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Die dunkle Villa (Alexander-Gerlach-Reihe 10)

Wolfgang Burger
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Ein Fall für Alexander Gerlach

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Die dunkle Villa (Alexander-Gerlach-Reihe 10) — Inhalt

Alexander Gerlach ermittelt in der Vergangenheit.
Als Kriminaloberrat Alexander Gerlach nach einem Sturz vom Rad das Bewusstsein wiedererlangt, erinnert er sich nur schemenhaft daran, von einem Mann gestoßen worden zu sein. War es Fred Hergarden, der sich selbst vor Tagen des Mordes an seiner Frau Vicky, einer jungen Schauspielerin, bezichtigt hatte? Deren Tod liegt jedoch bereits Jahrzehnte zurück, und damals deutete nichts auf einen Mord hin. Ist etwas dran an Hergardens spätem Geständnis, und besteht tatsächlich ein Zusammenhang mit Gerlachs Unfall?

„Gerlach ist der sympathischste Beamte, den je ein Autor erfunden hat!“ Rhein-Neckar-Zeitung

Preisgekrönte Spannung in Krimiserie! 

Mit „Heidelberger Requiem“ legte Wolfgang Burger 2005 ein fulminantes Krimi-Debüt vor, das sich aus dem Stand zur neuen Obsession der Fans des Ermittlerkrimis mauserte. Seine Bücher waren bereits mehrfach für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, so auch der achtzehnte Band „Am Ende des Zorns“.

€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Erschienen am 10.08.2015
352 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30569-3
Download Cover
€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 17.02.2014
352 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-96286-5
Download Cover

Leseprobe zu „Die dunkle Villa (Alexander-Gerlach-Reihe 10)“

1

Dieser hohe reine Ton in meinem Kopf …

Das überirdisch helle Licht …

War ich tot?

Plötzlich wurde es wieder dunkel. Der seltsame Ton blieb, klang jedoch nicht nach Sphärengesang oder Engelsjubel. Jemand drückte grob an mir herum. Ein Arzt? War ich beim Arzt? Und wenn ja, warum? Inzwischen konnte ich auch wieder sehen. Verschwommen zwar, aber immerhin. Einen altertümlichen Kronleuchter sah ich, eine gemusterte Tapete in Brauntönen, dunkelgrüne Samtvorhänge – nein, das war keine Arztpraxis und auch kein Krankenhaus. Aber es fummelte eindeutig jemand an mir [...]

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1

Dieser hohe reine Ton in meinem Kopf …

Das überirdisch helle Licht …

War ich tot?

Plötzlich wurde es wieder dunkel. Der seltsame Ton blieb, klang jedoch nicht nach Sphärengesang oder Engelsjubel. Jemand drückte grob an mir herum. Ein Arzt? War ich beim Arzt? Und wenn ja, warum? Inzwischen konnte ich auch wieder sehen. Verschwommen zwar, aber immerhin. Einen altertümlichen Kronleuchter sah ich, eine gemusterte Tapete in Brauntönen, dunkelgrüne Samtvorhänge – nein, das war keine Arztpraxis und auch kein Krankenhaus. Aber es fummelte eindeutig jemand an mir herum, wie Ärzte es tun, brummelte medizinisches Fachlatein dazu, ein Daumen zog herzlos mein rechtes Augenlid hoch, wieder knallte das grelle Licht auf die Netzhaut.

„Oho“, sagte eine gemütliche Altmännerstimme, „wir sind ja aufgewacht!“

Ich hätte es vorgezogen, weiter bewusstlos zu sein, denn mir war speiübel. Dazu die mörderischen Kopfschmerzen, ein Hirn aus Watte. Irgendwer hatte jemanden umgebracht, das wusste ich noch. Ich versuchte, etwas zu sagen, brachte jedoch nur ein jämmerliches Keuchen zustande.

„Heißen Sie Gerlach?“

„Das Licht ist so hell“, krächzte ich.

„Versuchen wir bitte mal, dem Licht mit den Augen zu folgen.“

Die künstliche Sonne bewegte sich langsam hin und her. Ihr zu folgen war ein Kinderspiel.

„Hm“, brummte der Arzt befriedigt. „Ohrgeräusche?“

„Was?“

„Hören Sie irgendwelche Geräusche?“

„Nein. Aber das Licht! Bitte!“

„Schon vorbei.“

Wie wunderschön Dunkelheit sein konnte.

„Ihr Name ist also Gerlach?“

„Ja“, erwiderte ich und vermied es, dabei zu nicken.

Der Mann, der offenbar wirklich Arzt war, knetete weiter an mir herum, als wäre ich ein Rinderbraten, dessen Garungsgrad zu testen war.

„Vorname?“

„Alexander.“

„Was für einen Tag haben wir heute?“

Offenbar wollte er mit seinen dämlichen Fragen meine Hirnfunktionen testen.

„Samstag. Siebter Februar.“

„Und was sind wir von Beruf?“

„Bei Ihnen tippe ich auf Arzt.“

„Oho, er macht schon wieder Witze! Sie meinte ich natürlich.“

„Polizei …“ Ich musste mich räuspern, was in meinem Magen eine kleine Rebellion auslöste. „Ich bin Polizist. Kripo.“

Etwas Hartes schlug sacht gegen meine rechte Kniescheibe. Gehorsam zuckte das dazugehörige Bein. Ich zwang mich, die Augen wieder zu öffnen, versuchte, das Bild klar zu stellen, aber es wollte mir immer noch nicht gelingen. Das mittlerweile wieder gedämpfte Licht schmerzte dennoch in den Augen, und alles, was ich ansah, verschwamm sofort wieder.

Das Wenige, was ich erkannte, verstärkte jedoch meinen anfänglichen Verdacht: Wo immer ich hingeraten war – eine Arztpraxis war es nicht. Arztpraxen waren üblicherweise hell und pflegeleicht eingerichtet, und von den Decken baumelten eher selten Kronleuchter mit nachgemachten Edelsteinen.

Eine Frau.

Irgendjemand hatte seine Frau umgebracht.

Und etwas stimmte dabei nicht. Wenn ich nur gewusst hätte, was.

„Sie sind sogar der Chef, nicht wahr?“, fuhr mein Quälgeist mit dem Hämmerchen fort. „Wir haben uns erlaubt, einen Blick in Ihre Geldbörse zu werfen, während Sie weg waren.“

„Was ist überhaupt los? Wo bin ich? Ist mir …“ Wieder musste ich mich räuspern. „… was passiert?“

„Sie sind vom Rad gestürzt. Und haben sich dabei anscheinend eine zünftige Commotio cerebri zugezogen. Eine Gehirnerschütterung, wie der Volksmund es nennt. Und der Raum, in welchem Sie gerade allmählich wieder zur Besinnung kommen, ist mein Wohnzimmer.“

Der alte Mann schob sein Gesicht in mein Blickfeld. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, verzeihen Sie. Kamphusen. Dr. Kamphusen, Internist im schwer verdienten Ruhestand.“ Seine Augen blickten trotz der ernsten Miene freundlich. Das Haar war voll und schlohweiß. Jetzt lächelte er sogar. Allzu schlimm schien es nicht um mich zu stehen. „Und das da drüben, das ist Svantje. Seit vierzig Jahren und elf Tagen meine bessere Hälfte und noch ein gutes Stück länger die gute Seele meiner Praxis.“

„Hallo“, sagte ich heiser. „Freut mich.“

Demnach konnte er nicht der Mann sein, der seine Frau umgebracht hatte. Ich versuchte den Kopf in die Richtung zu wenden, in die er blickte. Aber in meinem Magen wurde daraufhin unverzüglich Großalarm ausgelöst. Seufzend gab ich den Plan fürs Erste auf. Svantje Kamphusen konnte ich mir auch später noch ansehen. Ich schloss wieder die Augen. Dunkelheit. Nichts war im Moment schöner als Dunkelheit und Ruhe.

„Svantje hat Sie nämlich gefunden, müssen Sie wissen. Vor fünfzehn Minuten erst. Nur ein paar Meter von unserer Haustür entfernt.“

„Ich kam gerade vom Einkaufen“, fügte eine erstaunlich jung klingende Frauenstimme eifrig hinzu. „Und dann haben Sie dagelegen. Einfach so auf dem Gehsteig. Auf Ihrem Rad. Bewusstlos.“

„Nicht ganz, mein Schatz“, korrigierte der Arzt mit sanfter Strenge. „Herr Gerlach war ja ansprechbar und konnte sogar aus eigener Kraft gehen. Obwohl Sie über starke Sehstörungen geklagt haben.“ Nun sprach er offenbar wieder mit mir. „Aber dann sind Sie uns plötzlich zusammengeklappt. Sie waren nur für wenige Minuten weg. Eine mittelschwere Gehirnerschütterung, würde ich nach der ersten, zugegeben flüchtigen Anamnese sagen.“

„Ich war mit dem Rad unterwegs? Wo sind wir eigentlich?“

„Sie können sich nicht erinnern?“

Bloß nicht den Kopf schütteln!

„Kein bisschen.“

Dr. Kamphusen erhob sich und packte sein Hämmerchen weg. „Die üblichen Symptome bei einer Commotio cerebri. Ansonsten ist alles heil geblieben, wie es scheint. Ein paar Schrammen und Prellungen, das vergeht rasch in Ihrem Alter.“

In meinem Alter – das hatte schon lange niemand mehr zu mir gesagt. Zumindest nicht in diesem angenehmen Sinn. Immerhin würde ich in wenigen Jahren fünfzig werden. Ein Umstand, der mir in letzter Zeit manchmal zu denken gab. Die Malaisen des Alters rückten mit jedem Tag unaufhaltsam näher: Prostataprobleme, Erektionsschwäche, Inkontinenz.

Der Arzt raschelte außerhalb meines Sichtfelds geschäftig herum. „Die Erinnerung wird mit der Zeit zurückkehren. Vielleicht nur zum Teil, vermutlich alles. Man wird sehen. Und nun lassen wir Sie ins Uniklinikum bringen …“

„Ich …“

„Keine Sorge, nur für ein paar Tage und nur zur Beobachtung. Ich habe dort einen alten Freund, der …“

„Klinik ist nicht nötig“, fiel ich ihm ins Wort. „Mir geht’s schon wieder prima.“

Er zögerte. Brummte etwas, das ich nicht verstand. „Ich kann Sie nicht zwingen. Aber mein Rat als Arzt …“

Es gelang mir, meiner Stimme eine gewisse Festigkeit zu geben, als ich sagte: „Keine Klinik.“

„Sie hätten einen Helm tragen sollen“, meinte Frau Kamphusen schnippisch. Offenbar nahm sie mir übel, dass ich mich nicht der Autorität ihres Göttergatten fügte. „So etwas kann leicht böse ausgehen, glauben Sie mir.“

„Gibt es jemanden, den wir benachrichtigen können?“, fragte Dr. Kamphusen. „Eine Frau? Kann jemand Sie abholen? Sie dürfen in den nächsten Tagen nicht ohne Aufsicht sein. Es kann zu Komplikationen kommen. Plötzliche Bewusstlosigkeit, zum Beispiel.“

Nein, eine Frau gab es nicht, beziehungsweise doch, aber die konnte mich unmöglich abholen, weil sie mit einem anderen Mann verheiratet war. Beaufsichtigen konnten mich meine Töchter, die waren jedoch zu jung zum Autofahren. In ein Krankenhaus wollte ich auf gar keinen Fall. Ich bat meine Retter, mir ein Taxi zu rufen. Der Vorschlag wurde rundweg abgeschmettert.

Schließlich, als ich wieder halbwegs normal sehen und ohne Hilfe stehen konnte, ein starkes Schmerzmittel geschluckt und mir einige tausend Ermahnungen und Belehrungen angehört hatte, fuhr der betagte Arzt mich in seinem alten Ford nach Hause. Hoch und heilig musste ich versprechen, dass ich in den nächsten Tagen und Nächten keinen Augenblick allein sein würde.

„Ich habe zwei praktisch erwachsene Töchter zu Hause“, erklärte ich meinem Retter während der Autofahrt durchs nördliche Heidelberg und – in der letzten Abendsonne – über die Neckarbrücke. „Sehr zuverlässig. Sehr gewissenhaft. Außerdem geht’s mir schon wieder viel besser.“

„Sie sind ein erwachsener Mann. Ich kann Ihnen nur Ratschläge geben.“

„Was ist eigentlich mit meinem Rad?“

Svantje hatte mein geliebtes Motobecane-Rad mit Dreigangschaltung in der Garage untergestellt, erfuhr ich.

„Das können Sie abholen, wenn Sie wieder auf dem Damm sind. Ihr Bedarf an Radtouren dürfte fürs Erste gestillt sein.“

Wie recht er hatte! Immer noch war mir schwindlig und ein wenig übel. Trotz der Tablette hämmerten die Kopfschmerzen in meinem Schädel, als müsste er von innen ausgebeult werden. Die Augen hielt ich die meiste Zeit geschlossen, weil das gemeine Licht so schmerzte. Warum musste ausgerechnet heute die Sonne scheinen, nachdem es zwölf Wochen lang nur grau, nass und trüb gewesen war?

„Wir werden uns umgehend ins Bett legen, ja?“, gab mir Dr. Kamphusen noch mit auf den Weg, als wir uns an der Haustür verabschiedeten. „Sollten sich neue Symptome einstellen oder die alten zurückkehren, dann rufen Sie bitte diesen Kollegen hier an.“ Er kritzelte eine Telefonnummer und die Anschrift in ein Notizbuch mit glänzenden Messingbeschlägen, riss das kleine Blatt aus und überreichte es mir. „Jonas ist ein alter Freund von mir, praktiziert nicht weit von hier in der Weststadt und ist ein erfahrener Allgemeinmediziner. Zudem ist er einer der wenigen, die heutzutage noch Hausbesuche machen. Sollten sich keine neuen Symptome einstellen, wovon ich ausgehe, dann gehen Sie morgen trotzdem zu ihm.“ Er schüttelte kräftig meine Hand, sah mir ein letztes Mal besorgt in die Augen. „Bei Jonas sind Sie in guten Händen. Die meisten Doctores sind ja heutzutage technikvernarrte Quacksalber und willenlose Sklaven der Pharmaindustrie.“

Minuten später lag ich in meinem Bett und war heilfroh, wieder in der Waagerechten zu sein. Die Treppe war eine schwere Herausforderung gewesen. Natürlich ging es mir bei Weitem nicht so gut, wie ich behauptet hatte. Meine Töchter waren bei meinem Anblick mehr interessiert als beunruhigt gewesen. Ihr gefühlloser Kommentar hatte gelautet: „Zu uns sagst du immer, wir dürfen nicht ohne Helm fahren.“

Samstag, der siebte Februar. Das war mir immerhin ohne Anstrengung wieder eingefallen. Ein ungewöhnlich warmer, sonniger Tag für diese Jahreszeit. Deshalb hatte ich nach dem Mittagessen spontan beschlossen, eine kleine Radtour zu unternehmen, ein wenig Winterspeck wegzustrampeln, frische Luft in die Lungen zu pumpen nach dem ewigen Wintermief. In Richtung Norden war ich geradelt. Aus der Weststadt heraus, über den Neckar, durch das weitläufige Gelände der Unikliniken, am Zoo vorbei, über die noch völlig kahlen Felder zwischen Handschuhsheim und der Autobahn. In Ladenburg hatte ich später einen Cappuccino getrunken. Auf einer proppenvollen sonnigen Terrasse am Marktplatz. Und das Anfang Februar!


2

„Nette Beule haben Sie da“, stellte Dr. Jonas Slavik am Sonntagvormittag fest. Zuvor hatte er mich einer oberflächlichen und, wie ich fand, ziemlich herzlosen Untersuchung unterzogen.

Eigens für mich hatte er seine Praxis aufgeschlossen, die zum Glück nur wenige hundert Meter von meinem Krankenbett entfernt in einer schönen Jugendstilvilla untergebracht war. „Wie haben Sie das eigentlich angestellt? Am Hinterkopf?“

„Keine Ahnung“, erwiderte ich wahrheitsgemäß. „Warum?“

„Weil Radfahrer normalerweise nach vorne fallen, über den Lenker. Deshalb haben sie ihre Beulen üblicherweise an der Stirn oder an der Seite. Sie müssen einen sensationellen Salto hingelegt haben. Und Helme sind ja nichts für echte Männer wie uns, was?“ Sein Lachen klang unangemessen schadenfroh, fand ich.

„Es geht da ziemlich abwärts“, versuchte ich mich kraftlos zu verteidigen. Das hatte ich gesehen, als ich in den alten Ford seines noch älteren Freundes und Kollegen stieg. Immer noch regte sich nichts in meinem Kopf, wenn ich versuchte, mir die Minuten vor dem Sturz ins Gedächtnis zu rufen. Da war nur eine schwarze Wand. Keine Bilder. Nicht der flüchtigste Schatten einer Erinnerung an den Unfall oder die Zeit davor, so sehr ich mich auch bemühte.

„Sonst alles heil geblieben?“, erkundigte sich Dr. Slavik.

„Im Rücken tut’s auch ein bisschen weh.“

„Dann mal das Hemd hoch, bitte … ooh, ah, schön, sehr schön … Da haben Sie aber mal ein hübsches Hämatom. Sehr sauber abgegrenzt. Ganz symmetrisch. Und wunderbare Farben. Sind Sie auf was Hartes gefallen? Einen Stein vielleicht?“

„Keine Ahnung“, wiederholte ich meinen derzeitigen Lieblingssatz.

„Schön, sehr schön.“ Er lachte befriedigt, erlaubte mir, das Hemd wieder in die Hose zu stopfen. „Das wird alles wieder. Reflexe sind im Rahmen des in Ihrem Alter Üblichen.“

In meinem Alter, schon wieder. Aber dieses Mal war es wohl anders gemeint als bei Dr. Kamphusen.

„Jetzt machen wir noch einen kleinen Sehtest, und dann sind wir auch schon fertig. Sie sind privat versichert?“

„Ich bin Beamter.“

„Schön. Sehr schön.“


Am Morgen waren die Zwillinge eifrig ihrer Aufsichtspflicht nachgekommen. Sie hatten mich genötigt, wenigstens einige Stückchen Toastbrot zu frühstücken und ein Glas handgepressten Orangensaft zu trinken, wegen der Vitamine. Meinen zaghaften Einwand, Vitamine würden gegen Gehirnerschütterungen vielleicht nicht helfen, hatten sie resolut vom Tisch gewischt. Später hatten sie hin und wieder überprüft, ob ich nicht etwa plötzlich ins Koma gefallen war, und jedes Mal nachgefragt, ob ich nicht doch etwas essen wolle.

Was ich jedoch am allerwenigsten hatte an diesem Sonntagvormittag, war Appetit. Vielleicht würde meine so unsanft und peinlich geendete Radtour am Ende auf ganz unerwartete Weise doch noch zur Reduktion meines Körpergewichts beitragen? Die Kopfschmerzen waren inzwischen erträglich, wenn ich regelmäßig meine Tabletten nahm und ruckartige Bewegungen vermied.

Mittlerweile schienen Sarah und Louise ihren Krankenpflegerinnenjob schon langweilig zu finden, denn als ich vom Arzt zurückkehrte, fragten sie umständlich an, ob es vielleicht okay wäre, wenn sie vielleicht ein klein wenig in die Stadt … Freunde treffen und so. Nur für ein Stündchen oder zwei oder so. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie legten mir Handy und Telefon neben das Bett, stellten eine Flasche Wasser und zwei liebevoll belegte Brötchen daneben und verkrümelten sich erleichtert.

Zigarettenrauch!

Im Halbschlaf, aus dem Nichts, war plötzlich eine Erinnerung da: Zigarettenrauch hatte ich gerochen, kurz bevor es Nacht wurde um mich. Jemand hatte geraucht.

Wolfgang Burger

Über Wolfgang Burger

Biografie

Wolfgang Burger, geboren 1952 im Südschwarzwald, ist promovierter Ingenieur und hat viele Jahre in leitenden Positionen am Karlsruher Institut für Technologie KIT gearbeitet. Seit 1995 ist er schriftstellerisch tätig und lebt heute in Karlsruhe und Regensburg. Seine Gerlach-Krimis wurden bereits...

Weitere Titel der Serie „Alexander-Gerlach-Reihe“

Ein Ermittler, der aus der heutigen Krimilandschaft nicht mehr wegzudenken ist: Alexander Gerlach löst seit vielen Jahren hochbrisante Fälle in Heidelberg.

Kommentare zum Buch
Die dunkle Villa
Wurm200 / LovelyBooks am 08.10.2015

Ein Krimi, der sich lohnt, gelesen zu werden. Wolfgang Burger schafft es auch diesmal wieder, den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zu ziehen, wie es kaum ein anderer Autor schafft. Ein Buch, das dafür sorgt, dass eure Freunde vor eurer verschlossenen Türe stehen und im Ungewissen sein werden, warum ihr nicht öffnet, weil ihr dieses Buch nicht aus der Hand legen könnt, bis ihr die letzte Seite erreicht habt. Für mich ist das also ein klares Zeichen, um euch dieses Buch mit bestem Wissen und Gewissen zu empfehlen. Dieses Fazit ist ursprünglich auf www.lovelybooks.de erschienen.

Die dunkle Villa
numinala / LovelyBooks am 02.10.2015

Ein richtig gut gemachter Krimi, mit einer in sich schlüssigen Geschichte.   Dieser Leseeindruck ist ursprünglich auf www.lovelybooks.de erschienen.

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