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Sieben schwarze Klingen (Die Chroniken von Scar 1)

Sieben schwarze Klingen (Die Chroniken von Scar 1)

Sam Sykes
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Sieben schwarze Klingen (Die Chroniken von Scar 1) — Inhalt

Sieben Namen auf einer Liste.
Sieben Magier mit schwarzen Klingen.
Und eine Frau, die auf Rache sinnt …

Das wüste Land Scar, gelegen inmitten dreier verfeindeter Reiche, ist die Heimat von Vagabunden, Magiern und Verbrechern. Der perfekte Ort für einen Rachefeldzug. Bewaffnet mit einer magischen Pistole, einem Schwert namens Jeff und einer Flasche Whiskey zieht die gefürchtete Söldnerin Sal durch das Land, auf der Suche nach den Männern, die ihr alles genommen haben: Ihre Magie, ihren Namen und beinahe auch ihr Leben. Als sie auf eine Liste stößt, die die Namen von sieben ihrer Widersacher enthält, ahnt sie nicht, dass sie schon bald mitten in einen tödlichen Kampf gegen schwarze Magie, Monster und sieben Magier mit schwarzen Klingen geraten wird.

„Mir war bisher nie klar, wie sehr ich Magier jagende Revolverheldinnen in meinem Leben brauche.“ Peter V. Brett

€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 31.08.2020
Übersetzt von: Wolfgang Thon
688 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-99762-1
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Leseprobe zu „Sieben schwarze Klingen (Die Chroniken von Scar 1)“

6. KAPITEL
LOHSTAFF

Niemand weiß ganz genau, woraus diese imperialen Klingen bestehen. Es ist ein Geheimnis, das ihre Schmiede mit ins Grab nehmen. Sind sie aus den Knochen von Magiern geschnitzt und im Feuer gehärtet worden, den wenigen Knochen, die die Lady Merchant zurücklässt? Eine Rohform von Severium?

Woraus auch immer sie bestehen, sie geben ein einzigartiges Geräusch von sich, wenn man sie fallen lässt. Es ist ein Geräusch, das sofort Aufmerksamkeit erregt.

Genau die Art von Aufmerksamkeit, die Sergeant Dritten Grades Revo Kühn mir gewährte, als [...]

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6. KAPITEL
LOHSTAFF

Niemand weiß ganz genau, woraus diese imperialen Klingen bestehen. Es ist ein Geheimnis, das ihre Schmiede mit ins Grab nehmen. Sind sie aus den Knochen von Magiern geschnitzt und im Feuer gehärtet worden, den wenigen Knochen, die die Lady Merchant zurücklässt? Eine Rohform von Severium?

Woraus auch immer sie bestehen, sie geben ein einzigartiges Geräusch von sich, wenn man sie fallen lässt. Es ist ein Geräusch, das sofort Aufmerksamkeit erregt.

Genau die Art von Aufmerksamkeit, die Sergeant Dritten Grades Revo Kühn mir gewährte, als ich in die Stube seines Kaderkommandos stürmte und den Dolch auf seinen Schreibtisch nagelte.

Er blickte zu mir hoch und hob gereizt eine buschige Braue.

Langsam zog ich ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche und schob es über den Schreibtisch.

„Ich weiß doch, wie sehr du Überraschungen liebst“, meinte ich mit einem Grinsen.

„Nein, ich hasse Überraschungen“, knurrte Kühn, nahm das Stück Papier aber trotzdem. Er entfaltete es, ließ den Blick über die großen Buchstaben TODESURTEIL am oberen Rand gleiten, und schnaubte. „Aha. Das Phantom ist also tot.“

„Aus deinem Mund klingt das so banal, Kühn.“ Ich beugte mich vor, stützte mich mit einer Hand auf seinem Schreibtisch ab und zeichnete mit der anderen eine Schlagzeile in die Luft. „Daiga das Phantom, Vagrant und Mörder, Bandit und Gesetzloser, Feind der Revolution, des Imperiums und Edens, nahm seinen Platz an der schwarzen Tafel ein, nachdem er heroisch nach einer blutigen Jagd von der einheimischen Heldin und unglaublich brillanten und attraktiven Menschenjägerin Sal Kakophonie gejagt und zur Strecke gebracht wurde.“ Ich grinste ihn auf eine Art und Weise an, die unmissverständlich signalisierte, dass er mich am Arsch lecken konnte. „Na, klingt das nicht viel dramatischer?“

„Ziemlich aufgeblasen. Und außerdem hast du Jagd und gejagt in einem Satz benutzt. Das ist eine Wiederholung.“

Kühn las jede Menge Bücher. Wahrscheinlich war er deshalb die ganze Zeit so gereizt.

„Eine weit angemessenere Schlagzeile würde lauten: ›Die einheimische Missgeburt nervt, weil sie immer wieder wichtige Revolutionsgeschäfte stört, bekommt ihr Kopfgeld, verschwindet und wird hoffentlich von einer vorüberfahrenden Kutsche übergemangelt oder säuft sich irgendwo zu Tode, wo ich mich nicht um die Beseitigung ihrer Leiche kümmern muss‹.“

Ich brummte und kratzte mir nachdenklich das Kinn. „Deine Version erwähnt zwar nicht, wie hübsch ich bin, aber immerhin erwähnt sie den wichtigen Teil.“

„Ist dir aufgefallen, dass ich dir verschiedene Möglichkeiten des Sterbens erlaubt habe? Ich fand das eine nette Geste.“

„Ja, du bist schon immer ziemlich geradeheraus gewesen, Kühn.“ Ich zog den Dolch aus dem Tisch und ließ ihn wie eine Münze über meine Knöchel wandern. „Deshalb weiß ich auch, dass Daiga nicht einfach nur irgendein gewöhnlicher Gesetzloser war, dem du eine Patrouille auf den Hals hättest hetzen können.“

Kühn hatte ein Gesicht, das großartig zu einem Mörder passte und ganz schlecht für einen Kartenspieler war. Sein Mund verzerrte sich zu einer klaffenden Narbe unter seinem Schnauzbart, und seine Brauen zogen sich bei jedem meiner Worte mehr zusammen. Und diese kleine Ader auf seiner Stirn, die immer dann auftauchte, wenn ich auftauchte, schien jeden Moment platzen zu wollen.

Bevor dies passieren konnte, fragte ich: „Wieso sagst du mir nicht einfach das, was du mir für die Erledigung deiner Drecksarbeit schuldest? Dann kannst du in deinem großen offiziellen Bericht nach Weiless alles schreiben, was du willst, was die Art seines Todes angeht.“

Ich wusste alles über die noble Ethik der Revolution. Sie haben Tausende von Regeln, die von ihrem Großen General aufgestellt wurden. „Lasst euch nicht mit Vagranten ein“, so lautet eine von ihnen.

Doch ein Pragmatiker wie Kühn hat keine Ethik, er hat einen Job. Und irgendwie muss dieser Job erledigt werden.

Also holte er tief Luft. Die Ader auf seiner Stirn pochte noch genauso wie vorher, was mir sagte, dass ich immer noch die Oberhand hatte.

„Für die Eliminierung eines Feindes der Glorreichen Revolution von Faust und Flamme“, er presste die Worte heraus, als würde jede Silbe ihn einen Zahn kosten, „hiermit bezeugt und bestätigt von einem Offizier des Kaders, bin ich befugt, die Summe von zwanzigtausend Noten anzubieten.“

„Noten?“ Angesichts dessen, dass ich von Männern und Frauen umringt war, die alle mehr Stahl am Körper hatten als ich und mit Sicherheit keine Gewissensbisse, ihn gegen mich einzusetzen, hätte ich vielleicht nicht ganz so laut lachen sollen, wie ich es tat. „So freundlich es auch von dir ist, mir die Papierlappen deiner Revolution anzubieten, fürchte ich, besteht im Moment nicht die Notwendigkeit für mich, mir den Arsch abzuwischen. Folglich“, ich schnalzte mit der Zunge, „muss ich auf Metall bestehen.“

Kühns Schnauzbart zuckte. „Wie viel?“

„Zehn Knöchel. Und ein Dickbein. Minimum.“

„ZEHN?“ Die eisige Maske schmolz nicht, sondern explodierte in tausend Scherben. Seine Augen traten aus den Höhlen, und er wäre fast an seinem Schnauzbart erstickt. „Du hast einen Vagranten getötet, aber nicht die verfluchten Toten zum Leben erweckt! So viel Gewicht in Metall zu verlangen ist … ist …“

„Ser?“

Eine seiner Wachen, der große Mann mit dem hübschen Gesicht, beugte sich vor und versuchte zu flüstern. Aber seine Stimme war an demütiges Plaudern nicht gewöhnt, sodass ich ihn problemlos verstehen konnte.

„Das Phantom war ein beträchtliches Hindernis für unsere Bemühungen hier in der Region. Es gab bereits Kritik vom Hohen Kommando an der Art, wie wir mit ihm umgegangen sind. Und er könnte sogar etwas mit Starks …“

Kühn starrte den Wachsoldaten finster an, der sich lautstark räusperte, zurücktrat, Haltung annahm und starr geradeaus blickte.

„Wenn der Preis zu hoch ist …“, summte ich nachdenklich. „Ich kann jederzeit herausfinden, wie viel das Imperium dafür zahlt. Es gibt sogar einen Agenten der Imperatrix hier in der Stadt.“

Kühn sah mich eine Minute lang an, als würde er mich mit bloßen Händen erwürgen wollen. Nach fünf Minuten marschierte ich mit einer Tasche voller Metall aus seiner Kaderstube.

*

Es gibt hundert Geschichten darüber, wie die Scar ihrem Namen alle Ehre macht, aber meine Lieblingsgeschichte ist die hier:

Das Imperium im Osten und die Revolution im Westen sind die Finger, die zudrückten, bis die Scar weit aufplatzte. Und das Blut, das herausspritzte, erschuf die Freistätten.

Es sind Städte, die vordergründig nach der Tatsache benannt wurden, dass sie keiner der beiden Fraktionen Loyalität schuldeten. Angefangen haben sie als Versteck für Banditen, Mörder und anderen Abschaum. Irgendwann einigten sie sich auf so etwas wie eine Ordnung. Die daraus resultierenden Gesetze unterscheiden sich natürlich von Freistatt zu Freistatt, abhängig davon, welcher Baron die Stadt beherrscht. Aber in allen gilt das universelle Gesetz, dass sie das Imperium und die Revolution gleichermaßen verachten.

Was sie natürlich nicht davon abhält, mit beiden Geschäfte zu machen. Freistätten erlauben nach wie vor Agenten des Kaderkommandos und des Imperiums, innerhalb ihrer Mauern zu operieren, eine Geste guten Willens mit einem ausgesprochen hohen Preis. Manchmal genügt es nicht, und die eine oder andere Macht schickt eine kleine Armee, um die Freistatt einzunehmen. In den meisten Freistätten teilen die Bürger ihre Zeit zwischen Arbeit, Schlaf und der wahnsinnigen Sorge, welche der beiden Mächte kommen und sie nachts ermorden wird.

Aber die meisten Freistätten sind eben auch nicht Lohstaff.

Das Erste, was mich begrüßte, als ich auf die Straßen der Stadt trat, abgesehen von einem Schwall heißer Luft durch die Nachmittagssonne, war eine Ladung Staub im Gesicht von einer vorbeifahrenden Kutsche. Der Zugvogel krächzte mich wütend an, und der Fahrer legte noch eine recht schillernde Beleidigung drauf, als sie über die Straße rumpelten. Die staubigen Bürger von Lohstaff – die Arbeiter, die Zeichner, die Friedenshüter, die Mütter und die Kinder, die Letztere nicht im Auge behalten konnten, wichen solchen Fuhrwerken mehr aus Instinkt denn aus Aufmerksamkeit aus. Sie alle waren in ihrer eigenen Welt aus persönlicher Scheiße versunken und dachten nicht im Geringsten an ihre Mitmenschen. Keiner von ihnen blickte auch nur hoch, ganz zu schweigen davon, dass sie die Leute, die neben ihnen gingen, genauer in Augenschein genommen hätten. Wenn man in Lohstaff lebte, dann brachte man nur gerade so viel Aufmerksamkeit für seinen Mitmenschen auf, um ihn ein paar kostbare Sekunden lang zu hassen, bevor man ihn dann wieder ignorierte.

Kurz gesagt, genau meine Stadt.

Ich zog den Schal etwas enger um mein Gesicht und marschierte über die staubigen Straßen.

Das Geld in meiner Tasche hätte nicht genügt, um die Aufmerksamkeit irgendwelcher Leute in einer Kleinstadt zu erregen. Aber in Lohstaff wurde ich von dem Drang getrieben, mit meinen Geschäften weiterzumachen, bevor irgendjemand auf die Idee kam, dass die Probleme, die er mit meinem Metall lösen könnte, möglicherweise die Probleme überwogen, die er bekam, wenn er sich mit mir anlegte.

„Madame! Madame!“

Aber wie es schien, war ich dafür einfach zu langsam.

„Miss! He! Warten Sie!“

Ehe ich mich versah, stand der Wachsoldat aus Kühns Stube, der große, schlanke Kerl, vor meiner Nase. Er hatte ein kräftiges Kinn, seine Brauen waren hübsch geschwungen, und seine Augen standen nicht zu dicht zusammen. Die Narbe auf seiner Wange und sein schiefes Grinsen, das zu seiner schiefen Nase passte, taten seinem jungenhaften Äußeren keinen Abbruch. Aber mir fielen vor allem seine Waffen ins Auge: das Kurzschwert am Gürtel, das Bajonettgewehr über der Schulter. Sie passten irgendwie nicht zu ihm.

Ich weiß nicht genau, warum mir das Unbehagen bereitete.

„Madame Kakophonie“, begann er.

„Meine Freunde nennen mich Sal.“ Ich musterte ihn einen Moment lang aus zusammengekniffenen Augen. „Ich nehme an, du darfst das auch.“

„Sal.“ Das Grinsen, mit dem er mich bedachte, war viel zu nett für einen Soldaten. „Ich wollte mich nur dafür bedanken, dass du es geschafft hast, das Phantom für uns zu erledigen. Wir vergeben für gewöhnlich einen Orden für Außerordentliche Leistungen im Außendienst, aber …“

Ich klapperte mit meiner Geldbörse. „Mir ist dieses Metall lieber, danke.“

„Nein, ich möchte mich wirklich bedanken“, sagte er, und seine Stimme wurde unbehaglich aufrichtig. „Ich weiß, dass sehr viele Vagranten bösartig sind …“ Er unterbrach sich. „Ich meinte das nicht persönlich.“

Ich schenkte ihm ein höfliches Lächeln, das besagte: „Ich kriege gleich einen verdammten Schreikrampf!“

„Aber das Phantom war ein Problem für uns. Er hat mindestens zehn meiner Kameraden getötet. Gute Frauen und Männer, die ihr Leben der Revolution geopfert haben. Ganz zu schweigen von all den Zivilisten, die er beraubt und geschändet hat. Ich wollte nur …“ Die Freude, die sich auf seinem Gesicht ausbreitete, grenzte schon an Verzweiflung. „Danke. Danke, dass du das getan hast.“

Und in diesem Moment wurde mir klar, was ich nicht an ihm mochte.

Sie firmieren unter unterschiedlichen Namen. Sie nennen sich eine Streitmacht, die sich der Dekadenz des Imperiums entgegenstellt und Freiheit und Ruhm all jenen armen Nullen bringt, die die Imperatrix unter ihrem Absatz zertreten hat. Aber die Revolution war trotzdem einfach nur eine weitere Armee, die sich aus Männern wie dem rekrutierte, der gerade vor mir stand.

Mit ihrem strahlenden Lächeln und ihren Augen, leuchtend auf eine Art und Weise, die einen annehmen lässt, sie würden wirklich an das glauben, was sie da tun, dass sie tatsächlich glaubten, sie könnten die Welt zu einem besseren Ort machen.

Und wenn man zu lange in die Augen von solchen Männern blickt, dann läuft man Gefahr, ebenfalls daran zu glauben.

Ich hatte so einen Mann einmal gekannt, vor langer Zeit.

„Sicher.“ Ich zog meinen Schal tief in die Stirn, um seinem Blick auszuweichen. „Ich bin immer glücklich, wenn es irgendjemandem nützt, sobald jemand anders umgebracht wird.“

„Cavric.“ Er fuchtelte mit der Hand herum, als wüsste er nicht genau, ob er mir einen Handschlag anbieten oder zackig vor mir salutieren sollte. Schließlich entschied er sich für Ersteres und schob mir die Hand vor die Nase. „Cavric Stolz, Madame. Untersergeant der Glorreichen Revolution von Faust und Flamme.“

„Cavric.“ Ich nahm seine Hand. Sie war kräftig und warm. „Ist mir ein Vergnügen.“

„Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Madame.“

Wenn er gewusst hätte, wie höllisch sein Leben sich entwickeln würde, nachdem er mich getroffen hatte, hätte er das höchstwahrscheinlich nicht gesagt.

„Ich sollte wieder zurückgehen. Der Sergeant Dritten Grades mag keine Vagranten, und er schätzt es auch nicht, wenn wir mit ihnen reden.“ Er grinste und salutierte zackig. „Mach mit deiner guten Arbeit weiter!“

Ich sah ihm nach, wie er zur Kommandozentrale zurücklief, und musste unwillkürlich grinsen. Es war typisch für einen solchen Mann, die Worte Vagrant und gute Arbeit im selben Kontext zu benutzen. Vagranten machten keine gute Arbeit. Wir raubten, wir betrogen, wir plünderten und wir mordeten. Ich hatte den ganzen Aberglauben über uns gehört, der kursierte, zum Beispiel: Hühner legen schwarze giftige Eier, wenn ein Vagrant den Bauernhof besucht. Wenn man einen Baum mit dem Blut von Vagranten tränkt, dann wachsen schreiende Köpfe an ihm.

Den mag ich besonders gern.

Es gibt noch jede Menge solcher Geschichten, aber unter dem Strich sind sich alle darin einig, dass dein Tag versaut ist, wenn ein Vagrant dort auftaucht, wo du lebst.

Das gilt natürlich nicht für mich.

Ein Mädel wie ich versaut dir die ganze Woche.



7. KAPITEL
LOHSTAFF

Die Scar ist ein harter Ort – und noch viel härter, wenn man sich den Schutz durch das Imperium oder die Revolution nicht leisten kann. Und eigentlich versuchen für gewöhnlich beide, entweder dein Heim niederzubrennen oder ihre Flagge darauf zu pflanzen. Und wir reden dabei noch nicht mal von den Bestien, Banditen, Clansleuten und – natürlich – den Vagranten.

Also, warum sollte man in der Scar einen Laden aufmachen?

Aus demselben Grund, aus dem jeder irgendwas Blödes tut: wegen Sex oder Geld.

Der Sex in der Scar ist keineswegs besser als an einem zivilisierteren Ort, aber es gab eine Vielzahl von ökonomischen Vorteilen, wenn man in einer Freistatt ein Geschäft eröffnete. Zum Beispiel waren die Steuern niedrig, und es gab keine Revolutionäre, die einem den Gewinn wegnahmen und ihn im Namen der Gleichheit umverteilten, und ebenso wenig Imperiale, die einem eine Geldbuße aufdrückten, weil man einen Magus auf eine Art und Weise angesehen hatte, die ihm missfiel. Wie alles in der Scar, galt, was man sich nehmen konnte, konnte man auch behalten.

Vorausgesetzt, es kam nicht jemand wie ich vorbei und nahm es einem weg.

Aus diesem Grund befand ich mich in einer dunklen kleinen Ecke von Lohstaff unter einem Schild, auf dem sich eine elegante Blume um die Worte SCHWARZE LILIE APOTHEKE: TINKTUREN, STÄRKUNGSMITTEL & ELIXIERE, und klopfte an eine Tür, die niemand öffnete.

„Nun komm schon endlich!“, schrie ich. „Ich weiß genau, dass du da drin bist, verflucht!“

Eigentlich wollte ich gar nicht so wütend klingen. Und ehrlich gesagt hätte ich wahrscheinlich auch nicht geöffnet, wenn ich gewusst hätte, wer auf der anderen Seite der Tür steht.

Aber ich hatte an diesem Tag etwas Geschäftliches zu erledigen.

Ich blickte um die kleine Ecke und stellte zufrieden fest, dass niemand aus seinem Haus gekommen war, um nachzusehen, was dieser Lärm sollte. So trat ich zehn Schritte von der Tür zurück und fixierte das Fenster. Ich nahm Anlauf, sprang hoch und erwischte mit den Fingern das Fensterbrett. Meine Füße stützte ich gegen die Wand. Zu versuchen, das Schloss aufzubekommen, wäre sinnlos gewesen, weil ich wusste, wer es gemacht hatte. Also flüsterte ich eine Entschuldigung, bevor ich ein Fenster mit meinem Schwertknauf einschlug. Dann griff ich rasch hinein, öffnete es und zog mich ins Innere.

Ich fühlte mich nicht gut dabei. Und es war mir genauso unangenehm, meine schmutzigen Stiefel auf einen hübschen Samtteppich zu stellen. Wie bei dieser ganzen Einbruchsangelegenheit. Aber ich kannte die Besitzerin – sie würde es mir nicht verübeln.

Der Boden und die Wände in der Apotheke schienen aus demselben glänzenden roten Holz gemacht zu sein, obwohl man das kaum erkennen konnte.

Auf der anderen Seite des Tresens schob ich einen schweren Stuhl zur Seite, bevor ich den Teppich vom Boden hob und beiseitelegte. Ein vollkommen unauffälliger Holzboden kam darunter zum Vorschein.

Mit der Hand fuhr ich über das Holz, bis ich es fand, fast zufällig. Mein Fingernagel glitt über den winzigsten Rand eines Schnappriegels, der so versteckt war und so klein, dass ich nur zwei Finger darunterschieben konnte. Ich stöhnte vor Anstrengung, als ich die Falltür anhob, die selbst jedoch so stumm blieb wie ein Grab. Ein passendes Bild für die dunkle Treppe darunter, die sich in eine Höhle unterhalb des Geschäfts erstreckte.

Ich untersuchte noch einmal meinen Beutel. Er war immer noch schwer, nichts war zerbrochen, und nichts leckte durch. Dann holte ich tief Luft, bevor ich hinabstieg.

Die Dunkelheit drohte mich zu ersticken, so sehr, dass ich stolperte, als die Treppen nach etwa zehn Fuß aufhörten und zu einem ebenen Tunnel wurden. Ich tastete nach der linken Wand, presste mich dagegen und schob mich langsam durch den Tunnel.

Nach etwa zwanzig Fuß vorsichtigen Vorrückens, Drückens und Betens sah ich einen hellen Schimmer am Ende des Tunnels. Ein schwarzes Viereck, das von einem Rand gelben Lichts umrahmt wurde. Ich fand einen Griff in der Dunkelheit und war zufrieden, dass ich alle Fallen überwunden hatte.

Ich zog rasch daran.

Dann hörte ich ein lautes Klicken.

Und danach fiel mir die Säge ein.

Ein silberner Blitz zischte flüsternd durch die Dunkelheit. Im nächsten Moment schrillte das Kreischen von Metall in meinen Ohren. Und ich war nicht gerade begeistert, dass ich auf dem Arsch landete, aber es war mir immer noch lieber, als von dem rotierenden Blatt in zwei Teile geschnitten zu werden, das aus der Wand schoss. Ich drückte mich tief hinunter und ließ es über mich hinwegschwingen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bevor es mit einem kreischenden Murren wieder in der Wand verschwand, enttäuscht, weil es seinen Job nicht hatte erledigen können.

Ich rappelte mich hoch und stieß die Tür auf. Und in dem gedämpften Schein einer alchemistischen Lampe sah ich all das, was diese ganzen Schutzmaßnahmen rechtfertigte.

Die Luft war von Dämpfen geschwängert. Becher und Phiolen kochten über Brennern mit blauen Flammen, giftige Mixturen destillierten und schwitzten rote und grüne Dämpfe aus. An den Wänden standen Werkbänke. Was nicht unter alchemistischen Apparaturen zu versinken drohte, enthielt unterschiedliche Maschinen – nicht unähnlich der, die gerade versucht hatte, mich zu töten.

Und Regale mit Waffen pressten sich in jede Lücke, die nicht von Werkzeugen oder Bechern und Kübeln dominiert wurde.

Man konnte es einem nachsehen, dass man das Mädchen nicht bemerkte, das in der Mitte von all dem stand. Verdammt, ich bemerkte sie nicht.

Erst als ich die Handkanone wieder vor der Nase hatte.

Ich starrte auf den kurzen Lauf und die beiden blassen Hände, die die Waffe hielten. Über Kimme und Korn starrten mich zwei dunkelbraune Augen an, die von einer riesigen Brille vergrößert wurden. Schwarze Locken hatten sich aus einem unordentlichen Dutt gelöst, in dem Schreibfedern steckten und die ein hübsches Gesicht umrahmten, das zu einer verkniffenen Grimasse verzerrt war. Ihr Gesicht verzerrte sich bei meinem Anblick noch mehr, und ihre Hände zitterten ebenso wie ihre finstere Miene, als sie mit der Waffe auf mein Herz zielte.

Und auf einen guten Grund wartete.

Ohne zu blinzeln und ohne zu sprechen, starrte ich in diese Augen, als ich einen Schritt vortrat. Ich spürte durch den Stoff meines Hemdes das Metall des Laufs auf meiner Brust.

Dann hob ich eine Hand und legte sie sanft auf ihre. Ihre warmen Finger zitterten unter meinen, als ich den Mittelfinger vom Abzug löste und ihn behutsam auf den Lauf legte.

„So geht das“, sagte ich. „Man drückt nicht mit beiden Fingern ab.“

Sie blinzelte, und ihre Verblüffung war deutlich auf ihrem Gesicht abzulesen und wuchs noch, als ich ihre Arme streckte.

„Die Arme gerade. Die Füße gespreizt.“ Meine Hände glitten zu ihrer Taille, dann weiter hinunter, und ich spreizte ihre Beine. „Schultern breit. Du musst ein Fundament haben, von dem aus du schießen kannst.“ Ich schnalzte mit der Zunge und schob ihre Hüften ein Stück zurück. „Und knick etwas in der Taille ein, verflucht! Streck deinen Arsch raus.“

Ihre Verblüffung verwandelte sich in Empörung, und sie öffnete den Mund, um zu protestieren. Aber ich kam ihr zuvor.

„Und ganz entscheidend ist, richte deine Waffe nie auf etwas, das du nicht auch erschießen willst. Und schieße auf nichts, das du nicht töten willst.“ Ich sah ihr wieder in die Augen. „Willst du schießen?“

Sie erwiderte meinen Blick. Ihre Augen waren riesig hinter der Brille, und ich sah darin den Kampf zwischen Widerwillen und Zögern, während ihr Ärger an der Seitenlinie saß und darauf wartete, gegen den zu kämpfen, der gewann. Eine Weile passierte gar nichts, und ich fragte mich, ob sie es tun würde.

Ich hätte es ihr nicht übel genommen.

Aber schließlich ließ sie die Waffe sinken.

„Du würdest einfach nur eine riesige Schweinerei hinterlassen, die ich dann aufwischen müsste“, antwortete sie mit scharfer, spitzer Stimme. „Wie immer.“

Du findest es vielleicht sonderbar, dass die Aussicht, eine Schweinerei beseitigen zu müssen, alles war, was mir das Leben rettete.

Aber vermutlich kennst du nicht so viele Freimacher.

„Wenn du einen sauberen Schuss landen willst, musst du an deiner Haltung arbeiten“, antwortete ich, als sie zu ihrer Werkbank zurückging. „Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst deinen Hintern rausstrecken.“

„Und ich habe bei genauso vielen Gelegenheiten klargestellt, dass mein Hinterteil dich in diesem besonderen Moment nicht das Geringste angeht.“ Sie setzte sich auf einen Hocker und zog einen Gänsekiel aus ihrem Dutt. Dann widmete sie sich wieder der Arbeit, einen kurzen Dolch mit derselben Schrift zu verzieren, die alles andere in ihrer Werkstatt bedeckte. „Angesichts dessen jedoch, dass dein Hinterteil in meiner Werkstatt ist, muss ich darum ersuchen, dass du es hinausschaffst, und zwar spornstreichs! Andererseits muss ich dich bitten, darauf zu warten, bis ich Stiefel angezogen habe, die mit deinem Hintern Bekanntschaft machen möchten.“

Vielleicht stellst du dir jetzt die Frage, warum ich bei dieser Bemerkung grinste. Allerdings nur, wenn du sie genauso gut kanntest, wie ich sie kannte.

Ach was, selbstverständlich kennst du sie. Oder hast schon von ihr gehört.

Wahrscheinlich hast du von der Zeit gehört, in der die Prachtvollen Unzugänglichen Gewölbe von Weiless mithilfe einer ausgesprochen starken Säure geöffnet worden waren. Sie hatte sie hergestellt. Vielleicht hast du davon gehört, als die Freistatt Riverwild eine Imperiale Schwadron mit Pfeilen aufgehalten hat, die mit der Wucht von Kanonen explodierten. Das war auch ihr Werk. Und ich weiß, dass du nichts von der Freistatt Schatterwiese gehört hast, weil sie sich in einer halben Stunde an einem schönen Frühlingsmorgen einfach in nichts aufgelöst hat. Aber auch das war ihr Verdienst.

Die revolutionären, die imperialen und die gemeinen Trottel haben alle von der Freimacherin gehört, deren Gebräu so viele Katastrophen in der Scar angerichtet hat. Sie hatte viele Namen. Du kanntest wahrscheinlich ihren beruflichen Namen.

Man nannte sie Zweiundzwanzig-Tote-Rosen-in-einer-angeschlagenen-Porzellanvase.

Schick, was? Alle Freimacher haben solche Namen. Aber als ich sie das erste Mal traf, nannte sie mir einen anderen.

„Liette.“ Mir gefiel der Klang immer noch besser. „Ich habe dich auch vermisst.“

„Wenn das stimmte, dann hättest du den Anstand besessen, in mehr als eine meiner Fallen auf dem Weg hierher zu gehen“, brummte sie mürrisch.

„Das bezweifle ich“, antwortete ich.

„Und wann war ich jemals unaufrichtig?“

„Häufig.“

„Ich meinte unaufrichtig zu dir.“

„Häufig.“

Sie warf mir über den Brillenrand einen finsteren Blick zu. „Ich hege keinen Zweifel daran, dass du meine Fachkenntnis vermisst hast, Sal. Ich habe nur Bedenken, dass du meine Gesellschaft vermisst hättest.“

„Könnte das nicht beides zutreffen?“ Ich wagte es, eine Hand auf die Werkbank zu legen, und berührte mit meinen Fingern ihre. „Niemand kann für mich das tun, was du tun kannst.“

Ich durfte sie dort liegen lassen, unter einem sehnsüchtigen Blick, einen Moment, bis sie ihre Hand zurückzog und abrupt hervorstieß: „Jeder Freimacher kann sich um die Bedürfnisse deiner Waffe kümmern, ganz gleich, für wie exotisch du sie auch hältst. Hör zu: Ich habe keine Zeit zu verschwenden. Also, Sal, was genau willst du?“

„Ich brauche deine Hilfe bei etwas.“

„Das tun viele Leute. Zum Beispiel die Leute, die du triffst. Da ich nicht vorhabe, mich einem von ihnen zu widmen, muss ich darauf bestehen, dass du verschwindest, bevor …“

„Das Dritte Gesetz.“

Das erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie schoss hoch und umklammerte den Gänsekiel so fest, dass er zerbrach. Der wütende Blick, den sie mir daraufhin zuwarf, war für gewöhnlich für Männer reserviert, die genug Talent hatten, gleichzeitig auf die Grabsteine deiner Mutter, Großmutter und Urgroßmutter zu pinkeln.

Sie hasste es immer, wenn ich die Gesetze der Freimacher anrief.

Auch wenn sie vollkommen unabhängig waren, bedurfte es einer gewissen Ordnung, wenn man ein Kollektiv der brillanteren und ungehemmteren Schöpfer in der Scar managen wollte. Und auch wenn ihre Gesetze labyrinthisch und unentzifferbar waren, wie man es sich bei einer Gruppe von abtrünnigen Alchimisten, Maschinisten und Schmieden denken konnte, konnte man sich ihre ersten sieben Gesetze gut einprägen.

Wie zum Beispiel mein persönliches Lieblingsgesetz, das dritte.

„Alle Schulden zwischen einem Freimacher und jedem, der mit seiner Hilfe zur Sache beiträgt, müssen vom Freimacher respektiert werden.“ Ich lehnte mich mit einem Lächeln vor, das ich selbst mir vom Gesicht geschlagen hätte. „Ich bin sicher, dass ich genug für dich getan habe, um das zu gewährleisten. Weißt du noch, wie ich dieses verbotene Exemplar einer Imperialen Schrift für dich besorgt habe?“

„Gestohlen“, verbesserte sie mich. „Du hast es gestohlen. Und das habe ich damit zurückgezahlt, dass ich dir genug Munition für deine Waffe gegeben habe, um eine kleine Siedlung auszulöschen. Was du auch getan hast.“

„Was war damit, dass ich diese Banditen getötet habe, die deine letzte Werkstatt niedergebrannt haben?“

„Das habe ich zurückgezahlt, indem ich deine Verbrennungen geheilt habe, nachdem du ihr Versteck niedergebrannt hast, zusammen mit meinen Forschungsergebnissen, die sie mir gestohlen haben.“

„Und was ist mit dem Leichnam dieses Barons, den du unbedingt gewollt hast?“

Jetzt wirkte sie verletzt. „Du hast gesagt, das wäre ein Geschenk.“

„Na dann“, seufzte ich. „Dann ist es wohl gut, dass ich dir etwas mitgebracht habe, was?“

Hierzu muss man wissen, dass es nur zwei Dinge auf der Welt gibt, die diese Freimacherin mehr liebt als Geheimnistuerei: etwas, das sie nicht versteht, und etwas, das man in Sprengstoff verwandeln kann. Und es gibt nur eine einzige Sache auf der ganzen Welt, die ihr beides gleichzeitig gibt, und Liette starrte mit offenem Mund und großen Augen, während sie vergeblich nach Worten suchte, die sie schon vor langer Zeit vergessen hatte, auf ein ganzes Glas davon.

Ja, es lohnt sich, Zutaten für Freimacher zu suchen. Ich beobachtete, wie sie mit ihren kleinen Händen das Glas hochnahm, während ihr Bedürfnis nach Vorsicht mit ihrem Bedürfnis nach Entdeckung rang, wie ihre Bewunderung hinter ihren Gläsern vergrößert wurde, als sie das Glas betrachtete und im Kopf abwog, wie viel Staub wohl darin war und wie viele wundersame Dinge sie damit machen konnte. Dann stellte sie das Glas in den Schrank und holte ein kleines Lederetui heraus. Es klirrte verräterisch wie Metall, als sie es vor mich legte. Ich schlug die Klappe zurück und lächelte die drei Dutzend silbernen Patronen an, die mein Lächeln erwiderten. Auf den Hülsen sah ich die Zauber: Raureif, Höllenfeuer, Sonnenblitz, Schockgriff, all meine Lieblinge.

„Drei Dutzend“, sagte ich und sah sie an. „Du magst mich, was?“

„Ich wollte eigentlich einige zurückhalten, als Reserve für das nächste Mal, wenn du mich belästigt“, sagte sie. „Aber ich betrachte das als angemessene Zahlung für das, was du mir gerade gegeben hast.“ Sie setzte sich wieder an die Werkbank, warf mir einen letzten Blick zu und widmete sich dann ihrer Arbeit. „Wenn das alles ist, kannst du verschwinden. Und versuch bitte in eine der Fallen zu stolpern, wenn du hinausgehst.“

„Oh, das ist nicht alles.“ Ich hob einen Finger. „Ich sagte doch, ich hätte etwas für dich.“

„Aber du hast doch gerade …“

„Das war geschäftlich.“ Ich verstaute die Patronen in meinem Beutel und zog stattdessen etwas anderes heraus. „Das hier ist für dich.“

Also, es trifft sicherlich nicht für jede Frau zu, aber diejenigen, die ich in meinem Leben kennenzulernen das Glück hatte, folgten alle dieser Regel.

Wenn du eine Gunst brauchst, dann bringe ihr Blumen.

Wenn du ihre Vergebung suchst, bringe ihr Schmuck.

Und wenn du beides brauchst, bringe ein Buch.

Wenn das in deinen Ohren dumm klingt, dann hast du noch nie gesehen, wie jemand strahlt wie eben Liette, als ich Eduarme’s Dritte Studie der Naturgesetze und Gegen-Komplexität der Scar zutage förderte und es vor sie hinlegte. Ihre Augen wurden riesig, aber ihr Mund wurde schmal. Als ich ihr Den Staub gezeigt hatte, war sie vor Staunen und Faszination aufgeblüht. Aber jetzt, als ich ihr das Buch gab?

Sie war gierig, ja, richtig gierig.

„Das …“ Sie machte eine Pause und widerstand sichtbar dem Impuls, sich die Lippen zu lecken. „Das ist ein sehr seltener Text.“ Sie sah zu mir hoch. Aller Zorn war aus ihrem Blick verschwunden und durch diese Gier ersetzt worden. „Wo hast du es her?“

„Ich habe es gefunden“, sagte ich.

Das war eine Lüge, und sie wusste es. Aber es war nicht die größte Lüge, die ich ihr je erzählt hatte. Ja, nicht einmal die größte Lüge, die ich ihr heute auftischen würde, und das wusste sie ebenfalls. Aber sie wusste auch, dass ich ein großes Problem hatte, wenn ich ihr ein Buch schenkte. Also nahm sie es, drückte es an ihre Brust und fragte mich erneut mit einem müden Seufzer, der mir das Herz gebrochen hatte, als ich ihn zum ersten Mal hörte.

„Was willst du, Sal?“

Ich lächelte. Ich beugte mich über die Werkbank. Ich versuchte nicht daran zu denken, was für ein Arschloch ich war.

Doch ich sagte es ihr.

Sam Sykes

Über Sam Sykes

Biografie

Sam Sykes, geboren 1984, schreibt bereits seit früher Jugend phantastische Geschichten und entwirft nebenbei Comics. Er lebt mit seinen beiden Hunden in Arizona. „Sieben schwarze Klingen“ bildet den Auftakt seiner neuen High-Fantasy-Trilogie „Die Chroniken von Scar“.

Das Magiesystem

Eine der Besonderheiten von Sieben schwarze Klingen ist das ausgeklügelte Magiesystem:

Denn in der Scar hat Magie ihren Preis. Wer Magie nutzen möchte, der muss mit der Lady Merchant einen Handel eingehen und dafür einen Teil seiner Menschlichkeit opfern. Hier sollen nur einige Beispiele genannt werden, welchen Wert die Magie in der Welt von Sieben schwarze Klingen hat:

Greifmagier

„Die Lady Merchant verlangt im Austausch für die Macht von Greifmagiern Erinnerungen. Vor allem Andenken, kostbare Kleinigkeiten, Erinnerungsstücke, die dem jeweiligen Magus etwas bedeuten. Wenn man darüber nachdenkt, erkennt man die Logik. Um die Fähigkeit zu erlangen, etwas greifen zu können, muss man in der Lage sein, Dinge loszulassen. Und je größer ihre Bedeutung ist, desto größer ist die Macht.“

Nachtmagier

„Sie haben die Macht der Illusion, können Halluzinationen auslösen, können die Welt des Sehens und Hörens nach ihren Wünschen formen, wie zum Beispiel diesen dichten Nebel, der uns umgab und den Necla so geschickt aus seinem eigenen Kopf erschaffen hatte.

Aber im Austausch gegen die Fähigkeit, die Wahrnehmung zu formen, verlangt die Lady einen hohen Tribut. Nachtmagier geben ihre Fähigkeit auf, normal zu träumen. Ihnen bleiben nur Albträume, die bewirken, dass die meisten von ihnen es vorziehen, so wenig wie möglich zu schlafen. Und unter den besonders produktiven Nutzern der Magie ist diese Schlaflosigkeit so übel, dass sie häufig Wahnsinn hervorruft.“

Heilmagier

„Die Macht eines Heilmagus ist immens. Aber immens ist auch der Tribut, den sie zahlen. Die Lady Merchant gewährt ihnen unglaubliche Heilfähigkeiten, aber sie nimmt ihnen ihr Blut. Und die Gier der Lady danach ist unstillbar.

Damit ihre Herzen weiter schlagen und ihre Lungen weiter atmen, trinken sie alchemistische Tränke, deren Namen ich nicht einmal aussprechen kann. Sie halten sie am Leben, aber diese Tränke waren nie dafür gedacht, ständig so viel Flüssigkeit in einem menschlichen Körper zu ersetzen. Also verändern sie diesen Körper, verändern das Äußere des Körpers, bis er immer weniger menschlich aussieht und immer mehr …“

Belagerungsmagier

„Man bekommt die Macht, so schwer und stark wie ein Stein zu sein, aber man zahlt dafür mit der Fähigkeit zu fühlen. Zuerst nimmt sie einem die Angst, dann die Fähigkeit, Glück zu empfinden, Leid zu spüren, Wut zu fühlen, Schmerzen zu leiden und so weiter. Falls ein Belagerungsmagus lange genug lebte, dann wurde er schließlich eine emotionslose, leere Hülle, die sich weder an Gelächter, noch an Tränen oder Herzschmerz erinnerte, kurz an nichts, was nicht mit Töten zu tun hatte.“

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