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Der Sieg des Kapitals

Ulrike Herrmann
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Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen

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Der Sieg des Kapitals — Inhalt

Kapitalismus verstehen

Geld ist ein Rätsel: Jeder benutzt es, aber keiner versteht es. Ulrike Herrmann erklärt, wie der Kapitalismus wirklich funktioniert und räumt mit diversen Missverständnissen auf: Warum wir nicht in einer Marktwirtschaft leben, Kapital nicht das Gleiche wie Geld ist, uns keine Inflation droht und die Globalisierung keine Gefahr darstellt. Ein wichtiges Buch für alle, die die aktuellen Wirtschaftskrisen verstehen wollen – für die Taschenbuchausgabe komplett aktualisiert.

€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 11.05.2015
288 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30568-6
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€ 11,99 [D], € 11,99 [A]
Erschienen am 31.03.2022
288 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60165-8
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Leseprobe zu „Der Sieg des Kapitals“

Einleitung: Der Sieg des Kapitals



Die Szene war schon seltsam: 297 Tage campierten Occupy-Aktivisten vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt und ließen sich nicht entmutigen. Sie trotzten dem Regen, der Kälte, der Polizei und dem guten Zureden von Mitarbeitern der Bank. Entschlossen harrten sie auf dem nassen Rasen aus – nur wozu? Die Occupy-Aktivisten erhoben keine einzige konkrete Forderung. Zwar hatten sie Plakate gemalt, auf denen „Banken in die Schranken“ oder „Wir sind 99 Prozent“ zu lesen war. Aber jenseits dieser allgemeinen Anklagen hatten [...]

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Einleitung: Der Sieg des Kapitals



Die Szene war schon seltsam: 297 Tage campierten Occupy-Aktivisten vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt und ließen sich nicht entmutigen. Sie trotzten dem Regen, der Kälte, der Polizei und dem guten Zureden von Mitarbeitern der Bank. Entschlossen harrten sie auf dem nassen Rasen aus – nur wozu? Die Occupy-Aktivisten erhoben keine einzige konkrete Forderung. Zwar hatten sie Plakate gemalt, auf denen „Banken in die Schranken“ oder „Wir sind 99 Prozent“ zu lesen war. Aber jenseits dieser allgemeinen Anklagen hatten sie keine Reformideen. Sie hatten nur das ungute Gefühl, dass unkontrollierbare Finanzmächte die Welt regieren.

Die Occupy-Aktivsten sind nicht allein mit ihrer Ratlosigkeit, was sich konkret ändern sollte. Auch die meisten Wähler fühlen sich überfordert. Wie es der Schriftsteller Botho Strauß ausgedrückt hat: „Auf dem Gebiet, von dem sein Wohlergehen am meisten abhängt, ist das Volk ein Stümper.“
Gleichzeitig ahnt aber jeder, dass die Finanzwelt auf den nächsten Crash zusteuert. In nur zehn Jahren hat Deutschland drei schwere Krisen erlebt: 2001 platzte die Internetblase, 2007 rollte die Finanzkrise aus den USA heran, und seit 2010 ist die Eurokrise akut. Dies ist ein Novum. Noch nie ist es in der Geschichte Europas vorgekommen, dass sich drei Finanzkrisen in einem einzigen Jahrzehnt entluden. Diese Krisen waren extrem teuer. Allein zwischen 2006 und 2012 haben deutsche Anleger im Ausland rund 600 Milliarden Euro verloren.
Zudem drohen weitere Crashs. Seit 30 Jahren pumpt sich eine „Superblase“ auf, wie es Hedgefonds-Manager George Soros genannt hat, und noch immer ist diese „Superblase“ zum Zerreißen gespannt. Die drei vergangenen Krisen haben zwar kleine Löcher in die Blase gestochen, aber die heiße Finanzluft ist noch lange nicht abgesaugt.

Die Bundesbürger sind ratlos, aber nicht realitätsblind. Viele kaufen hektisch ein Haus oder eine Wohnung, um in scheinbar sichere „Sachwerte“ zu investieren. Seit 2010 sind die Immobilienpreise in Deutschland um 15 Prozent gestiegen. Dies ist der Durchschnittswert für die gesamte Bundesrepublik; in einzelnen Städten wie München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin ist der Preisanstieg noch sehr viel steiler – und ein Ende nicht abzusehen.

Doch die Flucht in die Sachwerte wird nichts nutzen: Es gibt keine individuelle Lösung, die vor einer Finanzkrise schützt. Eine Rezession trifft jeden – Arbeitnehmer genauso wie Aktionäre, Hausbesitzer oder Riester-Sparer. Um beim Beispiel der Häuser zu bleiben: Immobilien haben keinen absoluten Wert, sondern in einer Krise brechen die Preise wieder ein, und die einstigen Wertzuwächse verschwinden. Ein Teil des Vermögens wäre vernichtet, das man so dringend retten wollte.

Deutsche sorgen generell gern vor. Auf 80 Millionen Bundesbürger kommen 93,2 Millionen Lebensversicherungen. Rein statistisch gesehen haben also selbst Babys schon einen Vertrag, der fürs Alter schützen soll. Gegen Vorsorge ist nichts einzuwenden, aber diese Vorsorge kann ihren Wert nur behalten, wenn es nicht zu weiteren Finanzkrisen kommt.

Bisher haben die Deutschen mehr oder minder den „Experten“ vertraut, dass sie die Wirtschaft steuern. Doch drei Finanzkrisen in nur zehn Jahren zeigen, dass auf diese angeblichen Experten kein Verlass ist. Die Wähler können das Risiko nicht mehr eingehen, das ökonomische Denken anderen zu überlassen. Es ist sicherer, sich selber einzumischen.

Dieses Buch will daher unterhaltsam und anschaulich erklären, wie der Kapitalismus funktioniert. Es spannt sich von den Römern in der Antike bis zur Eurokrise, beginnt also nicht mit den aktuellen Finanzturbulenzen. Denn die Krisen lassen sich nur richtig deuten, wenn man den Normalbetrieb des Kapitalismus kennt – und nicht jeden Mythos glaubt, der über ihn verbreitet wird.

Es ist wie in der Medizin: Ein Arzt kann Krankheiten nur erkennen, wenn er weiß, wie ein gesunder Körper aussieht. Auch bei Finanzkrisen hilft es überhaupt nichts, sich allein auf die Spekulationsblasen zu konzentrieren und ihre pathologischen Details aufzuzählen – das verwirrt nur. Es ist viel einfacher, die Krisen zu verstehen, wenn vorher klar ist, wie ein krisenfreier Kapitalismus funktioniert.

Die Wortwahl mag zunächst erstaunen, gilt es doch als „links“ oder gar „marxistisch“, den Begriff Kapitalismus zu verwenden. Diese Phobie ist jedoch typisch deutsch. In den USA wird der Ausdruck Kapitalismus völlig selbstverständlich verwendet, der im übrigen auch gar nicht von Karl Marx stammt.

Der Begriff Kapitalismus hat den Vorteil, dass er präzise beschreibt, was die heutige Wirtschaftsform auszeichnet: Es geht um den Einsatz von Kapital mit dem Ziel, hinterher noch mehr Kapital zu besitzen, also einen Gewinn zu erzielen. Es handelt sich um einen Prozess, der exponentielles Wachstum erzeugt.

Genau dieser zentrale Zusammenhang geht bei dem Begriff Marktwirtschaft verloren, der in Deutschland so beliebt ist. Auf Märkten wird mit Äquivalenten gehandelt. Doch wie soll aus dem Tausch gleichwertiger Güter ein Prozess entstehen, der zu permanentem Wachstum führt? Dies bleibt unerklärlich.

Der Titel Der Sieg des Kapitals ist natürlich doppeldeutig. Er beschreibt sowohl die Wirtschaftsform als auch die vorherrschenden Machtverhältnisse. Occupy hatte ja nicht unrecht mit dem Verdacht, dass das oberste Prozent der Bevölkerung den großen Rest regiert. An diesem Zustand wird sich jedoch nichts ändern, solange die unteren 99 Prozent nicht wissen, wie der Kapitalismus funktioniert.

Aber was ist eigentlich dieses „Kapital“, von dem hier so selbstverständlich die Rede ist? Es ist nämlich nicht das Gleiche wie Geld, obwohl es im Alltag oft synonym verwendet wird. Geld gab es schon immer und ist mindestens 4 000 Jahre alt: Die ersten Texte der Menschheit stammen aus Mesopotamien und wurden nicht etwa verfasst, um Literatur zu überliefern – sondern um Schulden zu verzeichnen.

Während das Geld uralt ist, ist das Kapital noch jung. Der moderne Kapitalismus ist etwa 1760 im Nordwesten Englands entstanden, als Textilfabrikanten auf die Idee kamen, Webstühle und Spinnereien zu mechanisieren. Heute wirken diese ersten Maschinen sehr klein und zierlich, aber mit ihnen begann eine völlig neue Epoche. Erstmals in der Geschichte wurde die menschliche Arbeitskraft durch Technik ersetzt, und damit kam der Reichtum in die Welt. Seit Jahrtausenden hatte die Wirtschaft weitgehend stagniert, aber nun wuchs sie exponentiell. Das „Kapital“ im Kapitalismus ist also nicht das Geld, sondern es sind die effizienten Produktionsprozesse und der technische Fortschritt.

Es war eine Revolution, nicht ein schlichtes Mehr vom Gleichen. Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter hat für diesen fundamentalen Wandel ein sehr knappes Bild gefunden: „Man kann beliebig viele Postkutschen aneinanderreihen – und trotzdem wird daraus niemals eine Eisenbahn.“
Jahrtausende lang, von der Jungsteinzeit bis zum 18. Jahrhundert, lebten die Menschen ähnlich: Die meisten arbeiteten auf dem Land, aßen vor allem Getreide oder Hülsenfrüchte – und viele verdienten gerade genug, um nicht zu sterben. Doch dann setzte plötzlich die Industrialisierung ein, die einen unerwarteten Wohlstand ermöglichte.

Der moderne Kapitalismus ist eindeutig ein historisches Phänomen, aber in der ökonomischen Theorie wird er oft wie ein Naturgesetz behandelt und mit zahllosen mathematischen Formeln beschrieben. Es wird der Eindruck erweckt, als hätte die Menschheit zwingend zum Kapitalismus finden müssen. Dies ist eine Fiktion.
Der moderne Kapitalismus ist keine Variante der Physik, sondern eher zufällig entstanden. Er ist eine Kulturleistung des Menschen und wahrscheinlich seine erstaunlichste Erfindung. Denn der Kapitalismus ist das erste dynamische System, das der Mensch je erschaffen hat. Seitdem das Wirtschaftswachstum in der Welt ist, ist es nicht mehr zu bremsen. Zwar kommt es regelmäßig zu Krisen, aber die technologische Entwicklung geht unaufhaltsam weiter – und ist mit dem Internet noch lange nicht abgeschlossen.

Da der Kapitalismus historisch entstanden ist, lässt er sich nur verstehen, wenn man seine Geschichte kennt. Es ist befremdlich, dass viele Ökonomen die Wirtschaftsgeschichte komplett ignorieren – ist sie doch die wichtigste Datenquelle, die den Volkswirten zur Verfügung steht. Es bringt wenig, mathematische Gleichungen zu konstruieren und mit Variablen zu füttern, wenn man sie nicht an der Realität überprüft. Der berühmte Wirtschaftshistoriker Charles P. Kindleberger merkte einmal bissig an: „Die heutigen Wirtschaftstheorien gehen meist deduktiv vor und konstruieren mathematische Modelle von Schönheit und Eleganz – aber das menschliche Verhalten bilden sie häufig noch nicht einmal ansatzweise ab.“

Dabei kann die Geschichte wie eine Versuchsanordnung wirken, mit der sich richtige von falschen Theorien unterscheiden lassen. Nur ein Beispiel: Die Industrialisierung setzte, wie schon erwähnt, in England ein. Aber warum? Technologisch waren die Briten nämlich nicht besonders avanciert und wussten anfangs auch nicht mehr als die antiken Römer. Die Dampfmaschine beruhte auf Prinzipien, die seit Archimedes bekannt waren. Was also war in England neu und anders? Die Antwort passt nicht ins neoliberale Weltbild: Die britischen Löhne waren damals die höchsten der Welt, weswegen es sich erstmals rentierte, Menschen durch Maschinen zu ersetzen.

Die britische Erfahrung ist noch immer aktuell: Der Kapitalismus entwickelt sich nur stabil, solange die Reallöhne steigen. Viele Unternehmer wollen es nicht glauben, aber hohe – nicht niedrige – Gehälter fördern das Wachstum und machen die Firmen reich.

Anders formuliert: Es gehört zu den Wundern des Kapitalismus, dass er sich durchgesetzt hat, obwohl die meisten Kapitalisten nicht verstehen, wie er funktioniert.

Allerdings täuschen sich nicht nur Neoliberale. Auch linke Kritiker missverstehen den Kapitalismus häufig, den sie reformieren oder gar abschaffen wollen. So glauben viele Occupy-Aktivisten, dass der Zins das Wachstum treiben würde, weswegen sie alternative Geldsysteme erfinden.

Wieder würde ein Blick in die Geschichte helfen: Der Zins hat noch nie Wachstum ausgelöst. Bereits die Mesopotamier wussten, wie man den Zinseszins ausrechnet und haben ihn auch eingetrieben – trotzdem stagnierte ihre Wirtschaft. Geld allein ist machtlos und erzeugt keinen Wohlstand.

Es ist ironisch, aber eigentlich bitter: Letztlich sind viele Kapitalismuskritiker ihren Lieblingsfeinden, den Investmentbankern, überraschend nah. Auch die Finanzbranche glaubt ja, dass ihre windigen Geldprodukte echten Reichtum schaffen würden, und verlangt daher hohe Boni. So unterschiedlich Banker und Occupy-Aktivisten sind: Gemeinsam mystifizieren sie das Geld und schreiben ihm wundersame Kräfte zu.

Die Irrtümer der Neoliberalen und ihrer linken Kritiker sind nicht harmlos, weil der Kapitalismus ein sehr volatiles System ist, das zu Krisen neigt und daher politisch gesteuert werden muss. Es ist ex­trem gefährlich, wenn völlig falsche Ideen zu ebenso falschen Maßnahmen führen.

Dieses Buch will daher unter anderem erklären, warum:

  • wir nicht in einer „Marktwirtschaft“ leben,
  • die Großkonzerne herrschen,
  • die Globalisierung keine Gefahr darstellt,
  • Geld noch nie knapp war,
  • keine Inflation droht,
  • Derivate uralt sind,
  • die Große Depression ab 1929 immer noch lehrreich ist,
  • die Wall Street zu mächtig wurde
  • und die Eurokrise eigentlich leicht zu lösen wäre.


Außerdem macht die Geschichte des Kapitalismus einfach Spaß. Der Mensch hat sich schon immer für Gold, Geld, Reichtum und Macht interessiert. Wirtschaft ist nicht langweilig, wie viele glauben, sondern pralles Leben.

Ulrike Herrmann

Über Ulrike Herrmann

Biografie

Ulrike Herrmann, Jahrgang 1964, ist Wirtschaftskorrespondentin der Tageszeitung „taz“. Sie ist ausgebildete Bankkauffrau, hat Geschichte und Philosophie studiert und war anschließend wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Körber-Stfitung sowie Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin...

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