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Was macht ein Fußballscout?

Montag, 27. Juli 2015 von Ronald Reng


Was ist das denn: Scout?!

Gerade rief ein Mann an, der Lesungen veranstaltet. Ob ich nicht bei ihm mein neues Buch vorstellen wolle. „Und vielleicht kann der Coach, um den sich Ihr Buch dreht, auch mitkommen?“, sagte er.„Scout“, verbesserte ich, „Scout, nicht Coach.“„Ach ja, Entschuldigung. Also, ich denke, es wäre für unser Publikum toll, wenn der Coach auch da wäre und aus seinem Leben erzählte.“
 

Das war der Punkt, an dem ich es für vergebene Mühe hielt, den Mann weiter zu verbessern, sondern mir eingestand, dass manchem der Beruf des Scouts nicht besonders geläufig ist. Dabei gibt es ihn nicht nur im Profifußball, sondern auch in der Literaturbranche. Der Scout hat hier wie dort die Aufgabe, Schätze zu entdecken. In der Literaturbranche sucht der Scout im Ausland nach dem nächsten packenden Buch für seinen Verlag.
 

Im Profifußball suchen mittlerweile mehrere hundert Scouts, festangestellt von den Bundesligaklubs, weltweit nach Spielern für ihren Verein. Wie alles, was im Inneren der Bundesliga, jenseits der 90 Spielminuten geschieht, ist auch die Arbeit der Scouts selbst den fanatischen Fans allenfalls schwammig bekannt und deshalb mythen- und geheimnisumwoben. Wie das Geschäft Profifußball wirklich funktioniert, wie der Alltag im Geschäft Profifußball tatsächlich aussieht, hoffe ich, in „Mroskos Talente. Das erstaunliche Leben eines Bundesliga-Scouts“ beiläufig zu erklären.


Wir gehen mit Bayern Münchens Scout Lars Mrosko 225 Tage im Jahr auf Reise, samstags in Moskau im Stadion des russischen Meisters, am Sonntagmorgen schon wieder auf einem Nebenplatz des Berliner Olympiastadions beim Spiel der 16-Jährigen Nachwuchstalente von Hertha BSC.


Dabei begegnen wir in „Mroskos Talente“ natürlich auch jenen Weltmeistern und Berühmtheiten des Profifußballs, die wir aus den Medien kennen, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Didier Drogba und viele andere. Aber viel mehr beeindruckt haben mich bei den Recherchen zum Buch die Geschichten von den Unbekannten des Profifußballs, von Mrosko und seinen Freunden, die dafür leben, reinzukommen und dann irgendwie zu überleben in dieser Welt: Profifußballer, die von Viertligisten dazu angehalten werden, sich arbeitslos zu melden, damit das Arbeitsamt ihr Gehalt bezahlt.


Oder Scouts, die mit dem Auto 1500 Kilometer durch die Nacht zurück von einem Spiel fahren, nur um zuhause vom Trainer zu hören, der beobachtete Spieler sei nun doch nicht so interessant. Neben einer Milieubeschreibung ist „Mroskos Talente“ die unglaubliche, teilweise irrsinnige Biographie eines Jungen aus Neukölln, der wie so viele unbedingt im Profifußball dabei sein will. Er wächst in Berlin auf, als die Mauer fällt, und sucht in diesen wilden Jahren in Jugendbanden und in der Kleinkriminalität seinen Platz. Sein Zwillingsbruder findet seinen Halt schließlich im Glauben, bei den Jesuiten; Lars Mrosko findet ihn im Fußball.


„Alle Geschichten sind Liebesgeschichten“, schrieb der nordirische Schriftsteller Robert McLiam Wilson in seinem Roman „Eureka Street“, und „Mroskos Talente“ unterstreicht diese Behauptung: Es ist zu allererst eine Geschichte von der Liebe; ob die Hauptperson dann Scout oder Coach ist, ist dabei am Ende gar nicht so wichtig: Denn es geht um die Liebe; die Liebe zum Fußball, die Liebe zu Berlin, den Frauen, den Freunden.


 Copyright Teaserbild: Lars Mrosko mit Bruder; privat

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