Den mit 50.000 Euro dotierten „Großen Preis des Deutschen Literaturfonds“ erhält in diesem Jahr Annette Pehnt. Sie wurde von der Jury, bestehend aus Birte Lipinski, Manuela Reichart und Hans Thill, aus dem Kreis der bisher durch den Deutschen Literaturfonds geförderten Stipendiatinnen und Stipendiaten gewählt. Der „Große Preis des Deutschen Literaturfonds“ ist hervorgegangen aus dem „Kranichsteiner Literaturpreis“ und gehört mit einem Preisgeld von 50.000 Euro zu den höchstdotierten Literaturpreisen in Deutschland.
Weitere Infos: Großer Preis des Deutschen Literaturfonds 2023 (deutscher-literaturfonds.de)
Die Begründung der Jury lautet:
„Ihr umfangreiches Werk zeugt von einer beeindruckenden Fähigkeit, in ganz verschiedenen literarischen Formen und oft mit wenigen Worten Perspektiven zu vermitteln, Geschichten aufzubauen und Stimmungen zu erzeugen. In ihrem aktuellen Roman Die schmutzige Frau hat sie auf originelle Weise die schriftstellerische Arbeit selbst zum Thema gemacht. Sie verknüpft hier eine versifizierte Rahmenhandlung um eine von ihrem Ehemann finanziell abhängige Schriftstellerin mit eingelegten Prosaminiaturen und entwickelt so ein ganz eigenes Spiel von Strenge und Erzählfluss, vom Umgang mit dem Schreiben und der Fiktion. Dass nur aus der Perspektive der Protagonistin die Handlung zu erschließen ist, unzuverlässig und oft nur andeutungsweise, macht den Reiz der Erzählung aus und kommt einer ‚Wahrheit‘ über das Leben wohl näher als jede eindeutige Behauptung.
In der Kurzprosa wie im Lexikon der Angst und im Lexikon der Liebe, in ihren Kinderbüchern und vor allem in ihren herausragenden Romanen sind solche überraschenden Blickwinkel und wechselnden Figurenperspektiven immer wieder staunenswert.
Die zahlreichen Ich-Erzähler in Alles was Sie sehen ist neu, die Stück für Stück ein Bild der Hauptfigur aufbauen, entwickeln einen ganz anderen Erzählfluss als die Ehefrau in Mobbing, die eigentlich wenig weiß und doch über alle Lücken hinweg erzählt.
Dabei sind Annette Pehnts Figuren vielschichtig und jenseits aller Klischees angelegt. Überrascht merken wir beim Lesen, welche Tiefe die Autorin mit ihren manchmal fast kargen Beschreibungen erreicht, mit welcher Präzision sie ihre Charaktere zeichnet. Von obsessiver Liebe und Verlust in Briefe an Charly bis zu Alter und Tod im Haus der Schildkröten entwirft sie dabei immer auch Beziehungspsychogramme.
Ihre Geschichten fordern uns auf beste Weise heraus: durch Form und Inhalt. Für ihr Gesamtwerk und mit besonderer Hochachtung vor dem jüngsten Roman Die schmutzige Frau verleiht die Jury Annette Pehnt den ,Großen Preis des Deutschen Literaturfonds'.“
Rheingau Literaturpreis 2020: 11.111 Euro und 111 Flaschen Rheingauer Riesling an Annette Pehnt
Den Rheingau Literatur Preis 2020 erhält die deutsche Schriftstellerin Annette Pehnt für ihren Roman Alles was Sie sehen ist neu. Die durch das Rheingau Literatur Festival initiierte Ehrung wird in diesem Jahr zum siebenundzwanzigsten Mal vergeben. Die Auszeichnung ist mit 11.111 Euro und 111 Flaschen besten Rheingau Rieslings dotiert. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Rheingau Musik Festival e.V. stiften je 5.000 Euro des Preises, der vom Relais & Chateaux Hotel Burg Schwarzenstein um 1.111 Euro ergänzt wird. Die erlesenen Weine stammen aus den herausragenden Kellern des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter Rheingau.
Die Jury begründet ihre Wahl folgendermaßen: „In Alles was sie sehen ist neu erzählt Annette Pehnt von der Reise einer Gruppe deutscher Kulturbürger in ein fernöstliches Land namens Kirthan. Sie kommen mit festen Erwartungen, doch sie finden einen Staat in tiefer Ambivalenz zwischen Tradition und Vormarsch in die Moderne. Alle westlichen Wahr- und Weisheiten kommen dort an ein Ende, und bald droht auch dem Reiseprogramm der Abbruch. In diesem Moment verlässt Annette Pehnts Roman die Deutschen und begibt sich auf den Spuren des kirthanischen Reiseleiters zu dessen Lebensstationen über drei Jahrzehnte hinweg. Die europäische Perspektive wird neu fokussiert, ehe das Buch in einem furiosen Finale die Hybris eines angelesenen Verständnisses der Kraft des Zuhörens und Weitererzählens gegenüberstellt. Alles was wir sehen ist neu sucht die Balance zwischen Orient und Okzident, Kollektivismus und Individualismus, Allegorie und Beobachtung. Das Buch ist ein Schlüsselroman, denn es öffnet die Welt.“
Aus der Laudatio von Andreas Platthaus:
Wenn Sie, verehrte Zuhörer, einen interessanten Namen tragen, aber auch wenn Sie kleine Kinder oder alte Eltern haben, Probleme im Beruf oder in der Liebe, Freude an Haustieren oder Kultur, dann sind sie bei Pehnts Büchern genau richtig. Mutmaßlich hat sich längst ein Spiegelbild von Ihnen in eines davon verirrt. Sie müssen es nur noch finden und sich selbst erkennen. Das ist bekanntermaßen die gewagteste Geistesübung. Aber wie gesagt: Annette Pehnts Bücher sind immer auch Abenteuererzählungen.
Die große Geschichtenerzählerin Annette Pehnt erschafft in Alles was sie sehen ist neu einen großen Geschichtenerzähler: Nime, den Reiseleiter. Schon dieser Beruf macht einen langjährigen Pehnt-Leser hellhörig, denn im Debütroman Ich muss los rettete sich der ebenso lebensuntüchtige wie lebenskluge Protagonist Dorst in eine selbstgewählte Existenz als Fremdenführer, mit lauter Lügen im Gepäck, die aber lebenswahr sind. Neunzehn Jahre später wiederholt Annette Pehnt nun diese Konstellation mit Nime. Er, der nicht das Herz, aber das Hirn auf der Zunge trägt, spürt den Stimmungen der ihm Anempfohlenen aufmerksam nach und weiß genau, wann es Zeit ist, nach all dem verstörend Neuen des modernen Kirthan etwas vertrautes Altes einzuflechten, etwa durch den Besuch im hauptstädtischen Tempel der Ewigen Freundlichkeit. „Nime“, so lesen wir dann, „hatte nun die Stimme eines Märchenerzählers, flüsterte von Kurtisanen und Erntetagen, Verbrennungen und Himmelsrichtungen und dem Mittelpunkt der Welt, der seit tausend Jahren mitten im Tempel ruht. Wir lauschten mit halb geschlossenen Augen, hier war sie, die erhabene Schönheit von Kirthan, hier und nicht auf den verstopften Straßen und in den Betonsiedlungen, und den Mittelpunkt der Welt würden wir uns nicht entgehen lassen.“
Annette Pehnt erhält den Preis der Ricarda-Huch-Poetik-Dozentur für Frauen und Gender in der literarischen Welt 2016
Die Stadt Braunschweig und seine Stiftungspartner verleihen der Autorin Annette Pehnt für ihren Roman „Chronik der Nähe“ den Preis der Ricarda-Huch-Poetik-Dozentur für Frauen und Gender in der literarischen Welt 2016.
Der Preis wurde 2015 im Namen der prominenten Braunschweiger Schriftstellerin zur Förderung der Auseinandersetzung mit Genderdimensionen in der Gegenwartsliteratur ins Leben gerufen und umfasst ein Preisgeld in Höhe von 7.000 € und einen dotierten Lehrauftrag im Sommersemester 2016 an der Technischen Universität Braunschweig. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Journalistin Kristina Maidt-Zinke.
Die Jury würdigt mit diesem Preis Pehnts „Sujets, Geschichten, Handlungen, die zugleich einfach und phantastisch sind. Ihre Werke thematisieren Grenzen, die befragt, beschritten und überschritten werden.“
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