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Reinhold Messner
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Meine 14 Achttausender

Mit Chroniken

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Überlebt — Inhalt

Als erstem Menschen gelang Reinhold Messner die Besteigung aller 14 Achttausender. Zumeist auf unbekannten Routen, im Alpinstil und gänzlich auf sich allein gestellt. Die entscheidenden Momente dieser bis heute unvorstellbaren Gesamtleistung schildert und analysiert Reinhold Messner in dieser ungeheuer packenden Dokumentation seiner Erlebnisse an den höchsten Bergen der Welt. Von der traumatischen Nanga-Parbat-Expedition im Jahre 1970 bis zum letzten Achttausender, dem Makalu, im Jahre 1986. Zudem schildert er die Erschließungsgeschichte aller Achttausender und führt sie fort bis zum heutigen Tag.

€ 20,00 [D], € 20,60 [A]
Erschienen am 15.10.2013
416 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-40376-4
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€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 30.09.2021
416 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-97976-4
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Leseprobe zu „Überlebt“

110 Jahre Höhenwahn

Die alpine Kultur war von hartem Wettkampf und unverwässertem Machismo gekennzeichnet, aber die meiste Zeit über waren ihre An­­hänger damit beschäftigt, gegenseitig Eindruck zu schinden. Es ging weniger darum, den Gipfel eines bestimmten Berges zu erreichen, als um die Art und Weise, wie man dorthin gelangte: Prestige erlangte, wer die härtesten, unzugänglichsten Routen mit minimaler Ausrüs­tung in Angriff nahm, und dies in der kühnsten Manier, die man sich vorstellen kann.

Jon Krakauer

Das Höhenbergsteigen ist bisher von fünf [...]

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110 Jahre Höhenwahn

Die alpine Kultur war von hartem Wettkampf und unverwässertem Machismo gekennzeichnet, aber die meiste Zeit über waren ihre An­­hänger damit beschäftigt, gegenseitig Eindruck zu schinden. Es ging weniger darum, den Gipfel eines bestimmten Berges zu erreichen, als um die Art und Weise, wie man dorthin gelangte: Prestige erlangte, wer die härtesten, unzugänglichsten Routen mit minimaler Ausrüs­tung in Angriff nahm, und dies in der kühnsten Manier, die man sich vorstellen kann.

Jon Krakauer

Das Höhenbergsteigen ist bisher von fünf verschiedenen Perioden gekennzeichnet und trotz seines Niedergangs erneuerungsfähig. Die Voraussetzung dafür ist eine genaue Kenntnis der Achttausender-Geschichte und der Mut zur Selbstkritik.
1895, als Albert Frederick Mummery am Nanga Parbat verschollen blieb, wussten die Bergsteiger wenig über den Zustand des Menschen in der sauerstoffarmen Luft über 8000 Meter Meereshöhe. Der Griff nach dem „Dritten Pol“ damals mag deshalb nach Größenwahn klingen; die Briefe allerdings, die der britische Alpinist im Himalaja an seine Frau schrieb, sind eher Zeugnisse der Naivität, was Größe und Gefahren dieser Achttausender angeht, nicht Hochstapelei. Trotzdem, mit Mummery begann vor knapp 110 Jahren jener Griff nach den höchs­ten Bergen der Welt, der tausend und mehr Menschen das Leben kosten sollte, der Millionen und Abermillionen an ­Dollars verschlang, der ständig neue Motivationen suggerierte, immer wieder und immer höher hinaufzusteigen.
„Diese dunkle Bergwelt mit all ihren Drohungen ist am Ende der Quell allen Lebens“, verkündete Mummery, ehe er am Fuße des Nanga Parbat starb, ohne in die Gipfelregion vorgestoßen zu sein. Und weiter: „Ich bin sicher, dass der Gipfel uns gehören wird!“ Dieser Satz aus dem letzten Brief Mummerys an seine Frau ist symptomatisch für dieses Jahrhundert eines Eroberungswahns, der das Viktorianische Zeitalter überdauern sollte: Zuerst ging es um das „ultima Thule“, das letzte Geheimnis am Ende der Welt; dann um den „Gral auf dem Thron der Götter“; heute geht es um den Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde. Ganz haben uns die bösen Geister des Größenwahns nie verlassen.
Obwohl wir uns die „Eroberung des Nutzlosen“ auf den Rucksack geschrieben haben, stecken wir diesen immer noch voll mit Heldentümelei, Gipfelsieg und Eroberungssucht. Auch wenn heute die Sherpas und Bergführer alle Vorarbeit und Verantwortung tragen und nicht die Achttausender-Touristen selbst, ihre Erfolge tragen sie wie Orden vom Berg herab ins Tal. Heute wieder mehr und mehr.
Ein Gipfel gehört dir nie, auch nicht, wenn du wieder herunten bist, niemals. Außer, du kannst ihn kaufen. Dann gehört er dir, auch wenn du nicht oben warst. Diese Grundregel in einer vornehmlich kapitalistischen Welt wollten und wollen vor allem die Höhenbergsteiger nicht wahrhaben. Sie erfanden und erfinden immer andere Idealismen, um die Besitznahme ihrer blauen Berge zu rechtfertigen. Der lange Weg vom Mythos Berg zum Massentourismus auf dem Dach der Welt kann auch in der ­Geisteshaltung einer Spezies nachempfunden werden, der jede Selbstkritik abhandengekommen ist.
In seinem ungestillten Überlegenheitsdünkel stilisiert sich der Bergsteiger von Generation zu Generation zum Übermenschen, in dessen Höhen sich heute vor allem der Spießbürger bedeutend vorkommt. So folgt er nun im Gänsemarsch den ausgetretenen Pfaden, die eine Elite von suchenden Einzelgängern vor einem Jahrhundert erkundet hat: vielfach ohne Karten, ohne Vorgaben, ohne Erfahrungswerte.
Es fehlte damals an allem, aber die Pioniere waren beseelt von jenem Selbstverständnis, das die Menschen in der Vikto­rianischen Zeit auszeichnete: Auch die Berge mussten erobert werden.
Vor dem Ersten Weltkrieg kam man nicht besonders weit dabei. Der Nanga Parbat war zu gefährlich, der K2 zu steil, der Kangchendzönga zu hoch.
In den beiden Jahrzehnten zwischen den großen Kriegen be­­seelte vor allem die deutschsprachigen Bergsteiger der Ruf und die Berufung zu Höherem. Obwohl Briten in ihrer Sachlichkeit (Mount Everest 1921–1938) und Amerikaner in ihrer Nai­vität (K2 1938–1939) immer wieder weit über die magische Demarkationslinie in 8000 Meter Meereshöhe stiegen, blieben alle Versuche der deutschsprachigen Höhenbergsteiger in ihrem Heldentum stecken. So entstand eine Krankheit, die bis heute nicht geheilt werden konnte. Ich nenne sie den Höhenwahn.
„Wenn Männer ihr Leben nicht wagen, um Dinge zu versuchen, die vorher noch nie getan wurden, wird die Menschheit auf dem absteigenden Ast sein“, hatte Karlo Wien bekannt, bevor er 1937 mit seiner Mannschaft am Nanga Parbat von einer Lawine begraben wurde. Dieser Karlo Wien gehörte jener Elite von Akademikern an, die Willo Welzenbach in seinem „magischen Idealismus“ beerbt hatten, nachdem dieser 1934 am Nanga Parbat an Erschöpfung gestorben war. Fasziniert von der „epischen Macht des Todes“ verstiegen sie sich immer mehr auf jenen „aufsteigenden Ast einer Herrenrasse“, der mit allerlei Idealismen besetzt war: Kampf, Sieg, Kameradschaft.
Die Männer am Nanga Parbat hatten alles miteinander zu teilen, Zelt und Angst, Brot und Schicksal. Wie die Soldaten wenig später an der Front. Genügsam war man, alle folgten dem Führerprinzip, und ein Bergsteiger hatte hart zu sein, hart wie der Fels.
Bei so viel Selbstkontrolle und Nibelungentreue konnte Distanz zum eigenen Tun nicht aufkommen. Statt aus den Tragödien zu lernen, brachen immer jüngere Bergsteiger auf, um „die Toten vom Nanga Parbat zu rächen“.
Ungünstige Voraussetzungen, die falsche Taktik, der vernünftige Rückzug wurden nie diskutiert. Zum Beispiel dass Merkl und nicht Welzenbach die Führung der Expedition 1934 innegehabt hatte; dass zu viele gleichzeitig versucht hatten, den Gipfel gemeinsam zu erreichen; dass der Entschluss abzusteigen hinausgeschoben worden war, bis die Tragödie der einzige Ausweg blieb. Die Spur, die Weizenbach und Co. im Eis und Schnee des Himalaja hinterließen, verrät nicht nur den Geist der Zeit und die Begeisterungsfähigkeit einer ganzen Bergsteigergeneration, auch die Übernahme einer Handvoll fragwürdiger Werte, die nie hinterfragt worden sind.
Auch die Achttausender-Eroberer der fünfziger und sechziger Jahre waren Kinder ihrer Zeit. Mit nationalen Parolen wurde in Frankreich, England, Deutschland, Österreich und Japan Geld gesammelt für die Eroberung des „Dritten Pols“. Ganze Nationen identifizierten sich mit den „Helden“ von der Annapurna, vom Mount Everest, vom Nanga Parbat, vom Manaslu. Als chinesische Bergsteiger mit dem Shisha Pangma 1964 den „letzten Achttausender“ bestiegen hatten, schickte Mao das Nationalgefühl der Chinesen den Gipfelsiegern hinterher. Die Nationalflagge am Rucksack des Expeditionsleiters blieb zwei Jahrzehnte lang das Symbol eines überholten Eroberungswahns, der keine Reichtümer, sondern nur nationales Prestige vom Dach der Welt holen sollte.
Ein Shangri La war der Himalaja mit seinen Achttausendern auch in den siebziger Jahren nicht. Aber ein Jahrzehnt lang blieb es aufregend, das Höhenbergsteigen neu zu erfinden. Mit brauchbaren Karten, einer vereinfachten Logistik und ohne den ethischen Ballast aus der Zwischenkriegszeit spielten wir Pfadfinder ohne Fahne und Maske. Zuerst an den schwierigen Wänden, dann bei Überschreitungen und in immer kleineren Gruppen. Das Wie war wichtiger geworden als das Wieviel und um jeden Preis. So fand ich zu meinem Stil.
Die achtziger Jahre brachten die Öffnung aller Achttausender-Regionen und hundert Rekorde. Ein jüngster mit 16 und ein ältester Bergsteiger, Mario Curnis mit 66 Jahren, standen auf dem Gipfel des Mount Everest. Der Südpfeiler wurde zur schwierigsten und die Ostwand zur gefährlichsten Route. Besteigungen „allein und an einem Tag“ wurden gemessen, nachdem die Strecke präpariert und der Athlet wochenlang vorher auf- und abgestiegen war.
Am K2 kletterten Japaner zuerst über die Nordflanke zum Gipfel, dann folgten Schnellbesteigungen, Parallelbesteigungen der „Magic Line“ und zuletzt die „größte Tragödie“. Nach den 13 Toten 1986 wollten die Überlebenden allerdings immer noch nicht einsehen, dass es der Mensch ist, der Fehler macht, und nicht der Berg.
Ein Team aus der Sowjetunion überschritt die großen Gipfel des Kangchendzönga in mehreren Kombinationen. „Ausgereizt“ ist das Höhenbergsteigen trotzdem noch nicht, ebenso viele „Herausforderungen“ wie vor Jahrzehnten sind denkbar und früher oder später auch machbar. Vorerst aber heißt das Kriterium nicht Qualität beziehungsweise Stil, sondern Quantität. Als ob ich mit meinen (30) Achttausender-Expeditionen nur die Zahl 14 vorgegeben hätte.
Der Massentourismus hat den höchsten Berg der Welt er­­reicht. Seit Jahren vergeben die Tourismus-Ministerien in Pakistan, Nepal, China und Indien die Permits. Sie wetteifern untereinander darum, wer mehr von den begehrten Trophäen zur Besteigung feilbieten kann und wessen Teams in der internationalen Presse indirekt mehr für den lokalen Trekking-Tourismus werben. Wir Bergsteiger ließen uns schon gestern als Werbekletterer missbrauchen, ohne allerdings dafür bezahlt zu werden. Besonders Jerzy Kukuczka und ich.

Reinhold Messner

Über Reinhold Messner

Biografie

Reinhold Messner, Grenzgänger, Autor und Bergbauer, wurde 1944 in Südtirol geboren und wuchs in einem Bauerndorf auf. Bereits 1949 ging er zum ersten Mal in Begleitung seines Vaters auf einen Dreitausender. Nach seinem Technik-Studium arbeitete er kurze Zeit als Mittelschullehrer, ehe er sich ganz...

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