Remo H. Largo, geboren 1943 in Winterthur, gestorben 2020, war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Kinderheilkunde und leitete fast drei Jahrzehnte die Abteilung Wachstum und Entwicklung des Kinderspitals Zürich. Selbst Vater von drei Töchtern und neun Enkeln, war er Autor zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten, die sich mit der kindlichen Entwicklung und deren möglichen Störungen befassen.
Remo Largos Buch „Babyjahre“, das die Entwicklung in den ersten Lebensjahren beschreibt und dabei besonderes Gewicht auf die Individualität des Kindes legt, ist seit vielen Jahren ein Klassiker der Erziehungsliteratur. 2017 erschien es noch einmal als vollständig überarbeitete Neuausgabe. Ebenso erfolgreich sind die Bücher „Schülerjahre“, „Jugendjahre“, „Lernen geht anders“, „Glückliche Scheidungskinder“ (mit Monika Czernin) und die 2019 erschienene Neuausgabe des Klassikers „Kinderjahre“.
1987 wurde Remo Largo mit dem Fanconi Preis der schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie für sein Schaffen ausgezeichnet. Im Jahre 2001 ist er mit dem Prix Mondial Nessim Habif de l’Université de Genève, 2002 mit dem SBAP Preis des Schweizer Berufsverbands für Angewandte Psychologie, 2006 mit dem Bildungspreis der Pädagogischen Hochschule Zürich und 2010 mit dem Arnold Lucius-Gesell-Preis der Theodor-Hellbrügge-Stiftung geehrt worden.
Vom Werden des Forschers, Bestsellerautors und Kinderarztes – und dem Menschen dahinter
Mit dem Tod von Remo H. Largo im November 2020 ging nicht nur einer der berühmtesten Entwicklungsforscher von uns, sondern eine Stütze für Tausende Eltern, Erzieherinnen und Lehrer, ein Vordenker gesellschaftlicher Entwicklungen. Seine populären Bücher erreichten ein Millionenpublikum und zählen allesamt bis heute zu Standardwerken der Erziehungsliteratur. Die breite Öffentlichkeit kannte Remo Largo als unermüdlichen Anwalt der Kinder, jemanden, der die Individualität des Einzelnen in den Mittelpunkt seines Denkens stellte und uns aufforderte, über ein passendes Leben für alle Menschen nachzudenken. Unzählige Familien profitierten davon.
Doch wer war der Mensch hinter dem Entwicklungsforscher, Kinderarzt und Bestsellerautor? Monika Czernin erzählt von Largos Kindheit und Jugend, der Zeit in Amerika, seiner Familie und davon, wie sein beruflicher Werdegang die Kinderheilkunde prägte und ihn schließlich zu einem Gesellschaftskritiker von nicht nachlassender Aktualität machte.

Die Babyjahre-App ergänzt das Buch von Remo H. Largo und begleitet Eltern mit wertvollen Tipps in den ersten vier Lebensjahren des Kindes. Schlaf, Gewicht, Wachstum, Ernährung oder Motorik – jedes Kind hat seine Eigenarten und persönlichen Bedürfnisse. Auf das Kindesalter zugeschnittene Artikel zu Beziehung, Schlaf, Stillen, Wachstum und vielen weiteren Lebensbereichen helfen Ihnen, die Entwicklung IhresBabys zu verstehen. Mit den wertvollen Erziehungstipps können Sie Kompetenz aufbauen und Sicherheit gewinnen.
Erfahren Sie mehr über die Babyjahre-App unter babyjahre.de.
Jetzt herunterladen im Google Play Store oder im App-Store
Jetzt auch auf Englisch verfügbar – Now available in English.
Eltern gehen viel gelassener und umsichtiger mit ihren Kindern um, wenn sie sich an ihren individuellen Grundbedürfnissen und Fähigkeiten orientieren. Ein Verständnis für die kindliche Entwicklung ist eine weitaus bessere Erziehungshilfe als jeder wohlmeinende Ratgeber.
Wie wird aus einem Kind ein junger Erwachsener mit einer positiven Grundstimmung und einem guten Selbstwertgefühl?
Entwicklungsforscher und Kinderarzt Remo H. Largo zeigt, wie man Kinder fit fürs Leben macht, ihnen hilft, im Einklang mit ihrer Umwelt zu leben. Durch seine langjährige Erforschung der kindlichen Entwicklung kann er Eltern und Erziehern wirkliche Hilfe anbieten und führt anhand des von ihm entwickelten Fit-Prinzips durch die entscheidenden Jahre zwischen Neugeborenenalter und Pubertät. In klarer und verständlicher Sprache macht Remo H. Largo anhand vieler Beispiele deutlich: Erziehen bedeutet, das Kind in seiner Entwicklung so zu unterstützen, dass es zu dem Wesen werden kann, das in ihm angelegt ist.
Jedes Kind ist einzigartig.
Es will seine Grundbedürfnisse befriedigen.
Es will seine Kompetenzen entfalten und Fertigkeiten erwerben.
Es will seine eigenen Vorstellungen und Überzeugungen entwickeln.
Um all dies zu erreichen, strebt jedes Kind danach,
in Übereinstimmung mit der Umwelt zu leben.
Die wichtigsten Erziehungstipps von Remo Largo
Ein Kind fühlt sich dann wohl, wenn es seine körperlichen und psychischen Bedürfnisse befriedigen und seine Fähigkeiten entfalten kann. Dafür sollte es möglichst in Übereinstimmung mit seiner Umwelt leben dürfen. Wenn wir es als Eltern, Erzieherinnen und Lehrer darin ausreichend unterstützen, wird aus dem Kind ein junger Erwachsener mit einer positiven Grundstimmung, einem guten Selbstwertgefühl und einer guten Selbstwirksamkeit.

In „Kinderjahre“ geht es also um das Zusammenwirken von Kind und Umwelt. Das darin beschriebene Fit-Prinzip bekommt in der heutigen Gesellschaft, die zunehmend von sozialer Isolation, Förderwahn und Leistungsstreben geprägt ist, eine besonders große Bedeutung.
Kinder wollen alle ihre Fähigkeiten entfalten und nicht nur diejenigen, die Eltern, Schule und Gesellschaft von ihnen erwarten. Doch das ist für sie immer schwieriger geworden.
- Das Normale an der kindlichen Entwicklung ist Vielfalt
- Veranlagung und Erziehung wirken zusammen
- Das Entwicklungspotenzial von Kindern ist riesig. Dieses ihm eigene Potenzial will das Kind verwirklichen.
- Eltern und Bezugspersonen sollen sich nicht an den Anforderungen von Gesellschaft und Wirtschaft orientiert, sondern an der Einzigartigkeit des Kindes.
- Der erzieherische Alltag besteht hauptsächlich darin, das Kind und seine Umwelt immer wieder in Übereinstimmung zu bringen.

Jedes Kind ist einzigartig
Viele Eltern unterschätzen, wie unterschiedlich sich Kinder entwickeln können. Und sie neigen dazu, sich an „Normen“ zu orientieren. Sie gehen beispielsweise davon aus, dass ein Kind mit einem Jahr die ersten Schritte macht, mit 2 Jahren spricht und mit 7 Jahren lesen kann. Zusätzlich wird ihre Erziehungshaltung durch die Wertvorstellungen geprägt, die die Eltern aus Gesprächen mit Verwandten und Bekannten, Erziehern und Lehrern sowie von den Medien übernehmen.
Normvorstellungen entsprechen den Kindern nur ausnahmsweise. Sie wecken falsche Erwartungen und verunsichern die Eltern. Wie können sich Eltern und Fachleute von überlieferten Grundhaltungen, Normvorstellungen und fest gefügten Ratgeberkonzepten lösen? Wie gelingt es ihnen, sich am aktuellen Entwicklungsstand und den individuellen Bedürfnissen ihres Kindes zu orientieren?
Kenntnisse über den Ablauf und die Vielfalt der kindlichen Entwicklung und die Bereitschaft, sich auf das kindliche Verhalten einzustellen und das Kind jederzeit ernst zu nehmen, sind dabei sehr hilfreich. Eltern, die beispielsweise wissen, dass der Schlafbedarf bei Kindern unterschiedlich groß ist, richten sich nicht mehr nach irgendwelchen Ratgebern. Sie achten vielmehr darauf, wie viel Schlaf ihr Kind braucht. Benötigt ihr Kind lediglich 10 Stunden Schlaf pro Nacht, passen sie die Schlafenszeit und die Zeit, die das Kind im Bett verbringt, seinem Schlafbedürfnis an. Eltern, die wissen, wie unterschiedlich die Lesekompetenz bei Kindern entwickelt sein kann, sind bereit abzuwarten, wenn ihr Kind mit 7 Jahren noch kein Interesse an Buchstaben zeigt.
Es bleibt zu hoffen, dass auch immer mehr Lehrer Verständnis für diese Unterschiede bei ihren Schülern aufbringen und das Schulsystem in seinen Lehrplänen endlich der Vielfalt unter den Kindern gerecht wird. Wenn sich alle, Eltern, Erzieherinnen und Lehrer am individuellen Entwicklungsstand und den Bedürfnissen der Kinder orientieren, können die Kinder ihre Stärken entfalten und lernen, ihre Schwächen zu akzeptieren und damit umzugehen.




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