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Im Taxi

Jochen Rausch
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Eine Deutschlandreise

„Aus der Faszination für die kurze, intime Zeitspanne, die zwei völlig Fremde in einem Taxi zusammen verbringen, hat Autor Jochen Rausch ein kurzweiliges Buch geschaffen.“ - Ruhr Nachrichten

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Im Taxi — Inhalt

In Deutschland gibt es eine Viertelmillion Taxifahrer und jeder hat seine Geschichte.

Sie fahren Tag für Tag, Nacht für Nacht, ohne je richtig anzukommen: In Deutschland gibt es über 250.000 Taxifahrer und jeder hat seine Geschichte. Viele Jahre sammelte Jochen Rausch Gespräche im Taxi: Aus 120 Miniaturen von erstaunlicher Intensität entsteht das Psychogramm unserer multinationalen Gesellschaft aus einer sehr speziellen Perspektive. Mal nachdenklich, mal heiter, aber immer authentisch, unverstellt, berührend. Schon mit seinen hochgelobten Short-Story-Bänden „Trieb“ und „Rache“ zeigte Rausch, dass er auf engstem Raum große Geschichten zu erzählen weiß. „Eine überaus kurzweilige Lektüre, mit Witz und Wut, Geist und Irrsinn, bei der man viel über das Land lernt, in dem wir leben.“ Rolling Stone

€ 10,00 [D], € 10,30 [A]
Erschienen am 12.01.2017
128 Seiten, Broschur
EAN 978-3-8333-1081-2
Download Cover
€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 12.01.2017
128 Seiten, WMePub
EAN 978-3-8270-7914-5
Download Cover

Leseprobe zu „Im Taxi“

01

WO ICH HERKOMME

Mainz

Warum fragen Sie, wo ich herkomme? Frage ich, wo Sie herkommen? Sind Sie von der Polizei? Soll ich meinen Ausweis zeigen? Und Taxischein? Ich bin ein Mensch, und meine Mutter hat mich geboren. Da komme ich her. Warum fragen Deutsche immer, wo ich herkomme? Ich frage Fahrgäste, wo sie hinwollen. Sind Sie jetzt beleidigt? Man muss sich nicht unterhalten im Taxi. Ich mache, was der Fahrgast will. Ist Service. Unterhalten, nichts sagen, Radio hören. Egal. Die Deutschen haben viel schlechte Laune. Auch wenn die Sonne scheint. Ist nicht [...]

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01

WO ICH HERKOMME

Mainz

Warum fragen Sie, wo ich herkomme? Frage ich, wo Sie herkommen? Sind Sie von der Polizei? Soll ich meinen Ausweis zeigen? Und Taxischein? Ich bin ein Mensch, und meine Mutter hat mich geboren. Da komme ich her. Warum fragen Deutsche immer, wo ich herkomme? Ich frage Fahrgäste, wo sie hinwollen. Sind Sie jetzt beleidigt? Man muss sich nicht unterhalten im Taxi. Ich mache, was der Fahrgast will. Ist Service. Unterhalten, nichts sagen, Radio hören. Egal. Die Deutschen haben viel schlechte Laune. Auch wenn die Sonne scheint. Ist nicht wegen dem Wetter. Kommt von der Unzufriedenheit. Eine deutsche Krankheit. Unzufriedenheit. Deutsche sind sehr reich. Deutsche haben keinen Krieg. Deutsche haben Arbeit. Können immer Bier trinken und Kokain durch die Nase ziehen. Deutsche sehen im Fernsehen, wie Krieg ist in Syrien und Kinder verhungern – und schmeißen Essen in den Müll. Und werden immer fetter. Dicke Leute rufen nach Taxis und wollen zu McDonald’s. Da vorne ist doch McDonald’s, sage ich, nur 200 Meter. Warum gehst du nicht zu Fuß? Was sagen die Leute? 200 Meter ist zu weit. Wollen Sie wissen, wo ich herkomme? Aus Sarajevo komme ich. Meine Frau und meine Söhne wurden erschossen von Scharfschützen. Meine Frau wollte Wasser holen vom Tankwagen und Nudeln kochen für die Kinder. Jetzt wissen Sie, wo ich herkomme.


02

EIN GANZ FEINER HERR

Regensburg

Ich kam nach Regensburg und war gleich verliebt in diese wunderschöne Stadt. Mein Mann blieb in Anklam zurück. Bei unserer Nachbarin gefiel es ihm besser als bei mir. Warum ich Taxi fahre? Ach, das ist eine lange Geschichte. Ich war private Altenpflegerin und habe den Herrn von Gessel gepflegt. Der war neunundneunzig und trug immer Anzug, Krawatte und Einstecktuch. Dabei war er vollkommen blind. Morgens strich er über meine Hände und sagte: Christa, Sie sehen mal wieder bezaubernd aus. Und wie genierte er sich bei den Toilettengängen! Das güldene Alter ist ein formidables Desaster. So sprach er, mit Ausdrücken, die keiner mehr kennt. Wir haben Platten von Mahler und Bruckner gehört, und Herr von Gessel erklärte mir die Musik: die Celli sind Wolken und die Geigen Sonnenstrahlen. Noch öfter sagte er: Christa, wir müssen lesen. Die ganze Weltliteratur sind wir durchgegangen. Wenn ich sagte: Lieber Herr von Gessel, jetzt ist aber Schluss mit Lesen, jetzt legen wir uns lang, dann sagte er: Nein, liebe Christa, wir legen uns nur kurz. Wir müssen noch das Buch zu Ende lesen, bevor ich sterbe. Sie haben ein Foto von ihm in der Zeitung gebracht, weil er ja hundertfünf Jahre wurde. Ich wollte dann keine Leute mehr pflegen. Ein so feiner Mensch wie Herr von Gessel wäre mir nie wieder begegnet. Und deshalb fahre ich Taxi.


03

DIENSTLEISTER

Düsseldorf

Als Taxifahrer ist man in erster Linie Dienstleister. Ich komme zum Steigenberger, und da winkt eine feine Dame. Oh, es geht zur Modemesse, denke ich. Beifahrertür auf, und ein Handtuch fliegt auf den Sitz. Vielleicht glaubt die, sie macht sich in meinem Taxi das Kleid schmutzig, denke ich und will schon sauer werden, als eine Ratte mit Locken auf das Handtuch springt. Bieni muss nach Metzkausen, sagt das Frauchen. Ich bin nicht schnell sprachlos, aber da war’s doch so weit. Mir ging mein ganzes Leben durch den Kopf, als ich mit Bieni über die Autobahn fuhr. Dass ein Mensch es zu weniger bringt als ein zitterndes Hündchen. Die Fahrt könnte ich mir ja nicht leisten. Beinah hätte ich die Tür aufgemacht und Bieni bei 140 Sachen Gassi gehen lassen. Aber dann hat Bieni so gezittert, dass er mir leidtat, und ich habe ihm einen Vortrag über Kapitalismus gehalten, aber das war Bieni egal. Der hat nur vor sich hin gezittert. Wir kamen dann in eine ganz feine Gegend, wo Bieni von einem Typen im cremefarbenen Anzug erwartet wurde. Der hat sich tausendmal bei mir bedankt und mir einen Fünfziger plus zwanzig Euro Trinkgeld gegeben. Bieni hat mit dem Schwänzchen gewedelt und nicht gesagt, dass Frauchen schon fünfzig Euro Vorkasse bezahlt hat. Ich hab auch nichts gesagt. Ein Taxifahrer ist Dienstleister und muss auch mal schweigen können.


04

FLUCHT

Schwelm

Warum ist Krieg in Syrien? Wir können eine Stunde fahren, und es ist nicht genug. Sehr kompliziert. Alle kämpfen gegen alle. Religion, Partei, Familien. Wir haben Clans mit fünftausend Menschen. Aber es ist nicht kompliziert, warum Menschen vor dem Krieg flüchten. Weil sie leben wollen. Ich war Lehrer in Syrien. Es war gut. Aber ich hatte Angst um meine Kinder. Deshalb bin ich hier und fahre Taxi. Ich zahle Steuern in Deutschland. Nicht nur Deutsche zahlen Steuern für Flüchtlinge. Deutschland hatte auch Krieg, und Menschen sind geflüchtet vor deutschen Soldaten. Und dann sind die Deutschen geflüchtet vor russischen Soldaten. Ist so im Krieg. Mein Cousin wohnt bei uns. Wir haben drei Zimmer für zwölf Personen. Nachts schreien die Kinder: Sie träumen von Menschen, denen man den Kopf abgeschlagen hat. Und von Kindern, die tot waren im Meer. Weiß nicht, ob die Kinder vom Cousin noch mal lachen können im Leben. Wenn hier Krieg ist, wohin flüchten die Deutschen? Nach Mallorca? Ins Fünf-Sterne-Hotel? Glauben sie, ein Taxi kommt und bringt sie zum Flughafen? Warum macht man Feuer an Häuser für Flüchtlinge? Warum pinkeln sie auf die Kinder von Flüchtlingen? Haben die Deutschen kein Herz und keine Seele? Lassen Sie uns beten: Sie zu Ihrem Gott und ich zu meinem, dass nie ein Krieg nach Deutschland kommt.


05

DAM DAM, DAM DAM

Köln

Sie werden befördert im einzigen Taxi der Welt mit Videoinstallation. Sehen Sie mal nach oben: Der Wagenhimmel ist voller Schlager. Der Beamer ist da unten neben der Handbremse. Die Hitparade im Zett Dee Efff – mit Dieter Thomas Heck. Ist Ihnen das ein Begriff? Der Vogel da heißt Christian Anders. Es fährt ein Zug nach Nirgendwo, mit mir allein als Passagier. Ich bin kein Sänger, aber ich singe trotzdem. Wo ein Wille ist, ist ein Lied. Die Welt ist doch schon schlimm genug. Da wird man doch wohl noch träumen dürfen. Jetzt kommt was sehr Spezielles: Samstag, 30. September 1970 – Tony mit Nuevo Laredo. Die Originalsendung ist leider verschollen. Dafür sollte man denen beim ZDF das Mainzelmännchen langziehen. Ich hab über dreihundert Sendungen auf DVD. Wenn wir die durchsehen wollen, fahren wir bis nach Australien. Und weil ich/so durstig war,/hielt ich an/der ersten Bar. Wir Kölner kommen fröhlich auf die Welt und gehen fröhlich von dannen. Mit meinen Eltern hab ich immer getippt, welches Lied Platz eins wird. Mein Vater bekam davon Herzklabaster, so nahm den das mit. Ich kann nur hoffen, mein Testament wird gelesen. Ich will auf meiner letzten Fahrt im Leichenwagen mein Lieblingslied hören: Weine nicht, wenn der Regen fällt, dam dam, dam dam, es gibt einen, der zu dir hält, dam dam, dam dam. Marmor, Stein und Eisen bricht …

Jochen Rausch

Über Jochen Rausch

Biografie

Jochen Rausch ist Autor, Journalist, Musiker. Der Grimmepreisträger veröffentlichte den Erzählungsband „Trieb“ (2011), den Roman „Krieg“ (2013, verfilmt von Rick Ostermann und vorgestellt beim Internationalen Film-Festival in Venedig 2017) sowie „Rache“ (2015) und „Im Taxi. Eine Deutschlandreise“...

Medien zu „Im Taxi“
Jochen Rauschs Mini-Trailer-Serie zu „Im Taxi“
Sprecher: Johann von Bülow, Thorsten Schorn





Pressestimmen
Ruhr Nachrichten

„Aus der Faszination für die kurze, intime Zeitspanne, die zwei völlig Fremde in einem Taxi zusammen verbringen, hat Autor Jochen Rausch ein kurzweiliges Buch geschaffen.“

Wuppertaler Rundschau

„›Im Taxi‹ ist eine menschliche (und immer wieder auch politische) Textsammlung. Dieses Buch ist ein Dokumentarfilm. Es steckt voller Bilder. Und es klingt. Auf ganz eigene Weise. Man muss es (sich) vorlesen. Ein Dokumentarfilm auf Papier. Absolut Rausch.“

Salzburger Nachrichten (A)

„Mal nachdenklich, mal heiter, aber immer authentisch, unverstellt, berührend.“

Schweiz am Sontag

„Verdichtet zum faszinierenden Sittenbild unserer multikulturellen Gesellschaften.“

WZ Westdeutsche Zeitung

„Die Geschichten sind maximal 25 Zeilen lang, trotzdem passt ein ganzes Leben hinein (…) Die Miniaturen bleiben haften, ob von Senioren mit mickriger Rente oder von Flüchtlingen die Rede ist.“

Welt am Sonntag

„Jochen Rausch fährt gerne Taxi. Aus seinen Erlebnissen hat er ein Buch gemacht. Entstanden ist ein Sittengemälde unserer Gesellschaft.“

BÜCHER Magazin

„Himmelhoch jauchzend bis hin zu Tode betrübt: Anschnallen, bitte! Auf dieser Fahrt ist alles möglich.“

Rolling Stone

„Eine überaus kurzweilige Lektüre, mit Witz und Wut, Geist und Irrsinn, bei der man viel über das Land lernt, in dem wir leben.“

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