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Keep It Coming

Dania Schiftan
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Guter Sex ist Übungssache

— Für mehr Spaß beim Sex
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Keep It Coming — Inhalt

Schöner Sex – schön wär’s! Was tun, wenn nach vielen Jahren die Abläufe festgefahren sind, die Lust verschwunden? Vielleicht ist die Lust auch da und Frau weiß genau, was sie will – oder eben nicht. Doch wie lässt sich das zusammen mit dem Partner umsetzen? Die erfahrene Sexualtherapeutin Dania Schiftan zeigt fundiert und anhand zahlreicher Fallbeispiele aus ihrer Praxis, wie wir ein neues Miteinander im Bett entwickeln können, ganz behutsam und effektiv. Denn auch beim Sex zu zweit gilt: Wer eine Sache beherrschen will, muss üben. Dann ist kein Hindernis unüberwindbar!

€ 15,00 [D], € 15,50 [A]
Erschienen am 30.09.2021
256 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-06199-5
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€ 12,99 [D], € 12,99 [A]
Erschienen am 30.09.2021
256 Seiten
EAN 978-3-492-60029-3
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Leseprobe zu „Keep It Coming“

Teil 1 Woher komme ich, wo stehe ich, was will ich oder: Der Sex deines Lebens – früher, jetzt und in Zukunft

Hast du dich schon mal gefragt, warum dich Bestimmtes erregt – und anderes so gar nicht? Wieso du am besten auf eine bestimmte Art und Weise zum Orgasmus kommst, während andere Menschen da ganz anders ticken? Auf den folgenden Seiten erfährst du Grundlegendes darüber, wie sexuelle Vorlieben und Erregungsmuster entstehen. Außerdem gibt es einen Test, mit dessen Hilfe du bestimmen kannst, wo du sexuell stehst – und bekommst Anregungen, wie du [...]

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Teil 1 Woher komme ich, wo stehe ich, was will ich oder: Der Sex deines Lebens – früher, jetzt und in Zukunft

Hast du dich schon mal gefragt, warum dich Bestimmtes erregt – und anderes so gar nicht? Wieso du am besten auf eine bestimmte Art und Weise zum Orgasmus kommst, während andere Menschen da ganz anders ticken? Auf den folgenden Seiten erfährst du Grundlegendes darüber, wie sexuelle Vorlieben und Erregungsmuster entstehen. Außerdem gibt es einen Test, mit dessen Hilfe du bestimmen kannst, wo du sexuell stehst – und bekommst Anregungen, wie du vielleicht dein zukünftiges Sexleben gestalten könntest. Denn nur, wenn du weißt, wohin du willst, kannst du dich dorthin auf den Weg machen.

1 Von nichts kommt nichts und von viel kommt viel: Was du wissen solltest, wenn du mit diesem Buch deinen Sex auf ein neues Level heben möchtest

Vielleicht hast du das auch schon erlebt: Nach Monaten oder Jahren mit demselben Menschen an der Seite wird der Sex seltener und ist vielleicht oft auch nicht mehr ganz so überwältigend wie am Anfang. Geschieht das, lautet eine verbreitete Annahme:

Das ist eben so, da kann man nichts dran ändern, das Feuer der Leidenschaft währt nun mal nicht ewig.

Von den zwei Aussagen in diesem Satz stimmt eine, die andere nicht. Nur die zweite Aussage ist korrekt.

Die überwältigende Leidenschaft vom Anfang einer Beziehung verliert sich tatsächlich irgendwann, ob wir das wollen oder nicht. Eines Tages, oft schon nach ein paar Monaten, tauchen wir langsam wieder auf aus dem rauschhaften Zustand, in dem wir nicht voneinander lassen können. Auch, wenn wir bis über beide Ohren verschossen sind und uns das überhaupt nicht vorstellen können. Doch im vorübergehenden Zustand der Verliebtheit (nicht zu verwechseln mit der langlebigeren Liebe) werden wir von körpereigenen Botenstoffen regiert. Dazu gehören zunächst Sexuallockstoffe wie Pheromone. Die Pheromone sind geruchlose Sexuallockstoffe, die über die Nase entschlüsselt werden. Sie bestimmen, ob „die Chemie stimmt“ oder nicht, denn sie vermitteln unserem Körper Informationen über das Immunsystem unseres Gegenübers. Genauer gesagt: über dessen Major Histocompatibility Complex (MHC), das ist eine Gruppe von Genen in der DNA, die für die Immunabwehr zuständig ist. Je unterschiedlicher der MHC (biologischer) Eltern, umso besser wäre potenzieller Nachwuchs vor Krankheiten geschützt, weil das hypothetische Baby eine größere Bandbreite schützender Immungene vererbt bekäme. Darum wirkt ein auf MHC-Ebene besonders unterschiedlich ausgestattetes Gegenüber attraktiver auf uns als eines, das uns in dieser Hinsicht ähnlich ist.

Doch zurück zur Verliebtheit: Hat es uns erwischt, wird vor allem der Neurotransmitter Dopamin aktiv und stößt die Ausschüttung von high machenden Endorphinen aus Hirnanhangdrüse und Hypothalamus an. Entscheidend dabei ist: Dieser körpereigene Chemiecocktail kann unsere sexuelle Erregung stark fördern, in vielen Fällen scheint sie wie von selbst zu kommen. Darum haben frisch Verliebte oft den Eindruck, perfekt zueinander zu passen und seelisch wie körperlich füreinander bestimmt zu sein. Doch wenn sich dann die hormonelle Übersteuerung nach einiger Zeit wieder legt, der Reiz des Neuen einer Gewohnheit weicht und vielleicht die Freude am Aufbau eines gemeinsamen Lebens auch nicht mehr so euphorisierend wirkt wie am Anfang, macht das oft Platz für eine gewisse Ernüchterung. Auf einmal ist da der Eindruck, man habe sich irgendwie geirrt und passe vielleicht körperlich und auch sonst doch nicht so gut zusammen wie anfangs gedacht. Hier kann ich – zumindest in den meisten Fällen – Entwarnung geben. Es ist nämlich nicht „eben so“, dass Sex zwangsläufig langweiliger oder seltener werden muss und man nichts daran ändern kann. Das liegt vor allem an einer Tatsache, die ich schon kurz angesprochen habe:

Sexuelle Erregung und sexueller Genuss sind individuell erlernt!

Moment mal, denkst du jetzt vielleicht, wie kann denn das sein: Wir sind doch alle zunächst einmal biologisch sehr ähnlich ausgestattet: als Frau geborene Menschen mit bestimmten Sexualorganen und als Mann geborene Menschen mit anderen bestimmten Sexualorganen. Das ist richtig. Aber wenn diese biologische „Hardware“ entscheidend wäre, wie ist dann zu erklären, dass manche Frauen allein dann zum sexuellen Höhepunkt kommen können, wenn ihre Klitoris – oder genauer gesagt: das obere Ende der Klitoris, das nur den kleinen sichtbaren Teil des hauptsächlich unter der Haut liegenden Organs ausmacht – stimuliert wird, während andere Frauen auch einen Orgasmus erleben, wenn sie mit der Vagina einen Penis oder vielleicht auch ein Sextoy aufnehmen? Weshalb gibt es Männer, die sehr schnell so erregt sind, dass sie einen Samenerguss bekommen, während andere viel mehr Zeit benötigen? Warum sind manche Menschen am Ohrläppchen besonders erregbar und andere in der Kniekehle? Warum stehen einige auf Lack und Leder und andere nicht?

Versteh mich nicht falsch: Nichts davon ist besser oder schlechter als das andere. Ein durch Stimulation der äußeren Teile der Klitoris ausgelöster Orgasmus ist genauso gut wie einer, der durch Stimulation der Vagina entsteht, ein schneller Samenerguss nicht schlechter als ein nicht so schneller und ein Ohrläppchen ist ein ebenso wunderbarer Ort, um Erregung zu spüren, wie eine Kniekehle. Immer vorausgesetzt, den zugehörigen Menschen und denjenigen an ihrer Seite geht es damit gut. Ist das aber nicht der Fall, ist es hilfreich zu wissen, dass Erregungsmuster veränderbar sind.

Denn all diese Muster und Vorlieben haben eines gemeinsam: Sie sind das Ergebnis der individuellen sexuellen Geschichte der betreffenden Person.

Doch der Reihe nach!


Körperteile und -bereiche, die benutzt und berührt werden, werden empfindsamer

Es gibt bestimmte Körperbereiche, die bereits von Natur aus empfindlicher sind als andere. Dazu gehören zum Beispiel die Klitoris, die Eichel des Penis, die Lippen, die Zunge und die Fingerspitzen. Sie verfügen über mehr Sinnesrezeptoren als andere Körperbereiche und ihnen entsprechen größere Areale in der Großhirnrinde als andere. Dazu gleich mehr.

Die Zahl der Sinnesrezeptoren, mit denen wir Sinneseindrücke aufnehmen, ist nicht veränderbar. Das bedeutet aber nicht, dass wir auf dieses Basisprogramm festgelegt sind. Denn etwas anderes ist veränderbar: Die synaptischen Verbindungen zwischen den Nervenzellen (Neuronen), welche die Impulse von den Sinnesrezeptoren zum Rückenmark und von dort gleich wieder zurückschicken oder sie zum Gehirn weiterleiten. Als Synapse wird die Verschaltung zweier Nervenzellen oder auch zwischen einer Nervenzelle und Muskelzelle oder Nervenzelle und Sinneszelle bezeichnet. Im Gegensatz zu den Nervenzellen selbst, die sich nach ihrer Entstehung im frühkindlichen Alter nicht mehr oder nur in begrenztem Maß neu bilden können, sind neue Verschaltungen zwischen Neuronen bis ins hohe Alter möglich – im Gehirn wie auch im Körper.

Wann immer ein bestimmter Körperbereich berührt wird, schickt er über Nervenbahnen die Information über diese Stimulation an einen der Körperstelle zugeordneten Bereich im Gehirn. Erst dort wird die Stimulation dann bewertet, als eine bestimmte Wahrnehmung interpretiert und gegebenenfalls eine Reaktion eingeleitet.

Dabei ist eine Empfindung nicht das Gleiche wie eine Wahrnehmung. Der Druck deines Shirts auf deiner Haut wird zwar zunächst insofern empfunden, als die Sinnesrezeptoren eine Information ans Gehirn schicken. Das Gehirn bewertet diese Empfindung anschließend aber meist als irrelevant, denn sie erfordert keine Reaktion. Darum „rechnet“ es sie „weg“: Du nimmst das Shirt die meiste Zeit nicht wahr. Jedenfalls so lange nicht, bis du dich darauf konzentrierst oder das Shirt zum Beispiel unangenehm an deiner Brustwarze schabt. Ein solcher Filter ist sinnvoll, denn sonst würde uns die schiere Vielzahl der Eindrücke überwältigen, die den ganzen Tag über auf uns einprasseln.

Auf der anderen Seite gilt aber auch: Wenn du dich auf einen Bereich fokussierst und ihn wiederholt bewusst berührst, etwa, indem du ihn massierst oder streichelst, kannst du ihn gezielt sensibilisieren. Dadurch steigerst du deine Wahrnehmungskapazität, du kannst mehr fühlen – wenn du willst. Nehmen wir zum Beispiel den als G-Punkt bekannt gewordenen, runden Bereich an der Oberseite der Vagina, er ist etwa so groß wie ein Zwei-Euro-Stück. Er heißt G-Punkt, weil er 1950 von einem Herrn Ernst Gräfenberg entdeckt wurde. Ist dieser Bereich Berührung nicht gewohnt, kann sie sich erst mal unangenehm anfühlen. So, als müsstest du pinkeln, weil der Bereich direkt an die Harnröhre grenzt. Berührst und massierst du den G-Punkt jedoch regelmäßig, kannst du mit wachsender Sensibilisierung besser differenzieren und die Berührung dort auch als erregend wahrnehmen.

Du kannst dir diese Sensibilisierung wie ein Seil vorstellen, das zunächst noch sehr dünn ist. Doch mit jeder Benutzung wird ein weiterer stabilisierender Strang hinzugeflochten. So wird das Seil immer stärker und Informationen können schneller und problemloser daran hinauf- und herabklettern.

Das ist allerdings noch nicht alles. Auch im Gehirn steigt mit häufigerer Stimulation einer bestimmten Körperstelle die Zahl der zugehörigen synaptischen Verbindungen und das bedeutet, dass dem jeweiligen Körperbereich mehr Platz in der Großhirnrinde zur Verfügung gestellt wird. Dem viel benutzten Daumen ist darum ein relativ großes Areal in der Hirnrinde zugeordnet, während dem vermutlich bei den meisten von uns deutlich weniger variabel eingesetzten kleinen Zeh ein kleinerer Bereich zukommt. Ganz anders sieht das aber bei jemandem aus, der für alle Tätigkeiten des täglichen Lebens seine Füße und Zehen benutzt. Das Training sorgt dann dafür, dass die neuronalen Bahnen stabiler werden und den Körperteilen, die zum Einsatz kommen, auch mehr Wahrnehmungskapazität eingeräumt wird. Dadurch funktionieren sie besser. Wenn du dir schon mal den Arm gebrochen hast, kennst du das vielleicht aus eigener Erfahrung. Wenn du plötzlich mit der Hand schreiben musst, die du normalerweise nicht benutzt, klappt das anfangs wahrscheinlich nur sehr eingeschränkt, mit der Zeit aber immer besser.

Das, was für unsere Hände und Finger oder Füße und Zehen gilt, gilt für unser Geschlecht und jeden anderen Punkt der Körperoberfläche genauso: Wird der betreffende Bereich durch Berührung und spezifische Aktion stimuliert, wird er auch sensibilisiert.


Sexuelle Gewohnheiten bestimmen unser sexuelles Erleben

Ausgestattet mit diesem Wissen kannst du dir bereits denken: Dass du auf die eine oder andere Weise sexuell erregt wirst und zum Höhepunkt kommst und auf eine andere Art nicht, hat sehr viel mit deinen sexuellen Gewohnheiten zu tun.

Also damit, wie und unter Einbeziehung welcher Körperareale du dich selbst erregst und ob du dich dabei reibst, streichelst, Druck ausübst, Gleitgel oder Massageöl benutzt oder gern ein vibrierendes Sextoy verwendest. Denn all das hat Einfluss darauf, welche Typen von Sinnesrezeptoren angesprochen und welche Nervenbahnen ausgebaut werden – und eben auch, welche nicht. Darüber hinaus spielen auch deine Körperspannung und Atmung eine wichtige Rolle, dazu erfährst du später mehr.

Natürlich werden die individuellen neuronalen Schaltkreise der Erotik nicht nur geprägt, wenn du dich selbst erregst, sondern auch beim gemeinsamen Sex. Mit Sex meine ich dabei alles, was damit zusammenhängt: das Vorspiel, Petting, Knutschen, Anal- oder Oralsex – eben alles, was mit Berührungen einhergeht. Und selbst das greift noch zu kurz, denn theoretisch muss es sich nicht mal um eine Handlung mit sexueller Motivation drehen. Dein erotisches Empfinden kann auch von der Kopfmassage mit beeinflusst sein, die dir dein Friseur beim Haarewaschen verpasst, einer Gymnastikübung, die du im Fitnessclub regelmäßig machst, oder dem angenehm-erregenden Rütteln der U-Bahn, wenn sie durch einen Tunnel fährt. Die Möglichkeiten sind unendlich.

Betrachten wir aber einmal den Geschlechtsverkehr: Hier hat beispielsweise einen Einfluss, in welchen Stellungen wir vorwiegend miteinander schlafen (auch wenn „schlafen“ der Sache nicht ganz gerecht wird). Je nach Position kann die Körperspannung variieren und das beeinflusst unsere Empfindungen maßgeblich. Auch die Körperareale, die angesprochen werden, können je nach Position völlig andere sein. Genauso wichtig ist es, ob wir uns beim Sex, ob nun allein oder zu zweit, viel oder wenig bewegen und wie wir uns bewegen. Zu diesem Thema erfährst du bald mehr, denn Bewegung ist eine großartige Möglichkeit, das sexuelle Vergnügen zu modulieren und zu steigern.

Außerdem spielt es noch eine Rolle, ob du dich im Kopfkino mit etwas Aufregendem wie einer besonderen Fantasie oder Pornos stimulierst oder ob du einen speziellen Nervenkitzel suchst. Vielleicht gehst du ja gern auf Swinger-Partys oder hast am liebsten Sex mit Fremden oder unter freiem Himmel, wo dich andere entdecken könnten.

Und schließlich gibt es noch die sogenannten Anziehungscodes, also das, was du sexy und erregend findest an Sexualpartnern, Sexualpartnerinnen oder beim Sex. Diese Codes können das Aussehen betreffen, also ob du beispielsweise auf lange oder kurze Haare stehst, auf schlanke oder stämmige, blonde oder dunkelhaarige Menschen. Anziehungscodes gibt es aber auch auf allen anderen Ebenen der Wahrnehmung, sie können sich zum Beispiel auf Gerüche beziehen wie bestimmte Parfums oder auch darauf, wie sich etwas anfühlt oder anhört. Einige Menschen finden Bettwäsche aus Seide erotisch, andere werden von bestimmter Musik sinnlich angeregt oder es törnt sie an, wenn die Partnerin oder der Partner stöhnt. Das sind nur ein paar zufällige Beispiele, denn grundsätzlich kann alles, was sich im Zustand sexueller Erregung wahrnehmen lässt, zum sexuellen Signal werden. Das bedeutet, dass die zugehörigen neuronalen Pfade stabiler geworden sind und das entsprechende Signal zielgenau unsere „Erregungsknöpfe“ drückt.

Was uns sexuell erregt, hat dabei häufig mit persönlichen Erfahrungen zu tun. Und manchmal mit ganz zufälligen Verknüpfungen. War dein erster Kuss wunderschön und erregend und dein Gegenüber roch dabei nach Rosenseife, kann es sein, dass du noch viele Jahre später den Geruch von Rosenseife erotisch findest. Und hatte der erste Mensch, in den du unsterblich verliebt warst, grüne Augen, ist es gut möglich, dass dich grüne Augen auch später noch schneller schwach machen als braune oder blaue.

Unsere Anziehungscodes sind auch oft davon geprägt, was uns gesellschaftlich als schön und sexy präsentiert wird. Siehst du in den Medien immer nur durchtrainierte und gestylte Körper, wirkt das unbemerkt darauf ein, was dir gefällt. In der Psychologie nennt man das den Mere-Exposure-Effekt. Das Thema Mode verdeutlicht sehr gut, wie sich unsere Augen an bestimmte Reize anpassen, auch wenn es dabei nicht um unmittelbare sexuelle Erregung gehen muss. Aber in einem weiteren Sinne beeinflusst Mode natürlich auch, was wir an uns selbst und anderen als anziehend empfinden. Ich erinnere mich zum Beispiel noch sehr deutlich daran, wie meine Schwiegermutter bei einem Familientreffen mit einem Leopardenpulli aufgetaucht ist und meine erste Reaktion völliger Unglauben war: Das kann man doch nicht anziehen! Doch plötzlich wurde der Leoparden-Look überall in den Modeläden angeboten, auf Pullis, Tops, Halstüchern und Leggings. Es hat drei Monate gedauert, bis ich gedacht habe: Ob ich so ein Paar Leo-Leggings auch mal anprobieren soll? Allein dadurch, dass ich ständig Leopardenmuster gesehen habe, die mir als etwas total Schönes verkauft wurden, haben sich meine Bewertung und auch meine Gefühle beim Anblick der Muster verändert.

Zurück zum Sex: Weil die meisten von uns auch beim Masturbieren und beim Sex mit einer Partnerin oder einem Partner „Gewohnheitstiere“ sind, schleift sich mit der Zeit auf allen Ebenen der Sinneswahrnehmung ein bestimmtes Erregungsmuster ein. Oft haben wir eines Tages dann den Eindruck, nur so und nicht anders zu können. Wir scheinen ganz bestimmte Arrangements, Drumherums und Berührungen für unsere sexuelle Erregung zu brauchen. Bringt nun ein potenzieller neuer Partner oder eine neue Partnerin eine Art der Erregungssteigerung mit, die mit unserem eigenen Muster nicht kompatibel ist, kann das dazu führen, dass wir den Eindruck bekommen, körperlich nicht zusammenzupassen. Ein klassisches Beispiel ist etwa der schnell durch stakkatoartige Reibung des Penis zum Höhepunkt kommende Mann und gegenüber die Frau, die „lange braucht“, um einen Orgasmus zu erleben, und diesen auch nur erreicht, wenn sie auf bestimmte Art und Weise stimuliert wird, etwa durch Stimulation des Klitoriskopfes. Wenn er nun so mit ihr schläft, wie er es von der Selbstbefriedigung gewohnt ist – mit schnellen Stößen, ohne dass er die Klitoris zusätzlich berührt –, hat sie keine Chance, zum Höhepunkt zu kommen.


Warum der kleinste gemeinsame Nenner keine gute Dauerlösung ist

Oft wird versucht, vermeintliche Kompatibilitäts-Probleme durch bestimmte Techniken und Tipps zu lösen, von denen das Internet und Zeitschriften überquellen. Da wird empfohlen, der Mann solle an etwas Abtörnendes denken, was seine Erregung immer wieder bremst. Oder der Penis solle in regelmäßigen Abständen „pausieren“, damit der daran hängende Mann nicht so schnell kommt und der/die Partner:in mehr Zeit hat, um Lust zu entwickeln. Ansonsten wird nichts verändert. Eine andere gängige Strategie ist es, dass sich die Partner oder Partnerinnen unabhängig voneinander zum Orgasmus bringen, zum Beispiel mit Oralsex. Oder eine/einer befriedigt sich selbst, nachdem die/der andere gekommen ist. Wenn sich die Beteiligten damit gut fühlen, ist das natürlich in Ordnung. Oft werden solche Arrangements allerdings als zumindest teilweise unbefriedigend empfunden – wenigstens, wenn sie zur Dauereinrichtung werden. Ein selbst verordnetes Stop-and-go kann eine Erektion wacklig werden oder ganz verschwinden lassen, von der Lust ganz zu schweigen. Und einen genussvollen Flow entwickelt auch das Gegenüber dabei nicht, im Gegenteil: Weil es beim Rein-raus sowieso nicht kommt, kann die künstliche Verlängerung sogar nerven und das ist ein echter Lustkiller. Dazu kommt häufig das Gefühl, der oder dem anderen etwas zu schulden, wenn man selbst bereits „fertig“ ist, obwohl man am liebsten genießen oder entspannen will. Wer aber den Fokus auf das Gegenüber legt statt auf das eigene Empfinden, verliert in der Folge häufig die Lust. Dann wird Sex zur Pflichterfüllung statt zur Spaßquelle.

Und das ist sehr schade.

Ich bin da eher für den Leitsatz:

Lust hoch zehn statt kleinster gemeinsamer Nenner

In diesem Buch ist die Herangehensweise an die Erfüllung sexueller Wünsche und Sehnsüchte eine andere. Du wirst hier keine lustfeindlichen Techniken – sogenannte antierotische Strategien – finden, mit denen du deine Erregung künstlich bremst. Ebenso wenig schlage ich dir Tricks und Patentrezepte vor, um dein Sexleben aufzupeppen. Die gibt es nämlich nicht, lust- und genussvoller Sex ist eine sehr individuelle Angelegenheit – wie gesagt. Darum zeige ich dir stattdessen, wie du deinen gewohnten sexuellen Erregungsmustern neue Muster hinzufügen und damit das Empfindungs-Repertoire deines Körpers erweitern kannst. Statt dich zu limitieren, um beim Sex auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu kommen, der niemandem so richtig gerecht wird, bekommst du die Möglichkeit, dir über deinen Körper neue Bereiche der Lust und des Genusses zu erschließen. Damit bereicherst du dein Sexleben. Du machst es größer, statt es an etwas Gegebenes anzupassen. So kannst du dein Sexleben schöner und wieder aufregender gestalten, auch wenn du keine direkten Probleme hast, aber dir einfach wieder mehr Genuss und Spaß wünschst statt immer nur die gleiche Nummer.

Dania Schiftan

Über Dania Schiftan

Biografie

Dania Schiftan ist klinische Sexologin und Psychotherapeutin. Ihre Arbeit basiert auf dem Konzept des Sexocorporel, das Sexualität als erlernbar ansieht. Als Expertin für Sex und Partnerschaft ist sie regelmäßig im Radio und in Podcasts zu hören, außerdem hält sie Vorträge und gibt Workshops. Dania...

Kommentare zum Buch
Sex ist wirklich Übungssache
Larissa Bugelnig am 25.10.2021

Es gibt Ratgeber für Sodbrennen, schlechten Schlaf, besseres Körpergefühl.. und dank Schiftan auch einen für guten Sex! Für viele noch ein Tabuthema, dabei ist es so wichtig, einen Ratgeber in den Händen zu halten, der nicht verurteilt und auch nicht voller Klischees ist. Dania Schiftan erklärt die Themen so einfach, als würde man mit einer Freundin darüber sprechen. Es bleibt kein Platz für Scham und Unwohlsein, dafür für Selbstliebe, Fantasie und Akzeptanz. Ich bin froh, das Buch gelesen zu haben und freue mich, wenn so anderen Frauen& auch Männern geholfen wird, ihr Sexleben zu verbessern oder generell einmal zu beginnen.

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