

Entfernte Verwandte (Proteo Laurenti 11) - eBook-Ausgabe Entfernte Verwandte (Proteo Laurenti 11)
Commissario Laurenti ahnt Böses
Entfernte Verwandte (Proteo Laurenti 11) — Inhalt
Commissario Laurenti sucht das nächste Opfer
Commissario Laurenti wird in das Dorf Prosecco gerufen. Vor dem Partisanen-Mahnmal auf dem Karst, wo der Opfer der Nazi-Besatzung und des Faschismus gedacht wird, liegt ein Toter. Es gibt Hinweise auf eine Mordserie. Und Laurenti ahnt, dass jemand gekommen ist, um über die Geschichte zu richten. Ausgerechnet in einer Zeit, da der Populismus im Aufwind ist. Die Ermittlungen führen zu den ältesten Bürgern Triests. Vielleicht können ihre Erinnerungen helfen, eine weitere Tat zu verhindern. Doch in der Hafenstadt pflegt jeder seine eigene Wahrheit, und das nächste Opfer ist irgendwo da draußen.
„Laurenti gehört zur Riege der großen Kommissare.“ DER SPIEGEL
Leseprobe zu „Entfernte Verwandte (Proteo Laurenti 11)“
Präludium
Die Gemeinde Beausoleil trug ihren Namen in diesen Tagen zu Recht. Die Schatten der Häuser wurden Anfang Juni schon früh kürzer, gegen Mittag würde flimmernde Hitze die Straßenzüge beherrschen. Wie jeden Morgen verließ Jacques Minuzzi um acht Uhr seine Wohnung im obersten Stock eines Gebäudes aus der Belle Époque am Boulevard de la République. Er wartete noch, bis die schwere Haustür hinter ihm ins Schloss gefallen war. In Fußnähe lagen Rathaus, Post und eine Dienststelle der Police Nationale, wo er die Escalier du Riviera hinunterging und sich [...]
Präludium
Die Gemeinde Beausoleil trug ihren Namen in diesen Tagen zu Recht. Die Schatten der Häuser wurden Anfang Juni schon früh kürzer, gegen Mittag würde flimmernde Hitze die Straßenzüge beherrschen. Wie jeden Morgen verließ Jacques Minuzzi um acht Uhr seine Wohnung im obersten Stock eines Gebäudes aus der Belle Époque am Boulevard de la République. Er wartete noch, bis die schwere Haustür hinter ihm ins Schloss gefallen war. In Fußnähe lagen Rathaus, Post und eine Dienststelle der Police Nationale, wo er die Escalier du Riviera hinunterging und sich wenig später im Fürstentum Monaco befand. Dort lag sein Büro am Boulevard des Moulins in direkter Nachbarschaft zu einer Schweizer Privatbank. Wie an jedem anderen Tag der Woche trug er ein weißes Hemd und Krawatte unter dem maßgeschneiderten Dreiteiler, dessen Jackett er nicht einmal auf dem Rückweg am Nachmittag ablegen würde, wenn er trotz der Rolltreppen, die ihn wieder hinaufbrachten, ins Schwitzen kam. Der Weg war nicht lang und tat ihm gut. Und zu dieser Stunde waren noch nicht viele Leute unterwegs. Der Verkehr erwachte erst, Geschäfte und Büros gingen den Tag ohne Hast an. Es war fast alles so wie immer.
Jacques Minuzzi kannte keine materiellen Sorgen, er arbeitete nur noch aus Gewohnheit und Leidenschaft, in zwei Wochen würde er fünfundsiebzig Jahre alt. Vermögen hatte er genug angehäuft, so viel, dass selbst seine fünf Enkelkinder noch gut versorgt sein würden. Doch seine Kompetenzen im europäischen Steuerrecht, als Vermögensberater sowie seine internationalen Verbindungen waren heute gefragter denn je. Die Wohnung in Beausoleil lief auf den Namen seiner zweitjüngsten Enkeltochter. Offiziell war auch Minuzzi Bürger des Fürstentums. Er war dort geboren worden und längst nicht der Einzige, der sich dieses Tricks bediente. Sein persönliches Einkommen blieb steuerfrei, während er, wie schon sein Vater, seit langen Jahren in Immobilien auf französischem Boden investierte. Eigentlich war sein Leben perfekt verlaufen. Nur seiner Frau Roberta war die Eintönigkeit des mondänen Lebens bereits vor über zehn Jahren zu eng geworden. Das Weingut im nahen Piemont hatte ein Vermögen gekostet, auch die Sammlung moderner Kunst und ihre in großer Regelmäßigkeit veranstalteten Empfänge verlangten häufige Zuschüsse zu ihrem Budget. Nach Beausoleil kam sie höchstens für Familienfeste oder, der Etikette wegen, zu exklusiven Anlässen wie dem Festival International du Cirque de Monte-Carlo, dem Grand Prix de Monaco oder der Saisoneröffnung im berühmten Opernhaus der Grimaldis im Grand Théâtre.
Minuzzi hätte nur am Telefon mit ihr über die andeutungsreichen Briefe zur fragwürdigen Vergangenheit seines Vaters sprechen können, die er seit etwa zwei Monaten ausgerechnet an die Adresse in Beausoleil erhielt und nicht in sein Büro. Der unbekannte Absender wusste offensichtlich über Jacques’ Leben Bescheid. Minuzzi war beunruhigt, aber nicht besorgt. Steuerrechtlich konnte ihm niemand Probleme bereiten, und sein Vater Arnaldo selig hatte nie über jene Zeit im Nordosten Italiens gesprochen, woher er stammte. Verwandte ersten oder zweiten Grades, die er zu den Anwürfen hätte befragen können, hatte Jacques dort nicht. Andere Personen zu fragen, verbat sich von selbst, jeglicher Tratsch über seine Person wäre schädlich. Schon die ersten beiden Briefe waren auf Italienisch verfasst worden. Er hatte sie schließlich ratlos im Kamin verbrannt. Den dritten hingegen, der erst gestern eingetroffen war, würde er dieser Tage vielleicht doch einem der Privatermittler zeigen, die er im Auftrag seiner Kunden bei strittigen Forderungen durch Vermögensteilungen, Scheidungen und Ähnlichem einsetzte. Doch auch das war ein zweischneidiges Schwert, und im Zweifel konnte jeder Mitwisser seiner Reputation schaden. Auch wenn Jacques Minuzzi frei von persönlicher Schuld war, könnte die düstere Vergangenheit seines Vaters seinen eigenen makellosen Ruf belasten. Vorausgesetzt natürlich, die Vorwürfe wären auch nur halbwegs glaubhaft.
Am Boulevard de France überschritt Minuzzi die unsichtbare Staatsgrenze und nahm die letzte Treppe hinunter. Vor dem Maison du Caviar wurde gerade der Gehweg erneuert. Wie jeden Morgen richtete der Kellner die Tische unter den Sonnenschirmen und kehrte den Staub der Baustelle zur Seite. „Bonjour, Monsieur Jacques“, grüßte er den gelegentlichen Gast. „Auch heute wartet ein schöner Tag auf uns.“
„Eine Spur zu warm vielleicht, mon cher Émile“, lächelte der Mann im Dreiteiler im Vorübergehen und bog am noch provisorisch errichteten Kreisverkehr in den Boulevard des Moulins ein, der ihn ohne weitere Anstrengungen bis zu seinem Büro führte. Eine kleine Grünfläche mit vier hohen Palmen über dichter mannshoher Bepflanzung lag auf der Straßenseite gegenüber.
Als er den Eingang der Apotheke passierte, fasste Jacques Minuzzi sich ruckartig an die Brust und brach mit aufgerissenem Mund und weit geöffneten Augen auf dem Gehweg zusammen. Innerhalb weniger Augenblicke verfärbten sich seine Weste und das Jackett durch einen sich rasch vergrößernden dunklen Fleck. Ein weißer Fiat Panda stoppte vor dem Palmengärtchen, ein Mann mit Sonnenbrille sowie einer tief ins Gesicht gezogenen gelben Ballonmütze trat hinter den Bäumen hervor und setzte sich auf den Rücksitz. Der Wagen verschwand so schnell, wie er gekommen war, in der nächsten Seitenstraße.
Die Untersuchungen am Tatort dauerten nicht lang. Das Fürstentum sollte von negativen Schlagzeilen beschützt werden, so gut es ging. Vor einiger Zeit hatten die Vorwürfe in der Monaco Tribune und dem Nice-Matin gegen den bisherigen Direktor der Police judicaire monégasque und seine Verstrickungen mit einem russischen Milliardär für Aufsehen gesorgt. Ein Nachfolger war noch nicht bestellt. Die Sicherheitsbehörden waren bemüht, sich von weiteren Skandalen fernzuhalten. Sie sperrten den Gehweg um das Opfer, das den Ermittlern mindestens vom Sehen bekannt war, nur kurz und nicht einmal weiträumig ab und errichteten einen hohen, undurchdringlichen Sichtschutz. Die Kriminaltechniker aus Nizza waren schon bald vor Ort und nahmen Spuren und Daten auf. Normalerweise hing in Monaco an jeder Ecke eine Überwachungskamera. Wegen der Baustelle aber fehlten sie derzeit ausgerechnet an dieser Kreuzung. Kaum hatte der Gerichtsmediziner die Leiche begutachtet, wurde sie bereits abtransportiert. Da der Todeszeitpunkt bekannt war, würde er sie erst in seinem Labor in Nizza eingehend untersuchen. Lediglich die Brieftasche sowie ein blutdurchtränktes Schriftstück hatte er in transparente Beutel gesteckt und den Ermittlern übergeben. Trotz des Blutes konnten die Beamten die Seiten noch entziffern und ablichten, bevor es sich mit der Gerinnung dunkler verfärbte. Es schien sich dabei um Fotokopien zu handeln. Manche Wörter waren mehrfach dick und fast bis zur Unlesbarkeit durchgestrichen. Commissaire Bénédict, der interimistische Amtsinhaber, beugte sich tief darüber. Er sollte vielleicht doch endlich eine Lesebrille akzeptieren.
Wir wissen so viel und doch nichts, Nora. Weil niemand sich
die Mühe macht, die unzähligen Informationen zusammenzutragen. Auch deshalb sind zu viele ungestraft davongekommen. Obgleich es an Zeugnissen nicht fehlt. Bepe, mein Cousin, hat mir ausführlich von den Massakern berichtet. Lange bevor er nach Triest zurückkam, war er von der Partei im Widerstand im östlichen Friaul eingesetzt gewesen. Dort war es Partisanenverbänden 1944 gelungen, die Nazis zurückzuschlagen. Der Widerstand war groß und gut organisiert. Die Vergeltungsakte der Deutschen waren es auch. Ich glaube, die meisten Familien haben Angehörige verloren, die völlig unschuldig waren und nur ermordet wurden, um Terror zu säen. Die Deutschen hatten gehofft, dadurch den Widerstand zu schwächen. Das Gegenteil geschah. Nur will niemand mehr etwas davon wissen. Auch deshalb schreibe ich diesen Bericht. Ich habe viel zu lange gewartet. Als ich jünger war und glaubte, dass mein Leben
noch eine Perspektive hat, fiel es mir noch schwerer, darüber
zu sprechen. Bepe hat so viel gewusst. Ich habe mitgeschrieben und es später aus dem Gedächtnis ergänzt.
Stell dir vor, selbst mehr als fünfzig Jahre später stritten die Menschen noch über die Ursachen der deutschen Untaten. Einige gaben den Partisanen die Schuld, behaupteten, ohne Widerstand hätten die Massaker vermieden werden können. Als wollten sie die Täter entschuldigen, die ihre Opfer wahllos aus der Bevölkerung herausgegriffen hatten. Männer und Frauen, Alte und Kinder. Viele wollten nicht begreifen, was Schuld bedeutet. Und ich sage dir, Nora, solchen Menschen kann man niemals trauen. Das habe ich schmerzvoll lernen müssen.
Für einige Wochen konnte die Widerstandsbewegung die Deutschen vertreiben und die Freie Zone Ostfriaul ausrufen. Das war nach der Schlacht am Monte Plaiul oberhalb von Torlano, einem Dorf bei Nimis. Die Partisaneneinheiten hatten die Kosakentruppen zurückzuschlagen, die sich schließlich
zum Sitz des deutschen Kommandos zurückzogen. Die Leute ahnten, dass das nicht ohne Folgen blieb. Aus Angst vor der Rache der Nazis flohen die meisten aus Torlano. Nur wenige blieben. Sie glaubten, die Deutschen von ihrer Unschuld überzeugen zu können. An ihren Haustüren hängten sie Zettel mit Namen und Alter der Familienmitglieder auf, um zu zeigen, dass sie selbst keine Partisanen waren. Es waren vor allem Familien mit vielen Kindern und Angst vor einer anstrengenden Flucht mit ungewissem Ausgang. Aber im
Krieg kann man nicht auf Menschlichkeit hoffen.
Ende August 1944 besetzte eine Einheit der Kosaken Torlano. Zusammen mit der 24. Waffen-Gebirgs-Division des SS-
Karstwehr-Bataillons. Bepe sagte, das Kommando unterstand dem SS-Offizier Fritz Wunderle. Angeführt wurde es von maskierten Faschisten der Milizia Difesa Territoriale. Italiener. Mit Masken! Als wäre ihnen bereits klar gewesen, dass sie eines Tages hierbleiben und zur Verantwortung gezogen würden, während die Deutschen und Kosaken abziehen und in Deutschland ungeschoren davonkommen würden. Die Maskierten durchkämmten die Dörfer, zogen die Menschen aus ihren Häusern und trieben sie in die Osteria. Später holten sie die Armen einzeln heraus und töteten einen nach dem anderen mit Pistolenschüssen. Dann ging der deutsche Offizier in die Osteria, wo er den Wirt, dessen Frau, die Tochter, ihren Mann sowie drei andere Angehörige
ermordete. Nur ein Sohn überlebte. Er hatte sich im Kamin versteckt. Bepe, mein Cousin, kannte ihn und hat später von ihm alles erfahren. Ein Jahr später beging der junge Mann Selbstmord. Ein Pistolenschuss, angesetzt unterm Kinn. Genauso wie die Deutschen seine Familie umgebracht hatten. Er hatte den Anblick nicht ertragen können.
Nach dem Massaker vor der Osteria traf es diejenigen, die sich im Stall versteckt hatten. Die Männer wurden herausgetrieben und der Reihe nach erschossen. Die Frauen und Kinder noch
in den Ställen ermordet, ihre Leichen wurden aufgeschichtet, mit Benzin übergossen und dem Feuer übergeben.
Tags darauf kamen die Menschen aus der Umgebung
zusammen, um ihre Landsleute zu begraben. Doch die
Deutschen und die Kosaken verhinderten es. Erst nachdem sie das Dorf geplündert hatten und abgezogen waren, konnten
die Toten beigesetzt werden.
Die italienischen Faschisten wurden nach dem Krieg wegen Kollaboration verurteilt. Wenig später aber trat die erste Amnestie in Kraft, und sie waren wieder frei. Bis auf einen. Arnaldo Minuzzi, der sich schon vorher abgesetzt hatte. Bepe behauptete, er sei nach Monte Carlo gegangen, wohin er gute Verbindungen hatte. Ich weiß es nicht…
Ein Samstag im Februar
„Sie ist verschwunden! Spurlos verschwunden. Ohne Hausschlüssel, ohne Handtasche und Mantel. Einfach weg. Und Barbara ist auch nicht da. Unten am Meer hab ich nichts gefunden. Oh, mein Gott, sie wird doch nicht ins Wasser gegangen sein. Und die Kleine? Wo ist sie nur?“ Ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung.
„Sie hat das Meer doch immer gehasst, Laura.“ Proteo Laurenti traute seinen Ohren nicht. „Wann hast du sie zuletzt gesehen?“ Sein Blick fiel aus dem Fenster auf die Überreste des römischen Theaters gegenüber der Questura. Selbst in den größten Familienkrisen hatte seine Frau stets die Nerven behalten.
„Ich war keine Stunde aus dem Haus. Sie war mit Barbara allein. Ich bin nur kurz zum Flughafen gefahren, um Livia abzuholen.“ Laura konnte sich nicht beruhigen.
„Livia ist da? Davon hast du mir gar nichts erzählt.“ Laurenti winkte Marietta in sein Büro, seine langjährige Assistentin, und schaltete den Lautsprecher des Telefons ein. Er flüsterte ihr zu, dass es um seine Schwiegermutter Camilla und die Enkelin ging.
„Du musst sie finden, Proteo. Schick deine Leute los. Ich flehe dich an.“
„Ist ja gut, Laura, sie wird nur einen Spaziergang machen. Mach dir keine Sorgen.“
„Allein? Das hat sie seit Jahren nicht getan. Ich bin die Straße mehrfach abgefahren. In beide Richtungen. Nichts.“
„Wie war sie gekleidet?“
„Dunkler Rock, beigefarbener Pullover, Pantoffeln. Ihre anderen Schuhe stehen alle noch hier.“
Marietta verdrehte die Augen und schrieb mit. Auch sie wusste, dass Laura normalerweise nicht so leicht aus der Fassung zu bringen war.
„Und die Kleine? Hat sie wenigstens eine Jacke an? Es ist Februar“, fragte Laurenti weiter.
„Mach mir jetzt bitte keine Vorwürfe.“
„Was hat Barbara an? Und wo ist Patrizia? Immerhin geht es um ihre Tochter.“
„Patrizia ist bei einem Bewerbungsgespräch. Roter Pullover, gelbe Hose, rosa Socken. Sie trug ein Lätzchen, als ich aus dem Haus ging.“
„Und Schuhe, Laura? Die Kleine wird doch Schuhe tragen. Sie ist viel zu schwer für Camilla.“
„Ich weiß es nicht. Und wenn sie entführt worden sind, Proteo? Wegen dir.“
„Wegen mir, Laura? Du spinnst.“
„Und wenn dich jemand erpressen will, sich an dir rächen?“
„Ausgeschlossen. Mit der Schwiegermutter kann man niemanden erpressen. Du sagtest, du hättest die Küstenstraße bereits abgesucht?“
„Ja, mehrfach. Bis zum Bahnhof sind es über zwölf Kilometer. Wäre sie dort, hätte ich sie finden müssen. Livia hat den Garten und die Terrassen bis zum Meer hinunter abgesucht.“
„Und wenn sie eine der Treppen zwischen den Weingärten genommen hat, auf den Karst hinauf nach Santa Croce?“
„Weshalb? Was soll sie denn dort? Außerdem sind das über tausend Stufen. Das schafft weder sie noch Barbara. Ich fahr jetzt noch mal los.“
„Nein, Laura, das erledigen unsere Leute. Bleib du für alle Fälle zu Hause. Sag Livia, sie möge die Treppe nach Santa Croce hochgehen. Nur zur Sicherheit. Und setz dich mit Marietta in Verbindung, wenn du mehr weißt. Ich muss in eine Sitzung. Sie wird mich auf dem Laufenden halten.“
„Kannst du nicht einmal in so einer Situation absagen, Proteo?“, rief Laura entgeistert.
„Keine Sorge, der Apparat läuft schon. Wir werden die beiden finden. Beruhige dich. Schick Patrizia eine Nachricht, dass sie umgehend nach Hause kommen soll und nicht beim Aperitif versumpft.“ Laurenti legte mit einem Seufzer auf.
„Der Streifendienst ist informiert“, sagte Marietta. „Gib mir noch rasch die Personendaten, damit ich sie nachschieben kann. Wann ist deine Schwiegermutter geboren?“
„Camilla Tauris, geboren in San Daniele del Friuli. Sie wird dieses Jahr fünfundachtzig oder sechsundachtzig oder…“
„Präziser geht’s wohl nicht.“
„Schau im Computer nach.“
„Wie lange lebt sie schon bei euch?“
„Seit ein paar Jahren.“ Laurenti zuckte die Achseln.
„Was bin ich froh, dass meine Sippschaft weit genug weg wohnt.“ Mariettas Familie stammte zwar aus Triest, doch wegen der Arbeit ihres Vaters bei einem großen Finanzinstitut waren ihre Eltern nach Mailand gezogen, als Marietta bereits zur Schule ging. Sie hatten ihr einziges Kind in der Obhut der damals schon betagten Tante gelassen. Den festen Vorsatz, bald wieder nach Triest zurückzukehren, hatten sie nach geraumer Zeit aufgegeben, ihrer Tochter überließen sie die alte Wohnung in der Via Bellosguardo. „Ist Camilla schon häufiger ausgebüxt?“, hakte Marietta nun nach.
„Vergehen? Kann mir vielleicht mal jemand erklären, wie etwas vergehen soll, das bereits Vergangenheit ist?“, protestierte mit ihrer rauchigen Stimme die fünfundneunzigjährige Ada Cavallin, die – gemessen an ihrem Alter – von beeindruckender Vitalität war. Sie schüttelte heftig den Kopf, auf dem ein schwarzes Barett samt rotem Stern saß, wie es einst Che Guevara getragen hatte. Nicht wenige behaupteten im Spaß, sie setze die Kopfbedeckung nicht einmal im Bett ab. „Das kann höchstens vergessen oder verfälscht werden. Wer davon faselt, dass wir eine gemeinsame Vergangenheit wiederherstellen müssten, um ein geeintes Volk zu werden, hat keine Ahnung. Und dann fordert einer dieser Stadtsheriffs auch noch im Internet, die Partisanenvereinigung müsste in Säure aufgelöst werden, weil sie der Zukunft im Weg stünde. Ihr werdet schon sehen, dass er damit ungeschoren davonkommt. Alles Revanchisten.“
Der nachmittägliche Schreck über das spurlose Verschwinden von Camilla und Barbara hatte sich schon nach drei Stunden gelegt, als Ada Cavallin die beiden mit dem Auto vorbeibrachte. Die in ihrem Alter vorgeschriebene Fahreignungsprüfung bestand Ada alle zwei Jahre spielend. Sie besuchte die Laurentis an der Küstenstraße regelmäßig mit ihrem knallroten alten Maserati Biturbo. Und wie immer war sie nach dem Aperitif auch ein paar Gläsern Wein zum Essen nicht abgeneigt.
Mariettas Abfrage hatte rasch ergeben, dass Camilla und Barbara von dem großherzigen Fahrer eines Überlandbusses auch ohne Tickets bis zur Endhaltestelle am Hauptbahnhof mitgenommen worden waren. Dort hatte sich ihre Spur verloren, und Marietta terrorisierte die Kollegen an den Überwachungskameras. Von der Piazza della Libertà waren sie bergauf in einer Nebenstraße verschwunden. Wenigstens trug die kleine Barbara ihre Schühchen, ihre Urgroßmutter hingegen hatte lediglich eine leichte Strickjacke übergeworfen. Im Februar. Wie Camilla Tauris schließlich zur majestätischen Villa von Ada Cavallin fand, blieb ihr Geheimnis. Genauso wie die Antwort auf die Frage, weshalb sie sich keine Lungenentzündung geholt hatte und nun fröhlich und frei von jeglichem Schuldbewusstsein mit der gesamten Familie am Tisch saß. Sie sagte nur, sie hätte eben einen Ausflug zu einer alten Freundin gemacht, die Via Virgilio sei sie ja schon oft hinaufgegangen. Camilla verstand weder Lauras Vorwürfe noch Livias feinfühlige Fragen und erst recht nicht die wütenden Kommentare von Patrizia, die ihr ihre Tochter anvertraut hatte.
Commissario Proteo Laurenti war an diesem Samstag später als geplant von der Arbeit nach Hause gekommen. Beim Aperitif berichtete er davon, dass Feiglinge einer rechtsextremistischen Gruppe im Schutz der vergangenen Nacht im Vorort Opicina, oben auf dem Karst, gehässige Pamphlete plakatiert hatten, auf denen sie fünf Widerstandskämpfer als Terroristen verunglimpften – auf diese Weise hatte schon 1941 das faschistische Sondergericht die Todesurteile gegen die Männer begründet.
Der Präfekt hatte eine Sondersitzung der Sicherheitskräfte und des Inlandsgeheimdienstes anberaumt, in der die bekannten Fakten zu den rechtsextremen Übergriffen der letzten Monate zusammengetragen wurden. Auch die Äußerungen eines dem Vizebürgermeister unterstehenden Stadtsheriffs über die Partisanenvereinigung gehörten dazu. Offensichtlich fühlten sich einige Opportunisten durch die Statements des letzten Innenministers ermutigt, andere zu beschimpfen oder gar tätlich zu werden. Der durch maßlose Machtgier selbst verschuldete Rücktritt des Mannes war ihnen vermutlich entgangen. Oder sie hofften auf seine baldige Rückkehr an die Macht. Seine politischen Gegner fanden hingegen kein Ende, über seine Ausfälle herzuziehen und ihm damit die gewünschte Aufmerksamkeit zu gewähren. Andererseits fiel es wirklich nicht leicht, darüber zu schweigen.
„Ich habe die Zeit damals selbst erlebt. Die Menschen ertragen ihre Freiheit einfach nicht“, ereiferte sich die alte Ada und fingerte eine ihrer Ultra-Slim Zigaretten aus der Packung. „Das Regime unterdrückte alle, und überall wimmelte es von Denunzianten und Kollaborateuren. Und dann begründet dieser Schnösel von Minister seine Abwesenheit bei den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag der Befreiung eiskalt damit, dass er nicht dafür bezahlt würde, sich an die Vergangenheit zu erinnern, sondern um das Land von Kriminellen zu befreien. Das stachelt doch nur zu Übergriffen an. Diese Idioten sind gefährlicher als jeder Verbrecher.“ Sie steckte die Zigarette an und erntete sogleich eine Ermahnung.
„Nicht rauchen, solange Barbara mit am Tisch ist“, kreischte Livia entsetzt.
„Unsinn, ich bin fünfundneunzig geworden und rauche, seit ich denken kann, das schadet auch der Kleinen nicht.“
Patrizia schnappte sich ihre Tochter und ging mit ihr in die Küche.
„Ada“, ermahnte Laurenti. „Wir alle halten uns daran, nicht im Haus zu rauchen. Also, bitte.“
„Ist ja gut“, gab Ada Cavallin nach und drückte nach einem letzten Zug die Zigarette auf einem Tellerchen aus. „Und seine Verkleidungskünste erst!“, nahm sie den Faden wieder auf. „Sag mal, Commissario, hat es euch Bullen nie gekränkt, dass dieser aufgeblasene Kerl sich mit Polizeijacke über der geschwellten Brust in den Medien zeigte? Nur das Ornat des Papstes hat er nicht beschmutzt, dafür küsst er aber unablässig den Rosenkranz. Selbst als Carabiniere trat er auf und als Feuerwehrmann oder als Beamter vom Zivilschutz. Sogar als Finanzpolizist, obwohl seine Partei dafür verurteilt wurde, dass sie dem Steuerzahler Zigmillionen unterschlagen hat. Und will er eines Tages vielleicht mal seriös wirken, dann wird er vermutlich eine Brille aufsetzen, selbst wenn er keine braucht. Ein Travestiekünstler. Er könnte es mit Madonna und Lady Gaga zusammen aufnehmen. Mich wundert nicht, dass sein Verhalten von den Leuten als Freibrief angesehen wird, ihren Frust an anderen auszulassen.“
„Woher weißt du überhaupt, wer Lady Gaga ist?“, fragte Laura und strich sich eine Strähne ihres dicken blonden Haares hinters Ohr.
„Aus dem Internet. Nur weil ich alt bin, bin ich noch lange nicht von gestern“, lächelte Ada.
„Schluss jetzt mit der Politik“, mahnte Laura. „Was glaubt ihr wohl, weshalb wir uns heute hier zusammengefunden haben?“ Weder ihrem Mann noch ihrer Tochter Patrizia oder ihrem Sohn Marco, dem jüngsten der drei Kinder, hatte sie bisher den Grund verraten, warum sie an diesem Abend die ganze Familie zu einem gemeinsamen Abendessen einbestellt hatte und Livia extra aus Frankfurt eingeflogen war.
„Wollt ihr euch etwa scheiden lassen?“, raunte ihr Sohn Marco.
„Ruhe.“ Laura nahm Livia in den Arm, ihre älteste Tochter. „Es gibt eine große Überraschung. Livia will euch etwas sagen. Es wird ein großes Fest geben.“
„Dirk und ich haben beschlossen, nachdem wir jetzt schon drei Jahre zusammen sind …“ Livia war eigentlich nie um Worte verlegen gewesen. Nicht einmal, als ihr Vater tobte wie wild, weil er erst aus der Zeitung von der Teilnahme seiner damals gerade einmal achtzehnjährigen Tochter an der Wahl zur Miss Triest erfahren hatte. „Nun gut, also einmal muss es ja raus. Dirk und ich werden …“
„Wer heiratet denn heute noch?“, prustete Marco dazwischen. Er handelte sich einen strafenden Blick seiner Mutter ein, doch er ließ sich nicht beirren.
„Und zwar im Mai. Du Spielverderber“, rief Livia pikiert.
„Ich sehe jetzt schon die Hörner, die du ihm aufsetzen wirst.“
Laurenti nahm einen großen Schluck Wein, ging in die Küche und kam mit einer Flasche Spumante vom Karst zurück. „Auf euer Wohl, Livia. Das ist wirklich eine Überraschung.“
Laura wich seinem Blick aus. Natürlich wusste sie längst von den Plänen ihrer Ältesten.
„So lange im Voraus plant ihr das? Es ist grade mal Februar.“ Marco schüttelte ungläubig den Kopf. „Und danach spielst du dann die Sekretärin für deinen Mann? Oder willst du zu Hause bleiben und warten, bis der Herr Rechtsanwalt abends heimkommt und vor dem Fernseher einschläft?“
„Quatsch, Sekretärin bin ich doch nur geworden, weil ich in Italien trotz meiner Zeugnisse höchstens einen Aushilfsjob gefunden hätte. Sobald wir verheiratet sind, kann ich endlich als freie Übersetzerin arbeiten, wie ich das schon immer wollte.“
Seit drei Jahren war Livia mit Dirk Schöneberger zusammen, einem jungen Wirtschaftsanwalt aus Frankfurt, der dort in einer internationalen Großkanzlei angestellt war und sich in den kommenden Jahren würde Schritt für Schritt nach oben arbeiten müssen.
„Also, dein Papà und ich freuen uns wahnsinnig“, schritt Laura ein und antwortete für Proteo gleich mit. „Das wird eine Riesenhochzeit mit Gästen aus aller Welt. Wir haben viel zu besprechen, aber bis Mai ist Gott sei Dank noch genügend Zeit. Und du könntest endlich das Abendessen zubereiten, Marco. Ich sterbe vor Hunger.“
„Ach, das wird nicht lange dauern. Den Tisch deckt aber ihr. Ich bin schließlich nicht auch noch euer Kellner.“ Marco verzog sich in die Küche.
Laurenti entkorkte eine zweite Flasche Spumante, während die weibliche Mehrheit des Hauses sich bereits in der Diskussion über die anstehenden Vorbereitungen befand. Livia erzählte, dass die deutschen Behörden von ihr mehr beglaubigte Dokumente verlangten, als andere Länder dies tun würden, und sie hatte sich noch um nichts gekümmert. Die deutschen Bürokraten verkomplizierten ihrer Meinung nach die Regeln der Europäischen Union unnötig. Als würden die amtlichen Urkunden außerhalb Deutschlands ein bisschen weniger gelten.
„Mehr als drei Austern für jeden konnte ich nicht auftreiben“, verkündete Marco, der zwei Platten voller Eis und Muscheln hereintrug. „Aber nur wenn Nonna und Barbara keine wollen. Für euch gibt’s angemachten Baccalà.“
Ada Cavallin hatte sich neben Lauras Mutter gesetzt. Camilla vergaß seit einigen Jahren die meisten Neuigkeiten sofort. Nur in Gesellschaft ihrer alten Freundin funktionierte ihr Gedächtnis besser. Ada war zwar zehn Jahre älter als sie, aber in jeglicher Hinsicht in bester Verfassung. Sie kümmerte sich oft und rührend um Camilla, bei deren Familie in San Daniele im Friaul sie einst Unterschlupf vor den Nazis gefunden hatte. Einer der Nachbarn ihrer Eltern musste sie als Botin der Partisanen denunziert haben, worauf sie wochenlang in Triest und Umland gesucht worden war. Bei einer Razzia verwüsteten die Deutschen damals ihr Elternhaus und folterten ihre Mutter in stundenlangen Verhören. Adas Vater war da schon längst nach Deutschland deportiert worden. Von den entfernten Verwandten in San Daniele wussten die Nazis nichts.
Die frischen Austern waren im Nu verputzt. Marco verschwand wieder in der Küche und hörte nicht, wie die anderen auf das Hochzeitsessen zu sprechen kamen. Wenig später stellte er eine riesige Schüssel voll dampfender Venus- und Miesmuscheln in der Mitte des Tischs ab.
„Das würden sogar die deutschen Gäste essen“, sagte Patrizia. „Wie viele Leute wollt ihr denn einladen, Livia, und woher werden sie kommen?“
„Mit der Gästeliste stehen wir noch ganz am Anfang. Es hängt auch davon ab, wo wir feiern werden.“ Livias Blick ließ ahnen, dass sie bereits klare Vorstellungen hatte. Doch noch hütete sie sich davor, sie zu äußern. „Im Mai müsste das Wetter halten.“
„Wollt ihr etwa kirchlich heiraten?“, fragte Patrizia.
„Das wissen wir noch nicht. Dirk ist Protestant. Wenn überhaupt, dann ökumenisch. Mir ist’s eh egal.“
Ihr Vater runzelte die Stirn. Seit Jahrzehnten besuchte er Gottesdienste nur, wenn er dort einen Tatverdächtigen vermutete. Oder wenn es sich um eine Beerdigung handelte. Auch Laura betrat Kirchen ausschließlich aus künstlerischem Interesse.
Marco biss sich auf die Zunge und verschwand für den nächsten Gang in der Küche. Proteo Laurenti entkorkte gerade eine Magnumflasche Rosso Celtico von Moschioni.
„Marco, wo hast du eigentlich diesen köstlichen weißen Trüffel her?“, versuchte er das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, als sein Sohn den nächsten Gang servierte. Patrizia schob ihrer Tochter eine Nudel in den Mund, die von der Kleinen skeptisch aufgenommen wurde.
Die Tagliatelle hatte Marco ganz frisch gemacht und, während das Wasser kochte, die kleinsten Knollen gehobelt und in einem Strich Olivenöl und etwas Butter ziehen lassen, dann mischte er die Pasta und einen Hauch geriebenen Parmigiano in die Pfanne und servierte das Ganze schließlich direkt auf den Tellern. Zwei weitere Trüffel hobelte er beim Servieren großzügig über die Nudeln.
„Ich habe da so meine Quellen“, behauptete er wichtigtuerisch. „Die Saison ist ja eigentlich schon fast vorbei. Das hier sind zweihundert Gramm, normalerweise kostet der ein Vermögen. Im Piemont liegt der Preis momentan bei über viertausend Euro pro Kilo und vor Weihnachten war er sogar noch höher. Was tu ich nicht alles für euch!“
Seit einem halben Jahr arbeitete der begabte, doch unstete Jungkoch in der Großküche des städtischen Altersheims. Aber nur vorübergehend, wie er immer wieder betonte. Sein niedriges Gehalt besserte er nebenher gelegentlich bei einem renommierten Catering-Service auf. Die harte Taktung einer gehobenen Restaurantküche schreckten ihn angeblich noch immer vor einer Festanstellung ab. Während seiner Ausbildung hatte er erlebt, wie es dort zuging. Dafür brachte er immer wieder rare Köstlichkeiten mit nach Hause, für die sein Verdienst eigentlich nicht ausreichte. Und in seiner freien Zeit baute er im Garten über dem Meer Gemüse und Kräuter an.
Je länger der Abend dauerte und je mehr Wein floss, desto wilder und konfuser wurde die Diskussion um Livias Hochzeit. Nie hätte Laurenti sich träumen lassen, dass seine Älteste einmal einen deutschen Rechtsanwalt ehelichen wollte, dessen Nachnamen er nicht einmal aussprechen konnte und für den sie als vielsprachige Sekretärin tätig war, weil sie in Italien keinen adäquaten Job gefunden hatte. Immerhin hatte sie damals zur Erleichterung ihres eifersüchtigen Vaters die Angebote der Mailänder Modelagenturen ausgeschlagen.
Klugerweise hatte Livia für die Mitteilung an die Familie ihren Ex-Ehemann in spe in Frankfurt gelassen. Auch die Frage ihres Vaters, wie lange sie sich schon mit dem Gedanken trage, ließ Livia unbeantwortet. Zwar hatte sich Proteo Laurenti über die Jahre an den Kerl gewöhnt, der sich inzwischen immerhin weniger naseweis gab als zu Anfang, doch nach wie vor unverrückbar an seiner Meinung über die Italiener festhielt, als handle es sich dabei um einen irreparablen genetischen Defekt der Deutschen. Proteo fand, dass dieser Dirk Livias Schönheit schlichtweg nicht verdient hatte. Doch die Wahl seiner Tochter beklagte er nur engen Freunden gegenüber.
Proteo und Laura, Livia und Patrizia waren sich einig, dass Marco die Verantwortung für das Hochzeitsessen übernehmen sollte, sofern er dabei die Kosten im Auge behielt.
„Also bisher habe ich geglaubt, dass es bei einer Hochzeit an nichts fehlen darf. Da sollte man es krachen lassen. Allein schon, um einmal so richtig anzugeben. Aber ihr? Ihr redet vom Sparen? Klar, das dürfte kein Problem werden, solange nur deutsche Gäste kommen. Die kann ich sogar mit einer einfachen Pastasciutta überraschen“, trumpfte der Jungkoch auf. „Aber Italiener erwarten mehr. Und fangt mir ja nicht mit glutenfrei und vegan und dem ganzen Käse an“, fügte er angeekelt hinzu. „Am besten sucht ihr euch gleich einen anderen Koch.“
An ein ernsthaftes Gespräch war nicht mehr zu denken. Gegen zwei Uhr, als sich die Argumente wiederholten und an dem langen Tisch niemand mehr Wasser, Wein oder Grappa nachschenkte, versprach Proteo Laurenti, am kommenden Morgen als Erster aufzustehen, die Trümmer des Abendessens zu beseitigen und für alle einen Brunch zuzubereiten. Livias Rückflug nach Frankfurt würde erst gegen Abend gehen, wenn sie nicht kurzfristig noch auf Montag umbuchte. Es gab schließlich noch viel mit der Familie zu klären.
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