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Mein Glück hat vier Pfoten Mein Glück hat vier Pfoten - eBook-Ausgabe

Nadine Regel
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Wie ich mit meinem Hund über die Alpen wanderte

— Ein mitreißender Bericht über das Weitwandern mit Hund für Wanderlustige und Tierfreunde
Paperback (18,00 €) E-Book (17,99 €)
€ 18,00 inkl. MwSt. Erscheint am: 04.07.2025 In den Warenkorb Im Buchshop Ihrer Wahl bestellen
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Mein Glück hat vier Pfoten — Inhalt

Zu Fuß über die Alpen

Nadine und ihr Hund Ralfi sind ein perfektes Team, und sie lieben es, gemeinsam in den Bergen unterwegs zu sein. 2023 erfüllt sich die Journalistin einen Traum und bricht mit ihrem mutigen Vierbeiner zu einer Wanderung von München nach Verona auf. Doch ob sie und Ralfi, ein Portugiesischer Podengo, den sie aus einem Tierheim nahe Lissabon adoptiert hat, es wirklich über die Alpen schaffen?

50 Tage Natur und Gipfelglück, urige Hütten und die ganz große Freiheit

In knapp zwei Monaten wandern die beiden zunächst die Isar entlang, dann über Karwendel, Stubaital und die Dolomiten Richtung Gardasee. Humorvoll und unterhaltsam berichtet Nadine von ihren Erlebnissen. Sie schildert die landschaftliche Schönheit, spannende Begegnungen, die besonderen Herausforderungen einer Weitwanderung mit Hund, ihre Angst vor Bären – und teilt mit uns das Gefühl von Freiheit und Glück. Ein wunderbares Buch über ein fantastisches Abenteuer und eine besondere Freundschaft – nicht nur für Hundefans!

Mit vielen nützlichen Tipps für das Wandern mit Hund

€ 18,00 [D], € 18,50 [A]
Erscheint am 04.07.2025
240 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-89029-608-1
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€ 17,99 [D], € 17,99 [A]
Erscheint am 04.07.2025
240 Seiten
EAN 978-3-492-61005-6
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Leseprobe zu „Mein Glück hat vier Pfoten“

Wie alles begann

November 2020, Portugal

Mit meinem Mietwagen rumple ich durch die Schlaglöcher der unbefestigten Straße zum Tierheim. Hinter mir wirbelt eine Staubwolke auf, das Fenster habe ich heruntergekurbelt. Die frische Morgenluft tut gut, und aus der Ferne dringt mir bereits das Bellen von Hunden entgegen.

Ich weiß nicht, was mich erwartet, aber den Wunsch, wieder einen Hund zu haben, trage ich schon lange in mir. Ich bin mit Hunden aufgewachsen – mein erster Begleiter, Caesar, blieb 18 Jahre und der zweite, Snoopy, zwölf Jahre lang an meiner [...]

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Wie alles begann

November 2020, Portugal

Mit meinem Mietwagen rumple ich durch die Schlaglöcher der unbefestigten Straße zum Tierheim. Hinter mir wirbelt eine Staubwolke auf, das Fenster habe ich heruntergekurbelt. Die frische Morgenluft tut gut, und aus der Ferne dringt mir bereits das Bellen von Hunden entgegen.

Ich weiß nicht, was mich erwartet, aber den Wunsch, wieder einen Hund zu haben, trage ich schon lange in mir. Ich bin mit Hunden aufgewachsen – mein erster Begleiter, Caesar, blieb 18 Jahre und der zweite, Snoopy, zwölf Jahre lang an meiner Seite. Doch bisher fühlte es sich nie nach dem richtigen Zeitpunkt an. Auch wenn viele sagen, den gebe es sowieso nicht, bin ich da anderer Meinung. Die Voraussetzungen müssen einfach stimmen. Kann ich seinen Bedürfnissen gerecht werden? Habe ich genug Zeit, mich umfassend um das Tier zu kümmern? Und falls nicht, gibt es adäquate Betreuungsmöglichkeiten? Verfüge ich über die finanziellen Mittel, um sein Leben lang für einen Hund zu sorgen?

Seit September 2020 bin ich freiberufliche Journalistin im Bereich Sport und Outdoor, kann mir meine Zeit frei einteilen und meinen Arbeitsort selbst wählen. Meine Basis ist aber schon seit vielen Jahren München. Ich benötige nur ein Laptop und Internet, fertig ist mein Büro, das ich sowohl am Strand als auch auf einer Alm oder in einem Hostel einrichten kann. Diesen Herbst fiel meine Wahl auf Ericeira, einen kleinen Küstenort in Portugal.

Mit meiner beruflichen Unabhängigkeit fühlt es sich nach dem richtigen Moment an, wieder einen Hund in mein Leben zu holen. Überhaupt hat sich in letzter Zeit viel bei mir verändert. Ich habe mich von meinem damaligen Freund getrennt, eine On-off-Geschichte, die mich viel Kraft gekostet hat. In Portugal beginnt auf gewisse Weise auch ein neuer Lebensabschnitt für mich.

Schon zu Hause hatte ich mich nach einem potenziellen Adoptionshund umgeschaut, aber während der Coronapandemie waren sehr viele Tiere adoptiert worden. Mit meiner Reise nach Portugal verband ich also auch den Wunsch, dort einen Hund zu finden. Wirklich angegangen bin ich die Suche aber erst, als ich dann vor Ort war.

Zum ersten Mal sehe ich Ralfi, damals noch „Ralf“, auf der Website von „Dogs of Portugal“. Ein Team aus Freiwilligen unterstützt das Tierheim „Cantinho da Milu“ in Setúbal und vermittelt Hunde sowohl innerhalb Portugals als auch ins Ausland, manchmal sogar bis nach Kanada. Für die Auslandsvermittlung müssen die Tiere mindestens sechs Monate alt sein, da sie nur kastriert oder sterilisiert abgegeben werden. Wenn man sich die überfüllten Tierheime ansieht, ist das absolut verständlich. Die ungezügelte Vermehrung der Hunde auf der Straße produziert immer nur neues Leid.

Im Tierheim empfängt mich Gosia, eine junge, dunkelhaarige Frau aus Lissabon, die ehrenamtlich für die Vermittlung zuständig ist. Hauptberuflich arbeitet sie als Anwältin. Ihr immenses Engagement beeindruckt mich. Sie postet noch bis spät am Abend auf Facebook, um ein neues Zuhause für die Tiere zu finden.

„Ich suche einen sportlichen, mittelgroßen Hund, der gut mit Kindern klarkommt“, sage ich und bekräftige damit, was ich auch schon in meiner E-Mail mitgeteilt hatte. Ich erwähne auch den Namen „Ralf“, doch sie hatte ihn ohnehin schon für mich im Blick. Dass er Kinder mag, ist wichtig, denn ich habe eine Nichte und vier Neffen. Zielsicher führt sie mich zu ihm, einem Portugiesischen Podengo – etwa 40 Zentimeter groß, fuchsrotes Fell, schlanker Körper, riesige Ohren, circa zehn Monate alt. Mehr als 800 Hunde leben hier im Tierheim, und ich gehe jetzt mit diesem einen spazieren.

Soweit sich seine Geschichte nachvollziehen lässt, wurde er als Welpe ausgesetzt und landete in einer Tötungsstation, aus der ihn das Tierheimteam etwa im Alter von sieben Monaten gerettet hat. Angeblich gab es für Ralf in den drei Monaten, die er hier ist, noch keinen einzigen Interessenten. Verbunden durch eine hellgrüne Leine verlassen wir das Gelände und spazieren einen Feldweg entlang. Er zieht, hat einen starken Drang nach vorne – was für mich als aktiven Menschen durchaus ein Pluspunkt ist. Trotzdem strahlt er eine Ruhe aus, wie ich sie bei jungen Hunden selten erlebt habe. Wer weiß, was er schon alles durchgemacht hat, denke ich bei mir.

Nach ein paar Hundert Metern setze ich mich auf einen Grasstreifen am Straßenrand, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. Geduldig kommt er zu mir, schmiegt sich sanft an mich, ohne sich aufzudrängen. Seine Ohren sind stets in Radarstellung, während er die Umgebung scannt. Ich mache ein paar Selfies von uns und schicke sie an meine Eltern. Als ich die Bilder anschaue, bin ich überrascht: Seine Fellfarbe und meine Haarfarbe schimmern in der Abendsonne fast identisch. Man sagt ja, Hund und Frauchen gleichen sich über die Zeit an. Bei uns scheint dieser Prozess schon beim ersten Treffen abgeschlossen zu sein.

Nach einer Weile bringe ich Ralf zurück ins Tierheim und darf ihn in seinen Zwinger begleiten. Dort wohnt er mit zwei anderen Junghunden. Die beiden sind stürmisch und lecken mir begeistert das Gesicht ab. Ralf hingegen ist zurückhaltender, fast erwachsen für sein Alter. Wahrscheinlich prüft er mich ebenfalls: Was will diese Frau von mir? Kann ich ihr vertrauen?

Möglichst entspannt setze ich mich auf den staubigen Boden seines Geheges und beobachte ihn. Wie ein kleiner Wachhund rennt er zum Zaun, bellt die Hunde im gegenüberliegenden Zwinger an und stimmt in das allgemeine Hundeorchester ein. Nach jeder Runde kehrt er zu mir zurück, als ob er Bestätigung oder eine Rückversicherung sucht. Schließlich gehe ich in einen angrenzenden offenen Verschlag, in dem drei kleine Hundebetten aus Plastik stehen. Ralf folgt mir, und zum ersten Mal höre ich es: sein „Wohoooooo“. Was will er mir damit sagen? „Willkommen, das ist unser Schlafzimmer“ oder eher „Hey, stopp, hier darfst du nicht rein“? Ich weiß es nicht.

An diesem Abend fahre ich mit vielen Fragezeichen im Kopf ins Hostel. Die Zeit mit Ralf hat mir unglaublich gut gefallen, und der Abschied fällt mir schon nach dem ersten Treffen schwer. Aber Ralf ist ein Podengo, ein portugiesischer Jagdhund, gezüchtet für die Hasenjagd. Seine spanischen Artgenossen schreibt man übrigens mit c, also Podenco. Ralf ist also ein blitzschneller Jäger, der gelernt hat, draußen eigenständig Entscheidungen zu treffen. Wahrscheinlich werde ich ihn selten bis gar nicht von der Leine lassen können. Auch wenn meine Familie schon früher Hunde hatte, würde ich mich nicht als Hundekennerin bezeichnen. Bin ich einer so anspruchsvollen Rasse gewachsen?

Noch fünf weitere Male besuche ich ihn im Tierheim. Mal ist Ralf in seinem eigenen Auslauf, mal wartet er in einem Zwinger vorne, wo auch ein braver hellbrauner Boxer untergebracht ist. Wenn er mich sieht, stellt er sich auf die Hinterläufe, wirft die Vorderpfoten in die Luft und klammert sich ans Gitter. Vor Freude schmettert er mir sein „Wohoooooo“ entgegen, er weiß gar nicht, wie er seine Wiedersehensfreude noch ausdrücken soll. Die Mitarbeiterinnen im Tierheim, die Ralf kennen, sagen, dass zwischen uns eine besondere Bindung entstanden ist.

Und auch wenn ich gehe, übermannen Ralf seine Gefühle. Wenn ich mich verabschiede, folgt er mir bis zum Tor des Tierheims und rennt meinem Auto bis zum Ende des Zauns hinterher. Jedes Mal kommen mir die Tränen. Es ist erstaunlich, wie schnell so eine Beziehung heranwächst.

Am 13. November ist es dann so weit. Meine Zweifel sind kaum noch spürbar, meine Gefühle für Ralf überwiegen: Ich entscheide mich für ein Leben zu zweit. Gosia legt mir die Adoptionspapiere vor. „Bitte trage noch deine Daten ein“, sagt sie und meint damit meinen Namen, meine Anschrift und den Wunschnamen für meinen Adoptionshund. Ich entscheide mich, seinem Namen nur ein „i“ anzufügen, weil er diesen Namen nun schon seit drei Monaten trägt und seine Taufe im Tierheim für ihn damals einen Neuanfang bedeutet hat. Der Moment, in dem ich meine Unterschrift setze, besiegelt unsere gemeinsame Zukunft. Ich spüre, dass es eine der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens ist, und bin unglaublich glücklich.

Ab jetzt gehen wir gemeinsam durch die Welt. Obwohl ich eigentlich noch einige Wochen in Portugal bleiben wollte, entscheide ich mich dafür, das Land so schnell wie möglich zu verlassen. Auch hier spitzt sich die Coronasituation mit dem nahenden Winter wieder zu; am Wochenende gab es bereits ein Ausgangsverbot. Ich will auf keinen Fall riskieren, Ralfi zurücklassen zu müssen.

Ein letztes Mal bleibt mein Auto am 18. November vor dem Tierheim stehen. Ralfi wartet schon am Ausgang auf mich, seine Flugbox steht neben ihm. Von Setúbal aus fahren wir den ganzen Weg hinunter zum Flughafen in Faro, da nur von dort ein Direktflug nach München möglich ist. Mir ist es besonders wichtig, dass Ralfi keinen Flugzeugwechsel durchmachen muss. Vor dem Flug habe ich gründlich recherchiert. Natürlich wäre es mir am liebsten, wenn Ralfi mit in den Passagierraum könnte, aber mit seinen 14 Kilogramm ist er dafür leider zu schwer. Das Limit liegt bei 8 Kilo. Das bedeutet, Ralfi muss im Frachtraum mitfliegen – ein Gedanke, der mir fast das Herz bricht, aber es bleibt die einzige Option, ihn schnell und sicher nach Deutschland zu bringen. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, ihm Beruhigungstabletten zu geben, da dies auch von den meisten Tierärztinnen und Tierärzten nicht mehr empfohlen wird. Man kann nie genau sagen, wie ein Hund darauf reagiert, und sobald er im Flugzeug ist, hat man keine Möglichkeit einzugreifen. Für ein bisschen mehr Sicherheit empfiehlt es sich, einen Tracker am Hund oder seiner Flugbox zu befestigen, um seinen Standort jederzeit verfolgen zu können. Es kommt leider immer wieder vor, dass Hunde, ähnlich wie Gepäckstücke, verloren gehen – ein schrecklicher Gedanke, der mich während des gesamten Fluges begleiten wird.

Etwa sechs Stunden nachdem ich Ralfi in Faro abgegeben habe, transportiert ein Rollband seine Hundebox in die Wartehalle des Münchner Flughafens. Ich hebe sie herunter und lasse Ralfi heraus. Wir sind angekommen.

Hunde aus dem Tierheim oder Tierschutz

Die Entscheidung, einen Hund von einer Züchterin oder einem Züchter zu kaufen oder aus dem Tierheim zu adoptieren, ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Es lohnt sich aber, zuvor alle Optionen gründlich zu prüfen. Ein guter Ausgangspunkt ist die Frage, welche Eigenschaften der zukünftige Begleiter haben soll: Größe, Felltyp, Temperament und genetische Veranlagungen – ist er also eher ein Jäger, Hütehund oder Beschützer? Nicht nur Rassehunde, sondern auch Mischlinge besitzen besondere und individuelle Anlagen, die man aus der Mischung und körperlichen Konstitution ablesen kann. Am Ende bleibt aber jeder Hund eine Wundertüte, weil jedes Tier ein Individuum ist. Im Tierheim trifft man auf eine beeindruckende Vielfalt – von Welpen und jungen Hunden bis hin zu liebenswerten Senioren, Mischlingen und Rassehunden, gut sozialisiert, weil sie aus einem Zuhause abgegeben worden sind, oder ohne jeglichen Kontakt zu Menschen von der Straße.

Ein erster Schritt ist oft der Besuch lokaler Tierheime in Deutschland, die nach der großen Nachfrage während der Coronapandemie mittlerweile vielerorts wieder überfüllt sind. Erst danach sollte man seine Suche auf das Ausland ausdehnen. Viele Organisationen sind auf die Vermittlung in andere Länder spezialisiert, kümmern sich um Formalitäten, Impfungen sowie Kastrationen oder Sterilisationen und testen die Hunde auf Mittelmeerkrankheiten. Häufig erfolgt die Überführung in das neue Zuhause durch Sammeltransporte.

Obwohl ich persönlich keinen Hund allein anhand von Fotos oder Videos auswählen könnte, funktioniert dies in vielen Fällen problemlos. Herausforderungen entstehen vor allem, wenn die Vorgeschichte eines Tieres unbekannt ist. Solche Hunde können ängstlich sein, ohne dass man den Grund dafür kennt, müssen sich oft erst an alltägliche Situationen gewöhnen und behutsam sozialisiert werden. Hier sind Geduld und Einfühlungsvermögen entscheidend, da Hunde Zeit benötigen, um sich zu öffnen und Vertrauen aufzubauen.

Die sogenannte Drei-Drei-Drei-Regel bietet eine Hilfestellung für die Eingewöhnung: In den ersten drei Tagen steht die Orientierung im Mittelpunkt – der Hund ist verunsichert und benötigt vor allem Ruhe, klare Strukturen und Zeit, um die neue Umgebung kennenzulernen. Nach etwa drei Wochen beginnt er, sich sicherer zu fühlen und das neue Zuhause zu erkunden. Nach drei Monaten zeigt sich zunehmend die individuelle Persönlichkeit des Tieres, es baut Vertrauen zu seinen Menschen auf und integriert sich immer besser in den Alltag. Diese Regel ist jedoch nur ein Richtwert, denn jedes Tier ist einzigartig und benötigt unterschiedlich viel Zeit, um vollständig anzukommen.

Was ich aus meiner Erfahrung sagen kann: Es war nicht immer einfach mit Ralfi, dennoch habe ich es keine Sekunde bereut, ihn adoptiert zu haben. Wir haben viel Zeit in der Hundeschule verbracht und dort auch eine ganze Reihe von Menschen kennengelernt, die mit ihrem Hund von einer Züchterin oder einem Züchter Probleme haben. Oft liegt es nicht am Hund, sondern an den betreuenden Menschen. Wichtig ist, sich mit Erziehungsthemen auseinanderzusetzen, bevor man einen Hund adoptiert, damit man sofort weiß, worauf man achten muss, wenn er zu einem kommt. Die Erziehung sollte trotz der Eingewöhnung an Tag eins beginnen, weil sie dem Hund Orientierung bietet, sodass er dem Menschen gegenüber eine Erwartungssicherheit aufbaut.

Auf keinen Fall sollte man Tiere über den Onlinehandel kaufen. Auch bei Zuchthunden ist dringend auf Seriosität zu achten. Hunde mit unbekannter Herkunft können von sogenannten Vermehrern stammen, also Menschen, die Welpen wie am Fließband für den Verkauf produzieren. Das ist nicht nur für die Tiere die Hölle, die Hunde können starke gesundheitliche und psychische Schäden davontragen. Auch bei der Vermittlung von Auslandshunden sollte man vorab die Organisation recherchieren. Ich kann „Dogs of Portugal“ uneingeschränkt empfehlen.


Vom Traum zum Plan

Mai 2023, etwa vier Monate vor dem Start der Alpenüberquerung

Ich sitze auf dem Fußboden meines Ausrüstungslagers im Haus meiner Eltern, umgeben vom kompletten Inhalt meines Busses. Vor ein paar Tagen sind Ralfi und ich aus Norwegen zurückgekehrt, wo wir von Februar bis April mit dem Camper unterwegs waren. Jetzt sortiere ich meine Sachen: extrawarme Merinosocken, Daunenjacken, Ralfis Wintermäntel, Nudeln, Gaskartuschen mit Wintergas für den Kocher, Handschuhe, Thermomatten für die Busfenster – und meine Gedanken.

Norwegen war eine von vielen Touren, die Ralfi und ich schon gemeinsam mit dem Camper unternommen haben. Der Van war dabei Transportmittel und Lebensmittelpunkt in einem, unsere Stellplätze die Basislager, von denen wir unsere Bergtouren gestartet haben. Aber kann ich es auch wagen, mit ihm meinen lang gehegten Traum einer Alpenüberquerung umzusetzen – so ganz ohne den Camper als Rückzugsort? Schon länger wollte ich meine Erfahrungen aus weltweiten Trekkingtouren und Mehrtagestouren in den Alpen verbinden und das erleben, was für mich damals schon die ultimative Alpinerfahrung darstellte: eigenständig über die Alpen wandern, über einen langen Zeitraum jeden Tag in herrlicher Natur verbringen, mich allen Wettern aussetzen – und meine bergsteigerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Schon damals war mir klar, dass ich die Berge als Resonanzraum brauche. Tagelanges Gehen in der Ebene würde mir wahrscheinlich nicht die gleiche Erfüllung bringen, weil mich vor allem die Berge auch mental herausfordern. Erst ihre Ausgesetztheit, Rauheit, Wildheit und Gnadenlosigkeit bringen mich an meine Grenzen, halten mir vor Augen, wozu ich wirklich in der Lage bin, und lassen mich an den Herausforderungen wachsen. Gleichzeitig schenken sie so viele liebliche und unvergessliche Momente: ein Edelweiß am Wegesrand, Gipfel, die sich im Bergsee spiegeln, ein Sonnenuntergang, der Ralfis hellrotes Fell zum Leuchten bringt, ein Regenbogen nach einem heftigen Gewitter.

Die Schönheit der Natur in all ihren Facetten hat mich schon immer überwältigt – als Kind im Thüringer Wald und nun als Erwachsene in den Alpen. Wochenlang nur in den Bergen zu sein – nichts könnte mich glücklicher machen. Und das mit Ralfi als meinem unerschrockenen Partner an meiner Seite.

Was Ralfi mir vom ersten Tag an ermöglicht hat, ist eine große Unabhängigkeit von den Plänen anderer Menschen. Mit ihm fühle ich mich nie einsam, er begleitet mich bereitwillig überall hin, und wir stürzen uns gemeinsam ins Abenteuer. Gerade auch wegen dieser Flexibilität konnte ich die Tour problemlos in unseren Terminkalender einbauen – weil ich mich mit sonst niemandem abstimmen musste. Nach unseren vielen Tagestouren in den Bergen hatten wir unsere Teamfähigkeit auch schon auf Mehrtagestouren getestet. Eigentlich wollte ich sogar schon 2021 ein Teilstück des Traumpfads München–Venedig absolvieren. Ich merkte aber schnell, dass es mit Hund nicht so einfach ist. Nicht alle Hütten auf der Originalstrecke erlauben Hunde. Am Ende kristallisierte sich heraus, dass ich vor allem Südtirol sehen wollte. So sind Ralfi und ich vier Tage durch den Puez-Geisler-Naturpark gewandert – unsere erste gemeinsame Hüttentour. Schon damals bemerkte ich, wie gut Ralfi damit klarkam, jede Nacht woanders zu schlafen, und dass er die langen Tagesetappen problemlos meisterte. Nach den vier Tagen waren wir zwar sehr erschöpft, aber auch unglaublich zufrieden. Das Gefühl, 50 Kilometer und gut 3400 Höhenmeter im Auf- und Abstieg gemeinsam gemeistert zu haben, hat mich so stolz gemacht und war die beste Vorbereitung für das, was uns diesen Sommer bevorstehen sollte. Dieser Hund hat nicht nur eine gute Nase für das Aufstöbern von Wild und Murmeltieren. Spätestens seit dieser Tour zeigte sich sein siebter Sinn für die Berge.

Noch immer sitze ich zwischen meinen Sachen und tippe in den Browser: „Alpenüberquerung mit Hund“. Die ersten Suchergebnisse leiten mich zu geführten Wanderungen mit Reiseveranstaltern. Ich klicke mich durch die Links, finde aber keine für uns passende Route. Dann stoße ich auf eine Liste mit den beliebtesten Alpenüberquerungen. Der Europaweitwanderweg E 5, also der Abschnitt von Oberstdorf nach Meran, erscheint ganz oben. Diese Gegend kenne ich von Hochtouren – wunderschön, aber viel zu überlaufen. Die siebentägige Route vom Tegernsee nach Sterzing wäre auch reizvoll, aber wahrscheinlich fehlt hier der technische Anspruch. Und eigentlich will ich viel länger unterwegs sein. Ebenso beliebt ist der Traumpfad München–Venedig, aber da hatte ich ja schon zuvor Probleme bei der Planung. Trotzdem starte ich erneut eine Recherche, da mir die Route nach wie vor zusagt. Aber bereits die Überschreitung der Birkkarspitze im Karwendelgebirge ist unmöglich, weil weder die Hütte vor dem Gipfel noch die danach Hunde erlaubt.

Also muss eine eigene Route her. Ich öffne eine Karte mit den gängigen Alpenüberquerungen und lasse meinen Blick über die verschiedenen Regionen schweifen: von Kärnten und den Julischen Alpen in Slowenien bis nach Triest, dann weiter nach Westen, in die Schweiz mit den Berner und den Walliser Alpen, dem Monte-Rosa-Massiv, dem Mont Blanc und schließlich bis nach Monaco. Und plötzlich weiß ich: Das wird es, eine eigene Route durch die Mitte der Alpen!

In Gedanken notiere ich meine perfekte Route: durch das Karwendel, die Stubaier Alpen und jede Menge Südtirol – Gegenden also, in denen ich mich bereits gut auskenne und die ich auf meiner Alpenüberquerung verbinden möchte. Als Ziel wähle ich nicht Venedig, sondern Verona, weil ich auf diese Weise wirklich meine eigene Route kreieren muss und mit meiner Routenführung im Zentrum des Gebirges verbleibe. Die wahren Ausmaße der Alpen kann man erst richtig mithilfe einer dreidimensionalen Karte erfassen, auf der man die Topografie plastisch sehen und fühlen kann. Eine solche Karte hat mir eine Freundin geschenkt, sie hängt in meiner Küche. Ich schaue sie mir an und weiß: Diese gewaltigen Berge möchte ich Schritt für Schritt überqueren.

Zeit habe ich ab Ende August, unterwegs sein könnte ich bis Anfang Oktober. Dieser Zeitraum eignet sich perfekt für eine Alpenüberquerung, weil Spätsommer und Herbst stabileres Wetter bieten, Hitzegewitter seltener werden und die Sicht klarer ist als im Frühling oder Sommer. Wie ich von Südtirol nach Verona komme, halte ich mir erst mal offen. So genau bin ich mit der Recherche noch nicht, aber der Anfang ist gemacht.


Später Start auf bekannten Wegen

18. August, von München nach Hohenschäftlarn
20,8 Kilometer, 135 Meter im Aufstieg, 45 Meter im Abstieg, 5:30 Stunden, 32 Grad

Hektisch eile ich durch ein Outdoorgeschäft am Marienplatz. Meine Eltern und meinen Neffen Edgar habe ich mit Ralfi und meinem Rucksack derweil in einem Café am Rindermarkt geparkt. Sie sind extra nach München gekommen, um mich vor meinem großen Abenteuer zu verabschieden. Draußen drückt die Hitze in der Betonlandschaft der Stadt. Eigentlich wollte ich längst unterwegs sein, aber meine Zeitplanung und die Realität liegen weit auseinander. Spontan habe ich entschieden, noch einen Wasserfilter zu besorgen, außerdem fehlen mir Brausetabletten mit Elektrolyten.

Als ich schließlich alles beisammenhabe, begleitet meine Familie mich vor das Münchner Rathaus, von wo aus Ralfi und ich unsere Reise starten. Es ist 14 Uhr, die Sonne hat bereits den Zenit überschritten, aber die höchsten Temperaturen des Tages sind erst gegen 16 Uhr zu erwarten. In meinen Magazinbeiträgen zur Tourenplanung predige ich regelmäßig, an heißen Tagen möglichst früh zu starten, um der Hitze zu entgehen. Jetzt muss ich darüber schmunzeln und nehme mir vor, meinen eigenen Rat in den kommenden Wochen ernst zu nehmen.

Mit meinem 48-Liter-Wanderrucksack und den schweren Wanderstiefeln fühle ich mich reichlich fehl am Platz. Neben mir lassen sich Menschen in Sandalen, leichten Sneakern und wallenden Kleidern fotografieren, ich dagegen wirke wie eine Everest-Aspirantin. Obwohl der Anblick hier nicht ungewöhnlich ist – viele Wanderinnen und Wanderer starten ebenfalls am Marienplatz, um den Traumpfad München–Venedig zu bewältigen. Davon abgesehen sind die meisten Leute wahrscheinlich sowieso mehr mit sich selbst und dem perfekten Foto beschäftigt.

Andererseits fühlt es sich auch gut an, hier zu stehen. Nach all den Vorbereitungen geht es endlich los. Ich bin aufgeregt, vielleicht ein wenig gestresst, weil mir der Trubel etwas zu viel wird. Gleichzeitig bin ich dankbar, dass meine Familie hier bei mir ist.

„Stell dich mal so hin, dass ich dich mit Ralfi vor dem Rathaus gut aufs Bild bekomme“, sagt meine Mutter.

Einfacher gesagt als getan, weil der Rathausturm sehr hoch ist. Aus der kurzen Distanz muss sich meine Mutter schon auf den Boden legen, um uns zusammen mit dem hohen Gebäude aufs Foto zu bekommen. „Das geht besser mit dem Weitwinkelmodus am iPhone“, sage ich, auch wenn Ralfi und ich dann aussehen wie Giraffen, weil die Optik uns in die Länge zieht. Das typische Glockenspiel im Turm erklingt jetzt jedoch nicht – dafür hätte ich zwei Stunden früher hier sein müssen.

Als wir dann endlich richtig positioniert sind, stehen wir da, in der prallen Sonne, mal halte ich Ralfi auf dem Arm, mal sitzt er brav neben mir. Uns beiden hängt die Zunge aus dem Mund. Meine Mutter drückt munter auf den Auslöser.

„Wie fühlst du dich?“, fragt mein Vater.

„Keine Ahnung“, antworte ich. Vielleicht hatte ich mir diesen Moment emotionaler vorgestellt. Vielleicht ist mir auch einfach noch nicht ganz klar, was jetzt gleich beginnt. Immerhin beruhigt es mich, dass ich heute noch den ganzen Tag auf vertrauten Wegen unterwegs sein werde, 20 Kilometer liegen vor uns. Wieder schüttle ich den Kopf über mich selbst – verrückt, erst so spät zu starten.

Ich schaue zu Ralfi hinunter und versuche nachzuempfinden, was in ihm gerade vorgeht, auch wenn er natürlich nichts versteht von dem, was hier passiert. Wahrscheinlich leidet er unter der Hitze und sehnt sich nach einer Abkühlung. Die Isar ist zum Glück nicht weit entfernt. Ich nehme meine Eltern noch einmal in den Arm.

„Viel Erfolg, das wird sicher gut“, sagt mein Vater. Meine Mutter fügt hinzu: „Und immer genug trinken!“

Auch mit 38 ist und bleibt man doch das Kind seiner Eltern. Edgar, gerade mal acht Jahre alt, wirkt traurig, er möchte mich unbedingt begleiten, aber ich vertröste ihn auf den nächsten Tag. „Morgen passt es besser, da gehen wir viel durch den Wald. Heute muss ich mich erst mal allein mit Ralfi auf alles einstellen, okay?“, sage ich. Etwas widerwillig umarmt er mich und wünscht mir viel Glück. Dann heißt es Abschied nehmen. Morgen begleiten meine Eltern Edgar zum Startpunkt meiner zweiten Etappe.

Ralfi und ich machen uns auf den Weg, vorbei am Viktualienmarkt zum Gärtnerplatz, wo ich früher gewohnt habe. Von dort geht es über die Reichenbachbrücke hinunter zur Isar, an der wir damals täglich unsere Gassirunden gedreht haben. Das liebe ich an München: die Nähe zur Natur. Selbst im Stadtzentrum hat sich der Fluss an vielen Stellen seinen wilden Charakter bewahrt oder ist nachträglich renaturiert worden. Bei Hochwasser werden regelmäßig die Kiesbänke überflutet, die Isarauen sind Landschaftsschutzgebiet. Für die kommenden Tage sind Temperaturen von über 30 Grad angekündigt.

„Was für ein Glück wir haben“, sage ich zu Ralfi, denn noch bis gestern hat es fast täglich geregnet. Ralfi mag keinen Regen und wird sich freuen, dass er davon erst mal verschont bleibt. Mit Hitze kann er aber auch nicht viel anfangen. Sein Traumwetter? 20 Grad und ein leichtes Lüftchen. Am Ufer tummeln sich unzählige Menschen, spielen Volleyball, balancieren auf Slacklines oder genießen einfach nur die Sonne. Wir bleiben größtenteils im Schatten der Bäume am Hochufer, gehen nur kurz runter, damit sich Ralfi in der Isar abkühlen kann. Schwimmen mag er nicht, aber bis zu den Ellenbogen ins Wasser waten – das liebt er.

Ralfi beginnt, im Kiesbett zu wühlen. Irgendwann stampft er wie ein Verrückter mit den Vorderpfoten auf, sodass das Wasser nur so spritzt. Sein liebstes Spiel ist es, große Isarkiesel aus dem glasklaren Wasser zu fischen. Da er nicht tauchen will, schiebt er die Steine mit seinen Vorderpfoten unter seinem Körper hindurch bis ans Ufer. Gefühlt hat er auf diese Weise schon Tonnen an Steinen bewegt. Doch die Zeit drängt, wir müssen weiter. Wir überqueren den Fluss auf der Tierparkbrücke in Thalkirchen und folgen dem Wanderweg am Westufer, später dem Seitenkanal des Flusses. Ein Großstadtgefühl will in München einfach nirgendwo aufkommen, vor allem nicht hier im Süden, wo die Isar das Stadtbild prägt.

Ich setze einen Fuß vor den anderen. Noch kenne ich jede Flusswindung und jeden Baum. Sogar ein paar der Hunde, die hier regelmäßig mit ihren Menschen spazieren gehen, erkenne ich wieder. Kurz denke ich daran, wie einfach es wäre, jetzt abzubiegen und zurück zu meiner Wohnung an der Theresienwiese zu gehen. Obwohl ich schon so viel gereist bin und ständig woanders wohne, spüre ich ein leichtes Gefühl von Heimweh. Es fühlt sich an wie ein sanftes Ziehen in meiner Brust, bittersüße Melancholie, wahrscheinlich ein Resultat des Vorbereitungsstresses der letzten Wochen und meiner Müdigkeit.

In Pullach steigen wir zum Hochufer auf und überwinden die ersten Höhenmeter unserer Alpenüberquerung. Um die lang gezogenen Serpentinen abzukürzen, nehmen wir eine steile Treppe, ein erster Härtetest für meine Oberschenkel. Ralfi steigt mutig voraus. Über unsere Bungeeleine, die an meinem Bauchgurt befestigt ist, sind wir miteinander verbunden, und er zieht mit aller Kraft voran. Immer wieder erstaunt es mich, wie viel Energie in diesem dünnen Hund steckt – und wie anstrengend Treppensteigen sein kann.

Der Blick von hier oben auf die Isar und ihre weißen Kieselsteinbänke ist überwältigend. Auch auf der anderen Isarseite erhebt sich das Gelände und ist von dichtem Wald bewachsen, ich kenne die Gegend gut von meinen Gravelbiketouren. Ralfi zieht mich zu einem Brunnen, wie sie hier in regelmäßigen Abständen zu finden sind, und auch ich fülle meine Wasserflasche zum ersten Mal auf. Die Zeit vergeht schneller, als mir lieb ist. Schweren Herzens verlassen wir den dichten Buchenwald der Hangleiten und wechseln auf den Gehweg neben der Bundesstraße 11, die von München ins Oberland führt. Ich habe die Route spontan angepasst, damit wir es noch vor Sonnenuntergang zu unserem Hotel in Hohenschäftlarn schaffen. Selbst schuld, denke ich.

Mit jedem Schritt brennen meine Fußsohlen mehr, bis die Schmerzen beinahe unerträglich werden. Das liegt daran, dass ich feste Wanderschuhe der Kategorie B/C trage. Sie sind ideal für mittelschwere Bergtouren, Trekking mit schwerem Gepäck und leichte Gletschertouren, da sie bedingt steigeisenfest sind, werden allerdings auf flachem Asphalt, über dem die Hitze flirrt, zur reinsten Tortur. Dass es unangenehm wird, war mir klar – aber so schlimm? Ich hatte noch überlegt, ein Paar Trailschuhe mitzunehmen, aber das hätte mein Gepäck gesprengt. Mein Rucksack wiegt jetzt schon 16 Kilogramm, inklusive Hundefutter und Wasser. Einen Tod muss man sterben, denke ich, denn mit Blick auf das, was noch vor uns liegt, werden sich die harten Bergschuhe vielleicht doch noch auszahlen.

Was ich auf jeden Fall vermeiden will, sind Shin Splints – das Schienbeinkantensyndrom, das bei Überlastung auftreten kann. Deshalb habe ich beschlossen, die ersten Etappen relativ kurz zu halten und nicht gleich am ersten Tag 30 Kilometer zu gehen. Schließlich hatten Ralfi und ich vor der Alpenüberquerung kaum Zeit, gezielt zu trainieren. Solch ein großes Projekt traue ich uns beiden nur zu, weil wir schon viele Abenteuer gemeinsam erlebt haben – von Hüttentouren über lange Skitouren bis hin zu monatelangen Vanreisen mit viel Outdoorprogramm – und ich weiß, was wir leisten können. Außerdem behalte ich mir vor, immer wieder Pausentage einzulegen. Trotz der defensiven Planung stellt die Alpenüberquerung auch einen Test für uns als Hund-Mensch-Team dar. Wir loten unsere gemeinsamen Grenzen aus.

„Mannnnnn, Ralfi!“, rufe ich plötzlich, als ich das Gleichgewicht verliere und beinahe stürze. Ohne Vorwarnung ist Ralfi nach links ins Feld gesprungen und zerrt mich an meinem Bauchgurt hinter sich her. So unvermittelt aus meinen Gedanken gerissen, muss ich laut lachen. Ralfi hat tatsächlich noch die Energie und die Muße, nach Mäusen zu wühlen. Was für ein Clown! Trotz seiner Rasse ist er ein miserabler Jäger und verfehlt regelmäßig seine Beute.

Während Ralfi den Mäusen nachspürt, blicke ich in den Himmel. Die späte Sonne taucht die Felder um uns herum in warmes Licht, und am Horizont färbt sich der Himmel im Abendrot. Ganz da hinten erkenne ich sie – die Berge. Schon am Ende des ersten Tages, an dem wir mitten in München gestartet sind, wirken sie zum Greifen nah.

Als wir 20 Minuten später in unserem Hotel in Hohenschäftlarn ankommen, ziehe ich sofort meine Schuhe aus. Was für ein herrliches Gefühl! Ich springe kurz unter die Dusche und schlüpfe in meine Wechselklamotten, die auch gleichzeitig meine Schlafsachen sind. Ich bin heilfroh, dass ich meine federleichten fliederfarbenen Birkenstocksandalen aus Schaumgummi eingepackt habe, obwohl selbst sie meinen Füßen gerade kaum Erleichterung bringen. Ralfi säuft seinen Napf restlos leer und frisst ein paar Brocken seines Trockenfutters. Viel Appetit hat er nicht. Erschöpft legt er sich auf seine Decke und streckt alle viere von sich. Wahrscheinlich wundert er sich, was das heute gewesen sein soll. 20 Kilometer Flachlandwandern?

Aber hey, wir haben den ersten Tag geschafft. Ich esse noch eine Portion Pasta im hoteleigenen Biergarten und gehe bald aufs Zimmer. Schon am ersten Tag tut mir alles weh. In kleinen Tippelschritten drehe ich mit Ralfi später noch die obligatorische Abendrunde. Wie soll das nur morgen werden, denke ich bei mir. Aber nun gehen wir erst mal ins Bett. Selig ziehe ich mir die Decke über den Kopf und schlafe, begleitet von einem tiefen Seufzer aus Richtung der Hundedecke, ein.

Routenplanung mit Hund inklusive Futter und Unterkünfte

Route: Die Planung der Wegstrecke orientiert sich stets an den Fähigkeiten von Mensch und Hund. Beide sollten beim Schwierigkeitsgrad einen Puffer haben, um noch Reserven für unvorhergesehene Herausforderungen zu besitzen. Ich nutze die Schwierigkeitsgrade des Schweizer Alpenclubs (SAC) als Orientierung, was sich in der Praxis bewährt hat. Erfahrungsgemäß sind mit Ralfi Touren zwischen T1 (einfache Wanderwege) und T3 (anspruchsvollere Bergwanderwege) gut machbar. T3 bedeutet, dass Wege teilweise unklar oder nicht durchgehend zu erkennen sind, das Gelände oft steil ist und exponierte Passagen mit Ketten oder Seilen gesichert sein können. Geröllfelder, leichte Schrofen und Abschnitte, bei denen man die Hände zur Balance benötigt, sind ebenfalls typisch. Zudem besteht an exponierten Stellen Absturzgefahr, weshalb man hier besonders aufmerksam sein muss.

Zur Planung meiner Alpenüberquerung habe ich gedrucktes Kartenmaterial und meine Wander-App benutzt. Konkret habe ich mich von Unterkunft zu Unterkunft vorgearbeitet und jeweils die besten Verbindungswege gesucht. Die Schwierigkeit der Wege ist im Kartenmaterial gekennzeichnet. Wenn ich bei einem Abschnitt etwas unsicher war, welche Schwierigkeiten dort wirklich auf uns warten, habe ich entweder bei Hütten nachgefragt oder mir über eine Onlinerecherche mehr Informationen beschafft. Manchmal sind meine Wunschrouten aber daran gescheitert, dass Hunde auf Hütten oder in Pensionen nicht erlaubt sind. Die Länge und die zu bewältigenden Höhenmeter einer Etappe hängen stark vom Trainingsstand und den bisherigen Erfahrungen des Hundes ab. Wichtig ist, sich vorsichtig an größere Herausforderungen heranzutasten.

Hundefutter: Hier ist die Zusammenstellung sehr individuell, da jeder Hund andere Vorlieben und Bedürfnisse hat. Auch der Kalorienbedarf kann sich bei hoher Belastung ändern – unbedingt vorab ermitteln und in die Futterplanung einbeziehen. Ich persönlich setze auf Trockenfutter, da es leicht, kompakt und gut zu transportieren ist. Glücklicherweise mag und verträgt Ralfi ein Futter, das wir in ganz Europa problemlos finden konnten. Unterwegs benötigt er zwischen 300 und 400 Gramm pro Tag; Standardpackungen von 800 Gramm reichen daher für zwei Tage. Für den Transport nutze ich wiederverschließbare Zip-Beutel, die praktisch und platzsparend sind. Unterwegs bekam Ralfi manchmal auch Pellkartoffeln oder Nudeln zu fressen, die aber ohne Salz gekocht sein mussten. Hunde mit speziellem Futterbedarf können allerdings eine genauere Planung erfordern. Es ist möglich, Futterpakete an Unterkünfte oder kleine Läden vorauszuschicken, was jedoch rechtzeitig organisiert werden muss.

Unterkünfte: Die Auswahl passender Bleiben kann anspruchsvoll sein, da Hunde nicht überall willkommen sind. Es ist wichtig, vorab anzufragen und den Hund bei der Buchung anzumelden. In Südtirol bieten viele Hütten Einzel- oder Doppelzimmer an, was besonders vorteilhaft ist, wenn man den Hund mitbringt. In der Hochsaison (Juli und August) sind beliebte Hütten oft schnell ausgebucht. Daher empfiehlt es sich, rechtzeitig, also mindestens ein halbes Jahr, im Voraus zu reservieren. Für den Hund eine eigene Decke mitzunehmen und möglichst auch ein Tuch, um die Pfoten abzuwischen, ist ebenfalls ratsam.

Nadine Regel

Über Nadine Regel

Biografie

Nadine Regel, geboren 1985 in Thüringen, lebt seit ihrem Politikstudium in München. Nach einigen Stationen in der internationalen Entwicklungsarbeit (zum Beispiel bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), unter anderem in Sierra Leone, Südafrika, der Mongolei und Ghana arbeitet sie...

Veranstaltung
Vortrag
Donnerstag, 16. Oktober 2025 in Walldorf
Zeit:
20:00 Uhr
Ort:
Bücherei Stadt Walldorf,
Hirschstraße 15
69190 Walldorf
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