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Bronwick Hall – Dornengift (Bronwick Hall 1)

Laura Labas
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Roman

„›Bronwick Hall‹ setzt Magie, Verrat und Liebe gekonnt in Szene.“ - Rezensöhnchen

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Bronwick Hall – Dornengift (Bronwick Hall 1) — Inhalt

Eine magische Hexenakademie im Kampf gegen unheilvolle Rebellen!

Von geheimnisvollem Nebel verborgen, bildet die magische Universität Bronwick Hall junge Hexen aus. Dort gerät die 21-jährige Blaine in einen Strudel aus Lügen und Intrigen, nachdem sie zur obersten Elitestudentin aufsteigt. Ihr Verlobter Karan bietet ihr Schutz, seit ihr Vater wegen Hochverrats verhaftet wurde, doch sie liebt ihn eigentlich nicht. Als die Universität von einer Rebellenorganisation angegriffen und Karan im Kampf von einem Pfeil vergiftet wird, verbündet sich Blaine mit dem jungen, geheimnisvollen und viel zu attraktiven Professor Henry Saints, um ihre Zukunft zu retten.

Bronwick Hall:
Band 1: Dornengift
Band 2: Dornenkrone

€ 17,00 [D], € 17,50 [A]
Erschienen am 31.08.2023
432 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-70761-9
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€ 5,99 [D], € 5,99 [A]
Erschienen am 27.07.2023
432 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60501-4
Download Cover

Leseprobe zu „Bronwick Hall – Dornengift (Bronwick Hall 1)“

1. Kapitel

Ein Sarg aus Eis


Die große Standuhr im Foyer von Bronwick Hall schlug laut zur ersten Stunde nach Mitternacht. Die dumpfen Glockenschläge wurden durch das gesamte steinerne Gemäuer getragen. Ich bildete mir ein, dass der Bettkasten unter mir vibrierte.

Vielleicht erzitterte ich allein wegen der Anspannung. Seit zwei Stunden hatte ich beinahe regungslos in meinem Bett gelegen und die gewölbte Decke angestarrt. Fast konnte ich die schwarzen Zierelemente auf dem cremeweißen Stein erkennen, den es überall in Bronwick Hall gab. Der Akademie für [...]

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1. Kapitel

Ein Sarg aus Eis


Die große Standuhr im Foyer von Bronwick Hall schlug laut zur ersten Stunde nach Mitternacht. Die dumpfen Glockenschläge wurden durch das gesamte steinerne Gemäuer getragen. Ich bildete mir ein, dass der Bettkasten unter mir vibrierte.

Vielleicht erzitterte ich allein wegen der Anspannung. Seit zwei Stunden hatte ich beinahe regungslos in meinem Bett gelegen und die gewölbte Decke angestarrt. Fast konnte ich die schwarzen Zierelemente auf dem cremeweißen Stein erkennen, den es überall in Bronwick Hall gab. Der Akademie für Unterweltlerinnen und Unterweltler. Schule und Universität in einem.

Linden, meine Zimmergenossin, schnarchte leise vor sich hin. Ihr Bett befand sich gegenüber von meinem auf der anderen Seite des Zimmers.

Kein Mondlicht drang durch das lange Mansardenfenster. Dennoch fand ich mich problemlos zurecht, nachdem ich die Decke zurückgeschlagen hatte und aufgestanden war. Auf leisen Sohlen schlich ich über den Webteppich zur Tür. Meinen dunkelgrünen Poncho und die Stiefel nahm ich an mich, ohne innezuhalten.

Seit einem Jahr war Linden bereits meine Zimmergenossin, und ich war mir ziemlich sicher, dass ausschließlich ein Weltuntergang sie wecken würde. Sie riss so schnell nichts aus ihren Träumen.

Dennoch öffnete ich möglichst lautlos die schwere Eichentür und schlüpfte durch den schmalen Spalt in den erleuchteten Korridor hinaus. Er war leer.

Erst gestern hatte das neue Semester begonnen. Mein zweites Jahr an der Universität von Bronwick, nachdem ich meinen Schulabschluss ebenfalls hier absolviert hatte. Einen großen Unterschied gab es nicht. Bloß dass Studierende mehr Freiheiten, aber auch mehr Verantwortung bekamen. Außerdem befanden sich die Schlafräume für Studentinnen im äußersten Bereich des Westflügels. Am weitesten von der großen Treppe entfernt. Es hätte meine nächtlichen Pläne zerschlagen sollen, doch es gab noch die Dienstbotengänge, die in unscheinbaren Alkoven und manchmal auch hinter großen Gemälden versteckt lagen. Andernfalls wäre der Weg viel zu lang gewesen, und ich wäre bestimmt von der Hausdame erwischt und abgemahnt worden.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals.

In meiner gesamten Zeit in Bronwick hatte ich noch nie eine Verwarnung erhalten. Nur ein einziges Mal war meine Großmutter, die Baronesse, zur Akademie zitiert worden. Ich wollte keine Wiederholung dessen.

Deshalb gab ich mich im Alltag scheu, schüchtern, perfekt. Niemand sollte Anstoß an mir nehmen. Niemand sollte auf mich achten. Niemand außer Karan jedenfalls. Aber das war eine andere Geschichte.

Ich blickte ein letztes Mal über meine Schulter, doch der mit dunkelgrünem Teppich ausgelegte Gang hinter mir war ruhig. Die Flammen der Gaslaternen flackerten leicht.

Eilig steuerte ich die Dienstbotentreppe an, die ich durch das Zur-Seite-Schieben eines Landschaftsgemäldes erreichte. Erst im Schutz des düsteren Inneren rief ich meine Elementarmagie. Ein grell leuchtender Ball erschien und waberte in der Luft vor mir auf Augenhöhe.

Das Heraufbeschwören dessen bedurfte kaum meiner Konzentration. Aber auch darüber wollte ich nicht nachdenken. Die Leichtigkeit bedeutete, dass ich besonders talentiert war, und Talent war … aufmerksamkeiterregend.

Nachdem ich in meine schwarzen Stiefel geschlüpft war und meinen Poncho über das karierte Kleid gezogen hatte, fühlte ich mich gleich sicherer. Aufregung bahnte sich dennoch ihren Weg durch meinen Körper.

Es wäre einfacher gewesen, im Bett zu bleiben und nichts zu tun. Doch das hatte ich bereits versucht, und es machte alles schlimmer.

Mit meinem Lichtball als Orientierungshilfe stieg ich bis ins Erdgeschoss hinab.

Um die Bibliothek zu erreichen, musste ich den Dienstbotengang verlassen und den breiten, wenn auch kurzen Korridor betreten. Wenn mich jemand entdecken würde, dann hier, da es durchaus möglich war, dass sich noch Lehrpersonal oder Akademieangestellte durch die Flure bewegten. Normalerweise waren unter der Woche und um diese Uhrzeit jedoch bloß Professorinnen und Professoren wach, die ihren obligatorischen Rundgang machten.

Ich löschte die magische Flamme und trat aus dem Alkoven. Für einen Moment blieb ich in dem Gang stehen und lauschte.

Ein schmaler Teppich breitete sich vor mir aus. An den Steinwänden hingen Ölgemälde und Stoffbehänge, die aus unserer Welt gerettet worden waren. Der Unterwelt, die einst unsere Heimat gewesen war.

Als ich ein Rascheln hörte, erstarrte ich mitten in der Bewegung. Meine Hand lag auf der Türklinke zur Bibliothek. Ich versuchte, möglichst flach zu atmen, während ich lauschte. Das Rascheln kam aus der Bibliothek selbst.

War ich so spät?

Ein Luftzug streifte meine Beine, und ich erzitterte. Statt der Wollstrumpfhose hätte ich lieber eine Jeans anziehen sollen. Der Sommer war bereits vorbei. Es war albern, mich mental an eine Jahreszeit zu klammern. Sie kam und ging wie die Blüten eines Rosenstrauchs.

Ich öffnete die Tür und fand mich in der Dunkelheit und von Tausenden Büchern umgeben wieder. Sofort nahm ich den Geruch von vergilbtem Papier und alten Ledermöbeln wahr. Eine Kombination, die sich tagsüber durch das Kratzen von Füllfederhaltern auf Papier zu einer magischen Atmosphäre vereinte – ganz ohne tatsächliche Banne und Zauber.

Das Schloss klickte leise. Ich löste meine Hand vom unbehandelten Holz der Tür und wartete, bis sich meine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten. Nach und nach zeichneten sich die Umrisse der meterhohen Regale vor mir ab, die schlanken Fenster am anderen Ende und die breiten Tische zum Lernen. Leselampen mit gläsernen Schirmen in den Akademiefarben Grün, Blau und Grau. Ein kurzer Blick an die Decke, auf der ein Nachthimmel mit verblassten Sternenkonstellationen gezeichnet war.

Wieder ertönte das vergleichsweise laute Rascheln, bevor ein magischer Leuchtball erschien. Er bewegte sich direkt auf mich zu und erhellte all jene Ecken und Nischen, die mir bis dahin verborgen geblieben waren.

Mein Mundwinkel zuckte. Ich ging auf dem gemusterten Teppich vorwärts. Setzte den Weg zu meinem Ziel fort.

Als ich den Hauptdurchgang erreicht hatte, trat der Magiewirkende in mein Sichtfeld. Das Rascheln verstummte, als er stehen blieb. Es war von seiner Tasche gekommen, in der er das mitgebracht hatte, worum ich ihn gebeten hatte.

„Du bist zu laut“, sagte ich neutral. Solange er mir die Tasche nicht überreicht hatte, musste ich vorsichtig sein. Trotzdem hatte ich mir den Kommentar nicht verkneifen können.

Er lächelte schief. Tom. Ich hatte nicht viel mit ihm zu tun, und nach dem heutigen Treffen würden wir vermutlich nicht mehr miteinander reden. Dennoch konnte ich nicht leugnen, dass er attraktiv war. Seine rehbraunen Augen, die im schwachen Licht fast schwarz wirkten, und darum der volle Wimpernkranz. Eine scharf geschnittene Kieferpartie, für die ich stets eine Schwäche gehegt hatte, und die glatte, umberbraune Haut.

„Und du bist zu spät.“ Sein Lächeln schwand nicht, doch in seiner Stimme schwang eine verärgerte Note mit.

Reiß dich zusammen, Blaine.

Ich musste mich regelrecht dazu zwingen, meine Mundwinkel anzuheben. Ein verführerisches Lächeln, das bei Karan kaum jemals Wirkung gezeigt hatte und das mir seitdem schwerfiel. Bei Tom hingegen funktionierte es.

Er trat näher an mich heran, bis meine Nasenspitze beinahe sein dunkles Hemd berührte. Seine Körperwärme sprang auf mich über. Entzündete mein Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit.

Ich sollte die Tüte nehmen und verschwinden. Dafür war ich hier. Nicht für das, was er mir noch geben könnte.

Trotzdem nahm ich es mir. Als wäre dies von Beginn an mein Plan gewesen.

Ich stellte mich auf Zehenspitzen und krallte mich an dem Kragen seines Hemds fest. Mit großen Augen hob ich den Blick. Fing den seinen ein. Er schluckte. Sein Kehlkopf hüpfte, bevor er die Einladung annahm und seine Lippen auf meine presste.

Er war nicht Karan. Ich fühlte nichts für ihn. Nach dieser Nacht würde er auch keinen Nutzen mehr für mich haben. Mein Herz machte keine Saltos, und in meinem Bauch flatterten keine Schmetterlinge. Doch darum ging es nicht. Ich machte Jagd auf die Wärme, die sich zwischen uns wie selbstverständlich bildete. Die Hitze, die von uns beiden erzeugt wurde. Die Leidenschaft, die Karan in mir erweckt und dann sich selbst überlassen hatte.

Sein leises Stöhnen ermöglichte es mir, unseren Kuss zu vertiefen. Er drängte mich zurück. Drückte mich gegen den Tisch in meinem Rücken, bis ich darauf rutschte und meine Beine um seine Mitte schlang. Seine Lippen wanderten von meinen herab bis zu meiner Kehle. Ich legte den Kopf in den Nacken und blickte an die Decke. Seine Hand fuhr über meinen Oberschenkel. Unter meinen Rock.

Wenn er finstere Absichten hegte, würde er die Chance nutzen und mich erledigen. Mit Magie oder einem Messer.

Ich öffnete im Rausch der Gefahr sein Hemd. Außerdem brauchte ich dringend mehr von seiner Hitze.

Schon gestern war ich an die Akademie zurückgekehrt, aber noch immer fühlte ich mich wie in Eis gefangen. Die Semesterferien bei meiner Tante und meiner Großmutter hatten mich innerlich frieren lassen. Ihre Kälte war in meine Blutbahnen eingedrungen. Wollte ich nicht in diesem Sarg aus Eis bleiben, müsste ich mir menschliche Wärme woanders besorgen.

Wenn ich sie weder von meiner Familie noch von meinem Verlobten, Karan, bekäme, müssten Tom und andere wie er herhalten. Diejenigen, die nicht von meiner Vergangenheit abgeschreckt waren. Diejenigen, die den Skandal fast schon vergessen hatten.

Dieses Mal entfloh mir ein Stöhnen, als meine Hände auf seinen Bauch trafen. Er war so warm. Wieder eroberte er meinen Mund, und ich ließ es zu, dass unsere Zungen miteinander einen Kampf ausfochten, den ich zum Überleben führen musste.

Dann ließ Tom die Tüte fallen und weckte mich auf. Nicht länger Eis, aber auch kein Feuer.

Reflexartig hatte ich nach der Tüte gegriffen und gerade so verhindert, dass sie auf dem Boden aufkam. Meine Muskeln protestierten bei der abrupten Bewegung. Eilig richtete ich mich auf und drückte Tom mit der freien Hand auf seinem Brustkorb von mir.

„Wir sollten zu unseren Zimmern zurückkehren“, sagte ich entschieden und rutschte vom Tisch. Meine Atmung kam immer noch stoßweise.

„Wirklich?“ Er rückte näher, berührte eine entflohene Haarsträhne, ehe er mein Gesicht umfasste. Sein Daumen drückte mein Kinn leicht nach oben. „Wir könnten noch etwas Spaß haben.“

„Ich habe, was ich wollte.“

„Und was ist mit mir?“

Entschieden drückte ich seine Hände runter. Die Tüte raschelte nervenaufreibend laut.

„Ich habe dir dein Geld bereits überwiesen.“

„Das meinte ich nicht.“

„Aber ich.“

„Hast du dich gerade nicht amüsiert?“

Ich musste mich dazu zwingen, nicht die Augen zu verdrehen.

„Doch. Aber jetzt will ich zurück auf mein Zimmer, wenn du erlaubst.“ Ein bisschen Sarkasmus hatte noch nie geschadet.

Ich drehte mich zur Tür. Der magische Lichtball tanzte über uns.

„Tu mal nicht so, als wärst du so schwer zu haben. Ich habe Geschichten gehört.“ Er machte ein höhnisches Geräusch. „Dein Vater ist bestimmt stolz auf dich. Ein Hochverräter, dessen Tochter mit dem Feind ins Bett steigt.“

Es wunderte mich nicht, dass er meinen Vater nutzte, um mich anzugreifen, und nicht Karan. Schließlich war es kein Geheimnis, dass mein Verlobter kein liebestoller Hexer war. Trotzdem schmerzte es.

„Du solltest meine Abfuhr mit Würde tragen, anstatt dich derart zu blamieren“, sagte ich über meine Schulter. „Wenn ich ein Gerücht über diese Nacht höre, werde ich deinen Eltern höchstpersönlich schreiben und ihnen sagen, dass du mit der Tochter des berüchtigtsten Hochverräters geschlafen hast.“

Ich hätte niemals mit Tom Geschäfte gemacht, wenn ich mich nicht vorher über ihn erkundigt hätte. In meiner Position war es unabdinglich, die Schwachstellen anderer zu kennen und diese – wie jetzt – notfalls auszunutzen.

Seine Eltern waren prüde und konservativ. Sie würden ihn wahrscheinlich dazu zwingen, die Akademie zu wechseln, wenn sie meinen Brief erhielten. Nur, damit ihr Name nicht durch mich beschmutzt wurde.

„Das würdest du nicht …“

„Gute Nacht.“ Ich hob meine Hand und wedelte mit den Fingern, bevor ich eilig die Bibliothek verließ. Das war zwar unvorsichtig, weil sich jemand im Korridor hätte aufhalten können, aber genauso wenig wollte ich riskieren, Tom weiter gegen mich aufzubringen.

Glücklicherweise war der Gang immer noch wie ausgestorben.

Am sichersten wäre es gewesen, sofort die Dienstbotentreppe anzusteuern, doch Tom würde jeden Moment den gleichen Weg nehmen. Ich hatte genug von ihm. Deshalb versteckte ich mich eilig in einem steinernen Alkoven hinter der Titanengalerie, einem Flur, an dessen Wänden Gemälde der sechs Titanen hingen.

Langsam und möglichst leise löste ich den goldenen Raffhalter und zog den schweren dunkelgrünen Vorhang vor, bis er mich vollständig verhüllte.

So nah am Fenster drang die Kälte bis in meine Knochen, und die Wärme, die ich mir von Tom gestohlen hatte, löste sich auf. Dennoch setzte ich mich auf die steinerne Bank und zog die kleine Truhe aus der raschelnden Tüte.

Bewundernd drehte ich das Schmuckstück in meinen Händen. Goldene Ornamente, Schnörkel und die Schrift unserer Vorfahren, die ich nicht auf Anhieb entziffern konnte. Trotz der vielen Stunden, die ich vor meinem Studium im Klassenraum gesessen und Professorin Thurgood, die die alte Sprache lehrte, zugehört hatte. Das war allerdings auch nicht wichtig.

Wichtig war bloß, dass ich mit der Truhe herausfinden konnte, wer seit Monaten mein Leben auf den Kopf stellte.

Während des letzten Semesters war kaum eine Woche vergangen, in der mich nicht eine bedrohlich erscheinende Nachricht erreicht hatte. Anfangs willkürlich auf meinen üblichen Wegen durch die Akademie. Ein Federkiel mit meinem Namen drauf oder ein kostbar aussehender Dolch mit Tierblut verschmiert, den jemand in mein Schließfach gelegt hatte, während ich Kampfsporttraining gehabt hatte. Eine perlenbesetzte Haarspange aus kostbarem Silber, die an meiner Uniformjacke hing, ohne dass ich mich daran erinnern konnte, sie erstanden zu haben. An der Spitze der Nadel ebenfalls getrocknetes Blut. Zettel, auf denen seltsame Warnungen geschrieben standen.

Wer bist du?

Erinnerst du dich?

Wer hat sie getötet?

Das war jedoch noch harmlos gewesen. Schlimmer war es in den Wochen vor Ende des Semesters geworden. Als ich das Gefühl hatte, verfolgt zu werden. Ganz egal, wohin ich lief, ich spürte Blicke auf mir. Hörte jemanden meinen Namen sagen, obwohl ich niemanden sehen konnte. Die Nachrichten wurden häufiger. Immer wieder die Aufforderung, mich zu erinnern.

Aber an was?

Und dann hatten die Angriffe begonnen. Immer dann, wenn ich mich irgendwo allein aufgehalten hatte, war ich wie aus dem Nichts mit Elementarmagie oder Bannzaubern attackiert worden.

Es war Segen und Fluch zugleich gewesen, dass es nie im Beisein anderer passiert war. Segen, weil dadurch niemand gesehen hatte, wie stark meine Elementarmagie war, mit der ich mich hatte verteidigen müssen; Fluch, weil mir so niemand glauben würde.

Natürlich hatte ich der Direktorin nichts davon gesagt. Das würde bloß Aufmerksamkeit auf mich lenken.

Nein. Ich würde es auf meine Weise zu lösen wissen. Und diese Truhe würde mir dabei helfen, den Schuldigen ausfindig zu machen. Nun, vielleicht nicht die Truhe selbst, aber das, was sich darin befand.

Vorsichtig klappte ich sie auf und besah mir den Inhalt. Eine goldene Kette und daran hängend eine gläserne Phiole, in der eine durchsichtige Flüssigkeit nebelgleich waberte. Sie würde sich schwarz färben, sollte sich jemand in meiner unmittelbaren Nähe befinden, der mir Böses wollte.

Zunächst musste ich der Flüssigkeit jedoch einen Tropfen meines Blutes hinzufügen. Die magische Wirkung des Artefakts beruhte nämlich auf Blutmagie. Eilig pikste ich mir mit der dünnen Nadel, die sich ebenfalls in der Truhe befunden hatte, in die Fingerkuppe. Ein dunkelroter Tropfen quoll hervor.

Nach ein wenig Fummelei konnte ich den Deckel der Phiole aufdrehen. Die Flüssigkeit mischte sich mit meinem Blut, und nach einem Moment war sie erneut farblos geworden. Ich schraubte die Phiole wieder zu und betrachtete sie eingehend.

Toms Mutter arbeitete in unserer Hauptstadt Aurum als Antiquarin und war die einzige Person, die ich kannte, die an ein solches Stück herankam. Der Preis war horrend gewesen, aber ich hoffte, es würde sich auszahlen.

Ich würde kein weiteres Semester mit der ständigen Angst, attackiert zu werden, ertragen. Vor allem, da ich immer noch meine Rolle zu spielen hatte. Bis ich erfolgreich verheiratet war und meinen Abschluss in der Tasche hatte.

Als ich das Zuschlagen einer Tür hörte, legte ich die Kette um meinen Hals und verbarg den Anhänger unter meinem Kragen. Ich wartete, doch niemand kam in meine Richtung.

Vor Kälte zitternd, die sich durch die Steinmauern zog, begab ich mich zum Dienstbotengang zurück. Auf der Treppe hielt ich jedoch inne.

Warum den Anhänger nicht gleich austesten?

Obwohl das Semester gerade erst angefangen hatte und morgen die ersten Kurse begannen, veranstalteten Studierende heute wie jedes Jahr eine Party. Ihre Art, um nach den Ferien wieder miteinander bekannt zu werden.

Entschlossen begab ich mich ins Untergeschoss. Glücklicherweise wusste ich ganz genau, wo sie stattfand.

Laura Labas

Über Laura Labas

Biografie

Laura Labas wurde 1991 in der Kaiserstadt Aachen geboren. Schon früh verlor sie sich im geschriebenen Wort und entwickelte eigene fantastische Geschichten, die sie mit ihren Freunden teilte. Mit vierzehn Jahren beendete sie ihren ersten Roman. Spätestens da wusste sie genau, was sie für den Rest...

4 Fragen an Laura Labas

Gibt es ein reales Vorbild für das Setting Ihrer Dark Academia-Dilogie „Bronwick Hall“, oder entspringt alles Ihrer Fantasie?
Das entspringt tatsächlich alles meiner Fantasie. Ich wollte schon immer mal ein Buch schreiben, das auf einer Akademie spielt, und habe viele Jahre Ideen dazu gesammelt.

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Fantasy-Romane?
Aus meinem Alltag, so unspektakulär das auch klingt. Oft sind es aber die kleinen Dinge, die mich inspirieren und die im Kopf als Aufhänger für ausgewachsene Szenen dienen.

Die Protagonist:innen Ihrer Bücher sind meist Hexen. Was fasziniert Sie besonders an diesen übernatürlichen Wesen?
Ich mag es sehr, dass ich dahingehend meiner Fantasie freien Lauf lassen kann. In ihrer Essenz sind sie zwar alle gleich, doch ich versuche stets, ihre Magie neu zu entdecken. Manches Mal kommt die Magie aus ihnen selbst. Andere Male müssen sie sie von ihrer Umwelt aufnehmen. Es macht Spaß, sich dazu etwas zu überlegen.

Welche magische Fähigkeit hätten Sie gerne, wenn Sie wählen könnten?
Ich denke, ich würde gern die Zeit anhalten können. Dann könnte ich an einem Tag viel mehr schaffen. Zum Beispiel noch mehr Bücher lesen – haha.

Pressestimmen
Rezensöhnchen

„›Bronwick Hall‹ setzt Magie, Verrat und Liebe gekonnt in Szene.“

kathis.books

„Ein fesselnder und ereignisreicher Auftakt und eine spannende Hexengeschichte.“

herzimbuch

„Die Geschichte von Blaine und Henry ist nahbar, bildgewaltig und abenteuerlich und ich habe jede Seite davon geliebt!“

sasaray_reads

„Spannender Auftakt der Dilogie rund um die Hexenakademie, im Kampf gegen die Rebellen mit ganz viel Dark Academia Vibes und einem Forbidden Love Trope.“

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