ihr, ihm zu folgen.

 

Das Gartenhaus, das eines der Mitglieder dem Edelweißverbund für diesen Anlass zur Verfügung gestellt hatte, war wie verwandelt. Der Raum war zwar nur karg möbliert, doch wegen der hohen Stuckdecke und der großen Nische an der rückwärtigen Wand eignete er sich ausgezeichnet für den Aufbau eines improvisierten Altars. Zwei Wachskerzen flankierten ein hölzernes Kruzifix. Davor stand stimmungsvoll eine kleine blaue Vase mit einem sorgfältig arrangierten Edelweißsträußchen.

Cornelia, das Herz noch immer schwer nach dem Rüffel ihrer Schwester, beobachtete, wie Hilma und van Bergen von draußen Stühle heranschleppten und sie in vier ordentlichen Reihen aufstellten.

„Ein Jammer, dass Sie den Hut nicht abnehmen können, junger Mann“, meinte van Bergen freundlich. „Inzwischen ist es ziemlich heiß hier drin.“

Hilma lächelte.

„Am besten setzen wir uns jetzt“, schlug Cornelia ihren Freundinnen vor. „Mathilda hat erwähnt, dass heute Abend ein Ehrengast erwartet wird.“

„Genau genommen bin ich mit ihm befreundet!“, unterbrach van Bergen. „Also gebühren die Lorbeeren nicht nur Ihrer Schwester.“ Er zwinkerte. „Sind Sie nicht auch beeindruckt, weil ich einen so bedeutenden Zeitgenossen für unsere Zusammenkunft gewinnen konnte?“, fügte er, an Mathilda gewandt, hinzu.

Sie gab sich keine Mühe, ihr Missfallen zu verbergen. „Wir sind hier alle gleich“, murmelte sie, bevor sie Platz nahm.

Während sich alle erwartungsvoll setzten, trat eine hochgewachsene Frau ein. Sie trug das lange braune Haar in der Mitte gescheitelt und hinter den Ohren zu Schnecken aufgesteckt und hatte kräftige Schultern. Zwischen ihren Brüsten baumelte ein großes Kruzifix. Gemessenen Schrittes steuerte sie auf die unbesetzten hinteren Reihen zu und ließ sich dort nieder.

Cornelia und Anna drehten sich beide nach ihr um. „Sie erinnert mich an Johanna von Orleans“, flüsterte Anna.

Hilma nickte zustimmend. In dem kleinen, voll besetzten Raum wurde es zunehmend heißer. Hilmas Gesicht unter der Hutkrempe war puterrot angelaufen.

 

Nachdem kein Stuhl mehr frei war, erhob sich Huldine Beamish, die Gründerin des Edelweissförbundet, und bezog, die Bibel fest umklammert, Posten vor dem Altar. Das weiße Haar trug sie streng hinter die Ohren zurückgekämmt.

„Lasst uns beginnen“, befahl sie in herrischem Ton. Die Anwesenden mussten eine Reihe von Mantras wiederholen, um die Meditation einzuleiten, und schon einige Minuten später herrschte absolutes Schweigen.

Im nächsten Moment ertönte plötzlich lautes Gepolter. Die Türen flogen auf; ein Windstoß fegte durch den Raum und brachte einen Schwall Laub mit.

Als die Anwesenden sich umdrehten, sahen sie den letzten Gast über die Schwelle torkeln.

„Na, wer hätte das gedacht?“ Ein diabolisch wirkender Mann, der ein schlampig gebundenes, leuchtend rot und weiß gepunktetes Halstuch trug, kam hereingestolpert. „All diese feierlichen und ernsten Menschen warten nur auf mich?“

Als Cornelia den Mann erkannte, schlug sie die Hand vor den Mund. Er brauchte nicht eigens vorgestellt werden, denn alle wussten, dass sie August Strindberg, den berühmten Autor und Dramatiker, vor sich hatten. Sein Foto erschien, wie Mathilda schon angedeutet hatte, regelmäßig in den Zeitungen. Und zwar nicht nur im Feuilleton, wo man seine Dramen als Verstoß gegen sämtliche gesellschaftlichen Regeln einstufte, sondern auch in den Klatschspalten. Außerdem wusste die ganze Stadt, dass er eine Schwäche für die Damenwelt hatte. Und nun hatte er eine neue Leidenschaft entdeckt, einen noch unbekannten Wissensschatz, den es zu heben galt: den Mystizismus und das Übersinnliche.

„August, welche Freude, dich zu sehen“, rief van Bergen mit dröhnender Stimme aus und sprang auf.

Als Strindberg auf seinen Freund zuwankte, wurde der Alkoholgeruch in der Luft noch kräftiger. Doch dann blieb Strindberg auf dem Weg zu van Bergen plötzlich stehen. Offenbar hatte etwas sein Interesse geweckt. Er drehte sich um, drängte sich zwischen den Sitzen durch und stieß dabei Zuschauer beiseite, die sich verrenken mussten, um ihn vorbeizulassen. Schließlich verharrte Strindberg vor einigen Frauen und zeigte nacheinander mit dem Finger auf sie.

„Zu dick.“

„Zu hässlich.“

„Zu kurz geraten.“

Als er auch noch anfing, gegen Stühle zu rempeln, wich das gefrorene Lächeln der Frauen rasch Entsetzen und Empörung.

„Du siehst hübsch aus“, meinte Strindberg zu guter Letzt und wies dabei auf Hilma. „Schade, dass du ein Junge bist.“

Vorne im Raum angekommen, blieb er abermals stehen und verbeugte sich so tief, dass er mit der Stirn tatsächlich Huldines Brust berührte. Sie fuhr zurück.

„Lasst uns beginnen“, wiederholte sie, um Fassung ringend. Wie eine am Ende ihrer Geduld angelangte Lehrerin forderte sie die Anwesenden auf, wieder Platz zu nehmen.

„Ich weigere mich, mit den Geistern zu sprechen, solange keine dieser Schönheiten mir Gesellschaft leistet“, lallte August. Seine Zunge war so schwer, dass man ihn kaum verstehen konnte. Unvermittelt förderte er ein Fläschchen Absinth zutage, nahm einen großen Schluck und wollte Anna von ihrem Platz zerren.

Hilma sprang auf. „Lassen Sie sie los“, befahl sie. Als sie mit Leibeskräften an Annas anderem Arm zog, rutschte ihr bei der Rangelei der Hut vom Kopf, sodass ihr das lange Haar über die Schultern fiel.

„Ha! Hab ich doch gleich gewusst, dass du zu hübsch bist, um ein Mann zu sein!“, rief der rücklings am Boden liegende Strindberg aus. Die rot-weiß gepunktete Krawatte hing ihm übers Gesicht.

„Na los, macht schon weiter mit eurem Spiritismus, kümmert euch nicht um mich“, kicherte er, gefolgt von einem lauten Rülpsen.

Als sich einige der Anwesenden, Frauen wie auch Männer, wegen seines vulgären Gebarens zum Gehen anschickten, griff August in die Luft, als wolle er sie mit einem Netz einfangen.

„Wo wollt ihr hin? Wir müssen doch mit den Geistern sprechen. Kommt zurück!“, rief er verzweifelt und streckte die Arme aus.

Plötzlich erhob sich die hochgewachsene Frau mit dem Kruzifix um den Hals und beugte sich über ihn.

„Ich habe fünf Kinder, Herr Strindberg, und dennoch ist mir im Leben noch kein so abscheuliches Betragen untergekommen! Sie sollten sich schämen. Abgrundtief schämen!“ Ihre Stimme hallte durch den ganzen Raum.

„Ich habe heute Abend meine Familie allein gelassen, um hierherzukommen“, fuhr sie fort. „Und zwar, weil ich einen spirituell erbaulichen Abend verbringen wollte. Nun haben Sie alles für mich verdorben. Sie haben ein Spektakel daraus gemacht.“ Sie durchbohrte ihn mit Blicken. „Eine Jahrmarktsattraktion der niedrigsten Art.“

„Na, da hat es eine ja faustdick hinter den Ohren. Sie mögen zwar aussehen wie eine Nonne, aber gleich fünf Kinder?“ Strindberg rappelte sich vom Boden auf und nestelte an seiner Krawatte. „Anscheinend hat Ihr Mundwerk eine anregende Wirkung auf die Manneskraft Ihres Gatten!“

„Sigrid, wir müssen uns bei Ihnen entschuldigen“, flehte Huldine. „Ich hätte Sie nie eingeladen, wenn ich so etwas geahnt hätte.“

„Ja“, stimmte Mathilda zu.

Nachdem Huldine Herrn von Bergen eine Weile mit tadelnden Blicken durchbohrt hatte, stand dieser endlich auf, nahm August mit festem Griff am Arm und führte ihn hinaus.

Es wurde wieder still im Raum.

„So etwas Unerhörtes ist hier noch nie vorgekommen!“, entschuldigte sich Mathilda. „Was für ein unverschämter Mensch. Er hat hier nichts zu suchen, und wenn er noch so ein berühmter Schriftsteller ist. Bitte geben Sie dem Edelweißverbund noch eine zweite Chance.“

Sigrid schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube, dieser Rahmen eignet sich nicht für mich. Hier werde ich niemals Botschaften empfangen. Es herrscht viel zu große Disharmonie.“

Den Rock mit einer Hand gerafft, rauschte sie hinaus.

Sofia Lundberg

Über Sofia Lundberg

Biografie

Sofia Lundberg, eine schwedische Journalistin und ehemalige Zeitschriftenredakteurin, debütierte mit dem internationalen Bestseller Das rote Adressbuch, der in fast vierzig Länder verkauft wurde und über ein Jahr lang auf der Bestsellerliste des SPIEGEL stand. Lundberg, die von der Kritik für ihre...

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Alyson Richman ist eine internationale Bestsellerautorin. Sie hat einen Abschluss in Kunstgeschichte und Japanologie und ist selbst eine versierte Malerin. Ihre Romane wurden in fünfundzwanzig Sprachen übersetzt und stürmten die Bestsellerlisten sowohl in den USA als auch im Ausland. Sie lebt mit...

M. J.  Rose

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M.J. Rose hat bereits einundzwanzig Romane geschrieben, mit denen sie auf internationalen Bestsellerlisten stand. Sie wurde in mehr als dreißig Ländern veröffentlicht.

Historische Hintergründe zu Hilma af Klint

Hilma af Klint (1862 – 1944) war eine schwedische Malerin. Sie schuf ihre berühmtesten Bilder zwischen 1906 und 1915 und war überzeugt, dass die Welt zu ihren Lebzeiten noch nicht bereit sei für  ihr epochales Werk. Sie geriet in Vergessenheit oder wurde gar absichtlich vergessen, wie mitunter gemutmaßt wird. Ihre Bilder blieben bis 1986 nahezu unentdeckt. Eine Ausstellung ihres Werks im Guggenheim Museum in New York im Jahr 2019 wurde zur Sensation und katapultierte die bis dahin nahezu unbekannte Malerin in den Olymp der ganz Großen.

Hilma af Klint war eine im wahrsten Sinne des Wortes visionäre Künstlerin, die einen Großteil ihres eigenen Schicksals scheinbar voraussah. Sie war Teil der sogenannten Freitagsgruppe, einem geheimnisvollen Kreis von Künstlerinnen, die in Stockholm lebten und arbeiteten. Hilma selbst hatte sie zusammenbracht, damit sie sich in einer Welt, in der man Frauen das Künstlerin-Sein gern absprach, gegenseitig unterstützen konnten.

Die fünf Frauen, die sich einmal pro Woche trafen, hatten ganz unterschiedliche Hintergründe und Lebensgeschichten und begaben sich gemeinsam auf unbekanntes Terrain. Hilma und ihre beste Freundin Anna Cassell beschäftigten sich schon früh mit dem Okkulten. Sie glaubten, dass sie durch Séancen, sogenanntes automatisches Zeichnen und Kommunikation mit „Hohen Meistern“ ihr maximales Potenzial als Künstlerinnen erst voll ausschöpfen könnten.

Die Freitagsgruppe oder „Die Fünf“, wie Hilma sie in ihren Tagebüchern nannte, waren neben Hilma und ihrer Freundin Anna Cassell: Cornelia Cedeberg, Sigrid Hedman und Mathilde Nilsson. Leben und Werk dieser mutigen Frauen sollte in Vergessenheit geraten. Fast nichts ist über ihr persönliches Leben oder ihre Kunst bekannt. Am meisten wissen wir inzwischen über Hilma af Klint:

Sie wurde 1862 als viertes von fünf Kindern geboren. Ihre Mutter war Finnin, ihr Vater Offizier bei der schwedischen Marine. Im Alter von siebzehn Jahren begann sie, an Séancen teilzunehmen. Sie war fasziniert von der Idee, Kontakt mit den Toten aufzunehmen und entwickelte ein lebenslanges Interesse an spirituellen Lehren, darunter Theosophie, Rosenkreuzertum und Buddhismus. Mit achtzehn verlor Hilma ihre zehnjährige Schwester Hermina, was sie ein Leben lang prägen und ihre Besessenheit von der Verbindung mit der geistigen Welt noch verstärken sollte. Zwei Jahre später besuchte sie die Königliche Akademie der Schönen Künste und lernte ihre lebenslange Freundin Anna Cassel kennen.

Die beiden gehörten zu den ersten Frauen, die an der Akademie zugelassen wurden.

Ein Jahrzehnt später, 1896, setzte Hilma ihre künstlerischen Studien fort und nahm regelmäßig an Treffen des spiritistisch ausgerichteten Edelweißverbundes teil. Im selben Jahr gründete sie „Die  Fünf“ (Schwedisch: „De Fem“). Die Künstlerinnen nahmen in den Sitzungen Kontakt zu „geistigen Führern“ auf, ließen ein Medium von ihren Körpern Besitz ergreifen und zum Zeichnen anleiteten.

Während dieser spirituellen Übungen befreite Hilma af Klint sich immer mehr von den Grenzen ihrer konservativen künstlerischen Ausbildung. Sie schuf außerordentlich originelle abstrakte Bilder, die unglaublich futuristisch waren. Bilder, wie sie noch nie ein Mensch gesehen hatte. 1904, während einer Séance mit den Fünf, bekam Hilma af Klint von zwei „geistigen Führern“ die Nachricht, dass „eines Tages ein Tempel gebaut und mit Gemälden gefüllt werden sollte“. Hilma nahm sich zwischen 1906 und 1915 intensiv dieser sonderbaren, beinahe verrückt anmutenden Aufgabe an, die „Bilder für den Tempel“ zu erschaffen: So entstand eine vollkommen neue Art der  Malerei. Scheunentorgroße Bilder in rauschhaften Farben. Meisterwerke der abstrakten Kunst, wie wir heute wissen. Das Werk einer Verrückten, wir Hilmas Zeitgenossen glaubten.

Fünfzehn Jahre später verfügte Hilma af Klint, dass ihr Werk erst zwanzig Jahre nach ihrem Tod  ausgestellt werden sollte. Sie wusste wohl sehr genau, dass man damals noch nicht so weit war. In ihren Notizen findet sich zudem ihr Wunsch, dass ihre Bilder in einer spiralförmigen Struktur  ausgestellt werden sollten. Es ist faszinierend, dass die Ausstellung ihrer Gemälde so viele Jahrzehnte später in der Rotunde des Guggenheim Museums diese Vision erfüllte und die erfolgreichste Ausstellung des Guggenheim Museum wurde, die es je gab. Als hätten die Bilder ihren Tempel tatsächlich gefunden.

Die Sammlung „Bilder für den Tempel“ umfasst 193 Gemälde, die in mehrere Serien und Untergruppen unterteilt sind. Es vielleicht die erste abstrakte Kunst in der westlichen Welt. Die Bilder entstanden Jahre vor den ersten nicht-figurativen Kompositionen späterer abstrakter Maler wie  Wassily Kandinsky, Kazimir Malevich, Piet Mondria. Während Hilmas Werk von ihren Zeitgenossen noch geächtet wurde, wurde diese außergewöhnliche Malerin hundert Jahre später als das Genie gepriesen, das sie war und das seiner Zeit weit voraus war.

Die Autorinnen über die Entstehung des Romans

„Im Grunde genommen geht es in diesem Buch um die Frage, was es bedeutet, Künstlerin zu sein und in dem Wunsch, der Welt etwas von Bedeutung zu hinterlassen, einen Kreis von Unterstützerinnen zu haben. Es geht darum, sich auch gegen Widerstände Zugang zu einem nicht kartografierten Gebiet zu verschaffen, Mut zu zeigen und das nötige Durchhaltevermögen zu besitzen, um trotz der Gegenwehr und der Zweifel der Umwelt seinem Ziel treu zu bleiben.

Hilma af Klint schuf Kunstwerke, die ihrer Zeit weit voraus waren. Und dennoch wurde sie bis vor Kurzem überall abgetan, missverstanden und ignoriert. Dass es die Bilder überhaupt noch gibt, ist an sich schon ein Wunder, denn sie haben Jahrzehnte ohne professionelle Konservierung auf einem Dachboden überdauert – wieder ein Beispiel dafür, dass diese Kunstwerke allen Widrigkeiten trotzen. Wie schade, dass sie nicht mehr erleben konnte, dass sechshunderttausend Menschen Eintrittskarten zum Guggenheim Museum kauften, eine Resonanz, wie sie dort bis jetzt kaum vorgekommen war. Offenbar hat Hilma recht behalten: Sie hat für die Zukunft gemalt."

Medien zu „Hilma“
Pressestimmen
Weilheimer Tagblatt

„Dieser vielschichtige Beziehungsroman liest sich erstaunlich leicht, dennoch steckt er voller Informationen, die anregen, sich näher mit dieser Visionärin zu befassen.“

Münchner Feuilleton

„Leben und Werk einer genialen Künstlerin sind zu entdecken.“

Hamburger Lokalradio

„Ein gut geschriebener Roman.“

Bunte

„Eine tolle Romanbiografie.“

perlenderliteratur.com

„Den drei Autorinnen ist ein mitreißender, sehr unterhaltsamer Roman gelungen, in dem es die reine Freude ist, zwischen der Vergangenheit und dem Jetzt zu lesen, das Vorantreiben einer Ausstellung mitzuerleben, während man gleichzeitig bei der Erschaffung der Bildwerke dabei ist.“

lesemademoiselle

„Ich kann den Roman allen empfehlen, die sich für Kunst und die Menschen dahinter interessieren. Ich wünsche dem Roman viele begeisterte Leser und Leserinnen.“

Gong

„Ein Buch, das seiner genialen vergessenen Heldin (1862 – 1944) voll gerecht wird und auch jenen Spaß macht, die sie noch nicht kennen.“

booksartnature

„Der nun bei Piper veröffentlichte Roman ›Hilma‹ bringt uns einen Einblick in ihr Werk und Persönlichkeit. Sie war dominant, selbstbestimmt, schroff, sehr ehrlich, visionär und wundervoll kreativ! Hach ich liebe es sehr! “

Deutschlandfunk Nova „Das Perfekte Buch für den Moment“

„Inwieweit sie sich untereinander künstlerisch, aber auch persönlich beeinflusst haben, ist schwer zu sagen. Der Roman erfindet eine Geschichte für genau diese Leerstellen.“

Kommentare zum Buch
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