Der Verrat des Wikingers — Inhalt
950 nach Christus: Die Familie des jungen Kregin bereitet sich darauf vor, Norwegen den Rücken zu kehren und gen Island in See zu stechen. Dort locken zahlreiche Siedlungsgebiete und vor allem die Freiheit, vor keinem König das Knie beugen zu müssen. Doch kurz bevor die Langboote lossegeln, wird Kregin von seiner Freundin Helga gewarnt: Es ist eine Intrige geplant. Kein Familienmitglied soll Island lebend betreten. Kregin verschließt die Ohren vor Helgas Worten – eine Entscheidung, die er sein Leben lang bereuen wird.
Leseprobe zu „Der Verrat des Wikingers“
KAPITEL 1
Unsere sechs Schiffe ankern im Fjord, seetüchtige Handelsboote der neuesten Bauweise. Voller Stolz betrachte ich sie. „Die besten Knorren, die sie jemals gebaut haben“, sagt mein Bruder Einar, und der muss es wissen.
Sie liegen weit genug vom Ufer entfernt an den Landungsstegen, auch nach dem Beladen wird es keine Grundberührung geben; eingeritzte Zeichen zeigen den Tiefgang an, jetzt noch gut oberhalb der Wasserlinie. Der Rumpf wird tiefer im Wasser liegen, wenn unser Vieh erst einmal an Bord ist, und noch tiefer, wenn sich alle Männer, Frauen [...]
KAPITEL 1
Unsere sechs Schiffe ankern im Fjord, seetüchtige Handelsboote der neuesten Bauweise. Voller Stolz betrachte ich sie. „Die besten Knorren, die sie jemals gebaut haben“, sagt mein Bruder Einar, und der muss es wissen.
Sie liegen weit genug vom Ufer entfernt an den Landungsstegen, auch nach dem Beladen wird es keine Grundberührung geben; eingeritzte Zeichen zeigen den Tiefgang an, jetzt noch gut oberhalb der Wasserlinie. Der Rumpf wird tiefer im Wasser liegen, wenn unser Vieh erst einmal an Bord ist, und noch tiefer, wenn sich alle Männer, Frauen und Kinder auf dem Deck drängen. Die Schiffe werden mit voller Ladung ablegen; nichts, das auch nur den geringsten Wert hat, wird zurückgelassen. Denn niemand rechnet damit, dass wir jemals von unserer Reise zu den Eislanden zurückkehren.
Mein Blick bleibt an der Vigtýr hängen, dem Schiff unserer Familie. Sie liegt küstenwärts, ihr graues Segel ist bis auf den letzten Fuß tipptopp eingerollt und beschlagen. Vorn und achtern befinden sich Wasserfässer, dazwischen Heuballen, die auf See an das Vieh verfüttert werden. Ich weiß, dass sich unter den Deckplanken das kostbare Saatgut und Getreide verbirgt. Wir bewahren es in Wollsäcken auf und schützen es vor Wind und Wellen mit großen Abdeckplanen.
Es herrscht Ebbe, der steinige Strand liegt trocken. Kein nennenswerter Wind, nicht einmal eine Brise weht von den kahlen Berghängen herab. Unsere Männer haben genug, alle sind ungeduldig, sogar Vater runzelt die Stirn. Das ruhige Wetter muss enden, bevor wir auch nur daran denken können, das Vieh auf die Schiffe zu treiben. Wir beten zu unserem Schutzgott Thor, der auf seinem Amboss die Stürme hervorhämmert, und zu Njörðr, dem Gott über See und Winde, dass er uns einen kräftigen Ostwind schicken möge, der unsere Schiffe auf das Meer hinausträgt. Seit Wochen lagern wir zusammen mit den anderen Familien auf dem trockenen Kiesstrand des Fjords, unterhalb von Thwartdale, und haben nur die wichtigsten Gerätschaften zur Hand – weswegen vor allem meine Mutter seit Wochen nörgelt –, denn alle Töpfe und Kochutensilien wurden längst an Bord verstaut, damit wir jederzeit Segel setzen können.
Sobald sich das Wetter dreht, wird es schnell gehen müssen. Die Männer haben große Flöße gebaut, an den Enden mit Weidenruten verbunden, die als einfache Verladerampen dienen, wenn die Tiere auf die Schiffe getrieben werden. Die Rampe liegt flach im seichten Wasser und dümpelt träge in den Wellen.
Drei Familien warten auf Wind und Flut, mehr als fünfzig Leute, schätze ich, Kinder und Sklaven nicht mitgezählt. Dass eine so große Gruppe gemeinsam auf Fahrt geht, ist ungewöhnlich. Deshalb fragte ich Vater: „Pa, wir sind so viele – sind wir nicht schon ein richtiger Stamm?“ Vater nahm sich Zeit für die Antwort. „Solche Dinge, mein Junge, hängen nicht von der Zahl ab. Familien können nur dann einen Stamm bilden, wenn sie durch Bluts- und Familienbande verbunden sind.“
Seither versuche ich herauszufinden, was Pa damit meinte. Unsere Familie ist irgendwie mit den beiden anderen Familien verbunden, die von Jarl dem Alten und Skar dem Grauen angeführt werden. Wir gehören zwar zu ihnen, aber wir haben doch das Gefühl, anders zu sein. Aber eigentlich ist es egal, ob wir nun so etwas wie ein Stamm sind oder nicht: Jeder kann sehen, dass sich die drei Familien gegenseitig helfen und füreinander da sind – die Jarlsons, die Skarsons und wir, die Thralsons. Und deshalb ist es fast so, als wären wir ein Stamm. Treibholz für die Strandfeuer wird geteilt, Fisch, Hartkäse, Sauerbutter oder gepökeltes Schweinefleisch werden großzügig getauscht.
Am Ufer ist das Getreide für das tägliche Brot ausgegangen. Vorgestern wurden die letzten Säcke Hafer und Gerste auf die Ruderboote geladen und zu den Schiffen gebracht, und schon vor einer Woche wurden Flachssamen, Linsen und Roggen verladen. Während der Fahrt werden wir kein Getreide verbrauchen und uns nur von Pökelfleisch und Trockenfisch ernähren. Das Getreide ist als Saatgut bestimmt, und zusammen mit dem Vieh ist es unser kostbarster Besitz, denn nach der Landung in den Eislanden wird es die Grundlage unseres neuen Lebens sein. Wenn alles so verläuft wie geplant, werden wir in fünfzehn Monaten unsere erste Roggenernte in den Eislanden einbringen.
Die Eislande – das Ziel unserer Fahrt ist uns völlig fremd, wir wissen fast nichts darüber, es ist ein unbekanntes Land, das wir erst nach wochenlanger Seefahrt erreichen werden. Doch wer würde bei dem Gedanken, was vor uns liegt, nicht dieses aufregende Kribbeln verspüren – der Aufbruch, die lange Seefahrt, die drohenden Gefahren, unter stolz geblähtem Segel immer weiter nach Westen?
Mir geht nicht aus dem Kopf, was Vater sagte – dass wir kein Stamm seien. Kann sein, dass das stimmt, aber die Umstände zwingen uns, einer zu sein. Alle, ob jung oder alt, sind voller Tatendrang. Unser gemeinsames Ziel bindet uns aneinander. Und das Starkbier macht uns mutig. Die Frauen haben uns mit ihren Braukünsten alle Ehre gemacht, denn das Beladen der Schiffe ist Schwerstarbeit und macht Durst.
Wir wandern nicht freiwillig aus. Die Oberhäupter der drei Familien wurden angeklagt, königliche Gesetze verletzt zu haben. Es ist streng verboten, in der Finnmark, dem königlichen Jagdrevier, zu jagen, denn der Handel mit Walrosselfenbein und Seehund- und Rentierfellen ist nun einmal nur dem König vorbehalten; für ihn ist es leicht verdientes Geld, mit dem er seine Kriegskasse auffüllt. Aber unsere Männer haben in der Finnmark gewildert und damit das Gesetz übertreten. Der König fällte ein Urteil, durch das wir jetzt gezwungen werden, in die Eislande auszuwandern.
„Wildern nennt er das!“, sagte Einar verächtlich, als er von dem Urteil erfuhr. „Wir haben uns doch nur ein paar Felle und Häute besorgt! Die Eisfahrer haben sie bereitwillig genug abgegeben!“ Später zeigte der König ein wenig Nachsicht und machte den „Wilderern“ – zu ihnen zählte er auch Vater, Skar und den alten Jarl – ein Angebot: Sie sollten eine „Spende“ an die königliche Schatzkasse zahlen und sich außerdem verpflichten, ihm einen Teil der Beute abzutreten, die sie bei zukünftigen Raubzügen von den äußeren Inseln zurückbringen würden – gerade so, als sei Steuerzahlen besser als Auswandern.
Einige der Plünderer nahmen den königlichen „Gnadenerlass“ an, aber unsere Väter sind stolze Männer: Sie weigerten sich. Lieber wollten sie ihr Glück fern von der Heimat suchen, als faul am heimischen Herd zu liegen und sich den Forderungen des Königs zu unterwerfen.
„He, Knirps“, sagt mein Vater an diesem Morgen – ich bin der jüngste seiner Söhne – „steig auf den Hügel. Siehst du den zerklüfteten Felsen über der Stelle, an der unsere Schafe grasen? Dort setzt du dich hin und hältst Ausschau – melde es mir sofort, sobald sich im Osten die erste graue Wolke zeigt. Hast du verstanden, Junge?“
Vater ist mager und sehnig, weshalb er größer wirkt, als er ist. Er erwartet keine Antwort, aber ich schaue ihm direkt in die Augen, damit er sieht, dass ich aufpasse. Und wie immer wartet er gerade lang genug, um zu sehen, dass ich den Befehl verstanden habe, bevor er weiterspricht.
„Sobald du eine Wolke heranziehen siehst, befiehlst du den Hirten, unsere Schafe zum Strand hinunterzutreiben. Ich will nicht, dass du dann noch weiter dort oben herumtrödelst, bis die Sklaven die Herde zusammengetrieben haben – du rennst ihnen voraus, sobald du irgendetwas Graues am Osthimmel siehst, Junge. Verstanden? Komm dann sofort zu mir.“
Ohne ein Wort renne ich davon, steige über die Geröllhalde am Fuß der Klippen zu den Hügeln hinauf, die über dem Fjord emporragen. Es ist schwer, über das lockere Geröll zu klettern, aber ich nehme den Aufstieg lieber von der kahlen Bergseite in Angriff, als durch das Tal hinaufzulaufen. Der Aufstieg ist hier natürlich höllisch steil und ermüdend, aber beim Abstieg kann ich den Steilhang dafür runterrutschen. Das wird eine tolle Sache, das Rutschen, aber schlecht für die Lederhose, und man kriegt einen heißen Hintern.
Die Sklaven, die unsere Schafe hüten, sind jünger als ich mit meinen zehn Jahren, und der Altersunterschied zeigt sich deutlich: Sie sind alle buckelig, krumm gewachsen, schmächtig und unterernährt, während ich groß und stark bin und schon in drei Sommern ein Mann sein werde.
Der größte Sklavenjunge heißt Bedwyr. Er grinst mich schüchtern an, während die anderen mich mit kaum hörbarem Grunzen begrüßen. Elgyr und Tarkyr sind bestimmt überrascht, mich hier oben zu sehen, aber das würden sie nie zugeben. Gaukyr – der Faulste von allen – tut so, als hätte er mit den Schafen furchtbar viel zu tun, die zwischen den Ginsterbüschen und den verkrüppelten Fichten grasen. Ich glaube, alle vier scheißen sich fast in die Hosen vor Angst, dass sie übers Meer zu den Eislanden fahren müssen. Vielleicht haben sie gerade darüber geredet, als ich kam.
Im Unterschied zu ihren Eltern wurden diese Jungen hier geboren. Sie sind an harte Arbeit gewöhnt: Sie schuften auf Acker und Weide, stechen Torf, heben Güllegruben aus, solches Zeug eben. Aber keiner von ihnen ist jemals aufs Meer hinausgefahren, nicht mal zum Fischen in einem Ruderboot, geschweige denn auf einem Schiff hinausgesegelt, während ich mit meinem Bruder Cormac schon oft bis zu den Häfen weiter unten an der Küste gefahren bin. Kein Wunder, dass sie schon bei der Vorstellung, auf einer seetüchtigen Knorr aufs Meer hinausfahren zu müssen, von Entsetzen gepackt werden.
Jedes Mal, wenn ich diese Burschen sehe, muss ich an meinen Vater denken. Denn wie sie wurde auch Vater als Sklave geboren. Alle hier in der Gegend kennen seine Geschichte. Und ich meine wirklich alle, weil sie zu den Liedern gehört, die nachts am Lagerfeuer gesungen werden.
Vater rettete Jarl dem Alten das Leben, natürlich nicht dem Jarl, der er heute ist, ein alter, dicker, kahlköpfiger Mann, der sich nur noch langsam bewegt, sondern wie er vor vielen Jahren war, ein junger starker Krieger. Der Jarl hatte damals immer einen Sklaven als Schildträger an seiner Seite, der ihm den Rücken freihielt und ihm Helm und Waffen in die Schlacht trug.
Der Skalde des Jarl, der dessen Taten in Liedern und Geschichten bewahrt, erzählt Vaters Geschichte manchmal an Festtagen, sodass die Sage von Vaters Mut und darüber hinaus auch von Jarls Glück noch für Generationen in Erinnerung bleiben wird. Vater selbst spricht nie darüber. Muss er auch nicht, solange die Geschichte in Versen erzählt wird.
Tatsache ist, dass er das Leben des Jarl rettete – nicht einmal, nicht zweimal, sondern bei drei verschiedenen Gelegenheiten: zum ersten Mal während eines fehlgeschlagenen Überfalls im Land der Angelsachsen und dann später im selben Sommer bei zwei Schlachten in Erinland. Jarl belohnte ihn mit der Freiheit und bot ihm an, Krieger zu werden, was für einen befreiten Sklaven eine große Ehre ist.
Bis Jarls Trupp Segel setzte, um nach Hause zurückzukehren, hatte sich Vater bereits einen Anteil an der Beute verdient; es reichte für einen Bauernhof hier in Norvegur. Außerdem konnte er sich eines der Mädchen aussuchen, die Jarls Trupp aus Erinland als Geiseln mitgebracht hatte.
Und so kam es, dass Raff Thralson, Sohn des Thrall, Ma zur Frau nahm. Meine Mutter Auda erzählt das immer mit einem tiefen Seufzer, aber ihre Augen glitzern dabei vergnügt. Vater nennt sie Audeen, was er für einen Kosenamen hält und beweist, wie sehr er sie liebt.
Ich setze mich in Sichtweite der Hirten auf einen hohen Felsbrocken und halte Ausschau nach den ersten Anzeichen von Grau am Osthimmel. Aber niemand kann ewig einen bleichen Horizont anstarren. Eine Zeit lang schnitze ich an einem Stock herum und schaue nur ab und zu auf, aber meistens wird mein Blick zum Fjord und unseren Schiffen gezogen, die dort unten vertäut sind. Die Ebbe hat heute früh eingesetzt, wir haben immer noch Stauwasser, aber bald kommt die Flut. Der Wellengang des auflaufenden Wassers wird aber so schwach sein, dass die Flut kaum auf den Strand lecken wird. Die letzte Flut hat Seetang angeschwemmt, sodass sich eine lange haarige Spur am Strand entlangzieht. Wie ein Männerbart schmiegt sich der Seetang um die Buchten und Einschnitte des Ufers, und unsere sechs Schiffe wirken plötzlich wie Augen, Mund und Nase in diesem riesigen, bärtigen Gesicht. Die Schiffe sind am Heck vertäut, ihre Buge haben sich mit dem ablaufenden Wasser zum Mund des Fjords gedreht. Ich muss zugeben: Von hier oben sehen sie klein aus, viel zu zerbrechlich, um sich darin auf die hohe See zu wagen.
Ich schüttle den Gedanken ab, will mir keine Schwäche eingestehen. Einar sagte neulich, es bringe Unglück, sich über die Sicherheit auf See Sorgen zu machen. Unter uns Thralsons ist Einar der erfahrenste Seemann und ein kampferprobter Krieger. Von ihm habe ich alles gelernt, was es über Knorren zu wissen gibt: dass der mächtige Kielbalken und die starken Steven aus bester Eiche gefertigt werden, um dem starken Wind und den mächtigen Wellen widerstehen zu können, und dass die Kielwrangen, Spanten, Stringer und Planken so sicher konstruiert sind, dass sie sogar schwere Zusammenstöße mit Eisschollen wegstecken können. Einar ist zwar noch nie so weit nach Westen bis zu den Eislanden gesegelt, weiß aber, womit wir auf dieser Fahrt rechnen müssen. Letzte Woche habe ich zufällig gehört, wie er zu Vater sagte: „Wir werden es ganz bestimmt mit Eisschollen zu tun bekommen, wenn wir uns den Küsten nähern, sogar im Sommer.“
Aber die Eisschollen sind nicht Vaters einzige Sorge. Seine schwerste Last sind die Schulden. Wir reden von der Vigtýr, als gehörte sie unserer Familie, aber sie gehört uns nicht, jedenfalls nicht direkt. Auch die Skarsons sind nicht die Eigentümer ihrer beiden Schiffe. Jarl der Alte hat alle sechs Schiffe bezahlt – der Verkauf unserer Hofstatt hat Vater rein gar nichts eingebracht. Denn der König hat ein Auge auf unser Land geworfen. Er will die Hügel von Thwartdale mitsamt den Höfen an sich reißen, sobald wir abgefahren sind. Deshalb konnte Vater keine Käufer für unseren Hof finden: Niemand, der auch nur über ein bisschen Verstand verfügt, kauft ein Haus, eine Scheune oder auch nur ein Feld in unserem Tal, die der König für sich haben will. Ich glaube, das passiert immer, wenn Männer gezwungen sind, aus ihrem Land zu fliehen. Deshalb besitzt Vater nichts mehr, von dem wenigen Geld abgesehen, das ihm der Verkauf des Viehs und einer Ladung Heu eingebracht hat, und Skar dem Grauen und seinen Söhnen ging es nicht besser. Glücklicherweise ist Jarl der Alte so reich; durch seine vielen Raubzüge hat er im Lauf der Jahre ein großes Vermögen aufgehäuft. Jarl ist so reich, dass er sechs neue Knorren bauen lassen konnte. Drei waren für ihn und seine Sippe bestimmt, zwei für Skar und seine Söhne und eins für uns. Sobald wir uns in den Eislanden angesiedelt haben, wird Jarl die doppelte Summe für die Schiffe zurückfordern. Wir werden unsere Schulden viele Jahre lang mit einem Teil unserer Ernte, mit Viehfutter, Wollschur und Ähnlichem abzahlen. Vater und Skar werden blechen müssen, eine Ernte nach der anderen, bis alle Schulden abgetragen sind.
Vater taufte unser Schiff auf den Namen Vigtýr, was ungefähr so viel wie Kampfgott heißt und nicht gerade ein passender Name für ein schwerfälliges Transport- und Handelsschiff ist. Aber Vater sieht das anders. Der Name soll uns Glück bringen, deshalb ließ er sogar von Jarls Skalden Kriegsrunen in den Bug schnitzen. Als die Runen fertig und geweiht waren, flüsterte mein Bruder Feilan Ma ins Ohr: „Macht doch keinen Unterschied, Ma, was da geschrieben steht.“
Obwohl er wie ein kleiner Junge geflüstert hatte, hörten es alle.
„Wie meinst du das, Feilan?“
„Wir brauchen keine Kriegsrunen – wir wissen auch so, welches unser Schiff ist, oder nicht, Ma?“
„Das stimmt, mein Sohn“, antwortete sie und strich ihm durch den männlichen Bart, als ob er ein kleiner Junge wäre.
Ein Mädchen steigt den Hügel herauf. Ihrer Gestalt nach ist sie ungefähr in meinem Alter. Sie klettert auf allen vieren, läuft flink wie ein Hase den kahlen Hang zu mir herauf. Ein Lächeln breitet sich auf ihrem hellen Gesicht aus, als sie sieht, dass ich sie bemerkt habe. Immer wieder rutscht sie ein Stück weit zurück, während sie über das lose Geröll klettert. Es ist Helga, Idgars Tochter.
Ich überlege, ob sie mich beobachtet hat, als ich das Lager verlassen habe, und mir gefolgt ist. Wenn es so war, muss sie von ihrer Arbeit weggelaufen sein, kaum dass ihre Mutter ihr den Rücken zudrehte. Helga ist die Enkelin von Skar dem Grauen, die Tochter von dessen Sohn Idgar Skarson. Ich beobachte sie, als sie den Rest des Hügels heraufkommt.
Helga und ich sind schon ewig befreundet, schon seit wir hinter den Rockzipfeln unserer Mütter hervorlugten. Unsere Väter bearbeiten schon seit vielen Jahren benachbarte Felder. Im Thwartdale und auf den umliegenden Hügeln kennen wir jedes Grasbüschel; es macht mich traurig, dass das Tal schon bald nicht mehr unsere Heimat sein wird.
Solange ich zurückdenken kann, sind Idgar und Vater Seefahrer und Bauern gewesen, die meiste Zeit waren sie zusammen mit Jarl und seinen Söhnen auf dem Meer unterwegs, vom Frühjahr bis zum Wintereinbruch. Ihre Handelsfahrten führten nach Norden, die Raubfahrten nach Süden, während sich zu Hause Frauen, Kinder und Sklaven um die Höfe kümmerten. In unserem Fall war das allerdings anders, oder jedenfalls wurde es im Laufe der Jahre anders, als mein ältester Bruder heranwuchs und allmählich einen immer größeren Teil der Arbeit auf dem Hof übernahm. Mit Sepp hatte Vater einen Sohn im Mannesalter, den er in Thwartdale zurücklassen konnte, wenn er auf Beutefahrt ging. Und deshalb ist Sepp für uns eine wichtige Person geworden, auf den sogar Ma und Vater hören.
Sepp ist ein gut aussehender, kräftiger Mann: Jeder Vater wäre stolz auf ihn. Stark wie ein Ochse von der Hüfte aufwärts, aber mit krummen, lahmen Beinen, sodass er für Seefahrt und Beutezüge nicht taugt. Er tut mir leid, aber das darf man nicht falsch verstehen. Denn er tut mir nicht leid, weil er ein Krüppel ist, sondern weil Sepp von allen Thralsons am meisten darunter leidet, dass wir jetzt den Hof verlassen müssen, auf dem er geboren wurde.
Die Abfahrt bricht ihm das Herz. Es quält ihn, dass er sich von seinen Kühen trennen musste und fast nichts für die Tiere bekam. Wir können nur zwei Kälber mitnehmen. Sie sind alles, was uns von unserer Herde geblieben ist. Von der Schafherde nehmen wir sechs Auen und einen Widder für die Zucht mit und nur sechs Hammel für die Wolle. Lämmer und Jährlinge haben wir verkauft, und die Schweine wurden entweder verkauft oder geschlachtet und für die Überfahrt eingepökelt. Wir müssen an das Gewicht der Ladung denken. Die Vigtýr ist breit gebaut und hat großen Tiefgang, die Bordwand ragt hoch über die Wasserlinie, dennoch dürfen wir das Schiff nicht überladen, weil wir ständig mit schwerer See rechnen müssen.
Ich wende den Blick vom Osthimmel ab und schaue wieder hügelabwärts.
„Helga“, schreie ich hinunter, „nicht da rauf, die Stelle ist zu steil! Klettere auf der anderen Seite hoch, das ist der Weg, den ich genommen habe, dort an dem flachen Felsen vorbei!“
Sie lacht mich aus, sie hat den Gipfel fast erreicht und wird meinen Rat nicht beachten. Jemand zupft mich am Ärmel. Ich drehe mich um. Bedwyr ist groß für einen Sklaven, reicht mir aber nur bis zur Schulter.
„Schau dort hinüber, junger Herr“, sagt er. „Dort draußen, im Fjord!“
Er deutet über die Knorren hinweg. Ich folge der Richtung – und mir stockt der Atem. Mit hoher Geschwindigkeit rauscht ein Langschiff durch den Fjord heran, lang und schlank, mit hoch aufragendem Drachenkopfsteven, wegen der Windstille nicht unter Segel; die Riemen peitschen mit voller Kraft das Wasser auf.
Langschiffe segeln nie allein. Es muss noch weitere Schiffe geben, bestimmt lauern sie hinter der Landzunge. Schnell lasse ich den Blick nach Westen schweifen, weit über das Vorgebirge und auf das offene Meer hinaus, über die kleinen Inseln und Schären. Nirgendwo sind weitere Schiffe zu sehen. Und auch dort, wo sich der Fjord nach Süden krümmt und am Sill verengt, sehe ich nichts als einen dichter werdenden Dunstschleier über dem Meer.
„Kregin! Kregin! Hilf mir!“ Helga gerät in Panik, sie hat den Halt auf der Geröllhalde verloren.
„Ich komme!“, schreie ich zurück. „Keine Angst, ich lasse dich nicht abstürzen!“
Doch dann wird mir klar, dass ich sie nicht erreichen kann. Sie ist zu weit unter mir. Aber Bedwyr packt mein Handgelenk, und dankbar umklammere ich seines. Während mich Bedwyr oben festhält, schiebe ich mich seitwärts über die Felskante, Brust und Bauch scheuern über Moos und Flechten, Ginster und Farne, und strecke die andere Hand zu Helga hinunter. Immer noch nicht weit genug. Ich muss mein Gleichgewicht aufgeben, mich weit hinauslehnen und mich darauf verlassen, dass der schmächtige Sklave mein Gewicht halten kann. Zwar bekomme ich zuerst nur die Kapuze ihres Umhangs zu fassen, kann damit aber wenigstens verhindern, dass sie weiter abrutscht und in die Tiefe stürzt. Sie klammert sich mit einer Hand an ein kleines, mickriges Ginsterbüschel – an Wurzeln, Blüten, dornige Äste –, während sie mit der anderen Hand verzweifelt nach etwas Festerem tastet. Endlich finden ihre Finger einen Felsspalt.
Sie zieht sich kräftig hoch, ein Fuß findet Halt, schließlich klettert sie über mich und Bedwyr. Wir sehen nur noch ihre nackten Beine, als sie über die Felskante steigt. Ich kümmere mich um ihre Hand, die die Dornen blutig gekratzt haben.
„Helga, bist du denn völlig verrückt geworden?“, schimpfe ich. „Das war wirklich dumm von dir!“
Sie grinst mich an, ihr Gesicht ist frech und frisch und von Sommersprossen übersät.
Mein Blick schweift über sie hinweg nach Osten. Am Horizont sehe ich etwas Graues – Wolken ballen sich zusammen. Ich gebe Bedwyr mit einem entschiedenen Nicken den Befehl, wie es auch mein Vater tun würde.
„Treibe die Schafe zusammen runter ins Tal, hörst du? Wir fahren heute ab!“ Und zu Helga: „Schau mal, dort: ein Langschiff im Fjord, gleich wird es anlanden.“
Die Ruderer heben die Riemen aus dem Wasser, kurz darauf fährt das Langschiff mit lautem Knirschen auf den Strandkies. Die Männer, die aus der Ferne winzig aussehen, hissen die Rahe hoch auf den Mast, ziehen die Taue stramm, alles nur zur Schau, um auf sich aufmerksam zu machen. Das schwere Segel, kreuzweise vernäht, um es windfest zu machen, ist von Sonne und Salzwasser gebleicht. Auf dem vergilbten Segeltuch prangt in frischer Farbe das Zeichen: ein schwarzer Rabe.
KAPITEL 2
Es ist eine hässliche Besatzung, die das Langschiff ausspuckt: Männer, die nur ein Handwerk kennen – Rauben, Plündern, Morden – und die Ma als hirnlose Schläger bezeichnen würde. Sämtliche Männer unserer drei Familien sind zum Strand gelaufen und stellen sich nun in einer Reihe den Piraten in den Weg. Streit liegt in der Luft, und nach den grimmigen Gesichtern auf beiden Seiten zu urteilen wird es nicht bei Worten bleiben.
Als Helga und ich unten am Strand ankommen, ist das anfängliche Wortgeplänkel schon vorbei. Die Ankömmlinge stehen dicht gedrängt beieinander, sind aber unbewaffnet, denn ihre Speere, Äxte und Schilde sind noch am Schandeck, dem oberen Rand des Bootes, festgezurrt. Aber auch ohne Waffen wirken sie bedrohlich, so wie sie sich um ihren Anführer scharen. Ich zähle ein Dutzend Krieger in Kettenhemden, die ihnen bis zum Knie reichen, ihre Helme halten sie noch in den Händen. Auch ein paar grimmig aussehende Männer sind darunter, nackt bis auf die Hose und einen Bären- oder Wolfspelz, den sie über der Schulter tragen.
Der lederbekleidete Riese, der vor der Crew steht, muss Drak sein. Er ist auch unter dem Namen „Schwarzer Rabe“ bekannt. Ich habe ihn noch nie gesehen, aber Einar hat mir viel von Draks Taten erzählt. Er ist entfernt mit Skar dem Grauen verwandt und somit auch mit Helga. Ingrid ist die Verbindung zwischen den beiden Familien. Sie ist Draks Tochter, eine von vielen, denn seine Brut ist über sämtliche Inseln verstreut. Und sie ist die Witwe von Skars Pflegesohn. Helgas Großvater nahm die junge Mutter und ihr Baby bei sich auf, nachdem sein Pflegesohn ermordet worden war. Und so gehört die junge Witwe jetzt zum Haushalt der Skarsons, ist aber vollkommen gegen die Umsiedlung in die Eislande. Sie würde jede Gelegenheit ergreifen, der Sache zu entgehen, wenn sie könnte.
„Sie hat nicht mitzubestimmen“, antworte ich immer, wenn mir Helga erzählt, wie heftig sich Ingrid gegen die Auswanderung wehrt. „Ob es ihr gefällt oder nicht, sie wird an Bord gehen müssen, wenn dein Großvater die Segel setzt.“
Unsere Schafe und Sklaven sind inzwischen vom Hügel herabgekommen. Ich sollte es eigentlich Vater melden, aber das ist nicht der richtige Augenblick. Im Moment achten alle nur auf Drak und seine Schlägerbande.
„Hört mir erst einmal zu“, fällt der Rabe dem alten Jarl grob ins Wort, er hat eine tiefe, raue Stimme. „Der König wird nicht dulden, dass die königlichen Kolonien von Männern besiedelt werden, die seine Herrschaft infrage stellen.“
Jarl stapft schwerfällig näher. Er ist unser Anführer und damit auch unser Priester und hat das Vorrecht zu antworten. Unsere Leute reagieren auf Draks Behauptung mit Flüchen und Beschimpfungen des Königs.
„Königliche Kolonien?“, überbrüllt Jarl der Alte den Tumult und lässt eine Flut von Beleidigungen vom Stapel; nur ein Priester kann sich solche Beschimpfungen erlauben. „Glaubt der König im Ernst, er könne seine Herrschaft bis ans Ende der Welt ausweiten?“
Jarl reckt die Faust in die Luft, was bei unseren Leuten zustimmendes Geheul und weitere Beschimpfungen auslöst. „Wir geben unser Land und unsere Höfe auf, um anderswo in Freiheit zu leben. Wir sind es leid, dass der König über unsere Angelegenheiten bestimmt, warum sollten wir dulden, dass er sich auch noch einmischt, wenn wir in den Eislanden leben?“
„Du kannst verdammt sicher sein, dass wir das nicht dulden werden!“, brüllt Jarls Sohn, der Rote Asgrim. Der schmale graue Haarkranz im Nacken und der graue Vollbart sehen an seinem kahlen roten Kopf wie Querstreifen aus. Wie sein Vater ist er groß und stark; jetzt hakt er die kräftigen Daumen in den Gürtel und rückt mit seinen Söhnen drohend ein paar Schritte auf Drak zu. Seine beiden Söhne, Mord und Eyjolf, sind erwachsene Männer, genau wie Sepp und Einar. Die fünf großen und kräftigen Jarlson-Krieger stellen sich Draks Truppe entgegen.
Auch mein Vater und meine Brüder rücken ohne Zögern zu ihnen vor; Einar hat eine Axt in der Hand, Sepp seinen Knüppel. Sepp habe ich noch nie so aufgebracht und wütend gesehen, das Gleiche gilt auch für Cormac und Feilan. Sogar Vaters Hund Kol, den er als Welpe von den Inseln mitgebracht hat, sitzt wachsam und mit aufgestellter Rute bei Fuß. Wie ein guter Wachhund knurrt er und fletscht das kräftige Gebiss. Die Skarsons treten als Letzte vor, wirken aber nicht weniger bedrohlich. Ich dränge mich zwischen Einar und Feilan und versuche, wie ein Mann zu wirken. Wieder höre ich Kol kehlig knurren, bald wird er losbellen.
Als Draks Schiff ankam, waren unsere Frauen unten am Ufer und besserten die Fischnetze aus. Der Fang vom Vortag liegt zum Trocknen auf dem Kies. Inzwischen haben die Frauen die Netze fallen lassen und kommen herbeigelaufen. Ma ist unter ihnen; meine älteren Schwestern Vrekla und Alufa sowie Einars Frau Jofrid laufen vornweg und schreien, um uns aufzustacheln. Mel, meine kleine Schwester, legt ebenfalls los und schreit, so laut sie nur kann.
Drak setzt sich lässig auf den Kies; damit will er wohl beweisen, wie wenig ihn die Schmährufe beeindrucken. Als die Frauen heranstürmen, hebt er mit gespielter Belustigung die Arme und stößt ein tiefes, raues Gelächter aus. Seine Männer in den Kettenhemden stimmen ein, nicht aber die grimmigen Bärenhäuter und Wolfskrieger mit ihren Tierfellen um die Schultern; auf ihren Gesichtern liegt ein seltsam leerer Ausdruck. Diese wilden Männer sind wie berauscht; sie scheinen nur halb bewusst wahrzunehmen, was vor sich geht. Sie glotzen uns mit offenen Mündern an, als wären sie Hunde oder Betrunkene oder Idioten.
Drak, der immer noch auf dem Boden sitzt, klatscht wie ein enttäuschter Gast langsam in die Hände. „Kommt schon. Das ist ja ein feiner Willkommensgruß.“ Gemächlich steht er auf. „Ich hab gehört, ihr gebt euren Gästen immer einen guten Schluck Bier.“
„Vergiss das Bier!“, ruft Helgas Großvater Skar. „Also, raus damit: Was wollt ihr?“ Trotz seines hohen Alters und der vielen vernarbten Verletzungen, die er sich bei den Plünderungen zugezogen hat, klingt seine Stimme hart und kalt wie Eisen. „Wo sind deine übrigen Schiffe? Seit wann fährt der Schwarze Rabe mit einem einzigen Kiel unterm Arsch aufs Meer hinaus?“
„Das ist schnell erklärt“, antwortet Drak. „Ich habe meine übrigen Schiffe nach Halligland geschickt. Sie sollen den Tribut des Königs eintreiben. Meine Männer werden dort ein Zeichen ihrer Dankbarkeit hinterlassen, etwas, woran man sich noch lange erinnern wird. Es wird ein paar Tage dauern, bis sie wieder zurück…“
Wütend fällt ihm Einar ins Wort: „Deine anderen Schiffe lauern dort draußen hinter dem Kap auf uns. Stimmt doch, oder nicht? Sie sollen uns jagen, sobald wir aus dem Fjord aufs offene Meer fahren.“
Drak achtet nicht auf Einar, sondern lässt meinen Vater seine Verachtung spüren. „Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig – aber bei einem Thrall ist das anders: Einmal ein Thrall, immer ein Thrall. Sieht so die Gastfreundschaft aus, die du deinem Sohn beibringst?“
„Du bist nicht mein Gast“, antwortet Vater brüsk.
Jarl der Alte mischt sich beschwichtigend ein. „Na gut, hören wir uns eben an, was der König zu sagen hat. Keine Beleidigungen mehr!“
Drak grinst hinterlistig. „Es hat mit den Gebieten zu tun, die ihr in den Eislanden besiedeln wollt.“
„Mit den Gebieten, die wir besiedeln wollen?“, fragt Jarl. „Was gehen die den König an?“
„Der König befiehlt, dass jeder nur ein begrenztes Gebiet beanspruchen darf.“
„Wie will er denn so ein Diktat durchsetzen?“, fragt Asgrim der Rote. „Die Eislande sind viel zu weit weg.“ Jetzt endlich lässt Kol sein Bellen hören. Prompt fallen auch andere Hunde am Strand ein. Drak kann erst antworten, als sich das Gebell wieder gelegt hat.
„Es muss genug Land übrig bleiben, damit auch andere Männer, die nach euch zu den Eislanden segeln, siedeln können. Ihr könnt nicht alles an euch reißen, sobald ihr den Fuß an Land setzt, ohne Rücksicht auf die, die nach euch kommen.“
Helgas Großvater Skar reckt wütend die Faust in die Luft. „Soll das heißen, dass der König noch mehr Männer in die Verbannung schickt? Wenn er so weitermacht, werden wir alle vertrieben, und eines Tages gehörst vielleicht auch du dazu, Drak.“
Drak übergeht den Einwurf. „Die Eislande sind leer. Warum sollen nicht noch mehr dort siedeln? Die Lebensbedingungen sind gut, nicht nur für Weiden und Vieh, sondern auch für Geflügel und Fisch, und es gibt unendlich viele Seehunde zum Jagen.“
„Und? Was willst du damit sagen?“, fragt Helgas Vater.
„Na ja“, antwortet Drak, „ihr möchtet doch sicherlich nicht, dass sich auch diese… Brut von den äußeren Inseln aufmacht und zu den Eislanden segelt, überall herumschnüffelt, euer Vieh stiehlt, eure Äcker leer frisst, euch immer lästiger wird und euch schließlich das Land wegnimmt?“
„Sei kein Narr“, erwidert Idgar. „Die haben keine seetüchtigen Schiffe, um so weit nach Westen zu segeln.“
„Wer kann schon sagen, ob sie nicht eines Tages unsere Schiffe kapern oder ähnliche Schiffe selbst bauen? Irgendwann werden sie euch Schwierigkeiten machen, und dann werdet ihr den König auf Knien um Hilfe anflehen, damit er euch heraushaut.“
„Nur über meine Leiche“, knurrt Asgrim. „Eher will ich tot sein, als dass ich ihn um Hilfe bitte.“
„Aber ist es denn nicht sinnvoll, Land für andere frei zu halten? Auf lange Sicht ist es doch zu eurem Besten, wenn mehr von unseren Leuten dort siedeln. Je mehr ihr seid, desto stärker seid ihr.“
„Für unsere Bedürfnisse sind wir stark genug“, erwidert Helgas Großvater scharf. „Wir nehmen uns so viel Land, wie wir wollen! Zur Hölle mit denen, die nach uns kommen! Was kümmern die mich? Der König kann nicht bestimmen, was wir uns nehmen, und er hat kein Recht, einen Anteil an dem zu fordern, was wir uns erarbeiten!“ Lauter Jubel begleitet seine herausfordernde Rede. „Wir haben unsere eigenen Pflichten, wir müssen viele Münder füttern, und alles andere ist uns egal. Stimmt doch, oder nicht, Raff?“
Vater stimmt ihm mit großem Nachdruck zu, gibt dann aber Sepp ein Zeichen, seinen Knüppel zu senken. Einar braucht keine Aufforderung und steckt die Axt in den Gürtel zurück.
Drak beäugt Vater mit hinterhältiger Miene. „Du hättest das Angebot des Königs annehmen sollen, Raff. Es wäre keine schlechte Abmachung gewesen.“ Die Bemerkung kommt nicht gut an, aber Drak stört sich nicht daran. „Hört mir mal zu, Männer: Der König verlangt nicht viel, nur einen kleinen Tribut. Soll das zwischen Freunden zum Streit führen? Die Inseln sind leichte Beute. Ich werde nicht lange brauchen, um einen Ersatz für die Steuern einzutreiben, die der König erwartet. Zwei Plünderungen im Sommer und die Sache ist erledigt.“
„Du kannst dir die Stiefel mit Mist vollstopfen, es wäre mir scheißegal!“, brüllt Asgrim Jarlson.
Ein langes Hüsteln von Morfin Skarson, den wir den „Stotterer“ nennen, ist das Zeichen, dass er etwas sagen will. „W-w-w-wäre uns a-allen sch-sch-scheißegal!“
Es ist lange her, dass Morfin eine so lange Rede gehalten hat. Helgas Onkel muss richtig sauer sein, denn er stottert so stark, dass er beinah nie etwas sagt. Selbst mit seiner Frau und seinen Söhnen redet er oft monatelang kein Wort. Morfin boxt Idgar mit dem Ellbogen an als Zeichen, dass sein Bruder für ihn sprechen soll.
„Wir Skarsons hatten hier das beste Land“, sagt Idgar bereitwillig. „Dafür wollen wir einen guten Ersatz haben. Wir werden Jahre brauchen, um Holz von den Hügeln zu holen, das Land trockenzulegen, Herden zu züchten – bis wir wieder das haben, was wir hier in Thwartdale hatten. In den Eislanden werden wir das Vieh frei grasen lassen, und niemand kann uns daran hindern.“
„Dagegen hat niemand etwas einzuwenden, soweit es die Heide oder das Moor betrifft“, antwortet Drak. „Der König will nur, dass das Eigentum jedes Siedlers von umzäuntem oder mit Steinwällen umgebenem Land begrenzt wird, das eine gewisse Größe nicht überschreitet.“
Sepp verschränkt die muskulösen Arme vor der Brust und schüttelt wütend den Kopf. „Was bedeutet das Gesetz für einen König, der es selbst bricht, wie es ihm beliebt?“ Beim Sprechen ist Sepp gezwungen, den Kopf zur Seite zu neigen. Das hat irgendwie mit seiner Lähmung und seinem seltsamen Gang zu tun. Will er dabei den Angesprochenen ansehen, muss er aus dem Augenwinkel schielen. Drak starrt meinen Bruder an, betrachtet seine Behinderung genau, aber Sepp weicht seinem Blick nicht aus. Kol beginnt wild zu bellen, schüttelt sich vor Wut von der Schnauze bis zum Schwanz, doch Vater hält ihn am Nackenfell zurück.
Asgrim hat einen Blick auf die Hügel geworfen. „Was soll das ganze Gerede?“, ruft er. „Der Ostwind setzt ein. Wir können mit der nächsten Flut auslaufen, wenn wir uns beeilen. Los, Leute, macht das Floß bereit, bringt das Vieh auf die Schiffe, höchste Zeit, an Bord zu gehen.“
Jarl der Alte dreht sich zu uns um und zieht seine Priesterkette unter dem Wams hervor. Er küsst das Amulett, das Thors Hammer zeigt, und hält es hoch über den Kopf, damit alle es sehen können. Dann reckt er sich zu voller Größe und ruft laut eine Warnung: „Wir überlassen es anderen, das zu zerstören, was unsere Väter erarbeiteten und genießen konnten!“ Die Männer jubeln, obwohl nicht ganz klar ist, warum, aber es scheint so, als würden sie im Moment alles bejubeln, was Jarl sagt.
„Ich werde mich nicht beugen“, fährt Jarl fort. „Ich werde nicht vor einem Mann zu Kreuze kriechen, der sich König nennt, und ich schwöre beim Allmächtigen Thor, beim Zeichen seines Hammers, dass wir auch in den Eislanden an unseren alten Gepflogenheiten festhalten werden!“ Als er Thors Namen nennt, jubeln alle noch lauter als zuvor.
„Ich erinnere mich, was mir mein Vater einst sagte.“ Jarl macht eine Pause und sucht nach den richtigen Worten. „Er sagte, dass ein Mann nicht mehr Land besitzen solle, als er am Mittsommertag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu Fuß umgehen kann. Diese Regel soll uns in den Eislanden als Gesetz dienen.“
Drak will etwas sagen, aber seine Stimme geht im wütenden Gebrüll der Männer und im Spottchor der Frauen und Kinder unter. Seine Krieger schauen sich sehnsüchtig nach dem Langschiff um, auf dem sie ihre Waffen zurückgelassen haben.
Ein paar Frauen, darunter auch die beiden Töchter von Asgrim und Einars Frau Jofrid, sind inzwischen ein Stück weit am Strand entlanggelaufen und haben die Fischernetze geholt. Sie schütteln die Netze über den Schultern, sodass sie wie Flügel aussehen, und halten sich die Korkschwimmer wie lange Schnäbel vor die Nase. Dann stoßen sie den uralten Fluch des Landvolks gegen die Seeleute aus, der selbst dem härtesten Seemann das Blut in den Adern gefrieren lässt.
„Friss sie, brich sie, wild schäumendes Meer! Zerschmettre sie auf der felsigen Klippe!“
„Das geht zu weit!“, höre ich Vater zu Einar sagen. „Mach der Sache ein Ende. Bring deine Frau zum Schweigen!“
Vater flüstert auch Ma etwas zu. Einar hastet den Strand entlang und reißt Jo das Netz aus den Händen.
Der Fluchgesang verstummt. Drak geht zu Jarl und Skar dem Grauen hinüber und spricht leise auf sie ein. Asgrim der Rote gesellt sich ebenfalls zu ihnen, auch Morfin und Idgar Skarson hören aufmerksam zu. Sie hecken etwas aus. Schließlich versetzt Drak Asgrims kahlem Schädel lachend eine scherzhafte Kopfnuss. Jarl sagt etwas zu den Kettenhemdkriegern, die daraufhin in rohes Gelächter ausbrechen. Es ist eigenartig, dass sie nach all dem feindseligen Gerede nun plötzlich alte Freunde zu sein scheinen.
Vater starrt finster zu ihnen hinüber, macht auf dem Absatz kehrt, zieht Kol mit sich und lässt ihn frei am Strand entlanglaufen. Er selbst bleibt stehen und hält Ausschau nach unseren Schafen. Dann geht er mit langen Schritten zu unserem Ruderboot, das an der Wasserlinie in den leichten Wellen schaukelt. Die Flut lässt das Wasser über seine Stiefel rinnen und zeichnet dunkle Linien zwischen die Kieselsteine, die fast wie Runen anmuten.
KAPITEL 3
Ein wunderbarer, sonniger Wintertag, viel zu kurz. Schnee glitzert auf den Hügeln, der Himmel wölbt sich blau und wolkenlos wie eine tiefe, leere Schale. Über Nacht ist wie gewöhnlich ein schwerer Schneesturm über das Land gefegt. Wir sind fünf auf jeder Seite, aber bevor unser Spiel beginnen kann, müssen wir alle zehn fast den ganzen Vormittag schwer arbeiten, um den Schnee von der Eisfläche zu räumen, die wir auf dem zugefrorenen Weiher als Spielfeld abgesteckt haben.
Sepp (für uns) und Geir (für die anderen) haben gemeinsam die vier Ecken des Eisfelds festgelegt und die Torlinien abgemessen. Den Schnee häufen wir an beiden Längsseiten zu einem hohen Wall auf, mächtige Schneemauern wie weiße Palisaden gegen den anrückenden Feind.
Wir fünf Thralson-Brüder – wir spielen immer zusammen – stehen der gegnerischen Mannschaft – den Zwillingen Bane und Gunnar Morfinson, Asgrims Söhnen Mord und Eyjolf sowie Geir Idgarson gegenüber.
Eigentlich habe ich keine Ahnung, warum es so wichtig ist, beim Knattleikr den Sieg zu erringen. Und danach mit dem Sieg und den eigenen Heldentaten zu prahlen. Aber ich denke, dass das für richtige Männer wichtig ist, ungefähr so, wie zu einer Schiffsmannschaft zu gehören, die auf Beutefahrt geht: ständig auf der Suche nach reicher Beute auf dem Meer zu kreuzen; an Land den einen oder anderen Streit vom Zaun zu brechen; jeden windelweich zu prügeln, der dumm genug ist, sich dir in den Weg zu stellen. Kann sein, dass der Vergleich nicht ganz stimmt, der Knattleikr ist schließlich nur ein Spiel. Aber warum wühlt es einen auf bis ins Mark, dem Gegner doch noch den Sieg zu entreißen, nach einem Kampf gegen einen überlegenen Feind und obwohl man in den Wetten am Anfang noch als Verlierer gehandelt wurde … wenn man dann trotzdem gegen alle Vernunft den Sieg davonträgt?
Was für ein Spiel! Von Anfang an sieht es so aus, als würden wir eine gehörige Tracht Prügel beziehen, wir haben die Niederlage ständig vor Augen. Dreimal schaffen sie es, durch unsere Abwehr zu brechen; es sieht so leicht und spielerisch aus, als Gunnar zweimal den Ball über unsere Linie bringt und Eyjolf dann kurz darauf ein drittes Mal.
Unsere Chance, ihre Abwehr zu überwinden, ist dagegen gering; wir sind vollauf damit beschäftigt, unsere Linie zu verteidigen. Also konzentrieren wir uns darauf, ihren Ansturm so früh wie möglich abzublocken, sie abzudrängen und zu weiten Würfen zu zwingen.
Kein Gedanke daran, den Ball über ihre Linie zu bringen. Dafür müsste man nämlich erst mal an den Ball herankommen.
Und so verteidigen wir verzweifelt unsere Torlinie, hoffen, dass einer ihrer Pässe auf der holprigen Eisfläche vom Kurs abkommt oder dass ein Weitwurf zufällig einem von uns vor die Füße fällt. Gunnar macht sich über unsere verzweifelten Versuche lustig und schleudert seinen Spott übers Feld, und Bane kriegt sich nicht mehr ein vor Schadenfreude und ruft uns dreiste Schimpfnamen zu.
Mord steht an ihrer Torlinie und feuert seine Kumpel mit frechen Zurufen an.
Ich muss es Geir und Eyjolf hoch anrechnen, dass sie in den Spott nicht einfallen.
„Spar deine Kraft für das Spiel, Mord!“, ruft Geir ihm zu. Aber die drei anderen brüllen nur noch lauter.
Geir ist ein geschickter Angreifer. Am besten ist er, wenn er, den Ball dicht am Schlagstock führend, in voller Geschwindigkeit übers Eis prescht. Auf faire Weise ist er dann nicht zu stoppen. Aber in einem Kampf wie diesem hier kann er nicht glänzen. Cormac blockt ihn bei jedem Lauf. Geir kann sich weder freilaufen noch Geschwindigkeit aufnehmen.
„Nagle ihn fest!“, schreit Einar Cormac zu.
Meine Brüder rasen los, um Geir abzufangen und ihm in die Beine zu fahren, bevor er den Ball abgeben kann. Aber Geir ist zu flink und umrundet Cormac blitzschnell.
Geir lässt Cormac hinter sich, im selben Moment wirft sich ihm Einar in den Weg. Aber Einar schätzt seinen Lauf falsch ein, rutscht aus und verpasst Geir, der nun freie Bahn hat, um den Ball über unsere Linie zu bringen.
Nun setzt sich Sepp in Bewegung, das lahme Bein hinter sich herschleppend, den Schläger weit vor-gestreckt.
Sepp stürzt, Geir weicht ihm aus, springt knapp über ihn hinweg, seine Kufen verfehlen Sepps Kopf dabei nur um Haaresbreite.
Jetzt kann nur noch ich verhindern, dass Geir den Ball über unsere Linie bringt. Geir rast heran, nimmt den Ball vom Boden auf – um einen Punkt zu machen, muss er ihn in den Händen halten. Er packt den Ball fest, klemmt den Schläger unter den Arm, geht tiefer in die Knie, nimmt Geschwindigkeit auf, seine Schritte werden länger, bei ihm sieht alles so leicht aus! Er weiß, dass ich ihm vor der Linie nicht mehr in die Quere kommen kann.
Doch da taucht wie aus dem Nichts Feilan auf. Er holt mich ein, packt mich grob am Oberarm, und schon schlittern mein schmächtiger Bruder und ich schnell wie der Wind über das Eis, Seite an Seite, und auf Geir zu.
Geir erkennt die Gefahr sofort. Und gibt den Ball über die Schulter zurück.
Ich kann nicht sehen, wo der Ball landet – irgendwo weiter hinten im Feld – und kann auch nicht schnell genug abbremsen – der Zusammenstoß mit Geir ist nicht mehr zu verhindern. Kufen kratzen übers Eis, wir drei prallen in einem wilden Haufen aufeinander. Feilan landet auf mir, Geir wird durch den Aufprall weggeschleudert und kracht schwer auf das Eis, wobei ich seine Knochen förmlich knacken höre.
Ich komme sofort wieder auf die Beine, sehe, dass Gunnar den Ball aufgenommen hat und auf unsere Linie zurast. Ihr vierter Punkt! Wir liegen hoffnungslos im Rückstand.
Einar winkt uns zu sich, wir stecken die Köpfe zusammen, alle sind erschöpft und keuchen heftig, Sepps Bart kratzt über mein Gesicht, Einar brüllt mir ins Ohr, aber ich kann nicht verstehen, was er sagt, ich höre nur sein Brüllen. Cormac und ich hämmern mit den Schlägern aufs Eis, mit aller Kraft, wir zeigen, wie wütend wir sind, wie entschlossen – jetzt geht’s ums Ganze.
Feilan küsst den Ball. Alle wissen, es bedeutet nichts, aber er sagt ein paar Verse, die Reime und die rhythmischen Worte, die mit seiner keuchenden Stimme wie ein Zauberspruch klingen.
Was bleibt uns noch, als auf eine Glückssträhne zu hoffen oder darauf, dass Feilans verrückter Zauberspruch wirkt? Geir ist momentan außer Gefecht, nach den Regeln ruht das Spiel, bis der Verletzte wieder auf den Beinen ist.
Helgas Bruder kämpft mit schmerzverzerrtem Gesicht weiter, aber er ist nur noch halb so schnell wie vor dem Sturz; der rechte Arm hängt kraftlos herab, er muss den Schläger einhändig schwingen. Seine Beine wirken wackelig, bestimmt fühlt sich sein Kopf weich wie Wolle an.
Bane und sein Zwillingsbruder Gunnar ziehen sich zur Abwehr zurück. Von Mord ist kein Spott mehr zu hören. Eyjolf ist außer Atem und erschöpft. Er taugt nur noch als Linienverteidiger. Einar und Cormac haben freien Lauf über die Flügel. Die Gegner sind faktisch einen Mann in der Unterzahl, aber es ist nicht irgendein Mann, sondern ihr wichtigster und bester Spieler. Sie sind uns ausgeliefert – jetzt machen wir uns daran, sie buchstäblich auseinanderzunehmen.
Der Höhepunkt kommt, als Cormac mit dem Ball über ihre Ziellinie stürmt – unser fünfter Punkt, mit dem wir das Spiel gewinnen. Er kommt jäh, urplötzlich, und nur ein paar Augenblicke vor Nachtanbruch. Bis wir uns den Sieg gesichert haben, bleibt die Sonne über der Hügelkuppe stehen. Kaltes Tageslicht erstarrt, wird still wie Eis, verzehrt vom blutroten Himmel.
KAPITEL 4
„Knirps!“
Ich schaue hoch. Vater beugt sich über den Bug. „Hast du Kol gesehen? Wo ist dieser Köter schon wieder?“
„Ich dachte, er ist bei dir, Pa, auf dem Schiff!“
Feilan und ich sind im Ruderboot, wir haben längsseits festgemacht und werfen gerade die leichten geflochtenen Wände unserer Schutzbehausung zu Cormac aufs Deck.
„Bei mir ist er nicht“, ruft Sepp von mittschiffs unter einem Öltuch hervor, wo er Teerflecken von den Getreidesäcken kratzt, damit das Saatgut nicht verdirbt.
„Hast du den Köter gesehen, Mel?“
Ma fährt Vater scharf an: „Du kümmerst dich mehr um deinen Hund als um uns!“ Gleichzeitig wischt sie nicht sehr sanft mit dem Ende ihres Schals Mels Mund ab. Ausnahmsweise lässt es meine kleine Schwester ohne Geheul über sich ergehen.
„Wir haben ihn auch nicht gesehen“, meldet sich Einar von achtern. „Hier ist er jedenfalls nicht.“
Die Weidenruten, mit denen die senkrechte Achse des Ruders mit der quer eingesetzten Pinne verbunden ist, haben sich gelockert und müssen ausgetauscht werden – eine Arbeit, die unbedingt vor der Abfahrt erledigt werden muss. Einar hängt weit über das Heck und zieht mit seinen langen muskulösen Armen das neue Weideseil fest. Jo sitzt rittlings auf der Pinne, um sie in Position zu halten, und nagt an einem Schweinsrippchen.
Vater sieht mich an; der Hund lässt ihm keine Ruhe. „Ich kenne Kol, er wird so lange wie möglich am Strand nach Fressen suchen.“
„Soll ich ans Ufer rudern und ihn suchen, Pa?“
„Spar dir die Mühe, Junge“, sagt Vater mit einem Seitenblick auf Ma. „Kol wird schon von selber herfinden. Er weiß, dass wir an Bord sind, und er schwimmt wie ein Fisch.“
Vrekla und Alu sitzen auf dem Vordeck und helfen Bedwyr, den ersten Heuballen auseinanderzuzerren. Sie lachen, als sie hören, was Vater sagt, denn sie wissen genau, was er wirklich will – dass ich doch an den Strand rudere und Kol suche. Und bestimmt haben sie auch erraten, warum ich das so gern gemacht hätte – weil es eine letzte Gelegenheit gewesen wäre, Helga noch einmal zu sehen, bevor wir in See stechen. Feilan grinst nur und klettert an Deck. Ich stoße das Beiboot ab und rudere zum Ufer.
„Wie viel Zeit hab ich noch, bevor wir ablegen, Pa?“, rufe ich übers Wasser.
„Nicht mehr viel“, antwortet er. „Die Flut setzt bald ein.“
Ich rudere weiter, aber nach ein paar Schlägen ruft er mir gutmütig nach: „Keine Angst, Kleiner, wir fahren nicht ohne dich ab. Wir brauchen das Ruderboot noch!“
Am Strand wimmelt es von Menschen und Vieh; der Regen prasselt vom Himmel. Ich springe aus dem Boot und ziehe mühsam den schweren Bug auf den Strand. Der bleigraue Himmel kündigt noch mehr Regen an, düstere Wolken drücken auf den Fjord, von den Hügeln schleicht Nebel herab.
Die Skarsons beladen ihr zweites Schiff. Geir steuert das Floß, zwei Sklaven helfen ihm. Die Sklaven waten hinter dem Floß und schieben es mit der Rampe voraus zum Ufer. Dabei müssen sie gegen die Unterströmung ankämpfen.
Die Schafe sind bereits auf dem ersten Skarson-Schiff untergebracht; auf dem zweiten quieken die Schweine. Bei der letzten Ladung bringen die plötzlich höher werdenden Wellen das Floß zum Schaukeln, ein Zeichen, dass die Flut einsetzt. Von jetzt an wird die Arbeit schwieriger, und der heikelste Teil liegt noch vor ihnen, wenn die Rinder und Pferde verladen werden.
Die Jarsons haben es anscheinend nicht besonders eilig, an Bord zu gehen, aber immerhin haben die Sklaven inzwischen ihre Schafe von den Hügeln herabgetrieben. Die Herde, dreimal so groß wie unsere, blockiert fast den ganzen Strand; die Tiere suchen im angeschwemmten Seetang nach Fressbarem.
Jarl sitzt am Strand und ruht sich aus. Seine Enkelin Hungrid – wir nennen sie Hungi die Hungrige, ein fröhliches, nettes, pummeliges Mädchen – bringt ihm ein Horn Bier. Er stellt es neben sich auf die Steine und streckt gemütlich die Beine aus. Seine Schutzhütte ist noch nicht abgebaut, gerade fächelt seine Frau das Feuer unter dem Topf an.
Asgrim der Rote, nackt vom feisten Bierbauch aufwärts, breitet oberhalb des Strands auf einem Stück Grasland Heu für sein Vieh aus. Mit den Pendelbewegungen der Mistgabel schwingt auch sein kahler Schädel hin und her. Er arbeitet lässig, als hätte er alle Zeit der Welt. Auch ihm bringt Hungi ein Horn Bier. Mit dem Horn in der Hand kommt er herunter und setzt sich neben seinen Vater.
Mord und Eyjolf zerren einen Bullen am Nasenring vom Strand zur Wasserlinie. Eyjolf nickt mir wie immer freundlich zu, Mord jedoch beachtet mich nicht, seine Miene ist so säuerlich wie immer.
Skars Frau, die alte Freyda, Schlachtaxt genannt, schwenkt die Arme und treibt ihre Kühe mit lautem „Ho-ho!“ vor sich her. Man erzählt sich, dass sie Skar in jüngeren Jahren als Schildmagd diente. Helga ist nicht bei ihrer Großmutter; sie ist überhaupt nirgends zu sehen. Ich laufe zu Geir hinüber.
„Wo ist Helga? Und deine Schwestern? Sind sie schon an Bord?“
„Keine Ahnung, Kregs, ich hatte zu tun. Olver hat das Boot, vielleicht hat er Ma, Helga und Ynvild mitgenommen. Dann sind sie auf dem zweiten Schiff, wir fangen gerade an, es zu beladen.“
Geir grinst und zwinkert mir zu. Er hat mir den Zusammenprall auf dem Eis nie übel genommen, obwohl er sich dabei sogar ein Handgelenk gebrochen hat.
Ich laufe ein Stück weiter am Strand entlang und komme zu der Stelle, an der die Mannschaft der Rabe um ein Feuer sitzt und säuft. Trotz des Regens ist die Luft schwül. Dampf steigt aus ihren nassen Haaren auf, während sie sich mit ihren Bechern zuprosten und Pökelfleisch und Trockenfisch essen – alles großzügig von Jarl gestiftet.
Ich sehe auch die wilden Männer mit dem Bärenfell und die Krieger in den Kettenhemden, aber keine anderen. Weder Drak noch die Wolfskrieger sitzen um das Feuer. Ihr Schiff liegt in der Nähe; sie haben das schwere Segel nicht ordentlich gerefft, sondern die Rahe heruntergelassen und das Segel in einem unordentlichen Haufen über den Ruderbänken liegen gelassen. Das zerknitterte Bild des Raben ist gerade noch sichtbar. Und auch Drak ist dort, er und ein paar andere liegen sturzbesoffen und laut schnarchend unter den Segelfalten.
Hinter mir bellt ein Hund. Kol stromert am Strand entlang und bettelt um Knochen und Reste des Pökelfleisches. Einer der großen Kettenhemdmänner hat ihm gerade einen Knochen zugeworfen. Unser gieriger Hund legt sich auf den Bauch, hält den Knochen mit den Vorderpfoten fest und beginnt mit Inbrunst daran zu nagen. Ich weiß, er wird sich erst vom Fleck rühren, wenn er den Knochen vollständig abgenagt hat. Draks Männer am Feuer starren mich gereizt an. Eine innere Stimme warnt mich, ihnen nicht zu nahe zu kommen.
„Was willst du hier, Kleiner?“, fragt einer der Kettenhemdmänner, ein blonder, langbärtiger Krieger. Was ich hier will? Blöde Frage. Er muss doch sehen, dass ich den Hund gesucht habe. Ich spare mir die Antwort.
Stattdessen gehe ich aufs Knie, klopfe dreimal auf den Oberschenkel und rufe Kol zu mir: „Bei Fuß, Kol, bei Fuß!“ Ma sagt, dass „Bei Fuß“ zu den ersten Worten gehörte, die ich sagen konnte. Sie behauptet, ich hätte den Befehl von Cormac gelernt – wie ich überhaupt alles nachahme, was er macht.
„Bei Fuß, Kol, bei Fuß!“ Kol hört mich, rührt sich aber nicht vom Fleck. Immerhin zögert er, wenn auch nur für einen Augenblick. Im selben Moment merke ich, dass die Männer am Feuer höhnisch grinsen, sogar die Bärenfelle mit ihren leeren, drohenden Gesichtern.
Das macht mich wütend. Ich spüre, dass mir die Röte ins Gesicht steigt. Aber meine Wut flammt nur kurz auf und erlischt wieder. Kol schnappt den Knochen und kommt zu mir gelaufen, lässt den Knochen fallen und leckt mir das Gesicht, dann nimmt er den Knochen wieder auf und wartet. Ich springe auf und laufe zurück zum Boot.
Und dort warten Helga und Olver. Helga war schon auf dem Schiff, aber als sie mich gesehen hat, hat sie Olver gebeten, sie ebenfalls ans Ufer zu bringen.
„Hier rede ich nicht mit dir“, sagt Helga, und sie wirkt, als hätte sie Sorgen. „Geh zum Wildbach. Bis zum schwarzen Baum, du weißt schon, der vom Blitz getroffen wurde. Ich komme gleich nach.“ Olver grinst, als wüsste er genau, was los ist. Wenn, dann weiß er mehr als ich. Helga lächelt nicht, sie hat etwas auf dem Herzen. Ihr Bruder mimt mit lautem Schmatzen einen Kuss. „Olver“, faucht sie ihn an, „du bist so ein Idiot!“ Sie packt mich am Ellbogen. „Geh zur alten Birke. Versprich mir, dass du dort auf mich wartest.“
Ich nicke nur. „Bei Fuß, Kol, bei Fuß“, rufe ich und laufe los.
Kurz darauf sitzen wir zu dritt, Helga, ich und Kol, unter der uralten Birke, die ihre schwarzen Äste in den Himmel reckt. Vor vielen Jahren wurde sie von einem Blitz getroffen, lange bevor ich oder Helga oder der Köter geboren wurden. Aber ihr halb verkohlter Stamm verströmt immer noch einen rauchigen Geruch.
Kol läuft ruhelos hin und her, plantscht im Wildbach, schnüffelt im Schilf herum, wo vielleicht vor Kurzem irgendein Tier, ein Molch, eine Maus oder ein Wasservogel, herumlief. Seine halb zerfetzten Ohren sind nicht mehr rotbraun; Meerwasser und Regen lassen sie schwarz und glänzend aussehen.
„Komm schon, Helga, sag’s mir endlich!“, dränge ich. Sie nimmt meine Hand. Olver hatte recht, bestimmt will sie, dass ich sie küsse oder ihr etwas verspreche. „Warum wolltest du dich mit mir treffen?“ Immer noch keine Antwort. Sie weicht meinem Blick aus. Ihre freie Hand liegt in ihrem Schoß, sie ist zerkratzt vom Ginster und zur Faust geballt. „Helga – ich kann nicht mehr bleiben. Ich muss gehen. Jetzt!“
„Können wir nicht einfach noch eine Weile hier sitzen bleiben?“
„Wie denn? Ich muss auf die Vigtýr zurück. Mein Vater bringt mich um, wenn sie auf mich warten müssen.“
Helga gehört nicht zu den Mädchen, die oft weinen, aber jetzt ist sie den Tränen nahe. „Ich werde dich verlieren“, flüstert sie. Meine Ungeduld ist wie weggeblasen.
„Nein, bestimmt nicht, mach keine große Sache daraus.“ Ich gebe mir Mühe, tapferer zu klingen, als ich mich fühle. „In einer Woche oder in höchstens zwei Wochen werden wir in den Eislanden sein. Und dann wird alles wieder so wie vorher.“
„Nein, nichts wird wieder so wie vorher!“, sagt sie heftig, „nie mehr.“
„Wieso nicht?“
„Weil etwas Schlimmes passiert.“
Ich schaue sie von der Seite her an. „Etwas Schlimmes? Was meinst du damit?“
„Drak“, sagt sie zögernd, „und die Männer von der Rabe. Sie haben etwas … Schlimmes vor.“
„Das kümmert uns nicht. Auch wenn sie etwas Böses tun wollen, wir sind doch dann längst weg.“
„Und wenn sie euch verfolgen? Dich und deine Familie?“ Jetzt umklammert sie meine Hand mit beiden Händen.
„Warum? Hast du etwas gehört?“
„Ich nicht, aber Ynvild hat etwas von Ingrid erfahren. Du kennst doch meine Schwester, sie erzählt mir alles. Natürlich kam sie sofort zu mir gelaufen.“
„Und?“
„Ingrid sagt, dass sie euer Schiff opfern wollen – Drak kriegt die Vigtýr und lässt dafür die anderen Schiffe in Ruhe. Ihr seid der Preis.“
Ich setze ein falsches Lächeln auf, bevor ich darauf antworte. „Das ist doch nichts als Gerede, Helga, dummes Mädchengeschwätz, das ist alles.“ Aber damit mache ich sie nur wütend.
„Nein, es ist die Wahrheit. Du musst mir glauben!“
„Wenn Drak ein Auge auf die Vigtýr geworfen hat, warum holt er sich das Schiff dann nicht gleich, solange wir noch hier vor Anker liegen? Jetzt wäre es für ihn doch viel einfacher!“
„Wie denn? Jarl ist hier und mein Großvater Skar. Wenn einem von euch auch nur ein Haar gekrümmt wird, sind die anderen Familien zum Beistand verpflichtet.“
„Genau deshalb wird uns die Rabe keine Probleme machen. Unsere Stärke liegt in der Zahl, Helga. Alle drei Familien zusammen sind fast so viele wie ein ganzer Stamm.“
Sie zögert und überlegt eine Weile, aber da ist etwas, was ihr die Sicherheit nimmt. „Wenn ihr erst einmal auf dem Meer seid, Kregin, ist alles anders! Ein Schiff kann leicht von den anderen getrennt werden, und wenn das der Fall ist, kann Drak euch schnappen, bevor die anderen euch helfen können.“
„Ynvild hat dir diesen Unsinn eingeredet.“
„Meine Schwester hat nichts erfunden. Sie hat es von Ingrid erfahren.“
Kol schüttelt sich das Wasser aus dem Fell und besprüht uns mit Tropfen und Seetangfäden. Ein leichter Geruch nach verkohltem Holz weht mir in die Nase.
„Helga, du hast mir doch schon oft erzählt, dass Ingrid nicht zu den Eislanden mitfahren will. Sie würde alles tun, um es zu verhindern. Vielleicht versucht sie, mit diesem Märchen allen Angst einzujagen, damit sie nicht in See stechen.“
„Das ist kein Märchen! Ingrid hat Drak sogar angefleht, sie wieder bei sich aufzunehmen, schließlich ist er ihr Vater.“
„Und? Was hat Drak geantwortet?“
„Dass es dafür zu spät sei. Und da erzählte er ihr, dass er mit Jarl eine Abmachung getroffen habe, genau wie mit meinem Großvater. Unsere Schiffe wird er in Ruhe lassen und auch unseren Familien und Sklaven nichts tun.“
„Siehst du, Helga? Dann habe ich also doch recht. Ich hab dir doch gesagt, es gibt keinen Grund zur Panik.“
„Ja, aber das ist noch nicht alles.“
„Was denn noch?“
„Drak hat gesagt, die Vigtýr sei eine leichte Beute für ihn. Er hat noch eine Rechnung mit deinem Vater offen wegen irgendeines alten Streits. Er wird euer Schiff nehmen und alle an Bord umbringen.“
„Woher willst du das wissen? Du warst nicht dabei!“
„Drak redet sehr schlecht über deinen Vater. Er hat den Namen eures Schiffs immer wieder vor sich hin gemurmelt. Ingrid sagt, dass Jarl das Angebot von Drak angenommen hat. Und sie sagt, dass auch mein Großvater einverstanden ist. Angeblich haben sie einen Plan vereinbart: Sie lassen euch mit der Vigtýr voraussegeln, und unsere fünf Schiffe bleiben zurück. Dann seid ihr ganz allein, wenn die Rabe euch überfällt.“
„Das beweist es doch! Die ganze Geschichte ist wirklich dumm, sie ist frei erfunden!“ Helga sagt nichts mehr, sie wischt sich nur den Regen von der Nase. Ich versuche noch einmal, sie zu überzeugen. „Du hast doch das Lied des Skalden gehört. Es wird bei jedem Julfest gesungen. Vater wurde als Sklave geboren. Er war viele Jahre lang Jarls Schildträger. Er hat seine Freiheit erhalten, nachdem er Jarl das Leben gerettet hat. Was für ein ehrloser Krieger wäre Jarl, wenn er den Mann verraten würde, dem er sein Leben verdankt?“ Um meine eigenen Zweifel zu übertönen, rede ich schnell weiter. „Helga, glaubst du wirklich, Jarl würde tatenlos zusehen, wenn eines seiner Schiffe angegriffen wird? Er würde doch niemals zulassen, dass ihm jemand die Vigtýr wegnimmt! Wenn wir unser Schiff verlieren und unser Leben, wäre das auch für Jarl ein Verlust. Dann könnte mein Vater seine Schulden niemals zurückzahlen.“
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