Die linke Hand des Bösen (Alexander-Gerlach-Reihe 14) Die linke Hand des Bösen (Alexander-Gerlach-Reihe 14) - eBook-Ausgabe
Ein Fall für Alexander Gerlach
— Packender Heidelberg-Krimi„›Die linke Hand des Bösen‹ ist nicht nur der verzwickteste Fall für den Witwer und alleinerziehenden Vater von zwei Töchtern, sondern auch das bislang beste Buch einer Krimi-Reihe, die ohnehin zu den Perlen des Genres in Deutschland zählt.“ - Rhein-Neckar-Zeitung
Die linke Hand des Bösen (Alexander-Gerlach-Reihe 14) — Inhalt
„Das bislang beste Buch einer Krimi-Reihe, die ohnehin zu den Perlen des Genres in Deutschland zählt.“ Rhein-Neckar-Zeitung
Als Kommissar Arne Heldt in einem Heidelberger Vorort auf grausamste, ja sadistische Weise ermordet aufgefunden wird, ist Kripochef Alexander Gerlach fassungslos. Zwar war das Opfer nicht sehr beliebt, ein Gerechtigkeitsfanatiker, gefangen in einer Welt, in der es nur Gut oder Böse gab. Aber er war ein Kollege. Umgehend beginnt Gerlach mit den Ermittlungen und stößt bald auf einen alten Fall von Vergewaltigung und Mord, den Heldt neu aufrollen wollte. Die Spuren führen schließlich in einen Sumpf von zutiefst menschenverachtenden Geschäften, der nicht nur in die besten Kreise Baden-Württembergs reicht, sondern bis nach Griechenland und Aserbaidschan. Doch wer ist der gewissenlose Kopf des Ganzen?
„Gerlach ist der sympathischste Beamte, den je ein Autor erfunden hat!“ Rhein-Neckar-Zeitung
Preisgekrönte Spannung in Krimiserie!
Mit „Heidelberger Requiem“ legte Wolfgang Burger 2005 ein fulminantes Krimi-Debüt vor, das sich aus dem Stand zur neuen Obsession der Fans des Ermittlerkrimis mauserte. Seine Bücher waren bereits mehrfach für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, so auch der achtzehnte Band „Am Ende des Zorns“.
Leseprobe zu „Die linke Hand des Bösen (Alexander-Gerlach-Reihe 14)“
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Ich würde nicht hineingehen – das wurde mir in der Sekunde klar, als ich die Hand auf die zerkratzte Aluminiumklinke legte. Sie gehörte zu einer schäbigen Wohnungstür im zweiten Obergeschoss eines zugigen Mietshauses. Die Tür war nur angelehnt, stellte ich fest, und was mich dahinter erwartete, brauchte ich nicht.
Nicht mehr.
Nie mehr.
Ich musste mir das auch gar nicht antun, denn schließlich war ich der Chef hier. Mein Job war es, meine Leute anzuleiten, darauf zu achten, dass sie ihre Arbeit ordentlich machten. Meine Aufgabe war es nicht, ihnen dabei im [...]
1
Ich würde nicht hineingehen – das wurde mir in der Sekunde klar, als ich die Hand auf die zerkratzte Aluminiumklinke legte. Sie gehörte zu einer schäbigen Wohnungstür im zweiten Obergeschoss eines zugigen Mietshauses. Die Tür war nur angelehnt, stellte ich fest, und was mich dahinter erwartete, brauchte ich nicht.
Nicht mehr.
Nie mehr.
Ich musste mir das auch gar nicht antun, denn schließlich war ich der Chef hier. Mein Job war es, meine Leute anzuleiten, darauf zu achten, dass sie ihre Arbeit ordentlich machten. Meine Aufgabe war es nicht, ihnen dabei im Weg zu stehen und mit gut gemeinten Ratschlägen auf die Nerven zu gehen.
Sollten sie von mir denken, was sie wollten – ich würde nicht durch diese Tür treten.
Heute war Mittwoch, der sechzehnte November. Buß- und Bettag. Obwohl schon nach neun, war es draußen noch immer nicht richtig hell, und es herrschte ein Wetter, um sich eine Kugel durch den Kopf zu schießen. Was also wollte ich hier?
Ich war gerade dabei gewesen, mit Theresa zusammen den Frühstückstisch abzuräumen, als der Anruf kam: Einer meiner Mitarbeiter war tot. Arne Heldt. Ermordet in Ziegelhausen, einem Vorort östlich von Heidelberg. Hinter dieser hässlichen walfischgrauen Holztür hatte er vor Kurzem noch gelebt.
Im Grunde hatte ich ihn kaum gekannt, diesen Arne Heldt. Er war erst seit wenigen Monaten bei uns. Als er kam, ich meine, es war am ersten September, einem strahlenden, herrlich warmen Spätsommertag, war er bei mir gewesen, um sich vorzustellen. Ich hatte ihn leutselig begrüßt, ihm ein paar launige Bemerkungen mit auf den Weg gegeben, ihn Klara Vangelis zugeteilt und fast sofort wieder vergessen.
Ein unscheinbarer Mensch war er gewesen, der neue Mitarbeiter, mehr konnte ich eigentlich nicht über ihn sagen. Still, ernst, vielleicht ein wenig verbissen. Um nicht zu sagen: verbittert. Ein Mensch, den man leicht wieder vergisst. Schon über sechzig war er gewesen, und in ein, zwei Jahren hätte er in Pension gehen können. Nie hatte ich Klagen gehört. Aber auch nie ein Lob.
Aus der Wohnung drangen halblaute Geräusche, Gemurmel, Kameraklicken, hin und wieder ein verhaltenes Lachen, das sofort wieder erstarb. Dieses Lachen, das immer wieder aufkommt, wenn man das Grauen anders nicht mehr erträgt. Vorsichtig drückte ich die Tür ein wenig weiter auf, blickte in einen länglichen Flur, von dem auf jeder Seite zwei Türen abgingen und eine fünfte am gegenüberliegenden Ende, wo sich vermutlich das Wohnzimmer befand. Sie war als Einzige geschlossen.
Ein Schwall von Altmännermief und abgestandenem Zigarettenqualm kam mir entgegen. Der tote Kollege war offenbar Raucher gewesen.
In sämtlichen Räumen war das Licht eingeschaltet, dennoch war es nicht hell in diesem stinkenden Flur, dessen Boden von einem verschlissenen Läufer im Orientlook bedeckt wurde. Darüber war jetzt eine dünne Plastikfolie gebreitet, die vermeiden sollte, dass eventuell vorhandene Spuren vernichtet oder unabsichtlich falsche Spuren gelegt wurden durch Haare und Hautschuppen der Menschen, die sich um das Elend dort drinnen kümmern mussten.
An den Wänden klebte eine vergilbte Blümchentapete. Helle Stellen verrieten, wo früher Bilder gehangen hatten. Jetzt hing da nichts mehr. Keine Familienfotos, keine Schnappschüsse aus glücklichen Urlaubstagen, keine Vergangenheit. Eine primitive Messinggarderobe mit vier Haken verunzierte den schmalen Raum. Sie sah aus, als hinge sie seit dem Bau des Hauses dort.
Auf einer kleinen nussbraunen Kommode, unter einem länglichen, an manchen Stellen schon blinden Spiegel, stand die Basisstation eines schnurlosen Telefons, an der ein rotes Lämpchen hoffnungslos blinkte. Der Mann, dem das alles hier gehörte, würde nicht zurückrufen. Er würde niemals wieder ans Telefon gehen.
Weshalb war ich überhaupt hergefahren? Gewohnheit? Neugier? Ich konnte es nicht sagen. Eigentlich war es ein Reflex gewesen, eine völlig automatische Handlung. Eine Idiotie. Durch die zweite Tür rechts, die zu dem Raum führte, wo es geschehen war, fiel ein breiter Streifen eiskaltes Licht. Licht der starken Halogenscheinwerfer, die die Spurensicherer aufgestellt hatten, um ihr trauriges Werk verrichten zu können.
Ich wollte gerade wieder kehrtmachen, mich leise verdrücken, als Klara Vangelis aus der Tür trat, ungewöhnlich blass im grellen Licht. Sie bemerkte mich, lächelte tapfer, kam mit zögernden, fast lautlosen Schritten auf mich zu, als hätte sie nicht wirklich Lust, mit mir zu sprechen. Wie alle, die sich jetzt in der Wohnung befanden, trug sie einen weißen Schutzanzug mit Kapuze.
„Es sieht böse aus“, sagte sie, als wir kraftlos Hände schüttelten.
Vangelis war die Tochter griechischer Eltern, jedoch in der Nähe von Heidelberg geboren und in vielem deutscher als die meisten Deutschen. Mit einer Körpergröße von wenig mehr als eins sechzig erfüllte sie die Einstellungsvoraussetzungen der Polizei Baden-Württembergs nur knapp. Dabei war die Erste Hauptkommissarin ein ernst zu nehmender Gegner, wie schon mancher Tunichtgut zu seiner Verblüffung erfahren hatte, den sie in die Zange nahm. Und sie war eine meiner besten Kräfte. Wenn nicht die beste.
„Ich habe es schon gehört“, erwiderte ich mit belegter Stimme.
Ich sollte mir wirklich abgewöhnen, Tatorte zu besichtigen, mich in die tägliche Arbeit meiner Leute einzumischen. Hatte ich nicht genug Arbeit auf dem Schreibtisch? Akten waren zu lesen, Berichte zu schreiben, Sitzungen zu organisieren, Aufgaben zu delegieren. Zugegeben, es war peinlich, dass ausgerechnet der Chef der Kriminalpolizei kein Blut sehen konnte. Aber so war es nun einmal.
„Ich gehe lieber nicht rein, weil ich keinen Schutzanzug habe“, sagte ich, um mein merkwürdiges Verhalten zu erklären. „Wollte nur mal sehen, wie es so aussieht.“
Vor dem lange nicht geputzten Treppenhausfenster rauschte und gurgelte dieser endlose eiskalte Regen, der mich auf den wenigen Metern vom Wagen bis zur Haustür durchnässt hatte. Klara Vangelis nickte mit einer Miene, als hätte sie gerade an etwas ganz anderes gedacht.
„Wollen Sie Details hören?“, fragte sie.
„Er ist tot“, sagte ich, „ermordet. Das reicht mir fürs Erste.“
„Ich habe schon einiges gesehen“, murmelte die sonst so taffe Klara Vangelis und schob mit einer fahrigen Bewegung eine ihrer dunklen Locken hinters Ohr. „Aber das hier …“ Sie schluckte, straffte ihren Rücken. „Am Freitag hat er noch an seinem Schreibtisch gesessen. Wir haben geredet. Über seine Arbeit, über das schreckliche Wetter. Dass in fünf Wochen Weihnachten ist. Er hat mir erzählt, dass er eine Kreuzfahrt machen will, wenn er nächstes Jahr in Pension geht. Kanaren, Azoren, Bahamas, ich weiß es nicht mehr. Er hatte noch nicht viel gesehen von der Welt, hat er mir erzählt. Ungewöhnlich gesprächig war er an dem Tag, das fällt mir erst jetzt auf. So … wie soll ich sagen? Als würde er sich auf ein schönes Wochenende freuen.“
Sie klang ziemlich verschnupft. Schniefte fast ständig. Ihre Augen waren trüb und traurig. Die grassierende Grippe hatte nun auch sie erwischt.
„Kann man schon etwas zum Tatzeitpunkt sagen?“
Sie hob die schmalen Schultern. „Drei, vier Tage? Heute ist Mittwoch. Also am Wochenende, denke ich. Am Montag ist er nicht zum Dienst erschienen. Da war ich allerdings in Wiesbaden, deshalb habe ich es erst gestern erfahren. Ich dachte natürlich, jetzt ist er auch noch krank geworden. Wird sich schon melden, wenn es ihm wieder besser geht. Ich wusste ja, dass er allein lebt. Hatte viel um die Ohren, sonst … ich meine … ich hätte sonst … vielleicht …“
„Sie hätten ihn nicht retten können“, fiel ich ihr mit hoffentlich fester Stimme ins Wort. „Fangen Sie gar nicht erst an, sich Vorwürfe zu machen. Sie hätten es nicht verhindern können.“
Vangelis nickte mit abgewandtem Blick. Die Locke rutschte wieder nach vorn. Wurde erneut zurückgestrichen.
„Er ist ja nicht nur ermordet worden“, murmelte sie, als führte sie ein Selbstgespräch. „Dem Täter ging es nicht darum, dass Arne stirbt. Er wollte, dass er leidet. Er hat ihn gefesselt und geknebelt auf sein Bett gelegt und …“ Wieder schluckte sie. Noch nie hatte ich sie so fassungslos gesehen. „Er muss ihn stundenlang … stundenlang … Ich …“
Sollte ich jemand anderem die Leitung der Ermittlungen übertragen? Aber wem? Fast die Hälfte meiner Mitarbeiter war krank. Die Grippe kam ungewöhnlich früh in diesem Winter, hatten sie am Morgen im Radio gesagt.
„Und niemand im Haus hat irgendwas davon mitbekommen?“, fragte ich, als Vangelis nicht weitersprach.
Sie seufzte. Deutete nach oben. „Unter dem Dach wohnt ein Student, der wahrscheinlich jetzt an der Uni ist. Unter uns eine Frau Seltenreich, die auch nicht zu Hause ist. Nur mit dem alten Ehepaar im Erdgeschoss habe ich kurz gesprochen. Sie waren das ganze Wochenende über hier und sagen, sie haben nichts gehört und nichts gesehen. Wenigstens konnten sie mir die Handynummer des Hausbesitzers geben. Ein Anwalt. Rolf versucht gerade, ihn zu erreichen.“
Rolf Runkels Stimme hörte ich hin und wieder aus den Tiefen der Wohnung. Vermutlich hatte er sich in eine ruhige Ecke verzogen, um ungestört telefonieren zu können.
Die vorwitzige Locke fiel wieder in ihr blasses Gesicht. Dieses Mal ließ sie sie hängen. In diesem Moment trat Runkel aus der Tür, die dem Schlafzimmer des toten Kollegen gegenüberlag. Er stutzte, gesellte sich nach kurzem Zögern zu uns.
„Hab bloß seine Assistentin erreicht“, sagte er. „Ihr Chef hat einen Termin bei Gericht, sagt sie. Er ruft zurück, sobald er Zeit hat.“
„Ich habe zu wenig Leute hier.“ Vangelis zückte hastig ein Taschentuch und nieste dreimal hinein.
„Ich übernehme die Herrschaften im Erdgeschoss“, verkündete ich. „Dann habe ich mir wenigstens nicht ganz umsonst nasse Füße geholt.“
2
In der Erdgeschosswohnung schmetterte Wagner-Musik in einer Laustärke, dass die Tür vibrierte. Ich musste den sauber geputzten weißen Plastikknopf fünf- oder sechsmal drücken, bis innen endlich die Lautstärke heruntergedreht wurde. Außerdem zweimal den rötlich flimmernden Knopf der Treppenhausbeleuchtung, die jedes Mal schon nach wenigen Sekunden wieder erlosch. Inzwischen war es halb zehn geworden, und noch immer herrschte draußen Dämmerung, als würde der heutige Tag einfach ausfallen.
Jetzt, wo die dramatische Musik nicht mehr alles übertönte, hörte ich wieder das Rauschen und Platschen des Regens, hier noch stärker als zwei Stockwerke höher. Durch die Ritzen der nahen Haustür wehte ein böser nasser Wind herein und ließ mich frösteln. Mein Atem bildete weiße Wölkchen, und meine Finger waren immer noch klamm. Noch einmal drückte ich den Klingelknopf. Wieder schrillte innen die misstönende Schelle, als hätte ich sie aus dem Schlaf geschreckt.
Der Wohnungstür hatte jemand vor nicht allzu langer Zeit einen frischen Anstrich verpasst, ein warmes Dunkelblau, wodurch sie sich wohltuend vom schäbigen Eindruck des restlichen Hauses abhob.
Endlich hörte ich Geräusche hinter der Tür. Zögernd und mit vorgelegter Kette wurde sie geöffnet. Ein neugieriges blassgraues Äuglein musterte mich von so weit unten, als stünde auf der anderen Seite ein Kind. Ich hielt meinen Dienstausweis in den Türspalt und stellte mich vor. Die Tür wurde wieder geschlossen, die Kette rasselte, ich durfte eintreten.
Die Wohnung war vom selben Schnitt wie die von Arne Heldt, jedoch wohlriechend und gut geheizt. Der Flur war von zahlreichen kleinen Halogenstrahlern taghell erleuchtet. An den cremeweiß gestrichenen Wänden hingen Hunderte gerahmte Fotografien, meist Porträts oder Landschaftsaufnahmen, viele davon in Schwarz-Weiß. Es roch nach Blumen und ein klein wenig nach Desinfektionsmittel.
„Frau Dörflinger?“, fragte ich die kugelrunde Frau unbestimmbaren Alters, die noch ein gutes Stück kleiner war als Klara Vangelis. Sie schüttelte stumm den von grauen Kräusellöckchen umrahmten Kopf und bedeutete mir, ihr zu folgen. Die Frau, die offenbar nicht Dörflinger hieß, trug ein mausgraues, schlecht sitzendes Kleid, das ihre Unförmigkeit noch betonte. Ihre Füße steckten in ebenfalls grauen Hauslatschen. Die einzigen Farbtupfer an ihr waren eine Halskette mit blauem Medaillon und Ohrringe, an denen winzige Steinchen im Halogenlicht lustig funkelten.
Kurz darauf saß ich in einem bequemen, modernen Sessel. Der Wohnraum war ebenfalls hell erleuchtet und gut geheizt. Auch hier hingen Fotografien an den Wänden. Größer als die im Flur, liebevoll gerahmt, mit Bedacht arrangiert und viele auf schwer zu erklärende Weise eindrucksvoll. Die Möbel, die sandfarbenen Raffrollos, die beleuchtete Glasvitrine an der Stirnwand, die mit Mitbringseln und Andenken aus der halben Welt gut gefüllt war – alles hier zeugte von Geschmack und bescheidenem Wohlstand.
„Die Bilder sind von mir“, knurrte Herr Dörflinger mit finsterer Miene, der – klobig und aberwitzig fett – jenseits des schweren Eichenholztischs in einem elektrisch verstellbaren Fernsehsessel mehr lag als saß. Auf einem Tisch in Griffweite neben ihm lagen ein Tablet-PC, ein großer aufgeklappter Toshiba-Laptop, diverse Fernbedienungen und zwei Smartphones. „In besseren Zeiten war ich mal Pressefotograf. Hab Ausstellungen gemacht, Preise gewonnen und so weiter. Heute? Na ja …“ Mit einem matten Grinsen im schwabbeligen Gesicht wies er an sich herunter. „Those times are gone.“
In einem hohen Regal rechts neben mir steckten Hunderte von LPs. Auf dem Tisch stand ein alter Dual-Plattenspieler mit Ortofon-System. Der Tonarm schwebte über der Wagner-Platte, als wartete er nur auf die Fortsetzung der Oper. In den Ecken des Raums standen zwei mächtige Quart-Boxen.
„Sie wissen, was oben passiert ist?“, fragte ich.
„Sie halten mich für altmodisch, was?“, fragte der Fette, dem mein Blick nicht entgangen war.
„Überhaupt nicht, nein.“
„Ihre kleine Kollegin ist vorhin da gewesen und hat uns erzählt, was oben los ist.“
Noch einmal zeigte ich meinen Ausweis. Dörflinger beugte sich vor, so weit seine Leibesfülle es erlaubte, nahm mir das Kunststoffkärtchen mit dem Wappen Baden-Württembergs aus der Hand, studierte es misstrauisch. „Kriminaloberrat? Dann sind Sie was Höheres?“ Achtlos warf er den Ausweis auf den Tisch zwischen uns, woraufhin er noch ein Stück in meine Richtung rutschte. Dann sank er stöhnend in seinen Sessel zurück. Sein Atem ging keuchend, als hätte ihn die kleine Bewegung kolossal angestrengt. „Der Heldt ist tot, hat sie gesagt. Umgebracht, stimmt das?“
„Das ist richtig. Irgendwann am vergangenen Wochenende ist es passiert, vermuten wir.“
Der Dicke nickte nachdenklich. „Sehen Sie, Herr Kriminaloberrat Gerlach“, sagte er dann, immer noch schnaufend. „Ich hab eine Menge Tote gesehen in meinem Leben. Kosovo, Uganda, Afghanistan. Hunderte, ach, was sag ich, Tausende.“
„Haben Sie Ihren Nachbarn gut gekannt?“
„Überhaupt nicht hab ich den gekannt. Er wohnt ja erst seit …“ Der ehemalige Fotograf sah die graue Frau mit schmalen Augen an. Sie saß still und bescheiden auf einem Stuhl neben der Tür und erwiderte seinen Blick unbefangen, machte jedoch keinerlei Anstalten, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Die Hände hatte sie zwischen ihren Oberschenkeln versteckt.
„September?“, fragte er sich selbst. „Oder war’s im August, wie er eingezogen ist?“ Jetzt sah er wieder mich an. „Na, jedenfalls wohnt er noch nicht lange da oben, und man hat sich kaum gesehen. Ich geh nur noch raus, wenn ich zum Arzt muss, und das ist dann immer eine elende Plackerei. Aber er hätte ja ruhig mal läuten können, der Herr Heldt, und sich vorstellen. Oder macht man das heutzutage nicht mehr so? Er ist ein Kollege von Ihnen gewesen, stimmt das?“
Ich beugte mich vor, um den Dienstausweis wieder an mich zu nehmen. „Er war bei der Kripo wie ich. Bevor er sich nach Heidelberg hat versetzen lassen, war er in Konstanz.“ Ich wandte mich an die Frau, die mich mit wachen Äuglein aufmerksam beobachtete. „Sie haben Ihren neuen Hausgenossen doch bestimmt hin und wieder getroffen?“
Ihr Blick war konzentriert, die Stirn kraus, als versuchte sie, mir die Worte vom Mund abzulesen. Aber sie antwortete nicht.
„Sie spricht nicht.“ Dörflinger drückte einen Knopf, die Rückenlehne des Fernsehsessels fuhr brummend ein wenig nach oben. „Die gute Alva versteht viel. Aber sie spricht nicht gern.“
„Sie beide sind …?“
Er schüttelte den schweren Kopf. Schnaufte asthmatisch, als hätte ihn schon das Drücken des Knopfs überanstrengt. „Bin nie verheiratet gewesen. Das unstete Leben, nie daheim, das ist nichts für feste Beziehungen. Alva ist meine Hilfe. Mein Faktotum, mit ›a‹, nicht mit ›u‹.“ Er lachte dreckig. „Der Witz ist übrigens von Arno Schmidt. Sie kommt aus Weißrussland, meine gute Alva, und ist eine treue Seele. Sauber, fleißig, stellt keine Ansprüche. Besser als jede Ehefrau, sage ich Ihnen, und die kommen einen ja letztlich auch nicht billiger. Der Heldt war also früher am Bodensee, sagen Sie? Was treibt ihn dann hierher, in die Kurpfalz? Hat’s ihm da unten nicht mehr gefallen?“
„Das weiß ich nicht.“
„Nette Gegend da unten. Tausend Mal schöner jedenfalls als dieses Kaff hier.“
Bisher wusste ich nur, dass Arne Heldt fast vierzig Jahre lang am Polizeipräsidium Konstanz seinen Dienst verrichtet hatte und sich dann, nur ein Jahr vor seiner Pensionierung, nach Heidelberg hatte versetzen lassen.
„Ein bisschen was werden Sie doch über Ihren neuen Nachbarn wissen“, sagte ich. „Haben die anderen Leute im Haus vielleicht mal was über ihn erzählt?“
Dörflinger zog krachend die Nase hoch, wandte den Blick zum Fenster. „Morgens um halb acht ist er in seinen Passat gestiegen und zur Arbeit gefahren. Da draußen steht er, der dunkelgrüne Kombi. Und abends gegen sechs, halb sieben ist er wieder heimgekommen. Meistens hat er vorher noch eingekauft, hat oft eine Tüte dabeigehabt oder zwei. Dann: Treppe rauf, Tür zu, Feierabend.“
„Wer wohnt sonst noch im Haus?“
Unter seinen kaum sichtbaren Augen hingen schwere Tränensäcke. Darüber buschten mächtige Brauen. Die leichenblassen, feisten Hände lagen in seinem Schoß, als wären sie längst tot.
Er lachte bitter auf. „Früher, da hat man sich noch gekannt im Haus. Aber heute? Vergessen Sie’s! Unterm Dach haust ein Student. Schrack heißt er, Tobias, glaube ich, den sieht man so gut wie nie. Vor ein paar Wochen hat er auf einmal Alva den Schlüssel gebracht und ist nach China geflogen, Auslandssemester. Wo genau – fragen Sie mich nicht. Dabei kenne ich China recht gut. Tibet, die Mandschurei, den Süden, überall schon geknipst.“ Er wandte den Blick zur Decke. „Und jetzt geht meine Alva zweimal die Woche rauf und gießt sein Grünzeug. Auf meine Kosten. Aber man will ja kein Unmensch sein. Man ist ja hilfsbereit.“
„Und über Ihnen?“
„Eine junge Frau. Nina Seltenreich. Sie macht Musik, Jazz, und ist viel unterwegs.“ Dörflinger schloss die Augen mit einer Miene, als quälten ihn Schmerzen. „Mein Geschmack ist es ja nicht, dieses Gedudel, das man manchmal von oben hört. Falls Sie mal gerade nicht auf Tournee ist, was ja zum Glück selten vorkommt. Ich mag Jazz, aber das, was die da oben fabriziert, ist mir dann doch ein bisschen zu … na ja.“ Er öffnete die Augen wieder, sah mich an. „Very free, very schräg, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„War sie am Wochenende hier?“
Kopfschütteln. „Am Samstagmorgen hab ich sie gesehen. Mit einem kleinen Koffer und ihrem Saxofon ist sie in ihre blaue Reisschüssel gestiegen.“
„Reisschüssel?“
„Sie fährt so einen kleinen Japaner. Nach Karlsruhe ist sie gefahren, das weiß ich.“
„Woher wissen Sie das denn?“
Dörflingers Atem ging immer noch schwer, obwohl er sich überhaupt nicht mehr bewegte. „Diese Bruchbude ist hellhörig wie eine Schuhschachtel. Und auch wenn mit mir sonst nicht mehr viel los ist, hören tue ich immer noch ganz gut.“ Plötzlich klang er zornig und vorwurfsvoll. „Wenn sie oben telefoniert, dann versteht man hier unten jedes Wort. Sie hat aber auch eine kräftige Stimme, die Frau Seltenreich. Am Sonntagnachmittag war sie wieder da, und am Montag, also vorgestern, ist sie dann schon wieder los. Diesmal war der Koffer größer.“
Ich meinte den Namen der jungen Jazzerin schon gehört zu haben und beschloss, später das Internet nach ihr zu durchstöbern.
„Und sie spielt Saxofon?“
„Genau. Tenor und Alt. Manchmal auch Trompete. Echt ein Segen, dass sie selten daheim ist. Hat mich übrigens gewundert …“
Er brach ab. Seine Miene wurde abweisend, als hätte er sich verplappert.
„Was?“
„Dass er überhaupt da gewesen ist, Ihr Kollege, hat mich gewundert. An den Wochenenden ist er sonst ja immer weg gewesen. Denke, er wird wen besucht haben. Seine Kinder vielleicht. Hat er Kinder?“
„Das weiß ich nicht. War er mit dem Auto unterwegs?“
„Ja, wie denn sonst?“, keuchte der alte Fotograf. „Ohne Auto sind Sie hier komplett aufgeschmissen. Hab mich übrigens gewundert, wie der überhaupt Auto fahren konnte mit seinem steifen Knie.“
Arne Heldt war gehbehindert gewesen, fiel mir erst jetzt wieder ein. Er hatte das linke Bein nachgezogen.
„Hat er manchmal Besuch gehabt? Haben Sie mal jemanden gesehen? Vielleicht sogar am vergangenen Wochenende?“
Dörflinger rülpste dröhnend, schüttelte matt den schweren Kopf, der ohne Hals direkt am Brustkorb angewachsen zu sein schien. „Nichts gehört, nichts gesehen“, erwiderte er knapp. „Auch am Wochenende nicht.“
„Dieses Zimmer grenzt an den Hausflur. Ich habe schon dreimal die Haustür gehört, seit ich hier sitze.“
„Ich höre viel Musik. Was soll ich sonst machen, den lieben langen Tag? Außerdem gehen wir früh ins Bett, die brave Alva und ich. Spätestens um zehn, halb elf bringt sie mich ins Bett. Und dann legt sie sich auch hin. Ich habe weiß Gott nicht mehr viel vom Leben, aber einen guten Schlaf, den habe ich immer noch.“ Er zögerte kurz, bevor er weitersprach. „Würd mich ja nicht wundern …“
„Was?“, fragte ich wieder, allmählich ein wenig gereizt.
„Wenn ihn irgendwelche Moslems gekillt hätten. Islamisten, Sie wissen schon. Man sieht in letzter Zeit ziemlich viele Ausländer hier in Ziegelhausen.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Man muss ja nur Nachrichten gucken“, erwiderte Dörflinger feindselig. „Überall jetzt diese Vergewaltigungen, Frauen werden Treppen runtergetreten, diese Anschläge überall. Ich hab nichts gegen Ausländer, weiß Gott nicht. Hab mich ja selber jahrzehntelang im Ausland rumgetrieben. Afrika, Südamerika, Russland, Syrien, Iran, was Sie wollen. Einmal hab ich eine große Reportage gemacht, für den Stern, über die alten Städte da. Damaskus, Bagdad, Aleppo, Teheran, Islamabad. Hab sogar einen Preis dafür gekriegt. Und heute? Alles kaputt. Die ganze uralte Pracht zusammengeschossen und zerbombt wegen nichts und wieder nichts. Und jetzt kommen diese irren Moslems hierher und … Wenn Sie mich fragen, die sind nicht wie wir. Die gehören nicht hierher.“
„Aber wie kommen Sie darauf, dass ausgerechnet Islamisten …?“
„Nur so“, erwiderte er und sah plötzlich verlegen aus. „Hab nur so gedacht.“
„So was denkt man doch nicht ohne Grund.“
„Doch. Tut man manchmal. Vergessen Sie es einfach, okay? Ich hab nichts gesagt, okay? Nichts.“
„Haben Sie Telefonnummern von Herrn Schrack und Frau Seltenreich?“
„Von ihr nicht. Von dem Studiosus …“ Dörflinger sah seine Haushälterin und Pflegerin an. Die zog die Stirn kraus. „Hat er dir nicht seine Handynummer gegeben für den Fall, dass mal was ist, während er sich in China rumtreibt?“
Offenbar verstand sie wirklich, was gesprochen wurde, denn sie sprang auf, verließ mit eiligen kleinen Schritten den Raum und kehrte Sekunden später mit einem Zettel in der Hand zurück. Ich notierte mir die Nummer des jungen Mannes. Der Kontakt zu der Jazzerin sollte problemlos herzustellen sein, wenn sie auch nur halb so bekannt war, wie ich vermutete. Ich erhob mich, schüttelte nicht ohne Widerwillen Dörflingers klebrige Rechte und verabschiedete mich.
Alva brachte mich zur Tür, nickte freundlich zum Abschied, zögerte im letzten Moment. Ihr Blick veränderte sich, sie kam ganz nah, ich beugte mich zu ihr hinunter, und sie flüsterte mir ins Ohr: „Nix gut Mann!“
„Wer?“, fragte ich ebenfalls leise. „Herr Heldt?“
„Treffen auf Treppe manchmal. Und er immer guck …“
„Er hat geguckt?“
Ein scheues Nicken ersetzte die Antwort.
„Wie denn?“
„Wie wenn … hassen mich. Weil nix deutsch. Er mich einmal sprechen. Aber ich nix versteh. Dann er böse. Nix gut Mann, Herr Heldt. Viel böse. Böse Gedanken. Auf Ausländer.“
Als ich wieder im Treppenhaus stand, rauschte vor der Tür immer noch der Regen. Irgendwo in der Nähe krächzte eine verschlafene Krähe, als würde sie um Hilfe schreien. Der Wind schien ein wenig nachgelassen zu haben.
3
„Kein Handy und kein Internet!“ Sven Balke, der sich inzwischen ebenfalls am Tatort eingefunden hatte, war fassungslos. „Kommunikationstechnisch hat Arne anscheinend komplett hinter dem Mond gelebt.“
Ich hatte mich dann doch überwunden, die Wohnung zu betreten. Allerdings hatte ich es vermieden, ins Schlafzimmer zu sehen, wo noch immer Arne Heldts blutüberströmter Leichnam lag.
Einen Teil der Wohnung – unter anderem die Küche – hatten die Kriminaltechniker inzwischen freigegeben. So waren wir nun zu viert in der spartanisch eingerichteten Junggesellenküche unseres toten Kollegen und versuchten, uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Vangelis, Balke und ich hatten uns an den Küchentisch mit Chromgestell und Resopalplatte gesetzt. Runkel, immer noch im weißen Schutzanzug, lehnte am Herd, einem alten, schmalen Elektroherd mit nur drei Platten, der wie so vieles hier noch von irgendeinem Vormieter zu stammen zu schien. Nichts hier erweckte den Eindruck, als hätte Heldt vorgehabt, lange zu bleiben. Balke gefiel der hässliche Tisch. Er fand ihn „voll Vintage“.
Jemand hatte für Kaffee gesorgt. Tassen standen auf dem Tisch. Ich schenkte mir ein, sah fragend in die Runde. Alle nickten. Balke sprang auf, fand eine fast leere Zuckertüte in einem klapprigen Hängeschrank. Runkel sah in den Kühlschrank, schüttelte den schweren Kopf. „Milch hat’s keine.“
„Wenigstens hat er schon Telefon gehabt“, murmelte Balke immer noch erschüttert, während er Zucker in seine Tasse löffelte. Vangelis trank ihren Kaffee schwarz. Runkel wollte auf einmal doch keinen, murmelte etwas von „Arzt“ und „Blutdruck“.
„Vielleicht hat der Täter das Handy mitgehen lassen?“, schlug ich vor. So ließ sich schließlich vermeiden, dass wir allzu rasch herausfanden, mit wem sein Opfer in letzter Zeit telefoniert hatte.
„Dass er nicht mal einen PC gehabt hat …“ Balke rang immer noch um Fassung. „Meine Güte, keine Mails, kein WhatsApp, wie kann der Mensch so leben?“
Vangelis schüttelte den schmalen Kopf mit den schwarzen Locken. „Ich habe vorhin Arnes Kontoauszüge durchgesehen. Da war nichts, was nach Handy oder Internet aussieht. Er hatte Kabelfernsehen und Telefon, eine kleine Stereoanlage im Wohnzimmer und das da.“
Sie deutete auf ein schmutziges kleines Kofferradio mit verbogener Antenne, das einsam neben der Spüle stand.
„Was ist mit Angehörigen?“, fragte ich in die Runde. „Müssen wir jemanden informieren?“
Allgemeines Kopfschütteln. „Keine Briefe, keine Ansichtskarten“, sagte Vangelis mit Schnupfenstimme. „Es ist …“ Ein Hustenanfall unterbrach sie. „Es ist, als hätte er allein auf der Welt gelebt.“
„Ist ja auch nicht der Allernetteste gewesen“, warf Runkel mürrisch ein. Er und der Tote hatten sich ein Büro geteilt, da sie etwa gleich alt waren und – so hatten wir gehofft – vielleicht auch charakterlich zueinander passen würden. „Ich hab ihn nicht besonders gut leiden können, ehrlich gesagt. Der Arne ist – wie soll ich sagen – halt gern für sich gewesen. Aber immerhin hat er einem nicht dauernd die Hucke vollgequatscht.“
„Erzählen Sie doch mal, wie das heute Morgen abgelaufen ist“, bat ich ihn.
Ich selbst hatte ihn am Vorabend gebeten, nach unserem neuen Kollegen zu sehen, da er auf seinem Weg nach Hause praktisch an Heldts Wohnung vorbeifuhr.
Meine Meinung: Ich muss gestehen, dass mich dieses Buch ein klein wenig zwiegespalten zurücklässt, denn diesmal konnte mich Judith Lennox nicht komplett überzeugen. Aber der Reihe nach… Das Cover ist sehr geschmackvoll gestaltet und gefällt mir sehr gut und passt auch meiner Meinung nach gut zum Inhalt. Den Klappentext allerdings finde ich schon nicht so gelungen, es geht zwar in erster Linie um Juliet, allerdings spielen auch später ihre Kinder eine entscheidende Rolle in der Geschichte. Die Zeitspanne des Buches beträgt fast 30 Jahre, sodass Zeitsprünge unumgänglich sind. Zu Beginn jedes Kapitels gibt es zwar eine Zeitangabe, allerdings kommen manche Zeitsprünge dennoch überraschend und man würde die Personen lieber ausführlicher begleiten. Die Themen dieses Romans sind Familie, Erbe, Liebe, Streit, Eifersucht, Neid und Geheimnisse, mit anderen Worten eine ziemlich breite Palette des wahren menschlichen Lebens. Genau dies fängt Judith Lennox meisterhaft ein und dieser Aspekt des Romans hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen. Seine Spannung zieht der Roman aus der Lebensgeschichte von Judith. Wird die Affäre von ihr und Gilles eines Tages ans Licht kommen und ihre Familie somit zerstören? Der Roman ist insgesamt in 4 Teile und 19 Kapitel unterteilt, ganz vorne im Buch gibt es eine Übersicht über die wichtigsten handelnden Figuren. Zu Beginn des Romans musste ich von dieser Aufstellung öfters Gebrauch machen, z.B. um nachzuschauen, welche Kinder zu welchen Eltern gehören, dies war am Anfang leicht verwirrend für mich. Auch war es für mich zu Beginn schwierig, welche Personen wie zueinanderstehen, aber auch hier half die Aufstellung sehr gut weiter. Der Schreibstil von Judith Lennox ist sehr angenehm zu lesen, sie wählte für diesen Roman eine sehr wohl bedachte Sprache, die dem Klientel ihrer Protagonisten entspricht und sie somit authentisch reden lässt. Ein interessanter Familienroman, der gerade zu Beginn von seinem Leser volle Konzentration und Aufmerksamkeit fordert, um die gesellschaftlichen und familiären Beziehungen, sowie die vielen Namen zu beachten und die Figuren „richtig“ sortieren zu können. Ein Roman der als Zielgruppe wieder einmal klar die Leserinnen anspricht, ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein Mann Spaß an diesem Roman haben könnte. Ich kann aufgrund meiner oben genannten Kritik leider keine klare Leseempfehlung aussprechen, wer aber die Geduld und den Ehrgeiz mitbringen möchte, die Personen zu sortieren, sollte es mit diesem Roman versuchen. Denn wer durchhält wird mit einem wunderschönen Sittengemälde der englischen Upperclass belohnt.
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