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Triff mich auf der letzten Seite

Triff mich auf der letzten Seite

Mary Ann Marlowe
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Roman

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Triff mich auf der letzten Seite — Inhalt

Seit Schriftstellerin und Buchhändlerin Maddie von ihrem Verlobten verlassen wurde, will sie von Romantik nichts mehr wissen. Doch dann werden ausgerechnet die gefühlvollen Passagen ihres gerade veröffentlichten Romans von einem Blogger namens Silver Fox zerrissen. Maddy, die eigentlich genug damit zu tun hat, die Menschen in ihrem Heimatort zum Lesen zu animieren, muss ihrem anonymen Kritiker recht geben, und will ihre Kenntnisse in Sachen Romantik auffrischen. Doch wie jede gute Geschichte nimmt auch das Leben oft unvorhergesehene Wendungen. Und die Liebe hat ihre eigenen Regeln ...

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 31.08.2020
Übersetzt von: Babette Schröder
384 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-99582-5
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Leseprobe zu „Triff mich auf der letzten Seite“

1

Die Vandalen hatten wieder zugeschlagen. Mit einem großen K und einem S hatten sie den Namen meines Buchladens, der auf der Scheibe stand, von Orion Bookstore in Orion Koks Store verwandelt.

Sehr komisch.

So etwas hatte es in der Weltstadt Orion früher nicht gegeben – „der kleinen Stadt mit dem großen Herzen“. Doch in den letzten Monaten hatte ich dreimal Farbe vom Fenster gekratzt, die dort nicht hingehörte. Der letzte Versuch war wenigstens pfiffig gewesen. Da waren alle O zu Fratzengesichtern verschandelt. Wie Kürbisse zu Halloween. Kinder.

Ich zog die [...]

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1

Die Vandalen hatten wieder zugeschlagen. Mit einem großen K und einem S hatten sie den Namen meines Buchladens, der auf der Scheibe stand, von Orion Bookstore in Orion Koks Store verwandelt.

Sehr komisch.

So etwas hatte es in der Weltstadt Orion früher nicht gegeben – „der kleinen Stadt mit dem großen Herzen“. Doch in den letzten Monaten hatte ich dreimal Farbe vom Fenster gekratzt, die dort nicht hingehörte. Der letzte Versuch war wenigstens pfiffig gewesen. Da waren alle O zu Fratzengesichtern verschandelt. Wie Kürbisse zu Halloween. Kinder.

Ich zog die Visakarte hervor, deren Kreditrahmen ausgereizt war, und schabte an der Schmiererei herum. Zum Glück hatten sie nur die Scheibe besudelt. Wenn sie auf das Holz gemalt hätten, hätte ich gnadenlos Jagd auf die armseligen Knalltüten gemacht.

Nachdem ich das Problem mehr oder weniger beseitigt hatte, angelte ich die Schlüssel aus der Tasche, doch die Eingangstür ließ sich nicht öffnen, auch nicht, als ich mit der Schulter dagegendrückte. Na toll! Noch ein Problem, das ich lösen musste.

Ich stieß beherzt mit der Hüfte gegen die Tür, und endlich konnte ich eintreten. Sofort überkam mich ein heimeliges Gefühl. Andächtig atmete ich die friedliche Atmosphäre ein.

Jeden Morgen, wenn ich die Schwelle zu meinem Heiligtum überschritt, sprach ich zwei Gebete. Als Erstes dankte ich den Göttern für den Buchladen, der jetzt (größtenteils) mir gehörte. Anschließend bat ich das Universum um Kunden, damit ich den Laden halten konnte. Ich hatte schon so viel für meinen Traum geopfert, dass es mir nicht nur das Herz brechen würde, wenn ich scheiterte. Es würde mich ganz und gar vernichten.

Vor sechs Monaten hatte mich mein Verlobter gebeten, meinen Laden in der Kleinstadt aufzugeben und ihm in die Großstadt zu folgen, wo er gern leben wollte. Wie immer blieb ich stur und entschied mich zu bleiben. Seit sich unsere Wege getrennt hatten, befand ich mich in einer merkwürdigen Situation: Ich konnte die eine Hälfte meiner Träume verwirklichen, allerdings nur, wenn ich auf die andere Hälfte verzichtete. Es war wie eine ironische Wendung in einer Kurzgeschichte von O’Henry. Ja, ich hatte einen Buchladen, doch genau deshalb hatte ich einen Ehemann verloren. Dabei war ich noch nicht einmal Witwe, ich war noch nie verheiratet gewesen. Ich hätte Mrs Peter Mercer sein sollen. Stattdessen war ich immer noch Miss Madeleine Hanson.

Nachdem ich die Tische mit den Angeboten draußen aufgebaut hatte, stellte ich die Tafel auf den Bürgersteig, ging in die Hocke und notierte das heutige Angebot.


Zusätzliche 15 % auf reduzierte Ware


Es ging ein sanfter Wind, und ich schloss die Augen, um die wärmende Morgensonne zu genießen, doch dann zog der Duft frisch gebackener Croissants von Gentry’s französischem Bistro herüber, und ich rümpfte die Nase. Das zweifellos köstliche Gebäck hatte für mich einen üblen Beigeschmack, denn es stahl meinem armen Café den ganzen Vormittag die Kundschaft.Sosehr es mir auch widerstrebte, Bücher praktisch umsonst wegzugeben, meine Regale platzten aus allen Nähten. 

Als ob ich ihn mit meinen Gedanken heraufbeschworen hätte, parkte ein weißer Kastenwagen am Straßenrand. Ich hielt mir gegen die blendende Sonne die Hand über die Augen und sah Max Beckett herausspringen. Er winkte, tänzelte zum Laderaum und rief: „Hilfst du mir mal kurz?“

Als ich zu ihm schlenderte, packte er mir zwei Kartons auf die Arme und holte noch drei weitere heraus. Fast ließ ich sie fallen, als ich die Tür aufstieß. Max folgte mir zum Tresen, wo er den Inhalt prüfte. Der Großteil bestand aus Muffins, Croissants und anderem Gebäck. Die Kartons, die ich getragen hatte, enthielten zwei ganze Kuchen, Marmor- und Schokoladenkuchen.

„Wie viel schulde ich dir?“

Er holte die Rechnung hervor, und während ich sie durchsah, beugte er sich gegen die Kühltheke und fragte: „Hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?“

Ich sah schnaubend auf. „Nicht wirklich.“

Er nagte kurz an der Innenseite seiner Wange.

„Das wäre gut fürs Geschäft, Maddie. Für unser beider Geschäft.“

Von seinem unschuldigen Getue ließ ich mich nicht täuschen.

Er wollte das Catering-Geschäft, das er zusammen mit seiner Mutter führte, in meinen Buchladen integrieren, um in der Stadt einen Standort zu haben. Er behauptete, es werde auch meinen Umsatz ankurbeln. Und vielleicht stimmte das, aber es machte mich verrückt, dass er stets glaubte, alles zu wissen. Ständig gab er mir ungebeten Ratschläge. Wie letztes Jahr, als er seine Sorge über meine bevorstehende Hochzeit zum Ausdruck gebracht hatte.

Wenn sich herausstellte, dass er recht hatte, ärgerte es mich nur umso mehr. Manchmal – im Grunde meistens – unterstellte ich ihm unwillkürlich niedere Motive.

Ich musste nur noch herausfinden, warum er sich in mein Geschäft einschleichen wollte. „Wie soll mir das helfen?“

„Wenn wir hier eine richtige Bäckerei eröffnen, könntest du mehr Kunden anziehen.“

„Ich verkaufe doch schon deine Backwaren. Denk dir was anderes aus.“

Er seufzte. „Maddie, ich habe Marketing studiert. Sieh dir doch an, was ich aus dem Geschäft meiner Mutter gemacht habe.“

Das stimmte. Bis er mit neuen Ideen eingestiegen war, hatte seine Mutter ab und an Hochzeitstorten gebacken, jetzt produzierten sie am laufenden Band für örtliche Restaurants und besondere Ereignisse im Ort.

„Ich verstehe nicht, was das mit meiner Situation zu tun hat.“

„Ich habe gute Ideen, wie man deinen Laden besser nutzen und deinen Kundenstamm erweitern könnte.“

Genau wie er es mit dem Geschäft seiner Mutter gemacht hatte. Ich kniff ein Auge zusammen. Mein argwöhnisches Auge. „Eigentlich willst du meinen Laden doch übernehmen, stimmt’s?“

Er musste bis zehn gezählt haben, bevor er antwortete. „Es geht nicht um eine Übernahme. Wir würden eine Partnerschaft eingehen.“

Eine Partnerschaft bedeutete eine Beziehung auf Augenhöhe, doch seit der Highschool bevormundete Max mich mit ungewollten Ratschlägen oder wollte besser sein als ich. Schließlich hatte ich ebenfalls Marketing studiert, ich wollte das Geschäft auf meine Weise führen.

„Ich bin mit der jetzigen Regelung sehr zufrieden.“

Die sah so aus, dass ich täglich meine Bestellungen durchgab, woraufhin Max und seine Mom die Sachen in ihrer Küche backten und Max sie anschließend in den Laden lieferte. Ich verkaufte ihre Backwaren mit einem leichten Aufpreis und musste Max keine Kontrolle überlassen.

„Na komm. Die tolle Küche, die zu deinem Laden gehört, ist völlig verschwendet. Stell dir vor, ich würde nachts kommen und dort backen. Dann könnte ich den Laden schon früh öffnen und noch mehr morgendliche Kunden abgreifen.“

Ich musste weiß Gott einen Weg finden, den Umsatz zu steigern, aber sein Vorschlag klang, als wollte er mich vertreiben. „Es läuft prima, danke.“

Auf seinen Wangen erschienen rote Flecken, und ich wusste, dass mein Widerstand ihn genauso ärgerte wie mich sein Drängen. „Es ist fast, als hättest du völlig vergessen, was du eigentlich wolltest.“ Seine Stimme wurde sanfter. „Maddie, du hast einen Verlobten verloren, aber nicht dein Geschäft. Noch nicht.“

Bei dieser Spitze legte ich den Kopf schief. „Denkst du etwa, ich schaffe das nicht?“

Er biss sich auf die Lippe, und seine Brust hob und senkte sich, als würde er eine neue Atemtechnik testen. Es nervte mich, dass er seine Gefühle besser unter Kontrolle hatte als ich. Ein Punkt für Max.

Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf, und jede Spur von Ärger war wie weggewischt. „Ach, Mom wollte, dass ich dir das hier gebe.“ Er öffnete eine Gebäckschachtel, holte einen kleinen Cupcake mit cremefarbener Glasur heraus und hielt ihn hoch – er sah aus wie ein wundersamer Talisman aus einem anderen Reich. „Probier mal.“ Er zog eine Augenbraue nach oben, ob heraus- oder nur auffordernd, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen.

Ich sah ihn wütend an und schob mir den ganzen Cupcake auf einmal in den Mund. Als ob ich plötzlich nachgeben würde, nur weil er …

„O mein Gott!“

Seine grünen Augen leuchteten wie Smaragde. „Schmeckt er dir?“

Es war geradezu eine Geschmacksexplosion und Erdbeer-fluffig-leicht. „Was ist das?“

„Ein Mini-Erdbeer-Shortbread-Cupcake. Mom hat experimentiert.“ Ein Lächeln erschien in seinen Mundwinkeln.

Ich zuckte die Schultern. „Ist ganz okay.“

„Aha.“ Er kniff die Augen zusammen. „Ich habe gesehen, wie du wie ein streunender Hund vor unserer Hintertür herumgelungert und um Reste gebettelt hast, wenn Mom früher Erdbeeren gepflückt hat.“

Ich verstand nicht, wie er es immer wieder schaffte, meine Abwehr zum Einsturz und mich zum Lachen zu bringen. Das war schon so, als wir noch Kinder waren. Doch er hatte recht. Ich war verrückt nach den Shortbreads seiner Mom.

Er lachte, denn er wusste, dass er einen winzigen Sieg errungen hatte. Missbilligend schnalzte ich mit der Zunge.

„Hast du was dagegen, wenn ich heute Abend welche zu deinem Buchclub mitbringe und sie deinem gebannt lauschenden Publikum vorsetze? Werbung.“

Stets die eigenen Interessen im Blick. „Klar. Von mir aus.“

Als ich ihn nach draußen begleitete, stieß ich die Tür auf, um ein bisschen Luft hereinzulassen und den Kunden den Eintritt durch die klemmende Tür zu erleichtern. Max drehte sich um: „Hast du mal versucht, die Scharniere zu ölen?“

Er benahm sich, als wäre er mein Vater. Oder mein älterer Bruder, dabei waren wir ungefähr gleich alt.

Ich biss die Zähne zusammen und versuchte vergeblich, seine neue Atemtechnik zu imitieren. „Danke! Das probier ich später.“

Bei dem schönen Wetter währte mein Missmut nicht lange. Ich stellte im Radio einen Musiksender ein und füllte vor mich hin summend die Muffins aus Max’ Lieferung in die Kühltheke. Dann lehnte ich mich zurück und wartete, dass die Kunden hereinströmten.

Der Orion Bookstore stand seit siebenunddreißig Jahren an dieser baumgesäumten Straße, schon lange bevor meine Eltern mich adoptiert und in das Zweitausend-Seelen-Städtchen Orion gebracht hatten. Hier hatte ich schon als Jugendliche meine Bücher gekauft, und ich wollte, dass der Laden so lange wie möglich weiterbestand.

Von daher war die Betriebswirtschaftlerin in mir etwas beunruhigt über die derzeitige Leere. Die Buchfreundin wollte allerdings, dass es für immer ruhig blieb, damit ich mich wie als Kind in eine Ecke verkrümeln und jedes Buch im Regal lesen konnte.

Meine Liebe zu Büchern wurde geboren, als ich hier im Schneidersitz auf dem Boden gesessen hatte und Mrs Moore, die ursprüngliche Besitzerin, einen Finger anleckte und eine Seite in Die Zeitfalte oder Der Indianer im Küchenschrank umblätterte.

Als ich alt genug war, um selbst zu lesen, ging meine Mom mit mir in die kleine Bücherei oben an der Straße, doch die war so gut bestückt wie eine Cocktail-Bar während der Prohibition, und ich war eine unersättliche Leserin. Und so erlaubte mir Mom, mir jede Woche ein Buch im Orion Bookstore zu kaufen.

Ich genoss den Geruch von dem Holz des alten Raums und den Büchern und wärmte mich im Sonnenlicht, das milde durch die alten Fenster hereinschien und Geister heraufbeschwor. Zwischen den hohen Dachsparren tanzte Staub, und in der Krimi-Ecke quietschten die Holzdielen und verbreiteten eine leicht gruselige Atmosphäre. Für eine extra Kinder-Ecke war nicht genügend Platz, da das Café ein gutes Drittel des Ladens einnahm – und zwei Drittel meines Umsatzes ausmachte –, doch die gemütliche Ecke mit den einladenden Sesseln war ein Relikt aus meiner Jugend.

In der vorderen Wand zwischen den Neuerscheinungen hatte ich eine Lücke gelassen, dort wollte ich meinen eigenen Roman präsentieren. Die vielen Stunden zwischen den Büchern waren nicht spurlos an mir vorbeigegangen, und wie so viele andere hatte ich mich selbst im Schreiben versucht. Zum Glück war es mir gelungen, einen Buchvertrag von einem Verlag zu bekommen, doch meine Identität als Autorin war noch geheim. Ob ich sie öffentlich machen würde, wollte ich entscheiden, wenn der Roman in einigen Wochen erschienen war. Und zwar nur, wenn er gut ankam. Bei diesem Gedanken flatterten vor Aufregung Schmetterlinge in meinem Bauch auf.

Doch das war Zukunftsmusik. Heute war ein ganz normaler Geschäftstag.

Schon bald schlenderte einer meiner Stammkunden herein, Charlie Hamilton, er winkte und setzte sich an seinen Lieblingstisch am Fenster. Dort würde er eine Weile bleiben, vielleicht Hausarbeiten korrigieren, am Laptop arbeiten und dazwischen immer wieder längere Zeit das Kinn in die Hände stützen und draußen Passanten beobachten.

Ach, das Leben.

„Das Übliche?“, rief ich ihm zu.

Er sah kurz auf, während er das Computerkabel einstöpselte. „Danke!“

Ich beobachtete ihn, während ich Kaffee in den Filter drückte.

Charlie war der Inbegriff eines Collegeprofessors, seine dunkelblonden Locken waren ständig in wirrer Auflösung begriffen. Er trug einen kurz getrimmten Bart und ein schwarzes Brillengestell mit runden Gläsern, das einen an den Begriff Augengläser denken ließ. Er erinnerte mich etwas an Indiana Jones zu Beginn von Jäger des verlorenen Schatzes, süß auf eine extrem schräge Art. Doch es würde mich überraschen, wenn er sich tatsächlich in irgendwelche Abenteuer stürzen würde. Außer in seinem Kopf. Wie ich lebte er einen Großteil seiner Zeit in den Fantasiewelten, von denen er gelesen hatte. Wir fanden das Leben beide erträglicher, wenn wir fließend zwischen Realität und Fantasie hin- und herwandern konnten.

Wäre Charlie ein Charakter aus meinem Fantasy-Roman, wäre er entweder der Schreiber oder eine komische Nebenfigur. Ich bezeichnete ihn für mich als Charlie, den Chronisten.

Als ich ihm einen Latte macchiato zwischen Notizblock und Handy stellte, schob er mit dem Fuß einen Stuhl heraus. „Ich glaube nicht, dass die Liebesgeschichte in Stolz und Vorurteil in der Realität funktionieren würde. Zumindest nicht in der modernen Welt.“

Das war typisch für Charlie. Er hielt nicht viel von Small Talk und setzte mitten im Gespräch an. Er stammte nicht aus Orion, sondern war hergezogen, weil er an der DePauw-Uni unterrichtete. Ich hatte ihn lieb gewonnen und freute mich, mit ihm über Literatur und seinen Englischunterricht zu sprechen.

„Warum nicht?“ Ich setzte mich und legte die Ellbogen auf den Tisch. Das könnte ein gutes Thema für den heutigen Buchclub-Abend sein.

„Sie knistert nicht gerade vor Energie.“

Ich lachte. „Du machst Witze. Ich finde, gerade Hassliebe-Geschichten sind doch besonders prickelnd. Du musst ja wohl zugeben, dass so etwas ziemlich scharf ist.“

Er verdrehte die Augen. „Wenn du meinst. Ich finde, da fehlt was.“

Ich wollte ihm gerade vorwerfen, dass er ein Roboter sei, als mein Smartphone auf der anderen Seite des Raums den Eingang einer E-Mail auf meinem Autoren-Konto verkündete: Sie haben Post!

„Entschuldige mich.“ Ich stand auf, und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Papieren zu.

Beklommen duckte ich mich hinter die Kasse, um meine E-Mails zu checken. Eine E-Mail in meinem Autoren-Postfach konnte großartige Neuigkeiten bedeuten wie: Glückwunsch! Wir bringen ein Hörbuch heraus! Oder auch anstrengende Arbeit: Sie müssen das letzte Drittel des Romans noch mal umschreiben.

Diese E-Mail war weder das eine noch das andere – nur eine Meldung von Google. Junk.

Ich hatte auf Google einen Alert mit meinem Autorennamen und dem Titel meines noch nicht veröffentlichten Romans eingerichtet, damit mir nichts entging, was dazu geschrieben wurde. Diese Meldung bezog sich jedoch auf eine Seite, die vorgab, eine Raubkopie von meinem Buch anzubieten. Ich leitete sie an meine Lektorin weiter. Irgendwelche Idioten, die andere Leute übers Ohr hauen wollten und dazu meine kreative Leistung als Köder benutzten, waren mir zuwider.

Dann bemerkte ich unter dem ersten Link einen zweiten. Ich klickte ihn an, ohne zu ahnen, dass drei harmlose Wörter meine Welt auf den Kopf stellen sollten.

Mary Ann Marlowe

Über Mary Ann Marlowe

Biografie

Mary Ann Marlowe hat in zwölf Staaten und drei Ländern gelebt, Französisch und Deutsch unterrichtet, als Diskjockey für ein College Radio und als Webmaster für diverse Musikerfangemeinden gearbeitet. Wenn Sie nicht gerade schreibt oder als Programmiererin tätig ist, macht sie mit ihren Kindern...

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