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Kingdom of the Wicked – Die Göttin der Rache (Kingdom of the Wicked 3)

Kerri Maniscalco
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„Das düstere Setting überzeugt mit einzigartiger Atmosphäre und einem grandiosen Schreibstil.“ - magischer.buecherwald

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Kingdom of the Wicked – Die Göttin der Rache (Kingdom of the Wicked 3) — Inhalt

Eine Liebe, mächtiger als das Schicksal ... das atemberaubende Finale der „Kingdom of the Wicked“-Trilogie

Noch immer ist die junge Hexe Emilia in der Hölle und muss sich nun den Geistern ihrer Vergangenheit stellen: Sie hat herausgefunden, dass ihre eigene Schwester offenbar ganz und gar nicht die Person ist, für die sie sie gehalten hat. Inmitten von Hexen, Dämonen und Gestaltwandlern muss Emilia schnell mit der neuen Situation zurechtkommen, bevor sie in den Intrigen der Sieben Kreise untergeht. Gleichzeitig sehnt sie sich danach, endlich Wrath, den verführerischen Fürsten des Zorns, ganz für sich zu erobern, mit Herz und Seele. Doch kann der rätselhafte Dämon ihr geben, was sie sich wünscht?

***„Kingdom of the Wicked: Die Göttin der Rache“ ist der dritte Band der „Kingdom of the Wicked“-Reihe***

Band 1: Kingdom of the Wicked – Der Fürst des Zorns
Band 2: Kingdom of the Wicked – Die Königin der Hölle
Band 3: Kingdom of the Wicked – Die Göttin der Rache

€ 17,00 [D], € 17,50 [A]
Erschienen am 29.06.2023
Übersetzt von: Diana Bürgel, Julian Müller
448 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-70683-4
Download Cover
€ 12,99 [D], € 12,99 [A]
Erschienen am 29.06.2023
Übersetzt von: Diana Bürgel, Julian Müller
448 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60312-6
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Leseprobe zu „Kingdom of the Wicked – Die Göttin der Rache (Kingdom of the Wicked 3)“

Eins


Auf einmal entflammten Kerzen im Schlafgemach von Fürst Wrath.

Obwohl ich mir alle Mühe gab, den Dämon nicht anzulächeln, bogen sich meine verräterischen Lippen wie von selbst nach oben. Der Prinz, dem dies auch von seinem Standort draußen auf dem Balkon nicht entgangen war, richtete den Blick auf meinen Mund, wo er einen Herzschlag länger als nötig verweilte.

Das Lodern in seinen Augen ließ eine ganz andere Art Wärme über mich fließen, und im selben Moment flackerte im Kamin ein Feuer auf, die Flammen zischten und knisterten wie verrückt.

Es war ein [...]

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Eins


Auf einmal entflammten Kerzen im Schlafgemach von Fürst Wrath.

Obwohl ich mir alle Mühe gab, den Dämon nicht anzulächeln, bogen sich meine verräterischen Lippen wie von selbst nach oben. Der Prinz, dem dies auch von seinem Standort draußen auf dem Balkon nicht entgangen war, richtete den Blick auf meinen Mund, wo er einen Herzschlag länger als nötig verweilte.

Das Lodern in seinen Augen ließ eine ganz andere Art Wärme über mich fließen, und im selben Moment flackerte im Kamin ein Feuer auf, die Flammen zischten und knisterten wie verrückt.

Es war ein willkommenes Gefühl. Besonders nach der Kälte, die zuvor hereingefegt war und sich in meinen Knochen eingenistet hatte. Meine Schwester im Dreimondspiegel zu sehen, hatte etwas Lebenswichtiges in mir zerbrochen.

Etwas, worüber ich im Augenblick jedoch nicht näher nachdenken wollte.

Während ich hier neben Wraths Bett stand, die abgestreifte Tunika zu meinen Füßen, wusste ich, dass es nicht die Sünde war, die ihm seinen Namen gegeben hatte, die das Feuer in seinem Kamin hatte auflodern lassen. Es war kein Zorn, sondern Verlangen, das er zu zügeln versuchte. Die Leidenschaft, die ich in ihm entfacht hatte, als ich ihn wählte – obwohl ich genau wusste, wer er war. Trotzdem hatte ich eingewilligt, seine sündige Königin zu werden. Da er mir meine Seele bereits gestohlen hatte, bot ich ihm nun meinen Körper an. Ohne Spielchen oder magische Bande, die uns zusammenbringen wollten. Ohne einen Gedanken an Vittoria und den Schmerz, der mein Herz jedes Mal zusammenkrampfte, wenn ich an den Verrat meiner Zwillingsschwester dachte.

Selbst jetzt brannten allein beim Gedanken an sie ungeweinte Tränen in meinen Augen, und rasch versuchte ich, meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Wrath würde meinen Schmerz spüren, und diese Unterhaltung wollte ich nicht führen. Diese Sorge konnte warten, bis ich meiner Zwillingsschwester morgen auf den geheimnisvollen Wandelinseln begegnet war und mir angehört hatte, was sie mir sagen wollte.

Bis dahin wollte ich keine weitere Sekunde damit verbringen, mich zu fragen, warum sie ihren Tod vorgetäuscht hatte. Oder wie sie mir so schrecklich hatte wehtun können. Für eine so lange Zeit. Ich hatte Vittoria bereits Monate voller Tränen und Wut gegeben, während ich meinem Weg gefolgt war, um sie zu rächen.

Heute Nacht wollte ich nur Wrath. Samael. Den König der Dämonen. Den gefürchtetsten unter den sieben unsterblichen Prinzen der Hölle. Fürst des Kriegs und der Teufel persönlich. Verführung und fleischgewordene Sünde. Ein Albtraum für die einen, für mich in diesem Moment jedoch ein Traum. Und wenn dieser verfluchte Dämon nicht augenblicklich mit mir ins Bett ging, würde ich selbst die Hölle losbrechen lassen.

„Wollt Ihr die ganze Nacht da draußen stehen bleiben, Euer Majestät?“ Ich hob eine Braue, doch Wraths einzige Antwort bestand in einem leichten Verengen seiner Goldaugen. Was für ein stures, misstrauisches Geschöpf. Nur er brachte es fertig, sich zu fragen, warum ich halb nackt neben seinem Bett stand, anstatt einfach seinen niederen sinnlichen Trieben zu gehorchen, wie ich es wollte. „Wenn du noch weitere Beweise für meine Entscheidung brauchst …“

„Emilia.“

Da war etwas in der Art, wie er meinen Namen sagte. Ich wappnete mich für eine Enttäuschung. Sein Ton deutete an, dass wir reden mussten, aber reden war so ungefähr das Schlimmste, was ich mir in diesem Moment vorstellen konnte. Reden würde zu Tränen führen, und dann würde ich mich dem stellen müssen, wie tief es mich getroffen hatte, Vittoria zu sehen. Viel lieber wollte ich mich einfach in Wraths süchtig machenden Küssen verlieren.

„Bitte nicht“, sagte ich leise. „Mir geht es gut. Wirklich.“

Der Dämon wirkte besorgt und ganz und gar nicht überzeugt. Er selbst hatte mir einmal gesagt, dass man etwas wollen, aber niemals brauchen sollte, allerdings empfand ich in diesem Moment sowohl das eine als auch das andere, und es war mir egal, ob das ein Zeichen von Schwäche war. Ich betete darum, dass er mich nicht allein in meine eigenen Gemächer zurückschicken würde. Einsamkeit würde ich nicht ertragen können. Ich brauchte Trost, Verbundenheit. Etwas Frieden, den in diesem Augenblick nur er mir geben konnte.

Die hauchzarten Vorhänge, die seinen Balkon vom Schlafzimmer trennten, wehten in der Winterbrise und schienen ihn dazu verlocken zu wollen, sich zu seiner halb nackten Königin zu gesellen. Es war, als ob dieses Reich selbst wollte, dass wir endlich vereint waren. Das sanfte Licht der Kerzen und die mitternachtsblauen Stoffe des Schlafzimmers strahlten eine stille Sinnlichkeit aus. Es war ein Raum, der wie für leises Wispern gemacht zu sein schien: für zärtliche, ehrfürchtige Worte, geflüstert nah am Mund des anderen. Für das leise Murmeln von Kleidern, die über nackte Haut strichen.

Zwei Dinge, die ich sofort mit diesem Prinzen erleben wollte.

Seiner eigenen Aussage zufolge glaubte Wrath mehr an Taten als an Worte, was ich nicht vergessen und weshalb ich dies hier getan hatte. Reglos blieb er auf dem Balkon stehen und sah mir zu, während ich mich vorbeugte und meine Stiefel abstreifte. Ich wusste nicht, ob er meine Gefühle wegen Vittoria aufgefangen und falsch gedeutet hatte, oder ob er immer noch nicht glaubte, dass ich den nächsten Schritt auf dem Weg unserer Eheschließung gehen wollte.

Dass wir miteinander schliefen, war eine von zwei finalen Handlungen, durch die wir zu Mann und Frau werden würden. Natürlich konnten wir auch miteinander intim sein, ohne dadurch verheiratet zu werden, aber ich wollte unsere Verbindung besiegeln.

Wenn man bedachte, wie wir einander zum ersten Mal begegnet waren – wie ich ihn in Palermo beschworen und versehentlich für alle Ewigkeit an mich gebunden hatte –, und dass wir beide geschworen hatten, einander zu hassen und ganz sicher nicht zu küssen, war durchaus verständlich, warum er zögerte.

Vor ein paar Monaten hatte ich selbst nicht geglaubt, dass etwas wie diese Nacht passieren könnte. Das war, bevor ich mir eingestanden hatte, dass mehr hinter unserer Geschichte steckte. Dass ich so hell für ihn brannte wie die rosagoldenen Feuerblumen, die ich von meinen Fingerspitzen erblühen lassen konnte. Noch etwas, das ich eigentlich für unmöglich gehalten hätte, und ein weiteres Rätsel, das ich ergründen musste, zusammen mit der Wahrheit darüber, wer ich wirklich war. Doch das konnte warten. Das Einzige, woran ich jetzt denken wollte, war, wie ich meinen Dämonenkönig für mich beanspruchen konnte.

Schneeflocken schwebten um ihn herum zu Boden, legten sich federleicht auf sein dunkles Haar und seine breiten Schultern, was er jedoch nicht einmal zu bemerken schien. Die rauen Elemente dieses Winterreichs schienen ihm nie etwas auszumachen, was vielleicht daran lag, dass er selbst eine Naturgewalt war, mit der man rechnen musste.

Ich hielt seinen intensiven Blick, während ich mir die enge Hose über die Hüfte streifte, sie auszog und auf die Tunika fallen ließ. Als Wrath begriff, dass ich keine Unterwäsche trug, stockte ihm sichtlich der Atem. Er ballte die Hände zu Fäusten, und seine Knöchel wurden weiß vor Anstrengung. Nicht gerade die Reaktion, auf die ich gehofft hatte.

Stirnrunzelnd spielte ich noch einmal durch, was wir gerade zueinander gesagt hatten, wobei ich jedes Wort bedachte. Nachdem er mich hereingelegt und zu einem Bluthandel provoziert hatte – um nach meinem Betreten der Unterwelt dafür zu sorgen, dass keiner seiner Brüder die Situation ausnutzen würde –, hatte ich ihn gefragt, ob er mich immer noch als die Seine betrachtete.

Nun, während er nach wie vor stockstarr dort draußen stand und keine Anstalten machte, mir in sein sehr warmes und einladendes Schlafgemach zu folgen, begann ich mir Sorgen zu machen, ich könnte ihn falsch verstanden haben. Er hatte nur geantwortet, dass er keine Zeit bräuchte, um noch einmal darüber nachzudenken. Was streng genommen allerdings nicht bedeutete, dass er mich als die Seine betrachtete.

„Hast du deine Meinung geändert?“, fragte ich.

Wrath musterte mich, seine Miene wirkte verschlossen. „Du wählst mich aus freiem Willen. In dem Wissen, wer ich bin. Zu was ich fähig bin.“

Es waren keine Fragen, aber ich nickte trotzdem. „Ja.“

„Und diese Entscheidung hat nichts mit deiner Schwester zu tun?“

Sorgsam behielt er mich im Blick, und ich wusste, dass er versuchte, auch noch die leiseste meiner Gefühlsregungen aufzufangen. Wrath würde mich nicht mit in sein Bett nehmen, wenn er glaubte, dass mich irgendetwas anderes als mein eigenes Verlangen dorthin trieb. Seit wir einander zum ersten Mal begegnet waren, hatte ich ihm kaum einmal die reine Wahrheit gezeigt, doch ich zeigte sie ihm jetzt. Wenn wir darauf hoffen wollten, jemals einen gemeinsamen Weg zu gehen, dann mussten die Spielchen zwischen uns enden.

„Ich wollte dich in jener Nacht von Gluttonys Fest. Und davor … weißt du noch, als du mich mit deiner Magie wieder nüchtern gemacht hast, während wir eingeübt haben, wie man mit seiner Sünde, der Völlerei, am besten fertig wird? Auch da wollte ich, dass du mich nimmst. Das war beides lange bevor ich Vittoria gesehen habe.“ Ich zwang mich, seinen Blick zu halten, um ihm zu beweisen, wie ernst es mir war. „Außerdem habe ich heute Abend begriffen, dass du immer für mich da warst. Bei allem. Deine Methoden waren moralisch betrachtet vielleicht nicht immer einwandfrei, aber mit allem, was du getan hast, wolltest du mir helfen. Ich will dich, und das hat nichts mit irgendjemand anderem zu tun.“

Nach einer langen Pause, während der ich mich schon für eine Zurückweisung wappnete, trat er endlich von seinem Balkon ins Schlafzimmer und schloss langsam die Distanz zwischen uns. Sein Blick wanderte von meinen Augen zu meinem Mund, dann tiefer und über meinen Körper.

Eine gänsehauterregende Wildheit lag in seinen Zügen, während er mich in Gedanken Zoll für Zoll verschlang. Schließlich ließ er den Blick auf jener pochenden Stelle zwischen meinen Schenkeln ruhen, und mit einem Mal verzehrte ich mich geradezu nach ihm. Ein tiefes Grollen drang aus seiner Brust, was mir bestätigte, dass er meine Lust spürte.

Ich hoffte inständig, er würde zulassen, dass die wilde Bestie in ihm in dieser Nacht zum Vorschein kam. Ich wollte alles erleben, jedes sündige, abweichende Detail, das er sich je erträumt hatte.

Sein Lächeln war ein lustvolles Versprechen, und es verriet mir, dass er mehr als bereit war, mir genau das zu geben.

Obwohl noch die Kälte des Schneesturms an ihm haftete, war mir alles andere als kalt, als er zu mir kam. Sein flammender Blick und die Art, wie er stumm jede Kurve meines Körpers betrachtete, so als würde er sich ausmalen, was er alles damit anstellen würde … fast wäre ich an Ort und Stelle dahingeschmolzen.

„Verrate mir jeden dunklen Wunsch, Emilia“ – er hob mein Kinn an – „jede Fantasie, die du wahr werden lassen willst.“ Sanft strich er über jene Stelle an meiner Kehle, unter der mein Puls pochte, dann küsste er mich. Es war kaum mehr als ein zartes Streifen seiner Lippen, das mich atemlos und sehnsüchtig zurückließ. Er trat einen Schritt zurück und strich mit beiden Händen über meinen Körper. „Und ich verspreche dir, dass ich dir jede erfüllen werde.“

Ich ließ den Blick über seine erlesenen Kleider schweifen, unter denen sich harte Muskeln verbargen. „Da hätte ich schon ein paar Ideen.“

Die Art, wie er mich ansah, verriet mir, dass auch er die eine oder andere interessante Idee dazu hatte.

In anderen Dingen mochten wir zwar unterschiedlicher Ansicht sein, doch in diesem Punkt waren wir uns glücklicherweise vollkommen einig. Ich zog ihn für einen weiteren Kuss an mich, wollte diesen Moment für alle Ewigkeit festhalten. Schon bald wurde die erst zarte Liebkosung wilder, und keiner von uns wollte noch langsam oder vorsichtig sein. Wut und Leidenschaft trieben uns an, und ich sehnte mich danach, dass unsere erste Vereinigung genauso explosiv wurde wie unser Temperament.

Wenn Wrath beabsichtige, mir jeden dunklen Wunsch, den ich je gehegt hatte, zu erfüllen, war er hoffentlich zu so einigem bereit. Ich biss ihn in die Unterlippe, und mit einem zufriedenen tiefen Brummen tat er es mir nach.

Dann nahm er wieder meinen Mund in Besitz, ein kriegerischer Akt des Kriegsfürsten, und er machte keine Gefangenen. In seinem Kuss lag Besitzanspruch, und ich zahlte es ihm mit gleicher Münze heim. Er gehörte mir. Jeder Zoll seiner sündigen Seele, jedes Pochen seines Herzens gehörte mir.

Ich spürte seine Hände auf meinem Körper, und eine honigsüße Wärme erblühte tief in meinem Bauch und breitete sich mit jedem Streicheln seiner rauen Finger weiter aus. Und ausgerechnet jetzt war er immer noch vollständig angezogen …

Ich zerrte ihm die Anzugjacke herunter und zog am Saum seines Hemds, bevor ich es einfach aufriss. Ich musste ihn sehen, ihn fühlen, Haut an Haut.

Er unterbrach den Kuss, und seine Mundwinkel hoben sich amüsiert. „So langweilig Tugenden auch normalerweise sein mögen, Geduld ist eine, die sich gerade jetzt vielleicht lohnen könnte.“

„In diesem Fall hatte ich eigentlich gehofft, dass du eher auf die Sünden setzt. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du mich einmal gefragt, ob ich gern sehen würde, wie sündig du wirklich sein kannst.“ Ich ließ den Blick über ihn wandern und verbarg mein Lächeln, als es in seinen Augen aufblitzte. „Ist das schon alles?“

„Soll das eine Herausforderung sein?“

Ich hob eine Schulter, wobei ich genau wusste, was ich tat, und genoss die Reaktion, die es bei ihm hervorrief. Der Beule in seiner Hose nach zu schließen, schien es ihm nichts auszumachen. Verdrehter Dämon. „Und wenn ja, was würdest du dann tun?“

„Ins Bett mit Euch, Mylady.“

Seine Stimme klang sanft, aber sein Befehl hatte nichts Sanftmütiges. Demonstrativ wich ich zurück, bis ich das Bett erreicht hatte und mich dagegenlehnte. Meine Finger sanken in die ebenholzschwarze Tagesdecke, die geschmackvoll über eine Ecke drapiert war. Einmal hatte ich mir ausgemalt, wie sich das Fell auf meiner nackten Haut wohl anfühlte.

Gleich würde ich es herausfinden.

Wrath ruckte mit dem Kinn, was besagte, dass er mich auf dem Bett haben wollte, nicht nur dagegengelehnt. Mit erwartungsvoll klopfendem Herzen setzte ich mich auf die Matratze und rutschte bis in die Mitte des gewaltigen Betts, wobei ich ein wohliges Seufzen unterdrücken musste, als das weiche Fell den kühlen Seidenlaken wich. Es fühlte sich noch besser an, als ich es mir vorgestellt hatte. Luxus und Dekadenz gemischt mit etwas Wildem und Ungezähmtem.

Ganz so wie der Herr dieses Hauses der Sünde selbst.

Wrath knöpfte seine Hose auf, wobei er meinen Blick festhielt. Eine Herausforderung, um zu sehen, ob ich wirklich bereit für das war, was nun kommen würde. Seine Hose fiel zu Boden und enthüllte ihn. Hart, einschüchternd und verlockend. Bereit, mich in Besitz zu nehmen.

Ich biss mir auf die Unterlippe, fast überwältigt von meiner Lust, während ich seinen Anblick in mich aufsog. Göttin im Himmel, er war atemberaubend. Langsam ließ ich den Blick von seiner stolzen Erregung über den Rest des Körpers wandern. Über ein Meter achtzig reine Muskeln und bronzefarbene Haut, die vor Lebenskraft zu schimmern schien. Er war eine Studie maskuliner Macht, gepaart mit rauer Schönheit.

Er trat vor, und ich sah von der metallisch glänzenden Schlange an seinem Arm zu der Tätowierung an seinem linken Oberschenkel – ein nach unten weisender Dolch mit rosenverzierter Klinge.

Das geometrische Muster am Griff konnte ich nicht richtig erkennen, und als Wrath den Griff seiner tätowierten Hand um seine Männlichkeit schloss und langsam auf und ab strich, verließ mich ohnehin jeder bewusste Gedanke. Der Dämon versetzte mir einen selbstzufriedenen Blick, als wüsste er genau, was er mit seiner verführerischen, aufreizenden Geste anrichtete. Göttin, verfluche ihn. Ich wollte meine Hand statt seiner dort haben. Noch besser, ich wollte ihn mit meinem …

Ein brutaler Knall zerriss die Luft wie die Peitsche eines wütenden Gotts, und Wraths Schlafgemach verschwand – zusammen mit dem Dämon, dem es gehörte. Stattdessen befand ich mich in einem leeren, kalten und lichtlosen Raum.

Es war ein so drastischer Schnitt, dass ich erst nicht begriff, dass es wirklich geschehen war. Ich blinzelte schnell, um meine Augen an die plötzliche Finsternis zu gewöhnen. Schatten huschten in diesem, wie ich spürte, kleinen Raum umher und schienen sich wie im Rausch umeinanderzuwinden.

Als ich die beißend kalte Luft wahrnahm, überlief eine Gänsehaut meine Arme.

Das hier musste eine weitere bizarre Illusion sein. Davon hatte ich schon so einige erlebt, wenn auch keine andere so lebensecht gewesen war wie diese hier. Sie schienen immer dann auf den Plan zu treten, wenn Wrath und ich uns in romantischer Hinsicht näherkamen, also war das vermutlich auch dieses Mal die Ursache. Ich verfluchte den unpassenden Zeitpunkt dieser ungewollten Unterbrechung und die Tatsache, dass eine fremde Vergangenheit mich aus meiner herrlichen Gegenwart gerissen hatte.

Als ich mir jedoch die Schläfen reiben wollte, musste ich feststellen, dass ich meine Hände nicht bewegen konnte. Ruckartig sah ich nach oben und erkannte, dass sich ein paar Handschellen fest um meine Handgelenke geschlungen hatte. Ich zog daran, aber sie waren hoch über mir an der Decke festgeschraubt. Bei jeder Bewegung klirrten die Ketten, was weiter an meiner rasch nachlassenden Nervenstärke zerrte. Bei Blut und Knochen. Ich senkte den Blick wieder. In dieser Vision war ich ebenso nackt wie in meiner derzeitigen Realität. Na, wunderbar. Ich hatte einen Traum verlassen, um mich in einem typischen Albtraum wiederzufinden.

Ich seufzte tief, und mein Atem bildete kleine weiße Wolken in der Luft, dann erstarrte ich. Wie merkwürdig. Im Gegensatz zu den anderen Illusionen schien ich in dieser hier eine aktive Rolle einnehmen zu können. Es war nicht, als wäre ich in eine Erinnerung getreten oder würde die Vergangenheit aus einer fremden Perspektive betrachten. Meine Augen wurden schmal.

Wenn dies hier weder eine Illusion noch eine Erinnerung war …

„Was bei allen sieben Höllen ist hier los?“ Das unverwechselbare Kratzen von Stiefeln über Stein jagte meinen Puls in die Höhe, und mit einem Mal packte mich die Angst. „Wrath?“

Irgendwo in meiner Nähe wurde ein Streichholz angerissen, und dem Zischeln folgte der Geruch nach Schwefel. Eine kleine Flamme flackerte am anderen Ende des Raums auf, eine Kerze, doch derjenige, der sie entzündet hatte, schien auf magische Weise verschwunden zu sein. Wieder ruckte ich an meinen Ketten, zog so stark daran, wie ich konnte, aber sie gaben keinen Zoll nach. Wenn ich mir nicht die Hände abreißen wollte, würde ich wohl erst entkommen, wenn mich mein Entführer freiließ.

Um meine wachsende Panik zurückzudrängen, spähte ich ins Halbdunkel und versuchte, einen Hinweis auf meinen Aufenthaltsort oder meinen Entführer zu erhaschen. Ich befand mich in einer Steinkammer und war in einer Art Alkoven angekettet.

Mitten im Hauptraum stand ein Altar, der aus dem gleichen hellen Stein gemeißelt zu sein schien, aus dem auch die Wände und die Decke bestanden. Stroh und getrocknete Kräuter bedeckten den Boden. Fast wie in dem Kloster zu Hause, wo meine Freundin Claudia die Toten hergerichtet hatte, aber nicht ganz.

Der Gedanke an diese Kammer brachte Erinnerungen an die unsichtbaren Söldnerspione zurück, die mich einmal dort heimgesucht hatten. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, seit ich den Umbra zuletzt begegnet war, und ich musste einen Schauer niederringen. Wenn ich nie wieder einen dieser grässlichen Dämonen zu Gesicht bekam, würde ich ein gutes, glückliches Leben geführt haben.

„Wer du auch bist, zeig dich.“

Ich zerrte an meinen Ketten, das Echo des metallischen Klirrens war die einzige Antwort, die ich bekam, obwohl ich hätte schwören können, dass ich in meiner Nähe jemanden leise atmen hörte. Ich sah zwar keine fremden Atemwolken, was aber nicht zwingend bedeutete, dass ich allein war. Wrath würde mir einen solchen Streich niemals spielen, besonders nicht, wenn man bedachte, was wir gerade hatten tun wollen. Ein skurriles dämonisches Vorspiel war dies also nicht.

Ich gab mich prahlerischer, als ich mich fühlte. „Du hast also Angst, mit mir zu sprechen, obwohl ich gefesselt bin?“

„Ich habe keine Angst“, kam eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit. Ich hörte einen Akzent heraus.

Mir stockte der Atem. Ich kannte diese Stimme, konnte sie aber nicht zuordnen. Anir – Wraths menschlicher Stellvertreter – war es nicht, und auch keiner seiner prinzlichen Dämonenbrüder. Dieser Akzent stammte von meiner Insel in der Welt der Sterblichen. Da war ich mir sicher.

„Wenn du keine Angst hast, dann hast du auch keinen Grund, dich vor mir zu verstecken.“

„Ich warte auf weitere Anweisungen.“

„Von wem?“ Stille breitete sich ungemütlich zwischen uns aus. Es war schwer, Autorität vorzutäuschen, wenn man nackt und in Ketten gelegt war und es mit einem unsichtbaren Entführer zu tun hatte, aber ich versuchte es trotzdem. „Wer auch immer dein Herr ist, er wird wahrscheinlich bald hier sein. Kein Grund für Geheimnistuerei.“

„Meinetwegen musst du dir keine Sorgen machen.“

Eine Phrase, die vermutlich jeder Verbrecher und Mörder zu seinem Opfer sagte, kurz bevor er ihm die Kehle durchschnitt. Ich schluckte schwer. Ich musste ihn am Reden halten und herausfinden, wer er war. Und wie ich inzwischen wusste, war es äußerst effektiv, jemanden wütend zu machen, wenn man ihm gegen seinen Willen eine Reaktion entlocken wollte. Wrath und ich hatten diese Taktik im Laufe der vergangenen Monate aneinander ausprobiert, und in diesem Moment hätte ich ihn für diese Ausbildung küssen können.

„Hat dir dein Herr befohlen, im Schatten zu bleiben?“

„Nein.“

„Hmm. Verstehe.“

„Was?“

„Du bist also einfach nur ein Perverser, der es genießt, seine Opfer zu beobachten, während du weißt, dass sie dich wiederum nicht sehen können. Fasst du dich gerade selbst an? Stellst du dir vor, wie sich meine Haut anfühlt, während du über deine eigene streichelst? Warum kommst du nicht näher?“ Damit ich dir so fest in die Eier treten kann, dass du sie ausspuckst. Vor mir erschien ein Mann mit wutverzerrtem Gesicht. Eindeutig kein Dämon, was aber wenig tröstlich war. Scharf schnappte ich nach Luft. „Domenico Nucci.“

Der junge Mann, der mit seiner Familie Arancini in Palermo verkaufte, starrte mich mit loderndem Blick an. Tödlich scharfe Krallen schossen aus seinen Fingerspitzen und zogen sich dann wieder zurück, wodurch ich daran erinnert wurde, dass er ebenso wenig ein Mensch war wie ich. Fast hätte ich vergessen, dass der Mann, von dem ich geglaubt hatte, er würde meiner Schwester heimlich den Hof machen, ein Gestaltwandler war. Genauer gesagt ein Werwolf. Bestenfalls temperamentvolle Kreaturen, und nach dem, was ich von seinem Vater wusste, hatte ich soeben einen Werwolf provoziert, bei dem die Verwandlungen gerade erst eingesetzt hatten. Ich hatte keine Ahnung, wie gut er seinen Wolf im Griff hatte, schätzte aber, dass es nicht besonders gut war.

Domenicos Augen – die normalerweise einen warmen Braunton aufwiesen – glühten in einem unirdischen blassen Violett und nahmen mich eindeutig ins Visier, was meinen Verdacht bestätigte. Er war drauf und dran, sich zu verwandeln.

Ich hielt den Atem an und wartete auf einen tödlichen Angriff. Mit zusammengebissenen Zähnen schien er gegen den Drang anzukämpfen, näher zu kommen, und die Wut strahlte in Wellen von ihm ab, als wäre er eine zornige Sonne. Der Wolf atmete ein paarmal tief durch, rollte mit den Schultern und durchbrach damit die wachsende Anspannung. Auf einen Wink seiner halb zu einer Klaue geformten Hand hin lösten sich ein paar der Schatten aus dem sich windenden Knäuel und schlossen sich um meinen Körper zu einer Art Morgenmantel zusammen.

„Wo sind wir?“, fragte ich, ohne auf das seltsame Kleidungsstück zu achten, das sich auf meine Haut legte. Oder auf die Tatsache, dass der Werwolf es mit kaum mehr als einem geflüsterten Wort heraufbeschworen hatte.

„Im Schattenreich.“

Stumm verarbeitete ich diese Information. Während wir aufgewachsen waren, hatte uns Nonna Maria von den Gestaltwandlern erzählt, und von ein paar anderen magischen Kreaturen. Den Geschichten meiner Großmutter zufolge führten die Werwölfe im Geisterreich – was er vermutlich mit Schattenreich meinte – Krieg gegen die Dämonen.

Ich hatte mir das Geisterreich immer vorgestellt wie eine Welt, in der Gespenster durch Wände gingen, ätherisch und beklemmend, wie sie in Schauerromanen immer dargestellt wurden. Das hier war etwas ganz anderes als in meiner Vorstellung. Domenico war durch und durch körperlich, und ich fühlte eindeutig das Gewicht der eiskalten Handschellen, die in meine Haut schnitten.

Außerdem spürte ich noch etwas, das vorher nicht da gewesen war: das leise Sirren der Magie in dem Metall. Dies hier waren keine gewöhnlichen Fesseln, sie waren verzaubert, um meine eigenen Kräfte in Schach zu halten.

Unauffällig versuchte ich, in die Quelle meiner Magie zu tauchen, doch genau wie ich erwartet hatte, stieß ich gegen eine Mauer, die mich daran hinderte, das Feuer heraufzubeschwören.

Ich hatte das schreckliche Gefühl zu wissen, wer Domenico seine Befehle erteilte, und ich wollte nicht, dass meine Magie bei dieser Begegnung gebunden war. Ich sah meinen Entführer an. Noch nie hatte ich gehört, dass Wölfe irgendjemanden mit in die Geisterwelt nahmen, und bis jetzt hätte ich nicht gedacht, dass das überhaupt möglich war, besonders nicht, wenn es sich um einen noch so jungen Werwolf handelte. Domenico musste sehr mächtig sein. Ein zukünftiges Alphamännchen.

„Befindet sich mein physischer Körper immer noch in den Sieben Kreisen?“, fragte ich.

Domenico sah mich an, und sein Blick verlor etwas von dem Leuchten der Wandler. „Ja.“

Ich wusste zwar nicht, wie das möglich war, doch die Miene des Wolfs verriet mir, dass er keine weiteren Fragen beantworten würde. Da mir bewusst war, wie gefährlich er sein würde, wenn er sich vollständig in einen Wolf verwandelte, ließ ich das Thema fallen. Die Information, die ich wirklich wollte, hatte er mir ohnehin schon gegeben.

Mein Körper befand sich noch in Wraths Schlafgemach, und der Dämon suchte zweifellos in diesem Moment nach einem Weg, um mich zurückzuholen. Wenn ich nicht auf eigene Faust entkommen konnte, dann musste ich einfach nur abwarten, bis er kam, um meine Seele zu retten und seine Macht über meine Entführer hereinbrechen zu lassen. Jeder, der dumm genug war, seine zukünftige Braut in seinem eigenen Königshaus anzugreifen, würde seine namensgebende Sünde zu spüren bekommen. Fast hätte ich gelächelt bei der Vorstellung des Blutbads, mit dem er der Gerechtigkeit Gültigkeit verleihen würde, aber ich fing mich gerade noch rechtzeitig.

„Es ist eiskalt hier.“

„Nicht für mich.“

Ich wollte mir über die Arme reiben und die Wärme in meinen Nichtkörper zurückzwingen, aber in Ketten ging das nicht. Domenico behielt mich im Blick, und ein bedrohliches Glühen trat in seine Augen. Eine falsche Bewegung, und seine Reißzähne würden sich um meine Kehle schließen, gleichgültig, wie seine Befehle lauteten. Er war viel unberechenbarer als bei unserer ersten Begegnung, was wahrscheinlich an den Verwandlungen lag. Ich hatte gehört, dass junge Wölfe manchmal Jahre brauchten, um wirklich erwachsen zu werden.

Da ich sein stummes Starren jedoch nicht länger ertrug, räusperte ich mich. „Als ich dich nach dem ›Mord‹ an Vittoria im Kloster gesehen habe, dachte ich, du würdest für sie beten. Später habe ich herausgefunden, dass du dort warst, weil du dich zum ersten Mal verwandelt hattest. Hattest du vorher wirklich keine Ahnung, was du bist?“

An seinem Kiefer zuckte ein Muskel. „Weißt du denn, was du bist, Emilia?“

Mir war nicht entgangen, dass er ›was‹ und nicht ›wer‹ gesagt hatte. In diesem Punkt hatte ich so meine Vermutungen, aber das musste er ja nicht wissen.

„Ich weiß, dass ich deine Gefangene bin. Ich weiß, dass Wrath dich jagen und fangen und dir Arme und Beine einzeln ausreißen wird, wenn mir etwas zustößt.“ Ich lächelte. Ein böses, grausames Verziehen der Lippen. Der Wolf schien zu begreifen, dass er mich vielleicht in Ketten gelegt und meine Magie gefesselt hatte, dass er aber durchaus nicht das einzige Raubtier im Raum war. „Es gibt kein Reich, in dem du dich verstecken kannst, er findet dich. Das heißt, wenn ich dich nicht zuerst finde. Von uns beiden ist er der Gnädigere. Denk daran.“

„Aber, aber, Schwester.“

Auch wenn ich sie fast erwartet hatte, zog sich mein Herz beim Klang der Stimme meiner Schwester schmerzhaft zusammen. Mein Blick schoss zur anderen Seite der Kammer, und ich erkannte sie sofort.

Vittoria glitt durch den kleinen Raum wie ein Geist der Vergangenheit. Sie trug ein langes weißes Kleid, das in einer Phantombrise hinter ihr herwehte. Ihre Gegenwart hatte etwas Traumähnliches, aber sie war genauso echt wie Domenico und ich. Sorgfältig betrachtete ich sie, suchte nach einer Verletzung, obwohl ich wusste, dass sie es war, die den Werwolf befehligte, nicht andersherum.

Tränen brannten in meinen Augen, während sich die Wahrheit in meinen Verstand senkte. Meine Schwester war wirklich hier. Lebendig. Es war schwer zu glauben, dass ich erst vor ein, zwei Stunden erfahren hatte, dass sie nicht tot war. Trotz ihres Betrugs wollte ich sie in die Arme schließen und nie wieder gehen lassen.

Dies hier war ein von der Göttin gesegnetes Wunder.

„Vittoria.“

Es war kaum mehr als ein Wispern, doch beim Klang meiner Stimme erschien ein vertrautes spitzbübisches Lächeln auf ihrem Gesicht. Wären da nicht die Ketten gewesen, wäre ich auf die Knie gesunken. Sie im Dreimondspiegel zu sehen war etwas ganz anderes gewesen, als sie nun hier vor mir zu haben. Es war überwältigend. Mir fehlten die Worte, während meine Schwester langsam näher kam und mich neugierig betrachtete.

„Dann lassen wir dich mal frei und sehen, was für Tricks du gelernt hast.“ Ihre Lavendelaugen funkelten und riefen mir in Erinnerung, dass sie sich vollkommen verändert hatte. Dies war nicht das Mädchen mit den braunen Augen, die meinen eigenen so ähnlich waren. Die junge Frau, die so gern ihre eigenen Tränke gemischt und Parfums hergestellt hatte. Diese Fremde war jemand ganz anderes. Die feinen Härchen auf meinen Armen stellten sich auf. „Die Göttin weiß, dass ich dir selbst auch ein bisschen etwas zu zeigen habe. Wandler?“

Mit übernatürlicher Geschwindigkeit war Domenico bei mir, packte mich an den Haaren und riss meinen Kopf zur Seite. Er drückte die Nase an meinen Hals und sog tief meinen Geruch ein, vermutlich, um ihn sich einzuprägen, falls ich einen Fluchtversuch unternehmen sollte. Ich zuckte vor dem plötzlichen Schmerz zurück, schaffte es aber, jeden Schreckenslaut zu unterdrücken.

Er knurrte, und als er den Mund nah an mein Ohr brachte, klang es ganz und gar unmenschlich. „Wenn du irgendetwas versuchst, dann reiße ich dir mehr heraus als nur dein menschliches Herz, Schattenhexe.“

„Aus, Welpe.“ Vittoria schnalzte mit der Zunge. „Sei nicht so grob. Noch nicht.“

Bevor ich den Stich verarbeiten konnte, den mir diese Bemerkung versetzte, oder mich fragen konnte, wie grob es denn noch werden sollten, stieß mich Domenico von sich, und mit einem nachlässigen Wink seiner Hand klickten die Handschellen und sprangen auf. Klirrend landeten meine Fesseln auf dem Boden. Ein unheilvoller Laut, wie das Zischen eines Henkersbeils, das auf den Verurteilten niedersauste.

Dies war er nun, der Moment, vor dem ich mich gefürchtet hatte, und ich fühlte mich vollkommen unvorbereitet.

Mit klopfendem Herzen drehte ich dem zornigen Werwolf den Rücken zu und stellte mich meiner untoten Zwillingsschwester. Als sich unsere Blicke trafen, stählte ich mich.

Monatelang hatte mich Vittoria glauben lassen, sie sei tot. Brutal ermordet. Sie hatte zugelassen, dass ich ihre herzlose Leiche gefunden hatte, zerbrochen und blutüberströmt in dieser Grabkammer. Es hatte meine ganze Welt zum Einsturz gebracht und mein Selbst auf der grundlegendsten Ebene zerstört. Vittorias Verrat war eine Wunde, die nie richtig heilen würde. Auf meinem Herzen und auf meiner Seele würden die Narben immer bleiben.

Obwohl sie nun lebendig und gesund vor mir stand, gab es keine Hoffnung darauf, dass wir zu dem Davor zurückkehren konnten. Zu viel war zwischen uns passiert, um es einfach vergessen und weitermachen zu können, als wäre nichts geschehen, und darum trauerte ich mehr als um alles andere. Ganz gleich, wie sehr ich mir wünschte, es wäre anders, wir hatten uns beide unwiederbringlich verändert. Ich wusste einfach nicht, ob die Teile unseres Lebens noch zusammenpassten.

Um über den wachsenden Schmerz in meiner Brust hinwegzukommen, dachte ich an meinen Verlobten. Daran, wie meine Schwester mir auch diese Nacht kaputtgemacht hatte. Anstelle der Trauer konzentrierte ich mich auf die Wut, den Zorn, der mich durch meine persönliche Hölle geführt hatte. Und alle Gefühle außer einem verschwanden.

Wenn ich in der Lage gewesen wäre, neben der grell lodernden Wut auch so etwas wie Sorge zu empfinden, hätte mich das triumphierende Lächeln meiner Schwester vielleicht beunruhigt. Doch wie die Dinge standen, würde sie gleich herausfinden, dass sie nicht die Einzige war, die anderen Angst einflößen konnte. Es war Zeit, dass Vittoria lernte, mich zu fürchten.

Ich tauchte tief ein in meine Quelle der Magie, erleichtert, den gewaltigen Brunnen der Macht zu spüren, die unter meiner Haut knisterte. Wenn meine Schwester sehen wollte, was ich zu bieten hatte, würde ich es ihr nur zu gern zeigen.

„Du hast fünf Minuten, um dich zu erklären.“ Als ich sprach, war meine Stimme kälter als die Luft um uns herum. Kälter als der sündigste Kreis der Hölle. Mir war, als würden selbst die Schatten einen Moment innehalten, bevor sie ins Nichts davonhuschten, um sich vor der gewaltigen Konfrontation zu verstecken, die sie kommen fühlten.

„Sonst?“, fragte Vittoria.

Mein Lächeln war ein wunderschöner Albtraum. Zum ersten Mal erschien ein Stirnrunzeln auf Vittorias Gesicht, als hätte sie soeben einen fatalen Fehler in ihrem Plan entdeckt. Ungeheuer konnten zwar erschaffen, aber niemals gezähmt werden.

„Sonst, liebste Schwester, wirst du die Hexe kennenlernen, zu der ich deinetwegen werden musste.“

Kerri Maniscalco

Über Kerri Maniscalco

Biografie

Kerri Maniscalco ist in einem Beinahe-Spukhaus in der Nähe von New York City aufgewachsen, wo auch ihre Faszination für Gruselschauplätze ihren Ursprung nahm. In ihrer Freizeit liest sie alles, was sie in die Finger bekommen kann, kocht mit ihrer Familie und Freunden und trinkt viel zu viel Tee,...

Unser Blog zu Kerri Maniscalco

Weitere Titel der Serie „Kingdom of the Wicked“

Für einen Racheplan muss die junge Hexe Emilia die Hölle selbst entfesseln. Doch kann man einem leibhaftigen Höllenfürsten trauen, selbst wenn er noch so gut aussieht? 

Pressestimmen
magischer.buecherwald

„Das düstere Setting überzeugt mit einzigartiger Atmosphäre und einem grandiosen Schreibstil.“

literaturmarkt.info

„Mit diesem Buch bekommt man ein Lektürevergnügen par excellence in die Hände.“

love_booksandpixiedust

„Fantasy Fans sollte sich diese Bücher nicht entgehen lassen.“

lovely_bookish

„Ich liebe die Welt und die Figuren.“

lisa_zeilenzauber

„Es war düster. Es war spicy. Es war atem(be)raubend. Und ziemlich genial.“

marybooksworld

„Schon in den ersten beiden Bände habe ich mein Herz an Wrath verloren, doch im dritten Band noch viel mehr.“

wordworld.books

„Eine düstere, vielschichtige Geschichte über Tod, Sünde, Liebe und Geheimnisse, welche mit einer mitreißenden Atmosphäre, einem unwiderstehlichen Setting und eindrucksvollen Charakteren mit einer tollen Chemie überzeugt!“

lovelybooksandtravel

„Definitiv eins meiner Jahreshighlight und ich kann die Reihe nur jedem empfehlen. Es war mehr als fesselnd und auch des öfteren mal zum Haare raufen, aber so lieben wir unsere Geschichten.“

Kommentare zum Buch
Mega Abschluss der Reihe ????
Lovelybooksandtravel am 11.07.2023

Meine Meinung Es handelt sich hierbei um Band drei und somit den Abschluss der Reihe. Wir müssen uns leider von Emilia und Wrath verabschieden, so schwer es auch fällt. Ich liebe die beiden und die Leidenschaft zwischen ihnen. Kerri schafft es uns total aus dem Konzept zu bringen und mit dem Ende von Band zwei total zu verwirren, ich war froh endlich weiter lesen zu können und liebe auch Band drei mit jeder Seite mehr. Band drei war für mich mehr als fesselnd und spannend. Ich konnte garnicht aufhören zu lesen und habe mit Emilia gekämpft, geliebt und gelitten. Und zu Wrath muss man nicht mehr viel sagen oder? Er ist und bleibt einfach die pure Sünde und Verführung. Wie kann man ihm nicht verfallen? Und da ich das Buch als ebook und Print besitze sagt schon alles. Aber nochmal für alle, für mich ist es definitiv eins meiner Jahreshighlight und ich kann die Reihe nur jedem empfehlen. Es war mehr als fesselnd und auch des öfteren mal zum Haare raufen, aber so lieben wir unsere Geschichten.   Schreibstil Der Schreibstil von Kerry Maniscalco ist mir bereits von den beiden Vorgängern bekannt und ich liebe ihn. Er ist sehr angenehm und flüssig zu lesen.   Cover Ich liebe alle drei Cover der Reihe und auch den dazugehörigen Farbschnitt. Leider besitze ich Band eins ohne Farbschnitt, was mir bei den andern beiden Teilen nicht passiert ist. Und sie sehen alle so toll zusammen aus, ich musste natürlich auch das Print dazu haben und deshalb darf es auch noch bei mir einziehen.

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