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Gebrauchsanweisung für SizilienGebrauchsanweisung für Sizilien

Gebrauchsanweisung für Sizilien

Constanze Neumann
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Mit den Liparischen Inseln

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Gebrauchsanweisung für Sizilien — Inhalt

Hätten Sie gewusst, wovon Palermo wirklich träumt? Vom Erfolg in der Serie A, der ersten Liga, und von einer U-Bahn. Was eine echte Granita zum besten Eis der Welt macht? Und dass „mafiusu“ ursprünglich ein Kompliment für eine schöne Frau war? Die Autorin, die auf Sizilien ihre zweite Heimat fand, kennt sich im Centro Storico von Cefalù genauso gut aus wie in den antiken Stätten von Taormina und Agrigent. Sie nimmt uns mit in das Barockjuwel Noto und zu den Inselparadiesen um Pantelleria, Stromboli, Salina und Lampedusa. Sie verrät, worin ein Samstagabend in Catania gipfelt. Warum Marzipan an Allerheiligen nicht fehlen darf. Wie der Sizilianer feiert. Und wo er das macht, was er am besten kann: „una bella figura“.

€ 15,00 [D], € 15,50 [A]
Erschienen am 01.03.2011
224 Seiten, Flexcover mit Klappen
EAN 978-3-492-27603-0
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€ 12,99 [D], € 12,99 [A]
Erschienen am 17.03.2011
224 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-95290-3
Download Cover

Leseprobe zu „Gebrauchsanweisung für Sizilien“

Wo liegt eigentlich Sizilien?

Sizilien ist eine Insel der Gegensätze. Die einen sagen, dass man hier Italianità und Dolce Vita in Reinkultur erlebt wie sonst nirgends. Die anderen behaupten, dass Süditalien in Kalabrien endet – und schon scheiden sich erneut die Geister: Ist Sizilien die nördlichste Region Afrikas oder der südlichste Zipfel des germanisch angehauchten Nordens der Welt? Immerhin regierten hier im Mittelalter die Stauferkönige, und Richard Wagner komponierte in Palermos Nobelherberge „Grand Hotel et des Palmes“ den ›Parsifal‹. Anfangs [...]

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Wo liegt eigentlich Sizilien?

Sizilien ist eine Insel der Gegensätze. Die einen sagen, dass man hier Italianità und Dolce Vita in Reinkultur erlebt wie sonst nirgends. Die anderen behaupten, dass Süditalien in Kalabrien endet – und schon scheiden sich erneut die Geister: Ist Sizilien die nördlichste Region Afrikas oder der südlichste Zipfel des germanisch angehauchten Nordens der Welt? Immerhin regierten hier im Mittelalter die Stauferkönige, und Richard Wagner komponierte in Palermos Nobelherberge „Grand Hotel et des Palmes“ den ›Parsifal‹. Anfangs staunt man über diese scheinbar abwegigen Ideen. Bleibt man aber länger auf Sizilien, leuchten alle ein – und man hört auf, sich zu wundern.
Sizilien war schon immer ein Topos und die Insel der Mythen und Legenden: An den Hängen des Ätna weideten die heiligen Rinder des Sonnengottes Helios, an Siziliens Ostküste hausten die wilden Zyklopen, und die Nymphe Galatea verliebte sich in den Riesen Aci, was den grausamen Zyklopen Polyphem vor Eifersucht rasen ließ. Der Vulkangott Hephaistos und Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit, stritten erbittert um Sizilien, und die Nymphe Ätna versuchte zu schlichten. Der geniale Erfinder Dädalus erreichte die Westküste Siziliens, nachdem er aus dem Gefängnis des Minos geflohen war und dem Tod seines Sohnes Ikaros tatenlos hatte zuschauen müssen. In der Straße von Messina hausten die schrecklichen Meeresungeheuer Skylla und Charybdis und erschwerten dem umherirrenden Odysseus die Landung auf der Insel des Sonnengottes, vor der ihn sowohl der blinde Sänger Tereisas als auch Kirke gewarnt hatten. Und die schöne Nymphe Arethusa, die der zudringliche Flussgott Alpheios verfolgte, ließ sich von Artemis in einen Quellbach verwandeln, der unter dem Mittelmeer hindurch einen Weg von der Peloponnes nach Sizilien fand und bei Syrakus entsprang. In der Nähe von Enna verliebte sich Hades in die schöne Persephone, die Tochter der Demeter, und entführte sie in sein Schattenreich. Der These eines deutschen Physikers zufolge liegt gar das sagenhafte Atlantis ein wenig südöstlich von Syrakus unter den Wellen des Mittelmeers – genau dort, wo es Platon vermutete.
Die architektonische Vielfalt der Insel lässt sich kaum erschöpfend beschreiben, und folgende Ratschläge sind die Quintessenz der einschlägigen Reiseführer: Wer das antike Griechenland kennenlernen will, muss die Tempel von Agrigent, Selinunt und Segesta und das Theater von Syrakus besichtigen, wer erleben will, wie Islam und Christentum miteinander harmonieren können, darf sich die wunderbaren Bauten in arabo-normannisch-byzantinischem Stil in Palermo und Cefalù nicht entgehen lassen, und wer Barock pur liebt, muss unbedingt nach Catania, Noto, Ragusa und Modica.
Die antiken Mythen und das reiche architektonische Erbe der zahlreichen Eroberer der Insel haben die Phantasie von Sizilienreisenden aller Jahrhunderte angeregt, und jeder hat sich sein persönliches Bild gemacht. Goethe schrieb 1787 auf seiner Reise durch Sizilien den immer wieder zitierten Satz: „Italien ohne Sizilien [macht] gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem“, was in erster Linie auf das antike Erbe gemünzt war, während der Dichter die überbordenden Barockphantasien der Villa Palagonia in Bagheria verabscheute.
Sizilienbilder gibt es unendlich viele: Schmelztiegel der Kulturen, Wiege Europas, Ort der Begegnung von Orient und Okzident, aber auch das von Karl Marx, für den die sizilianische Geschichte ein Symbol für den Klassenkampf war: „In der bisherigen Geschichte der Menschheit hat wohl kein Land und kein Volk so entsetzlich unter Sklaverei, fremden Eroberungen und Unterdrückungen gelitten und so leidenschaftlich um seine Freiheit gekämpft, wie Sizilien und die Sizilianer.“
Und das moderne Sizilien? Das ist leider die Region Italiens, der man im In- und Ausland mit den meisten Vorurteilen begegnet: Sizilien ist nicht Italien und Europa, sondern Afrika. Ein Landstrich, durch den meuchelnde Mafiabanden ziehen, wo Autos und Handtaschen blitzschnell verschwinden, ohne dass die verschlafenen Carabinieri auch nur einen Finger krumm machen. Das Revier kleinwüchsiger gedrungener Giuseppes und Salvatores, die sich mit Glutaugen auf jede Touristin stürzen, bevor sie bei ihrer schwarz gekleideten Mamma Riesenberge von Pasta verdrücken und dabei, wie das überhaupt alle rund um die Uhr tun, wild gestikulierend herumschreien. Natürlich haben Giuseppe und Salvatore schwarze Haare und tragen eine dunkle Sonnenbrille. Sie sind verlobt oder verheiratet – mit Maria Concetta oder Agata, die jedoch selten die Wohnung verlassen. Und sind entweder selbst bei der Mafia oder haben einen Bruder, Cousin oder Onkel, der dazugehört – groß genug sind die Familien auf Sizilien ja, das weiß man.
Wie nähert man sich einer Insel, die dermaßen vorbelastet ist? Am besten wie Goethe – auf einem Schiff nach Palermo, um den wunderbaren Blick auf die Stadt und den Monte Pellegrino vom Meer aus zu genießen. Im Flugzeug nach Catania – erster Blick auf den Ätna – oder nach Palermo, wo die Landebahn malerisch zwischen Meer und Bergen eingezwängt ist und daher von der Lufthansa für das Pilotentraining genutzt wird. Vor den Fabelwesen Skylla und Charybdis muss sich nicht länger fürchten, wer von Kalabrien aus mit der Fähre nach Messina übersetzt, und der Blick auf die Ostküste und den Ätna ist atemberaubend.
Wenn man angekommen ist, sollte man erst einmal alles vergessen, was man gehört hat: Mythen und Legenden, Sizilienbeschreibungen aller Art und besonders die Vorurteile, die nicht annähernd der bunten Realität entsprechen.
Irgendwo wird man vielleicht einen schwarzhaarigen Salvatore treffen, der Ausländerinnen keines Blickes würdigt, und einen großen blonden Carmelo, der zu Hilfe eilt, wenn er dem fragenden Blick eines Touristen begegnet. Vielleicht spricht Carmelo Englisch oder Deutsch, keinesfalls wird er jedoch versuchen, den Fotoapparat mitgehen zu lassen. Man wird feststellen, dass sich auch hier Frauen auf die Straße trauen, die Bars bevölkern und abends ausgehen – und zwar ohne männliche Begleitung.
Sizilien ist erst einmal das: wunderschön, gastfreundlich und ungefährlich – ein eigener kleiner Kontinent, der immer wieder neu entdeckt werden will. Und wenn diese Gebrauchsanweisung bei der Entdeckung ein wenig hilft, hat sie ihren Zweck erfüllt.


Palermo flüstert nicht

Palermo flüstert hieß ein deutscher Film von Wolf Gaudlitz über die sizilianische Hauptstadt, der vor einigen Jahren in den Kinos lief. Dabei ist Palermo jede Form von Zurückhaltung fremd: Hier ist alles etwas lauter, bunter, chaotischer und aufgeregter.
„Panormos“, „ganz Hafen“, nannten die Phönizier im achten Jahrhundert vor Christus die Stadt an der sogenannten Conca d’Oro, die sie zu einem der wichtigsten Mittelmeerhäfen machten. Conca d’Oro bedeutet goldenes Becken und erinnert daran, dass die Bucht neben dem imposanten Vorgebirge des Monte Pellegrino einstmals von weitläufigen Zitronen- und Orangenplantagen geprägt war, die inzwischen längst Beton und Asphalt weichen mussten.
Seit der Gründung durch die Phönizier erlebte Palermo eine wechselhafte Geschichte: Die lange Reihe der Eroberer kann man in den einschlägigen Reiseführern nachlesen, allerdings hat jeder Palermitaner seine persönliche Hitliste, die mitunter stark variiert. Das liegt nicht zuletzt am typisch sizilianischen Hang zur Übertreibung und an einer fröhlichen Großzügigkeit im Umgang mit der eigenen Geschichte: Man ist stolz auf die illustren Vorfahren, andererseits tut man sich schwer, in dem Völkergewirr die eigene Identität zu definieren.
Ganz oben stehen natürlich die Byzantiner, Araber und in späteren Jahrhunderten die Normannen, die den prächtigen Dom bauten – nahe dem Stadttor Porta Nuova aus dem sechzehnten Jahrhundert mit seiner prächtigen Majolikaspitze und den überdimensionalen Büsten von vier gefangenen Mohren. Beliebt sind auch die Spanier, die die Stadt im sechzehnten Jahrhundert vollkommen umgestalteten: Die beiden neu geschaffenen Hauptverkehrsachsen, die Via Maqueda und der Corso Vittorio Emanuele kreuzen sich an den Quattro Canti, den vier Ecken, und gliedern Palermo in vier Stadtviertel, die heute die Altstadt bilden.
Die hat lange Jahre im Dornröschenschlaf gelegen und verfiel zusehends, bis man begann, ihre verblichene Schönheit wiederzuentdecken – und ihr touristisches Potenzial. Und wirklich sieht man in den letzten Jahren immer mehr Touristen staunend durch die engen Straßen laufen. Zwar halten viele noch panisch ihren Fotoapparat fest und schauen sich eingeschüchtert nach „den Mafiosi“ und Taschendieben um, aber spätestens, wenn sie das erste Touristeninformationsbüro in der Nähe des Normannenpalastes entdecken, kann man beobachten, wie sich ihre Gesichtszüge merklich entspannen.
In den schmalen Gässchen schreien auch jenseits der berühmten Märkte Ballarò, Capo und Vuccirìa (hier ist der Name Programm: vuccirìa bedeutet auf Sizilianisch Geschrei) fahrende Händler um die Wette. Ihr Angebot reicht von Obst und Gemüse über Palermos Fast Food ( panelle, gebackener Kichererbsenteig, und crocchè, vergleichbar mit deutschen Kroketten) bis zu Putzmitteln und Losen, und sie quälen sich gnadenlos auf ihren motorisierten Dreirädern mit Ladefläche durch jede noch so enge Straße.
Leoluca Orlando, der Starbürgermeister von Palermo in den Neunzigerjahren, ersann einen ambitionierten Restaurierungsplan für die Altstadt, deren Charme allzu morbide geworden war. Privatleute können zu Sonderkonditionen die wunderbaren alten Häuser erwerben und mit städtischen Zuschüssen restaurieren. Obwohl er damit mafiöser Bauspekulation den Riegel vorschob, bedeutet das auch, dass sich das Erfolgskonzept von Genua, wo man die Altstadt im Rahmen eines groß angelegten Sanierungsplans rettete, hier nicht wiederholen kann: Es wird viel länger dauern, bis Palermo wieder in altem Glanz erstrahlt. Da viele Besitzer halbverfallener Palazzi sich selbst mit Fördermitteln die Sanierung nicht leisten können, wurde vor Kurzem ein Gesetz erlassen, dass derjenige Besitzer verkaufen muss, der seine Immobilie innerhalb einer bestimmten Zeit nicht restauriert.
Durch diesen etwas ungewöhnlichen, sehr individuellen Weg der Altstadtsanierung ist eine Art Flickenteppich entstanden, der seinen besonderen Reiz hat: In den Eingeweiden des centro storico, das teils in Müll und Dreck erstickt und über dem ein nicht immer charmanter Duft hängt, kann man ganz unerwartet wunderbar restaurierte Palazzi aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert finden und sich in Viscontis Film ›Der Leopard‹ versetzt fühlen. Regelmäßig liest man jedoch in der Zeitung von Häusern, die einfach eingestürzt sind, wieder andere stehen längst leer und werden nur noch von morschen Gerüsten gestützt.
Die Kalsa, ein nahe dem alten Hafen gelegenes, von den Arabern im neunten Jahrhundert gegründetes Stadtviertel, wird heute langsam wiederentdeckt, ebenso der benachbarte Cassaro, wo Palermos Adel bis zum Zweiten Weltkrieg Hof hielt. Auch hier findet man verfallene neben geschmackvoll restaurierten Häusern, edlen Cafés und hippen Läden – eine Art Prenzlauer Berg der frühen Neunzigerjahre auf Süditalienisch. Dort schaue ich mir in einem der gerade in Restaurierung befindlichen Palazzi eine Wohnung an – das Gebäude ist vollkommen entkernt und denkmalpflegegerecht saniert worden. Der Bauleiter erklärt mir, er verstünde diesen Wahn gar nicht, plötzlich gerade hier auf Wohnungssuche zu gehen. Als sein Freund Emilio vor acht Jahren an der nahe gelegenen Piazza Marina, einem der ältesten Plätze der Stadt, eine Pizzeria eröffnete, habe er ihm gerade mal einen Monat bis zum Bankrott gegeben: Wer sollte in dem traurigen Slum voller Drogenabhängiger und Mafiahandlanger essen gehen?
Aber die Pizzeria floriert. Vielleicht hat Emilio einfach fest daran geglaubt, dass seine Mitbürger ihr schönstes Stadtviertel irgendwann zurückerobern. Jetzt steht er jedenfalls jeden Abend mit einer anderen auffälligen Designerkrawatte vor seiner Pizzeria und begrüßt die immer zahlreicher herbeiströmenden Gäste.

Constanze Neumann

Über Constanze Neumann

Biografie

Constanze Neumann, 1973 in Leipzig geboren, lebte 1995 ein Jahr in Sizilien und kehrte 2003 dorthin zurück. Von ihrer Terrasse in Palermo blickt die Romanistin, die als Literaturübersetzerin und -vermittlerin arbeitet, auf den Palazzo Giuseppe Tomasi di Lampedusas.

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