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The Darkness We Hide (Dangerous Desires 2) - eBook-Ausgabe The Darkness We Hide (Dangerous Desires 2)

Mia Moreno
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Roman

— Romance trifft Nervenkitzel | Spicy Romantic Suspense mit „Why choose“-Trope
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€ 9,99 inkl. MwSt. Erscheint am: 04.07.2025 In den Warenkorb Im Buchshop Ihrer Wahl bestellen
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The Darkness We Hide (Dangerous Desires 2) — Inhalt

Juli erwacht gefesselt auf einer Jacht. Die junge Berliner LKA-Kommissarin wurde entführt – von Jackson, dem mysteriösen Drogenboss. Er behauptet, unschuldig zu sein, und bietet Juli an, ihr zu helfen, den wahren Drahtzieher hinter der tödlichen Droge zu Fall zu bringen. Trotz ihres Misstrauens lässt sie sich auf den gefährlichen Deal mit ihm ein, sehr zum Missfallen ihrer Kollegen Viktor, Mitch und Leander. Als dann auch noch neue Beweise auftauchen, die Jackson als Schuldigen darstellen, muss Juli sich entscheiden, wem sie vertraut – bevor es zu spät ist.

€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erscheint am 04.07.2025
352 Seiten
EAN 978-3-492-61062-9
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€ 15,00 [D], € 15,50 [A]
Erscheint am 04.07.2025
320 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-06682-2
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Leseprobe zu „The Darkness We Hide (Dangerous Desires 2)“

Kapitel 1

Ich fühle mich, als hätte ich den Kater meines Lebens. Meine Lider sind schwer wie Blei, und mein Kopf pocht. Als ich endlich die Augen einen Spalt öffne, blinzle ich in das diffuse Licht einer fremden Umgebung. Ich brauche einen Moment, um mich zu orientieren. Wo zum Teufel bin ich? Wie viel habe ich gestern getrunken? Ich kann mich nicht mal daran erinnern, was ich gestern überhaupt gemacht habe, geschweige denn, dass ich Alkohol konsumiert habe. Aber warum brummt mein Schädel dann so?

Ganz ruhig, Juli, keine Panik. Besinne dich auf deine [...]

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Kapitel 1

Ich fühle mich, als hätte ich den Kater meines Lebens. Meine Lider sind schwer wie Blei, und mein Kopf pocht. Als ich endlich die Augen einen Spalt öffne, blinzle ich in das diffuse Licht einer fremden Umgebung. Ich brauche einen Moment, um mich zu orientieren. Wo zum Teufel bin ich? Wie viel habe ich gestern getrunken? Ich kann mich nicht mal daran erinnern, was ich gestern überhaupt gemacht habe, geschweige denn, dass ich Alkohol konsumiert habe. Aber warum brummt mein Schädel dann so?

Ganz ruhig, Juli, keine Panik. Besinne dich auf deine Ausbildung. Beobachten, kombinieren.

Das sanfte Schaukeln des Bodens unter mir verrät, dass ich mich auf einem Boot befinde. Das monotone Rauschen des Meeres und das ferne Kreischen der Möwen dringen langsam zu meinem benebelten Verstand durch.

Ich versuche, mich aufzusetzen, doch etwas hindert mich daran. Ein Schauder läuft mir über den Rücken, als ich bemerke, dass meine Hände und Füße mit Handschellen gefesselt sind. Panik steigt in mir auf, als auf einen Schlag die Erinnerung an das, was geschehen ist, zurückkehrt.

Ich habe auf Jackson gewartet, sollte ihn in eine Falle locken. Doch dann ging alles schief. Er hat mich bedroht, mich zu einem Kleintransporter am Straßenrand geschoben und mich gezwungen einzusteigen. Dann fuhren wir los, und ich erinnere mich nur noch an einen schmerzhaften Stich in meinem Arm. Und an graue Augen, so bedrohlich wie ein Sommersturm. Vertraute Augen.

Noch einmal versuche ich, mich aufzusetzen, und stemme mich gegen die Fesseln. Es gelingt mir, mich auf meinen Händen abzustützen, sodass ich den Raum überblicken kann. Ein dumpfer Schmerz in meiner Schulter erinnert mich daran, wie verzweifelt ich mich gewehrt habe. Oder es zumindest versucht habe, bevor Jackson mir ein Narkotikum injiziert haben muss. Das würde nicht nur meinen Blackout, sondern auch die Kater-Symptome erklären.

Und jetzt bin ich hier, wie es aussieht, in einer luxuriösen Kabine auf einem Boot, mit samtweichen Laken unter mir und einem Knoten im Magen.

Ein leises Winseln erklingt. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe einen Hund, den ich kenne. Es ist Cora. Ihre großen braunen Augen blicken mich traurig an, als ob sie verstehen würde, was in mir vorgeht. Der Anblick des vertrauten Schäferhund-Collie-Mischlings erleichtert mich. Aber ich bin verwirrt. Was macht Cora hier? Und dann wird mir bewusst, dass ich den Mann kenne, der mich hergebracht hat. Es ist Konstantin. Nein, Jackson. Konstantin Weiß, den ich über meine Freundin und Nachbarin Betty kennengelernt habe, der mich plötzlich nicht mehr sehen wollte. Er ist Jackson, ein gefährlicher Gangster, der international gesucht wird. Ein Mann, den ich zu kennen glaubte, in den ich mich verliebt habe, bevor er so abweisend wurde. Er hat mich manipuliert und ausgenutzt, sich an mich herangemacht, weil er wusste, dass ich im Fall „Pink Panther“ ermittle. Eine andere Erklärung gibt es nicht.

„Jackson!“ Meine Stimme ist heiser und bricht fast. Ich versuche es noch einmal. „Jackson, bist du hier?“

Keine Antwort. Nur das leise Jaulen von Cora, die sich neben mich an die Bettkante setzt und ihre Nase gegen meine Hand drückt. Ihre Zunge leckt beruhigend über meine Finger, aber das Metall schneidet schmerzhaft in meine Haut.

Ich reiße mich innerlich zusammen und zwinge meine Gedanken in klare Bahnen. Panik hilft jetzt nicht weiter. Ich muss einen Weg finden, hier herauszukommen. Mein Blick wandert durch den Raum, sucht nach etwas, das mir dabei helfen könnte. Die Kabine ist stilvoll und schlicht eingerichtet, bis auf ein paar Schränke und ein Fenster gibt es nichts, was mir sofort ins Auge springt.

Auf einmal höre ich Schritte, die näher kommen. Mein Herz schlägt schneller, und ich halte den Atem an. Die Tür öffnet sich langsam, und da steht er. Jackson. Mir fällt auf, wie erschöpft er aussieht, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Doch dieser Moment vergeht schnell, als ich mich wieder an meine Situation erinnere.

„Juli.“ Er tritt einen Schritt näher. „Bist du in Ordnung?“ Seine Stimme klingt kühl und wenig gefühlvoll.

„Warum?“, flüstere ich, meine Stimme zittert. „Warum tust du das?“

Er streicht sich mit einer Hand durch das halblange dunkelblonde Haar, das ihm wie immer strubbelig ins Gesicht hängt. „Du hast mir keine Wahl gelassen.“

„Keine Wahl?“ Meine Augen verengen sich, und Wut steigt in mir auf. „Was soll das heißen?“

Er ignoriert meine Frage, stellt eine Wasserflasche neben das Bett und greift dann vorsichtig nach meinen Fesseln, um sie zu lockern.

„Du hast dich nicht an die Abmachung gehalten, Juli. Du hättest allein zur Mauer-Gedenkstätte kommen sollen. Aber du musstest ja diese Männer mitbringen.“

Ich ziehe meine Hände weg, soweit die Fesseln es zulassen. „Fass mich nicht an! Das Recht hast du verwirkt, als du mich entführt hast, Konstantin.“

Ich erkenne meinen Fehler, kaum dass ich den Namen ausgesprochen habe. Vor mir steht nicht Konstantin, das wird mir einmal mehr bewusst, als Jackson die Lippen zusammenpresst und mich aus kalten, dunklen Augen fixiert.

„Mein Name ist Jackson Jagoda. Konstantin Weiß hat es nie gegeben.“

Seine Worte treffen mich mehr als erwartet. Es ist, als würde er ein Messer in eine alte Wunde rammen und sie erneut tief aufreißen. Ich war auf dem Weg dahin, Konstantin zu vergessen und den Teil von mir zu verdrängen, der noch Hoffnung hatte, dass wir wieder zueinanderfinden würden. Ich wünschte, er wäre für immer aus meinem Leben verschwunden.

„Was willst du von mir? Warum hast du mich entführt?“

Er zieht eine Braue hoch und kommt näher. „Ich sagte doch, es war nicht geplant. Ihr habt mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

„Und nun? Sollen die anderen Lösegeld für mich bezahlen?“

Er lacht auf und scheint wirklich belustigt, seine Augen blitzen.

„Nicht doch. Ich habe keine finanziellen Probleme. Nein, ich habe über etwas anderes nachgedacht. Aber darüber sprechen wir später. Ich muss noch ein paar Dinge vorbereiten.“

Es macht mich rasend, dass er mich darüber im Unklaren lässt, was er vorhat. Ich verberge meine Wut nicht.

„Lass mich gehen, Jackson.“

Er schüttelt den Kopf. „Dafür ist es zu spät, Juli.“

„Es ist ohnehin zu spät!“ Meine ganze Verzweiflung und Wut platzen aus mir heraus. „Was willst du denn alles in deine Verbrecherakte schreiben lassen? Soll auch noch Beamtenentführung dazukommen? Du hast ›Pink Panther‹ auf den Markt gebracht! Du bist verantwortlich dafür, dass Menschen gestorben sind, du hast Jugendliche gefährdet.“

Seine Lippen werden schmal.

„Glaub, was du willst. Ich komme wieder, wenn du dich beruhigt hast.“

Er dreht sich um und geht zum Ausgang, die Wasserflasche nimmt er mit.

„Jackson, warte! Das ist alles Wahnsinn. Lass mich hier raus!“ Doch er ignoriert mich und wirft die Tür hinter sich zu.

Ich lasse mich zurück auf das Bett fallen und starre an die Decke. Meine Hände und Füße sind immer noch gefesselt, aber wenigstens hat er sie etwas gelockert. Jackson. Konstantin. Je länger die Erkenntnis sich in mir ausbreitet, umso schmerzhafter wird sie. Er hat mich nur benutzt und ausgehorcht, um an Informationen über unsere Ermittlungen zu kommen. Die Erinnerung an sein Lächeln, seine Berührungen, seine sanften Worte – all das waren grausame und eiskalte Lügen. Ich schüttle den Kopf, um meine Wut zu vertreiben, die sich langsam, aber stetig in mir ausbreitet. Doch sie bleibt, und obendrein verstärkt sich das Pochen in meinen Schläfen, meine Kehle ist trocken, ich verspüre furchtbaren Durst. Ich versuche, mich zu konzentrieren, einen klaren Kopf zu bekommen.

Ich muss einen Plan machen, wie ich hier rauskomme. Aber zuerst muss ich meine Fesseln loswerden. Ich schaue mich erneut in der Kabine um, auf der Suche nach etwas, das mir helfen könnte. Vielleicht gibt es etwas in den Schränken?

Cora liegt immer noch neben mir und beobachtet mich mit ihren großen Augen.

„Na, Mädchen“, flüstere ich. „Du weißt nicht zufällig, wo Jackson die Schlüssel für die Handschellen versteckt hat, oder?“

Natürlich bekomme ich keine Antwort, aber das leise Schnaufen des Hundes gibt mir zumindest das Gefühl, nicht ganz allein zu sein. Vorsichtig rutsche ich zur Bettkante und versuche aufzustehen. Die Fesseln an meinen Füßen erschweren es, mein Gleichgewicht zu halten, aber es gelingt mir, zumindest bis zu dem Schrank zu humpeln.

Mit zitternden Händen öffne ich die Tür. Enttäuschung und Frustration überkommen mich, als ich nur ein paar Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände finde. Kein Messer, keine Schere, kein Drahtbügel, nichts, was mir helfen könnte.

Ich werfe einen Blick aus dem Fenster, wo in der Dunkelheit nur das Meer zu erkennen ist, und frage mich, wie weit wir vom Festland entfernt sind. Könnte ich vielleicht irgendwie ein Signal senden? Aber selbst wenn, was würde es nützen? Wer würde mich hier draußen finden?

Unweigerlich wandern meine Gedanken zu Vic, Leander und Mitch. Sicher suchen sie längst nach mir. Aber ich mache mir keine großen Hoffnungen, dass mich meine Männer auf dem Wasser aufspüren können. Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit seit meiner Entführung vergangen ist und wo Jackson mich hingebracht hat. Meinem grummelnden Magen und der trockenen Kehle nach zu urteilen sind einige Stunden vergangen. Vielleicht haben die Männer bereits eine Fahndung nach mir eingeleitet. Ich kann nur hoffen, dass unser Alleingang ohne die BKA- oder LKA-Führung keine negativen Folgen für sie haben wird. Vor allem aber hoffe ich, dass Jackson seine gerechte Strafe bekommt.

Die Schritte, die von draußen zu hören sind, holen mich in die Gegenwart zurück. Ich setze mich hastig zurück auf das Bett und versuche, ruhig zu bleiben. Die Tür öffnet sich, und Jackson tritt ein, in der Hand die Wasserflasche. Sein Blick ist kalt und undurchdringlich.

„Hast du dich beruhigt?“, fragt er, und ich meine, aus seiner arroganten Stimme so etwas wie Besorgnis herauszuhören.

Ich schweige und beobachte aus zusammengekniffenen Augen, wie er die Wasserflasche zurück auf den kleinen Tisch stellt. Meine Kehle brennt wie Feuer, und ich mache einen Satz nach vorne.

Jackson stellt sich zwischen mich und das Ziel meiner Begierde und zieht einen Schlüssel und ein billig aussehendes Handy aus der Tasche.

„Ich habe ein Angebot für dich, aber das setzt deine Kooperation voraus. Ich werde dich losmachen und dir etwas zu trinken geben, wenn …“ Er hebt die Hand, als er sieht, dass ich den Mund öffne, um etwas zu entgegnen. „… wenn du deine drei Kollegen anrufst und dafür sorgst, dass sie nicht nach dir suchen.“

Mir entfährt ein Schnauben. „Als ob. Sie werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um mich zu finden.“

Ich frage ihn nicht, woher er von den anderen weiß. Schließlich habe ich Konstantin von meinen drei Kollegen im Quartier erzählt. Und ich bin mir fast sicher, dass er ganz genau darüber im Bilde ist, wer ihm seit Wochen auf den Fersen ist. Vermutlich weiß er noch viel mehr über uns.

„Dann musst du wohl besonders überzeugend sein.“ Er wedelt mit dem Handy. „Haben wir einen Deal?“

Ich überlege. Ich könnte die Männer warnen und ihnen einen Hinweis geben, wo sie mich finden. Dazu müsste ich das aber selbst erst einmal wissen. Vielleicht kann ich das Telefonat auch hinauszögern, sodass sie mich orten können.

Ich sehe Jackson an, dann nicke ich und halte ihm meine gefesselten Hände hin. Dabei fühle ich mich machtlos und ausgeliefert, was eine unglaubliche Wut in mir auslöst. Ich könnte schwören, dass ich ein diabolisches Flackern in seinem Blick sehe. Doch er zuckt mit den Achseln und gibt sich cool.

„Keine Chance, Juli. Ich mache dich los, und du bekommst das Wasser. Aber erst der Anruf. Keine Tricks. Und keine Hinweise. Verschaffe uns ein paar Tage Zeit.“

Er tippt eine Nummer ein und hält mir das Phone dann ans Ohr. Es tutet einige Male, dann nimmt Mitch ab.

„Juli, bist du es?“

Seine tiefe Stimme ist kratzig, er klingt besorgt und etwas verschlafen. Sofort macht mein Herz einen Satz und Tränen steigen mir in die Augen.

Ich nicke ein paarmal. „Ja, Mitch.“

„Geht es dir gut?“

„Ich bin okay. Ich …“

Ich sehe zu Jackson, der mir bedeutet, mich zu beeilen. Sein Blick ist warnend, ein Finger schwebt über der Auflegen-Taste, und ich weiß, dass er nicht zögern wird, den Anruf jederzeit zu beenden. Ich hasse es, dass er die Kontrolle über mich hat. Am liebsten würde ich einfach nur aus Trotz damit herausplatzen, dass ich auf einem Boot bin. Aber ich fürchte, dass Jackson mir meinen Aufenthalt hier dann zur Hölle machen wird.

Also hole ich tief Luft. „Mitch, ich habe nicht viel Zeit. Ich bin bei Jackson. Es geht mir gut.“

„Wo bist du?“

Jackson schüttelt den Kopf.

„Das kann ich dir nicht sagen.“

Vics Stimme ertönt aus dem Hintergrund: „Was will er? Frag sie, was er will.“

Noch bevor Mitch die Frage wiederholen kann, antworte ich. „Ihr dürft nicht nach mir suchen. Bitte, Mitch, versprich es mir. Gebt mir ein paar Tage.“ Jackson hebt drei Finger. „Drei Tage. Ich melde mich dann wieder bei euch.“

„Juli, verdammt, wie stellst du dir das vor? Sollen wir einfach hier sitzen und warten?“

„Ja. Bitte. Er wird mir nichts tun. Haltet einfach die Füße still, ihr dürft auf keinen Fall die Führung einschalten. Kein Wort zu von Stuck oder Elisabeth. Versprich es.“

Mitch schweigt, und ich höre Vic im Hintergrund fluchen. Jackson deutet auf sein Handgelenk und sieht mich eindringlich an.

„Drei Tage, Mitch.“

Mitch grummelt einige Sekunden vor sich hin, dann scheinen die Männer ihre Entscheidung zu treffen. Ich kann sein „Okay“ kaum hören, bevor Jackson den Anruf unterbricht.

Dann lässt er das Handy auf den Boden fallen, hebt seinen Fuß und tritt darauf, bis es knirscht und das Display erlischt. Jackson nähert sich mir langsam, fast vorsichtig, als wäre er sich nicht sicher, wie ich reagieren werde. Ohne ein Wort reicht er mir die Flasche, und ich greife gierig danach. Das Wasser ist kühl und erfrischend, und ich trinke hastig, bis meine Kehle nicht mehr trocken ist.

„Ich werde deine Fesseln lösen“, sagt er und zieht den kleinen Schlüssel aus seiner Tasche. „Ich weiß, dass du keinen Unsinn machen wirst.“

„Wie kommst du auf die Idee?“

„Dazu bist du viel zu klug. Du befindest dich auf dem Meer und kommst hier nicht einfach weg. Viel leichter wird es, wenn du mit mir zusammenarbeitest, und das weißt du auch. Du möchtest schließlich einen Erfolg als Ermittlerin haben, nicht wahr?“

Am liebsten würde ich ihm an die Kehle gehen. Das Wasser hat meine Lebensgeister geweckt.

„Du hast mich die ganze Zeit nur benutzt, Konstantin, dich an mich rangeschmissen, weil ich in dem Fall ermittle, und meine Gefühle ausgenutzt. Das ist zutiefst schäbig. Selbst für einen Verbrecher.“

Seine Gesichtszüge erstarren. Als hätte jemand einen unsichtbaren Vorhang vorgezogen, erlischt jede Mimik. Er holt tief Luft und wirft mir einen langen Blick zu, den ich nicht deuten kann.

„Hör auf mit diesem Unsinn, Juli.“ Seine Stimme klingt schneidend und eiskalt. Dann kniet er sich vor mich. Als er den Schlüssel in das Schloss der Handschellen steckt, streifen seine Finger meine Handgelenke. Die Berührung trifft mich wie ein Blitz. Ich will diesen Moment nicht genießen, doch mein Körper reagiert auf ihn. Der Kontakt ist überraschend intensiv, und ich ärgere mich über die plötzliche Hitze, die in mir aufsteigt.

Er greift vorsichtig nach meinen Händen, um die Druckstellen zu untersuchen. Sein Griff ist fest, aber nicht schmerzhaft. Ich ziehe meine Hände weg und schaue ihn herausfordernd an. Jackson senkt den Blick zu den Fesseln an meinen Füßen. Als er sie öffnet, verharrt er einen Moment länger als nötig, seine Hände ruhen auf meinen Knöcheln. Unsere Blicke treffen sich. Doch dann rufe ich mich zur Besinnung und schiebe ihn abrupt weg.

„Hör auf“, fauche ich, meine Stimme zittert vor Wut und Verwirrung. „Lass mich los. Ich glaube dir überhaupt nichts mehr nach der Show, die du abgezogen hast, Konstantin.“ Bewusst spreche ich ihn erneut mit seinem Alias-Namen an, und er zuckt kurz ein wenig zusammen. Dann steht er abrupt auf und tritt einen Schritt zurück, seine Miene ist wieder verschlossen.

„Schlaf jetzt. Wir reden morgen.“

Mit diesen Worten verlässt er die Kabine. Das Letzte, was ich höre, ist der Schlüssel, der sich im Schloss umdreht.


Kapitel 2

Mein Rücken schmerzt höllisch. Seit Ewigkeiten liege ich in der Kabine und bin mir selbst und meinen Gedanken überlassen, mein Zeitgefühl ist mir abhandengekommen. Ich könnte den gigantischen Fernseher gegenüber des Doppelbetts einschalten, der fast die gesamte Wand einnimmt, aber was würde mir die Uhrzeit helfen? Ich komme hier ohnehin nicht weg. Das Fenster ist aus Panzerglas und mit einem Sicherheitsschloss verriegelt, ich habe schon alles versucht, um es zu öffnen. Vergeblich. Ich drehe mich von einer Seite auf die andere und setze mich vorsichtig auf, um meinen Rücken zu schonen. Für eine hochwertige Matratze reichte es auf dieser gottverdammten Luxusjacht dann wohl nicht mehr. Dafür ist die Aussicht dank des Panoramafensters umso besser. Die untergehende Sonne verwandelt das Meer vom Horizont aus in ein gigantisches Goldbad, über dem sich dunkelgraue, neongelbe und rosafarbene Wolken ausbreiten. Einen Moment lang versinke ich in den Anblick der Farben und Formen zwischen Himmel und Erde. Ich versuche aufzustehen, da fährt ein heftiger Schmerz wie ein Messer durch meinen Rücken. Ich lasse mich zurück aufs Bett fallen und hämmere gegen die Holzwand, unbändige Wut erfasst mich. Dafür, dass diese Entführung mehr oder weniger ein Irrtum gewesen sein soll, lässt er mich ganz schön schmoren. Es ist bestimmt schon zwei Stunden her, seit er sich das letzte Mal hier blicken ließ.

„Konstantin! Jackson! Ich will mit dir reden!“

Wieder schlage ich mit der flachen Hand gegen die Wand. Ich lausche. Es ist nichts zu hören.

„Jackson, komm runter!“

Im selben Moment öffnet sich die Tür zur Kabine, und Jackson steht vor mir. Er trägt eine Jogginghose und ein schwarzes, verwaschenes, aber eng sitzendes T-Shirt und sieht in diesen lässigen Klamotten unverschämt gut aus. Sein Dreitagebart scheint in den vergangenen Stunden gewachsen zu sein, sein zusammengekniffener Blick ist ungestüm. Die untergehende Sonne malt goldene Funken in seine sturmgrauen Augen, die mich von oben fixieren.

„Was gibt’s, Juli?“

„Ich brauche eine Schmerztablette, mein Rücken tut weh.“

Ohne darauf einzugehen, schaut er sich im Raum um und hebt missbilligend die Brauen, als sein Blick auf dem Glastisch unter dem Fenster hängen bleibt, wo eine Tiefkühlpizza, die Schale mit frischem Obst und der Teller mit Keksen stehen.

„Kein Mittagessen, kein Abendbrot. Du hast schon wieder nichts angerührt. Du musst bei Kräften bleiben.“

„Ich brauche keine Kekse, ich will hier raus. Sag mir endlich, was du von mir willst“, zische ich.

Jackson nickt verständnisvoll und lässt sich neben mich auf das Bett fallen. Als sein Oberschenkel meinen berührt, durchzuckt mich ein kurzer Stromschlag. Ich nehme seinen vertrauten, herben Duft wahr. Er hat geduscht und sich frisch gemacht, sein Haar ist noch feucht und kringelt sich im Nacken und an den Schläfen. Ich rücke ein paar Zentimeter von ihm weg und starre in den Abendhimmel, der sich inzwischen purpurn gefärbt hat. Plötzlich legt Jackson vorsichtig die Hand auf meinen unteren Rücken.

„Du musst mir helfen, Juli. Dann kannst du die ›Escape‹ verlassen.“

Seine Stimme klingt rau, er flüstert fast. Ich will seine Hand abschütteln, aber es gelingt mir nicht. Dazu fühlt es sich zu angenehm an. Langsam drehe ich mein Gesicht zu ihm und schaue in seine grauen, funkelnden Augen. Wie Feuer brennt sich seine Hand durch mein T-Shirt in meinen Rücken. Ich rutsche von ihm weg.

„Ich helfe keinem Verbrecher, der sich manipulativ an Frauen heranschleimt.“ Meine Worte klingen genauso hart und vulgär wie beabsichtigt.

Sollten sie Jackson getroffen haben, so lässt er sich das nicht anmerken. Er schaut mich mit einem undurchdringlichen Blick an. Ich fühle mich merkwürdig entfremdet. Die Sonne hängt prall wie ein Feuerball über dem Horizont, in der Kabine ist es dämmerig geworden. Jacksons Augen wirken fast schwarz im Abendlicht. Ich glaube, ein begehrliches Flackern zu erkennen, wie damals im Pool des Hotel-Spa, als wir uns nahe waren. Die Erinnerung daran schmerzt und erregt mich zugleich. Jackson mustert mich fragend, als wolle er in meinem Gesicht lesen, ohne selbst eine Miene zu verziehen. Ich beobachte, wie der blutrote Feuerball Zentimeter für Zentimeter im Meer versinkt. Er verschränkt die Arme und holt tief Luft.

„Du hast recht, Juli, es war nicht in Ordnung von mir, aber lass uns bitte einfach nur über den Sachverhalt reden. Du willst hier raus und den Fall lösen, und dabei kann ich euch helfen. Hör dir einfach als Kommissarin an, was ich dir zu sagen habe.“

Ich schlucke und versuche, meine Gedanken zu sortieren. Doch er fährt schon fort.

„Ich habe mit ›Purple Panther‹ nichts zu tun. Ich habe viele krumme Dinger gedreht, nenn mich einen Verbrecher, wenn du willst. Aber dieses gefährliche Zeug kommt nicht von mir.“

Seine Stimme ist eindringlich, und er spricht langsam. Ich wende den Kopf und schaue ihn an, suche in seinen Augen nach etwas, das nach einer Lüge aussieht, doch ich erkenne nichts. Na schön. Ich muss mich darauf einlassen, wenn ich hier herauswill.

„Wieso sollte ich dir helfen, Jackson?“

„Weil es einen anderen Schuldigen gibt. Ihr sucht den Falschen.“

Im Dämmerlicht erkenne ich fast nur noch die Konturen seiner scharf geschnittenen, hohen Wangenknochen unter der narbigen Haut. Was er verlangt, ist unmöglich. Ich soll mit dem Gangster-Boss und Drogen-König Jackson T. J., der im ganzen Land und international gesucht wird, gemeinsame Sache machen. Vor allem aber soll ich ihm glauben, dass er unschuldig ist. Ich stehe auf, ein stechender Schmerz durchzuckt meinen Rücken, aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, und drehe mich mit dem Rücken zum Fenster, sodass ich auf Jackson hinabschauen kann. Ich verschränke die Arme vor der Brust.

„Warum sollte ich dir glauben, dass du mit ›Pink Panther‹ und ›Purple Panther‹ nichts zu tun hast? Du hast im ›Andromeda‹ kassiert, es gibt Zeugen.“

Er weicht meinem anklagenden Blick nicht aus.

„Ja, ich habe kassiert. Für ›Pink Panther‹. Das Zeug habe ich entwickelt, damit die Leute Party machen können und Spaß haben. Aber mit dem Fentanyl und ›Purple Panther‹ habe ich nichts zu tun. Ich wollte keine Menschenleben gefährden und erst recht nicht, dass jemand stirbt. Dafür ist jemand anderes verantwortlich, und ich weiß auch, wer. Zumindest habe ich einen Verdacht.“

Ich starre die schwarze Gestalt in der dunklen Kabine vor mir an und versuche, mich zu sortieren. Mein Instinkt sagt mir, dass er die Wahrheit spricht. Aber dem allein darf ich nicht folgen.

„Wenn du von mir erwartest, dass ich dir glaube, dann bitte raus mit der Sprache. Wer ist verantwortlich für ›Purple Panther‹?“

Jackson steht auf und beginnt, in der Kabine auf und ab zu laufen.

„Mein Kumpel Hart. Oder besser ehemaliger Kumpel. Wir waren mal … sehr eng. Er war wichtig für mich. Ich habe ihm vertraut, er war ein Mitglied der ›Wölfe‹. Aber dann …“

Ein Schatten legt sich auf Jacksons Miene.

„Hart? Du meinst Asram Vujic?“

Er stoppt und nickt. Seine Stimme klingt nicht mehr ganz so cool, sondern erregt. „Genau der. Seid ihr ihm bereits auf der Spur?“

„Darüber darf ich nichts sagen.“

Das fehlte noch, dass ich mich mit ihm über seine Ganoven austausche. Doch dann überlege ich blitzschnell. Es ist meine Chance, die Wahrheit herauszufinden und endlich in der ganzen Sache weiterzukommen, endlich nicht mehr gefangen zu sein, wenn er mir möglichst viel verrät. Ich beschließe, das Spiel mitzuspielen, hole tief Luft und schiebe schnell hinterher: „Ich kann dir aber verraten, dass Hart einer der Hauptverdächtigen ist.“

Er kommt zu mir und steht jetzt sehr nah vor mir.

„Was habt ihr über ihn herausgefunden?“

Ich hole wieder Luft und presse hervor: „Alles, was du längst wissen müsstest. Seine Herkunft, seine Verbindungen zu den ›Wölfen‹. Eure gemeinsamen Deals.“

Jackson schnaubt, doch ich spüre, dass er noch immer aufgeregt ist. Ich gewinne an Sicherheit und habe plötzlich das Gefühl, dass wir uns fast auf Augenhöhe unterhalten. Jackson erinnert mich wieder an Konstantin.

„Gemeinsame Deals? Die sind schon lange her. Er hat mich hintergangen, mir alle meine Jungs weggenommen und auf seine Seite gezogen. Das dreckige Zeug kommt nicht von mir, das musst du mir glauben, Juli.“

Er läuft wieder hin und her, dann geht er zu der Sitzgruppe in der Ecke der Kabine, schaltet die Stehlampe an und lässt sich in den Ledersessel fallen. Sein Haar ist inzwischen getrocknet und steht unordentlich nach allen Seiten ab. Er wippt mit dem Fuß auf und ab, was ein nervtötendes Trommeln auf dem Holzboden erzeugt.

Ich versuche, ruhig zu bleiben und noch mehr aus ihm herauszubekommen.

„Du willst mir erzählen, dass dieser Hart die ›Wölfe‹ unterwandert und ohne dein Wissen ›Pink Panther‹ mit Fentanyl gestreckt und zu ›Purple Panther‹ gemacht hat? Warum hast du das nicht mit ihm geklärt oder versucht, es zu verhindern?“

„Das habe ich. Was glaubst du, was ich in den letzten Wochen getan habe? Seit ich zum ersten Mal davon gehört habe, dass jemand wegen ›Pink Panther‹ im Krankenhaus ist, versuche ich, ihn zur Rede zu stellen. Aber er ist verschwunden, abgetaucht. Ich kriege das Schwein einfach nicht.“

Er starrt mich wütend an, und ich sehe dabei so viel echten Ärger, so viel Frustration in seinem Blick, dass ich mir sicher bin, dass er die Wahrheit sagt. Doch ich besinne mich auf die Fakten.

„Jackson, selbst wenn das wahr ist, bist du immer noch ein Krimineller. Du hast mit ›Pink Panther‹ eine verbotene Partydroge entwickelt und vertrieben, das ist keine Süßigkeit, sondern ein synthetisches Rauschgift. Dafür gehst du jahrelang in den Knast.“

Er springt auf und nähert sich mir, dabei starrt er mir bedrohlich in die Augen. Einen Moment befürchte ich, dass er mir die Hände um die Gurgel legt, doch er bleibt kurz vor mir stehen und umfasst meine Schultern, als wolle er mich schütteln.

Ich schnaube schwer und weiß nicht, ob das Angst ist – oder Erregung. Vielleicht eine Spätfolge des Narkosemittels.

Jackson sieht auf mich herab. „Darum will ich ja, dass du mir hilfst. Ich will einen Deal mit dir machen, von dem wir alle etwas haben.“

Er nimmt die Hände wieder von meiner Schulter und sieht mich erwartungsvoll an. Ich mustere ihn kühl und ahne, worauf er hinauswill. Für ihn mag das hier ein großartiges Spiel sein, mich kann es meine Existenz kosten.

„Lass mich raten. Du lieferst uns Hart und willst dafür Straffreiheit, richtig?“

„Richtig.“

„Ich lasse mich nicht erpressen, Jackson.“

Seine Augen blitzen mich an, und seine Stimme wird gefährlich leise.

„Du bist doch diejenige, die auf der richtigen Seite des Gesetzes steht, Juli. Du solltest dir überlegen, Frau Kommissarin, ob du mit einem Bauernopfer aus dem Fall herausgehen oder den wahren Schuldigen finden willst.“

Er macht eine Pause und fixiert mich weiter. Dass er sich nicht in die Ecke drängen lässt und wieder die Oberhand über das Gespräch gewinnt, löst eine merkwürdige Unruhe bei mir aus. Außerdem muss ich zugeben, dass er recht hat. Sollte er die Wahrheit sagen, würden wir den falschen Schuldigen liefern.

Ich spüre, wie mein Atem schneller geht und mich eine Versuchung überkommt, meine Arme um seinen Hals zu schlingen. Ich sehne mich danach, dass seine Lippen meinen Mund berühren, seine Hände meinen Körper erkunden. Ich schlucke und starre auf die vertäfelte Wand und versuche, die Holzteile zu zählen, doch ich gerate immer durcheinander, weil die Fugen so blass sind.

„Hast du Beweise dafür, dass Hart ›Purple Panther‹ herstellt? Irgendetwas, das vor Gericht Bestand hat?“

Meine Stimme klingt förmlich, wie ich es beabsichtigt habe.

Er zuckt die Achseln, dann schüttelt er niedergeschlagen den Kopf. „Nein. Dafür habe ich keine Beweise. Darum wollte ich ja mit euch zusammenarbeiten.“

Er klingt resigniert, und mir wird klar, dass er wirklich mit dem Rücken zur Wand steht und keine andere Wahl sieht, als mich auf seine Seite zu ziehen.

„Ich bin kein rechtschaffener Mann, Juli. Ich bin ein Gangster, ich mache krumme Sachen. Aber ich habe meine Prinzipien, und dazu gehört: Ich stelle keine tödlichen Drogen her.“

Diese direkte Aussage, eigentlich ja ein Geständnis, überrascht mich. Damit hatte ich nicht gerechnet, ich hatte erwartet, dass er sich als unschuldig darstellen würde. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er die Wahrheit spricht, seine Wahrheit. Aber die Kommissarin in mir mahnt zur Skepsis. Ich muss mich wohl – zumindest vorerst – auf sein Spiel einlassen.

„Wenn ich dir helfen soll, müssen wir alle zusammenarbeiten, auch meine Kollegen, Jackson. Und ich brauche etwas von dir, wo wir ansetzen können.“

Er nickt und starrt aus dem geöffneten Fenster, als gebe es dort irgendetwas zu sehen außer dem schwarzen Meer und dem dunklen Himmel.

„Ich habe Adressen in Montenegro von Drogenlaboren. Außerdem habe ich Chats mit Hart und noch einen alten Businessplan.“

Ich kann meine Überraschung nicht verbergen. „Businessplan?“

Er grinst. „Ja, was ist daran so komisch? So etwas macht man halt. Vertriebswege, Kalkulationen. Zwischenhändler, Ausgaben. Natürlich alles für ›Pink Panther‹.“

Die Vorstellung, Elisabeth Steinhauer den Businessplan von Hart und Jackson vorzulegen, erheitert mich. Jackson wirft mir einen erbosten Blick zu.

„Als Polizistin sollte dir so etwas schon begegnet sein, Juli. Du magst das anders sehen, aber für mich ist es ein Job, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Und mit dem ich ein paar Leuten zu ein paar Stunden guter Laune verhelfe.“

Meine Halsschlagader beginnt zu pochen. Diese Form des Rechtsverständnisses geht mir gehörig gegen den Strich. Doch Jackson kommt erst so richtig in Fahrt.

„Es sterben mehr Menschen an Alkohol als an Drogen, das weißt du sicher. Man könnte demnach auch Kneipenwirte, Winzer und Bierbrauer verknacken. Nur, weil es legal ist und gesellschaftlich anerkannt, Alkohol zu trinken, können sie damit Geld verdienen, und der Staat profitiert dabei. Das ist doch Heuchelei.“

„Moment. Es gibt einen Riesenunterschied zwischen einem Fass Bier und einem Kilo Kokain oder ›Pink Panther‹, Jackson. Synthetische Drogen verursachen Schäden im Körper, mal abgesehen von den Folgen der kriminellen Netzwerke für die Gesellschaft, die für ihre Verbreitung zuständig sind.“

Er atmet tief durch, zuckt dann die Achseln und grinst mich an. „Wir stehen nun mal auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Aber das heißt ja nicht, dass wir nicht zusammenfinden.“

Ich verzichte darauf, weiter mit ihm über Ethik und Verbrechen zu diskutieren. Eine Weile lang schweigen wir, und ich lehne mich mit dem Rücken ans offene Fenster und genieße die Meeresbrise. Jackson fährt sich durchs Haar, kommt zu mir herüber. Ich beobachte ihn und versuche, Konstantin und Jackson voneinander zu trennen. Ich frage mich zum hundertsten Mal, wer dieser Mann ist, was ihn antreibt.

Was will er von mir, die auf der anderen Seite des Gesetzes steht, außer, mich zu benutzen? Noch während ich darüber nachdenke, warum er mich genauso fasziniert wie damals, als ich ihn noch für einen Start-up-Investor hielt, steht er neben mir. Ich erwarte schon einen weiteren Vortrag. Aber er greift unvermittelt nach meiner Hand. Er sagt nichts, sondern schaut mir nur in die Augen.

„Juli, du hast recht. Ich wusste, dass du in dem Fall ermittelst, ich wollte von dir Informationen bekommen, da ich befürchtete, dass ihr mir auf die Spur kommt. Doch dann ist etwas passiert, das ich nicht eingeplant habe.“ Mein Herz poltert und stolpert, setzt zu einem schnellen Galopp an.

„Ich habe mich in dich verliebt, Juli.“ Er ergreift meine Hände und schaut mir in die Augen. Meine Gedanken überschlagen sich, mein Kopf versucht zu erfassen, was er sagt.

„Und doch hast du mich belogen“, flüstere ich, aber meine Wut ist dahin.

„Darum habe ich den Kontakt zu dir abgebrochen. Ich wollte dir nicht länger vormachen, dass ich Konstantin bin. Ich wünschte, wir wären uns unter anderen Umständen begegnet, Juli. Du bist genau die Frau, die ich mir an meiner Seite gewünscht hätte.“

Er flüstert diese Worte in mein Ohr, die mir direkt ins Herz gehen. Seine Wange streift meine, und ich spüre die rauen Stoppeln. Seine Lippen verlassen mein Ohr und streifen über meine Wange. Er zieht mich mit einem festen Ruck an sich. Verlangen durchzuckt mich und breitet sich in meiner Mitte aus. Ich denke nicht nach, sondern schließe die Augen und öffne meinen Mund. Seine Lippen suchen meine und treffen sie. Wir küssen uns leidenschaftlich und innig. Er stöhnt auf und fährt mit seinen Fingern durch mein Haar. Ich glaube ihm. Das war der Grund, warum er sich zurückgezogen hat. Wie soll ich das Vic, Leander und Mitch erklären?

„Ich wollte dich vom ersten Moment an, Juli. Bitte verzeih mir, dass ich dich belogen habe“, flüstert er, bevor sein Mund wieder meinen sucht. Mein Herz rast mit Tempo hundertachtzig in meine Magengrube. Mit aller Macht bremse ich es, bevor es unten aufprallt. Ich öffne meine Augen und löse mich von ihm, drehe mich abrupt weg.

„Es geht nicht, Jackson. Ich kann das nicht.“

Sein Blick ist eher verwirrt als enttäuscht, doch dann grinst er verwegen. Sein Grübchen am Kinn tritt hervor.

„Du meinst, weil ich ein Gangster bin? Das sollte kein Hindernis sein.“

Seine Lippen suchen wieder meine, doch ich löse mich sanft.

„Nein. Ich habe schon drei Männer.“

Jackson lässt mich abrupt los. Er steht vor mir und starrt mich verwirrt an. Dann verlässt er die Kabine.

Mia Moreno

Über Mia Moreno

Biografie

Hinter dem Pseudonym Mia Moreno verbergen sich zwei Berliner Journalistinnen, die für große Zeitungen und Online-Medien schreiben. Mia Moreno ist das, was sie verbindet: die Lust am Schreiben, die Begeisterung für starke Heldinnen und natürlich die Liebe zu Berlin, der Hauptstadt der verlorenen...

Veranstaltung
Lesung
Mittwoch, 08. Oktober 2025 in Magdeburg
Zeit:
20:15 Uhr
Ort:
Thalia Deutschland GmbH & Co.KG,
Ernst-Reuter-Allee 11/ Allee-Center
39104 Magdeburg
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