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Stummer Schrei (Eva Nyman ermittelt 1) Stummer Schrei (Eva Nyman ermittelt 1) - eBook-Ausgabe Stummer Schrei (Eva Nyman ermittelt 1)

Arne Dahl
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Eva Nymans erster Fall

— SPIEGEL-Bestseller-Krimi aus Schweden

„Lernen Sie Eva Nyman und ihr Team kennen – es lohnt sich: Spannender Auftakt der neuen Reihe von Bestseller-Autor Arne Dahl.“ - Westfälische Nachrichten

Alle Pressestimmen (32)

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Stummer Schrei (Eva Nyman ermittelt 1) — Inhalt

Eva Nymans erster Fall: Verbrechen im Namen des Klimas

Erst trifft es einen Konzernboss in der Stahlindustrie, dann einen Marketingmanager im Dienst der Autolobby: In Schweden töten selbst gebaute Bomben zwei Menschen, bevor der Attentäter Kontakt mit der Polizei aufnimmt – und mit mehr droht. Ein Klimaaktivist auf Abwegen, scheint es, der in seinen Briefen von Sünde, heiligem Zorn und Rache faselt.

Nur Eva Nyman, Kriminalkommissarin und Chefin eines eingeschweißten kleinen Teams, ahnt, dass mehr hinter den skrupellosen Taten steckt. Was sie verschweigt: In den Briefen finden sich Hinweise auf ihren alten Vorgesetzten Lukas Frisell. Doch kann Frisell wirklich der „Terrorbomber“ sein, von dem alle reden? Nyman muss handeln, um einen dritten, noch viel verheerenderen Anschlag zu verhindern ...

Der spektakuläre Auftakt zur neuen Reihe: Psychologisch, vertrackt, hochexplosiv!

„Von der groß angelegten Sozialkritik zum zutiefst Persönlichen, immer sprachlich brillant, durch die gute Recherche verbürgt und zu hochdramatischer Spannung verdichtet: Arne Dahls Roman überzeugt auf ganzer Linie. Gut möglich, dass dies seine beste Krimireihe werden wird.“ Kapprakt 

„Arne Dahl zeigt einmal mehr, wie gut, glänzend geschrieben, witzig und leidenschaftlich aktuell ein Schwedenkrimi sein kann.“ Skånska Dagbladet 

€ 17,00 [D], € 17,50 [A]
Erschienen am 01.02.2024
Übersetzt von: Kerstin Schöps
464 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-07241-0
Download Cover
€ 14,99 [D], € 14,99 [A]
Erschienen am 01.02.2024
Übersetzt von: Kerstin Schöps
464 Seiten
EAN 978-3-492-60641-7
Download Cover
€ 13,00 [D], € 13,40 [A]
Erscheint am 29.08.2025
Übersetzt von: Kerstin Schöps
464 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-32181-5
Download Cover
„Es ist von Seite Eins an auf jeden Fall super spannend, es gibt tolle Action, gleichzeitig aber auch so kleinteilige Polizeiarbeit, die Mischung stimmt also.“
Deutschlandfunk Kultur „Lesart“

Leseprobe zu „Stummer Schrei (Eva Nyman ermittelt 1)“

1

„Das da vorne muss eine Frau sein. Hundertpro“, denkt er wütend und tritt aufs Gaspedal. Vorbei an dem ersten Sitzpisser in seinem E-Auto, um ihn mit dem bösen Blick zu strafen. Den Mittelfinger hebt er sich für später auf.

Man muss wissen, wann es sich zu kämpfen lohnt.

Der Abteilungsleiter Alf Stiernström ist an diesem Frühlingsmorgen mit dem falschen Bein aufgestanden. Genau genommen ist es schon lange her, dass er mit dem richtigen Bein aufgestanden ist. Kein Wunder, die erste Mail, die er auf seinem Handy gelesen hat – den Kopf noch tief im Kissen [...]

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1

„Das da vorne muss eine Frau sein. Hundertpro“, denkt er wütend und tritt aufs Gaspedal. Vorbei an dem ersten Sitzpisser in seinem E-Auto, um ihn mit dem bösen Blick zu strafen. Den Mittelfinger hebt er sich für später auf.

Man muss wissen, wann es sich zu kämpfen lohnt.

Der Abteilungsleiter Alf Stiernström ist an diesem Frühlingsmorgen mit dem falschen Bein aufgestanden. Genau genommen ist es schon lange her, dass er mit dem richtigen Bein aufgestanden ist. Kein Wunder, die erste Mail, die er auf seinem Handy gelesen hat – den Kopf noch tief im Kissen versunken, die Augen vom Schlaf verquollen –, war von seinem Anwalt, einem notorischen Frühaufsteher.

Was er am meisten an seiner Position im Unternehmen hasst, auf die er sein ganzes Leben lang hingearbeitet und die er jetzt erreicht hat, war das frühe Aufstehen. Aber es lässt sich leider nicht vermeiden. Die Leitung eines der führenden schwedischen Stahlkonzerne muss schon früh am Morgen bereitstehen, und nicht nur das. Früh aufzustehen ist ein Zeichen von Überlegenheit. Lange bevor der Gegner aufwacht, ist man ihm schon weit voraus. Man muss vor dem Feind auf dem Schlachtfeld sein, hat schon der chinesische General und Philosoph Sun Tzu gesagt.

Stiernström versuchte, sich von dieser Führungsphilosophie tragen zu lassen, während er die Mail seines Anwaltes überflog. Als er aber begriff, dass es darin um weitere Forderungen seiner zukünftigen Ex-Frau ging, löste sich die ganze Philosophie in Luft auf. Er hat sich auf alle Zugeständnisse eingelassen, aber nie ist es genug. Die Alte will alles haben, was er jemals erwirtschaftet hat.

Das mit diesem Feminismus geht wirklich zu weit.

Da sieht er, hinter Uppsala, wie vor ihm ein E-Auto ein anderes überholt. Er drückt das Gaspedal durch, schickt eine Benzinwolke über die wogenden Rapsfelder und hängt sich an die Klimadeppen. Mit großem Vergnügen bemerkt er die zunehmende Unsicherheit des Überholmanövers, als der Fahrer die Motorhaube seines eleganten BMWs im Rückspiegel sieht. Die Karosse des künstlich motorisierten Elektronikprodukts wackelt hin und her, und der überbezahlte Computernerd, wahrscheinlich mit Migrationshintergrund, reißt panisch das Steuer nach rechts, um sich vor den minimal langsameren Kollegen zu setzen.

Als Stiernström das sogenannte Auto überholt, streckt er seinen Mittelfinger in die Luft. Ein bisschen zu spät, der Fahrer wird es nicht mehr sehen können.

Aber er hat sich für einen Kampf entschieden.

Erst als er erneut beschleunigt, bemerkt er, dass sein Wagen sich sonderbar verhält.

Von einer Anhöhe wird durch ein Fernglas das zweite Überholmanöver verfolgt. Vor allem aber, was mit dem Wagen auf der linken Spur passiert. Er fängt Feuer, der Fahrer verliert die Kontrolle und schert in der Kurve in die falsche Richtung aus, rast von der Autobahn und pflügt wie ein Feuerball durch das goldgelbe Rapsfeld.

Das Letzte, was von dem Fahrer zu sehen ist, ist sein ausgestreckter Mittelfinger, der wie eine Fackel brennt.

Das Fernglas senkt sich in der einen Hand, der Fernzünder in der anderen.

Das Universum hört einen tiefen Atemzug.

Es hat begonnen.


2

Es ist ein wunderschöner Frühlingstag, mitten im tiefsten schwedischen Laubwald. Schwache Sonnenstrahlen suchen zögernd ihren Weg zwischen den hohen Baumstämmen. Der kleine Waldsee ist finster und spiegelglatt, als würde er ein dunkles Geheimnis verbergen. Die Luft vibriert, summt, zwitschert und birgt allerlei Gerüche, Gestank und Düfte. Ein Hauch von Wehmut weht durch den Wald, als er aus seinem Winterschlaf erwacht.

Weil er weiß, dass er zum Tode verurteilt ist.

Auf der einen Seite des Waldsees erstreckt sich eine kleine Lichtung, dichtes Unterholz markiert das hintere Ende. Etwas bewegt sich dort. Eine ungewöhnliche Bewegung. Aber auch als deutlich wird, dass dort ein Mensch hockt, kann man ihn kaum von der Umgebung unterscheiden. Das liegt nicht nur an der zerschlissenen Camouflagekleidung, die der Mann trägt, sondern auch an der Selbstverständlichkeit, mit der er sich im Wald bewegt. Er gehört hierher. Das ist seine Welt.

Er schneidet sich die letzten grauen Haarsträhnen ab, dann spült er sich das frisch rasierte Gesicht mit dem Wasser aus einem Holzgefäß, richtet sich auf und steckt das große Jagdmesser in seinen Hosenbund. Er ist um die fünfzig, sehnig, wettergegerbt, und als er aufschaut und Witterung aufnimmt, besteht kein Zweifel daran, dass sein ausgeprägter Geruchssinn alles Wesentliche wahrnehmen kann.

Er ist froh, dass er nicht schon wieder einen Bären wittert, sondern nur ein paar Rehe, die sich im Laufe der vergangenen vierundzwanzig Stunden auf die Falle zubewegt haben. Glücklicherweise hat er die Sprengladung bereits demontiert.

Denn er ist im Aufbruch begriffen. Er hat eine lebenswichtige Entscheidung getroffen. Ist seinen Überzeugungen gefolgt, bis zum Schluss. Die Zeit ist gekommen.

Es hat begonnen.

Jetzt muss er sich nur wieder an seinen Namen erinnern. In der Natur existieren keine Namen, nur Duftspuren, Geräuschmuster und Verhaltensweisen. Aber jetzt ist es Zeit, seinen Namen zurückzuerobern, und niemand wird ihn übersehen.

Er hebt das Fernglas und lässt seinen Blick über den kleinen Waldsee gleiten. Alles ist still. Auf dem Weg zum See, dessen Oberfläche wie Teer aussieht, kehrt sein Name zurück.

Lukas Frisell.

Daran kann er sich erinnern.

Hinter dem Namen verbirgt sich eine Vergangenheit, eine Lebensform, eine Geschichte, die anders hätte verlaufen sollen. Er klappt die Falle zusammen, die unten am Ufer des Waldsees angebracht war. Er entfernt die Halterung an den Baumstämmen und wischt die Reste des Sprengstoffs ab. Die Falle landet in seinem Jutebeutel. Dann lässt er den Blick über die schwarze, glatte Oberfläche des Waldsees gleiten.

Er muss zurück, zurück zu den Ruinen des Verfalls.

Die er vor langer Zeit hinter sich gelassen hatte, um niemals wieder umzukehren.

Lukas Frisell wirft sich den Beutel über die Schulter und verabschiedet sich von der Welt, von der er so lange Teil sein durfte. Die Natur hatte ihn willkommen geheißen, ihn aufgenommen.

Seine Dankbarkeit ist grenzenlos.

Er geht schneller, um die Niedergeschlagenheit abzuschütteln. Doch das ist unmöglich. Es ist Zeit, zu den Ruinen zurückzukehren, um den nächsten, unabwendbaren Schritt in seinem Leben zu nehmen.

Die Natur begleitet ihn auf seinem Weg, als würde sie Abschied nehmen wollen und sich versichern, dass er weiß, was er tut. Der Reichtum der Erde überwältigt ihn von Neuem, und einen Moment lang glaubt er, die Natur wolle ihn von seinem Vorhaben abhalten. Als würde sie versuchen, sein drastisches, doch notwendiges Handeln zu verhindern.

Lukas Frisell hat sich nie einsam gefühlt. Obwohl er so viele Jahre in Abgeschiedenheit verbracht hat, fernab von anderen Menschen, hat er sich nie einsam gefühlt.

Es erfordert einen geübten Blick, um die vagen Umrisse neben dem kleinen Hügel zu sehen und zu erkennen, dass es sich nicht um eine natürliche Erhebung handelt. Aber tatsächlich ist dort etwas. Die Stelle, an der die Anhöhe in eine kleine Senke übergeht, sieht ungewöhnlich aus. Das ist sein Ziel.

Dort befindet sich sein Unterschlupf.

Während er sich den Abhang hinuntergleiten lässt, ergreift ihn eine große Wehmut. So viele Jahre lang ist das hier sein Zuhause gewesen, sein Versteck. Das Zentrum seines Daseins. Bis zu dem Tag, an dem er die einzig richtige Konsequenz angesichts des immer sichtbarer werdenden Verfalls seiner Umwelt ziehen musste.

Sein Weg führt ihn durch seinen versteckten Garten, in dem er Gemüse und Kräuter anbaut. Alles wächst, strebt der Sonne entgegen. Aber in diesem Jahr wird er die Ernte den Tieren überlassen.

Kurz bevor er den sorgfältig getarnten Unterschlupf erreicht, bleibt er instinktiv stehen. Etwas stimmt nicht. Er greift nach dem großen Jagdmesser, das an seinem Hosenbund hängt. Und dann sieht er es. An seinem Türpfosten ist etwas eingeritzt worden. Ganz frisch.

Ein Kreis, der von einem zweiten Kreis umgeben ist.

Erneut hebt er seinen Blick, sieht hoch in den Himmel und versucht, eine Witterung aufzunehmen. Doch das Einzige, was er riechen kann, ist ein so flüchtiger Geruch, dass er nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob er überhaupt real ist. Er erinnert ihn an Kastanien, aber in der Nähe wachsen keine Kastanien.

Ein Windstoß weht durch Lukas Frisells Waldstück und wirbelt die frischen Holzsplitter auf.


3

HERBST 2008

In dem schwachen Licht, das auf den Tisch des Vernehmungszimmers fällt, kann man zwei Personen sehen. Sie sitzen nebeneinander, die andere Seite des Tisches ist leer. Auch der Kontrollraum hinter dem Spiegel ist leer.

Kriminalkommissarin Eva Nyman ist die rechte Hand ihres Chefs, neben dem sie sitzt. Zaghaft streicht sie mit der Hand über ihr sehr elegantes Markenjackett und sieht dem besagten Chef in seine hellblauen Augen. Es ist unverkennbar, wie sehr er sich bemüht, seine Ungeduld zu zügeln.

Denn Geduld hatte noch nie zu den Stärken von Kriminalhauptkommissar Lukas Frisell gehört.

„Gibt es schon Neuigkeiten von Peter?“, fragt er.

Eva Nyman schüttelt den Kopf und zuckt mit den Schultern, was ihren lockigen, braunen Haarschopf in Wallungen bringt.

„Er hat eine neue Spur verfolgt und wollte sich melden.“

Frisell schnaubt. Er nickt, streicht sich das dünne, dunkelblonde Haar aus der Stirn und klopft mit dem Stift auf den Tisch. Wie immer geht es nur um diesen einen Fall. Den ganzen Herbst 2008 ging es um nichts anderes als um die Entführung von Liselott Lindman. Von ihr hat die Presse vor etwa einer Woche ein Foto zugespielt bekommen, auf dem Liselott gefesselt auf dem Boden neben einer aktuellen Tageszeitung liegt. Sie sieht ausgemergelt und apathisch aus. Das war nun sieben Tage her. Der Entführer hatte das einmonatige Jubiläum gefeiert, indem er den Medien ein aktuelles Foto seines Opfers schickte.

Das Schlimmste ist, dass sie wissen, wer der Täter ist. Sie sind davon überzeugt, dass der Mann, der verantwortlich ist für die Entführung, die vor über einem Monat auf offener Straße stattfand, Liselotts Ex-Freund Dick ist. Nur wissen sie nicht, wo er sich versteckt.

Mit ziemlicher Sicherheit weiß das aber Robban Svärd, Dicks bester Freund, der vor Kurzem wegen Steuerhinterziehung auf den Malediven festgenommen wurde. Doch er hält sie hin. Sie vernehmen ihn heute zum zweiten Mal, aber bisher hat er noch keine Angaben gemacht.

„Heute knacken wir ihn“, sagt Lukas Frisell und hört auf, mit dem Stift auf den Tisch zu klopfen. Stattdessen dreht er den Ehering an seinem Ringfinger. Eva Nyman entgeht das nicht, sie kontert und legt ihr neues Handy auf den Tisch.

Das sieht nicht aus wie die anderen, handelsüblichen Handys 2008. Es ist ein iPhone, das erste seiner Art, das gerade in Schweden herausgekommen ist.

Frisell verzieht das Gesicht, versteckt seine Hände unter der Tischplatte und konzentriert sich auf die Buchstaben, die neben dem Handy in den Tisch geritzt wurden. „F. R. E. I.“ Vielleicht hat ein Verhafteter seine Hoffnung ausdrücken wollen, die er noch nicht aufgegeben hatte. Aber wie zum Henker war es ihm gelungen, einen so spitzen Gegenstand in den Vernehmungsraum zu schmuggeln?

Ist das schon Freiheit?

„Diese neue Technik ist nichts als Gehirnwäsche.“

„Das ist die Zukunft“, erwidert Nyman. „Ob wir das wollen oder nicht.“

Keiner von ihnen hat wirklich Lust, darüber zu streiten. Sie wollen mit dem Verhör beginnen und den neuesten Anhaltspunkten folgen, um endlich Liselott Lindman zu finden. Aber vorerst sind sie noch sich selbst überlassen.

„Du weißt doch genau, wie es zu der Entführung kam, oder nicht?“, fragt Frisell.

Eva Nyman nickt. Über Facebook. Liselott hatte durch ein Zeugenschutzprogramm eine neue Identität bekommen. Aber dann tauchte auf Facebook, das in Europa gerade in Mode kam, ein Foto von einer Gartenparty auf. Im Hintergrund war Liselott zu sehen. Zwei Tage später wurde sie direkt vor ihrer neuen, streng geheimen Haustür entführt.

Eva Nyman ist erleichtert, dass es nicht wieder in einer endlosen Diskussion endet. Viel zu oft gerieten sie in letzter Zeit in eine Sackgasse. Zwar ist Frisell für sie der Chef, keine Frage, und hat das Sagen. Aber es gibt auch andere Kollegen, die anders zu dem Thema stehen. Peter zum Beispiel.

„Eine neue Spur also?“, sagt Frisell, als hätte er ihre Gedanken gelesen, was ihm ein bisschen zu oft gelingt. „Peter wollte sich melden?“

Nyman zuckt nur mit den Schultern, weil sie weiß, dass da noch etwas kommt.

„Wir können die Polizeiarbeit nicht einer Technologie überlassen, die weder getestet ist noch Rücksicht auf die Privatsphäre nimmt. Außerdem ist die Triangulation eine verdammt unsichere Methode, die unsere Handys zu zweifelhaften Petzen macht. Wir verraten damit die klassische Ermittlungsarbeit und entfremden uns von der Natur. Wir leben in den Ruinen des Verfalls und entfernen uns immer weiter von unserem Ursprung. Man löst Fälle mithilfe der Spurensicherung und von Vernehmungen, nicht mit Computern und … so was da …“

Frisell zeigt auf Nymans nagelneues Handy und verzieht verächtlich das Gesicht.

„Warte nur, bis die da ihre ganze Kraft entwickelt haben“, sagt er und verstummt dann, als draußen im Flur Schritte zu hören sind.

Sofort wächst die Anspannung. Der Wachmann bringt Robban Svärd, der sie mit dem bereits bekannten sarkastischen Grinsen begrüßt. Sein Anwalt betritt nach ihm den Raum, Svärd lässt sich auf den freien Stuhl fallen.

Plötzlich zerreißt ein ohrenbetäubendes, schrilles Geräusch die Stille. Sekundenlang herrscht Verwirrung. Es dauert, bis Lukas Frisell begreift, dass er noch nie ein iPhone hat klingeln hören. Vor allem müssen eigentlich alle Telefone im Verhörraum ausgeschaltet sein.

Eva Nyman geht ran.

„Eva hier. Mensch, Peter, du sollst mich doch nicht anrufen … Was? Okay, warte.“

Frisell reagiert sofort. Er bugsiert den Verdächtigen, seinen Anwalt sowie den Wachmann unsanft nach draußen und schlägt die Tür hinter ihnen zu. Nyman schaltet den Lautsprecher an und legt das Handy auf den Tisch. Peters Stimme hallt durch den Raum. Sie klingt fremd und abgehackt.

„Noch mal von vorne“, fordert ihn Frisell auf.

Man hört, wie Peter mehrmals tief Luft holt, um sich zu beruhigen.

„Die Triangulation hat funktioniert. Wir haben endlich einen Treffer“, sagt er.

Frisell sieht Nyman mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Die schüttelt den Kopf. Sie hatte zwar vermutet, dass Peter und sein Team hinter Frisells Rücken heimlich eine Triangulation machen würden, aber ganz sicher war sie nicht gewesen.

„Und der hat uns zu einem Haus in der Einöde außerhalb von Järna geführt“, fährt Peter fort. „Wir sind rein, aber da war niemand, zumindest nicht mit einem Handy. Es gab jedoch einen Keller, und der Boden des Kellers ist aus Lehm …“

Lukas Frisell gibt einen unartikulierten Laut von sich. Er weiß, wie der Satz enden wird. Und das tut Eva Nyman auch.

„Sie ist so winzig“, sagt Peter leise. „Wie ein Vogeljunges. Ein gefesseltes, kleines Vogeljunges.“

Es herrscht vollkommene Stille. Todesstille. Sowohl im Vernehmungszimmer in der Polizeidienststelle in Stockholm als auch im Keller außerhalb von Järna.

„Sie ist noch warm, Frisell“, durchbricht Peter mit jetzt fester und wütender Stimme die Stille. „Hätten wir mit der Triangulation nur ein bisschen früher begonnen, dann …“

Eva Nyman springt auf und beendet das Telefonat.

Aber es ist zu spät. Frisell hat es gehört.

„Wenn wir mit der Triangulation nur ein bisschen früher begonnen hätten“, sagt er kaum hörbar, „dann wäre Liselott Lindman noch am Leben.“

Seine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. Er starrt auf die eingeritzten Buchstaben vor sich auf dem Tisch.

Frei.

Nyman legt zaghaft einen Arm um ihn, aber Frisell schiebt ihre Hand ohne den Hauch von Aggressivität weg. Da gibt das Handy einen Laut von sich, und auf dem Display erscheint ein Foto. Eva klickt es weg.

Es zeigt die Tote. Liselott Lindman sieht wirklich aus wie ein Vogeljunges.

Mit geschlossenen Augen sitzt Frisell am Tisch.

„Ich habe hier nichts mehr verloren“, flüstert er.

Arne Dahl

Über Arne Dahl

Biografie

Arne Dahl, geboren 1963 in Sollentuna, hat mit seinen Kriminalromanen um das Stockholmer A-Team eine der erfolgreichsten Reihen der Welt geschaffen. International mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über 2,7 Millionen Bücher. Sein...

INTERVIEW mit Arne Dahl

„Stummer Schrei“ ist der erste Band Ihrer neuen Reihe um die Kriminalhauptkommissarin Eva Nyman und ihr tolles, modernes Team. Wer ist Eva Nyman? 

Sie ist eine moderne, weltgewandte Ermittlerin mit der einen oder anderen Leiche im Keller. Eva Nyman hat mit den Besten der Besten zusammengearbeitet und leitet nun ihr eigenes Team, das anfangs gerade einen Leerlauf hat. Privat scheint sie mehr als einmal falsch abgebogen zu sein, aber was sie wirklich zu verbergen hat, können wir natürlich nur erahnen. Was wir wissen: Sie kommt einem möglichen Klimaterroristen in Stockholm auf die Spur, von dem sie so schnell nicht ablassen wird. Auch und gerade weil die Spur in ihre eigene Vergangenheit führt, zu einem der besagten Besten, mit denen sie früher zusammenarbeiten durfte. Und plötzlich findet sie sich in dieser Vergangenheit wieder, die sie ein für allemal hinter sich lassen wollte. 

Und wie sieht es mit Eva Nymans Team aus? Wie haben Sie es entwickelt?  

Das Team ist eine echte Eliteeinheit, so wie ich Elite verstehe: voller menschlicher Makel, die zu einem Gesamtbild beitragen, welches über das rein Professionelle hinausgeht. Vor einem Viertel Jahrhundert habe ich das A-Team entwickelt, das die Leser:innen und später auch die Zuschauer:innen wirklich angesprochen hat. Was ich seither in Bezug auf das Thriller-Schreiben dazugelernt habe, vor allem durch meine enger gefasste Reihe um Sam Berger und Molly Blom, wollte ich nun mit dem Kollektiv und diesem spannenden Team zusammenbringen. Ich habe alle Teammitglieder wie Eisberge angelegt: Man sieht nur einen kleinen Teil der smarten, aber auch gezeichneten Sonja Ryd, des energiegeladenen Shabir Sarwani, der souveränen Annika „Ankan“ Stolt und des etwas getriebenen Anton Lindberg. Und doch ahnt man wohl ziemlich schnell, dass da mehr ist als das, was man mit bloßem Auge erfassen kann. 

Was macht Ihre neue Reihe insgesamt aus? Gibt es ein verbindendes Element? 

In meinen Augen sind es Kriminalromane mit einem Fokus auf den weltweiten Klimawandel. Vielleicht könnte man sie sogar als CliFi, kurz für „Climate Fiction“, bezeichnen. Diese Frage soll sich durch die ganze Reihe ziehen, ohne das alleinige Thema zu sein. Vielmehr sollen auch die anderen großen sozialen Fragen unserer Zeit vorkommen, Gangkriminalität etwa, diverse Gefahren für unsere Demokratie, Cyberkriminalität, Wirtschaftsspionage, der politische Triumph von Idioten und mehr – dies alles vor dem Hintergrund der Klimafrage, die omnipräsent sein wird. Am wichtigsten ist mir aber natürlich, dass meine Geschichten schlau erzählt sind, mit so viel Kraft und Emotionen, so vielen überraschenden Wendungen und so unterhaltsam, dass Sie das Buch einfach nicht aus der Hand legen können – es sei denn, um kurz über das Gelesene nachzudenken … 

Wie entwickeln Sie Ihre Ideen fur einen so fulminanten neuen Auftakt? 

Das ist immer ein kleines Mysterium. Diesmal wollte ich, so viel ist sicher, ein klares Statement über unsere Zeit und den Zustand, in dem wir uns befinden, abgeben. Aber natürlich braucht es auch ein paar richtig gute Überraschungsmomente. Außerdem wollte ich die Geschichte auf eine etwas andere, neue Weise erzählen. Was mir am Ende hilft, ist die Beobachtung unserer Welt: Was geht in ihr vor, was bewegt uns? 

 

Veranstaltung
Lesung und Gespräch
Montag, 28. Juli 2025 in Rendsburg
Zeit:
18:30 Uhr
Ort:
Nordkolleg,
Am Gerhardshain 44
24768 Rendsburg
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Lesung und Gespräch
Dienstag, 29. Juli 2025 in Neumünster
Zeit:
19:00 Uhr
Ort:
Stadtbücherei ,
Wasbeker Str. 14
24534 Neumünster
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Lesung und Gespräch
Mittwoch, 30. Juli 2025 in Schwentinental
Zeit:
18:00 Uhr
Ort:
Schwentinental
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Lesung und Gespräch
Donnerstag, 31. Juli 2025 in Garding
Zeit:
20:00 Uhr
Ort:
Altes Rathaus,
Enge Str. 5
25836 Garding
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Lesung und Gespräch
Freitag, 01. August 2025 in Pellworm
Zeit:
Uhr
Ort:
Neue Kirche, Pellworm
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Pressestimmen
Deutschlandfunk Kultur „Lesart“

„Es ist von Seite Eins an auf jeden Fall super spannend, es gibt tolle Action, gleichzeitig aber auch so kleinteilige Polizeiarbeit, die Mischung stimmt also.“

tv Hören und Sehen

„Packender Auftakt für die neue Stockholmer Kommissarin und ihr Team. Mitreißend!“

ntv

„Mit einem Thriller-Paukenschlag meldet sich Arne Dahl zurück.“

egoFM „Buchhaltung“

„Beim Start seiner neuen Reihe überzeugt Arne Dahl mit hohem Tempo, kurzen Kapiteln und einer gesellschaftspolitischen Relevanz, die in diesem Genre selten ist.“

booknerds.de

„Fulminanter Serienstart mit brillantem Cliffhanger.“

Westfälischer Anzeiger

„Seine Geschichte verläuft in Spannungsbögen, ist drastisch und zerlegt unsere Komfortzone.“

Westfälische Nachrichten

„Lernen Sie Eva Nyman und ihr Team kennen – es lohnt sich: Spannender Auftakt der neuen Reihe von Bestseller-Autor Arne Dahl.“

Westfalen-Blatt

„ Viel Action, viele Sackgassen, viel Spannung.“

TV-Star

„Ein weiterer genialer Höhenflug des Bestseller-Autors.“

Südwest Presse

„Der Bestsellerautor Arne Dahl schöpft in ›Stummer Schrei‹ virtuos aus den verschiedenen Zutatentöpfen.“

SWR 2 „lesenswert Kritik“

„Aktuell, brisant und spannend - Arne Dahl in Bestform.“

SWR - Kaffee oder Tee

„Psychologisch spannend und vielschichtig zeichnet Arne Dahl seine Figuren und macht große Lust auf mehr. Der politische und sozialkritische Hintergrund ist dabei äußerst brisant und sorgt für eine zweite Ebene.“

Ruhr Nachrichten

„Dass Arne Dahl einer der besten schwedischen Krimi-Autoren ist, beweist er wieder in seinem neuen Buch ›Stummer Schrei‹.“

Playboy

„Starker, energiegeladener Auftakt einer neuen Thriller-Reihe aus Schweden.“

Neue Ruhr Zeitung

„Auf ihre Art sind Dahls eingängige Thriller auch in der vierten Serie ideales Lesefutter für anderthalb Tage außerhalb des Alltags, am besten auf der Couch bei Dauerregen oder einer leichten Erkältung.“

NDR Kultur „Neue Bücher“

„Arne Dahl hat hier eine kluge, tüchtige Kommissarin erfunden, die ohne lästige Allüren arbeitet, relativ uneitel ist und einen besorgten und herzlichen Umgang mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pflegt. ›Stummer Schrei‹ ist sehr guter Krimi-Stoff.“

Main-Echo

„Ein Thriller, der als Hörbuch für Hochspannung samt Gänsehaut sorgt.“

Lippische Landes-Zeitung

„Meister Dahl versteht sein Fach.“

Kleine Zeitung Newsletter

„Sprachlich souverän, inhaltlich hochaktuell, spannend erzählt, freut man sich nach dem Cliffhänger schon auf den nächsten Teil.“

Kleine Zeitung

„Sprachlich souverän, inhaltlich hochaktuell und spannend erzählt.“

Gong

„Interessante Charaktere, kluge Wendungen, spannend ab Seite eins: ein grandioser Auftakt.“

Freundin

„Die Handlung wird aus wechselnder Perspektive erzählt und die Kapitel sind knackig kurz – das bringt eine gute Dynamik rein. Dahl ist halt einfach ein Profi, wenns um Spannung geht!“

Frankfurter Rundschau online

„Ein fulminanter Auftakt“

Frankfurter Rundschau

„Arne Dahl (…) beherrscht den Spannungsaufbau, lässt Erkenntnisse in genau der richtigen Dosierung zwischen die Beratungen des Teams und die Action tröpfeln, flicht Handlungszöpfchen immer dichter zusammen, bis die Auflösung zuletzt an nur einem dicken Zopf baumelt.“

BÜCHERmagazin

„Äußerst solide und spannende Schwedenkrimikost, die im Verlaufe des Buches immer feinere Verästlungen erfährt.“

BR Klassik

„Seine Kriminalromane sind nicht nur spannend, sondern auch gesellschaftskritisch und intellektuell anspruchsvoll.“

24books.de

„Arne Dahl gelingt es, aktuelle Debatten in einen spannenden Roman zu packen. Er fängt die einzelnen Meinungen und Stimmungen ein und lässt seine Figuren sprechen. (...) Für alle, die tiefgründige Schweden-Krimis mögen, ist der neue Arne Dahl ein Muss.“

(A) Die Presse am Sonntag

„Eine hochaktuelle Handlung, unerwartete Wendungen, spannende Figuren, kurz: ein Pageturner.“

(A) Der Standard

„Nyman ist als vielschichtige Figur angelegt, die spannende Entwicklungsmöglichkeiten bietet.“

(A) Der Standard

„Nyman ist als vielschichtige Figur angelegt, die spannende Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Ein teuflischer Cliffhanger leitet zum nächsten Band über.“

(A) Buchmedia Magazin

„Nordic Noir auf hohem Niveau.“

(A) Buchkultur - Das internationale Buchmagazin

„Ein raffinierter, mehr als vielversprechender Auftakt einer neuen Ermittlergruppe aus der Feder Arne Dahls.“

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