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Spinnenfunke (Elemental Assassin 12)Spinnenfunke (Elemental Assassin 12)

Spinnenfunke (Elemental Assassin 12)

Jennifer Estep
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Elemental Assassin 12

Mir fehlen eigentlich die Worte, denn dieser zwölfte Band hat es vollkommen in sich und lies mir mit so manch einer Schnappatmung kämpfen. - samysbooks

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Spinnenfunke (Elemental Assassin 12) — Inhalt

Gin Blancos Erzfeindin, die Feuer-Elementarmagierin Mab Monroe, wurde schon vor langer Zeit besiegt. Trotzdem versucht immer wieder jemand, Gin zu töten. Und als eine neue Feindin mit dem mysteriösen Namen M. M. Monroe in Ashland auftaucht, ist Gin nicht das einzige Ziel der listigen, grausamen Killerin: Auch Gins Freunde werden immer wieder – scheinbar zufällig – in Unfälle verwickelt. Gin weiß, dass mehr dahinter steckt und M. M. Monroe versucht, die sprichwörtliche Schlinge mit jedem „Unglück“ enger zuzuziehen. Wird Gin mehr brauchen als nur ihre mächtige Eis- und Steinmagie, um M. M. Monroes Mordplänen zu entkommen?

€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Erschienen am 02.07.2019
Übersetzt von: Vanessa Lamatsch
400 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-28152-2
Download Cover
€ 11,99 [D], € 11,99 [A]
Erschienen am 02.07.2019
Übersetzt von: Vanessa Lamatsch
400 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-99386-9
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Leseprobe zu „Spinnenfunke (Elemental Assassin 12)“

Kapitel 1

Es war pure Folter.

Die eigene Todfeindin dabei zu beobachten, wie sie alles bekam, was sie wollte, war die reinste Folter, ganz einfach.

Madeline Magda Monroe stand neben einem hölzernen Podium, die Hände vor ihrem starken, schlanken Körper verschränkt und eine ernste, nachdenkliche Miene auf ihrem schönen Gesicht. Neben ihr stand ein Beamter der Stadt mit grauem Schnurrbart in einem braun karierten Jackett und redete und redete und redete über all die guten Dinge, die ihre Mutter in Ashland bewirkt hatte.

Bitte. Das einzig Gute, was Mab in ihrem [...]

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Kapitel 1

Es war pure Folter.

Die eigene Todfeindin dabei zu beobachten, wie sie alles bekam, was sie wollte, war die reinste Folter, ganz einfach.

Madeline Magda Monroe stand neben einem hölzernen Podium, die Hände vor ihrem starken, schlanken Körper verschränkt und eine ernste, nachdenkliche Miene auf ihrem schönen Gesicht. Neben ihr stand ein Beamter der Stadt mit grauem Schnurrbart in einem braun karierten Jackett und redete und redete und redete über all die guten Dinge, die ihre Mutter in Ashland bewirkt hatte.

Bitte. Das einzig Gute, was Mab in ihrem ganzen Leben getan hatte, war zu sterben. Wobei ich ihr nur zu gern behilflich gewesen war.

Andererseits taten das Profikiller nun einmal – und ich war die Beste, die Spinne.

Madelines scharlachrote Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, sodass für einen Moment ihre leuchtend weißen Zähne aufblitzten, als fände sie die Worte des Redners genauso ironisch wie ich. Sie wusste genau, was für ein sadistisches Miststück ihre Mutter gewesen war, besonders, da sie aus genau demselben, blutbesudelten Holz geschnitzt war.

Trotzdem musste selbst ich zugeben, dass Madeline eine engelsgleiche Figur abgab, wie sie da so ruhig und gelassen in ihrem weißen Hosenanzug stand, als genieße sie es tatsächlich, dem Gerede über Mabs angebliche wohltätige Werke zuzuhören. Es war zwölf Uhr mittags und die gleißende Sonne ließ die kupferfarbenen Strähnen in Madelines kastanienbraunem Haar aufleuchten, sodass es aussah, als beständen ihre fließenden Locken aus aneinandergebundenen Kohlestücken, die jeden Moment in Flammen aufgehen konnten. Doch Madeline besaß nicht die berühmte Feuermagie ihrer Frau Mama. Sie besaß etwas viel Selteneres und viel Gefährlicheres: Säuremagie.

Madeline verlagerte ihr Gewicht in ihren weißen Stilettos, was dafür sorgte, dass die Sonne den Steinsilber-Anhänger an ihrem Hals aufleuchten ließ – eine Krone mit einem flammenförmigen Smaragd in ihrer Mitte. Ein Ring an ihrer rechten Hand zeigte dasselbe Design. Madelines persönliche Rune, das Symbol für rohe, zerstörerische Macht, die auf gespenstische Art an die Rubin-Sonne erinnerte, die Mab getragen hatte, bevor ich das Schmuckstück vernichtet hatte – genau wie sie selbst.

Allein der Anblick von Madelines Rune sorgte dafür, dass ich die Hände zu Fäusten ballte und die Fingernägel in die Narben auf meinen Handflächen bohrte – ein kleiner Kreis umgeben von acht dünnen Strahlen. Eine Spinnenrune, das Symbol für Geduld.

Mab hatte mir diese Narben vor Jahren verpasst, als sie meinen Spinnenrunen-Anhänger in meine Handfläche eingeschmolzen und mich so für immer gezeichnet hatte. Ich fragte mich nur, wie viele Narben ihre Tochter meiner Kollektion hinzufügen würde, bevor unsere Familienfehde endlich ein Ende fand.

„Ich würde sagen, sie sieht so zufrieden aus wie eine Katze, die einen Kanarienvogel gefressen hat … aber wir wissen beide, dass sie nur ihre Säuremagie einsetzen würde, um das arme Wesen zu vernichten.“ Die kultivierte Stimme, die diese Worte formulierte, ließ die Aussage irgendwie noch bissiger klingen.

Ich sah nach links, zu dem Mann, der an dem Ahornbaum lehnte, in dessen Schatten wir beide standen, die Schultern entspannt, die Hände in den Hosentaschen, die langen Beine an den Knöcheln verschränkt. Sein Haar war von einem dunklen Walnussbraun, das fast mit dem Stamm verschmolz, doch in seinen grünen Augen glitzerte Erheiterung, sodass ich sie trotz der Schatten, die über sein Gesicht huschten, genau erkennen konnte. Sein aschgrauer Fiona-Fine-Anzug betonte perfekt seine muskulöse Gestalt und verlieh ihm eine lässige Eleganz, die in vollkommenem Kontrast zu meiner angespannten, wachsamen Haltung stand.

Andererseits wirkte Finnegan Lane, mein Ziehbruder, immer so cool wie ein Eisbecher, egal, ob er nur durch den Park schlenderte, gerade als Investmentbanker Geschäfte abschloss oder durch das Zielfernrohr eines Scharfschützengewehrs spähte, bereit, jemandem eine Kugel in den Kopf zu jagen.

Finn zog eine Augenbraue hoch. „Also, Gin? Was sagst du?“

Ich schnaubte. „Oh, Madeline würde ihre Säuremagie nicht auf diese Art einsetzen. Sie würde jemand anderen so manipulieren, dass er für sie den Vogel und die Katze umbringt – während der arme Narr davon überzeugt ist, dass die ganze Idee nur auf seinem eigenen Mist gewachsen ist.“

Finn lachte leise. „Nun, irgendwie muss man das an ihr bewundern.“

Ich schnaubte wieder. „Dass sie eine meisterhafte Manipulatorin ist, die gerne alle Leute tanzen lässt wie Marionetten an Fäden, in die sie sie einwickelt, bevor ihnen auch nur aufgeht, was passiert? Bitte. Das Einzige, was ich an ihr bewundere, ist, dass sie es geschafft hat, während dieser gesamten Dankesrede keine Miene zu verziehen.“

Finn und ich standen ganz hinten in der Menge, die sich in einem Park in Northtown versammelt hatte – dem reichen, schicken, teuren Teil von Ashland, in dem die Wohlhabenden, die Mächtigen und die extrem Gefährlichen wohnten. Der Park war genau das, was man in diesem Teil von Northtown erwartete: jede Menge perfekt gepflegte, grüne Rasenflächen und hoch aufragende Bäume mit weit ausladenden Ästen sowie ein weitläufiger Spielplatz mit Sandkasten, Wippen, Schaukeln und einem kleinen Karussell. Es war ein pittoresker Anblick an diesem wunderschönen Oktobertag, an dem die Sonne vom blauen Himmel strahlte und der vielschichtige Duft des Herbstes die Luft erfüllte. Doch die angenehmen Temperaturen und die fröhlichen Sonnenstrahlen, die durch das herbstlich rote Blätterdach über mir drangen, konnten meine Laune nicht im Geringsten bessern.

Bei meinen harschen Worten drehten sich ein paar Leute in der Menge um und warfen mir genervte Blicke zu, doch ein kalter Blick von mir sorgte dafür, dass sie sich ein Stück entfernten, bevor sie sich wieder dem Podium zuwandten.

Erneut gluckste Finn in sich hinein. „Deine umfassende Sozialkompetenz erstaunt mich immer wieder.“

„Halt die Klappe“, murmelte ich.

Während der Sprecher weiter seinen Text herunterleierte, ließ ich meinen wintergrauen Blick über den Park gleiten und dachte dabei an das letzte Mal, als ich hier gewesen war – und an die Männer, die ich getötet hatte. Ein Vampir und ein paar Riesen, einige von Mabs Handlangern, die gerade einen unschuldigen Barkeeper folterten und ihn umbringen wollten, als ich mich eingemischt hatte. Die Wippen, die Schaukeln, das Karussell, die Rasenflächen. Überall in diesem Park waren Männer gestorben. Ich hatte sogar meine Rune in einen der Sandkästen gezeichnet, um Mab zu verspotten und sie aufzufordern, mich zu suchen – die Spinne, die schwer greifbare Killerin, die ihr solchen Ärger bereitete.

Und hier stand ich jetzt, Monate später, konfrontiert mit der nächsten Monroe, die mich erledigen wollte.

Manchmal fragte ich mich, ob ich der Vergangenheit mit all ihren Konsequenzen wohl jemals wirklich entkommen würde. Mab hatte meine Mutter und meine ältere Schwester ermordet, bevor sie versucht hatte, auch mich und meine jüngere Schwester Bria umzubringen. Ich war allein, verletzt und obdachlos zurückgeblieben. Fletcher Lane, Finns Dad, hatte mich aufgenommen und zur Profikillerin ausgebildet. Letztendlich hatte ich Mab letztes Jahr getötet. Und seitdem hatten alle Unterweltbosse versucht, mich zu ermorden.

Der Beamte kam langsam zum Ende seiner ermüdenden Rede und machte eine Geste in Richtung Madeline. Sie trat vor, hob die Hand und packte eine lange, schwarze Kordel, die ein riesiges weißes Tuch an einem der Eisentore um den Park festhielt. Madeline lächelte in die Menge und zögerte einen Moment, um die Dramatik zu erhöhen, dann riss sie an dem Seil und zog das Tuch herunter, begleitet von einer theatralischen Geste ihrer freien Hand.

Schicke, geschwungene Buchstaben aus Eisen verkündeten über dem Halbrund des Tores den neuen Namen des Parks: Monroe Memorial Park.

Ich starrte die Schrift böse an und wünschte mir, ich hätte einen der Hämmer, die mein Liebhaber, Owen Grayson, in seiner Schmiede verwendete, um das Tor umzuhauen und jeden einzelnen dieser verdammten Buchstaben zu Schrott zu schlagen. Besonders diejenigen, die Monroe bildeten. Doch natürlich konnte ich das nicht tun. Nicht jetzt. Vielleicht heute Nacht, wenn der Park schön leer war und niemand sehen konnte, wie ich meine aufgestaute Wut an einem unschuldigen Schriftzug ausließ.

Das war nicht die erste Einweihungsfeier, die ich in den letzten Wochen besucht hatte. Nachdem Madeline im September endlich ihren großen Auftritt in Ashland hingelegt hatte, hatte sie keine Zeit verschwendet, um als M. M. Monroe ihr Erbe einzufordern, in Mabs Herrenhaus zu ziehen und alle wissen zu lassen, dass sie vorhatte, die Geschäfte ihrer Mutter zu übernehmen, die legalen wie die illegalen.

Ich wusste nicht genau, wie ihr Masterplan aussah, aber Madeline hatte sofort begonnen, sich bei verschiedensten Arten von bürgerlichen, kommunalen oder wolhltätigen Organisationen einzuschleimen, unter dem Vorwand, sie wolle die guten Werke fortführen, die ihre Mutter zu Lebzeiten vorangetrieben hatte. Natürlich log sie dabei nach Strich und Faden, denn Madeline war keinen Deut wohltätiger als ihre verstorbene Frau Mama. Doch wenn es eines gab, worauf Leute in Ashland reagierten, dann war das kaltes, hartes Geld – oder zumindest das Versprechen darauf.

Und so hatten die Einweihungsfeiern ihren Anfang genommen. Ein Flügel des Briartop Museums, der neue Bahnhof, mehrere Brücken, ein ordentliches Stück der Schnellstraße, die um die Innenstadt herumführte, und jetzt dieser Park. Auf die tränenreiche Bitte ihrer lieben und pflichtbewussten Tochter Madeline hin schien alle paar Tage jemand irgendetwas Mab zu widmen. So wurden Bilder von ihr gemalt und Büsten von ihr gemeißelt, ihr Name wurde in Dinge eingraviert oder laut verkündet.

Und ich war bei jedem einzelnen Frühstück, Mittagessen und Abendessen gewesen, bei jeder Teeparty, Cocktailstunde, jedem Kaffeeklatsch und Grillabend – in dem Versuch, herauszufinden, was meine neue Feindin plante. Doch Madeline war eine herausragende Schauspielerin; sie tat nichts anderes als lächeln, Small Talk betreiben und sich für die Kameras in Pose zu werfen. Hin und wieder ertappte ich sie dabei, wie sie mich anstarrte, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, als amüsierte sie meine offensichtliche Observation. Nun, das galt nur für sie.

Natürlich hatte ich Finn gebeten, alles über Madeline herauszufinden, über ihre Vergangenheit, ihr Privatleben und ihre Finanzen – in der Hoffnung, irgendwo einen Hinweis darauf zu entdecken, was sie plante, in Bezug auf mich und den Rest der Unterwelt von Ashland. Doch bisher hatte Finn absolut nichts Ungewöhnliches aufdecken können. Genauso wenig wie Silvio, mein selbst ernannter persönlicher Assistent.

Madeline hatte keine kriminelle Vorgeschichte. Keine riesigen Schuldenberge. Es gab keine großen Abhebungen von ihren Konten. Es hatte keine feindlichen Übernahmen von Geschäften gegeben – weder legalen noch illegalen –, die früher einmal Mab gehört hatten. Und, vielleicht am aufschlussreichsten, es hatte auch keine heimlichen Treffen mit den Unterweltbossen gegeben.

Noch nicht.

Trotzdem wusste ich, dass Madeline irgendetwas für mich plante. Drohende Gefahr sorgte immer dafür, dass meine Spinnenrunen-Narben kribbelten – um mich zu warnen und in Vorfreude darauf, den Spieß umzudrehen, sodass meine Feinde in Gefahr waren.

Gewöhnlich ignorierte Madeline mich bei den Einweihungsfeiern, aber anscheinend wollte sie heute ein Schwätzchen halten, weil sie, nachdem sie dem städtischen Beamten die Hand geschüttelt hatte, in meine Richtung schlenderte. Und sie war nicht allein.

Zwei Personen folgten Madeline. Die eine war eine Riesen-Leibwächterin, gekleidet in eine weiße Seidenbluse und einen schwarzen Hosenanzug, fast zwei Meter zehn groß, mit hellbraunen Augen und einem schicken Bob goldener Haare, die sich an den Spitzen leicht lockten. Die Sonne hatte ihre hellen Wangen gerötet, sodass die leichten Sommersprossen noch deutlicher hervortraten. Die andere Person war ein viel kleinerer Mann, der sich einen Steinsilber-Aktenkoffer an die Brust drückte. Sein grauer Anzug war noch schicker und teurer als der von Finn. Eine Löwenmähne grauen Haares wippte auf seinem Kopf, so hübsch und perfekt wie Zuckerguss auf einem Kuchen. Die elegante, silberne Farbe verriet sein Alter – er war Mitte sechzig – im Gegensatz zu seinem glatten, gebräunten Gesicht.

Emery Slater und Jonah McAllister. Emery war die Nichte von Elliot Slater, der Mabs rechte Hand und ihr Vollstrecker gewesen war, bevor ich den Ruhm dafür eingeheimst hatte, ihn getötet zu haben. Jonah hingegen war Mabs persönlicher Anwalt gewesen und jemand, dessen viele Verbrechen ich letzten Sommer nur zu gerne hatte auffliegen lassen. Unnötig zu erwähnen, dass wir vier uns gegenseitig von Herzen verabscheuten.

„Im Landeanflug“, murmelte Finn. Zugleich stieß er sich vom Baum ab, richtete sich auf und stellte sich neben mich.

Madeline hielt vor mir an, mit Emery und Jonah zu ihren beiden Seiten. Der Riese und der Rechtsanwalt warfen mir böse Blicke zu, doch Madeline wirkte fast erfreut, als sie noch einen kleinen Schritt nach vorne machte. Dann glitt ein Lächeln über ihre Lippen.

„Wen haben wir denn da? Gin Blanco“, schnurrte sie, „wie schön, dass du heute zu meiner Einweihungsfeier gekommen bist. Und du siehst so … schick aus.“

Ich trug, was ich immer trug: schwarze Stiefel, dunkle Jeans, ein langärmliges, schwarzes T-Shirt. Neben Madeline und ihrem leuchtend weißen Anzug sah ich eher aus wie einer der Obdachlosen, die im Park übernachteten. Madeline wirkte nach außen so süß und freundlich, aber ich wusste, dass ihr Herz genauso voller Gift und Bösartigkeit war wie meines.

„Nein, Madeline“, antwortete ich gedehnt. „Du weißt doch, dass ich das um nichts in der Welt hätte verpassen wollen.“

„Ja“, murmelte sie. „Du scheinst gern überall aufzutauchen, wo ich bin.“

„Nun, das kannst du mir kaum übel nehmen. Es ist immer so wunderbar, zu sehen, dass jemand von Mabs Format auf so rührende Art geehrt wird.“

Madelines Lippen zuckten erneut, als hätte sie Mühe, bei meiner krassen Lüge ihr Lachen zurückzuhalten. Genau. Mir ging es genauso.

„Allerdings finde ich etwas sehr witzig“, meinte ich. „Weißt du, was mir aufgefallen ist? Eigentlich ist es gar nicht Mabs Name, der verewigt wird. Es ist immer ›Monroe Memorial‹ hier und ›Monroe Memorial‹ da. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich fast annehmen, dass du durch die Stadt wanderst und allem deinen Namen aufdrückst. Statt dem deiner lieben, verstorbenen Frau Mama.“

Finn gluckste. Emery und Jonah richteten ihre kalten Blicke auf ihn, doch Finn lachte einfach weiter, vollkommen immun gegen ihr fieses Starren. Er war in dieser Hinsicht ziemlich unverbesserlich.

Kleine Fältchen bildeten sich in den Winkeln von Madelines grünen Augen, als würde es ihr Mühe bereiten, ihr freundliches Lächeln zu halten. „Ich glaube, du irrst dich, Gin. Ich ehre meine Mutter auf genau die Weise, wie sie es sich gewünscht hätte.“

„Und ich glaube, du hast deine liebe Frau Mama ungefähr genauso sehr geliebt wie ich“, antwortete ich. „Dir ist vollkommen egal, was sie gewollt hätte.“

Wut blitzte in Madelines Augen auf, sodass sie in noch hellerem Grün leuchteten – in derselben brennenden Farbe wie die Säure, die sie mit einer Bewegung ihrer gepflegten Hand heraufbeschwören konnte. Sie mochte es nicht, dass ich sie in Bezug auf ihre wahren Gefühle ihrer Mutter gegenüber zur Rede stellte. Und besonders gefiel ihr nicht, dass ich darauf hingewiesen hatte, dass es bei all diesen Einweihungsfeiern um ihr Ego ging, nicht um das von Mab.

Gut. Ich wollte sie wütend machen. Ich wollte, dass sie so richtig sauer war. Ich wollte sie so sehr zur Weißglut bringen, dass sie nicht mal mehr klar sehen, geschweige denn klar denken konnte – besonders, wenn es um mich ging. Denn dann würde sie einen Fehler machen und ich konnte endlich herausfinden, wie ihr Masterplan aussah. Und sie aufhalten, bevor sie alles und jeden zerstörte, der mir etwas bedeutete.

„Aber es steht mir wahrscheinlich nicht zu, ein Urteil zu fällen“, sprach ich weiter. „Mir wäre es wahrscheinlich auch egal. Sie war ja nicht meine Mutter. Ich nehme an, das ist einer der Punkte, wo wir uns darauf einigen müssen, dass wir uns nicht einig sind.“

Madeline blinzelte, dann zwang sie ihre scharlachroten Lippen zu einem noch breiteren Lächeln. „Weißt du, ich glaube, da hast du recht. Wir sind einfach dazu bestimmt, uns nicht einig zu sein – in Bezug auf unzählige Dinge.“

Wir starrten einander an, unsere Haltung war locker und unsere Mienen waren freundlich, doch in unseren Augen glänzte eine gefährliche, tödliche Kälte.

„Auf jeden Fall muss ich jetzt gehen“, sagte Madeline, um das Schweigen zu brechen. „Ich muss für morgen eine weitere kleine Einweihung vorbereiten. Diesmal in der Bibliothek in der Innenstadt.“

„Ich werde dort sein.“

„Nein“, sagte sie freundlich. „Ich glaube nicht, dass du kommen wirst. Aber ich danke dir dafür, dass du heute da warst, Gin. Wie du schon sagtest, es ist immer schön, dich zu sehen.“

Madeline grinste mich an, dann wirbelte sie auf einem hohen Absatz herum und stöckelte zurück zum Podium, um noch ein paar Hände zu schütteln und allen für ihre Unterstützung und die guten Wünsche zu danken. Emery und Jonah schenkten mir jeweils noch einen feindseligen Blick, dann folgten sie ihr. Bald befanden sie sich mitten in der Menge, während Finn und ich unter dem Ahorn zurückblieben.

„Sie ist wirklich unglaublich“, sagte Finn bewundernd, den Blick auf Madelines schlanke, atemberaubende Gestalt gerichtet.

Obwohl mein Ziehbruder mit Bria liiert war, blieb Finn ein schamloser Frauenheld, der gerne mit jeder Frau flirtete, die ihm in die Quere kam. Aus offensichtlichen Gründen war Madeline die Ausnahme von dieser Regel, aber das hielt ihn nicht davon ab, sie zu begaffen. Schnaubend verdrehte ich die Augen.

„Was?“, protestierte er. „Sie ist wie diese Spinne … die Schwarze Witwe. Ich kann die Schönheit einer solchen Kreatur bewundern, auch wenn ich weiß, wie tödlich sie ist.“

„Nur du würdest denken, dass es die Sache wert wäre, bei deinem postkoitalen Schläfchen aufgefressen zu werden.“

Finn zuckte mit den Achseln, dann schenkte er mir ein verschlagenes Lächeln. „Aber was für eine Art zu sterben.“

Er starrte Madeline noch einen Moment an, bevor er den Rest der Menge musterte. Anscheinend hatte er jemanden entdeckt, den er kannte, weil er winkte, mir eine kurze Entschuldigung zumurmelte und in Richtung einer verschrumpelten alten Zwergin loszog, die einen riesigen, rosafarbenen Sonnenhut und eine noch größere Diamantbrosche trug, die ihre eigene Postleitzahl verdient gehabt hätte. Finn verpasste nie eine Gelegenheit, Geschäft mit Vergnügen zu vermischen. Einen Moment später stand er bereits neben der Zwergin, nachdem er sich an der Riesin vorbeigeschoben hatte, die als ihre Personenschützerin arbeitete. Finn schenkte der älteren Frau ein charmantes Lächeln, dann beugte er sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die braune, faltige Hand. Nun, zumindest flirtete er wirklich mit jeder Frau.

Doch ich beobachtete weiter Madeline, die immer noch Hände schüttelte und inzwischen direkt unter dem Torbogen stand, auf dem ihr Familienname prangte. Vielleicht lag es daran, wie die Sonne auf das Metall traf, doch das Wort Monroe schien in einem besonders unheilvollen Licht zu flackern und zu glühen, als beständen die Buchstaben aus schwarzem Feuer statt aus stabilem Eisen.

Madeline bemerkte, dass ich sie anstarrte, und schenkte mir ein weiteres hochmütiges, zufriedenes Lächeln, bevor sie mir den Rücken zuwandte und mich vollkommen ignorierte. Emery und Jonah taten dasselbe, indem sie sich erneut rechts und links von ihrer Chefin einreihten.

Ich konnte nichts anderes tun, als dort zu stehen und zu beobachten, wie meine Feindin eine tolle Zeit hatte, indem sie im warmen Schein der Gunst aller Versammelten badete.

Vielleicht hatte ich mich geirrt, als ich Finn erklärt hatte, es wäre das Schlimmste, gefressen zu werden.

Darauf zu warten, dass einen die Schwarze Witwe fraß, das war vermutlich die schlimmste Folter.



Kapitel 2

Die Park-Einweihung endete kurz darauf. Madeline, Emery und Jonah stiegen in einen schwarzen Audi und fuhren davon, wahrscheinlich zum Familienanwesen der Monroes, um den Rest des Tages mit Intrigen und Verschwörungen zu verbringen.

Ich blieb neben dem Ahorn stehen und starrte abwechselnd böse auf den davonbrausenden Audi und den Schriftzug über dem Tor, der mich jetzt ständig an Mab, Madeline und all die schrecklichen Dinge erinnern würde, die sie mir und den Leuten, die ich liebte, angetan hatte. Ich ballte erneut die Hände zu Fäusten, grub meine Nägel noch tiefer in die Spinnenrunen-Narben, während kalte Wut aus meinem Herzen bis in meinen Magen ausstrahlte.

Finn hörte auf, mit der älteren Zwergin und ihrer Leibwächterin zu flirten, und wanderte zu mir zurück.

„Ich brauche einen Drink“, knurrte ich.

Finn wurde sofort munter. „Das ist mal ein Wort.“

Wir verließen den neu ernannten Monroe Memorial Park und wanderten einen knappen Kilometer, bis wir ein graues, nichtssagendes Gebäude erreichten, das aussah, als wären darin irgendwelche Büros untergebracht. Ein großes Neonschild in Form eines Herzens, das von einem Pfeil durchbohrt wurde, hing über dem Eingang – der einzige Hinweis darauf, dass hinter diesem Laden mehr steckte, als man auf Anhieb erkennen konnte. Das Northern Aggression, Ashlands dekadentester Nachtclub, wurde von Roslyn Phillips geführt, einer Vampir-Freundin von uns.

Es war gerade mal ein Uhr nachmittags, also war das Neonschild dunkel. Sobald die Sonne unterging, würde es allerdings aufleuchten, ein Signalfeuer in Rot, Orange und Gelb, das Leute von nah und fern einlud, einzutreten und sich allen hedonistischen Vergnügungen hinzugeben, die der Club anbot: Blut, Alkohol, Sex, Rauchwaren. Im Northern Aggression konnte man all das bekommen, je nach Wunsch in kleiner oder großer Menge, solange man genug Geld hatte, um dafür zu bezahlen.

Roslyn wusste, dass Finn und ich zu der Einweihung gehen wollten, also hatte sie uns eingeladen, hinterher bei ihr vorbeizuschauen. Ich klopfte an eine der Türen, aber niemand reagierte. Außerdem klingelte ich, nur für den Fall, dass Roslyn mein lautes Pochen nicht gehört hatte. Immer noch keine Reaktion.

„Glaubst du, irgendetwas ist nicht in Ordnung?“, fragte ich. Sorge verdrängte die Wut, die mich bis dahin beherrscht hatte. „Dass jemand Roslyn da drin gefangen hält?“

Genau das war vor ein paar Wochen passiert, als Beauregard Benson, ein Vampir-Drogenhändler, Roslyn als Geisel genommen und sie gezwungen hatte, mich in den Nachtclub zu locken.

„Ich bin mir sicher, Roslyn geht es gut“, sagte Finn. „Nicht alles ist Teil einer bösartigen Intrige gegen dich, Gin.“

Ich warf ihm nur einen ausdruckslosen Blick zu.

Er seufzte. „Aber angesichts deiner bisherigen Erfahrungen kann es wahrscheinlich nicht schaden nachzusehen, ob wirklich alles paletti ist.“ Er streckte mir eine Hand entgegen. „Wenn du so freundlich wärst?“

Genau wie Madeline war ich eine Elementarmagierin mit mächtiger Magie. Und genau wie Madeline besaß ich ein seltenes Talent: Ich konnte nicht nur eines, sondern gleich zwei der Hauptelemente kontrollieren. In meinem Fall waren das Eis und Stein. Also hob ich ebenfalls meine Hand und rief die kühle Macht, die durch meine Adern floss. Ein silbernes Licht flackerte auf, direkt über der Spinnenrunen-Narbe in meiner Handfläche, dann verblasste es wieder. Eine Sekunde später reichte ich Finn zwei schmale, lange Dietriche aus Eis.

Er beugte sich vor und steckte die Dietriche ins Schloss. Zehn Sekunden später hörte man ein leises Klick-klick-klick und die Tür öffnete sich. Finn warf die Eisdietriche zum Schmelzen auf den Asphalt.

Er grinste. „Kinderspiel.“

Ich schüttelte den Kopf, bevor ich ihm in den Club folgte.

Im Inneren des Northern Aggression herrschte nur dämmriges Licht, das von ein paar einzelnen Lampen hier und dort ausstrahlte. Der seitlich liegende VIP-Bereich war vollkommen dunkel. Finn schlenderte weiter und trat auf das federnde Bambusparkett der Tanzfläche in der Mitte des Clubs, doch ich wählte eine etwas vorsichtigere Route, immer an den dicken, roten Samtvorhängen an den Wänden entlang, während ich in die Schatten spähte und nach möglichen Gefahren Ausschau hielt. Außerdem ließ ich eines meiner Steinsilber-Messer in meine Hand gleiten, aus dem Fünfer-Arsenal, das ich immer am Körper trug – eines in jedem Ärmel, eines an meinem Kreuz und jeweils eines in jedem Stiefel.

Ich ging nicht davon aus, dass Madeline mich an einem Ort wie dem Northern Aggression ins Visier nehmen würde. Doch das machte einen Angriff hier nur umso wahrscheinlicher. Oder zumindest vermutete ich das, bei dem Pech, das ich in letzter Zeit hatte. Ich rechnete stark mit irgendeinem Angriff aus dem Hinterhalt, bei dem das sprichwörtliche Messer aus der Dunkelheit schoss und wieder und wieder in meinen Rücken gerammt wurde, bis ich verblutend auf dem Boden lag. Dass Madeline sich inzwischen seit mehr als einem Monat in der Stadt aufhielt und immer noch keinen offensichtlichen Angriff auf mich gestartet hatte, machte mich nur umso nervöser.

O ja, darauf zu warten, dass die Schwarze Witwe endlich zuschlug, war definitiv die schlimmste Art der Folter.

„Was soll das heißen, es gibt da ein Problem?“, erklang plötzlich eine laute, wütende Stimme.

Finn und ich stoppten beide, als eine Tür in der hinteren Wand so heftig aufgerissen wurde, dass die Vorhänge daneben ins Schwingen gerieten, und Roslyn Phillips durch den Rahmen stiefelte, ein Handy ans Ohr gedrückt. Sie trug einen eng anliegenden, fahlgrünen Hosenanzug, der zugleich die warme, schokoladenbraune Färbung ihrer Haut und ihrer Augen betonte und ihre perfekte Figur hervorhob. Ein dünnes Stirnband mit durchsichtigen, quadratischen Kristallen hielt das schwarze Haar aus ihrem Gesicht, doch die angewiderte Miene, die sie zog, lenkte ein wenig von der perfekten Schönheit ihrer symmetrischen Züge ab.

Roslyn entdeckte Finn und deutete mit dem Finger auf die Bar aus elementarem Eis, die sich an einer Wand entlangzog, womit sie ihm sagte, er solle es sich bequem machen. Finn stiefelte sofort los, doch ich sah mich noch einmal genau um, bevor ich das Messer zurück in den Ärmel schob, zu ihm ging und mich auf den Hocker neben ihm setzte. Roslyn marschierte hinter die Eisbar und fing an, auf und ab zu tigern, sodass das Bambusparkett unter ihren schnellen Schritten knirschte.

„Ich soll Sie verstehen? Natürlich verstehe ich Sie. Aber noch wichtiger, ich verstehe die Situation – wir haben einen Vertrag“, blaffte Roslyn ins Telefon. „Und wenn Sie sich nicht daran halten, dann werde ich Sie auf jeden Tropfen Alkohol und auf jede einzelne Kröte verklagen, die ich aus Ihnen herauspressen kann. Das sollten Sie verstehen.“

Damit legte sie auf und klatschte das Telefon so heftig auf die Bar, dass ein paar Splitter elementares Eis abbrachen. Roslyn starrte das Gerät böse an, bevor sie sich den Nasenrücken massierte. Sie zog eine Grimasse, bei der die kleinen Fangzähne in ihrem Mund sichtbar wurden, dann stieß sie ein langes, müdes Seufzen aus und senkte die Hand wieder.

„Tut mir leid, Leute“, sagte sie. „Wie ihr sicher bemerkt habt, habe ich ein kleines Problem. Ich habe die Klingel schon gehört und wollte euch gerade aufmachen. Doch wie ich sehe, konnte Finn nicht so lange warten.“

Er zwinkerte ihr zu. „Ich lasse niemals zu, dass eine solche Kleinigkeit wie eine verschlossene Tür zwischen mir und einem kostenlosen Drink steht.“

Roslyn lachte, doch mir lief ein kleiner, nervöser Schauder über den Rücken.

„Was für ein Problem?“, fragte ich.

Sie schüttelte den Kopf. „Obwohl wir einen narrensicheren Vertrag haben und seit Jahren zusammenarbeiten, hat mein Getränkehändler plötzlich beschlossen, seine Preise zu verdreifachen. Er droht damit, den Club gar nicht mehr zu beliefern, wenn ich seinen Forderungen nicht nachgebe. Geldgieriger Mistkerl.“

Roslyn griff unter die Bar, um Stift und Zettel herauszuziehen. Sie blätterte zu einer leeren Seite, dann wandte sie uns den Rücken zu und fing an, die bunten Flaschen mit Alkoholika auf dem verspiegelten Regal hinter der Bar zu zählen.

„Was glaubst du, wieso er das tut?“, fragte ich. „Und wieso jetzt?“

Sie zuckte nur mit den Achseln und zählte weiter. „Wahrscheinlich ist ihm bewusst geworden, wie viel Geld ich allein mit dem Verkauf von Drinks mache und er will einfach ein größeres Stück des Kuchens abhaben.“

„Also glaubst du nicht, dass etwas anderes dahintersteckt?“, beharrte ich. „Dass jemand ihn aufgehetzt hat?“

Finn schnaubte, glitt von seinem Stuhl und ging hinter die Bar.

Roslyn hielt mit ihrer Inventur inne und sah über die Schulter zu mir zurück, die Stirn vor Verwirrung gerunzelt. „Wer sollte ihn denn aufhetzen?“

Finn schnappte sich eine Flasche teuren Gin von einem der Regale und musterte sie fast bewundernd. „Oh, zweifellos denkt Gin, dass das Teil eines hinterhältigen Plans von Madeline Magda Monroe ist.“

„Madeline Monroe?“, fragte Roslyn. „Wieso sollte sie sich für meinen Getränkelieferanten interessieren?“

Ich seufzte. „Weil du mit mir befreundet bist. Weil sie mich hasst. Weil sie böse ist. Weil sie es genießt, kleinlich und grausam zu sein und das Leiden anderer zu beobachten, egal, wie klein und scheinbar trivial die Probleme auch sein mögen, die sie ihnen verursacht.“

Roslyn warf Finn einen Blick zu, an dem ich deutlich ablesen konnte, dass sie mich für komplett paranoid hielt, auch wenn sie zu höflich war, das laut auszusprechen.

Finn stimmte ihr nur mit einem Achselzucken zu, dann machte er sich daran, einen Gin einzugießen. Er dekorierte das Glas noch mit einer dicken Limettenscheibe, bevor er es über die Bar zu mir schob. „Hier. Trink das. Ist ein Doppelter. Vielleicht vertreibt das ein paar deiner Wahnvorstellungen.“

Ich starrte ihn finster an, doch seine Antwort bestand nur darin, mich aus großen Augen anzusehen, bevor er weitere Gin Tonics für Roslyn und sich mixte.

Die Vampirin wedelte wegwerfend mit der Hand. „Finn hat recht. Solche Dinge geschehen einfach hin und wieder. Mein Lieferant hat in letzter Zeit immer mal wieder angedeutet, dass er unseren Vertrag neu verhandeln will. Das ist nichts. Einfach nur der Preis, den man zahlt, wenn man ein Geschäft führt … besonders in Ashland.“

„Wie gut ich das weiß“, stimmte ihr Finn zu. „Darauf trinke ich.“

Die beiden stießen miteinander an, dann begannen sie, sich über all die betrügerischen Geschäftsleute zu unterhalten, die sie kannten, und all die Tricks, mit denen diese über die Jahre versucht hatten, sie über den Tisch zu ziehen. Doch ich saß einfach nur da, ließ ihr fröhliches Gespräch an mir vorbeirauschen, die Ellbogen auf die kalte Oberfläche der Bar gestützt, mein Glas in der Hand, und brütete vor mich hin. Normalerweise hätte ich es genossen, mich mit Finn und Roslyn zu unterhalten, im Moment aber fehlte mir sogar die Energie, um an meinem Drink zu nippen.

Vielleicht waren Roslyns Probleme mit ihrem Lieferanten wirklich nur Zufall. Vielleicht hatte es absolut nichts mit mir zu tun, dass der Kerl ausgerechnet heute beschlossen hatte, seine Preise zu erhöhen. Vielleicht hatten meine Freunde recht und das war einfach der Preis, den man zahlen musste, wenn man in unserer korrupten Südstaaten-Stadt Geschäfte machen wollte.

Das einzige Problem daran war, dass ich nicht an Zufälle glaubte. Nicht wirklich und besonders nicht jetzt, da Madeline sich in der Stadt aufhielt. Nicht, wenn die Möglichkeit bestand, so klein sie auch sein mochte, dass Madeline im Hintergrund die Fäden zog, um statt mir Roslyn Probleme zu bereiten.

Dann war da noch Madelines nicht gerade versteckte Drohung bei der Einweihung gewesen – als sie gesagt hatte, dass ich es wohl nicht schaffen würde, morgen der Veranstaltung in der Bibliothek beizuwohnen. Hatte sie damit gemeint, dass ich nicht dort sein würde, weil ich damit beschäftigt wäre, Roslyn zu helfen? Doch Finn hatte recht. Das erschien absurd, egal, wie hoch mein Paranoia-Level auch sein mochte. Roslyn brauchte keine Hilfe beim Umgang mit ihren Lieferanten. Um so etwas konnte sie sich problemlos selbst kümmern, so wie sie es in all den Jahren getan hatte, die sie ihren Club schon führte. Ehrlich, der Kerl wäre ein Narr, würde er riskieren, sie als Kundin zu verlieren, bei der Menge an Alkohol, die sie jede Woche bei ihm bestellte.

Finn und Roslyn plauderten weiter. Ich beteiligte mich am Gespräch, wann immer sie mir eine direkte Frage stellten, die meiste Zeit aber saß ich einfach nur an der Bar und versuchte herauszufinden, was Madeline davon hätte, Roslyn zu belästigen – abgesehen von der Befriedigung, der Vampirin das Leben schwer zu machen. Für Madeline würde diese Motivation wahrscheinlich schon ausreichen. Aber vielleicht hatten meine Freunde recht. Vielleicht war ich wirklich zu paranoid und malte den Teufel an die Wand, obwohl es gar nichts gab, worum man sich Sorgen machen musste.

Doch auch wenn ich unnötig den Teufel an die Wand malte, war die Gefahr trotzdem immer real und wartete darauf, einen hinterrücks zu verschlingen.

Trotz der beruhigenden Worte von Finn und Roslyn konnte ich mich des Gefühls einfach nicht erwehren, dass Madeline endlich die erste Salve abgefeuert und damit unseren bisher kalten Krieg in einen heißen verwandelt hatte.

Jennifer Estep

Über Jennifer Estep

Biografie

Jennifer Estep ist SPIEGEL- und internationale Bestsellerautorin und immer auf der Suche nach ihrer nächsten Fantasy-Romanidee. In ihrer Freizeit trifft sie sich gerne mit Freunden und Familie, macht Yoga und liest Fantasy- und Liebesromane. Außerdem sieht sie viel zu viel fern und liebt alles, was...

Pressestimmen
samysbooks

Mir fehlen eigentlich die Worte, denn dieser zwölfte Band hat es vollkommen in sich und lies mir mit so manch einer Schnappatmung kämpfen.

bookstheessenceoflife

Ich würde sofort zum nächsten Band greifen, denn die Schreibweise von Jennifer Estep ist und bleibt unvergleichlich: Witzig, voll mit schwarzem Humor und brutal auf eine angenehme Weise.

weinlachgummis

Ich liebe die Reihe und auch Band 12 lässt da nicht nach, es war wie gewohnt spannend und besonders gefallen hat mir, dass es wirklich brenzlig wurde.

lovin-books

Für mich ist Band 12 ein absolutes Highlight.

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