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Der Mann ist das Problem Der Mann ist das Problem - eBook-Ausgabe

Gisa Pauly
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Roman

„Gisa Pauly versteht es, nicht nur Krimi-Spannung aufzubauen, sondern mit Wortwitz und Liebe zum Detail Situationskomik zu erzeugen“ - Osnabrücker Zeitung

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Der Mann ist das Problem — Inhalt

Eine Frau, ein Wohnmobil und ein Sack voll Geld

Helene hat genug! Als ihr Mann sich zu ihrem Geburtstag seinen eigenen Wunsch erfüllt und ihr ein Wohnmobil schenkt, ist das Maß gestrichen voll. Sie setzt sich in das wuchtige Gefährt und düst los, ohne Ziel und ohne Kohle. Letzteres ändert sich jedoch, als sie im Einbauschrank ein kleines Vermögen findet. Wie ist Siegfried an so viel Geld gekommen? Aber pah, was soll‘s! In einem toskanischen Städtchen beginnt für Helene ein aufregendes neues Leben. Als Siegfried plötzlich vor ihrer Tür steht, ist allerdings erst mal Schluss mit Dolce Vita. Doch will er wirklich sie zurück oder nur sein Geld?

€ 9,99 [D], € 10,30 [A]
Erschienen am 01.03.2017
336 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31018-5
Download Cover
€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 14.09.2015
336 Seiten
EAN 978-3-492-97090-7
Download Cover

Leseprobe zu „Der Mann ist das Problem“

Siegfrieds Stimme war leise, sehr leise. Nur deshalb wurde ich auf sein Telefongespräch aufmerksam. Normalerweise redete mein Mann laut, mit volltönender, meist sogar dröhnender Stimme. Hätte er sie erhoben, hätte er seine Stimme donnern lassen, dann wären die Worte hinter der Tür seines Arbeitszimmers an meinem Ohr vorbeigerauscht. Ich wäre davon ausgegangen, dass er die Praktikantin seiner Rechtsanwaltskanzlei zur Schnecke machte, einem gegnerischen Anwalt die Meinung sagte oder einen aufmüpfigen Mandanten in seine Schranken wies. All das [...]

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Siegfrieds Stimme war leise, sehr leise. Nur deshalb wurde ich auf sein Telefongespräch aufmerksam. Normalerweise redete mein Mann laut, mit volltönender, meist sogar dröhnender Stimme. Hätte er sie erhoben, hätte er seine Stimme donnern lassen, dann wären die Worte hinter der Tür seines Arbeitszimmers an meinem Ohr vorbeigerauscht. Ich wäre davon ausgegangen, dass er die Praktikantin seiner Rechtsanwaltskanzlei zur Schnecke machte, einem gegnerischen Anwalt die Meinung sagte oder einen aufmüpfigen Mandanten in seine Schranken wies. All das interessierte mich nicht. Ich wäre in die Küche gegangen, hätte mich um belegte Brote und nicht um Siegfrieds Worte gekümmert. Aber als ich ihn flüstern hörte, war ich alarmiert. Vorsichtig stellte ich den Einkaufskorb ab, mit dem ich gerade das Haus betreten hatte, und lauschte.
„ Ich habe alles vorbereitet, es kann nichts schiefgehen. Die Zeit ist zwar knapp, aber es wird gehen. Morgen hat meine Frau Geburtstag, am Nachmittag kann ich das Ding abholen. “
Eine Geburtstagsüberraschung also ! Natürlich wollte ich meinem Mann und auch mir selbst die Überraschung nicht verderben, aber… meine Neugier war einfach stärker. Was mochte Siegfried sich ausgedacht haben ? Hoffentlich nichts Teures. Die Party, die wir in einem angesagten Restaurant feiern wollten, würde schon Unsummen verschlingen. Aber Siegfried hatte gesagt: „ Ganz oder gar nicht ! Wenn wir feiern, dann richtig. Oder sollen unsere Freunde denken, dass wir pleite sind ? “
Nein, pleite waren wir nicht. Aber so vermögend, wie alle glaubten, waren wir längst nicht mehr. Wenn jemandem in den letzten Monaten ein entsprechender Verdacht gekommen war, sollte er morgen widerlegt werden !
„ Ich regle das schon “, hörte ich Siegfried sagen. „ Es kann nichts mehr schiefgehen. Nach der Geburtstagsparty ist Zeit genug, um die Sache zum Abschluss zu bringen. “
Was konnte er damit meinen ? Eine Reise, die er erst ­buchen wollte, wenn er sicher war, dass mir das Reiseziel gefiel ? Oder ein Schmuckstück, bei dessen Wahl er seinem eigenen Geschmack nicht traute ?
Er schwieg eine Weile, hörte wohl seinem Gesprächspartner zu. Dann lachte er, auch das sehr leise, und sagte: „ Ich werde es sein, der den Kurs vorgibt, ist ja wohl klar. Und ich bestimme auch, wann es losgeht. “
Ich ! Er hatte so eine Art, dieses Ich zu betonen. Als ich ihn kennenlernte, war ich sicher, dass es männlich war, sich für alles zuständig zu erklären, alles Wichtige selbst zu erledigen, als Einziger etwas Schwieriges zu schaffen und dafür natürlich dem Ich eine große Bedeutung zu geben. Mir selbst wäre das nie gelungen. „ Sei immer hübsch bescheiden, dann mag dich jeder leiden. “ Dieses Sprichwort hatte ich mehr als einmal von meiner Mutter gehört und auf ihr Anraten in jedes
Poesiealbum geschrieben. Nur gelegentlich hatte ich protestiert, indem ich mich für einen anderen Spruch entschied: „ Komm, lass uns träumen im Mondenschein von Liebe und Glück und Seligsein. “ Ich fand den Reim äußerst gelungen und konnte den missbilligenden Blick meiner Mutter nicht verstehen.
„ Unsinn ! “, sagte Siegfried nun, und seine Stimme klang spöttisch. „ Von so was hat meine Frau keine Ahnung. “
Ärgerlich nahm ich den Einkaufskorb wieder auf und machte mir nicht die Mühe, zur Küchentür zu schleichen. Ich ließ meine Pfennigabsätze knallen und warf die Tür hinter mir ins Schloss. Klar, ich hatte von nichts eine Ahnung. Ich war ja nur eine Hausfrau, hatte nichts Unwichtigeres getan, als drei Kinder großzuziehen, das Haus in Schuss und den Garten in Ordnung zu halten. Aber gut, ich verdiente kein eigenes Geld, ich wusste nicht, wie die Welt der Erwerbstätigen sich drehte, hatte mich nie gegen konkurrierende Kollegen durchsetzen und mich nie einem Vorgesetzten beugen müssen. Ich gab das Geld meines Mannes aus, nie mein eigenes, und hatte nicht einmal daran gedacht, mir eine Kontovollmacht ausstellen zu lassen. Ich war ein Anhängsel ! Mehr nicht !
Mein Selbstbewusstsein wand sich mal wieder am Boden. Ich hatte es Franziska genannt, weil das ein stolzer Name war, mit kräftigen Konsonanten und drei ausdrucksvollen Silben. Die männliche Form Franz war ein Abklatsch von Franziska, eine jämmerliche Silbe, kurz und deftig, ohne jede Eleganz, gleichgültig, welche Herrscher diesen Namen getragen hatten. Königlich war nicht Franz, sondern Franziska. Und ihre
Majestät, mein Selbstbewusstsein, redete mir seit Jahren ein, mir die Krone nicht ständig vom Kopf nehmen zu lassen.
Ich packte meine Einkäufe aus und warf, was keinen Schaden nehmen konnte, zornig auf den Tisch. Siegfried wollte also mal wieder den Kurs vorgeben und mir etwas aufdrücken, von dem ich keine Ahnung hatte. War er etwa auf die Idee
gekommen, mir einen Segeltörn zu schenken ? Na, dann wusste ich nun Bescheid. Er würde das Steuer in der Hand halten, er würde bestimmen, wie die Segel gesetzt wurden, wie das Ziel hieß und wann wir ablegen würden. Dabei war ich bisher ­jedes Mal seekrank geworden, wenn Siegfried mich zu einem Wochenende auf einem Segelboot überredet hatte. Ich sollte damit überrascht werden, demnächst über der Reling hängen und kotzen zu dürfen ?
Franziska war außer sich. Wie kannst du dir das bieten lassen ? Siegfried will mal wieder segeln gehen, und du sollst dich darüber freuen und darfst nicht mal bestimmen, wohin es gehen wird. Wehr dich !
Aber wie ? Erneut drückte mich das Gefühl nieder, dass es auf mich nicht ankam, dass andere bestimmten, worüber ich mich zu freuen hatte, dass es in diesem Hause nichts gab, was nur für mich war, was mir ganz allein gehörte, worauf ich Anspruch hatte. Kein schönes Gefühl ! Wie eine Versagerin kam ich mir vor, wie eine Frau ohne etwas Eigenes, nicht mal mit einem Jodel-Diplom, eine, die später einmal zurückblicken und sich fragen würde, was sie eigentlich aus ihrem Leben gemacht hatte, was sie zurückließ. Eine Frau, mit der man machen konnte, was man wollte ! Ich fühlte mich schlagartig mies, total mies. Dabei war das Wetter so schön. Ein milder Frühsommertag mit vielen weißen Schäfchenwolken, hinter denen die Sonne den Tag neckte. Ein Wetter, das Hochstimmung erzeugte. Eigentlich…
Ich konnte ja nicht ahnen, dass sich in diesem Augenblick mein Leben veränderte. Von Grund auf ! Dass ich beschloss, am nächsten Abend eine schwarze Netzstrumpfhose zu tragen, die Siegfried garantiert nicht gefallen würde, konnte keine Änderung bewirken, aber trotzdem kam sie auf mich zu, diese Verwandlung, ich sah sie nur noch nicht. Am nächsten Tag würde Franziska es endlich schaffen, mir die Krone aufs Haupt zu drücken. Ausgerechnet an meinem fünfzigsten Geburtstag ! Nein, darauf wäre ich wirklich nicht gekommen…

Kurz vor Mitternacht war es so weit: Ich hatte diese Party satt. Zu viele Leute, zu viele Reden, zu viel Lobhudelei. Das hatte ich mir alles ganz anders vorgestellt. Leichter, fröhlicher,
ungezwungener ! Nun wollte ich nur noch weg. Notfalls durch die Hintertür. So tun, als ginge ich mir die Nase pudern, und dann einfach nicht wiederkommen. Wenn dies der fünfzigste Geburtstag eines anderen gewesen wäre, hätte ich es getan.
Was machst du hier noch ?, nörgelte Franziska. Dein Ehrentag ? Dass ich nicht lache ! Du hast dir mal wieder das Zepter aus der Hand nehmen lassen. Wann lernst du es endlich ?
Meine Nachbarin Kathy spürte anscheinend, dass hier
etwas aus dem Ruder lief. Hatte sie vielleicht sogar erkannt, wo das Problem lag ? Dann würde ich sie in Zukunft meine
allerbeste Freundin nennen, eine Auszeichnung, die ich seit der Schulzeit nicht mehr vergeben hatte.
Kathy war blond, mollig, ein Jahr jünger als ich und der Meinung, dass keine Frau blond, mollig und fünfzig Jahre alt sein wollte. Komischerweise hatte sie sich mit dem abgefunden, was notfalls zu ändern gewesen wäre, aber fünfzig wollte sie auf keinen Fall werden. Die Frage, ob sie vorher von
einer Brücke springen oder sich einen falschen Pass besorgen wolle, beantwortete sie nicht. Bisher stand nur fest, dass sie ihren nächsten Geburtstag auf keinen Fall feiern wollte. Als hoffte sie, dem Schicksal damit ein Schnippchen zu schlagen.
Sie ließ sich neben mir auf einem Barhocker nieder, stöhnte, weil es ihrer Meinung nach keine Frau schaffte, auf so einem Ding mit Anmut Platz zu nehmen, stöhnte noch einmal, weil sie zugenommen hatte, und ein weiteres Mal, weil ihr Friseur versagt hatte und ihre Haare nicht saßen. Besser, man ließ
Kathy reden und unterbrach sie nicht, sonst würde es noch länger dauern, bis sie endlich zum Wesentlichen kam.
„  Gräm dich nicht “, tuschelte sie mir zu. „ Ich weiß, es ist schrecklich. Du musst dir einfach sagen, dass du immerhin noch gesund bist. Das ist das Wichtigste. Gesundheit wird von jetzt an immer wichtiger. Deine Netzstrumpfhose kannst du in den Müll werfen, die hilft dir nun auch nicht mehr weiter. “
Ich steckte die Medaille mit der Aufschrift „ allerbeste Freundin “ wieder zurück. Kathy war lustig und nett, mit ihr konnte man über die Liebhaber reden, die wir beide nie gehabt hatten, über die Erziehungsprobleme anderer, die finanziellen Schwierigkeiten in den Nachbarhäusern, und man konnte mit ihr in aller Ausführlichkeit und mit größtem Unterhaltungswert erörtern, was wir tun würden, wenn sich unsere Männer beim Seitensprung ertappen ließen. Die Befürchtung, dass
Kathy nur mit Rat und nicht auch mit Tat aufwarten würde, wenn die Probleme realistisch wurden und dem Konjunktiv nicht mehr standhielten, bestätigte sich in diesem Moment mal wieder.
„ Ist doch süß von Siegfried, dass er deinetwegen beruflich zurückstecken will. Er möchte dir helfen, jetzt, wo du fünfzig geworden bist. “
Ich kippte einen großen Schluck Sekt hinunter, zerrte meinen ohnehin kurzen Rock ein Stück in die Höhe und öffnete mit einem Handgriff meine Haare, die auf meinem Hinterkopf zu einem kunstvollen Gebilde zusammengesteckt waren. So, wie Siegfried es liebte. Der Friseur hatte eine knappe Stunde dafür gebraucht. Wenn er gesehen hätte, wie schnell sein Werk zu vernichten war, würde er sich vermutlich in seine Effilierschere stürzen.
Recht so !, zischte Franziska, die Königliche.
Kathy schwante Unheil, und ich bestätigte ihre Sorge, ­indem ich ihr auseinandersetzte, dass ich erstens keine Hilfe nötig hatte, nur weil ich fünfzig geworden war, dass Siegfried zweitens nie auf die Idee kommen würde, mir deswegen zu helfen, und sie drittens eigentlich wissen müsste, dass ich nichts weniger wollte, als dass mein Mann beruflich zurücksteckte. Nach der Heirat hatte ich mich darauf eingelassen, auf meinen Beruf zu verzichten, jetzt wollte ich mich nicht auch noch darauf einlassen, mein Leben von einem Mann boykottieren zu lassen, der keine Ahnung hatte, wie ich meine Tage verbrachte. Feindliche Übernahme ! Etwas anderes fiel mir dazu nicht ein.
Ja, ja ! Franziskas Stimme war mal wieder viel zu laut. ­Reden kannst du ! Aber wenn es darum geht, etwas zu tun, kann man lange warten. Wetten, dass du nichts gegen die feindliche Übernahme unternehmen wirst ?
„ Und dann noch Friederikes Geschenk ! Entzückend ! “ Jetzt unterstand sich Kathy, feuchte Augen zu bekommen. Aber aus ihrer Rührung wurde schon im nächsten Moment wieder das Mitleid, mit dem sie mich betrachtete, seit ich sie an diesem Abend begrüßt hatte. „ Fünfzig Jahre und Oma ! Das Leben ist vorbei, Helene. “
„ Ich habe nichts dagegen, Oma zu werden ! “, zischte ich sie an.
Das stimmte. Trotzdem war mir nicht wohl gewesen, als Friederike ans Mikrofon getreten war und um Ruhe gebeten hatte. In einer bezaubernden kleinen Rede hatte sie rührende Worte des Dankes an mich gerichtet, die mein Herz antasteten, es aber nicht voll und ganz eroberten, weil ich spürte, dass etwas auf mich zukam, das über die Dankesrede des ältesten Kindes hinausging. Und da kam es auch schon. Friederikes Rede lief schnell auf den Höhepunkt zu. Während die Ahnung bereits um sich griff und viele anwesenden Damen zum Taschentuch griffen, holte Friederike zum Schlag mit der Emotionskeule aus. „ Ich hatte nie ein schöneres Geschenk für dich, liebe Mama ! Ein Enkelkind, das ich dir in einem halben Jahr in die Arme legen werde ! “ Und
sie ließ keinen Zweifel daran, was sie in Zukunft von mir erwartete. Für das wunderbare Geschenk sollte ich ihr danken, indem ich mich für die Betreuung meines Enkelkindes zur Verfügung stellte, damit sie selbst sich weiter ihrer beruf­lichen Verwirklichung widmen konnte. Nein, ich hatte tatsächlich nichts dagegen, Oma zu werden, ich freute mich sogar darüber. Aber dafür, dass Friederike sich vor großem Publikum, einer Geburtstagsgesellschaft von rund hundert Leuten, meines Glücks, Wohlwollens und meiner Zustimmung vergewisserte, fand ich kein besseres Wort als Hinterlist. Ich war gezwungen worden, vor hundert Zeugen zu nicken, die sich gegenseitig versicherten, dass mir das schönste Geschenk
gemacht worden war, mit dem eine Frau zum fünfzigsten
Geburtstag zu überraschen war.
„ Eine neue Aufgabe, Helene ! “
„ Eine neue Aufgabe, Mama ! “, jubelte Friederike.
„ Eine neue Aufgabe, Lenchen ! “, stimmte Siegfried ein.
Warum hast du denn genickt ? Du hättest auch den Kopf schütteln können !
Kathy deutete mein Schweigen und den Wink, mit dem ich ein neues Glas Sekt orderte, natürlich falsch. „ Du wirst dich schon daran gewöhnen. Wenn man fünfzig ist, kann man
genauso gut noch Oma werden. Auch schon egal ! “ Sie sah auf meine Netzstrumpfhose, als hätte sie gern meinen Rock bis zum Knie gezogen, und auf meine Haare, die ich so lange mit beiden Händen verwuschelte, bis ich wusste, dass Siegfried mich mit einem Blick auf den Gerichtspräsidenten ermahnen würde, wenn er mich sähe.
Kathy wurde eifriger, als merkte sie, dass ich von meinem Glück noch überzeugt werden musste. „ Und ein so großzügiges Geburtstagsgeschenk von Siegfried “, schwärmte sie weiter. „ Dafür hat er mindestens zwanzigtausend auf den Tisch gelegt. Du bist wirklich zu beneiden. “ Sie warf einen Blick zu ihrem Mann, der steif, mit verschlossenem Gesicht dastand, sein Sektglas in den Händen drehte und so aussah, als machte er sich die Gedanken, die ich mir an seiner Stelle ebenfalls machen würde: Wie komme ich hier weg ? Weg von dieser langweiligen Party, auf der nur Statements gesetzt werden, die schon im Wind des nächsten Geschäftsjahres wegfliegen, und Emotionen aufgeblasen werden, die dem Sturm des Alltags sowieso nicht standhalten.
Auch das musste Kathy eigentlich wissen: dass ich etwas zum Geburtstag bekommen hatte, was mein Mann sich seit Langem wünschte, etwas, was in meinen Träumen noch nie vorgekommen war. Trotzdem sollte ich mich darüber freuen, dass er zwanzigtausend dafür hingeblättert hatte ? Ja, Kathy war anscheinend dieser Meinung. Mit fünfzig musste man wohl froh sein, wenn man dem Ehemann noch so viel Geld wert war. Egal wofür.
Kathy versetzte mir einen kleinen Stoß mit dem Ellbogen. „ Ich weiß doch Bescheid. “
Ja, Kathy war die Einzige, die es erfahren hatte. Als Siegfried mich endlich davon in Kenntnis setzte, dass er am Aktienmarkt viel Geld verloren hatte, musste ich mich einfach jemandem anvertrauen, sonst wäre ich geplatzt. Eigentlich sollte es niemand erfahren, und tatsächlich war es Siegfried gelungen, die Fassade zu erhalten und niemanden ahnen zu lassen, dass es uns finanziell nicht mehr so gut ging, wie es den Anschein hatte. Dass die beiden Eigentumswohnungen, unsere Geldanlage, verkauft werden mussten, erfuhr nur Kathy. Dass unsere Ersparnisse draufgingen, bekamen nicht einmal unsere Kinder mit. Zwar wohnten wir noch in unserem schönen Haus, aber nun waren wir gezwungen, vorsichtig mit unserem Geld umzugehen. Diese Geburtstagsfeier konnten wir uns eigentlich gar nicht leisten und mein Geschenk ebenfalls nicht. Wenn es auch aus zweiter Hand war ! Gebraucht ! Aber das fanden die meisten sehr vernünftig. So was kaufte man nicht neu ! Wer kaufmännisch dachte, schob den Wertverlust, der in dem Jahr nach der Neuanschaffung gewaltig war, dem Erstbesitzer in die Schuhe. Dass mir das Herz in die Netzstrumpfhose rutschte, als Siegfried endlich damit herausrückte, was er mir zum Fünfzigsten schenkte, bekam niemand mit, meine Entgeisterung hielt jeder für unbändige Freude.
Als Siegfried sich – mit dem Autoschlüssel in der rechten Hand, den er hochhielt wie eine Trophäe – vor mir aufbaute, fiel mein Blick zufällig auf Martin. Ich sah, dass er einen
interessierten Blick aufsetzte. Kathys Mann, der Filialleiter unserer Hausbank, wusste natürlich ebenfalls Bescheid über die Veränderung unserer finanziellen Verhältnisse. Hatte Siegfried den Kredit für mein Geburtstagsgeschenk etwa bei einer anderen Bank aufgenommen ? Sah Martin deswegen so nachdenklich aus ? Er reckte den Hals, als wollte er versuchen, über die Köpfe der anderen hinwegzusehen, damit er alles mit­bekam, was sich an diesem Abend ereignete. Aber Martin gab es bald auf. Er war klein und schmächtig, alle anderen nahmen ihm die Sicht.
Sämtliche Sympathien waren auf Siegfrieds Seite gewesen, als er in seiner Rede damit begann, sein ganz persön­liches Geburtstagsgeschenk an sein liebes Lenchen sei, dass er ihr fortan mehr Zeit widmen wolle. Er sah nicht mich an, sondern die Geburtstagsgäste, ein geübter Redner, mit spar­samen, aber eindrucksvollen Gesten, einem Lächeln, das seine Gegner fürchteten und alle anderen dazu brachte, sich seiner
Meinung anzuschließen, ohne dass sie es merkten. Siegfried, der Drachentöter, der Unverwundbare. Groß und breit stand er da, der Macher, der Erfolgreiche, der bereit war, beruflich zurückzustecken und einem Jüngeren mehr Verantwortung zu übertragen. Er selbst wolle sich in Zukunft nur noch um die Notariatsgeschäfte kümmern, verkündete er, die Anwaltskanzlei sollten andere führen. Viel Applaus war ihm sicher.
Dann erst wandte er sich seiner Frau zu, sein Lächeln galt von da an mir allein. „ Ein neuer Lebensabschnitt soll für uns beginnen, mein liebes Lenchen. “
Sein Lächeln war fremd. Selbstbewusst und siegessicher wie immer, aber doch durch eine kleine Frage geschwächt. Er wusste also, dass er eine Rechnung ohne mich machte und sein Geschenk nicht besser war als die vielen davor, die seine Sekretärin für mich ausgesucht hatte, die einen sehr schlechten Geschmack besaß. Er wusste es und hatte es trotzdem
getan !
Kein Wunder, dass ich starr vor Schreck war. Später hörte ich jedoch, dass ich ausgesehen hätte, als sei ich atemlos vor Glück gewesen. Davon waren meine Gäste und wohl auch Siegfried überzeugt. Um die große Überraschung, das Geschenk, mit dem sein Lenchen nicht rechnete, machte er
zunächst ein großes Geheimnis. Wie dieses Geschenk mit den künftigen Großmutterpflichten zu vereinbaren sei, müsse man noch gemeinsam überlegen, aber es würde sich schon eine
Lösung finden. Er jedenfalls freue sich für sein Lenchen, dass sie vor der Leere bewahrt würde, die sich für viele Frauen in ihrem Alter auftat, wenn die Kinder flügge geworden waren. Sein Lenchen dagegen dürfe sich glücklich schätzen, bald als Oma gebraucht zu werden und den Rest ihrer – zugegeben demnächst knappen – Zeit mit ihrem Mann zu verbringen.
Ich weiß nicht, ob jemand merkte, dass ich in das freundliche Lachen nicht einstimmte. Auch nicht in die vielen anerkennenden Rufe, als die Überraschung endlich beim Namen genannt wurde. Das überaus großzügige Geschenk, für das Siegfried – Kathy wurde nicht müde, es zu betonen – so viel Geld hingeblättert hatte.

In der folgenden Nacht konnte ich nicht schlafen. Zu viel ging mir im Kopf herum. Siegfried dagegen war gleich nach dem Zubettgehen in einen komatösen Zustand gefallen, schnarchte nun leise und sah so zufrieden aus, als hätte er ein gutes Geschäft gemacht. Ich ermahnte mich, dass man keinem Menschen vorwerfen konnte, wie er im Schlaf aussah, und dachte an das schlimme Foto, das meine Söhne vor vielen Jahren von mir gemacht hatten, als ich am Strand eingeschlafen war und aussah, als ruhte ich mich vom Niedermetzeln und anschließendem Verzehr neugeborener Kätzchen aus. Nein, ich durfte Siegfried seine zufriedene Miene nicht vorwerfen, aber nach einem Abend, wie ich ihn gerade erlebt hatte, konnte niemand objektiv sein.
Ich erhob mich leise, doch Siegfried wäre vermutlich nicht einmal geweckt worden, wenn ich mit der Marseillaise auf den Lippen aus dem Zimmer getrampelt wäre. Darauf ankommen lassen wollte ich es jedoch nicht und verließ das Schlafzimmer auf Zehenspitzen. Von der dritten Stufe der Treppe aus, die ins Erdgeschoss führte, konnte ich durch ein kleines Fenster einen Blick auf die Garagenauffahrt werfen. Und da sah ich es stehen: den Inbegriff meines Scheiterns, das Ausrufezeichen hinter dem Leben, das ich bisher geführt hatte, das Sinnbild meiner Ehe ! So empfand ich es in diesem Augenblick jedenfalls, in dieser Stunde, in der ich mich so allein fühlte, dass ich mich zum ersten Mal fragte, ob mir dieser Zustand eigentlich gefiel oder ob er mir Angst machte. Ich entschied mich weder für das eine noch das andere, weil mir klar wurde, dass ich sowieso keine Wahl hatte. Allein oder nicht ? Das war in meinem Fall immer davon abhängig gewesen, ob mich jemand brauchte oder alle etwas Besseres zu tun hatten. Siegfried und sogar die Kinder hatten sich entscheiden können, ich nie.
Ich schüttelte die Gedanken ab. Nein, ich wollte eine Antwort auf eine ganz andere Frage haben. Solange die Kinder zugegen gewesen waren, hatte ich sie nicht stellen wollen, aber nachdem ich nicht in den Schlaf gefunden hatte, wollte ich nicht mehr bis zum Morgen warten. Ich musste wissen, ob ich mich geirrt hatte oder ob Siegfrieds Herablassung wirklich so weit ging, dass er nicht einmal versuchte, mir etwas vorzumachen. Er war sich meiner ja so sicher !
Ich schlich zur Haustür, öffnete sie und wartete, bis mich die Nachtluft erreichte und ich entscheiden konnte, dass es warm genug war, im Nachthemd ins Freie zu treten. In keinem der Nachbarhäuser brannte Licht, auch die Nachbarn, die mit mir meinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert hatten, schliefen längst.
Der Autoschlüssel lag auf dem Tisch neben der Tür. Er klimperte nur ganz leise, als ich ihn an mich nahm und die Haustür so weit zuzog, dass sich die Katze des Nachbarn
keinen Zutritt verschaffen konnte, um den Rest der Nacht vor der Speisekammertür zu verbringen.
Das Wohnmobil besaß neben der Fahrer- und Beifahrertür eine dritte Tür hinten rechts, die in den Wohnbereich führte. Gleich links neben dem Einstieg befand sich die Küchenzeile vor dem rückwärtigen Fenster, gegenüber die Tür zu der kleinen Nasszelle, rechts die Sitzgruppe, die sich nachts in breite Betten verwandeln ließ. Siegfried hatte es mir noch in der Nacht mit stolzer Miene demonstriert, und meine Söhne, Friederike und ihr Mann Udo hatten sich auf die Polster gelegt und mir versichert, dass sie sehr bequem seien.
Bei dieser Gelegenheit hatte ich es bemerkt: unter einer der beiden Polsterbänke, wo es Stauraum für Fahrradhelme, Wasserbälle, Golf- oder Tennisschläger gab. Der Deckel hatte sich nur kurz und unbeabsichtigt angehoben, was sich darunter befand, war nur für einen winzigen Augenblick zu sehen gewesen. Nun wollte ich sicher sein. Und wenn ich recht hatte, würde ich Siegfried bei nächster Gelegenheit den Beweis um die Ohren hauen, dass er nicht mir, sondern sich selbst ein Geschenk gemacht hatte, für das er sich während des vergangenen Abends ausgiebig feiern ließ. Mit einem Mal war ich ganz sicher, dass es der Zorn gewesen war, der mich um meine Nachtruhe gebracht hatte.
Verblüfft zog ich den Schlüssel wieder aus dem Schloss. Siegfried hatte die Tür nicht abgeschlossen ! Kopfschüttelnd öffnete ich sie und stieg in das Wohnmobil, in dem es kälter und dunkler als draußen war. Der Geruch war nicht angenehm, eine Mischung aus Putzmitteln, erst kürzlich entfernten Abfällen und Alkohol. Die beiden Sektflaschen, die wir vor dem Schlafengehen hier mit den Kindern geleert hatten, um das großzügige Geschenk im engsten Familienkreis noch besonders zu würdigen, standen auf der Anrichte. Die Gläser hatte ich zum Spülen mit ins Haus genommen, als endlich alle aus dem Wagen gesprungen und mir ein weiteres Mal ver-
sichert hatten, wie großartig es sei, dass ich nun ein Wohnmobil besaß. Stolz hatte Siegfried seine Söhne mit der Technik vertraut, Friederike und mich auf die raffinierten Unterbringungsmöglichkeiten von Kosmetik im Bad aufmerksam gemacht und mit Udo erörtert, wo das Wohnmobil zukünftig stehen sollte, wenn wir gerade nicht auf Reisen waren. Zum Beispiel, weil meine Großmutterpflichten mich von
einer Spritztour abhielten. Gleichzeitig ließ Siegfried sich
jedoch von seiner Tochter versichern, dass die liebe Mama garantiert nichts dagegen haben würde, wenn er sich mal ein paar Tage allein auf Reisen begab. Nur mein Schwiegersohn war sehr schweigsam gewesen. Immer wieder hatte ich seinen aufmerksamen Blick aufgefangen und wusste, dass er der Einzige war, der eine Ahnung davon hatte, wie ich mich fühlte.
Ich hob das Sitzpolster an und brauchte den Deckel darunter nur ein wenig zu lüften, da sah ich trotz der Dunkelheit, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Der Beweis ! Siegfried hatte schon seine Angelausrüstung mitsamt der Gummistiefel in dem Wohnmobil verstaut und sogar sein Handy zum Aufladen an die Autobatterie angeschlossen. Mein Wohnmobil ? Mein Geschenk zum fünfzigsten Geburtstag ? Ich hätte gern gelacht, aber dazu war ich zu wütend und zu traurig.
Ich hockte mich auf die Polsterbank, starrte aus dem Fenster und lauschte auf die Stille davor. In dieser Gegend gab es nur Eigenheime, die ersten Geräusche des Tages waren das Moped des Zeitungsboten und das Quietschen des Ga­ragentors, wenn die junge Ärztin aufbrach, die ihren Dienst im Krankenhaus schon sehr früh antrat.
Zu dieser Zeit war noch alles still. Still und dunkel. Eine Laterne am Ende der Straße gab etwas Licht und ließ Büsche und Hecken aus den grünen Wänden hervortreten, die jedes Grundstück vor fremden Blicken schützten. Darüber jedoch veränderte sich etwas. Der Himmel, der nie ganz dunkel war, weil Düsseldorf auch während der Nacht nicht ohne elektrische Beleuchtung auskam, nahm das Grau an, das das künst-
liche Licht vom Tageslicht unterschied. Eine Ahnung nur, aber bald würde der Tag anbrechen, das Morgengrau würde die Nacht vom Himmel wischen.
Gerade als ich mich fragte, wie spät es sein mochte, fiel mir eine Bewegung auf. Ein schlagender Zweig in den Büschen eines Nachbarn, zu heftig, um von einem aufsteigenden Vogel zu stammen, und dann das Auseinanderdrücken von nachgiebigem Geäst. Hände waren nicht zu sehen, auch keine Füße, die sich durchs Gebüsch schoben, nur diese
Bewegungen, erst weiter hinten, dann auch vorne, in der Nähe der Straße, als bemühte sich jemand um behutsames Vor-
ankommen. Um zu fliehen, sobald er die Straße erreicht hatte ? Ich wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass ein Sack mit Beute auf den Bürgersteig geworfen wurde, ein Mann zum Vorschein kam, der ihn schulterte und das Weite suchte…
Aber alles kam ganz anders. Tatsächlich konnte ich kurz darauf ganz schwach eine Gestalt ausmachen, nicht groß, sehr schlank, in dunkler Kleidung, mit einer schwarzen Mütze auf dem Kopf, die tief in die Stirn gezogen worden war. Auf den Sack mit der Beute wartete ich vergeblich. Der Mann hatte die Hände in die Taschen seiner Jacke gesteckt, hielt sich geduckt und sah aufmerksam die Straße hinauf und hinab. Dann setzte er sich in Bewegung und kam direkt auf mich zu.
Ich blieb wie gelähmt hocken, die Gedanken rasten durch meinen Kopf, die Kälte, die mich vorher nicht angetastet hatte, griff nun nach meinem dünnen Nachthemd. Sollte ich schreien ? Um Hilfe rufen ? Aufspringen, die Tür aufreißen und den Kerl davor warnen, sich mir zu nähern ? Ich brachte nichts von alldem fertig, saß nur da und starrte auf die Bewegung, die auf das Wohnmobil zukam. Lautlos ! Kein Schritt war zu hören, nur ein kleines Schwanken des Schimmers vor dem Fenster zu erkennen, mehr nicht. Dann aber ein Schaben an der Tür, das Tasten von Fingerspitzen, die die Klinke suchten, und schließlich ihr Anschlag…
Entsetzt sprang ich auf, ohne zu wissen, was ich tun wollte. Aber stillsitzen und einem Mann entgegenblicken, der in dieses Wohnmobil eindrang, mich womöglich zwingen wollte, ihm die Schlüssel auszuhändigen oder… Weiter kam ich nicht mit meinen Gedanken. Vor der Tür veränderte sich etwas, ich konnte spüren, dass der Mann einen Schritt zurückgewichen war. Er musste ein Geräusch gehört, vielleicht sogar das kurze Schwanken der Karosserie bemerkt haben.
Nun war mir, als hätte ich ihn zurückgedrängt, ich fühlte mich stärker und machte einen Schritt auf die Tür zu. Dann aber blieb ich stehen und lauschte. Waren Schritte zu hören ? Flüchtete der Kerl ? Er musste jetzt wissen, dass er dieses Wohnmobil nicht aufbrechen und dort nach Wertgegenständen suchen konnte. Doch nichts war zu hören. Kein Schritt, keine Bewegung.
Ich schloss die Augen, um besser hören zu können, und da vernahm ich tatsächlich ein Scharren, etwas, was die Tür
berührte. Und dann ein Flüstern: „ Sind Sie das ? “
Wen konnte er meinen ? Ich merkte, dass ich den Kopf schüttelte. Ein Missverständnis ! Es war wohl besser, ein Wagnis einzugehen, damit er merkte, dass er sich geirrt hatte. Hier gab es niemanden, der mit ihm verabredet war !
„ Sind Sie das ? “ Noch einmal dieses Flüstern, so leise, dass ich nicht feststellen konnte, ob mir die Stimme bekannt war. Schon sicherer klang sie nun, als ob es nicht anders sein könnte, als müsste derjenige, den der Mann erwartete, in
diesem Wohnmobil sein.
Die Angst, dass er die Tür öffnen könnte, machte mich
unvorsichtig. Laut und deutlich räusperte ich mich. Wie jemand, der aus dem Schlaf geschreckt war und sich nicht nur mit den Augen, sondern auch mit der Stimme zu orientieren versuchte. Aber ob es sich um eine weibliche oder männliche Stimme handelte, merkte man auch, wenn ein Mensch sich räusperte. Als mir diese Erkenntnis kam, durchfuhr mich ein weiterer Schreck. Was hatte der Kerl da draußen vor ? Hatte ich es womöglich gar nicht mit einem Dieb, sondern mit
einem Sexualtäter zu tun ? Dann war es ganz falsch gewesen, ihm zu zeigen, dass er auf eine Frau stoßen würde, wenn er die Tür öffnete.
Die Stille, die nun entstand, war so eisig und derart komprimiert und gewaltvoll, dass ich zu keiner Bewegung fähig war. Wenn der Mann jetzt versuchen sollte, mich zu überwältigen, wäre ich womöglich nicht einmal in der Lage, mich zu wehren.

Gisa Pauly

Über Gisa Pauly

Biografie

Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch „Mir langt’s – eine Lehrerin steigt aus“. Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien....

Medien zu „Der Mann ist das Problem“


Pressestimmen
Gießener Allgemeine

„eine amüsante Geschichte“

literaturmarkt.info

„›Der Mann ist das Problem‹ steckt voller Lesespaß von der amüsantesten Sorte.“

Osnabrücker Zeitung

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