Couchsurfing Reiseberichte
Multimedi-Reportage
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Saudi-Arabien im Wandel – und Stephan Orth als Erster mittendrin
Ein Blick hinter die Schleier
Saudi-Arabien ist kein Land, bei dem man an Vergnügungsreisen denkt. Und doch gibt es nun Touristenvisa. Kronprinz Mohammed bin Salman, hofft auf Millionen Besucher und verpasst dem Wüstenstaat eine drastische Modernisierung. Zumindest scheint es an der Oberfläche so.
Deutschlands bekanntester Couchsurfer Stephan Orth will es genauer wissen: Neun Wochen bereist er das Königreich und verbringt viel Zeit mit den Einheimischen – in ihren Beduinenzelten, Luxusvillen und Geländewagen. Seine Suche nach der Seele des Landes führt in eine erzkonservative Gesellschaft, in der Frauen in Isolation leben und ein strikter Islam den Alltag prägt.
Doch er erlebt auch heimliche Regelbrüche, etwa auf verbotenen Alkoholpartys oder bei Treffen mit überraschend unbekümmerten Homosexuellen. Er staunt über ein riesiges Electro-Festival, wird zum Scheich ernannt und kommt zu unverhoffter Snapchat-Prominenz. Doch was ist echt in diesem Land, und was ist nur Fassade?
„Stephan Orth versteht es hervorragend, Land und Leute für den Leser lebendig werden zu lassen.“
Interview mit Stephan Orth über seine Reise nach Saudi-Arabien
„Im Privaten ist Saudi-Arabien ein extrem freundliches Land"
Was hat Sie an Saudi-Arabien gereizt?
Ein Land, das jahrzehntelang für Individualreisende verschlossen war – und dann kann man plötzlich einfach ein Visum beantragen. Da musste ich einfach hin. Zumal Saudi-Arabien derzeit einen Wandel und eine Modernisierung erlebt, wie man sie im Nahen Osten selten gesehen hat. Ich wollte herausfinden: Was macht das mit den Menschen, wie gehen sie mit dieser Spannung zwischen Tradition und Zukunft, zwischen Scharia und neuen Freiheiten um?
Sind Sie als Tourist oder als Journalist nach Saudi-Arabien gereist?
Etwa zu 80 Prozent als Journalist und zu 20 Prozent als Tourist. Ich wusste vorher, dass ich ein Buch über meine Reise schreiben würde, habe also ständig nach Themen gesucht und Notizen gemacht. Andererseits war es Teil meiner Recherche, herauszufinden, wie man sich als einer der ersten Touristen dort fühlt. Oft war ich der einzige Mensch weit und breit mit Reiserucksack. Der Anblick ist in ländlichen Regionen so ungewohnt, dass ich einmal sogar gefragt wurde, ob ich Fallschirmspringer sei.
Wie haben Sie die politische Entwicklung und „Modernisierung“ Saudi-Arabiens erlebt?
Ich war auf einem Rave mit 100.000 Besuchern, habe Frauen am Steuer von Autos gesehen, heimliche Alkoholpartys erlebt. Und war beeindruckt, wie aufwendig Touristenattraktionen in Szene gesetzt werden, wie ambitioniert manche Pläne für Neubauprojekte sind. Wer aber denkt, eine solche Modernisierung bringt automatisch auch mehr Zivilgesellschaft und Mitspracherecht, liegt falsch. Daran hat das Königshaus kein Interesse. Man spürt, dass die Menschen große Angst haben, sich kritisch über die Herrscher zu äußern – weil drakonische Strafen für alle drohen, die unerwünschte Meinungen öffentlich machen.
Welche Vorurteile der westlichen Welt gegenüber Saudi-Arabien haben sich auf Ihrer Reise widerlegt – und welche bestätigt?
Im Privaten ist Saudi-Arabien ein extrem freundliches Land. Zumindest für weiße, westeuropäische Besucher, wir sind hoch angesehen. Ständig wurde ich zu Tee, Kaffee und Datteln eingeladen, das Interesse an meinen Reiseberichten war enorm. Bestätigt hat sich, dass Saudi-Arabien enorm religiös ist. Ich habe niemanden getroffen, der ernsthafte Kritik am Islam geäußert hätte, die meisten Leute beten vier- oder fünfmal am Tag. Viele Menschen glauben, in einer Art gelobtem Land zu leben, weil die heiligen Städte Mekka und Medina so nah sind.
Denken Sie, dass Ihr Buch zu einer Reise nach Saudi-Arabien einlädt oder davon abschreckt?
Ich glaube: beides. Manche werden die Passagen über den Jemen-Konflikt lesen, über öffentliche Hinrichtungen oder über die extreme Macho-Einstellung mancher Gesprächspartner – und auf keinen Fall dorthin reisen wollen. Andere werden es reizvoll finden, sich selber als Entdecker fühlen zu können, Neuland zu erleben. Und ein paar Leser werden bestimmt sofort eine mehrtägige Wüstentour buchen.
Stephan Orth hat uns als Couchsurfer bereits Iran, Russland und China nahegebracht und hinter verschlossenen Türen ganz neue Welten eröffnet. Jetzt haben seine Neugier und seine Unerschrockenheit ihn nach Saudi-Arabien geführt. Als einer der ersten westlichen Touristen überhaupt bereist er das Königreich und erlebt dort seine bisher vielleicht aufregendste Reise. „Couchsurfing in Saudi-Arabien" erzählt von den Höhen und Tiefen einer Glitzerwelt und von einer Gesellschaft im rasanten Wandel.
Couchsurfing in China
Stephan Orth über China als Reiseziel
Warum haben Sie ausgerechnet China als Ziel für das dritte Couchsurfing-Buch ausgewählt?
Für mich ist China momentan das interessanteste Reiseland überhaupt. Nicht für einen Erholungsurlaub, und nicht wegen der Touristenattraktionen – sondern weil man nur vor Ort verstehen kann, was für eine unfassbare Entwicklung dieses Land durchmacht. In den nächsten Jahren werden wir mitbekommen, wie China seinen internationalen Einfluss immer stärker ausbaut. Ich finde es sehr wertvoll, selber einen Eindruck bekommen zu haben, wo das hinführen kann. Auch wenn es teilweise ziemlich beängstigend ist.
Ist die Sprachbarriere nicht ein riesiges Problem auf einer solchen Reise?
Ich hatte ein bisschen Chinesisch gelernt vorher, kann immerhin ein Bahnticket kaufen und Essen im Restaurant bestellen. Und die Couchsurfing-Gastgeber konnten zum Glück meistens gut Englisch, sie haben mir häufig als Übersetzer ausgeholfen. Ansonsten sind ein paar Übersetzungs-Apps Gold wert – und plötzlich merkt man, dass trotz aller Mentalitäts-Unterschiede die Träume und Wünsche der Menschen gar nicht so anders sind als bei uns.
Was haben Sie von Ihren chinesischen Gastgebern gelernt?
Ich habe den Eindruck, dass Chinesen viel stärker als Europäer akzeptieren, dass die Welt in einem ständigen Wandel begriffen ist. Einem Wandel, der sich in den letzten Jahren massiv beschleunigt hat. Bei uns wünscht man sich, dass einige Dinge sich gemächlich verbessern, aber größtenteils doch alles beim Alten bleibt. In China dagegen haben die Leute begriffen, dass Veränderung ein Naturzustand ist – sie rebellieren nicht dagegen, sondern versuchen, das Beste daraus zu machen.
„Es ist Orths dritter ›Couchsurfing‹-Band, nach denen über Iran und Russland. Orth kopiert aber nicht einfach ein erfolgreiches Konzept. Couchsurfing ist für ihn in Ländern mit kontrollwütigen Regimen das probateste Mittel, um mit neugierigen, eigenwilligen Einheimischen in Kontakt zu kommen, und das in geschützten Räumen.“
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