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Der Bindungseffekt

Ursula Nuber
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Wie frühe Erfahrungen unser Beziehungsglück beeinflussen und wie wir damit umgehen können

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Der Bindungseffekt — Inhalt

Warum geraten wir in Beziehungen immer wieder an die gleichen kritischen Punkte? Weshalb finden wir nicht den Menschen, der wirklich zu uns passt? Wenn Liebe Schwierigkeiten macht, dann hat das oft eine tief liegende Ursache: Viele Beziehungsprobleme sind in Wahrheit Bindungsprobleme. Was wir als Kleinkind über enge Beziehungen lernen, prägt unseren Bindungsstil. Dieser beeinflusst, ob wir anderen mit positiven Erwartungen oder mit Ängsten begegnen, wie viel Nähe wir zulassen und wie viel Vertrauen wir schenken können. Unser Bindungsstil ist zentraler Bestandteil unserer Persönlichkeit; er wirkt sich auf alle engen Kontakte aus. Am meisten jedoch beeinflusst er unsere Liebesbeziehungen. Allerdings sind wir unseren Bindungsmustern nicht ausgeliefert, wie die erfahrene Paartherapeutin Ursula Nuber in ihrem neuen Buch zeigt. Wir können liebes- und beziehungsfähiger werden, wenn wir das früh Gelernte überprüfen und es wagen, neue Erfahrungen zu machen.

€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 29.06.2023
256 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31967-6
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€ 11,99 [D], € 11,99 [A]
Erschienen am 05.10.2020
256 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-99622-8
Download Cover

Leseprobe zu „Der Bindungseffekt“

Begegnungen

Neun Liebesgeschichten und eine Gemeinsamkeit

Männer und Frauen reden über die Liebe. Sie erzählen von einer Liebe, die Hoffnungen weckt und Sehnsüchte stillt; sie erzählen aber auch von einer Liebe, die schmerzt, enttäuscht und mutlos macht. An diesen Geschichten gibt es nichts Besonderes oder Außergewöhnliches, ganz im Gegenteil: Sie haben einen wohlvertrauten Inhalt. Wie wir alle, sind auch diese Menschen auf der Suche nach einer tiefen Begegnung – nach einem anderen, der sie versteht, dem sie vorbehaltlos vertrauen können, der ihnen [...]

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Begegnungen

Neun Liebesgeschichten und eine Gemeinsamkeit

Männer und Frauen reden über die Liebe. Sie erzählen von einer Liebe, die Hoffnungen weckt und Sehnsüchte stillt; sie erzählen aber auch von einer Liebe, die schmerzt, enttäuscht und mutlos macht. An diesen Geschichten gibt es nichts Besonderes oder Außergewöhnliches, ganz im Gegenteil: Sie haben einen wohlvertrauten Inhalt. Wie wir alle, sind auch diese Menschen auf der Suche nach einer tiefen Begegnung – nach einem anderen, der sie versteht, dem sie vorbehaltlos vertrauen können, der ihnen Sicherheit gibt, mit dem sie sich weiterentwickeln können. Manchmal glauben sie, diesen anderen Menschen gefunden zu haben. Doch dann wird die Liebe schwierig.

Drei Paare sowie vier Frauen und zwei Männer kommen in diesem Buch zu Wort. Sie alle wünschen sich nichts mehr als eine glückliche Beziehung – und wissen nicht, warum dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht.

Alle Fälle sind anonymisiert und verfremdet, die Namen sind erfunden. Allerdings setzen sich diese Liebesgeschichten aus den Erfahrungen realer Menschen zusammen. Sie sind daher keine reine Fiktion.

Maria und Max

Es war die große Liebe. Als sie sich auf einer Studentenparty kennenlernten, wussten beide sofort: Wir bleiben zusammen. Ihm imponierte diese selbstständige und selbstsichere junge Frau. Ihr gefiel, dass er zuhören konnte und so sanft war. Bald zogen sie zusammen, beendeten ihr Studium, fanden tolle erste Stellen. Er machte Karriere, sie auch. Das Glück war perfekt. Doch davon ist nicht mehr viel geblieben. Wenn Max nun am Abend nach Hause kommt, ist Maria entweder nicht da, oder sie macht ihm Vorwürfe. Er habe keine Zeit mehr für sie, denke nur an sich, würde sich nur noch für seine Arbeit und seinen Sport interessieren.

Max versteht Maria nicht. Aus seiner Sicht tut er alles für sie und die Beziehung. Ihre Erwartungen empfindet er als überzogen, er fühlt sich eingeengt, kontrolliert, ausgebremst. Zunehmend reagiert er wütend, wenn Maria ihm Vorwürfe macht, und geht zum Gegenangriff über. Dann wirft er ihr vor: „Du bist eigennützig, viel zu passiv, auf mich fixiert, neidisch auf meine Arbeit.“ Das Paar verheddert sich immer mehr in dem Teufelskreis aus Vorwurf und Gegenvorwurf.

Die beiden fragen sich: Warum ist Maria so anklammernd und vorwurfsvoll? Sie war doch bislang so unabhängig? Und warum kann Max ihr nicht mit Verständnis begegnen? Warum wehrt er sich so verzweifelt?

Hannelore

Hannelore ist seit ein paar Jahren Single und sucht im Internet eine neue Liebe. Regelmäßig hat sie vielversprechende Verabredungen, die aber fast immer im Sande verlaufen. Das Muster ist jedes Mal dasselbe: Auf stundenlange Telefonate folgt das erste Treffen. Wenn der Mann auch nur annähernd infrage kommt, verliebt sie sich schnell. Und wenn der andere es forciert, landet sie auch schon mal nach ein oder zwei Begegnungen mit ihm im Bett. Danach aber kommt der „Kater“. Der Mann zieht sich zurück, ist plötzlich nicht erreichbar oder gesteht, dass er noch andere Eisen im Feuer hat. Für Hannelore bricht dann regelmäßig eine Welt zusammen, sie verliert jeglichen Mut, will sich nur noch verkriechen. Sie fragt sich, was der Grund dafür ist, dass kein Mann nachhaltiges Interesse an ihr hat. Und sie findet die Schuld immer bei sich: Sie ist zu hässlich, zu dick, zu dumm und vermutlich überhaupt nicht beziehungsfähig. Irgendetwas Grundlegendes muss sie falsch machen. Wenn es ihr dann wieder besser geht, startet sie den nächsten Versuch.

Sie fragt sich: Was mache ich falsch? Warum gerate ich immer an die Falschen? Oder bin ich falsch? Warum bleibt niemand bei mir? Bin ich beziehungsunfähig?

Joe und Ulrike

Joe heißt eigentlich Josef. Aber Joe klingt moderner, jünger, meint Josef. Und so will er erscheinen: jung und dynamisch. Er ist Immobilienmakler, und da ist ein überzeugendes Auftreten genauso wichtig wie die Automarke. Natürlich fährt Joe einen SUV.

In letzter Zeit aber bleiben die beruflichen Erfolge aus, er fühlt sich ausgebrannt. Er hatte sich daran gewöhnt, gute Abschlüsse einzufahren; doch seit Monaten läuft das Geschäft eher schleppend. „Dieses Auf und Ab ist in der Branche normal“, sagt Joe, „aber dieses Wissen beruhigt mich nicht. Ich sitze stundenlang im Büro, telefoniere mit Leuten, versuche Kontakte zu machen, aber mir gelingt nichts mehr.“ Joe befindet sich in einer mittelschweren Depression. Er, der überaus erfolgreiche Makler, bewundert von Kollegen wie Konkurrenten, fühlt sich wertlos. Was für einen anderen Menschen eine normale Durststrecke wäre, ist für Joe ein Desaster.

„Seine berufliche Situation wirkt sich immer mehr auf unsere Beziehung aus“, klagt seine Ehefrau Ulrike. „Er kennt zu Hause nur ein Thema: die schwierige Lage auf dem Immobilienmarkt. Er will, dass ich ihm zuhöre, ihn aufbaue. Auf keinen Fall kann er es aushalten, wenn ich irgendwelche Wünsche habe oder über eigene Probleme reden will. Solange ich als emotionale Tankstelle zur Verfügung stehe, ist er zufrieden. Noch biete ich ihm diesen Service, aber langsam bin ich auch am Ende meiner Kräfte. Mich überfordert das, es strengt mich extrem an. Er verträgt keine Kritik und ist auch nicht bereit, mir entgegenzukommen oder mal einen Kompromiss einzugehen.“ Einen normalen Beziehungsalltag kann sich Ulrike schon gar nicht mehr vorstellen.

Die beiden fragen sich: Warum hat sich der erfolgreiche und zuversichtliche Joe so verändert? Wieso kann er mit den beruflichen Schwierigkeiten nicht besser umgehen? Und welche Rolle spielt Ulrike dabei?

Johanna

Seit ihrer Pubertät weiß Johanna, dass sie Frauen liebt. Damals hat sie die Sportlehrerin verehrt und bewundert und sich gewünscht, die Lehrerin würde sie mal in den Arm nehmen. Mit zwanzig wurde sie von einer deutlich älteren Frau verführt. Die große Liebe war es nicht. In der Folge verliebte sie sich immer mal wieder. Aber die Richtige war nicht dabei. Dann aber kam Ella. Von Anfang an wusste sie: Die ist es! Seit sie Ella kennt, weiß sie, was es heißt, jemanden zu lieben und zu begehren. Mit dieser Frau will sie zusammenziehen, Kinder adoptieren, heiraten. Doch Ella fühlt sich bedrängt. Und sie ist oft schwierig: Sie wird schnell eifersüchtig, klammert in einem Moment, und im anderen zeigt sie Johanna die kalte Schulter. Johanna lässt sich durch dieses Verhalten aber nicht beirren. Sie bleibt dran. Sie weiß, dass Ella sie liebt, daran hat sie keinen Zweifel. Ella verblüfft die Verlässlichkeit von Johanna. Sie kann dem Frieden noch nicht trauen: Wird das anhalten, oder wird Johanna irgendwann genug von ihr haben?

Johanna fragt sich: Warum kann Ella nicht einfach „Ja“ zu meinen Plänen sagen? Was hält sie ab?

Matthias

Er ist ratlos. Eigentlich hat er in Susanne seine Traumfrau gefunden. Sie haben viele Gemeinsamkeiten, er fühlt sich wohl mit ihr. Eigentlich. In letzter Zeit spricht sie viel von der Zukunft, und das gefällt ihm nicht. Susanne will wissen, wie es weitergeht mit ihnen. Gemeinsame Wohnung, ein Kind? Um Gottes willen, denkt Matthias dann, nur weg hier. Hinzu kommt, dass es da noch zwei sehr gute Freundinnen gibt, die er hin und wieder trifft und mit denen er auch Sex hat. Warum er diese Beziehungen aufrechterhält, weiß er selbst nicht so genau. Auf keinen Fall darf Susanne davon erfahren, er will sie nicht verlieren. Aber entscheiden kann er sich auch nicht für sie.

Er fragt sich: Was ist mit mir los, warum kann ich mich nicht entscheiden? Was hält mich davon ab, mich verbindlich auf Susanne einzulassen?

Annalena und Tom

Bislang gab es keine Probleme zwischen ihnen. Sie sind gut miteinander ausgekommen, bezeichnen sich als Team, das viele Gemeinsamkeiten lebt. Aber seit „dieser Geschichte“ ist alles anders, klagt Tom. Mit „dieser Geschichte“ meint er die Zeit, als Annalena mit der Diagnose „Verdacht auf Brustkrebs“ nach Hause kam. Natürlich war sie erschüttert, natürlich hatte sie Angst. Sie wünschte sich, dass er sie zur Untersuchung begleitet. Da aber hatte er ein wichtiges berufliches Meeting und wollte sich nicht freinehmen. Er wollte sie nur beruhigen, als er meinte, „Da wird schon nichts sein“. Für Annalena war seine Reaktion schockierend, sie hatte das Gefühl, dass bisher vorhandene kleine Risse in der Beziehung nun aufbrachen. Als er sah, wie viel ihr seine Begleitung bedeutete, bot er ihr an, sein Meeting zu verschieben. Doch da war es schon zu spät. Sie ging allein. Dass der Verdacht sich nicht bestätigte, hat sie natürlich sehr gefreut. Doch die Enttäuschung über Tom war so groß, dass sie ihm nur widerwillig das Ergebnis mitteilte. Seit diesem Ereignis kann Annalena nicht mehr entspannt mit Tom umgehen. Auch er ist verunsichert, zugleich aber auch verärgert. Schließlich ist er sich keiner Schuld bewusst.

Die beiden fragen sich: Was ist da passiert? Haben wir uns die ganze Zeit etwas vorgemacht? Wieso kann dieses eine Ereignis uns so auseinanderbringen? Was haben wir übersehen?

Agnes

Nach ihrer Scheidung lebte Agnes lange allein. Sie konnte es sich nicht vorstellen, sich noch einmal fest zu binden. Doch dann begegnete ihr auf einem Firmenfest ein Mann, der sofort ihr Herz eroberte. Sie hatte Schmetterlinge im Bauch und war selbst erstaunt über ihre Gefühle. Er war auch geschieden. Mit seiner Ex hatte er eine sechsjährige Tochter. Sie teilten sich das Sorgerecht. Alles schien perfekt. Wenn er alle zwei Wochen seine Tochter bei sich hatte, unternahm Agnes andere Dinge, und als er mit der Tochter in Ferien fuhr, fand sie das natürlich in Ordnung. Sie hielt sich aus der Vater-Tochter-Beziehung ganz heraus. Doch die Distanz hielt nur ein halbes Jahr. Als er meinte, es wäre an der Zeit, dass sie seine Tochter kennenlerne, willigte sie ein. Es war ihr wichtig, bei der Kleinen einen positiven Eindruck zu machen. Was auch gelang: Die Tochter fand sie „super“. Nun verbrachten sie die Vater-Wochenenden zu dritt. Agnes erfuhr immer mehr über seine Probleme mit der Ex-Frau, bekam die schulischen Sorgen der Tochter mit, kümmerte sich um deren Hausaufgaben und wurde zu einer Art Zweitmutter. Alles schien gut. Doch Agnes wurde immer unzufriedener. Sie wollte einen Partner, keine Familie. Sie wollte, dass er sich um sie kümmerte und weniger um die Tochter. Sie warf ihm vor, dass er sie vernachlässige, dass er zu wenig Interesse an ihrem Leben und ihren Sorgen hätte. Immer ginge es um ihn, um seine Tochter, um deren Bedürfnisse. Hatten sie Zeit für sich, ohne das Kind, ging es ihr gut mit ihm. Aber sobald die Tochter ins Spiel kam, gab es Zoff. Er meinte, er könne nichts an der Situation ändern. Er habe nun mal ein Kind, das müsse sie akzeptieren. Sie hätte doch gewusst, dass sie ihn nur mit Kind haben könne.

Sie fragt sich: Warum fühle ich mich zurückgesetzt? Ich kann mich doch nicht mit einem Kind vergleichen – und doch tue ich es. Warum nur? Bin ich zu egoistisch?

Elena

Elena ist seit sechs Jahren mit Mario zusammen, bald wollen sie heiraten. Der Termin steht schon fest. Vor Kurzem sind sie in die erste gemeinsame Wohnung gezogen. Es könnte eine Zeit der Freude und Zuversicht sein. Doch Elena und Mario sind nicht glücklich. Sie haben immer schon viel und heftig gestritten, meist, weil sie ihn wegen Kleinigkeiten angriff: Mal war er zu lang mit den Freunden unterwegs, mal hat er ihr nicht aufmerksam zugehört, mal hat er die falsche Milch gekauft. Aber weil sie sich liebten und meist schnell versöhnten (oft landeten sie nach dem Streit im Bett und hatten wunderbaren Sex), führten sie ihre Auseinandersetzungen auf Elenas Temperament zurück und problematisierten sie nicht weiter. Doch seit sie zusammenleben, haben die Auseinandersetzungen eine neue Qualität. Wo Elena früher nur laut wurde, schreit und brüllt sie jetzt, und es gehen Dinge zu Bruch. Wo Mario sie früher beruhigen konnte, bleibt ihm heute häufig nur die Flucht, um die Situation zu deeskalieren. Sie lieben sich, daran haben beide keinen Zweifel. Aber so darf es nicht weitergehen.

Elena fragt sich: Woher kommt die Wut? Warum kann sie sich nicht kontrollieren? Welchen Anteil hat Mario daran? Wie kann sie verhindern, dass die Konflikte eskalieren?

Paul

Paul und Inga kannten sich bereits als Teenager und haben mit Anfang zwanzig geheiratet. Für beide gab es keine anderen Liebespartner. Auf ihre bisherige Lebensbilanz schauen beide mit großem Stolz: Sie haben gemeinsam einen florierenden Schreinerbetrieb aufgebaut und drei Kinder großgezogen, die alle „was geworden sind“. Doch nun ist etwas passiert, womit beide „niemals“ gerechnet hätten, wie Paul sagt. Er ist fremdgegangen. Vor einem halben Jahr hatte er eine kurze Affäre, die bis heute für Turbulenzen sorgt. Sehr bald hatte Paul seiner Frau alles offenbart, wollte so ehrlich wie nur möglich mit ihr sein. Natürlich brach für Inga eine Welt zusammen. Der Gedanke, dass sie einander untreu sein könnten, war in all den Jahrzehnten des Zusammenlebens nie aufgetaucht. Die beiden führten viele Gespräche, Paul stand Inga Rede und Antwort, bemühte sich, ihren Schmerz aufzufangen. Teilweise ist ihm das auch gelungen. Aber wichtige Fragen sind immer noch ungeklärt.

Paul fragt sich: Warum ist diese Affäre passiert? Warum bereue ich meine Untreue nicht wirklich? Warum würde ich auf Ingas Frage „Würdest du es wieder tun?“, nicht klar mit „Nein“ antworten?

 

Max und Maria, Hannelore, Joe und Ulrike, Johanna, Matthias, Annalena und Tom, Agnes, Elena, Paul – sie alle leiden aus ganz unterschiedlichen Gründen an der Liebe. Spürbar ist bei allen die Sehnsucht nach einer glücklichen Beziehung und die Enttäuschung darüber, diese bisher nicht wirklich gefunden zu haben. Ihre Geschichten sind inhaltlich sehr verschieden, keine gleicht der anderen. Und doch gibt es eine Gemeinsamkeit. Auf sie stößt man fast immer, wenn die Liebe Probleme bereitet. Von dieser Gemeinsamkeit handelt das Buch.


Einleitung: Die erste Liebe

Was hat die Kindheit damit zu tun, wenn Beziehungen heute schwierig sind? Und warum sind Veränderungen nur möglich, wenn wir wissen, was die erste Liebe uns lehrte?


„Es gibt kaum eine Aktivität, kaum ein Unterfangen, das mit so großen Hoffnungen und Erwartungen begonnen wird und das mit einer solchen Regelmäßigkeit fehlschlägt, wie die Liebe.“ Diese Aussage traf der Psychoanalytiker Erich Fromm Mitte der 1950er-Jahre. Könnte man ihn heute erneut zum Thema befragen, würde er wohl kaum anderer Meinung sein. Konstant hohe Scheidungsraten, die große Zahl an Single-Haushalten in Großstädten, viele Millionen Partnersuchende im Internet und ungezählte Paare, die sich ein glückliches Leben zu zweit erhofften und sich dann im Liebesalltag miteinander verstricken – gelebte Liebe ist offensichtlich mehr denn je ein schwieriges Unterfangen. Frauen und Männer sehnen sich nach einem anhaltenden Beziehungsglück, doch häufig erfolgt nach einem kurzen Höhenflug schon bald der Absturz, oder die Partnerschaft landet nach einem längeren, unaufhaltsam erscheinenden Sinkflug auf dem harten Boden des Alltags.

Warum ist es so schwer, glückliche und dauerhafte Beziehungen zu führen? An Analysen mangelt es nicht: Verantwortlich für die Liebesmisere, so Experten, seien allzu romantische Vorstellungen von der Liebe, die Überforderungen durch Beruf und Familie, überzogene Erwartungen an eine Partnerschaft, die Hoffnung, dass es „da draußen“ – vielleicht in den Tiefen des Internets – noch einen besseren Partner oder eine bessere Partnerin gibt. Gerade der letzte Punkt bekommt zurzeit viel Aufmerksamkeit. Vor allem jüngeren Erwachsenen, aber nicht nur ihnen, wird Beziehungs- und Bindungsunfähigkeit bescheinigt. Sie würden nur noch um sich selbst kreisen und sich mit Selbstoptimierung beschäftigen. Sobald Beziehungsprobleme auftauchten, kämen sie ins Schleudern, meint zum Beispiel Michael Nast, Autor des Bestsellers Generation beziehungsunfähig. Der Zwang zur Perfektion mache dann auch nicht vor dem Partner halt. Denn schließlich sei man sich ja bewusst, „dass es irgendwo noch jemanden gibt, der das eigene Leben sinnvoller ergänzt“.

Diese Diagnose ist nicht falsch. Alle genannten Aspekte können dazu beitragen, dass eine Paarbeziehung in Schieflage gerät. Deshalb ist es für ein Paar durchaus sinnvoll, an diesen Problemen zu arbeiten und sich deren Auswirkungen auf die Liebe bewusst zu machen. Aber reicht das aus? Verbessert sich die eigene Beziehungssituation nachhaltig, wenn man die Liebe nicht mehr romantisch verklärt und seine Erwartungen herunterschraubt? Ändert sich grundlegend etwas an der Beziehungszufriedenheit, wenn man aufhört, nach dem perfekten Partner oder der perfekten Partnerin zu suchen, und sich zufriedengibt mit einem Menschen, der „gut genug“ ist?

Ursula Nuber

Über Ursula Nuber

Biografie

Ursula Nuber ist Diplompsychologin und war bis 2018 Chefredakteurin der Zeitschrift Psychologie Heute. Sie arbeitet als Psychologin und Paartherapeutin in der Nähe von Heidelberg und ist Autorin zahlreicher psychologischer Ratgeber. Zudem ist sie Kolumnistin („Besser lieben“) der Frankfurter...

Interview mit Diplompsychologin Ursula Nuber

Worum geht es in Ihrem Buch?

Dieses Buch ist aus meiner langjährigen Erfahrung als Paartherapeutin entstanden. Mir fiel zunehmend auf, dass die Probleme, mit denen ein Paar in die Beratung kommt, fast immer etwas mit den jeweiligen Kindheitserfahrungen dieser beiden Menschen zu tun haben. Das aber ist einem Paar selten bewusst. Es war mir daher ein Anliegen, den wichtigen Zusammenhang zwischen den frühen Erfahrungen, die ein Mensch mit seiner ersten Liebe macht – der Liebe zu Mutter und Vater – und seinen späteren Liebesbeziehungen aufzuzeigen. Ich bin überzeugt: In der Kindheit liegt der Schlüssel für die Lösung vieler Beziehungsprobleme.

Wer sollte Ihr Buch lesen?

Dieses Buch ist für alle interessant, die ihre Beziehungen verbessern und verstehen wollen, woher bestimmte Konflikte mit dem Partner, der Partnerin kommen. Es ist aber auch für all jene interessant, die bislang noch nicht Mr. oder Mrs. Right gefunden haben und sich fragen, warum sie sich mit Liebesbeziehungen so schwertun. Und natürlich kann das Buch für jeden ein Augenöffner sein, der sich selbst besser verstehen möchte.

Wer dieses Buch in die Hand nimmt, hat sich vielleicht schon selbst manchmal gefragt, warum er oder sie in bestimmten Situationen so fühlt und handelt, wie er oder sie es tut: Warum gerate ich manchmal in so bodenlose Wut? Warum fühle ich mich in Konflikten so klein und hilflos? Woher kommt die Angst, ich könnte verlassen werden? Was ist der Grund für meine quälende Eifersucht? Warum kann ich Nähe so schwer aushalten? Bin ich überhaupt beziehungsfähig? Oder ist meine Partnerin, mein Partner beziehungsunfähig?

Was war eine besondere Herausforderung beim Schreiben dieses Buches?

Ich wollte nicht nur einen Beziehungsratgeber schreiben. Mir war es ein Anliegen, den Leser*innen auch einen Eindruck vom psychologischen Hintergrund meiner Aussagen zu geben. Viele Menschen sagen: „Ach, man kann doch nicht alles auf die Kindheit zurückführen.“ Das ist natürlich richtig. Aber wir wissen heute, dass es tatsächlich von frühen Erfahrungen abhängt, welchen Bindungsstil ein Kind entwickelt, also ob es sich vertrauensvoll und sicher durch seine Welt bewegt oder ob es verunsichert und ängstlich ist. Und wir wissen auch, dass diese Bindungsstile beeinflussen, wie sich ein Mensch später in Beziehungen verhält. Wir verdanken dieses Wissen der Bindungsforschung, und ich hoffe, dass sich die Leser*innen von meiner Begeisterung für deren Erkenntnisse anstecken lassen.

Wenn man nun weiß, welchen Bindungsstil man hat. Was fängt man mit diesem Wissen an?

Wer den eigenen Bindungsstil kennt, kann Veränderungen in Angriff nehmen. Denn der Bindungsstil ist nicht Schicksal. Jeder kann lernen, den Einfluss der früh erworbenen Muster abzuschwächen. Und wenn sich ein Paar gemeinsam mit den jeweiligen Bindungsstilen beschäftigt, kann das zu mehr Verständnis füreinander führen und so manchen Konflikt aus dem Weg räumen.

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