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Gebrauchsanweisung für das Münchner Oktoberfest

Bruno Jonas
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„Der Kabarettist erkundet den Reiz des Größten Volksfestes der Welt hintergründig, gepaart mit viel Witz. Sein unterhaltsames Geplauder ist trotz aller Ironie informativ und faktenreich.“ - Bayerische Staatszeitung

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Gebrauchsanweisung für das Münchner Oktoberfest — Inhalt

Das Münchner Oktoberfest ist ein Großereignis der speziellen Art: Jeden Herbst reisen sechs Millionen Menschen aus aller Welt an, um auf einer betonierten Fläche, der „Wiesn“, auf engstem Raum typisch bayerische Mahlzeiten und Getränke zu überhöhten Preisen einzunehmen, zu feiern, anzubandeln, sich zu prügeln – kurz: ein paar Stunden Fröhlichkeit zu genießen. Bruno Jonas leuchtet die Dimensionen dieser Veranstaltung aus – von den Eigenheiten des MVV bis zur Sitzplatzsuche im Bierzelt, der Prominentenbox und dem Laiendirigieren, vom Trachtenkomplettset bis zum „italienischen Wochenende“. Die Dialektik bayerischer Wesensart kommt dabei ebenso zur Sprache wie diverse Rauschzustände und die Wiesn als Sinnbild für die Ewigkeit.

€ 14,99 [D], € 15,50 [A]
Erschienen am 18.08.2011
224 Seiten, Flexcover mit Klappen
EAN 978-3-492-27610-8
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€ 12,99 [D], € 12,99 [A]
Erschienen am 07.10.2011
224 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-95354-2
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Leseprobe zu „Gebrauchsanweisung für das Münchner Oktoberfest“

Alles dreht sich

Beginnen wir mit dem Ende. Also um genau zu sein, mit meinem ganz persönlichen Ende. Es war der letzte Wiesntag. Letzte Gelegenheiten muss man nutzen, habe ich mir gesagt, und bin naus, weil mir eine innere Stimme gesagt hat, dass ich noch einmal naus muss auf die Wiesn, bevor sie vorbei ist. Man sagt in München, dass man „auf die Wiesn naus geht“. Das klingt komisch, weil die Theresienwiese mitten in der Stadt liegt. Aber kein Mensch würde sagen, dass er auf die Wiesn „ nei “( = rein ) muss. Nein, ein jeder muss naus. Und so war es auch [...]

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Alles dreht sich

Beginnen wir mit dem Ende. Also um genau zu sein, mit meinem ganz persönlichen Ende. Es war der letzte Wiesntag. Letzte Gelegenheiten muss man nutzen, habe ich mir gesagt, und bin naus, weil mir eine innere Stimme gesagt hat, dass ich noch einmal naus muss auf die Wiesn, bevor sie vorbei ist. Man sagt in München, dass man „auf die Wiesn naus geht“. Das klingt komisch, weil die Theresienwiese mitten in der Stadt liegt. Aber kein Mensch würde sagen, dass er auf die Wiesn „ nei “( = rein ) muss. Nein, ein jeder muss naus. Und so war es auch bei mir.
Und schon war ich mittendrin in ihr. Die Wiesn hat mich aufgenommen wie eine Frau, die mich sehnsüchtig erwartet. Eine Riesengaudi habe ich gehabt, eine Stimmung, wie sie ausgelassener nicht hätte sein können. Ich war im Himmel der Bayern und hab gesungen mit einer Stimmkraft, die niemand bei mir vermutet hatte. Am wenigsten ich selber. Who the fuck is Alice?, habe ich aus vollem Hals geschrien, dass man meinen hätte können, ich möchte wirklich wissen, wer die Dame ist, die da next door wohnt. Selbstverständlich habe ich ein paar Maß getrunken. Sowieso. Meiner Erinnerung nach waren es vier. Es gibt aber Zeugen, die behaupten, es wären drei gewesen. Sehr glaubwürdig sind sie nicht, weil sie nämlich alle einen Dampf gehabt haben, dass es nicht mehr schön war. Ich auch, deshalb müssen es vier gewesen sein.
Grad schön war’s. Und auf einmal passiert etwas völlig Unerwartetes. Ich schaue in die Runde an meinem Tisch und verkünde unvermittelt: „So, ich pack’s jetzt!“
„Du packst es jetzt nicht!“, haben meine Spezln vehement widersprochen. „Du bleibst hocken, weil wir noch eine bestellen ! “
„Aber so redet man mit mir nicht“, habe ich gesagt und bin aufgestanden. Und zwar gaaanz langsam, quasi in Zeitlupe, es war ein Akt der Selbstbeherrschung, wie ich ihn nur unter diesen Umständen praktizieren kann. Alle haben mich glasig angeschaut und mich für meine varietéreife Aufstehakrobatik bewundert. Es war beeindruckend. Wer in meinem Zustand noch so aufstehen kann, der hat Beifall verdient. Beinahe wäre ich nach vorne gekippt und mit dem Kopf an einem Maßkrug aufgeschlagen, weil ich das Übergewicht bekommen hatte, aber reaktionsschnell, wie ich noch war, konnte ich die Vorwärtsbewegung gerade noch abfangen und so eine Kopfverletzung vermeiden. Das war knapp. „Leck mich am Arsch“, habe ich gesagt, „hab ich einen Dampf.“ Meine Freunde nickten begeistert und signalisierten ungeteilte Zustimmung. Ich habe kurz hell aufgelacht und geblasen wie ein Heißlüfter auf Stufe drei … und jetzt fehlen mir ein paar Minuten …
Irgendwie habe ich den Weg aus dem Himmel der Bayern herausgefunden und das Festgelände Richtung Taxistand hinter der Ruhmeshalle an der Bavaria verlassen. Ich habe eine Frau im Arm gehalten. Beziehungsweise sie mich. Da gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen. Wir wandern also an den Bierleichen zu Füßen der Bavaria vorbei und spazieren hinauf auf den Hügel, bis wir oben angekommen sind. Ich bleib stehen und drehe mich noch einmal um, um zurückzuschauen. Ich lass den Blick über die Wiesn schweifen. Es geht mir wie nach einer langen Wanderung durchs Gebirge, wo ich von einem letzten Gipfel aus auf den zurückgelegten Weg blicke.
Und da erkenne ich die Grundform der Wiesn, das, was sie mir als Ganzes sagen will, das, was sie im Innersten zusammenhält: Alles dreht sich! Ich schaue auf das Riesenrad, wie es sich dreht. Und die Gondeln drehen sich wieder in sich. Das Kettenkarussell, das Teufelsrad, der Hurrican, eine einzige Kreisbewegung. Alles auf der Wiesn dreht sich, und ich mich mit ihr. Es ist der Kreis, ohne Anfang und ohne Ende, der sich ewig drehende Kreis, der die Wiesn auszeichnet. Es hört nie auf! Das Oktoberfest ist ein Sinnbild für die Ewigkeit!
Es ist eine runde Angelegenheit. Man muss es von oben gesehen haben. Steigen Sie ein in das Riesenrad und lassen sich langsam emporheben bis zum höchsten Punkt der Kreisbewegung, und genießen Sie den Blick über die Theresienwiese, und dann betrachten Sie die Geometrie des Geländes. Die Wiesn ist eine Scheibe. Und Sie müssen wahrscheinlich sofort an „Ihren“ Homer denken und an den alten Hesiod. Oder auch nicht. Ich gebe zu, dass ich nicht sofort draufgekommen bin. Drauf gebracht hat mich der Sloterdijk. Im zweiten Band der Sphären versucht er, die Menschheitsgeschichte aus der Form der Globen herzuleiten. Eine direkte Wiesnanleitung ist es nicht gerade, als vorbereitende Lektüre für einen Oktoberfestbesuch ist die Abhandlung somit nicht geeignet, aber interessant sind seine Überlegungen schon. Und weil keiner, der die Grundstrukturen unseres Denkens freilegen will, an den alten Griechen vorbeikommt, ankert der Sloterdijk auch bei ihnen. Bei Sokrates, Platon, Aristoteles, beim Hesiod und beim Homer.
Die alten Griechen sahen die Erde als runde Scheibe. Ihr Weltbild hatte darum einen Rand. „Denn woran, wenn nicht an der hervorgehobenen Umfassungslinie, die das Äußerste markiert, soll der Betrachter erkennen, dass er tatsächlich ein Bild des Universums vor sich hat.“ Bei diesem Satz aus den Sphären musste ich sofort an den Bavariaring denken, der die Wiesn umfasst und ihr Äußerstes markiert und sie zusammenhält wie der Eisenring das Holzfass. Es war eine Offenbarung! Die Wiesn an sich kann man schon als das Äußerste verstehen, und ohne eine scharfe Umfassungslinie kann dieses Äußerste nicht bestehen. Der Bavariaring hält die Wiesn zusammen und bildet eine Grenze hin zur Stadt. Jeder, der diese Grenze in Richtung Wiesn überschreitet, macht eine Grenzerfahrung von besonderer Qualität. Er betritt eine andere Welt.
Die alten Griechen hatten die Vorstellung, dass die Peripherie der Weltscheibe vom Okeanos umströmt wird. Damit meinten sie nicht einen Ozean, wie wir ihn uns heute vorstellen. Den Okeanos dachten sie sich als Rundstrom, der die Welt umfließt. Die Welt war durch einen Fluss gerahmt. Und beim Anblick des Bavariarings kam mir dieser Okeanos in den Sinn. Der Bavariaring ist ein ausgetrocknetes Flussbett und erfüllt im Weltbild der Wiesneinwohner die Funktion des umströmenden Flusses. Nur fließt kein Wasser, sondern Verkehr. Zwischen Wiesn und Stadt liegt der Verkehrsfluss.
Betrachten wir das Oktoberfest für einen Moment wie eine große Erzählung, die alle Bereiche des Daseins berührt, die zusammenbindet, was Welt und Menschenleben heißt: Liebe, Hass, Kampf, Tod, Krieg und Frieden, Glück und Unglück, Kasino und Gerechtigkeit. Solche Geschichten halt, an denen niemand vorbeikommt, weil das Schicksal waltet, grad wie es ihm gefällt.
Die großen Dichtungen Homers, die Ilias und die Odyssee, fesseln uns bis zum heutigen Tag, weil sie alle menschlichen Nöte und Freuden auf eine Weise formen, dass wir ehrfürchtig staunen müssen, wenn wir sie lesen. Ganz anders, aber von gleicher literarischer Größe sind die Abenteuer des Ritters von der traurigen Gestalt, Don Quichotte, und seines Dieners Sancho Pansa. Und Dante Alighieri hat uns mit der Göttlichen Komödie eine Dichtung geschenkt, die sich mit den vorgenannten auf einer Ebene befindet und noch weniger gelesen wird.
Was haben diese großen dichterischen Vermächtnisse mit dem Oktoberfest zu tun? Quichotte, Dante und Odysseus, spinnt der Beppi? Nein, der Beppi spinnt nicht. Die Wiesn lässt sich anschauen als bayerische Ilias. Sie ist ein einziges Wogen, ein Hin und Her, ein Kampf ums Bier und um Plätze und was weiß ich noch alles. Auch Odysseus weist sehr viele Parallelen zur Wiesn auf und Dante in der Göttlichen Komödie erst recht und der Don Quichotte sowieso: Alle drei laufen orientierungslos durch ihr Leben und wissen nicht mehr, wie sie heimkommen sollen. Dante legt eine Wanderung zurück von der Hölle bis in den Himmel, von ganz unten bis nach ganz oben, der Odysseus legt eine Irrfahrt hin, die ihresgleichen sucht, und der Don Quichotte kennt sich in der Welt überhaupt nicht mehr aus und findet sich hinten und vorne nicht mehr zurecht. Wer Windmühlen für Riesen hält, der kommt doch von der Wiesn, bildlich gesprochen. So wie manche ein Fußballspiel „lesen“, lässt sich das Oktoberfest im Sinne Dantes lesen als einer der neun Höllenkreise, die Dante durchwandern muss. Und schließlich Odysseus, der arme Hund, ihn zieht es ins Offene, und wer einmal lang genug auf der Wiesn war, den zieht es auch ins Offene, doch findet er sich oft in der Enge wieder. Auf der Wiesn gibt es nur einen Weg: von der Enge in die Weite und von der Weite in die Enge. Viele kommen von weit her und finden sich in der Enge. Und viele kommen aus der Enge und suchen das Weite. Und in all diesen Geschichten geht es irgendwie auch immer um irgendein Weib. Das ist die Wiesn!
Die Fülle des Geschehens schreit geradezu nach einer künstlerischen Bearbeitung, einem ebenbürtigen bayerischen Epos, das neben den großen Menschheitsdichtungen bestehen kann. Es gab einige Versuche. Ödön von Horváth hat es probiert mit einem Stück, Karl Valentin hat einige Szenen geschrieben, andere haben einiges dramatisiert, sicher, aber bisher hat sich noch kein Genius gefunden, der das jährliche Geschehen an der Bavaria für die Menschheit dichterisch festgehalten hätte.
Gerade beschließe ich, dieses Versäumnis nachzuholen, und denke über einen passenden Anfang für das Jahrhundertwerk nach, und ich weiß spontan, es ist der sich drehende Kreis, in dem es keinen Anfang und kein Ende gibt, jeder Punkt des Kreises ist Alpha und Omega zugleich, als eine Stimme zu mir sagt: „Komm, geh weiter!“, oder so was wie „Jetzt komm schon!“. Hat die Bavaria hinter mir gesprochen, oder sind das Stimmen aus dem Jenseits? Ruft mich das Jenseits? Der Boandlkramer, der Tod? Der schaut aber heute lustig aus. Ist der schon wieder besoffen? Z’vui Schnaps dawischt, ha? Wos? Ich? Ich habe gar keinen Schnaps getrunken. – Was will er von mir? – Einen Ausweis? – Habe ich. Sowieso! Bitte? … Führerschein? Aha. – Habe ich auch. Ob ich noch Auto fahren will? Heute? Fragt mich der Boandlkramer. Das, äh – glaube ich, schaffe ich heute nicht mehr. Und wenn doch, dann soll er mich sofort verhaften! Hallo, sofort verhaften und heimtragen, bitte! Warum trägt der Boandlkramer eigentlich eine Schusswaffe? Und warum ist der zu zweit? Das Jenseits ist auch nicht mehr das, was es mal war. Habt’s ihr im Himmel drüben so viele Kriminelle, dass ihr eine Pistole braucht’s, ha? Also, wenn das so ausschaut, das Jenseits, dann will ich da nicht hin! Da ist mir das Diesseits hier auf der Wiesn schon lieber. Aber lang dauert’s nicht mehr. Nur noch ein paar Stunden, und die Wiesn ist aus für heuer.
Was wird das für ein Leben sein ohne die Wiesn? Grau, hektisch, voller Müh und Plag, im Fegefeuer des Alltags werden alle armen Sünder schmoren müssen ein ganzes Jahr lang. Bis sie wieder losgeht, die Wiesn. Die Erlösung wird kommen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, die Wiesn wird auferstehen, wie der Herr auferstanden ist am dritten Tage, im September, gell, jawoll, die Wiesn, das Bier … waren es jetzt drei Maß oder doch viere? Auf jeden Fall z’wenig! Oder? Wieso dreht sich eigentlich alles ? Mensch, hab ich einen Dampf. Vielleicht hätt ich nach dem Schweinsbraten nicht noch den Kaiserschmarrn und die Bayerische Creme essen sollen … vielleicht waren’s doch fünfe? Kannt scho sei – Hauptsache schee war’s –


Da geht's lang

Wo komm ich her, wo geh ich hin, wo kauf ich mir die nächste Halbe? Solche Fragen stellt der Bayer selten. Im Normalfall weiß der Bayer immer, wo’s langgeht, weil er sich auskennt in der Welt. Egal, wo er sich gerade befindet, ob in Chicago, Hongkong, Manaus, Moskau oder sonst wo, er weiß, wo er „dahoam“ ist. Natürlich in Bayern. Aber warum? Weil er dort bei sich ist. Da er überall bei sich ist, ist er in der Welt daheim. Es ist vor allem die bayerische Sicht der Dinge, die ihm Sicherheit verleiht im Dasein.
Freilich passiert es ihm, dass er unschlüssig ist und überlegen muss, auf welchem Weg er sich befindet und wohin er sich auf seinem Weg nach vorn begeben möchte. Zur Oktoberfestzeit ist es aber für die meisten Bayern keine Frage, woher sie kommen, wohin sie gehen und wo sie sich die nächste Halbe kaufen. Sie kommen von der Wiesn, sie gehen auf die Wiesn, und die nächste Halbe kaufen sie sich bestimmt nicht auf der Wiesn, weil dort nur Maßen ausgeschenkt werden, die meistens, sofern gut eingeschenkt wurde, einem ganzen Liter Bier entsprechen. Und falls doch irgendwo Halbe ausgeschenkt werden, so weist sie der Bayer gleichmütig zurück und bestellt eine Maß.
Aber bis zur ersten kühlen Maß kann es ein beschwerlicher Weg sein, wenn man sich nicht auskennt. Deshalb haben wir ein paar wichtige Vorüberlegungen für Sie zusammengestellt, die Sie unbedingt beachten sollten.
Zunächst sollten Sie wissen: Es gibt nur ein Münchner Oktoberfest, das sich logischerweise in München befindet! Wir wollen gar nicht bestreiten, dass überall auf der Welt große Volksfeste stattfinden, die gewisse Ähnlichkeiten mit unserer Wiesn haben. Immer wieder hören wir, dass es weltweit 2000 Oktoberfeste gibt, aber das Original befindet sich in München und sonst nirgends !
Es könnte sein, dass Ihnen jemand vom Oktoberfest in Berlin vorschwärmt. Das können Sie gleich vergessen! In der Hauptstadt gibt es zwar vor dem Roten Rathaus tatsächlich eine Veranstaltung, die den Namen des Münchner Originals trägt. Es handelt sich dabei aber um eine jämmerliche Kopie, die mit allerhand Ritualen aufwartet, die nur entfernt mit dem Geschehen in München zu tun haben. Wir sagen das nur, weil es schon irregeleitete Fremde gegeben haben soll, die felsenfest davon überzeugt waren, sich ihren Rausch auf dem berühmten Oktoberfest angetrunken zu haben. Wir bestreiten gar nicht, dass sie besoffen waren, aber ein Rausch, der in Berlin erworben wurde, kann nur wenig mit einem Münchner Oktoberfestrausch zu tun haben.
Sollten Sie also von weiter her kommen, so müssen Sie unbedingt darauf bestehen, in München anzukommen. Nun fragen Sie wahrscheinlich: Woran merke ich, dass ich in München bin? Es gibt ein paar untrügliche Merkmale. Sie haben bestimmt davon gehört, dass in München ein Hofbräuhaus steht. Aber ein Hofbräuhaus gibt es nicht nur in München, das gibt es auch in Tokio, in Chicago und in vielen anderen Städten. Um vor einem Hofbräuhaus zu stehen, müssen Sie nicht in München sein.
Hier nun einige sichere Indizien dafür, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. München liegt immer an der Autobahn. Entweder an der A9 oder auch an der A8 oder an der A95. Sie können es kaum verfehlen. Wer vom Süden her auf München zufährt, merkt schon Kilometer vorher, dass München nicht mehr weit sein kann, weil sich der Verkehr staut. Stau ist ein absolut zuverlässiges Zeichen dafür, dass Sie in der richtigen Richtung unterwegs sind. Vor München bildet sich regelmäßig ein Rückstau der Fahrzeuge. München zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass oft eine Überzahl von Menschen das Gleiche zur gleichen Zeit am selben Ort vorhat.
Wenn Sie von Norden her in Bayern einfallen, kommt es seltener zu Staus, das liegt daran, dass die Autobahn sechsspurig ausgebaut ist. Aber auch auf dieser Einfallstraße gibt es sichere Anhaltspunkte. Relativ schnell werden Sie ein architektonisches Gebilde passieren, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einer riesigen Bettpfanne aufweist. Es handelt sich dabei um die berühmte Allianz-Arena, das Fußballstadion, in dem die Kicker des FC Bayern München immer mal wieder große Erfolge feiern.
Grundsätzlich ist allerdings schon zu überlegen, ob eine Anreise mit dem Auto zur Wiesn sinnvoll ist. Es gibt Parkplätze, aber die sind alle besetzt. Außerdem sollten Sie das Auto stehen lassen, wenn Sie mehr als zwei Maß getrunken haben. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein verkündete zur Freude vieler Gerstenfreunde, dass man mit zwei Maß Bier schon noch fahrtüchtig wäre, wenn man sich lange genug dazu Zeit nähme (ich weiß jetzt nicht, was er damit meint: das Fahren oder das Trinken). Wir wissen nicht, ob er je einen Selbstversuch unternommen hat, aber genützt hat es ihm nicht viel. Er ist schon lange nicht mehr Regierungschef in Bayern. Heute sitzt er als einfacher Abgeordneter im bayerischen Landtag und kümmert sich um andere wichtige Fragen. Mit wie viel Maß ein bayerischer Ministerpräsident noch regierungsfähig ist, wissen wir nicht, und leider hat sich dazu auch bis heute kein maßgeblicher Politiker geäußert. Es soll auch schon Autofahrer gegeben haben, die mit fünf Maß von der Wiesn noch nach Hause gefunden haben. Es macht natürlich einen Unterschied, ob Sie von München nach Aigenstadl heimfahren oder eventuell nach Sydney müssen. Allerdings werden Sie München höchstwahrscheinlich von Australien aus nicht mit dem Auto ansteuern, sondern mit dem Flugzeug anreisen und in Erding auf dem Flughafen landen.
Da müssen Sie allerdings einen kleinen Nachteil in Kauf nehmen. Wer mit dem Flugzeug zur Wiesn kommt, landet etwa 40 Kilometer östlich im Erdinger Moos auf dem Flughafen München, der auf den schönen Namen „Franz Josef Strauß“ hört. Den Flughafen hat man deshalb so weit draußen vor der Stadt angesiedelt, weil dadurch den ankommenden Gästen die Möglichkeit gegeben werden sollte, sich langsam und behutsam auf München und Bayern einzustimmen. Meistens gelingt das sehr gut. Soweit das Flughafenpersonal charakterlich bayerisch disponiert ist, werden Sie am Ausgang skeptisch und mürrisch dreinschauende Uniformierte mit ihren Blicken streifen. Und mancher Beamte wird sich denken: „Bloß guad, dass de alle wieder hoamfahren ! “
Aber keine Sorge, es wird Sie niemand aufhalten auf Ihrem Weg, der Sie vermutlich zur S-Bahn führen wird. Alternativ können Sie auch mit dem Taxi fahren oder zu Fuß gehen. Es gibt ja immer mehr Menschen, die ihre Grenzen ausloten wollen.
Zu Fuß nach München werden Sie fünf bis sechs Stunden brauchen. Ich vermute aber, dass diesen Gewaltmarsch bisher kaum einer ins Auge gefasst hat. Falls Sie Lust dazu haben, würde ich Ihnen eine Wanderkarte des bayerischen Wandervereins empfehlen, damit Sie sich nicht verlaufen.
Für gläubige Wiesnbesucher bieten sich Pilgerwege an, die, falls Interesse besteht, an den Fernpilgerweg nach Santiago de Compostela angeschlossen sind. Für sie bietet das Oktoberfest einen Zwischenaufenthalt, wobei sie das Oktoberfest als Prüfung nutzen, ob sie in der Lage sind, den teuflischen Versuchungen zu widerstehen. Es scheint wohl einen Pilgerweg zu geben, der die gläubigen Wanderer direkt durch das Hackerzelt, den Himmel der Bayern, führt. Viele können danach nicht mehr weiter und brechen das Pilgern ab, um ihre Läuterung auf der Wiesn fortzusetzen.
Sie können am Flughafen aber auch ein Taxi ordern, um nach München reinzufahren. Seltsamerweise wählen die Taxifahrer immer die kürzeste Strecke und fahren trotzdem zuverlässig einen Fahrpreis von rund 60 Euro heraus. Vielleicht haben Sie Glück und der Mann oder die Frau hinter dem Steuer fragt Sie beim Einsteigen: „Woin’S über Ismaning fahren oder über die Autobahn? Über Ismaning ist es kürzer, dauert aber länger!“ Egal, wie Sie sich entscheiden, Sie werden am Ende 60 Euro zahlen.
In München angekommen, können Sie selbstverständlich auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wenn Sie einen Passanten fragen, wie Sie am schnellsten auf das Oktoberfest kommen, dann wird er Ihnen, falls er ein Ortskundiger ist, bestimmt sagen, dass Sie mit der U-Bahn fahren sollen oder mit der Tram, wie bei uns in München die Straßenbahn heißt. Möglicherweise müssen Sie aber erst einmal die S-Bahn nehmen, um zu einer U-Bahn-Haltestelle zu gelangen. Und manchmal empfiehlt es sich, zunächst mit einem Bus des Münchner Verkehrsverbundes zu fahren, um zu einem S-Bahnhof zu gelangen. In einer Stadt, in der Sie fremd sind, kann die Anreise ganz schön kompliziert sein. Aber nicht in München! An den Haltestellen befinden sich bunte Pläne, in denen Linien eingezeichnet sind. Es gibt mehrere kreisförmige Zonen. Je nachdem, wie viele davon Sie durchfahren müssen, um zu Ihrem Ziel zu kommen, desto mehr müssen Sie dafür bezahlen. Es gibt große und kleine Streifenkarten, es gibt Tageskarten, Wochen- und Monatskarten, es gibt Kurzstreckenkarten und Familienkarten, und es gibt verzweifelte Fahrgäste, die dieses System nicht verstehen. Sollten Sie nicht gleich durchblicken, welche Karte für Sie die richtige ist, fragen Sie einfach einen Einheimischen, der wahrscheinlich auch nicht durchblicken wird. Es gibt nicht viele, die wirklich wissen, wie man am günstigsten fährt. Dagegen gibt es gerade zur Wiesnzeit sehr viele, die ähnliche Probleme haben wie Sie.

Bruno Jonas

Über Bruno Jonas

Biografie

Bruno Jonas, geboren 1952 in Passau, ist Kabarettist, Schauspieler und Autor. 1979 entstand sein erstes Soloprogramm; von 1981 bis 1984 gehörte er als Autor und Akteur dem Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft an. Im Fernsehen war er u.a. mit den Programmen „Extratour“, „Jonas“,...

Pressestimmen
IN München

„Bruno Jonas ergründet hinterkünftig den Reiz des Volksfestes zwischen Blasmusik und Bierseligkeit, Krinoline und Fünfer-Looping. Jede Zeile ein echter Jonas, man hört und sieht ihn direkt vor sich. (…) Herschenken oder selber lesen oder beides. “

Bayerische Staatszeitung

„Der Kabarettist erkundet den Reiz des Größten Volksfestes der Welt hintergründig, gepaart mit viel Witz. Sein unterhaltsames Geplauder ist trotz aller Ironie informativ und faktenreich.“

Passauer Neue Presse

„Bruno Jonas und Rudolf Klaffenböck, die bekannten Passauer Kabarettisten, haben mit ihren Momentaufnahmen der Wiesn ein Denkmal gesetzt. Sehr zu empfehlen!“

Hannoversche Allgemeine Zeitung

„Bruno Jonas leuchtet die Dimensionen dieser Gemütlichkeitsveranstaltung aus – von der Sitzplatzsuche im Bierzelt bis zur Prominentenbox, vom Biohendl bis zum Trachtenkomplettset, von den Fahrgeschäften bis zum Schnorrer. Außergewöhnliche Fotografien von Rudolf Klaffenböck geben dieser Anleitung ihr unverwechselbares Gesicht.“

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