„Habt ihr schon mal was alleine unternommen? Ich meine so richtig allein. (...) Nein? Aber ihr wollt gern? Dann lest dieses Buch. Denn es gibt euch Anreize. Teilt Erfahrungen. Zeigt Wege auf. Erzählt vom allein, aber nicht einsam sein. Denn darin liegt ein großer Unterschied.“
Der Dichter Matthias Claudius schrieb einst: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Dieses Zitat lässt sich erweitern: Wer allein reist, hat noch mehr zu erzählen. Eine Soloreise bedeutet, auf sich selbst gestellt zu sein und dadurch intensiver mit der Umwelt in Interaktion zu treten. Dadurch können ganz neue Reiseerfahrungen gemacht werden, die bei einer Reise in Begleitung nicht möglich wären. Manche Alleinreisende hat der Aufenthalt in der Fremde dazu inspiriert, ein Buch darüber zu schreiben.
Jack London hat dies getan und auch Goethe, Reinhold Messner und Hape Kerkeling haben über ihre Solo-Reisen berichtet. Werner Herzog hat seinen Gewaltmarsch zu Fuß von München nach Paris in „Vom Gehen im Eis“ festgehalten. Die kurze Liste der Klassiker zeigt: Das Erlebnis des Alleinreisens ist traditionell Männersache. Sie schnallen sich den Rucksack um, werden zum Backpacker und ziehen los. Sie tun es, weil sie es können.
Gerade neuere Reiseberichte - wie das Buch „Vom Glück, allein zu sein" der Influencerin luiseliebt - zeigen, dass es immer mehr allein reisende Frauen gibt, die ihre Erfahrungen in spannenden Büchern festhalten. Cheryl Strayeds „Wild“ hat diesbezüglich eine regelrechte Welle ausgelöst. Gekonnt drehte sie an den Stereotypen und machten auch den letzten Zweiflern klar: Es ist selbstverständlich, dass Frauen alleine reisen.
Reisebloggerin & Autorin Carina Herrmann im Interview
Wo erreichen wir dich gerade?
Auf Bali, der Insel der Götter.
Stell dich bitte kurz vor. Was sollte man über dich wissen?
Mein Name ist Carina, Reisesüchtige, Wissensdurstige und Chips-Junkie. Vor knapp fünf Jahren hat mich das Reisefieber erwischt und seitdem nicht mehr losgelassen. Gemeinsam mit dem Drang täglich in die Tasten zu hauen, beschäftigt das mich seit etwa drei Jahren nun Vollzeit.
Was ist dein Lieblingsort?
Diese drei streiten sich um Platz Nummer eins: Die Westküste Australiens, Chiang Mai in Thailand und New York City.
Was hast du bei deinen Reisen / Unternehmungen immer dabei?
Alles, was ich besitze und in meinen 40 Liter Rucksack passt.
Was ist dein liebstes Buch für unterwegs?
Das wechselt wöchentlich. (Aber unter uns muss ich zugeben: Ich bin ein eingefleischter Harry Potter Fan.)
Und was ist dein Soundtrack unterwegs?
Momentan ist mein liebster Roadtrip-Soundtrack Taylor Swifts 1989. Ich weiß, ich weiß... dieses Interview liest sich wie das einer 14jährigen.
Was ist Heimat?
Jeder Ort an dem meine Lieblingsmenschen sind oder ich die Straßen auswendig kenne.
Gib uns deinen wichtigsten Reisetipp:
Nicht zu viel planen und immer auf das Bauchgefühl hören.
Worum geht es in deinem Buch?
Im Grunde darum, wie man sich selbst kennenlernt. Und wie mir das Alleinereisen dabei geholfen hat.
„Du reist alleine? Richtig so, dann kriegst du keine Kopfschmerzen!“
Carmen Rohrbach und Nadine Pungs im Gespräch
Warum reist ihr? Was zieht euch persönlich immer wieder in die Welt?
Carmen Rohrbach: Es ist die Neugier, und das ist sicherlich bei allen Reisenden so. Außerdem möchte ich etwas entdecken, etwas herausfinden, etwas beobachten. Mich zieht es hauptsächlich in die Natur, erst recht, wenn sie vom Menschen noch wenig beeinflusst ist.
Nadine Pungs: Ich bin genauso wie du unrettbar neugierig, ich will alles wissen – über die Menschen, über die Geschichte, über die Gegenwart. Aber Reisen bedeutet für mich auch Selbstermächtigung. Reisen ist Emanzipation. Denn wenn ich alleine unterwegs bin, muss ich nicht nur Ländergrenzen überschreiten, sondern auch meine eigenen inneren Grenzen überwinden.
Wie ist es für euch, als Frau allein in muslimisch geprägten Ländern unterwegs zu sein?
Pungs: Ich weiß nicht, wie sich ein allein reisender Mann fühlt, aber als allein reisende westliche Frau ist es für mich sehr einfach im Nahen Osten. Denn ich habe Zutritt zu beiden Welten, zur männlichen und zur weiblichen. Zudem kümmern sich die Menschen um mich und tragen mich auf Händen durch ihr Land.
Rohrbach: Das kann ich nur unterstreichen. Als Frau lerne ich beide Welten kennen. Das ist mir besonders im Jemen aufgefallen. Ich saß bei den Frauen, und dann wurde ich plötzlich auch von den Männern in ihren Gesprächskreis eingeladen. Was das Alleinreisen betrifft, war das ursprünglich gar nicht so geplant. Aber da ich immer sehr lange unterwegs bin, um tief ins Land einzutauchen, gab es nicht so viele Freunde, die mich begleiten wollten. Ich merkte jedoch schnell, dass das Alleinreisen ganz viele Vorteile bringt. Als Frau alleine fühle ich mich außerdem sehr sicher, denn ich genieße eine Art Schutzstatus innerhalb der Gesellschaft.
Pungs: Als Soloreisende muss man überdies keine Kompromisse eingehen. In Saudi-Arabien sagte eine Frau zu mir: „Du reist alleine? Richtig so, dann kriegst du keine Kopfschmerzen!“
Wie muss sich in der heutigen Zeit das Reisen eurer Meinung nach verändern?
Pungs: Das ist ein wichtiger Punkt, denn uns steht eine große Klimakrise bevor, und jede Flugzeugreise beschleunigt die Katastrophe.
Rohrbach: Ja. Und mit unseren Büchern machen wir anderen Menschen Lust aufs Reisen. Ich überlege deshalb genau, worüber ich schreibe und was ich preisgebe.
Gibt es Ziele, die ihr gern noch verwirklichen wollt?
Rohrbach: Oh, ich habe noch ganz, ganz viele Ziele. Mich interessiert alles, egal welches Land, insbesondere die ursprüngliche Natur.
Pungs: Ich fühle mich ja durch dich inspiriert. Ich möchte auch irgendwann wie du alleine durch den Jemen reisen oder eine Blockhütte in Kanada beziehen. Ach, es gibt so viel, was ich noch erleben möchte. Umso mehr ich reise, umso größer wird die Welt und umso mehr möchte ich von ebendieser sehen.
Rohrbach: Ja, die Welt wird größer, und der Horizont weitet sich.
Was wolltet ihr die andere schon immer mal fragen?
Rohrbach: Führst du unterwegs Tagebuch, notierst schon einige Erlebnisse, oder schreibst du später deine Bücher aus der Erinnerung?
Pungs: Ich mache mir unterwegs Notizen und übertrage sie jeden Abend in ein Tagebuch. Nicht alles, was da zusammenkommt, schreibe ich später ins Buch. Manches lasse ich entschlossen im Dunkeln. Wenn du dich in der Fremde aufhältst und Landsleute triffst: Befällt dich Heimweh oder dann gerade nicht?
Rohrbach: Tatsächlich kenne ich Heimweh gar nicht. Wenn ich irgendwann Deutsche am Flughafen treffe, fühle ich eher Melancholie, weil die Reise nun zu Ende ist.
Ein Buch gegen die Angst, alleine zu verrreisen
Ob Mann oder Frau: Vielen macht es Angst, alleine zu verreisen. Zumeist stecken dahinter zwei Sorgen: Kann ich mich selbst aushalten oder wird mir langweilig? Was passiert, wenn ich mein Geld und meinen Pass verliere? Bei Frauen kommt oft noch die Angst dazu, sich nicht hinreichend behaupten zu können und in gefährliche Situationen mit Männern zu geraten. Für alle, die diesbezüglich Zweifel haben, können Ratgeber eine bedeutende Hilfestellung sein. Sie geben wertvolle Tipps an die Hand, wie der Urlaub alleine als Frau unterhaltsam, interessant und sicher ist. In diesen Büchern berichten Autorinnen über eigene Erfahrungen und bereichern sie mit Ratschlägen, worauf alleinreisende Frauen zu achten haben. Folgende Bücher können als Ratgeber und zur Vorbereitung auf die Ferien ohne Begleitung dienen:
- „Meerblick statt Frühschicht“ von Carina Herrmann
- „Comeback mit Backpack“ von Gitti Müller
Die Reisebeschreibungen und Ratschläge machen Mut, selbst die innere Grenze zu überwinden und solo in den Urlaub aufzubrechen. Auf diese Weise lassen sich ganz neue Erfahrungen sammeln, die mit Reisebegleitung unmöglich gewesen wären.
Je mehr Bedenken mein persönliches Umfeld äußert, desto mehr
Argumente fallen mir ein, die für eine Rucksackreise und gegen
meine eigenen Zweifel sprechen.
Eine Reise in fremde Länder und zu sich selbst
Ein näherer Blick in die Bücher von alleinreisenden Frauen zeigt, dass es sehr vielfältige und individuelle Werke sind. Jede Autorin bringt ihre eigene Lebensgeschichte mit, die sie dazu bewogen hat, alleine zu verreisen. Häufig befand sie sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben und nutzte den Aufenthalt ohne Begleitung im fremden Land als Reise zu sich selbst. Exotische Kulturen, malerische Landschaften und imposante Städte werden so zu aufregenden Kulissen für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Selbst. Wer bin ich? Wohin soll mein Lebensweg gehen? Dies sind zwei typische Fragen, die sich viele Reisebuchautorinnen stellen.
Manch ein Leser beziehungsweise eine Leserin ist in einer vergleichbaren Situation und findet sich in dem Buch wieder. Damit können die Werke eine Art Lebenshilfe darstellen und zum Nachdenken anregen. Für andere Leser gibt es hingegen kein einschneidendes Ereignis, das den Impuls zum Verreisen gegeben hat. Vielleicht ist in letzter Minute der Reisepartner abgesprungen oder es fand sich gar keiner. Auch dann ist der Urlaub ohne Begleitung ein Abenteuer mit sich selbst. Aufmerksame Reisende erfahren viel über den eigenen Charakter und entdecken an sich neue Seiten. Unter Umständen entwickeln sich so ungeahnte Interessen oder eine bestehende Schüchternheit wird abgeworfen.
Eine Lektüre auch für den Mann
Bücher von alleinreisenden Frauen über das Reisen ohne Begleitung sind in erster Linie für Frauen geschrieben. Doch auch Männer können an dieser Reiselektüre Gefallen finden. Dies trifft vor allem auf Werke zu, bei denen das Geschlecht des Autors aufgrund des gewählten Inhalts und seiner Aufbereitung irrelevant wird. Ein Beispiel dafür ist das Buch „Loslassen““ von Katharina Finke. Sie erzählt darin, wie sie als moderne Nomadin fremde Länder und Menschen entdeckt und zwar mit nichts als dem Inhalt eines Koffers als ihren Besitz. Auf diese Weise lässt sich geschlechterunabhängig reflektieren, was gutes Reisen ausmacht und warum ein Solotrip und der Verzicht auf Luxus eine wertvolle Bereicherung sein kann. Dass auf dem Buchcover der Name einer Autorin zu lesen ist, ist unerheblich.
Eintauchen in fremde Kulturen
Reisen in fremde Länder bedeutet, sich mit fremden Kulturen auseinanderzusetzen. Besonders aufregend ist dies, wenn es sich um exotische Regionen der Erde handelt, in denen das Leben ganz andere Wege nimmt als daheim. Auf diese Weise lässt sich erlernen, dass das Dasein kein starres Gerüst mit festgeschriebenen Normen ist. Es ist eingebettet in einen kulturellen Kontext. Was für einen selbst selbstverständlich und normal erscheint, kann für jemand anderen befremdlich sein. Dadurch erhalten Begriffe wie Toleranz und Akzeptanz eine neue Definition. Um einen authentischen Einblick in andere Erfahrungswelten auf weit entfernten Kontinenten zu gewinnen, sind Reisebücher von alleinreisenden Frauen ideal. Sie sind auf sich selbst gestellt und können nur durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gegenüber, der lokalen Kultur und sich selbst bestehen. In die magische Welt der australischen Ureinwohner entführt die Autorin Marlo Morgan mit dem Bestseller „Traumfänger: Die Reise einer Frau in die Welt der Aborigines“. Ihre Erinnerungen an ein mehrmonatiges Zusammenleben mit den Aborigines sind die Basis für ein erstaunliches Werk, dessen Geschichten aus einer anderen Welt und Zeit zu stammen scheinen.
Die richtige Urlaubsplanung
Rucksack packen und losziehen – grundsätzlich kann ein Urlaub allein als Frau so einfach sein. Wer jedoch noch nicht häufig solo verreist ist und sich unsicher fühlt, sollte die Auszeit ohne Begleitung sorgfältig planen. Bücher können eine Organisationshilfe sein. In ihnen finden sich praktische Tipps, woran gedacht werden sollte. Teilweise sind die Ratschläge auf bestimmte Reiseziele bezogen, sodass der Leser von wertvollen Insidertipps profitieren kann. So erfährt man, in welchen Stadtteilen die Unterkunftssuche empfehlenswert ist und in welchen Bezirken es nachts für Frauen ohne Begleitung brenzlig sein kann. Vereinzelt werden auch Restauranttipps gegeben, die auf spezielle Vorlieben wie eine glutenfreie oder fleischlose Küche eingehen. Äußerst hilfreich können sich zudem generelle Tipps erweisen.
So kann ein Buch dazu inspirieren, im Urlaub als sinnvollen Zeitvertreib eine bestimmte Sportart zu erlernen oder sich mit Themen wie Naturkunde sowie Fotografie näher auseinanderzusetzen. Auf diese Weise kommt in den Ferien erst gar nicht das Gefühl auf, die Reise wäre allein angetreten worden.
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