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Gebrauchsanweisung für Prag und TschechienGebrauchsanweisung für Prag und Tschechien

Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien

Martin Becker
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„Diese ›Gebrauchsanweisung‹ liest sich wie ein Lesebuch, das auf über 200 Seiten individuelle wie tiefergehende Eindrücke von Prag und Tschechien vermittelt.“ - bn Bibliotheksnachrichten (A)

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Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien — Inhalt

Es gibt sie, die Museumsstadt. Die Postkartenidylle mit den 180 Brücken. Aber Martin Becker weiß, wo ihr Geist lebendig wird: in unspektakulären Spelunken und nieselnassen Nächten, in ehemaligen Arbeitervierteln, die zum Szenetreff mutiert sind, und in Fahrradwerkstätten, die gleichzeitig als Café fungieren. Und er weiß auch: Da ist ein Tschechien jenseits der Hauptstadt. Er nimmt uns mit nach Brünn und Karlsbad, nach Ostrava und ins Altvatergebirge. Macht uns vertraut mit der bittersüßen Schwermut der tschechischen Seele, aber auch mit dem „český humor“. Und er zeigt uns, wo heutzutage noch tschechische Wunder geschehen.

€ 15,00 [D], € 15,50 [A]
Erschienen am 17.03.2016
224 Seiten, Flexcover mit Klappen
EAN 978-3-492-27675-7
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€ 12,99 [D], € 12,99 [A]
Erschienen am 17.03.2016
224 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-97295-6
Download Cover

Leseprobe zu „Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien“

Herzlich willkommen : Prager Ochsereien

Bei meinem allerersten Mal wusste ich überhaupt nichts über Tschechien. Ich hatte keinen Reiseführer gelesen, mich nicht mit der Sprache beschäftigt, geschweige denn mit der Geschichte des Landes. Ich hatte also absolut keinen blassen Schimmer. Aber das war vielleicht sogar ganz gut so. Denn mal ehrlich, wie sonst verlieren wir unser Herz im Flug ? Wir stehen morgens auf und haben nicht die Spur einer Ahnung, dass wir noch am selben Tag, sagen wir, in der Kneipe oder sonstwo, vom Blitz getroffen werden, dass wir [...]

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Herzlich willkommen : Prager Ochsereien

Bei meinem allerersten Mal wusste ich überhaupt nichts über Tschechien. Ich hatte keinen Reiseführer gelesen, mich nicht mit der Sprache beschäftigt, geschweige denn mit der Geschichte des Landes. Ich hatte also absolut keinen blassen Schimmer. Aber das war vielleicht sogar ganz gut so. Denn mal ehrlich, wie sonst verlieren wir unser Herz im Flug ? Wir stehen morgens auf und haben nicht die Spur einer Ahnung, dass wir noch am selben Tag, sagen wir, in der Kneipe oder sonstwo, vom Blitz getroffen werden, dass wir nach Hause torkeln, ohne betrunken zu sein, dass wir uns verliebt haben, dass danach nichts mehr so sein wird wie vorher.

Ich gebe zu, ich schweife jetzt schon ab im mäandernden Stil der tschechischen Kneipengeschichte, aber Hand aufs aufgeregt schlagende Herz, das geht ja auch gar nicht anders. Denn wenn ich von Tschechien spreche, dann muss ich von Liebe sprechen. Und verliebt war ich tatsächlich sofort. Als ich zum ersten Mal die ungewohnten Häkchen der Sprache auf den Anzeigetafeln in der Metro sah, als mir die unverwechselbaren Küchengerüche in die Nase stiegen – und als ich gleich an meinem ersten Abend in dem Prager Krankenhaus landete, in dem einst der Nationaldichter Bohumil Hrabal beim Taubenfüttern aus dem Fenster und in den Tod stürzte, woraufhin die Eisenbahner ihm zu Ehren streikten. Aber da sind wir schon mitten in den unglaublichen Geschichten, die man zwangsläufig erlebt, die zur Stadt und zum Land gehören wie das Bier und der frittierte Käse, um gleich mal einige Klischees zu bedienen, die so falsch gar nicht sind.

Prag ist, das muss man wissen, wenn man dem Charme der Stadt erliegen will, mehr als die Summe seiner Türme und Brücken über die Moldau. Die gibt es auch. Und die haben natürlich ihren Reiz. Aber eigentlich ist die Stadt immer dort wirklich überwältigend, wo man es nicht gleich erwartet. In unspektakulären Spelunken und in nieselnassen Nächten. In schmutzigen Seitengassen und abgerockten Straßenbahnwagen.

Ich kenne keine Stadt in Mitteleuropa, in der Geschichte und Literatur so permanent präsent sind. Man begegnet ihnen auf Schritt und Tritt, beispielsweise den Erinnerungen an die großen Geister der Stadt, nehmen wir nur Franz Kafka oder Jaroslav Hašek. Und ich kenne keine andere Metropole in Europa, die sich derart radikal verändert : Neue Cafés schießen wie Pilze aus dem Boden, die kulturelle Szene blüht – wenn man sich auch nicht die Illusion machen muss, von seinem Schreiben oder von seinen Songs nur annähernd leben zu können.

Gehen wir zu den Orten, die man ohne tschechischen Beistand nicht sieht, verlassen wir die ausgetretenen Pfade der touristischen Massen, verlieren wir uns an die Tage und Nächte in einer der aufregendsten Metropolen. Klar sollte man unten an Kafkas Grab und oben auf der Prager Burg gewesen sein. Klar muss man mal Knödel und Schweinebraten essen, das ist ja mittlerweile sogar vegan möglich, und sich danach vom freundlichen Ober freundlich übers Ohr hauen lassen. Klar kann man sich ein Mal im Leben eine touristische Erkältung holen, weil man sich von einem frierenden Touristenzeichner im Schatten ebenso frierender Jazzcombos auf der Karlsbrücke verewigen lässt – aber was kommt dann ?

Dann fängt Prag erst richtig an. Dann beginnt die Stadt, mit uns zu reden. Und wenn Sie direkt nach dem Ausstieg aus dem Zug sofort antworten wollen : Ahoj heißt „ Hallo “. Ahoj heißt „ Auf Wiedersehen “. Pivo heißt „ Bier “. Láska heißt „ Liebe “. Und Ty vole ! ist stets Ausdruck von Erstaunen, Empörung oder auch reinem Glück. Wörtlich übersetzt heißt die Floskel „ Du Ochse ! “, aber man kann sie wirklich jederzeit immer wieder einstreuen und damit mächtig ironischen Eindruck schinden, besonders, wenn es die einzigen tschechischen Worte sind, die man benutzt – zumindest in Prag, wo solcherlei Ochserei verstanden wird.

Diese Gebrauchsanweisung soll eine Anleitung geben zur sachgerechten Benutzung der Stadt und ihrer weiteren Umgebung – inklusive umfassender Würdigung der Tschechinnen und Tschechen und ihrer Eigenarten. Der unsterbliche Václav Havel, die jungen Pragerinnen und Prager, die der Stadt ein frisches Gesicht geben, die schlecht gelaunten Kellner und die wunderliche Dame, die tagtäglich Blumen verkauft auf dem Karlsplatz : Sie werden uns begleiten bei unseren Touren durch die tschechische Hauptstadt. Und jenseits der Stadtgrenze können wir in Zügen von betörender Langsamkeit auch den Rest des Landes erkunden. Wir werden allerlei Kafkareien erleben, wir werden Bekanntschaft mit der tschechischen Sprache machen und uns erzählen lassen, warum man in Ostrava manchmal besser die Klappe hält, wir werden uns wie James Bond im Karlsbader Kasino fühlen und am Ende des Abends keine Krone mehr in der Tasche haben und nur noch tschechischen Blues hören. Wir werden über zwei Stunden am Stück in der Straßenbahn sitzen und mindestens anderthalb Minuten Rolltreppe fahren, wir werden Fahrdienstleiter in pikanten Situationen beobachten und im Altvatergebirge an der tschechisch-polnischen Grenze nur noch dem Wind lauschen, bis der absolute Stillstand erreicht ist. Und mit etwas Glück hat im Wald die einzige Kneipe weit und breit noch geöffnet und wir können auf ein kleines Bier gehen, was aber durchaus eine ganze Nacht in Anspruch nehmen kann.

Man merkt es gleich : Viele Wege führen zur tschechischen Seele. Und alles ist im Grunde von Prag aus nur ein Katzensprung. Denn das Land ist klein, und die Züge sind zwar oftmals langsam, aber zuverlässig. Und auf den český humor, den tschechischen Humor, von dem die ganze Welt noch etwas lernen kann, kann man sich eh überall verlassen. Ist ja auch das Lebenselixier, neben dem Bier. Muss ja, sonst kommt man nicht durch. To není vtip. Ohne Witz.

P. S. : Das mit dem Ty vole ! nehme ich lieber gleich zurück. Damit macht man sich möglicherweise doch zu sehr zum Ochsen. Eine gebürtige Pragerin erzählte mir nämlich gerade brühwarm, und dies gebe ich als wertvollen Expertenhinweis gern mit auf den Weg durch Tschechien und durch diese Gebrauchsanweisung : „ Es gibt nichts Peinlicheres als Nicht-Muttersprachler, die dauernd › Ty vole ! ‹ rufen. Egal, ob sie dabei einen Akzent haben oder nicht. “ Was für ein wichtiger Ratschlag. Ty vole !



Die unerträgliche Leichtigkeit der Stadt : Eine ganz üble Liebe

Irgendwann zu Schulzeiten las ich aus freien Stücken Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins von Milan Kundera. Diese obsessive Abhängigkeitsgeschichte zwischen Tomáš und Teresa, dem Prager Klinikarzt und der Serviererin vom Land. Vergeblichkeit und Erfüllung allen Liebens in Reinform, der ganze Trotz der zwischenmenschlichen Zuneigungen. Die Handlung spielt größtenteils in Prag, noch dazu um das Jahr 1968. Heißt also, Niederschlagung des Prager Frühlings, heißt also, kollektive Demütigung des ganzen Volks durch die sowjetischen Besatzer. Milan Kundera selbst verließ übrigens Mitte der Siebziger, vom Regime zur persona non grata erklärt, die Tschechoslowakei Richtung Frankreich, verlor seine tschechische Staatsbürgerschaft und pflegt seitdem ein ausgesprochen schwieriges Verhältnis zu seinem Heimatland.

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, veröffentlicht 1984, erzählt von diesen furchtbaren Widrigkeiten eines totalitären Regimes ebenso wie von den furchtbaren Widersprüchlichkeiten einer totalen Liebe. Nie bin ich seither wieder so angesprungen worden von der zarten wie ungeheuren Melancholie eines Buchs. Pathetisch gesagt, ich wurde damals erfasst von einer federleichten Schwermut tschechischer Art, die seitdem auch in meinem Leben Wurzeln geschlagen hat. Und obwohl Prag als Stadt in den Beschreibungen Kunderas immer nur marginal vorkommt, obwohl fast keine Straße und kein Ort konkret benannt werden, vermittelt sich doch eine Atmosphäre, die bleibt. Eigentlich war es nach Kundera also nur eine Frage der Zeit, bis ich irgendwann dieses Prag sehen musste.

Vor mehr als einem Jahrzehnt schenkte ich also meiner damaligen Freundin zu unserem Jahrestag eine romantische Reise nach Tschechien. Und so bewegten wir uns zum ersten Mal im Eurocity von Dresden aus über die Grenze, wir Unwissenden, und so hörte ich zum ersten Mal den Klang dieser verzaubernden Sprache, denn kurz hinter Bad Schandau kippte das streng gebellte Zugdeutsch in für meine Ohren zärtlich gesäuseltes Bahntschechisch um.

Kurz vor Děčín leuchtete mir auf einem unbewohnten Abbruchhaus ein gespraytes, lachendes Gesicht entgegen, unter das der Graffitikünstler „ GHETTO “ notiert hatte. Und je näher der Zug sich an der Elbe entlang und durch die nordböhmische Landschaft in Richtung der Industriestadt Ústí nad Labem schob, desto dominanter wurde der Qualm aus den vielen Fabrikschloten. Nach dem Verlassen von Ústí, und das ist bis heute so, obwohl ich die Strecke sicher schon hundert Mal gefahren bin, erfasste mich eine innere Unruhe. Ich konnte nicht mehr lesen und nicht mehr Musik hören, ab jetzt gab es kein Halten mehr, ab jetzt war es nur noch gut eine Stunde. Příští stanice : Praha. „ Nächste Station : Prag “.

Irgendwann nahm der Zug eine Kurve, und auf dem Hügel in der Ferne sah ich zum ersten Mal die Prager Burg. Kurzzeitig offenbarte sich also das Bild der Stadt, die sich in gewisser Art und Weise ja von allen Seiten an die Moldau anschmiegt oder sich ihr aufdrängt, je nach Perspektive. Ich sah die Brücken, die Türme, das ganze Panorama für einen kurzen Moment. Nach der nächsten Kurve war all das wieder verschwunden. Und mir wurde so übel, dass ich mich während der letzten Minuten der Fahrt mit den sanitären Anlagen des Eurocity vertraut machte.

Wäre ich jetzt sentimental, dann würde ich von der Überwältigung reden beim ersten Anblick der Stadt, dieses Zuviel, das mir erst auf die Sprache und dann auf den Magen schlug, aber leider ist nichts dergleichen wahr. Ich hatte am Tag vor der Abreise in Deutschland schlechtes Imbissessen gegessen, wollte diese Reise zum Jahrestag aber partout nicht absagen.

Jetzt also sind wir beim Schicksalsmoment fast schon Kundera’schen Ausmaßes angelangt : Mit grünblassem Gesicht und ziemlich wackligen Beinen fiel ich mehr aus dem Zug, als dass ich stieg, ehrlich gesagt wünschte ich mir nichts sehnlicher herbei als mein deutsches Sofa, aber dafür war es jetzt zu spät. Verfolgt von den zahlreichen Vermietern, die direkt vor dem Zug ihre weichen Betten für harte Kronen anboten, angetrieben von der reinen Idee, jetzt also endlich hier zu sein, ermuntert von den trällernden Melodien aus den schrebbelnden Lautsprechern, gestützt von meiner Freundin, die sich unseren Jahrestag wohl auch anders vorgestellt hatte, erreichten wir die Metro, erreichten wir die Station, erreichten wir die Pension, zum Glück weit genug entfernt vom Trubel der Innenstadt und mit Blick auf eine Regionalzugbrücke. Das Ganze übrigens an einem wirklich eiskalten Tag im Februar, an dem es niemals richtig hell wurde – ganz übel fing diese Liebe also an, was soll ich das beschönigen.

Natürlich hätte diese erste Begegnung mit Prag auch anders verlaufen können, aber das hob sich das Schicksal eben für später auf. Wäre es Sommer gewesen und der Magen in Ordnung, wir hätten uns ans Ufer der Moldau setzen und den scheinbar eigens für uns erdachten Choreografien der unzähligen Vögel auf dem im Sonnenuntergang blitzenden Dach des Nationaltheaters zusehen können, wie sie abheben und landen, abheben und landen. Wir hätten das Treiben auf den Brücken beobachtet und die Nummern der Straßenbahnen gezählt, bis sie sich wiederholt hätten. Heute weiß ich, dass das die Glücksmomente sind, aber so fing es eben nicht an mit mir und der, ach ja, Goldenen Stadt.

Martin Becker

Über Martin Becker

Biografie

Martin Becker, 1982 geboren, ist in Plettenberg aufgewachsen. Er ist freier Autor für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Literaturkritiker beim Deutschlandfunk und bei Deutschlandradio Kultur und berichtet in Features und Reportagen unter anderem aus Tschechien, Frankreich, Kanada und Brasilien....

Pressestimmen
Luxemburger Tageblatt

„Das Versteckte sichtbar machen, könnte das Motto des Buches lauten, auch im scheinbar Bekannten. Das ist nicht nur hilfreich - wenn auch nicht fürs Sehenswürdigkeiten-Hopping - sondern auch extrem unterhaltsam, nicht zuletzt, weil der Autor selbst zu einer Figur wird, die ein tschechischer Autor hätte erfinden können.“

hungerherz.de

„Es gibt Bücher von denen ich wünschte, ich hätte sie selbst geschrieben. Die ›Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien‹ von Martin Becker gehört dazu. Das Buch ist eine Liebeserklärung an das Land, das auch ich am meisten liebe.“

bn Bibliotheksnachrichten (A)

„Diese ›Gebrauchsanweisung‹ liest sich wie ein Lesebuch, das auf über 200 Seiten individuelle wie tiefergehende Eindrücke von Prag und Tschechien vermittelt.“

Agrar Post (A)

„Es gibt sie, die Museumsstadt. Die Postkartenidylle mit den 180 Brücken. Und der Autor weiß, wo ihr Geist lebendig wird.“

Kommentare zum Buch
Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien
Ulla Tipke-Kulms am 21.03.2016

Lieber Martin Becker,   am letzten Freitagabend saß ich selig auf dem Sofa in der ersten Reihe in „Horns Erben“ und genoss die Performance von den beiden verrückten Deutsch-Tschechen – dieser Abend war für mich der absolute Höhepunkt der Leipziger Buchmesse (meine erste!).   Nun hab ich mir einen Becherovka aus dem Schrank geholt und mir einen eingepütschert, damit ich in einen angemessenen Dankeswortschwung komme. Auf der Bahnfahrt von Leipzig nach Hamburg las ich „Nationalstraße“, im Regionalexpress von Hamburg nach Bad Oldesloe fing ich mit Ihrer Gebrauchsanweisung an. Eben habe ich sie beendet. Und bin nun voller Weltschmerz, weil mich – Ihre Schuld! – eine tiefe alte Sehnsucht nach meiner Lieblingsstadt gepackt hat.   Im August 1968 (ich war 17) fuhr ich mit dem CVJM in die damalige CSSR – Prag, Brno, Ostrava und zwischendurch viele Schlösser der Schwarzenbergs. Ich verliebt mich in den herrlichen Tagen (eine Woche vor dem Einmarsch der Sowjets) in einen Berliner Studenten, der mir in einem Café auf dem Petrin-Hang Ernst Busch-Lieder vorsang. Und noch heftiger ward die Liebe zu der Stadt und den Tschechen. Von 1989 bis vor zwei Jahren führte ich regelmäßig einen Schüleraustausch mit dem altehrwürdigen Akademischen Gymnasium in der Stepanska durch (ich habe keine Lust, all die notwendigen tschechischen Buchstaben / Häkchen etc zu suchen). Aber eigentlich bin ich nicht zum Eigentlichen gekommen, denn jedesmal haben wir den immer neuen Schülern die immergleichen alten Sehenswürdigkeiten gezeigt (plus ein Tag in Theresienstadt). Immerhin jedes Mal ein Ausflugstag (Karlovy Vary, Burg Karlstein, Berounka, Kutna Hora etc). Als ich 1970 mein Studium begann (Germanistik und Anglistik) belegte ich auch einen Kurs in Tschechisch, aber mir fehlte die Grundlage Russisch, auf der das Tschechisch-Studium aufbaute. Ich gab wieder auf. Und fühle mich sprachlich so ähnlich wie Sie, wobei Sie sich ja immerhin ernsthaft um den Spracherwerb bemüht haben und doch recht professionell darüber plaudern können.   Ich bin begeistert von Ihrem Buch, geradezu berauscht, denn ich finde – zum ersten Mal in einem Buch über Prag – meine Reisehaltung wieder. Und muss natürlich unbedingt demnächst wieder hin, um all das anzugucken, was ich noch nicht kenne. Ich habe eben mal wieder den Alois Nebel aus dem Regal gezerrt, Jaroslavs Rudis‘ Stille in Prag und sein Grandhotel. Im letzten Sommer bin ich durch Liberec gestreift, danach nach Hajnice ins Isergebirge zu einem deutsch-tschechischen Seminar mit einem der träumerischen Bummelbahnen gefahren.   Falls Sie für Ihre Bekannten und Freunde mal eine Liste mit Prager musts (Kneipen, Cafés etc) in eine word-Datei geschrieben haben, bitte ich, mir diese auch zuzumailen.   Danke für diese innigen Lese-Stunden. Ich werde es weiteren Prag-Lovern weiterempfehlen. Und ich werde mir auch Ihre anderen Bücher zulegen, Sie sind eine erfrischende und anregende literarische Entdeckung für mich – weiter so!!!   Ihre sehr ergebene und geneigte Leserin Ulla Tipke-Kulms am Abend des 21. März 2016

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