Frisuren und Haarschmuck im Mittelalter
Kleidung im Mittelalter: Ian Mortimer erklärt für „Zeitreisende“ ins Mittelalter wie die richtige Frisur aussah
Ohne die entsprechende Kopfbedeckung aber ist der mittelalterliche weibliche „Look“ nicht vollständig. Und den Kopfputz kann man nicht ohne die Frisuren beschreiben. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war der wohl beliebteste adlige Frisurenstil das „Widderhorn“. Das lange Haar (alle adligen Frauen tragen ihr Haar lang) wird in der Mitte geteilt ; jede Seite wird zu einem einzelnen langen Zopf geflochten, und der wird dann zu einer Art Dutt oder Schnecke über dem Ohr aufwickelt und mit einer Haarnadel dort befestigt. Wenn Sie verheiratet sind, tragen Sie einen Reif, eine Haube, einen Hut oder Schleier darüber und befestigen Ihre „R ise“, das Tuch, das unter dem Kinn drapiert wird und den Hals bedeckt, an beiden Seiten. Im Jahr 1300 reicht Ihre Cotte bis zum Boden, und die Ärmel sind so lang, dass sie über die Fingerknöchel fallen. Oft sind von Frauen nur das Gesicht und die Finger zu sehen.
Unter Edward III. ändert sich alles. Auffällig ist vor allem die Technik, die beiden Zöpfe zu nehmen und sie an den Schläfen hoch und wieder hinunter zu führen, sodass sie Säulen aus geflochtenem Haar bilden, die das Gesicht einrahmen. Oft sind diese aufwendig mit goldener Gaze durchwirkt – so trägt Königin Philippa ihr Haar in den 1360ern gern. Ihre Zeitgenossin, die Countess of Warwick, hat ihr Haar ähnlich frisieren lassen; doch statt der steifen goldenen Säulen, die das Gesicht umrahmen, hat sie die beiden geflochtenen Säulen über dem Kopf zusammenlaufen lassen und sie dann mit einem goldenen Netzgitter umhüllt. Das Ergebnis ist ein eindrucksvoller Bogen aus goldenem Haar rund um ihr Gesicht. Diese aufwendigen Frisuren brauchen Stunden.
Die meisten adligen Damen geben sich mit schlichten langen Zöpfen oder einer Variation des Widderhornstils zufrieden; dazu kommen ein Reif oder ein Diadem und eine Rise (wenn sie verheiratet sind). Anne von Böhmen, die Ehefrau Richards II., bevorzugt einen einzigen langen Zopf, der den Rücken hinabfällt.
Unverheiratete Mädchen schmücken sich mit Edelsteinen im Haar – oft mit künstlichen Blumen aus Gold und Juwelen – oder mit pelzbesetzten Kapuzen. Es ist für adlige Damen höchst unüblich, in der Öffentlichkeit mit langem, frei fallendem Haar aufzutreten.
Selbst wenn es einfach unter eine Haube gesteckt wird – es wird bedeckt. Im Jahrhundert zuvor und auch im nächsten ist es durchaus üblich, dass die Frauen ihr Haar offen tragen, doch im 14. Jahrhundert tun zumindest Adlige das nur in der Abgeschiedenheit ihrer Wohngemächer. Langes, offenes Haar gilt allgemein als verführerisch und wird deshalb wie auch nackte Arme und Beine versteckt, um Unschicklichkeit zu vermeiden. Nur zügellose und liederliche Frauen wagen sich mit offenem und unfrisiertem Haar nach draußen.

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