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Bestseller Farbschnitt

Bloodguard

Roman | Mit limitiertem Farbschnitt
24,00 €
30.01.2025
Julian Müller
608 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
13,8cm x 22cm
978-3-492-70676-6

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Piper Verlag GmbH
Georgenstraße 4
80799 München

Beschreibung

Bitterer Verrat, feuriger Hass und unwiderstehliche Liebe: der neue Enemies to Lovers-Roman aus dem Originalverlag von „Fourth Wing“

Alles in diesem Königreich ist eine Lüge.

Einst dachte Leith, dass er durch Gladiatorenkämpfe genug Geld verdienen könnte, um seine sterbende Schwester zu retten. Doch die Versprechen um die blutigen Spiele, in denen nur die Stärksten gewinnen, sind eine Illusion. Sie nahmen ihm alles: seine Hoffnung, seine Freiheit, seine Menschlichkeit.

Als er plötzlich die Chance erhält, als Bloodguard all dies zurückzugewinnen, muss er sein Schicksal in die Hände der adeligen…

Bitterer Verrat, feuriger Hass und unwiderstehliche Liebe: der neue Enemies to Lovers-Roman aus dem Originalverlag von „Fourth Wing“

Alles in diesem Königreich ist eine Lüge.

Einst dachte Leith, dass er durch Gladiatorenkämpfe genug Geld verdienen könnte, um seine sterbende Schwester zu retten. Doch die Versprechen um die blutigen Spiele, in denen nur die Stärksten gewinnen, sind eine Illusion. Sie nahmen ihm alles: seine Hoffnung, seine Freiheit, seine Menschlichkeit.

Als er plötzlich die Chance erhält, als Bloodguard all dies zurückzugewinnen, muss er sein Schicksal in die Hände der adeligen Elfe Maeve legen. Leith hat allen Grund, die Elfenelite zu verachten. Er sollte Maeve hassen. Doch die Prinzessin fasziniert ihn.

„Bloodguard“ von Cecy Robson wird vor einem Bücherregal gehalten

Über Cecy Robson

Foto von Cecy Robson

Biografie

Cecy Robson ist preisgekrönte Autorin. Sie erschafft magische Welten und fesselnde Liebesgeschichten. Beim Schreiben fiebert sie lachend und weinend mit ihren Figuren mit.

Mehr über Cecy Robson
Buchcover müssen unverändert und vollständig wiedergegeben werden (inklusive Verlagslogo). Die Bearbeitung sowie die Verwendung einzelner Bildelemente ist ohne gesonderte Genehmigung nicht zulässig. Wir weisen darauf hin, dass eine Zuwiderhandlung rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Blogbeiträge zum Buch

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Pressestimmen

„Welches Schicksal auch immer hinter jeder Seite wartet, es ist atemberaubend.“

Westzeit

„Mitreißend!“

kultbote.de

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Cecy Robson
Bloodguard.
Inhaltsangabe

Eins

Leith


Die ramponierten Räder des Wagens poltern von einem Schlagloch ins nächste. Die Stäbe unseres Käfigs rasseln, und das raue Metall schabt über die Schnittwunde an meiner Schulter. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Es wird mir später nicht helfen, wenn die anderen neun Kämpfer, die mit mir hier eingesperrt sind, wissen, dass ich bereits verwundet bin.

Stattdessen schaue ich unentwegt auf das getrocknete Blut des letzten Kampfes, das noch immer an meinen Händen klebt. Es ist nicht mein Blut. Es gehört Yular, vermute ich. Oder vielleicht Mundag. Beide Trolle hatte man mit mir in die Arena geworfen, und wie der Rest von uns hatten auch sie den Kampf bis zum Tod gewählt, um ihre Familien zu ernähren.

Sie waren nur nicht so brutal gewesen wie ich. Oder so verzweifelt.

Ich verschränke die Arme über der dünnen Lederrüstung auf meiner nackten Brust, hebe das Kinn und starre in das vernarbte Gesicht des Kämpfers mir gegenüber. Zwei Hauer ragen über der Oberlippe des Ogers auf, der linke zackig abgebrochen neben einer Scharte, die von seinem Mund bis zum Ohr reicht. Er bemerkt es und starrt grimmig zurück, um mich wissen zu lassen, dass in ihm noch Kampfgeist steckt. Ich erwidere seinen Blick. Kampfgeist ist mein zweiter Vorname.

Ein Horn ertönt und signalisiert unsere Ankunft. Der Oger schnaubt und sieht woandershin. Es hat keinen Zweck, hier drin schon Stunk zu machen, wenn wir heute womöglich gar nicht einander zugeteilt werden.

Ohne mich dagegen wehren zu können, wird mir bang ums Herz, als der letzte Ton des Horns im Wind verklingt und mich daran erinnert, dass es durchaus möglich ist, dass ich dieses Geräusch nie wieder hören werde. Nichts ist unvorhersehbarer als die Arena.

Der Wagen wird langsamer, als er die äußere Mauer des Kolosseums erreicht, und mit schwerem Kettenrasseln und einem splitternden Ächzen bewegt sich das massive Holztor.

Mit jedem Fußbreit, den sich das Tor öffnet, schwellen die Sprechchöre in der Arena an wie ein sich zusammenbrauender Sturm und rollen über den Wagen hinweg. „Bloodguard!“

Sullivan, der erfahrene Kämpfer neben mir, spuckt auf den Boden. „Drecksbande“, murmelt er.

Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Er hat fast meinen Stiefel getroffen, aber er grinst nur.

Wie ich ist auch er ein Mensch. Aber seine Haut ist heller, und seine Haare haben die Farbe ausgeblichenen Strohs. Meine Haut ist vom vielen Training im Freien tiefbraun, und meine Haare sind schwarz wie Pech – aber keinen Deut sauberer als die von Sullivan. Sein Zottelbart ist vielleicht länger als meiner, bedeckt aber kaum die Beulen, die oberhalb des Rands seiner Rüstung zu sehen sind und seinen Hals dicker erscheinen lassen.

Sullivan ist ein zäher, alter Kämpfer. Etwas größer als meine knapp über eins achtzig und mit mehr Masse. Seine Größe gleicht die zwanzig Jahre Unterschied zwischen uns aus. Das macht ihn jedoch nicht besser als mich. Nur zu jemandem, den ich im Auge behalten muss.

„Ich will Schwertschmied werden“, sagte er mir einmal. „Und mein Leben damit verbringen, Waffen herzustellen, die ich dann nie wieder anfassen muss.“ Er hatte mich mit seinen blauen Augen angesehen. „Und was ist mit dir, Bursche?“

„Mit mir?“, hatte ich erwidert. „Ich bin derjenige, für den du die Waffen machst.“

Drei Jahre später, und ich glaube, er hätte eine bessere Entscheidung getroffen.

Auf seinem Unterarm sind ein Schwert und eine Dornenranke eintätowiert, das Ergebnis seiner zwei letzten Kämpfe. Für die nächsten zwei Siege wird er eine Rose und eine Krone bekommen – und schließlich seine Freiheit zurückerlangen. Glückspilz.

Ich verlagere mein Gewicht auf der harten Bank. Die Sprechgesänge werden schneller und schneller. „Bloodguard! BLOODGUARD!“

Ein junger Gladiator, die Muskeln offensichtlich größer als das Gehirn, lässt sich von der Begeisterung der Menge mitreißen und hebt eine Faust über seine schwarzen Locken. Dabei bellt er ein Zitat aus dem Rekrutierungspamphlet, das die meisten von uns in dieses jämmerliche Leben gelockt hat. „›Kämpfe für Gold, siege für Ruhm und Ehre!‹“

„Ruhm und Ehre hat den Toten verdammt wenig gebracht“, knurre ich.

„Wenigstens haben wir heute etwas zum Beißen bekommen.“ Sullivan hustet und spuckt wieder aus. Er ist seit Wochen krank und versucht es zu verbergen. Schwäche ist das Erste, was einen hier umbringt. Dummheit folgt ihr dicht auf dem Fuß.

Der Magier auf der Bank gegenüber weiß das offensichtlich noch nicht. Er sieht Sullivan finster an. Seine saure Miene ist das Einzige, was sein glattes weißes Gesicht entstellt.

„Was ist? Ekelst du dich vor meiner Spucke?“, fragt Sullivan mit einem Lächeln. „Gewöhn dich dran. Du bist genauso am Arsch wie ich.“

Magische Funken tanzen in den dunklen Augen des Magiers. „Du widerst mich an.“

„Ach ja?“ Sullivan fordert ihn heraus. „Wir können nicht alle noble kleine Lords sein wie du.“

Der Magier macht einen Satz nach vorn. Ich ramme ihm meine Ferse in die Brust und befördere ihn damit zurück auf die Bank. „Hebt euch das für die Arena auf“, warne ich ihn.

Er starrt mich mit offenem Mund an. Er hat wohl weder mit meiner Kraft noch meiner Schnelligkeit gerechnet. Das geht den meisten so, weswegen ich überhaupt so lange überlebt habe.

Sullivan stupst mich an. „Wie dumm, dass er seinen Stab braucht, um die ganze Magie zu kontrollieren, oder, Leith?“ Sein Lächeln wird zum Grinsen. „Ein Jammer, dass er beim letzten Kampf kaputtgegangen ist.“

Er hatte ihn einem Oger über den Schädel gezogen, wenn ich mich recht erinnere. Das hatte ihm den Sieg und einen Platz unter uns zehn gesichert.

Mein stechender Blick hält den Magier in Schach, was mich dank all der Wut und Verbitterung, die durch meine Adern fließen, wenig Mühe kostet. Seine Miene zeigt jetzt nur noch Angst vor dem nächsten Kampf.

Ohne seinen Stab hat er nicht die geringste Chance, und er weiß das.

Die Regeln gestatten uns, alles zu verwenden, was wir innerhalb der Arena zu fassen bekommen, sobald der Kampf beginnt. Aber selbst wenn sich ein Magierstab in dem Haufen von Schwertern, Schilden und Dolchen befindet, den man uns anbietet, wird ihm die Zeit fehlen, den Stab an sich zu binden. Er ist ausgehungert und schwach. Wie wir alle.

»Ich … ich habe Familie«, stammelt er. „Frau und Kinder, die mich brauchen.“

Magier haben wie Elfen und andere magiebegabte Wesen Schwierigkeiten, Kinder zu zeugen, also ist es vermutlich gelogen, und er versucht nur, Mitleid zu erregen. Hier wird er keines bekommen.

Sullivan lacht, wie alle anderen Gladiatoren auch, und wütende Tränen bahnen sich ihren Weg über das staubige Gesicht des Magiers.

Typisch. Die, die Angst haben, heulen immer.

Ich lache weder mit, noch habe ich Mitleid. Wir alle haben Angehörige. Das macht ihn nicht zu etwas Besonderem.

Schon beim Gedanken an meine kleine Schwester schnürt sich mir der Brustkorb zu. Ich sehe sie, der Körper von Krankheit schwer gezeichnet und nicht genug Münzen für einen vernünftigen Heiler, aber ich schüttle die nutzlose Emotion schnell wieder ab. Mein Mitleid nützt ihr nichts. Was ihr nützt, ist, wenn ich mich konzentriere – und einen verdammten Sieg hole.

Das Jubeln der Menge wird immer lauter, als wir näher an das Hauptgebäude heranrumpeln. Ich versuche, mich davon wachrütteln zu lassen, aber nach Jahren dieses verfluchten Elends ist es schwer, sich im Angesicht des bevorstehenden Kampfes auf Gold oder Ruhm und Ehre freuen zu können.

Die Aussicht auf Unterkunft, Essen und Geld, das ich nach Hause schicken konnte, hatte mich in das reichere Königreich Arrow gelockt, genau wie all die anderen Kämpfer in diesem Käfig. Und am Anfang war es tatsächlich ein Land gewesen, das meine kühnsten Träume überstieg.

Aber bereits einen Monat nach meiner Ankunft lag die Königin eines Attentats wegen im Koma, und im Nu waren die Spiele, in denen die besten Krieger von Old Erth „herantrainiert“ werden sollten, vorbei. Vorbei die Tage mit deftigen Mahlzeiten und Gelegenheiten zum Ausruhen und Ausheilen. Und vorbei die Jubelrufe, wenn man einen Rivalen ohne Todesstoß besiegt hatte.

Die meisten von uns gehen an den jämmerlichen, dreckigen Lebensumständen zugrunde. Die Arena erledigt den Rest. Die, die noch stehen können, werden mit Feenulmensuppe belohnt, die nie wirklich satt macht, und einem Hungerlohn pro Sieg. Aber … selbst ein Hungerlohn hilft unseren Familien, und kalte Brühe ist schließlich auch Essen.

Nur der Sieg zählt, ermahne ich mich.

Blinzelnd betrachte ich das Kolosseum, als es endlich aus meiner Ecke des Käfigs ins Sichtfeld rückt. Das Stadion aus glitzerndem Stein ist eine protzige Zurschaustellung von Elfenarchitektur. Ringsherum markieren Torbögen diverse Zuschauereingänge, und auf jedem Bogen wacht die Statue eines anderen Bloodguard – denn so lautet der ursprüngliche Name für die ersten acht Generäle von Arrows Armee. Auf dem Haupteingang thront die größte der Statuen: ein Phönix, das Symbol dieses Reiches.

„Man kann den Sieg fast schon schmecken, was?“, Sullivans Worte tönen in meinem Kopf, aber sein Blick ist trostlos. Wir sind beide so kurz davor, und doch ist es verdammt schwer, sich an einem Ort wie diesem an etwas so Nutzlosem festzuhalten wie Hoffnung.

Auf ihn warten nur noch zwei Kämpfe. Auf mich vier. Vier von einst unbezwingbaren einhundert, dann habe ich den Titel eines Bloodguard erobert. Und werde ein Bürger Arrows sein. Und reich. Und alles haben, was ich brauche – genau wie meine Familie.

Die großen, breitbrüstigen Mondpferde zögern, als wir den Tunnel erreichen, der unter dem Kolosseum hindurchführt und sich zu unterirdischen Ställen und Vorbereitungsräumen erweitert, aber ein Knall mit der Peitsche lässt sie weitergehen. Die Rösser werfen einen schwachen Schein wie der Mond, nach dem sie benannt wurden. Ihre Vorderbeine sind besonders lang, die Hinterhand breit, was ihnen zusätzliche Kraft gibt, um unseren schweren Wagen zu ziehen.

Augenblicke später sind wir im Tunnel. Der Schatten ist eine willkommene Atempause von der stickigen Hitze, aber die Zeit, um sie zu genießen, währt nur kurz, bevor der schwüle Gestank von Pferdemist und Tod mir den Atem raubt.

„Das hält man ja nicht aus“, murmelt Sullivan und kneift sich die Nase zu. Ich mache mir nicht die Mühe.

Irgendwann ziehen die Pferde den Wagen auf der anderen Seite der Tribüne wieder nach oben in die Arena, aber sie scheuen schon wieder, als könnten sie das Blut wittern, dass den Sand durchtränkt hat.

„Man sagt, der Sand in der Arena sei einst so weiß wie der Schnee auf den Gipfeln von Amdar gewesen“, wirft der junge Kämpfer voller Ehrfurcht ein. Der Neuling vom Dienst hat wohl das ganze Rekrutierungspamphlet auswendig gelernt.

Wir alle beäugen den Boden der Arena. Nach den vergangenen drei Jahren der Brutalität bleibt nur noch ein widerwärtig graues Feld.

Der Kutscher flucht und lässt noch einmal die Peitsche knallen. Die Pferde ziehen an und lassen uns im Käfig nach hinten stolpern. Dieses Mal kann ich mir das schmerzverzerrte Gesicht nicht verkneifen.

„Was werden sie mir wohl dieses Mal entgegenwerfen?“, fragt mich Sullivan und kratzt sich nachdenklich unter der Brustplatte.

„Vielleicht zwei Feuerelche?“, schlägt eine Zwergin mit Septum-Piercing und dicken grauen Zöpfen vor, die sich die schmerzende Hüfte reibt. „Diese Scheusale aus Canvol brennen ein Loch in dich hinein, wenn sie dich nicht vorher fressen.“

„Könnte alles Mögliche sein“, gebe ich mit gelangweiltem Ton die ehrliche Antwort.

Üblicherweise werden immer zwei von uns aufeinandergehetzt, aber manchmal werfen sie ein paar Untiere dazu, damit die Sache unterhaltsam bleibt. Und auch wenn es keine offizielle Regel ist, weiß es jeder: Je näher ein Kämpfer dem Bloodguard-Titel kommt, desto größer wird der Mist, den sie einem entgegenwerfen.

Ich hole tief Luft und versuche nicht daran zu denken, dass erst zwei von uns es zum Bloodguard geschafft haben, seit ich angekommen bin und der High Lord die Herrschaft in Arrow übernommen hat.

„Wer oder was auch immer es ist“, sagt Sullivan und lehnt sich an die Käfigstangen, als wäre das hier ein Spaziergang, „ich mache kurzen Prozess mit ihm, damit der Rest von euch mal sehen kann, wie hier der Hase läuft.“

Ich muss über seine Großspurigkeit fast grinsen, aber da herrscht auf einmal dicke Luft im Wagen.

„Bloodguard. Bloodguard. Bloodguard!“

Ich knirsche mit den Zähnen und versuche die Anspannung abzubauen, die mir die Kehle zuschnürt. Bei Old Erth, ich werde mich niemals an diesen Kriegsschauplatz gewöhnen. An diesem gewaltigen Ort sind wir völlig unbedeutend. Wie Staubkörnchen auf einem berühmten Gemälde, wie Setzlinge in einem Wald von Mammutbäumen.

Auch dieses Mal versuche ich mir einzureden, dass die Größe keine Rolle spielt. Aber wie sonst auch weiß ich insgeheim, dass es doch so ist. Jede Menge Platz. Und keine Versteckmöglichkeiten.

Ich lehne mich zurück und knurre all denen einen Fluch entgegen, die es nicht erwarten konnten, hier zu sein. Die Tribünen sind heute vollbesetzt – mit Zuschauern in bunten Farben anstelle der schwarzen Kleidung, an die wir uns im vergangenen Monat gewöhnt haben. Mir rutscht das Herz in die Hose wie ein Stein.

„Scheiße, würde ich sagen“, kommt von Sullivan.

„Schätze, die Trauerphase ist vorbei“, murmelt die Zwergin leise in die schwere Stille und starrt auf ihre Stiefel.

Niemand erwidert etwas. Wir sind alle damit beschäftigt, darüber nachzudenken, was das für unsere nächsten Kämpfe bedeutet. Der High Lord hat im vergangenen Monat seinen Blutdurst aus Pietät wegen des Todes der Königin nach fast drei Jahren Koma gezügelt. Auch die Wetten haben nachgelassen, weil niemand unehrerbietig sein wollte, während das Königreich den Verlust seiner geliebten Monarchin betrauerte.

Ich atme ein und konzentriere mich darauf, mein wild pochendes Herz zu beruhigen. Panik wird mich nur noch schneller umbringen. Denn heute – heute wird der High Lord ganz bestimmt versuchen, die Einnahmeausfälle auszugleichen, indem er aus unserem Leben ein Spektakel macht. Und aus unserem Tod.

Heute ist niemand sicher.

Niemand.


Zwei

Leith


Ich konzentriere mich nur noch auf den bevorstehenden Kampf, ziehe die blutige Bandage an meiner linken Hand mit den Zähnen fester und lasse den Blick über die Menge schweifen, an der wir vorüberfahren.

Der Reichtum in der Menge wird weniger allgegenwärtig, je höher sich die Tribüne über der steinernen Arena erhebt. Die Commons, der größte Ring der obersten Reihen, ist ein Meer aus einfacher Kleidung aus schlichter Baumwolle, während der mittlere Block, der Middling, schon seidige Gewänder vorweisen kann. Aber selbst diese Kleidung wirkt wie einfache Lumpen, wenn man sie mit der vergleicht, die die Leute im innersten Block, dem Noble Ring, zur Schau tragen. Feinste Seide und Krinoline, Goldschmuck und Juwelen machen aus diesen Reihen wahre Schatztruhen.

Acht breite Treppenaufgänge sind im gleichen Abstand um das Kolosseum verteilt, und Buchmacher in hellgelben Tunikas laufen die Ringe auf und ab und tauschen Einsätze gegen Wettscheine. Und jetzt, wo die Menge sehen kann, wie wir in die Arena gerollt werden, gehen die Einsätze in die Höhe. Banner für jeden Kämpfer, auf denen unser Konterfei gemalt ist, werden über dem höchsten Ring entrollt, Flagge für Flagge, bis sie rund um die Arena wehen.

Ich kann nicht anders; mein Blick schnellt von Banner zu Banner, bis ich Sullivans vertrautes Gesicht sehe – und die Quoten gegen ihn, die gerade angepasst werden –, und plötzlich spannt meine gesamte Haut. Verflucht! Weil Sully nur noch zwei Kämpfe vor sich hat, bis er zum Bloodguard wird, ist der Topf besonders voll – und die Quoten machen ihn zum Favoriten.

Heute werden ganze Vermögen gemacht. Und verloren.

Sullivan folgt meinem Blick und knurrt leise. „Bastarde.“

Normalerweise wären wir froh über die vorteilhafte Gewinnspanne und hätten die Hoffnung, selbst ein paar Münzen einzustreichen, wenn wir gewinnen. Aber nicht heute. Bei Quoten wie diesen gewinnt das Haus nur, wenn Sully fällt. Und ich schätze, Vitor, der High Lord, hat etwas ganz Besonderes für uns in petto. Zur Hölle mit ihm!

Alles in Arrow ist link und unehrlich. Und der High Lord und sein Sohn am allermeisten.

Endlich werden die Mondpferde mit einem Wiehern vor der privaten Loge des Regenten von Arrow zum Stehen gebracht. Die Loge nimmt vier Reihen ein und beginnt zweieinhalb Meter über dem Boden der Arena. Nah genug, damit die königliche Familie das Blut und die Gewalt – wenn auch aus sicherem Abstand – hautnah miterleben kann. Auch diese Loge ist mit dem Bild eines Phönix geschmückt, königlich und rot mit geschwungenen orangefarbenen Federn. Niemand hat diesen Vogel je in Natura gesehen, weil er vor einem Jahrhundert getötet wurde, aber das verdammte Ding prangt auf allem, was die Aristokratie in die Finger bekommt.

Laut den Geschichten haben sie jahrzehntelang darauf gewartet, dass der mythische Vogel wiederaufersteht, nachdem er den Sieg über Arrows Feinde errungen und in der letzten Schlacht gestorben war.

Aber es passierte nie.

Mir kommt es absurd vor, dass sie diese Kreatur zum Idol erkoren haben, aber andererseits finde ich das meiste, was die königliche Familie macht, albern.

Die rostige Wagentür wird von einer Wache aufgerissen, und einer nach dem anderen treten wir heraus und in zwei Reihen an, während die Menge schadenfroh johlt.

Ich rolle mit den Schultern und starre auf die Sitze der königlichen Loge.

Sadisten. Allesamt. „Man sollte die Loge abfackeln.“

Sullivans Lachen wird zu einem Husten. „Ach, komm schon. Zumindest sind deine Anhänger hier.“ Er zeigt auf einen Block im Middling rechts von uns, wo eine Gruppe Zuschauer mit leuchtend bunten Schals in meinen Bannerfarben wedelt, Rot und Violett, aber ich ignoriere sie und drehe mich wieder den königlichen Sitzreihen zu.

Die nächsten Minuten werden entscheiden, ob ich eine Chance habe zu überleben – oder ob ich sterbe.

Der Buchmacher des High Lords, ein kurzgewachsener Mann mit einer runden Brille auf der Nasenspitze und schütterem weißem Haar, das sich über seine Ohren wölbt, wirft einen prüfenden Blick auf jeden von uns und wägt dann unser Schicksal in seinem Wettbuch ab.

Mit einer ausladenden Armbewegung reicht er das Pergament an High Lord Vitor, den Regenten des Königreich Arrow, weiter, der in der ersten Reihe sitzt, wie sein Rang es verlangt. Der High Lord wirft einen Blick auf das Pergament, die dicken dunklen Haare in einem breiten Zopf geflochten, der weit oben auf dem Kopf ansetzt und sich bis über seinen Rücken schlängelt, ein scharfer Kontrast zu der blassen Haut seiner spitzen Ohren. Er sieht nicht älter aus als vierzig, aber Elfen können Hunderte von Jahren alt werden, also kann man ihm das Alter nicht wirklich ansehen. Er trägt die traditionelle Elfenkleidung: Hosen und Weste aus fließender Seide, Goldseide natürlich, aber irgendetwas sagt mir, dass es hauptsächlich dazu dient, seinen für einen Elfen ziemlich muskulösen Körperbau zur Schau zu stellen.

Alles, was dieser Mann tut, schreit nach Absicht.

Der High Lord wendet sich seinem Sohn zu. Kurz starren die beiden sich an. Keiner sagt ein Wort, aber man merkt, dass zwischen den beiden Männern ein Kampf ausgefochten wird, bevor der High Lord kurz nickt und sich dem Buchmacher zuwendet. Er sagt etwas zu dem kleinen Mann und drückt ihm das Wettbuch wieder in die Hand. Die weißen Augenbrauen des Buchmachers schnellen hoch bis zu seinem Haaransatz, als er das Pergament nimmt, aber dann zieht er ein paar schnelle Linien mit seiner Schreibfeder und fängt an, etwas einzutragen.

Irgendetwas am angespannten Kiefer des High Lords bewirkt, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen.

Er dreht sich nach links und sagt seinem Sohn irgendetwas in gereiztem Ton, was ich nicht verstehe. General Soro, der wie eine verwässerte Version seines Vaters aussieht, spielt heute mit vollem militärischem Ornat Verkleiden. Ein Reigen runder goldener Medaillen in Knopfform dekoriert beide Seiten seiner strukturierten, blauen Tunika. Natürlich hat der „General“ keinen einzigen Tag beim Militär gedient. Der Titel ist genauso selbst ernannt und wertlos wie der Mann selbst.

Vater und Sohn tauschen barsche Worte aus – Liebe sucht man dort offensichtlich vergebens –, bevor sich der High Lord wieder dem Buchmacher widmet und seinen Sohn aus seinen Gedanken verbannt. Soros Kiefermuskeln arbeiten, und sein Blick fällt auf mich. Dabei kräuselt sich einer seiner Mundwinkel nach oben, als könnte er es nicht erwarten, besonders meinen Tod zu bejubeln.

Sullivan stupst mich an. Ich löse mich von der königlichen Loge und lasse die Hand sinken. Er deutet mit dem Kopf auf die anderen Gladiatoren in unserer Reihe und murmelt: „Ich habe ein gutes Gefühl, egal, wen sie mir heute zuteilen.“

Offenbar hat er den Austausch zwischen Vitor und seinem Sohn nicht mitbekommen und stattdessen versucht, unsere Mitstreiter einzuschätzen. Die Zwergin bringt Masse mit, ist hart im Nehmen und stark, aber Zwergen fehlt Geschwindigkeit. Die anderen sind nicht so rabiat, nicht wie Sullivan und ich. Er hat recht. Wir sollten es bis in die nächste Runde schaffen. Sogar so krank, wie er ist, ist er noch verbissen und tödlich. Er ist auch der einzige Gladiator, den ich als Freund bezeichnen würde.

Seit wir uns das erste Mal begegnet sind, besteht zwischen uns eine unausgesprochene Abmachung, dass wir uns nicht gegeneinander wenden, es sei denn, wir werden in einem Kampf einander zugeteilt. Bisher ist das nicht passiert. Vermutlich wegen des hohen Verlustes für das Haus, sollte der Falsche von uns gewinnen. Aber ich weiß, dass dieser Tag kommen wird, wo die Wetteinsätze das Risiko überwiegen. Ich hoffe nur, dass es nicht heute ist.

Ich lasse den Blick über die anderen Gladiatoren schweifen und kann nur hoffen, dass irgendjemand von ihnen durch meine Klinge den Tod finden wird, nur nicht Sully.

Eine große Glocke ertönt und gibt das Signal für die letzten Wetten. Für uns ist es an der Zeit, wieder in den Wagen zu steigen, in die Ställe zu fahren und auf die uns zugeteilten Kämpfe zu warten.

„Bist du bereit, Leith?“, fragt Sullivan.

Bereit, zu sterben? Oder bereit, zu töten? So oder so, ich nicke.

Die Zwergin richtet sich auf, brüllt und trommelt sich auf die Brust, während einige Elfen aus meinem Heimatland der Menge zuwinken. Ihre gertenschlanken, eleganten Arme wiegen sich wie Schilf im Wind. Ich muss sie im Auge behalten. Elfen sind auf trügerische Weise stark. Die neueren Gegner, ein Minotaurus und ein Vielfraß-Gestaltwandler, fangen an, ihre Muskeln spielen zu lassen. Sie versuchen alle, die Menge dazu zu bekommen, die Wetteinsätze zu erhöhen, weil sie glauben, dass dabei am Ende auch mehr für sie herausspringt.

Viel Glück, kann ich nur sagen.

Die meisten Belohnungen für die Kämpfer waren Geschichte, als man anfing, verurteilte Kriminelle auf die Liste zu setzen.

Sullivan und ich biedern uns nicht beim Publikum an. Er legt den Kopf nach links und rechts und lässt den Hals knacken. Die Stichwunde in meiner linken Hand brennt, genau wie die Axtverletzung am linken Schulterblatt.

Ich spüre, wie Soros Interesse wieder auf mir liegt, sehe auf und erwarte einen vernichtenden Blick, weil ich es gewagt habe, dabei zuzusehen, wie sein Vater ihn abkanzelt. Stattdessen guckt er mich prüfend an, während ein junger menschlicher Lord neben ihm über etwas lacht, was er gesagt hat. Ich kann mich nicht erinnern, diesen Lord bereits gesehen zu haben, mit seinen zu Stacheln frisierten und an den Spitzen mit bunten Edelsteinen besetzten grünen Haaren, als wäre er ein aufgeplusterter Pfau, aber man sieht deutlich, wie sehr er es genießt, heute in der königlichen Loge zu sein, und wie er um Soros Aufmerksamkeit buhlt. Er deutet auf die zwei Reihen von Kämpfern unter ihm, und die beiden lachen ein weiteres Mal und bringen mich auf den Gedanken zurück, die Loge in Brand zu setzen.

Der Sitz neben Lord Gockelpfau ist leer, dann folgen zwei weitere Lords, einer schon älter mit grauen Haaren und dunkler Haut, der andere ungefähr in meinem Alter mit langen blonden Zöpfen, die Seiten seines Kopfes kahl rasiert, ein Stil, der bei den hiesigen Soldaten beliebt ist. Sie jubeln und lachen nicht wie die anderen. Sie versuchen noch nicht einmal, schnell noch Wetten abzuschließen. Wieso nicht?

Auf einmal drehen sich alle vier Köpfe zu einer eleganten Elfin mit hellbrauner Haut und hohen Wangenknochen, die auf sie zuläuft.

Sie ist hochgewachsen und erstaunlich kurvig. Ihre Schritte sind geschmeidig wie die einer Katze. Sie läuft an der ersten Reihe entlang und betritt die königliche Loge. Wäre da nicht die Art, wie sie sich bewegt, hätte ich sie für jemanden aus dem Middling gehalten. Über ihrem schlichten und doch geschmackvollen blauen Kleid, dem für ein königliches Maß jede Verzierung fehlt, trägt sie einen einfachen schwarzen Kapuzenumhang.

Sie nimmt elegant auf dem leeren Sitz neben Lord Gockelpfau Platz, und der ältere Elf neben ihr begrüßt sie mit einer herzlichen Umarmung, die sie erwidert. Als sie sich wieder niederlässt, setzt sie die Kapuze ab und streicht sich die lockigen braunen Haare hinter ihr spitzes Ohr. Diese Frau ist selbstsicher, majestätisch, und … mit Narben übersät.

Kleine, erhabene Brandmale setzen direkt unter ihrem Kinnbogen an, werden auf ihrer Kehle größer und verzweigen sich. Ich vermute, dass sich die Narben auf ihrem Brustkorb fortsetzen, aber so, wie sie den Umhang an sich drückt, kann man nichts sehen.

Elfen erreichen ein hohes Alter und heilen sehr schnell. Noch nie habe ich ein Spitzohr mit derartig schweren Hautverletzungen gesehen.

Lord Gockelpfau schüttelt den Kopf und züchtigt sie öffentlich, indem er ihr die Kapuze wieder aufsetzt und versucht, ihre Narben erneut zu verdecken. Sie zieht die Kapuze herunter, sieht ihn wütend an, sagt aber nichts.

Soro beugt sich hinter Lord Gockelpfau, um ihr etwas zu sagen, und die Kiefermuskeln der Elfenfrau treten hervor. Sie verschränkt die Arme, als müsste sie sich sehr zusammenreißen, um die beiden nicht zu verprügeln. Ein zufriedenes Schmunzeln treibt einen Mundwinkel von Soro nach oben; seine Spitze hat offensichtlich ihr Ziel getroffen, und er lehnt sich in seinem Sitz zurück.

Ich sehe zu, wie sie ihr Baumwollkleid über den Knien glättet und dabei knapp über unsere Köpfe hinwegguckt, als wollte sie keinen Blickkontakt mit Personen unterhalb ihres Stands. Scheiß drauf! Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf, balle die Hände zu Fäusten und sehe sie aus zugekniffenen Augen direkt an. Ich verlange, dass sie mich sieht.

Als könnte sie meine Gedanken lesen, sinkt ihr Kopf tiefer, und unsere Blicke treffen sich.

Jetzt sind ihre Augen fest auf mich gerichtet, und keiner von uns beiden bewegt sich. Das müssen wir auch nicht. Die Erde bewegt sich unter unseren Füßen für uns.

Sie ist keine vier Meter entfernt von mir und nur ein gutes Stück über mir. So nah, dass ich fast glaube, sie berühren zu können, und doch – sie könnte genauso gut in einem anderen Königreich sein. Als ich sie weiterhin unentwegt anstarre, färben sich ihre Wangen zartrosa. Aber sie wendet den Blick nicht ab, auch nicht, nachdem ich eine Augenbraue hochziehe. Eine Regung, die ich so lange nicht gesehen habe, dass ich sie kaum wiedererkenne, huscht über ihr Gesicht. Für einen Augenblick, kaum länger als der Atemzug einer Fee, bin ich weder eine Waffe noch ein bald in Vergessenheit geratenes Gesicht. Ich bin nur ein Mann.

Verdammt! So menschlich habe ich mich seit Jahren nicht gefühlt … Da streckt sie das Kinn vor und guckt weg, als wäre ich ab diesem Moment entlassen. Und katapultiert mich wieder in die Hölle meiner Realität.

Ich hätte es besser wissen sollen, als Respekt von einem dieser Arschlöcher zu erwarten oder zu begehren. Ich dachte, sie wollte mir etwas geben – etwas, worauf ich schon viel zu lange verzichtet habe –, als sie es mir mit einer verdammten einfachen Geste wieder weggenommen hat, um mich an meinen Platz zu erinnern.

Lord Gockelpfau dreht sich mit mürrischem Blick von ihr zu mir. Ich ignoriere ihn. Die Wut frisst sich meinen Brustkorb hinauf, und ich breite die Arme aus. „Was ist los, Prinzesschen? Fühlst du dich schmutzig, weil dir gefällt, was du siehst?“

Sie reißt den Kopf nach links, weg von Lord Gockelpfau, und tut so, als hätte sie es nicht gerade eben mit Blicken mit mir getrieben. Ihr Begleiter sieht mich noch finsterer an als zuvor.

„Und du glaubst wohl, du kannst es mit mir aufnehmen?“, fordere ich ihn heraus, lasse die Fingerknöchel knacken und stelle mich breitbeinig hin. „Dann komm runter und zeig’s mir, du mieser Schwächling!“

„Was zur Hölle tust du da, Junge?“, raunt mir Sullivan zu, aber ich mache mir gar nicht erst die Mühe zu antworten. Die Wahrheit ist, ich habe keinen blassen Schimmer, was in mich gefahren ist.

Lord Gockelpfau springt auf und greift nach dem Heft seines Schwerts. Die Elfin erhebt sich auch, zieht an seinem Arm und redet schnell auf ihn ein. Der Lord schüttelt sie ab, kommt nach vorn und stellt einen Fuß auf die niedrige Steinbrüstung. Er sieht aus, als wäre er bereit, seinen Blicken Taten folgen zu lassen.

Die Adligen können jeden herausfordern, der sie beleidigt, sogar Gladiatoren. Aber wenn sie das innerhalb der Arena tun, heißt das, dass sie einwilligen, bis zum Tod zu kämpfen, genau wie wir.

»Filip, Filip – tu das nicht«, fleht sie ihn an. „Bitte. Ich brauche dich!“

Um ihr vornehmere Kleider zu kaufen, wette ich.

Der Tumult erregt die Aufmerksamkeit von Lord Vitor, der aussieht, als würde er eingreifen, aber sein gehirnamputierter Sohn kommt ihm zuvor, beugt sich nach vorn, ein grausames Grinsen in den Augen, und sagt etwas zu dem jungen Lord, das ich nicht verstehe. Lord Gockelpfau lässt die Kiefer mahlen und tritt ganz auf die Steinbrüstung.

„Du wirst für diese Respektlosigkeit bezahlen, du dreckiger Hund!“, ruft er mir zu und spannt den Schultergürtel an.

Die anderen zwei Lords auf der anderen Seite der brünetten Frau eilen nach vorn, aber sie sind nicht schnell genug.

Lord Gockelpfau springt in die Arena, den Schwertarm erhoben und die Wut ganz auf mich gelenkt. Er schwingt das Schwert und ich mache einen schnellen Schritt zur Seite, bevor ich ihm einen rechten Haken verpasse. Mein Schlag ist nicht stark genug, um ihn auf den Boden zu schicken, aber stark genug, um ihn so sehr in Schock zu versetzen, dass er das Schwert fallen lässt. Jetzt ist es in meiner Hand und ich hole aus, als er sich wieder aufrichtet.

So hochwertigen Stahl habe ich seit Jahren nicht gesehen. Die Klinge ist derart scharf, dass ich kaum mehr als einen Huckel spüre, als ich seine Wirbelsäule sauber durchtrenne.