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Der Krieg der Zwerge (Die Zwerge 2)

Markus Heitz
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Der Krieg der Zwerge (Die Zwerge 2) — Inhalt

Im Geborgenen Land herrscht Festtagsstimmung. Während Zwerg Tungdil mit seinen Freunden den Sieg über den verräterischen Magus Nôd'onn feiert, wälzt sich ein Heer hinterhältiger Orks heran, um das Zwergenreich zu zermalmen. Das Schwarze Wasser, ein düsteres Geheimnis, hat sie unsterblich gemacht, und schon bald müssen Tungdil und seine Gefährten ihre ganze Tapferkeit aufbieten, um sich den Bösewichtern entgegenzuwerfen. Inzwischen braut sich ein entsetzliches Unheil zusammen: Elf Verkörperungen des Gottes des Bösen stehen mit ihrem Heer an der Westgrenze des Landes. Doch ein Zwerg gibt seinen Besitz erst auf, wenn die letzte Axt geschwungen ist … – Wer „Die Zwerge“ gelesen hat, wird die Fortsetzung verschlingen – ein neues Meisterwerk aus der Bestsellerschmiede von Markus Heitz.

€ 17,00 [D], € 17,50 [A]
Erschienen am 01.10.2004
608 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-70093-1
Download Cover
€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Erschienen am 01.09.2016
608 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-28102-7
Download Cover
€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 14.10.2009
608 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-95001-5
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Leseprobe zu „Der Krieg der Zwerge (Die Zwerge 2)“

Prolog


Das Geborgene Land, im Osten des Reichs der Ersten, 6234. Sonnenzyklus, Spätwinter

Die Schneeflocken wirbelten unruhig umher. Trunkenen Tänzern gleich, taumelten sie aus dem Himmel herab und dem Roten Gebirge entgegen. Nach Belieben des Windes verteilten sie sich an den Hängen, wo sie als große, eisige Gemeinschaft die Felsen wie ein weißes Tuch bedeckten.
Seit vielen Sonnenumläufen schütteten die Wolken ihre Last aus. Die Menge, die sich an den Schrägen angesammelt hatte, genügte, um zehn aufrecht übereinander stehende Zwerge zu bedecken.
Boëndal [...]

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Prolog


Das Geborgene Land, im Osten des Reichs der Ersten, 6234. Sonnenzyklus, Spätwinter

Die Schneeflocken wirbelten unruhig umher. Trunkenen Tänzern gleich, taumelten sie aus dem Himmel herab und dem Roten Gebirge entgegen. Nach Belieben des Windes verteilten sie sich an den Hängen, wo sie als große, eisige Gemeinschaft die Felsen wie ein weißes Tuch bedeckten.
Seit vielen Sonnenumläufen schütteten die Wolken ihre Last aus. Die Menge, die sich an den Schrägen angesammelt hatte, genügte, um zehn aufrecht übereinander stehende Zwerge zu bedecken.
Boëndal Pinnhand aus dem Clan der Axtschwinger vom Stamm des Zweiten, Beroïn, stand auf dem zweithöchsten der neun Türme und schaute nach Osten, während ihn eine dicke Lage Pelze über seinem Kettenhemd vor den frostigen Temperaturen schützte.
Vor ihm erstreckte sich Ost-Eisenwart, die Festung der Nachfahren Borengars, des ersten Zwergenschmieds. Wie gewaltige Schranken ruhten die zweifachen Mauern vor den Felswänden des Gebirges. Acht der neun imposanten Türme waren versetzt in die Wälle eingepasst worden und in schwindelnder Höhe mit zusätzlichen Brücken verbunden. Der höchste Turm Eisenwarts jedoch stand frei hinter der zweiten Mauer; von ihm aus führte eine breite Brücke zu dem einzigen Eingang in den Berg und in das Reich der Ersten. Auf der Westseite des Roten Gebirges erhob sich die baugleiche Schwesterburg West-Eisenwart, ein unüberwindbares Hindernis für die Scheusale, die ins Geborgene Land drängten.
Elendes Warten! Der Zwerg, dem als Gast in den Mauern Unterkunft gewährt wurde, unterdrückte ein Gähnen. So schön der im Mondenlicht glitzernde Schnee in klaren Nächten auch anzusehen war, er bot ihm keine Abwechslung und barg darüber hinaus ungeahnte Gefahren. Wachtürme, Wehrgänge und Brücken am Eingang zum Reich der Ersten mussten ständig vom Weiß befreit werden, denn das tonnenschwere Gewicht lastete auf den Bauten und drohte sie einstürzen zu lassen. Die Erbauer des Bollwerks hatten die Kraft von angreifenden Trollen, die Wucht von einschlagenden Steinkugeln und titanischen Rammböcken berechnet, aber dass es jemals so viel Schnee geben könnte, daran hatten sie nicht gedacht.
„Er kommt aus dem Westen“, sagte einer der wachenden Zwerge mit einem missmutigen Blick zum Himmel. Die Kälte verwandelte seinen Atem in Wölkchen, und der dichte dunkelbraune Bart war unterhalb seiner Nase mit einer Schicht Reif bedeckt. Er schnaubte, nahm seinen Krug und tauchte ihn in den offenen Kessel mit dem Gewürzbier, unter dem ein schwaches Kohlefeuer brannte; auf diese Weise hielten sie es warm, ohne den Alkohol verdunsten zu lassen.
Der Zwerg leerte den Humpen in einem Zug und rülpste laut, danach füllte er ihn erneut und hielt ihn Boëndal hin. „Dabei kam er noch nie aus dem Westen. Immer aus dem Norden.“
Boëndal nahm das Angebot gern an; in Nächten wie diesen vertrieb der starke Gerstensaft die Kühle aus den Gedärmen. Die Ringe des Kettenhemds, das er über dem Lederwams trug, schlugen klirrend aneinander. Die Wunden in seinem Rücken schmerzten noch bei jeder Bewegung, auch wenn sie gut verheilten. Er verzog den Mund.
„Geht es?“, erkundigte sich der andere besorgt. „Ich habe gehört, dass die Verletzungen, welche die Pfeile der Albae schlagen, besonders peinigend sein sollen.“
„Es geht“, erwiderte Boëndal. „Die Schmerzen erinnern mich unablässig daran, wie viel Beistand ich von unserem Gott Vraccas hatte, als mich die beiden Pfeile trafen.“ Er entsann sich genau. Nach langer Reise quer durch das Geborgene Land war er mit seinen Freunden auf Ost-Eisenwart zugeritten, als sie von den Albae unerwartet unter Beschuss genommen worden waren. Ihn hatte es am härtesten getroffen; die gefiederten Pfeile hatten die Rüstung perforiert und sein Blut in Sturzbächen zum Fließen gebracht ...
„Allerdings verdanke ich mein Leben sicherlich auch euch, denn ihr habt uns aufgenommen und mich versorgt“, fügte er hinzu. „Hast du schon mal gegen einen Alb gekämpft?“, erkundigte er sich nach einer Weile.
„Nein. Wir haben den Durchgang bislang nur gegen Orks und Oger verteidigen müssen“, antwortete der Zwerg. „Sie sehen aus wie Spitzohren, stimmt das?“
Boëndal nickte. „Haargenau so. Groß, schlank, schnell, nur eben heimtückisch dazu.“
„Schade, dass wir sie nicht getötet haben. Sie werden es deinen Freunden nicht eben einfach machen, ihre Mission zu erfüllen.“ Der Zwerg blickte nach Nordosten, dorthin, wo die Hoffnung des Geborgenen Landes lag: Drachenbrodem ... eine Esse von außergewöhnlicher Hitze, in der eine Waffe gegen das Böse im Geborgenen Land geschmiedet werden sollte.
„Tungdil wird es schaffen“, sagte Boëndal voller Überzeugung. „Mein Zwillingsbruder Boïndil und die anderen Zwerge werden mit ihm zusammen jene Klinge schmieden, die das Böse zerschlagen wird.“
„Ich habe von der legendären Axt Feuerklinge gehört, die sie erschaffen möchten“, begann der Zwerg. „Wird sie dem Leben des Verräters Nôd’onn wirklich ein Ende bereiten können, trotz der Zaubermacht, die er besitzt?“ Die Zweifel in der Stimme des Wächters waren unüberhörbar.
„Sorge dich nicht. Eine alte Schrift besagt, dass die Schneide der Feuerklinge durch Fleisch und Knochen des Lebenden fährt, um das Dämonische in seinem Innersten zu treffen und zu vernichten. Alles, was es verursacht hat, wandelt sich daraufhin zurück zum Guten.“ Boëndal sah dem Zwerg in die Augen. „Es muss gelingen, und es wird gelingen. Wir sind Zwerge, die Hüter des Geborgenen Landes. Wir erfüllen unsere Aufgabe.“ Boëndal trank vom Gewürzbier und genoss die Wärme, die sich in seinem Inneren ausbreitete. „Gibt es Neuigkeiten von deiner Königin Xamtys?“, fragte er schließlich, denn das Warten war für ihn längst unerträglich geworden.
Die Herrscherin der Ersten war mit einer kleinen Streitmacht durch die Tunnel aufgebrochen, welche die Zwergenreiche unterirdisch miteinander verbanden. Erfindungsreiche Ingenieure hatten einst Eisenschienen darin verlegen lassen, auf denen Loren entlangrollen konnten; ein ausgeklügeltes System aus Steigungen und Gefällen machte es möglich, zügig unter dem Geborgenen Land voranzukommen.
„Bei Vraccas, was gäbe ich dafür, etwas über ihren Verbleib zu erfahren“, grummelte der wachhabende Zwerg und spielte mit der Rechten an einer Bartsträhne. „Die Königin zog zu einem Treffen aus, und nun muss sie den anderen Stämmen in der Schlacht gegen die Horden Nôd’onns beistehen. Seitdem herrscht Ungewissheit über ihren Verbleib und den unserer Krieger.“ Seine Linke lag locker auf der Brüstung des Turmes. „Nichts ist schlimmer als das Ausharren.“ Er warf Boëndal einen Blick zu. „Aber wem sage ich das? Ich sehe dich immer hier oben, wenn ich meinen Wachdienst verrichte. Bei Tag und bei Nacht. Schläfst du eigentlich nie?“
Boëndal goss das restliche Bier die Kehle hinunter. „Wie kann ich schlafen, wenn meine Gefährten solchen Gefahren ausgesetzt sind?“ Er reichte dem Zwerg den Krug zurück. „Danke für den Trunk. Er hat mir Wärme und Kraft gegeben.“
Die Pelze zurechtrückend, richtete er den Blick wieder auf die eintönig weiße Landschaft unter sich. Er starrte auf die Schlucht, den Zugang zur gewaltigen Feste Eisenwart, und betete leise zu seinem Gott Vraccas, dass er dort unten seinen Bruder und alle anderen erkennen möge, die mit ihm ausgezogen waren, das Böse zu besiegen.
Es ist das größte Abenteuer, das ein Zwerg bestehen kann, und ich bin nicht dabei, dachte er voller Wehmut. Die Pfeilblessuren und der Blutverlust hatten ihn lange Zeit auf das Krankenlager gezwungen. Nun war es zu spät für einen Aufbruch, er würde sie nicht mehr einholen.
Seine Freunde würden ihn und seine vernichtende Waffe, den Krähenschnabel, im Kampf vermissen. Vraccas, du wirst dir etwas dabei gedacht haben, mich bei den Ersten zurückzulassen. Seine breiten Hände ballten sich zu Fäusten. Aber dennoch wäre ich lieber dort, wo mein Bruder ist!
Boëndal schloss die Lider, um sich die Gesichter seiner Freunde vor Augen zu rufen.
Da waren Bavragor Hammerfaust aus dem Stamm der Zweiten, der singende und trinkende Steinmetz mit der Augenklappe, der sich durch reine Unverfrorenheit in die Gruppe eingeschlichen hatte, und Goïmgar Schimmerbart, der eher zierliche Zwerg aus dem Stamm der Vierten, ein ängstlicher Gemmenschneider, dessen Bart und Gesicht wegen des Diamantstaubs, der sich in all den Lebenszyklen an der Schleifbank darin ablagert hatte, schimmerten und funkelten. Er sah Tungdil, den beherzten braunhaarigen Zwerg mit dem kurzen Bart vor sich, der sich als Anführer erst noch beweisen musste. Mit ihm verband ihn eine besondere Freundschaft, er und sein Bruder sahen sich als Paten Tungdils, der noch sehr wenig von der echten Zwergenwelt wusste. Die Schmiedin Balyndis Eisenfinger aus dem Clan der Ersten hatte er nur kurz zu sehen bekommen; von ihr wusste er so gut wie nichts. Schließlich war da noch sein kriegerischer, aufbrausender Zwillingsbruder, Boïndil Zweiklinge, den sie Ingrimmsch riefen. Er war muskulös und gedrungen, trug die schwarzen Haare an den Seiten ausrasiert und hinten zu einem dicken Zopf geflochten, der bis an die Kniekehle reichte. Auf andere Zwerge wirkte er stets leicht wahnsinnig. Seine feurige Lebensesse und das heiße Blut waren sein Fluch und sein Vorteil zugleich.
Boëndal öffnete die Augen. Er wird sie vor allen Feinden bewahren, die sich gegen sie stellen. Vraccas, spende ihnen deinen Segen.
Durch das helle Säuseln des Windes, der sich an den Mauervorsprüngen und Felsnadeln fing und sein Lied sang, hörte er das Klirren eines Kettenhemds. Jemand näherte sich ihrem Wachturm in aller Eile.
Boëndal drehte den Kopf und sah einen Boten über den Wehrgang laufen. Er atmete schwer; anscheinend war er die Treppen hinaufgerannt, um ihnen schnellstmöglich die neueste Kunde zu bringen.
„Wir haben es geschafft!“, rief er gegen das Schneegestöber an; Freude und Stolz lagen in jedem seiner Worte. „Eben kam die Nachricht: Die Streitmacht der Ersten und Vierten haben am Schwarzjoch zusammen mit den Elben und Menschen gegen Nôd’onn gesiegt!“
Aufgeregt umringten die Wächter den Boten und vernachlässigten vor Begeisterung über die gute Nachricht ihre Posten. „Das Geborgene Land ist frei vom Zauber des Dämons, der das Tote Land zu uns führte!“ Er schaute sich suchend um und entdeckte Boëndal in dem Pulk. „Ich soll dir ausrichten, dass Tungdil und dein Bruder auf dem Weg hierher sind, um dich abzuholen. Sie wollen ins Reich der Fünften und es wieder mit Leben füllen.“
Boëndal konnte nichts dagegen tun, seine Augen füllten sich mit Tränen der Erleichterung. Er lehnte sich gegen die Mauer und sandte ein stilles Gebet an seinen Schöpfer Vraccas, in dem er ihm mit aller Inbrunst für das Gelingen des Unternehmens dankte. Dann ging er zu dem Kessel mit dem dampfenden Bier, nahm sich einen Humpen aus dem Gestell neben der Feuerstelle und füllte ihn.
„Ein Hoch auf unser Volk!“, rief er glücklich. Die anderen Zwerge fielen in seinen Ruf ein, schöpften sich Bier, und der letzte der Wächter packte übermütig den schweren Kessel, um den Rest daraus zu trinken und ja nichts zu vergeuden. „Wir sind die Kinder des Schmieds und zerschmettern alles, was Tion in seiner Bosheit gegen das Geborgene Land wirft!“
Sie trommelten mit ihren Waffen zustimmend gegen den Stein, stießen miteinander an und leerten die Krüge.
Der Bote grinste. „Ihr fangt früh mit dem Feiern an. Die Königin lässt verlauten, dass wir nach ihrer Rückkehr drei Umläufe lang nichts anderes tun werden, als Fässer zu öffnen und ein Festmahl nach dem anderen zu vertilgen.“
„Das nenne ich ein Wort“, stieß der Zwerg aus, mit dem sich Boëndal zuvor unterhalten hatte, und schickte sich an, auf seinen Posten zurückzukehren. „Und du kannst endlich schlafen“, sagte er augenzwinkernd zu ihm. „Deinem Bruder geht es gut, wie du selbst vernommen hast.“
Mit der Gewissheit kam die Müdigkeit und griff nach Boëndal. Er fühlte plötzlich eine zentnerschwere Last auf seinen Schultern ruhen, die ihn niederdrückte und geradezu auf sein Lager zwang. „Ja“, lächelte er. „Nun darf ich mich hinlegen.“ Er wandte sich um und warf einen letzten Blick nach Osten, wo er seinen Zwilling vermutete. „All die Mühe, die Schmerzen und die Entbehrungen, die Tungdil und die anderen erleben mussten, haben sich gelohnt.“ Tief atmete er die kalte Luft ein, die plötzlich noch reiner, noch besser roch als vorher. „Ich kann es gar nicht fassen, auch wenn ich niemals daran gezweifelt habe, dass wir siegen würden.“
Der Wächter nickte zustimmend. „Es ist, als hätte man zyklenlang gegen einen Drachen gekämpft, um ihn aus den Bergen zu verjagen, und dann gelingt es einem. Man weiß vor lauter Glück gar nicht, was man tun soll.“ Er lehnte sich an die Mauer und lächelte. „Abgesehen davon, ein ordentliches Fest zu feiern, natürlich.“
Boëndal schwieg eine Weile. „Wie wird es im Geborgenen Land weitergehen?“, fragte er schließlich. „Werden wir ein neues Zeitalter voller Freundschaft zwischen den Völkern erleben? Wenn sogar die Elben Seite an Seite mit uns kämpfen, steht es um eine Versöhnung nicht schlecht. Die Fehde zwischen ihnen und uns ließe sich allmählich aus der Welt schaffen.“
Der Wächter verzog das bärtige Gesicht und rieb sich die Nase. „Eher wird der Fuchs vom Hasen gefressen“, meinte er wenig zuversichtlich.
„Aus einer Freundschaft erwächst noch mehr Stärke“, beharrte der Zwilling eisern. „Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass es Tion dabei bewenden lässt. Das Übel, welches unsere Heimat bedroht, besitzt mehr Gestalten als nur die von Nôd’onn.“ Er grinste seinen Nachbarn an. „Du sollst die Spitzohren ja nicht bei dir wohnen lassen. Das würde ich auch nicht tun. Es geht darum, miteinander zu reden, sich regelmäßig zu treffen. Mehr nicht.“
Der Zwerg rülpste, spuckte die Mauer hinunter. Noch im Flug wandelte sich der Speichel zu einem kleinen Eisklumpen und verschwand in der Schneeschicht auf dem Dach eines darunterliegenden Turmes. „Ja“, stimmte er wenig überzeugt zu. „Soll der Großkönig das tun. Ich finde die Elben dennoch zu ...“
„Eingebildet? Hübsch?“, half Boëndal.
„Weibisch.“ Der Wächter hatte das Wort gefunden, nach dem er gesucht hatte, und sah sehr zufrieden aus. „Sie sind weibisch. Und ihre von den Menschen so hoch geschätzte Kultur und ihr Feinsinn haben sie auch nicht vor den Albae retten können.“ Er schlug Boëndal auf die Schulter. „Wir sind aus Stein geschlagen und kein bisschen weibisch. Vermutlich haben wir sie in der Schlacht am Schwarzjoch vor dem Untergang bewahrt.“
Der Zwilling wollte ihm gerade antworten, da sah er etwas durch die Schneeflocken hindurch: Eine Sternschnuppe, im Durchmesser nicht größer als eine Münze, zog ihre leuchtende Spur von Osten nach Westen und hielt geradewegs auf sie zu.
„Sieh!“, machte er den Zwerg aufmerksam. Ihr Schweif wandelte sich von Weiß zu Rot, je näher sie kam. Unvermittelt leuchtete sie grellrot auf und zerstob. Zurück blieben dunkelrote Pünktchen, die langsam verglühten.
Boëndal musste an Blutstropfen denken.
„War das ein gutes oder ein schlechtes Omen?“, fragte ihn der Wächter verunsichert.
„Sie hat uns nicht getroffen“, stellte Boëndal trocken fest, „von daher würde ich sagen, es war ein gutes Zeichen. Ein Funken aus der Esse von Vraccas vielleicht, der uns damit ...“
Da tauchte ein zweiter stürzender Himmelskörper auf. Zischend schoss auch er in Richtung Westen und sank ohne zu erlöschen weiter in Richtung Erde.
„Bei Vraccas“, stammelte Boëndals Nachbar und packte den Schild unwillkürlich fester, als könnte das dünne, mit Metall beschlagene Stück Holz Schutz gegen die himmlische Gewalt bieten. „Bist du sicher, dass es ein Funke aus der Ewigen Schmiede und nicht die Rache Tions ist?“
„Vraccas stehe uns bei! Es ist einer der Sterne“, hörte man einen anderen Zwerg aufgebracht rufen. „Er ist aus seiner Verankerung am Firmament gerissen!“
„Oder die schlafende Sonne! Sie ist aus ihrer Nachtwiege gestürzt und noch nicht erwacht“, mutmaßte ein weiterer Zwerg voller Sorge. „Weckt sie, damit sie wieder in die Höhe steigt!“ Er schlug fest gegen seinen Schild, dass es schepperte.
Hatte die Sternschnuppe zunächst die Größe einer Münze gehabt, schwoll sie bald auf die Ausmaße eines prall gefüllten Ledersacks und immer weiter an, bis selbst brennende Windmühlenflügel nicht mehr ausreichten, ihre Ausdehnung zu beschreiben.
Kreischend und brüllend durchstieß sie die Wolkendecke, einen tiefroten Schweif hinter sich her ziehend, der die Umgebung - die Türme, die Gesichter der Zwerge ... in ein merkwürdiges Zwielicht tauchte. Die Hitze, die von ihr ausstrahlte, verwandelte die eben noch heiter tanzenden Schneeflocken in Wassertropfen; dort, wo sie niederschlugen, wurden sie zu Eis.
Innerhalb weniger Atemzüge waren Wehrgänge, Brücken und Treppen mit einem dicken, durchsichtigen Panzer versehen.
„Geht in Deckung!“, schrie Boëndal und warf sich auf den Steinboden des Turms. Es klirrte, weil das Eis, das sich auf seinem Helm gebildet hatte und sich über seinen Rücken ausbreitete, durch die Bewegung barst.
Er schlitterte bäuchlings über den gefrorenen Boden und fand am Gestell der Kochvorrichtung Halt. Die Wunden in seinem Rücken rebellierten mit schmerzhaftem Ziehen gegen das, was er ihnen zumutete; doch er biss die Zähne zusammen und knurrte ungehalten.
Die Zwerge auf den Zinnen um ihn herum folgten teils seinem Beispiel, teils zog sie das unheimliche Geschehen so sehr in seinen Bann, dass sie nicht anders konnten, als mit offenen Mündern schreckensstarr des Kommenden zu harren. Andere trommelten unablässig gegen die Schilde, immer noch hoffend, es sei die schlafende Sonne, die sich aufwecken ließe.
Funken stiebend zog der gefallene Stern über ihre Köpfe hinweg, grollte und donnerte auf sie herab. Boëndals Befürchtung, dass er mitten in die Festung einschlagen könnte, bewahrheitete sich zum Glück nicht. Stattdessen verschwand er hinter den Gipfeln des Roten Gebirges.
Damit aber war die Gefahr nicht gebannt.
Aus dem gleißenden Schweif regneten glühende Brocken hernieder, die das Haus eines Menschen spielend unter sich begraben hätten. Zuerst erscholl ein lang gezogenes Pfeifen, dann erfolgte der Einschlag, und nach jedem Krachen schüttelte sich das Land wie ein gepeinigtes Tier. Hier und da spritzte der weiße Schnee turmhoch in den schwarzen Nachthimmel. Ein anhaltendes Zischen lag in der Luft, und der verdampfende Schnee bildete gewaltige Nebelblasen. Die feuchten Schwaden hüllten die Zwerge ein und raubten ihnen die Sicht.
„Zurück!“, befahl Boëndal, der begriffen hatte, dass die Türme und Mauern den natürlichen Geschossen nicht Stand halten würden. „Rennt in den Berg, da sind wir sicher!“ Er zog sich an der Kochstelle in die Höhe; sogleich stand ein Zwerg an seiner Seite, um ihm aufzuhelfen.
Der Zwilling hatte in dem stinkenden Nebel die Orientierung verloren. Glücklicherweise wusste sein Begleiter, wohin sie ihre Schritte zu lenken hatten. Mehr als einmal rutschten sie auf dem gefrorenen Boden aus und fielen hin, bis sie auf allen vieren blieben, sich mit den Äxten Halt ins Eis schlugen und sich an den Stielen vorwärts zogen. „Wir müssen ...“
Das durchdringende Pfeifen unmittelbar über ihren Köpfen konnte nur eines bedeuten: Die Fragmente des Gestirns würden jeden Augenblick mitten zwischen den Türmen und Mauern einschlagen.
Boëndal blieb nicht einmal mehr Zeit, neue Befehle zu geben. Schon leuchtete der Nebel in dreckigem Orange; das Lichtspiel steigerte sich zu schmutzigem Rot, begleitet von dem bekannten, ohrenbetäubenden Kreischen.
Vraccas, stehe uns bei! Für Boëndal sah es aus, als schösse ein glühender Eisenklumpen vom Himmel herab. Im nächsten Augenblick zertrümmerte der Sternensplitter die massive Verbindungsbrücke zum Turm vor ihnen. Kaum hörbar drangen die Schreie der Unglücklichen zu ihnen, die er in den Tod gerissen hatte. Welchen Schaden er unter ihnen anrichtete, erkannten sie wegen des Dunstes nicht.
„Runter vom Turm!“, rief Boëndal mit einem Blick auf die Bruchkante vor sich und wünschte sich seine alte Beweglichkeit zurück. Die verfluchten Wunden hemmten sein Geschick. „Nehmt den Nordgang!“
Der Stein unter ihren Füßen wackelte, der ragende Bau wankte wie ein Schilfrohr im Sturm, der Granit ächzte und knirschte, vereinzelt sprangen Brocken davon ab, weil das Mauerwerk der Spannung nicht länger Stand hielt.
Der Beschuss dauerte an, während sie über den Nordgang auf den Söller des höchsten der neun Turmausgucke gelangten. Auf dem Wehrgang schlitterten sie entlang, bis sie an die breite, frei tragende Bogenbrücke kamen. Es war der einzige Zugang in den sicheren Berg.
Rechts und links von der Brücke ging es zweihundert Schritt in die Tiefe. Der peitschende Wind jagte die Nebelschwaden davon und erlaubte ihnen, einen Blick auf die rettenden Portale auf der anderen Seite zu werfen. Dahinter wartete die große Halle.
„Da, seht!“, machte sie ein Zwerg entsetzt auf das aufmerksam, was ihnen der zurückweichende Schleier enthüllte.
Die stolze Festung Eisenwart lag größtenteils in Trümmern.
Von den neun prächtigen Türmen standen noch vier, die übrigen waren geborsten, eingestürzt, von Treffern teilweise oder völlig zerstört und ragten wie armselige Zahnstummel empor. Die dicken Mauern, die Wälle, die von zwergischer Meisterhand aus dem Fels geschlagen worden waren, wiesen Breschen auf, durch die mit Leichtigkeit eine Meute Trolle passte.
„Bleibt nicht stehen!“ Boëndal scheuchte sie vorwärts. „Wir werden alles wieder aufbauen, doch zuerst müssen wir uns in Sicherheit bringen, oder es wird keiner mehr übrig sein, um das Andenken eurer Ahnen zu pflegen“, mahnte er. „Los!“
Er und sein Begleiter setzten eben die Stiefel auf die Brücke, als sie ein dumpfes Grollen vernahmen, wie ein Donner aus weiter Ferne. Gleich darauf erbebte die Erde unter ihren Füßen von neuem.
Dieses Mal jedoch war es nicht das bekannte Rütteln, das mit den Einschlägen einhergegangen war, sondern ein tieferes, alles erfassendes Schütteln, das die Mauern samt den Zwergen, die Türme und selbst die Hänge, Schluchten und Gipfel des Roten Gebirges erfasste.
Es gab nichts, was sich der titanischen Gewalt entziehen konnte.
Die meisten Zwerge verloren ihren festen Stand und schlugen hin. Kettenhemden klirrten, Äxte sprangen in ihren Halterungen auf und nieder, Helme kullerten scheppernd umher. Zwei weitere Türme sackten polternd in sich zusammen. Staubwolken stiegen über den Trümmern auf.
Es war der stürzende Stern! Er hat die Erde berührt, mutmaßte Boëndal angesichts der Welle, die durch das ansonsten so unerschütterliche Gebirge lief. Er vermochte sich nicht vorzustellen, welche Auswirkungen das Beben auf die Behausungen der Ersten hatte, wie viele Opfer und Verletzte es unter den Zwergen gab.
Das Grollen verebbte, das Zittern ließ nach und legte sich schließlich ganz. Dennoch wagten sie kaum zu atmen und warteten angespannt, was sich als Nächstes ereignete.
Ein beißender Gestank reizte ihre Kehlen, er mischte sich mit dem Staub der zerstörten Bauwerke und dem Rauch von schwelendem Feuer, das zwischen den Ruinen aufflackerte.
Die Hitze war mit dem sterbenden Himmelskörper verschwunden, es schneite wieder, als wäre nichts geschehen. Die eintretende Stille gaukelte Friedlichkeit vor, doch es war die Stille nach dem Sturm. Der Tod hatte seine reiche Ernte eingefahren und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.
„Bei Vraccas“, stöhnte sein Helfer leiderfüllt und hilflos wie ein Zwergenkind.
Boëndal verstand ihn sehr gut. Sein Volk warf sich ohne zu zögern gegen die größte Übermacht und verteidigte die Durchgänge des Geborgenen Landes mit dem Leben; seine Äxte, Beile und Hämmer nahmen es mit den abscheulichsten Ungeheuern auf, die ihnen das Böse sandte, doch gegen einen solchen Gegner musste es unweigerlich verlieren. „Niemand hält ein Gestirn auf, wenn es fällt. Nicht einmal die Götter, wie du gesehen hast“, tröstete er ihn.
Ein Blick über den Rand der Brücke zeigte Boëndal, dass der Sockel des neunten Turmes starke Beschädigungen aufwies; Risse von der Breite eines ausgestreckten Armes durchzogen ihn und breiteten sich leise knisternd aus. „Rasch hinüber, ehe der Turm hinter uns einbricht und uns mit in die Tiefe reißt!“ Eilends machte er sich an die Überquerung der Brücke, und die Hand voll Zwerge vom Stamm der Ersten folgte ihm.
Mitten auf der Brücke klatschte ihm ein großer Klumpen Schnee in den Nacken. Er schüttelte sich und wunderte sich sehr, dass einer der Zwerge sich ausgerechnet jetzt wie ein kleines Kind benahm und nach ihm warf.
Beim zweiten Treffer, der seine linke Schulter mit pudrigem Weiß bedeckte, drehte er sich ungehalten um. Er würde dem Scherzbold schon sagen, was er davon hielt! „Wer von euch ...“
Mitten in seinen Satz hinein leerte der Nachthimmel dicke weiße Klumpen über ihn, die Brücke und die anderen Zwerge aus. Es dauerte ein Blinzeln, bis Boëndal die wachsenden Schneebälle und das immer lauter werdende Rumoren zuordnen konnte.
Keinen von seinen Begleitern traf die Schuld an der ungebührlichen Schneeattacke. Das Rote Gebirge bewarf ihn!
Als Boëndal sich der Bergwand zuwandte, stockte ihm das Herz. Der Einschlag des gefallenen Sterns, der sicherlich viele Meilen entfernt geschehen war, löste etwas aus, das es nur über der Erde gab und das er auf seinen Wachen im heimatlichen Blauen Gebirge schon hunderte von Malen beobachtet hatte: Der Weiße Tod ritt den Steilhang herab! Oben, knapp unterhalb des Gipfels, hatte ihn der Stern mit seinem Eisregen und seinen Erschütterungen auf das Ross gesetzt. Jetzt preschte er grollend in voller Wandbreite auf sie zu und riss alles mit sich, was ihm im Wege war.
Die aufgewühlten Schneemassen stürzten einem Wasserfall gleich hinab. Wer oder was sich ihnen widersetzte, gehörte ihnen, wurde zermalmt, mitgerissen, nach unten gedrückt, erstickt.
„Lauft!“ Boëndals Füße bewegten sich wie von selbst. Er rutschte erneut auf dem Eis aus, jemand hielt ihn am Haarzopf und zerrte ihn in die Höhe. Zwei Zwerge packten ihn unter den Achseln und zogen ihn vorwärts. Sie alle taumelten und rutschten mehr als sie liefen. Angst ergriff die tapferen Herzen.
Wenige Schritte vor dem Portal, das soeben geöffnet wurde, kam der Weiße Tod über sie.
Triumphierend warf er sich von dem Felsüberhang und brach wie ein hungriges Raubtier über sie herein. Donnernd und tosend packte er sie mit seinem eisigen Leib und schleuderte sie von der Brücke.
Die Worte, die Boëndal auf den Lippen hatte, verloren sich in dem Dröhnen. Sein Mund füllte sich mit Schnee, er ruderte hilflos mit den Armen und bekam einen Schild zu fassen, an den er sich wie ein Ertrinkender an ein Stück Holz klammerte.
Er fiel tief und schnell, das sagte ihm das Ziehen im Magen. Das Weiß um ihn herum verhinderte, dass er sich in irgendeiner Weise zurechtfand, und die große Fläche des Schilds wirkte wie eine Schaufel und zog ihn hinab.
Der Weiße Tod hatte bald genug von ihm. Er türmte mehr Schnee um ihn herum auf, und der Druck auf seinen Körper raubte ihm die Luft zum Atmen.
Schließlich verlor der Zwerg das Bewusstsein. Sein Verstand driftete ins Dunkel, und seine Seele machte sich bereit, in die Ewige Schmiede von Vraccas zu ziehen, wo es wenigstens warm sein würde.

Über Markus Heitz

Biografie

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Mit „Ulldart“ begann der Saarländer seine einzigartige Karriere. Seine Romane um „Die Zwerge“ wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und standen wochenlang auf den Bestsellerlisten. Mit „Die Legenden der Albae“ führte Markus Heitz...

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