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I'm So (Not) Over You – Manchmal braucht die große Liebe eine zweite Chance

Kosoko Jackson
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Roman

„Eine wunderbar aufgebaute Geschichte, dramaturgisch sehr geschickt, professionell, erfrischend unterhaltsam, tiefsinnig, auch politisch, gefühlvoll, realitätsnah.“ - tideradio

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I'm So (Not) Over You – Manchmal braucht die große Liebe eine zweite Chance — Inhalt

Vorgetäuschte Beziehungen bedeuten nicht gleich vorgetäuschte Gefühle ... 

Als Kian von seinem Ex-Freund Hudson um ein Treffen gebeten wird, hofft er heimlich auf eine Liebeserklärung. Aber Hudson fleht ihn an, bei einem Essen mit seinen Eltern ihre Liebe vorzutäuschen.

Die Familie hat keine Ahnung, dass sie inzwischen getrennte Wege gehen. Kian stimmt zögernd zu, doch als er auch noch zur Hochzeit von Hudsons Cousine eingeladen wird, möchte er wirklich ablehnen!

In letzter Minute gelingt es Hudson, Kian davon zu überzeugen, ihn zu begleiten. Keiner kann leugnen, dass das Knistern zwischen ihnen noch immer da ist. Aber gibt es eine zweite Chance für ihre Liebe?  

Für alle Leser:innen von Alexis Hall, Casey McQuiston, Andreas Suchanek und Alicia Zett. 


Begeisterte Stimmen zum Debütroman von Kosoko Jackson: 

„Ein witziges, romantisches und geradezu entzückendes Buch, eine willkommene und frische neue Stimme: Kosoko Jackson!“ Julia Whelan

„Auf diese queere Lovestory hat das Genre seit Jahren gewartet!“ Christina Lauren

„Eine herausragende neue Stimme des Genres“ Entertainment Weekly


€ 15,00 [D], € 15,50 [A]
Erschienen am 29.02.2024
Übersetzt von: Anita Nirschl
480 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-06393-7
Download Cover
€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 29.02.2024
Übersetzt von: Anita Nirschl
480 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60625-7
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Leseprobe zu „I'm So (Not) Over You – Manchmal braucht die große Liebe eine zweite Chance“

1


Die erste und einzige Regel, um über deinen Ex hinwegzukommen, lautet, nicht auf dessen Nachrichten zu antworten. Das lässt sich auf vielerlei Weise erreichen, je nach Person.

Erstens, seinen Kontakt umbenennen in: NICHT ANTWORTEN.

Zweitens, seine Nummer blockieren.

Drittens, dir ein scheußliches Haarteil auf den Schädel kleben, damit du aussiehst und dich verhältst wie ein völlig anderer Mensch.

Viertens, ein komplett neues Leben als Eigentümer eines Tante-Emma-Ladens im ländlichen Indiana anfangen und es gut sein lassen. Das ist eine Methode, der ich [...]

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1


Die erste und einzige Regel, um über deinen Ex hinwegzukommen, lautet, nicht auf dessen Nachrichten zu antworten. Das lässt sich auf vielerlei Weise erreichen, je nach Person.

Erstens, seinen Kontakt umbenennen in: NICHT ANTWORTEN.

Zweitens, seine Nummer blockieren.

Drittens, dir ein scheußliches Haarteil auf den Schädel kleben, damit du aussiehst und dich verhältst wie ein völlig anderer Mensch.

Viertens, ein komplett neues Leben als Eigentümer eines Tante-Emma-Ladens im ländlichen Indiana anfangen und es gut sein lassen. Das ist eine Methode, der ich besonders zugetan bin.

Das alles sind gute und wirksame Möglichkeiten. Tu, was du tun musst – niemand wird hier verurteilt.

Und trotzdem, irgendwie habe ich einen Weg gefunden, diese einfache Regel zu brechen. Nicht bloß zu brechen, sondern weit aufzusprengen. Sie zu zerschmettern, wenn man so will.

Denn eine Nachricht zu öffnen und zu beantworten ist eine Sache, aber sich zu entscheiden, der Bitte deines Ex auch noch zu folgen, etwas völlig anderes.

Googelt Schlechte Idee, und unsere hilfreiche Suchmaschine wird ausspucken: Meintest du Kian Andrews’ Entscheidungen, wann immer sie Hudson Rivers betreffen?

Mein Handy in meiner Tasche vibriert einmal, und mein Herz setzt einen Schlag aus.

Vielleicht sagt Hudson ab. Oder vielleicht erkennt er, dass die letzten drei Monate ein Fehler waren, und gesteht mir, dass er immer noch wahnsinnig verliebt in mich ist? Vielleicht …

Nö, nur Divya.

DIVYA EVANS: Nur fürs Protokoll: Das ist eine beschissene Idee.

 

 

„Klar, dass du das sagst“, murmle ich, völlig vergessend, dass sie mich, na ja, gar nicht hören kann. Und sie mag ja recht haben, aber darum geht es nicht.

Als ich vor einer Woche die Nachricht von Hudson bekam, in der er mich fragte, ob ich mich mit ihm im Watering Hole treffe, war Divya nicht gerade begeistert. Sie rümpfte die Nase, als rieche sie etwas Ranziges, was nicht völlig daneben war.

Denn für sie war meine Beziehung mit Hudson genau das: ranzig. Was natürlich jeder über seinen Ex sagt, weil man sich dann besser fühlt.

KIAN ANDREWS: Das hast du schon gesagt – mehrmals.

 

DIVYA EVANS: Trotzdem willst du einfach nicht hören. Erinnere mich noch mal, wer macht seinen Juraabschluss in Harvard?

 

KIAN ANDREWS: Wow … das waren ja … Zwölf Stunden, ohne dass du deinen Harvard-Abschluss erwähnt hast. Das ist ein neuer Rekord!

 

DIVYA EVANS: Aber im Ernst, K. Das ist eine miese Idee. Letzte Aussprachen sind nicht so gut, wie du denkst.

 

 

Als angehende Anwältin sollte sie eigentlich verstehen, warum ich mich mit Hudson treffen muss: um zu verarbeiten, was passiert ist, um dieses Kapitel meines Lebens abzuschließen und es mit einem Klebstoff aus Wahrheit zu versiegeln. Die Erinnerung daran, wie wir Schluss gemacht haben, ist eine offene Wunde, die nie verheilt ist. Es war eine explosive Trennung, die damit endete, dass ich ihn auf sämtlichen Social-Media-Plattformen blockierte und mich so volllaufen ließ, dass die zwei Wochen danach nur ein verschwommener Nebel waren.

Vielleicht wird Divya deshalb Staatsanwältin und keine Verteidigerin.

Ein weiteres Vibrieren, eine weitere Nachricht.

DIVYA EVANS: Ich bin nur ein paar Blocks entfernt, falls du mich brauchst.

 

KIAN ANDREWS: Wie groß ist die Chance, dass das passiert?

 

 

Ziemlich groß, wenn ich ehrlich bin. Divya war schon immer mein Fels in der Brandung, egal, was war. Ob sie nun verhinderte, dass ich mich blamierte, als ich zwei Wochen nach meiner Trennung im Club zu weinen anfing, oder dafür sorgte, dass ich meinen wertlosen Hintern aus dem Bett bekam, damit ich mein Teilstipendium nicht verlor, oder sogar ein paar Männer mit absoluten Hammerärschen auftrieb, um mir über meine hoffnungslose Besessenheit von Hudson hinwegzuhelfen, Divya war stets meine Ride-or-die-Freundin.

Also ist es nur vernünftig, anzunehmen, dass Divya mein schweres Geschütz ist, das ich auf der Kurzwahltaste habe, wenn ich gerade im Begriff bin, eine weitere traumatisierende Hudson-Erfahrung durchzumachen. Wie heißt es so schön? Hinter jedem tollen schwulen Kerl steht eine hammercoole Frau?

Wieder vibriert mein Handy. Ich ziehe es aus der Tasche, ohne hinzusehen, da ich mit einer weiteren (wohlverdienten) witzigen Spitze von Divya rechne. Aber stattdessen starrt mir eine E-Mail entgegen.

VON: JOBS@SPOTLIGHT.COM

AN: KIAN.ANDREWS@NORTHEASTERN.EDU

BETREFF: RE: Bewerbung Investigativ-journalismus-Fellowship | Andrews, Kian

 

Ich starre ewig aufs Display, das bunte Hintergrundbild von einem der vielen Leuchttürme an der Küste North Carolinas. Ich will diesen Moment auskosten. Ihn festhalten, in seiner Schachtel lassen und irgendwo abseits ganz oben ins Regal stellen. Wenn ich erst mal ein berühmter Journalist bin, mit Quellen, die mich in meinen DMs anbetteln, pulitzerpreisgekrönte Storys zu schreiben, und ich eine Gastvorlesung an der Northeastern halte, wird man mich fragen: Wie haben Sie in diesem kompetitiven, mörderischen Business angefangen?

Und ich werde sagen: Meinen ersten Job bekam ich bei Spotlight. Wird es Spotlight in zwölf Jahren noch geben? Wahrscheinlich nicht. News-Websites fressen sich gegenseitig auf wie Bakterien. Aber es ist das Heißeste, bei dem man im Journalismus gerade arbeiten kann. Eine Investigativjournalismus-Fellowship dort zu bekommen würde mein Leben verändern. Das wäre wie … Gehe nicht über Los; stattdessen kriegst du bei deiner zweiten Runde die Parkstraße.

Ich tippe auf das Display, um es wieder aufzuwecken. Die E-Mail-Benachrichtigung verhöhnt mich noch immer. Vielleicht ist es eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch? Vielleicht hat mein Pitch über den Mangel an Bildungsprogrammen in der Appalachen-Region und wie das Studierende mehrere Stufen zurückwirft, den ich die ganze letzte Woche erarbeitet habe, sie wirklich beeindruckt, und sie bieten mir unbesehen eine Stelle an. Das wäre nicht unplausibel. Weißen passiert so was ständig. Und ich habe gute – nein, verdammt gute Referenzen.

Wie Divya sagt, sie könnten sich glücklich schätzen, mich zu kriegen.

Aber wie mein Journalistik-Professor sagte: Journalisten gibt es wie Sand am Meer. Warum sollte man Sie irgendjemand anderem vorziehen?

Was uns wieder zu Divya Evans und ihren genauen Worten zurückbringt: Du bist ein gottverdammter Star, Kian Andrews.

Ich wünschte, ich hätte dasselbe Level an Selbstbewusstsein wie sie. Ich bin gut darin, es vorzutäuschen, wenn ich mit ihr zusammen bin, zumindest glaube ich das. Aber jetzt? Allein in diesem Café? Während ich etwas so Dummes tue, wie auf den Jungen zu warten, der mir das Herz gebrochen hat – der sich inzwischen um sieben Minuten verspätet –, und auf die E-Mail starre, die meine Karriere verändern könnte? Da verstecke ich diese selbstbewusste Fassade weit hinten im Schrank, so wie mich selbst früher in der Middle School.

Und ich habe mir geschworen, mich nie wieder zu verstecken.

Ohne zu viel darüber nachzudenken, tippe ich ein weiteres Mal auf das Display und gebe dann meinen Code ein, bevor ich meine Meinung ändern kann. Ein weiteres Tippen, und die E-Mail füllt das Display aus.

Sehr geehrter Mr Andrews,

Danke für Ihre Bewerbung für die Investigativ-journalismus-Fellowship bei unserer Spotlight-Niederlassung in Boston. Wir haben uns entschieden, zu diesem Zeitpunkt …

 

„Scheiße.“

Nicht nötig, weiterzulesen. Ich könnte eine STRG-F-Suche nach „Wir haben uns entschieden“ in meinem Posteingang machen und mehr als ein Dutzend Ergebnisse bekommen. Diesmal ist es nicht anders, auch wenn ich es mir verzweifelt wünsche.

Ich bin gerade mitten in einer Nachricht an Divya, in der ich sie über die Absage von Spotlight informiere, was zweifellos zu einer Antwort von ihr führen wird, dass die Drinks heute Abend auf mich gehen, als mich ein Bariton-Räuspern hinter mir innehalten lässt. Die tiefe Stimme durchschneidet die leisen, sinnlichen Töne der Esperanza-Spalding-Coversängerin, die uns im Watering Hole ihr Ständchen bringt, selbst wenn diese Stimme so deplatziert ist wie ein Schwarzer Kerl in Boston – alias ich.

Aber sie ist unverkennbar. Sogar nach drei Monaten, in denen ich allem aus dem Weg gegangen bin, was mit Hudson zu tun hat, lässt die Art, wie er so mühelos aus den Tiefen seines Zwerchfells spricht, mir immer noch Schauer über den Rücken rieseln. Und so, wie sein jungenhaftes Grinsen sein markantes Kinn betont, will ich am liebsten dahinschmelzen.

„Kian?“

Ich gebe mein Bestes, mich langsam umzudrehen. Eifrigkeit sieht an niemandem gut aus, besonders nicht in Gegenwart deines Ex, wenn du versuchst, so zu tun, als wärst du über ihn weg und würdest dein Leben als glücklicher Single-Mittzwanziger genießen.

Aber mein Gott, sieht er gut aus.

Nein, nicht gut.

Heiß.

„Hey“, sagt er schmunzelnd. „Danke, dass du gekommen bist.“

Da ist es. Dieses Lächeln. Dasselbe schiefe Grinsen, das er mir geschenkt hat, als wir einander im ersten Collegejahr zugeteilt wurden, um eine Präsentation über Die Glasglocke zu halten. Dieses Lächeln, das er mir vor unserem ersten Kuss geschenkt hat, nach fast zwei Jahren Kriegen-sie-sich-oder-nicht.

Dieser Südstaatenakzent. Genau der, den er immer besonders betonte, wenn wir sonntagmorgens im Bett lagen, weil er wusste, was das mit mir anstellte.

Das alles zusammen, dazu noch eine Prise traditionell akzeptierter männlicher Züge, reichlich altes Geld, und du hast Hudson Rivers.

Ich kann bereits spüren, wie mich diese Schwerelosigkeit überkommt. Dieses übelkeiterregende Gefühl, das einer Kohlenmonoxidvergiftung ähnelt. Das ist es, was Hudson ist: ein Gift, das mein Urteilsvermögen und meine praktischen Sinne durcheinanderwirbelt. Er ist gefährlich. Er ist ein Fehler. Er wird mir wehtun.

Aber er ist so verdammt schön. Und er fehlt mir. Verdammt, er fehlt mir so sehr.

„Klar, kein Problem.“ Gib dich entspannt. Tu so, als wär es dir egal. „Ich hatte sowieso nichts vor. Ich meine, ich war in der Stadt. Ich meine, ich war in der Gegend. Ich meine, ich war in der Gegend, weil ich hier wohne und nichts vorhatte.“ Außer neurotisch meine E-Mails nach einer Antwort von Spotlight zu checken und offensichtlich wie ein Idiot auszusehen, der beim besten Willen keinen anständigen Satz rausbringt.

Divya und ich haben das mehrmals durchgespielt, wie bei einem Zeugen, der auf ein gefährliches Kreuzverhör vorbereitet wird. Ich muss standhaft bleiben. Ich muss gleichgültig bleiben. Ich muss die Kontrolle behalten. Keine dreißig Sekunden rum, und ich mache schon genau das Gegenteil davon.

Hudson behält einfach dieses sanfte, charmante Grinsen auf seinem Gesicht. Es ist, als wüsste er, dass mein Gehirn einen Kurzschluss hat. Er hat mich schon öfter so durchdrehen sehen; auf dem College, wenn ich zu viele Arbeiten abzugeben hatte und nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Und jedes Mal hat er einfach gewartet, bis ich mich aus meiner selbst gegrabenen Grube wieder herausgeredet hatte, mich angelächelt und vielleicht mit seinen Daumen mit sanften, beruhigenden Bewegungen über meine Fingerknöchel gerieben.

Diesmal gibt es jedoch keine dieser Berührungen, und dieses Lächeln, das einst süß und neckend war, wirkt jetzt höhnisch. Obwohl ich weiß, dass das nicht stimmt, ist es das, was mein Kopf und mein Herz denken. Komisch, wie nach einer Trennung von jemandem alles, was man einmal an ihm geliebt hat, zu allem wird, was man hasst.

„Ich habe aber nicht viel Zeit“, füge ich hinzu, um ein wenig Würde und Macht zurückzugewinnen. „Also, was immer du auch willst, bringen wir es hinter uns, ja?“

„Sicher, Darlin’.“

Ich zucke zusammen, als wäre sein Wort der Auslöser eines Schockhalsbands. Er setzt sich, erstarrt, als habe er irgendeinen Befehl geflüstert, der einen Scheinwerfer auf ihn gerichtet hat, und schüttelt den Kopf.

„Tut mir leid. Macht der Gewohnheit.“

„Nennst du jetzt viele Typen so?“ Das war unnötig.

„So habe ich das nicht gemeint, und das weißt du, K.“

„Kian“, erinnere ich ihn. „K ist für Freunde reserviert, und du, Hudson, bist nicht mehr mein Freund.“

Da. Ich habe es getan. Vorteil: Kian. Der Ball ist wieder in meinem Spielfeld. Ich habe das Narrativ unter meine Kontrolle gebracht. Hudson, der wortgewandte Charmeur aus Georgia, ist nicht mehr derjenige, der die Macht hat. Ich …

„Das ist eigentlich genau, warum ich dich angerufen habe.“ Hudson weicht meinem Blick aus und spielt mit dem Zuckerpäckchen, das ich aufgerissen und auf den Tresen geworfen habe. Er faltet es zu einer unbestimmten Form, faltet es wieder auseinander und faltet es noch mal, wie ein Origami-Experiment für Arme.

Ich kenne diesen Tick. Er spielt mit Dingen herum, wenn er nervös ist – besorgt, eigentlich. Es kommt nur so selten vor, dass ich das sehe. Es ist … ungefähr genauso häufig, wie ein schlechtes Foto von Beyoncé zu finden.

Kann es sein, dass der große Hudson Rivers nervöser ist als ich?

„Scheiß drauf.“ Er wirft das zerknüllte Papier auf den Tresen. „Es ist noch nie was Gutes dabei herausgekommen, um den heißen Brei herumzureden.“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich derjenige bin, der …“

„Ich habe dich hergebeten, weil ich möchte, dass du mein fester Freund bist.“

Und ich war noch nie so froh wie in diesem Moment, Schwarz zu sein. Nicht nur, weil Schwarze weniger Falten bekommen – Black don’t crack, wie man so schön sagt –, sondern weil ich so, wie mir das Blut in die Wangen schießt, sonst aussehen würde wie eine überreife Tomate.

Und an Tomaten ist nichts sexy.



2


Es gibt zwei perfekte Schlagwörter, die den meisten Leuten in den Sinn kommen, wenn sie Hudson Rivers erwähnen: Whiskey und eine Stahlsaitengitarre.

Whiskey, weil seine Stimme genauso weich und vollmundig ist wie der Alkohol, für dessen Herstellung und Vermarktung seine Familie berühmt ist.

Und eine Gitarre, weil er die nicht nur großartig spielen kann, sondern weil seine Stimme auch eine sanfte, verführerische Note hat, gegen die Odysseus’ Sirenen wie grottenschlechte Teilnehmer bei The Voice klingen.

Weiß Hudson, dass er diese Wirkung auf Leute hat? Absolut.

Nutzt er es zu seinem Vorteil? Hundertprozentig. Ich habe ihn in Aktion gesehen.

Kümmert das irgendeinen von uns? Scheiße, nein.

Denn wer regiert die Welt? Nicht Mädels, sondern Jungs mit hammermäßigem Kinn. Und Hudson Rivers hat genau das.

Und Geld – das hilft auch.

Ich meine, kommt schon, welcher normale Mensch kann im September in Boston ein schwarzes Henley-Shirt mit dunkler Jeans, ein verkehrt herum aufgesetztes Baseballcap und klobige Stiefel tragen und den Look wirklich gut aussehen lassen? Aber er schafft es mühelos, und dafür hasse ich ihn. Aber ich liebe ihn auch dafür. Oder vielleicht ist es meine Geilheit, die da aus mir spricht. Ich schätze, es könnte alles drei sein.

Wenn ich ehrlich bin, passen alle diese Beschreibungen auf Hudson. Bei anderen Männern wäre es ekelhaft, aber Hudson trägt die Krone gut. Er meistert die Balance zwischen selbstbewusst und arrogant, als wäre es sein Hauptfach. Er weiß, dass er attraktiv ist, aber er spricht nicht darüber. Ich habe ihm immer gesagt, dass er aussieht wie Jesse Williams, wenn der zehn Jahre jünger wäre. Zu dieser unglaublich zutreffenden Aussage stehe ich noch immer. Sicher, er hasst es, Selfies zu machen, was einen direkten Fotovergleich schwierig macht, und auf seinem Instagram ist höchstens gelegentlich ein Foto von irgendeinem Ort, an den er gereist ist, oder ein Sonnenuntergang oder irgendetwas anderes Alltägliches (vor sechzehn Stunden hat er laut seinem Account nach einem Jahr erfolgloser Anläufe endlich Der Wassertänzer fertig gelesen – schön für ihn). Aber das bedeutet nicht, dass ich falschliege! Wenn man all das in Betracht zieht und dazu noch die Tatsache, dass er nicht über den Reichtum oder Einfluss seiner Familie spricht, außer es ist tatsächlich relevant für die Unterhaltung, dann ist Hudson Rivers auf dem Papier ein guter Mensch. Verdammt, er ist auch im wahren Leben ein großartiger Mensch.

Na ja, abgesehen davon, dass er mich in genau diesem Café abserviert hat – an genau diesem Tisch, an dem wir seit zehn Minuten verlegen sitzen.

„Du siehst gut aus“, sagt er schließlich, während er einen Schluck von seinem Americano nimmt.

Ich stoße ein leises, spöttisches Schnauben aus, von dem ich denke, dass es unbemerkt bleibt.

Ich dagegen habe mich deutlich verändert. Nicht freiwillig, wohlgemerkt. Falls mir romantische Komödien irgendetwas beigebracht haben, dann, dass man nach einer großen Trennung eine große Veränderung braucht. Und führt diese große Veränderung nicht herbei, indem ihr euch die Haare selbst vor dem Spiegel schneidet, denn das geht nie gut aus.

Für mich bestand die Veränderung darin, dass kurzärmelige Hemden Band-Shirts wichen. Kurze, gegelte Locken wurden zu einem kleinen Afro unter einem Beanie. Schlecht sitzende Jeans wurden gegen gut geschnittene ausgetauscht. Schmutzige Vans von einem No-Name-Outlet wurden durch billige, aber trotzdem modische Stiefel ersetzt.

„Ist es so schlimm, das zu sagen?“, fragt er.

„Nein. Überhaupt nicht. Danke.“ Ein Herzschlag. „Du kannst dich dafür bei Divya bedanken; das war alles ihre Idee.“

„Wie geht’s ihr übrigens?“

„Sie will dir immer noch eine reinhauen.“

„Also geht’s ihr großartig. Schön zu hören.“

Ein Lächeln droht sich zu zeigen, aber ich beiße mir in die Wange, bis ich Blut schmecke. Das hat er nicht verdient. Nein. Absolut nicht. Er verdient keinerlei Lob oder Genugtuung. Er hat mich abserviert! Nicht andersrum. Kein Lass uns drüber reden. Kein Ich bin nicht glücklich. Nichts. Völlig aus heiterem Himmel. Er verdient keinerlei Erleichterung, die ein Lächeln ihm vielleicht schenken könnte. Er darf nicht das Gefühl haben, vom Haken zu sein, weil es Kian anscheinend großartig geht.

Bleib bei der Sache. Bleib konzentriert. Rein. Raus.

„Bitte sag nicht, du hast dich bei mir gemeldet, um mich zu fragen, wie es Divya geht. Dafür hättest du auf Insta nachsehen können. Was kommt als Nächstes, fragst du mich, wie das Wetter wird?“

„Das Wetter ist in Boston im Sommer immer gleich. Um die dreißig Grad, mit einer dreißigprozentigen Gewitterwahrscheinlichkeit.“

„Werd nicht frech, Hudson.“

„Aber du magst es doch, wenn ich frech bin. Und wenn ich mich recht erinnere …“ Er lehnt sich vor und stützt die starken Unterarme mit genug Gewicht auf den Tisch, dass er wackelt. „Du hast es früher auch gemocht, wenn ich … diese Sache mit meiner Zunge an deinem …“

„Kann ich euch irgendwas bringen?“

Aus dem Nichts taucht eine Kellnerin auf – Samantha: dunkle Haare, ein zu strahlendes Lächeln, im zweiten oder dritten Collegejahr, glaube ich, und dem hungrigen Blick nach zu urteilen, denkt sie entweder, sie kann eine schnelle Nummer auf der Toilette kriegen – eine Art Initiationsritus im Watering Hole –, oder sie hält Hudson für modernen Hochadel.

Technisch gesehen läge sie mit Letzterem nicht falsch.

Aber Hudson ignoriert die hungrigen Blicke, zumindest bis ihr Warten so offensichtlich wird, dass er sie nicht mehr ignorieren kann.

„Nein, danke, Darling.“ Samantha öffnet den Mund, wahrscheinlich, um das heutige Tagesangebot anzupreisen, aber Hudson schneidet ihr das Wort ab.

„Aber mein Schatz kann haben, was immer er will.“

Ihre Züge entgleisen, und das ist beinahe – beinahe – genug, um ihn nicht zu korrigieren.

„Nicht dein Schatz.“

Ihr Gesicht hellt sich wieder auf. Samantha, die Kellnerin, durchläuft hier heute wirklich ihre persönliche Gesichtsreise.

„Trotzdem, bringen Sie ihm, was immer er will.“ Hudson reicht ihr dreißig Dollar, mehr, als jeder Drink hier kostet. Aber es ist auch Blutgeld – an diese Geldscheine sind Bedingungen geknüpft. Samantha wendet sich mir zu, reglos, entschlossen und stur.

„Iced Mochaccino.“ Ein Augenblick verstreicht. „Danke.“ Ich habe die letzten sieben Jahre in Boston verbracht, aber das bedeutet nicht, dass ich meine Südstaatenmanieren verloren habe.

„Kommt sofort“, antwortet sie fröhlich, bevor sie verschwindet.

„Jetzt geht das schon wieder los“, murmle ich.

„Hm?“

„Dass du denkst, du kannst Leute kaufen. Wir Südstaatler sollen doch respektvoll und gastfreundlich sein, schon vergessen? Das schließt dich nicht aus, nur weil du reich bist.“

„Meine Familie ist reicher als Gott persönlich, danke der Nachfrage“, sagt er mit einem flirtenden Zwinkern. „Und ich habe ihr dreißig Dollar gegeben für einen Drink, der sechs Dollar kostet, und dir freie Wahl gelassen, zu bestellen, was du willst. Das hört sich für mich nach einem guten Menschen an.“

„Hört sich nach jemandem an, der gerade bewiesen hat, dass ich recht habe.“

Er öffnet den Mund, schließt ihn und öffnet ihn dann wieder. „Das werde ich nicht mal einer Antwort würdigen.“

„Dann beantworte mir das.“ Ich stütze die Unterarme auf den Tisch und lehne mich vor. In einem Psychologiekurs habe ich gelernt, wenn man wissen will, ob jemand wirklich lügt, soll man ihm in die Augen sehen. Sogar die besten Lügner verraten sich dort: leicht geweitete Pupillen, ein Blinzeln, ein Zucken. Reflexartige Reaktionen, biologisch verknüpft mit der menschlichen Entscheidung, die Wahrheit zurückzuhalten.

Also konzentriere ich mich darauf und verliere mich dabei in seinen warmen, freundlichen und einladenden braunen Augen. Neun von zehn Mal, wenn ein Ex sich wieder bei dir meldet, völlig aus heiterem Himmel, gibt es nur einen einzigen Grund, warum er dich sprechen will.

„Hast du mich deinen festen Freund genannt, damit du es rechtfertigen kannst, mich um Versöhnungssex zu bitten?“

Um ehrlich zu sein, und ich schäme mich nicht besonders, das zu sagen, falls Hudson das will, würde er es kriegen. Mit seinem perfekten, warmen Südstaatenakzent, der teuren (aber bequemen) Kleidung und der richtigen Menge Parfüm, das nach Mahagoni riecht, ist er ein gefährlicher, berauschender Mikrokosmos. Dazu der jungenhafte Charme, den man bei jemandem, dessen Familie schon mehrmals Beyoncé und Jay-Z getroffen hat, nicht erwarten würde, und niemand, absolut niemand an der Northeastern war gegen seine Anziehungskraft immun.

Also warum hat ein kluger Kerl wie ich etwas so Dummes getan, wie mich wieder in diese Situation zu bringen?

Einfach.

Weil ich immer noch in ihn verliebt bin.

Ich liebe sein Lächeln. Ich liebe es, wie seine Augen aussehen, wenn er gerade aufgewacht ist, wie ein bewölkter Küstenort am frühen Morgen. Ich liebe es, wie sein Akzent stärker wird, wenn er gestresst oder müde ist. Und ich liebe sein Lachen.

Außer, wenn es mir gilt.

Wie jetzt gerade.

Hudson hat diese Art von Lachen, die wirkt wie eine teure Flasche Wein. Es ist überraschend tief, und sein ganzer Körper bebt, wenn er etwas tatsächlich urkomisch findet.

Und offensichtlich bin ich mit meiner Frage über Versöhnungssex das Lustigste, was er die ganze Woche gehört hat.

Er fährt für die längsten zehn Sekunden meines Lebens damit fort, sich vor Lachen zu schütteln. Mit jeder Sekunde, die vergeht, kocht weiß glühende Wut in mir hoch und droht auszubrechen wie Lava am Rand eines erwachenden Vulkans. Als er aufhört, was gut für ihn und sein Wohlergehen ist, wischt er sich Tränen aus den Augen.

„T-tut mir leid. Ich habe dich nicht ausgelacht, versprochen.“

„Wenn du jetzt sagst, ›Ich habe dich angelacht …‹“

„Ich meine, komm schon, das war lustig. Du hast doch einen Witz gemacht, oder?“

Da ist sie, die perfekte Ausrede. Lächle und sag, dass du einen Witz gemacht hast, Kian. Stürz dich in dein Schwert; besser, wie ein Idiot aussehen, der den Einsatz verpasst hat, als tatsächlich zuzugeben, dass du dich immer noch nach dem Mann sehnst, der dir das Herz gebrochen hat – in genau diesem verdammten Café.

Denn das Einzige, was noch erbärmlicher ist als das, ist … Na ja, es gibt nichts Erbärmlicheres.

Ich bekomme nicht die Chance zu lügen, bevor Hudson weiterspricht.

„Aber das ist egal, Kian, denn ich will wirklich wieder mit dir zusammen sein.“

„… Okay …“

„Aber nur für einen Tag.“

Schallplattenkratzer.

„Bitte, was?“

„Vielleicht drei Tage, höchstens. Ich glaube nicht, dass wir länger brauchen werden.“

Für den – unwahrscheinlichen – Fall, dass Hudson Rivers sagen würde, er habe einen Fehler gemacht und wolle mich zurück, hatte ich eine ganze Rede geplant. Ein metaphorisches Hin und Her, an dem ich während der letzten neunzig Tage meisterhaft gefeilt habe, um es sowohl romantisch als auch hitzig wirken zu lassen. Ich habe jede Erwiderung geplant, mir jedes Wort überlegt, das ich benutzen würde. Genug, um ihn zu treffen und zum Nachdenken zu bringen, aber nicht so, dass es einstudiert wirkt. Das ist es, was jeder unter der Dusche macht: Diskussionen planen.

Und sich einen runterholen natürlich. Das hab ich auch reichlich gemacht.

Aber das hier habe ich nicht geplant. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich mir darauf keinen runterholen werde.

„Warum drei Tage?“

Hudson rutscht nervös auf seinem Stuhl herum. Seine Schultern sind steif, seine Haltung angespannt. Seine Augen wirken ein bisschen dunkler, und wie er vorgebeugt ist … Als versuche er, sich kleiner zu machen. Als wisse er, dass das, woran er denkt und was er vorschlagen will, falsch ist.

Und ich weiß, dass es mir nicht gefallen wird.

„Hör zu“, sagt er schließlich. „Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es kein Notfall wäre, das weißt du doch, oder?“

„Mmhm …“

„Und es ist nicht so, als ob ich das geplant hätte. Ich würde dir das nicht antun. Auch wenn wir Schluss gemacht haben, bist du immer noch … ein wichtiger Mensch für mich, Kian. Es ist mir wichtig, dass du das verstehst.“

„Spuck’s einfach aus.“

Er holt tief Luft.


Kosoko Jackson

Über Kosoko Jackson

Biografie

Kosoko Jackson ist Spezialist für digitale Medien mit den Schwerpunkten digitales Storytelling, E-Mail-, Social- und SMS-Marketing und freiberuflicher Politikjournalist. "I'm So (Not) Over You" ist sein erster Roman für Erwachsene. 

Pressestimmen
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„Eine wunderbar aufgebaute Geschichte, dramaturgisch sehr geschickt, professionell, erfrischend unterhaltsam, tiefsinnig, auch politisch, gefühlvoll, realitätsnah.“

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