Dein zweites Leben beginnt, wenn du verstehst: Du hast nur eins! Dein zweites Leben beginnt, wenn du verstehst: Du hast nur eins! - eBook-Ausgabe
Roman
„Unterhaltung und Lebenshilfe zugleich!“ - Kraftquelle Magazin
Dein zweites Leben beginnt, wenn du verstehst: Du hast nur eins! — Inhalt
Die Pariserin Camille hat das Gefühl, dass in ihrem Leben etwas fehlt – und das, obwohl sie mit einem wunderbaren Mann verheiratet ist, einen wohlgeratenen Sohn sowie einen einträglichen Job hat und in der schönsten Stadt der Welt lebt. Müsste sie nicht glücklich sein? Doch so einfach ist das offenbar nicht. Durch einen Zufall lernt sie eines Tages Claude Dupontel kennen, den wohl einzigen „Routinologen“ Frankreichs und einen wahren Experten in Fragen des Glücks. Verzweifelt vertraut Camille sich ihm an. „Akute Routinitis“, stellt Claude sogleich fest und verspricht, ihr zu helfen. Gemeinsam mit Claude begibt Camille sich also auf die Suche nach ihrer verlorenen Lebensfreude – eine Fahrt in einem Heißluftballon ist da erst der Anfang – und findet nicht nur ihr strahlendes Lächeln wieder, sondern auch ihr Glück.
Leseprobe zu „Dein zweites Leben beginnt, wenn du verstehst: Du hast nur eins!“
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Die Regentropfen, die auf meiner Windschutzscheibe zerplatzten, wurden immer dicker. Die Scheibenwischer quietschten, und ich, die Hände fest ans Steuer geklammert, quietschte innerlich auch … Die Wassermenge, die vom Himmel fiel, hatte schon bald einen derart besorgniserregenden Pegel erreicht, dass ich instinktiv den Fuß vom Gaspedal nahm. Fehlte nur noch, dass ich einen Unfall baute! Ob die Elemente sich gegen mich verschworen hatten? Hallo, Noah? Ist das eine neue Sintflut?
Um den Freitagabendstau zu umfahren, hatte ich beschlossen, den Umweg über [...]
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Die Regentropfen, die auf meiner Windschutzscheibe zerplatzten, wurden immer dicker. Die Scheibenwischer quietschten, und ich, die Hände fest ans Steuer geklammert, quietschte innerlich auch … Die Wassermenge, die vom Himmel fiel, hatte schon bald einen derart besorgniserregenden Pegel erreicht, dass ich instinktiv den Fuß vom Gaspedal nahm. Fehlte nur noch, dass ich einen Unfall baute! Ob die Elemente sich gegen mich verschworen hatten? Hallo, Noah? Ist das eine neue Sintflut?
Um den Freitagabendstau zu umfahren, hatte ich beschlossen, den Umweg über die Landstraßen zu nehmen. Besser, als sich die überfüllten großen Verkehrsadern und das quälende Stop-and-go anzutun! Vergeblich bemühte ich mich, die Schilder zu erkennen. Die Götterbande über mir machte sich offenbar einen Spaß daraus, die Scheiben mit ihrem feuchten Atem anzuhauchen, damit sie möglichst heftig beschlugen. Ich war nahe daran zu verzweifeln. Und als wäre das alles noch nicht genug, traf mein Navi irgendwo mitten in der Pampa plötzlich die Entscheidung, mich im Stich zu lassen. Eine technische Trennung mit sofortiger Wirkung: Während ich stur weiterfuhr, drehte das Navi durch. Um genau zu sein, gab es überhaupt keinen Mucks mehr von sich.
Ehrlicherweise muss man anmerken, dass da, wo ich unterwegs war, das Navi im Grunde von Anfang an keine Chance hatte. Das konnte nur schiefgehen. Denn ich befand mich in einer jener Gegenden, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind, wortwörtlich am Ende der Welt. Und dennoch … Irgendwo hier musste doch intelligentes Leben existieren, eine unvermutete Zusammenrottung von GmbHs (Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung), die nach der Ansicht meines Chefs über ausreichend kommerzielles Potenzial verfügten, um mich hierherzuschicken. Möglicherweise gab es dafür aber auch einen weniger rationalen Grund. Denn seit er mir zugestanden hatte, meine Arbeitszeit zu reduzieren, hatte ich das unangenehme Gefühl, dass er mich für dieses Entgegenkommen bezahlen ließ, indem er mir allerlei unliebsame Aufgaben übertrug. Was eine plausible Erklärung dafür wäre, warum ich nun in meinem Boot auf Rädern durch die Pariser Vororte kreuzte und meine Angel nach den kleinen Fischen auswarf …
Komm, Camille … Hör auf, Trübsal zu blasen, und konzentrier dich auf die Straße!
Plötzlich ein Knall. Ein schreckliches Geräusch, das mein Herz rasen ließ und mich zu einem unkontrollierten Fahrmanöver zwang. Mein Kopf schnellte in Richtung Windschutzscheibe, und kurioserweise stellte ich in diesem Bruchteil einer Sekunde fest, dass mein Leben, das wie ein Film vor meinem inneren Auge ablief, nicht gerade märchenhaft war. Kurz war ich wie benommen, dann bekam ich wieder einen klaren Kopf und fasste mir an die Stirn … Nein, keine größeren Ausfälle zu verzeichnen. Glücklicherweise war der Schock größer als der eigentliche Unfall.
In meinen Regenmantel gehüllt, stieg ich aus dem Wagen, um den Schaden zu begutachten. Ein kaputter Reifen und ein zerbeulter Kotflügel. Nachdem der erste Schreck überwunden war, verwandelte sich meine Angst in Wut. Verflixt und zugenäht! Wie konnte man an einem einzigen Tag so viel Pech haben! Ich griff nach meinem Handy wie ein Ertrinkender nach dem Rettungsring. Natürlich kein Empfang! Beinah hatte ich damit gerechnet, denn irgendwie hatte ich mich bereits in mein unglückliches Schicksal ergeben.
Die Minuten vergingen. Nichts. Niemand. Einsam und allein stand ich in dieser menschenleeren Einöde. Die Angst in mir wuchs; gnadenlos griff sie nach meiner trockenen Kehle.
Tu was, anstatt in Panik auszubrechen! Sicher sind hier irgendwo Häuser in der Nähe.
Ich verließ das schützende Gefährt, um mich mutig den Elementen zu stellen, natürlich nicht, ohne die todschicke neongelbe Warnweste anzulegen. Nur die Harten kommen in den Garten! Wobei mir, ehrlich gesagt, unter diesen Umständen völlig egal war, wie glamourös ich aussah.
Etwa zehn Minuten später, es kam mir vor wie eine Ewigkeit, stieß ich auf ein Gittertor. Mit einer Dringlichkeit, als wollte ich den Notdienst rufen, drückte ich auf die Klingel an der Videosprechanlage.
Ein Mann meldete sich, er klang leicht genervt, vermutlich wegen meiner penetranten Klingelei.
„Ja? Worum geht’s?“
Ich betete, dass die Bewohner dieser einsamen Gegend einigermaßen gastfreundlich und hilfsbereit waren!
„Guten Abend, Monsieur … Entschuldigen Sie die Störung, aber ich hatte einen Autounfall hier ganz in der Nähe … Einer meiner Reifen ist geplatzt, und mein Handy hat keinen Empfang. Deshalb konnte ich niemanden zu Hilfe ruf–“
Das metallische Klicken des Tors ließ mich zusammenzucken. Lag es an meinem traurigen Hundeblick oder an dem bemitleidenswerten Gesamtbild, das ich bot, dass dieser barmherzige Anwohner mir Asyl gewährte? Völlig egal. Ich schlüpfte durch das geöffnete Tor, ohne den Satz, den ich begonnen hatte, zu vollenden, und sah mich einem prachtvollen Landhaus gegenüber, umgeben von einem liebevoll angelegten, gepflegten Garten. Ein echtes Schmuckstück, auf das ich da gestoßen war!
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Am anderen Ende der Allee, die durch den Garten führte, ging über der Treppe zum Haus das Licht an, und die Eingangstür wurde geöffnet. Eine stattliche männliche Gestalt unter einem riesigen Regenschirm kam auf mich zu. Als der Mann zu mir trat, fiel mir gleich sein längliches, ebenmäßiges Gesicht mit den einprägsamen Zügen auf. Er war einer jener Männer, die mit dem Alter immer attraktiver werden. Ein französischer Sean Connery. Zwei Grübchen, die sich beim Lächeln neben seinen Mundwinkeln zeigten, unterstrichen den sympathischen ersten Eindruck. Man bekam sofort Lust, sich mit ihm zu unterhalten. Er hatte die sechzig erreicht und die Ziellinie als strahlender Sieger überschritten. Die schönen graublauen Augen glänzten wie zwei frisch polierte Murmeln, und das grau melierte Haar war für sein Alter erstaunlich füllig und nur an der Stirn ein wenig zurückgegangen, die es fein geschwungen umgab. Der kurze Bart, der genauso sorgsam gestutzt war wie die Pflanzen in seinem Garten, war gewissermaßen ein Symbol für seine gesamte gepflegte Erscheinung.
Er lud mich ein, ihm ins Haus zu folgen, auf das ich nach meiner stummen Musterung äußerst gespannt war.
„Kommen Sie nur! Sie sind ja nass bis auf die Haut!“
„D… Danke! Das ist wirklich nett von Ihnen. Bitte entschuldigen Sie noch einmal die Störung.“
„Machen Sie sich keine Gedanken. Das ist kein Problem. Bitte setzen Sie sich, ich hole Ihnen ein Handtuch, damit Sie sich abtrocknen können.“
In diesem Moment stieß eine elegante Dame zu uns, wahrscheinlich seine Frau. Sie runzelte leicht die Brauen angesichts meines Eindringens in ihr Reich. Doch auch das konnte den Zauber ihres schönen Gesichts nicht stören.
„Chéri, ist alles in Ordnung?“
„Ja, alles bestens. Die junge Dame hatte einen Autounfall, und ihr Handy hat draußen keinen Empfang. Sie möchte nur kurz telefonieren und sich ein wenig erholen.“
„Ach so, natürlich …“
Sie bedachte mich mit einem kühlen Blick und bot mir eine Tasse Tee an, was ich dankbar annahm.
Während sie in der Küche verschwand, kam ihr Mann mit einem Handtuch die Treppe herunter.
„Danke, Monsieur, das sie sehr nett.“
„Claude. Mein Name ist Claude.“
„Ah … Ich heiße Camille.“
„Bitte, Camille. Das Telefon ist dort drüben, wenn Sie möchten.“
„Perfekt. Es wird nicht lange dauern.“
„Lassen Sie sich ruhig Zeit.“
Ich ging zu dem Telefon hinüber, das auf einem hübschen Möbelstück aus Edelholz stand; darüber prangte ein zeitgenössisches Kunstwerk. Diese Leute hatten eindeutig Geschmack und waren alles andere als arm. Was für ein Glück, dass ich bei ihnen gelandet war (und nicht in der Höhle eines Menschenfressers mit besonderer Vorliebe für Desperate-Housewives-in-Not)!
Ich nahm den Hörer ab und tippte die Nummer des Pannendienstes meiner Versicherung ein. Da ich nicht in der Lage war, den genauen Standort meines Autos anzugeben, schlug ich vor, dass der Abschleppwagen mich, das Einverständnis meiner Gastgeber vorausgesetzt, bei ihnen abholen sollte. Wie ich erfuhr, würde in etwa einer Stunde jemand kommen. Ich atmete auf: Die Rettung nahte.
Anschließend rief ich zu Hause an. Claude griff diskret zum Schürhaken und kümmerte sich um das Feuer, das im offenen Kamin am anderen Ende des Raumes zu verlöschen drohte. Nach dem achten Klingeln ging mein Mann endlich ans Telefon. An seiner Stimme hörte ich, dass er dösend vor dem Fernseher gesessen hatte. Dennoch schien er von meinem Anruf weder überrascht noch beunruhigt. Er war es gewohnt, dass ich oft erst sehr spät nach Hause kam. Ich erklärte ihm, was mir passiert war, wobei er meinen Redeschwall mit genervten Lautäußerungen und verärgertem Zungenschnalzen untermalte und anschließend ein paar organisatorische Fragen stellte. Wann würde der Abschleppwagen kommen? Was würde die Sache kosten? Ich war immer noch aufgeregt und musste mich angesichts seines Verhaltens zurückhalten, nicht in den Hörer zu brüllen. Konnte er nicht einmal ein wenig verständnisvoller reagieren? Nachdem ich ihm versichert hatte, dass ich schon klarkäme und er nicht auf mich warten solle, legte ich wütend auf.
Ich konnte nicht verhindern, dass meine Hände zitterten und mir Tränen in die Augen stiegen. Dabei hörte ich nicht, dass Claude zu mir trat, und zuckte zusammen, als ich seine Hand auf meiner Schulter spürte.
„Alles in Ordnung? Geht es Ihnen gut?“, fragte er freundlich, so wie ich es mir kurz zuvor von meinem Mann gewünscht hätte.
Claude beugte sich zu mir herunter und wiederholte: „Geht es Ihnen gut?“
In diesem Moment konnte ich nicht länger an mich halten. Meine Lippen begannen zu zittern, und die Tränen, die sich unter meinen Lidern angesammelt hatten, strömten über mein Gesicht. Während die zerlaufende Wimperntusche Muster auf meine Wangen zeichnete, brach eine Flut geballter Frustration der letzten Stunden, der letzten Wochen, sogar der letzten Monate aus mir heraus …
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