Vorwort
In den vergangenen fünfzig Jahren habe ich unzählige Mitglieder von Expeditionen interviewt und die Aktivitäten der Männer und Frauen, die sich ihren Weg über die schier endlosen Flanken des Mount Everest bahnen, aufgezeichnet. Dieser Weg führte manche zum Erfolg, viele zum Misserfolg und etliche sogar in den Tod. Da waren die wahren Bergsteiger, die sagenhafte Leistungen auf neuen Routen vollbrachten oder neue Methoden für das Höhenbergsteigen entwickelten. Da waren aber auch die „Greenhorns“, die keine Ahnung hatten, wie man so einen Berg überhaupt besteigt, und die nicht einmal wussten, wie man Steigeisen oder Steigklemmen benutzt. Ihr Mangel an Erfahrung führte sie in den Tod oder beeinträchtigte die Chancen anderer, den Gipfel zu erreichen. Es kamen Menschen aus Ländern, in denen es gar keine Berge gibt; und in den letzten Jahren fanden sich sogar Leute aus Ländern wie den Golfstaaten oder Mittelamerika ein, von denen man nie geglaubt hätte, dass sie dort Bergsteiger beherbergen.
Die frühen Expeditionen der 50er- und 60er-Jahre bestanden oft aus Mitgliedern nationaler Teams, die von ihren Ländern gesponsert wurden, oder aus Militärpersonal. Dann kamen die Bergsteiger anderer Vereinigungen, wie zum Beispiel Mitglieder von Alpenvereinen oder Gruppen, die irgendetwas gemeinsam hatten. Diese Teams bestanden oft aus fünfzehn bis zwanzig Mitgliedern. Und da waren die kleinen Teams, bestehend aus drei oder vier Bergsteigern, die sich auf anderen Expeditionen kennengelernt hatten und erfahrene Bergsteiger waren, die einzig und allein auf der Suche nach dem Ungewöhnlichen waren.
In den 80er-Jahren schließlich kamen die kommerziellen Expeditionen, deren Mitglieder außer vielleicht dem Wunsch, mit ihrer Leistung zu protzen, überhaupt nichts gemeinsam hatten (nicht einmal Sprache, Alter oder Erfahrung). Und das sind genau diejenigen, die sich selbst und andere am Berg in Gefahr bringen können. Manche der Expeditionsleiter dieser Teams haben selbst sehr wenig Ahnung vom Bergsteigen und geben sich oft nicht einmal die Mühe, die Fähigkeiten ihrer zukünftigen Kunden zu überprüfen; sie nehmen einfach jeden auf, der sich anmeldet und die Gebühren bezahlt. Die Preise variieren ungemein – von ein paar Tausend Dollar genau dieser erfahrungslosen Expeditionsleiter bis hin zu 70000 Dollar bei respektierten Veranstaltern, die auch einmal einen Aspiranten, den sie als untauglich empfinden, ablehnen. Diese Expeditionen sind oft sehr groß, zählen sie doch manchmal mehr als dreißig Teilnehmer mit einer ebenso großen Zahl an Sherpa.
Wie sieht nun die Zukunft aus? Das hängt teilweise von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Während der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg in den 50er- und 60er-Jahren limitierten viele Regierungen für ihre Bürger den Zugang zu knappen Devisen. Momentan sieht es so aus, als ob die wirtschaftliche Lage in einigen Ländern der Europäischen Union bald die finanziellen Möglichkeiten sehr vieler Bürger dort, so einen Berg zu besteigen, überfordern wird, sodass sie zu Hause bleiben müssen. Es wird immer wieder vorkommen, dass – abhängig von der Situation in China – Tibet monatelang geschlossen bleibt und Bergsteigern der Zugang verwehrt wird. Ganz sicher wird es zu einigen Veränderungen kommen.
Es gibt immer noch neue Routen, die am Everest entdeckt und versucht werden können. Gut möglich, dass in fünfzig Jahren vielleicht eine äußerst herausfordernde, technisch schwierige Route, die über mehrere Tage in den höchsten Höhen gemeistert werden muss, versucht werden wird. Das „Hufeisen“ zum Beispiel führt den Westgrat des Nuptse hinauf, dann gen Süden über den Nuptsegrat hinauf zum Lhotse, dessen Gipfel überquert werden muss, und läuft weiter in Richtung Norden über den Südwestgrat zum Gipfel des Mount Everest, dann hinunter über den Westgrat zum Lho-La-Pass und zurück zum Ausgangspunkt im Western Cwm. Heute ist das noch nicht möglich – aber es ist in meinen Augen nur noch eine Frage der Zeit.
Elizabeth Hawley (ins Deutsche übersetzt von Billi Bierling)
Kathmandu
Abenteuerliche Reise in grandiose Höhen
„Der Mount Everest sollte für ein paar Jahre komplett gesperrt werden, damit der Berg und die Menschen zur Ruhe kommen können.“
Dieser Satz hat mich aufgeschreckt. Und er hat mich elektrisiert. Niemand käme auf die Idee, ein Unternehmen zu schließen, nur weil es dort ein paar Tage im Jahr zugeht wie in einem Tollhaus. Der Mount Everest ist der Arbeitsplatz von Dayula, einem Sherpa der jüngeren Generation. Er war dreimal auf dem Gipfel. Und er drückt damit eigentlich aus, die einzige Lösung, den Wahnsinn am höchsten Berg zu stoppen, sei seine vorübergehende Arbeitslosigkeit. Das allein schon dokumentiert auf beklemmende Weise, wie weit es auf der höchsten geologischen Verwerfung der Erdkruste gekommen ist.
Die Geschichte des Mount Everest ist voller Leben. Sie ist aber auch voller Sterben. Und sie ist umfangreich. Ich glaube, man muss die Historie ein wenig befühlen, bevor man verstehen kann, was sich dort heute in einer Höhe abspielt, in der den meisten Menschen der Tod viel näher kommt, als ihnen lieb ist. Die Dinge am Everest sind gewachsen. Bis Ende 2012 wurde der Gipfel 6176-mal bestiegen – von 3680 Menschen. Deutlich mehr als 200 kamen dabei ums Leben. Es gibt viele Geschichten von diesem Berg. Einige davon werden in diesem Buch dargestellt. Es gibt Kurioses und Skurriles zu erzählen, Tragisches und sogar Komisches zu berichten. Der Tod zwischen Fels und Eis aber überschattet vieles, wenn nicht gar alles.
Um zu verstehen, was auf dem Mount Everest vor sich geht, muss man nicht zwangsläufig auf dem Gipfel gewesen sein. Es reicht, zu beobachten und gut zuzuhören. Ich habe 2001 die gesamte Frühjahrssaison unter dem höchsten Berg verbracht, mehr als zwei Monate davon im Basislager. In so langer Zeit erlebt man viel. Und ich wurde auf gewisse Weise Teil des Ganzen. Teil dieser riesigen Maschinerie, die Dreck und Müll produziert und eigentlich so gut wie nichts Vernünftiges entstehen lässt, inmitten eines Nationalparks. Und auch ich konnte mich bei aller selbstkritischen Betrachtung in dieser Zeit der Faszination dieses Berges nicht entziehen und ebenso nicht dem, was sich unter seinen Flanken tut. Dort wird eben nicht nur gestorben, sondern auch gelacht, und es werden Feste gefeiert. Auch Freundschaften werden geschlossen, die oft stabiler sind als viele andere, die im Tal entstehen und sich so leicht verflüchtigen.
Später war ich wieder da. Geändert hatte sich nichts. 2012 reifte in mir der Entschluss, ein Buch über den Mount Everest zu schreiben, die Historie nachzuerzählen und einmal zu ergründen, warum die Dinge heute so sind, wie sie sind. Warum es an einem Berg einen Stau geben kann und warum Menschen vergebens darum flehen, weiterleben zu dürfen. Und schließlich gelang es mir, elf Bergsteiger in diesem Buch zu vereinen, die mit mir ihre eigene Besteigung noch einmal erlebten. Die mich mitnahmen auf diese abenteuerliche Reise in grandiose Höhen, die mich so sehr fesselten, dass ich oft das Gefühl hatte, selbst ganz atemlos zu werden. Ich traf Gerlinde Kaltenbrunner und ihren Mann Ralf Dujmovits an einem glühend heißen Sommertag in ihrem Haus in Bühl im Schwarzwald, Peter Habeler im Zillertal, Norbert Joos in Chur und Kurt Diemberger daheim in Bologna. Zu Hans Kammerlander hatte ich es nicht weit, wir sind fast Nachbarn. Simone Moro lud mich in seine Wohnung nach Bozen ein, und Pemba Nurbu traf ich in der Gegend, der dieses Buch gewidmet ist – am Fuß des Mount Everest. Russell Brice und Billi Bierling traf ich gar nicht, weil sie zu Expeditionen am Manaslu und am Makalu unterwegs waren und ich zu der Zeit eine kleine Trekkinggruppe zum Everest führte. Beide beantworteten dennoch mit großer Geduld und schriftlich, was ich wissen wollte. Ganz zum Schluss fuhr ich zu Reinhold Messner in die Festungsmauern von Firmian in Südtirol. Für den Everest stehe er zur Verfügung, ließ er mich wissen, und es wurde sehr spannend beim bekanntesten Höhenbergsteiger der Welt. Alle elf Spitzenkräfte des Höhenbergsteigens beantworteten außerdem fünfzehn gleichlautende Fragen. Der Spannungsbogen ergab sich aus der so auffällig unterschiedlichen Herangehensweise an die Antworten.
In den elf Gesprächen und auch in all den anderen, die ich in Nepal geführt habe, wurde mir drastisch vor Augen geführt, wie dramatisch die Entwicklung am höchsten Berg ist und wie gefährlich sie möglicherweise noch werden kann – wenn dem Treiben, den Staus und der Rücksichtslosigkeit nicht bald Einhalt geboten wird. Der Everest müsse gesperrt werden, sagt der Sherpa Dayula. Vielleicht hat er damit recht.
Doch sperrt irgendjemand einen Berg?
Walther Lücker
Sand in Taufers
TEIL I: Geschichte und Geschichten
Massenandrang bei der Muttergöttin
Zu Gast bei Apa Sherpa, dem erfolgreichsten Everest-Bergsteiger der Welt
Nein. Die Oase der Ruhe muss anderswo liegen. Nicht hier. Nicht zwischen diesen Bergen. Nicht am Fuß des Mount Everest. Dabei ist es kaum mal ein wirklich hoher Phonpegel. Es ist eher diese Unruhe, die ständige Spannung, die bisweilen unbeschreibliche Nervosität, die über diesem Ort liegt und an Ruhe nicht denken lässt. Am schönsten ist es in der Stunde, wenn der Morgen graut. Sicheren Schritts und bedächtig langsam, die Hände tief in den Taschen der Daunenjacke vergraben, steigt Apa Sherpa auf einen hoch aufgeworfenen Moränenhügel. Sanft streicht der frühmorgendliche Wind über den Khumbu-Gletscher. Es ist halb sieben. Blauer Himmel über den Gipfeln des Himalaja, Idealbedingungen am Mount Everest. Die Temperatur erheblich unter zehn Grad minus, keine Wolke, nicht einmal ein Schleier. Es hat nicht geschneit. Aber es ist noch früh in der Saison. Zu früh, um weiter zu denken als an den nächsten Tag. „Es ist immer dasselbe“, lächelt Apa, der berühmteste lebende Everest-Sherpa, „bei schönstem Wetter sitzt du im Basislager herum. Und wenn du oben bist, musst du dich in einem Sturm durch den Schnee wühlen und ärgerst dich über die verpasste Chance vom Vortag.“ Der Mann weiß, wovon er redet. Am 16. Mai 2002 stand er zum zwölften Mal auf dem Gipfel des Everest, zu diesem Zeitpunkt so oft wie niemand vor ihm. Kaum ein anderer Mensch kennt den Berg so gut wie er. Doch für den freundlichen Mann aus Thame im Khumbu-Gebiet ist der Mount Everest kein Ziel der Sehnsucht, sondern ein Arbeitsplatz. Vielleicht einer der härtesten der Welt. Apa zieht ein Fernglas aus der Jacke. Ein teures. „Geschenk eines Freundes aus Japan, der den Gipfel nicht erreicht hat“. Apa lächelt wieder. Mit prüfendem Blick sucht er den mächtigen Gletscherbruch ab, der sich gleich hinter den letzten Zelten des Basislagers in einer fast unglaublichen Größe aufwirft. Wie eine riesige Lawine überdimensionaler Eiswürfel wälzt sich der Khumbu-Gletscher über den Rand des Western Cwm, eines eisigen Hochtals zwischen Mount Everest und Nuptse (7861 m). Apa hat gefunden, was er gesucht hat. Er gibt mir das Glas. „Schau, sie verlegen den Weg schon wieder.“ Allmählich erwacht das Basislager auf der Südseite des Everest zum Leben. Reißverschlüsse werden vor Zelteingängen hochgezogen. Drüben putzt sich einer die Zähne, dort trinken sie in einer kleinen Gruppe Tee, da hängt einer seinen Schlafsack zum Lüften über das Zelt. Die Chilenen packen ihre Rucksäcke, die Spanier stellen ein neues Zelt auf. Die Amerikaner streben dem gemeinsamen Frühstück entgegen. Es beginnt der tägliche Lauf der Dinge. Ein Ablauf, der mit normalem Menschenverstand freilich kaum zu begreifen ist. Wer die Frage nach dem Warum stellt, hat schon verloren. Denn es gibt keine Antwort auf diesen organisierten Wahnsinn moderner Abenteuergier.
Noch lange bevor der neue Tag anbrach, in stockdunkler Nacht, kurz nach vier Uhr, ist eine Gruppe Sherpa stumm und konzentriert in den Khumbu-Eisbruch gezogen. Jetzt stecken sie lange Alu-Leitern zusammen, überbrücken Gletscherspalten und sichern den Anstieg über einen mächtigen Sérac. Sie nennen sich selbst stolz „Khumbu-Doctors“. Ihre Aufgabe besteht einzig darin, den Eisbruch so zu präparieren, dass die Gefahr, auf Nimmerwiedersehen in einer der Spalten zu verschwinden oder von einem der zum Teil haushohen Séracs erschlagen zu werden, auf ein erträgliches Maß reduziert wird. Dieser Eisbruch, ein fragiles und vollständig instabiles Machwerk der Natur, ist das Tor zum Mount Everest. „Ticket to hell“ nennen die Amerikaner die lebensbedrohliche Gletscherzunge. „Der gefährlichste Teil des Everest, gefährlicher als der gesamte Rest am Berg“, urteilt nüchtern Hans Kammerlander, der auf zwölf der vierzehn Achttausender stand. Das Tagwerk der Khumbu-Doctors hat oft genug nicht einmal vierundzwanzig Stunden Bestand. Praktisch unter ihren Händen kann das Kartenhaus wieder einstürzen. Es gehört heute zu den ungeschriebenen Regeln des Everest, dass eine Expedition in Zusammenarbeit mit den Sherpa-Doktoren den Pfad durch den Eisbruch sucht, ihn unterhält – und finanziert. Der Materialaufwand ist gewaltig, der Eintrittspreis für die anderen Expeditionen ebenfalls: 2345 Dollar kostete das Ticket in den Eisfall im Jubiläumsjahr 2003. Für diese Summe werden mehr als zwei Kilometer Fixseile verlegt, etwa zweihundert Eisschrauben und ebenso viele Firnanker aus Aluminium angebracht. Weit mehr als hundert jeweils zweieinhalb Meter lange Alu-Leitern sind nötig, um Spalten und Eiswände zu überwinden. Die Spalten des Khumbu-Eisbruchs sind so grundlos tief, dass die Sherpa scherzend behaupten, sie könnten beim Blick in die Leere bis nach Amerika schauen – und wer in eine Spalte hineinfalle, erhalte ein „Visum für die Vereinigten Staaten“. Um diese Abgründe zu überwinden, werden an manchen Stellen bis zu vier der Leitern aneinandergebunden. Über die schwankenden Brücken balancieren die Bergsteiger mit Steigeisen an den Schuhen und nur an einem dünnen Seil gesichert, das wie ein Handlauf angebracht ist. Im Eisbruch wurden schon lotrechte Eiswände mithilfe von vierzehn zusammengesteckten Leitern überwunden. Der Respekt vieler Everest-Anwärter, der bei den ersten Begehungen während einer Expedition nicht selten in nackte Angst umschlägt, ist entsprechend groß. Besonders in der Nacht und selbst im respektvollen Abstand des Basislagers zum Eisbruch ist das marod-eisige Gebilde als körperliche Bedrohung spürbar. Mit gewaltigen Kräften schieben sich die Gletschermassen meter- und tonnenweise zwischen Mount Everest und Nuptse zu Tal. Selbst unter dem Moränenschutt des Basislagers ächzt und kracht, stöhnt und knarrt, knallt und rumst es fast ohne Unterlass. „Die Musik des Everest“ nennen Spötter die unheilvolle Melodie. Wenn oben im Eisbruch ein Sérac von der Größe eines Zweifamilienhauses umfällt, fühlt es sich unten an wie ein Erdbeben. „Wir müssen nur lange genug hier sitzen bleiben, dann kommen wir von allein wieder heim. Der Gletscher schiebt uns schon dahin, wo wir hergekommen sind“, schmunzelt Apa. Genau in dem Moment löst sich links am Loh La, dem weglosen Pass des Everest-Westgrats, eine Eislawine und versteckt den halben Eisbruch eine Viertelstunde lang im Schneenebel. Paukenschlag zur Ouvertüre, der Gletscher lebt. In jedem Frühjahr entsteht auf der Südseite des Mount Everest eine Zeltstadt von der Größe eines Dorfs. Wenigstens dreihundert Menschen bevölkern dann zwei Monate lang einen der unwirtlichsten Orte der Erde. Im Jahr 2003, fünfzig Jahre nach der Erstbesteigung, pilgerten zweiundzwanzig Expeditionen mit etwa siebenhundert Personen dem höchsten Punkt der Welt entgegen. Doch das Basislager des Everest ist längst kein wilder Platz mehr für Abenteurer, es ist ein Ort der Computer, Satellitentelefone und des Verwöhnaromas aus der Kaffeemaschine. „Der Everest“, sagt der Tiroler Bergsteiger Peter Habeler, „ist kein Berg mehr für Bergsteiger. Die Chancen, an diesem Berg irgendetwas allein zu tun, gehen gegen null.“ Tatsächlich stieg nach 1978 die Zahl der Besteigungen sprunghaft an. Was Reinhold Messner und Peter Habeler ohne „englische Luft“, wie die Sherpa den Flaschensauerstoff bezeichnen, gelungen war, trauten sich plötzlich auch Bergamateure zu. Eine Besteigung des Everest schien bald nur noch eine Frage des Geldes und der Organisation zu sein. Mit den kommerziell ausgelegten Expeditionen setzte am Everest der Abenteuertourismus ein, der Berg wurde dafür in Ketten geschmiedet. Kilometerweise werden in jeder Saison Fixseile verlegt, Firnanker in den Schnee getrieben und Eisschrauben gesetzt. Tonnenweise schleppen die Sherpa Material in die Flanken des Everest. Zelte, Schlafsäcke, Seile, Kocher, Astronautennahrung, Thermosflaschen, Daunenjacken, pulverisierten Himbeersaft und hundertfach das Lebenselixier Sauerstoff in Flaschen. „Der Everest ist zum höchsten Klettersteig der Erde verkommen“, kritisiert Hans Kammerlander, den vor allem die Besteigungen mithilfe von Flaschensauerstoff stören. „Man sollte sie in der Statistik nicht mehr zählen“, fordert er, „denn mit der Flasche wird der Everest auf einen Siebentausender gestutzt.“ Das Basislager, sagt Reinhold Messner richtbeilschwingend, sei nur noch ein irrwitziger „Treffpunkt der modernen Juxgesellschaft“. Und tatsächlich, wer das Treiben am berühmtesten und begehrtesten aller Achttausender ein paar Wochen lang beobachtet, findet sich bald auf einem einzigen „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ wieder. Für diese Einschätzung genügt ein Blick in das Basislager an der Südseite des Everest. Hundertschaften von Trägern und endlose Yak-Karawanen transportieren Jahr für Jahr zu Beginn der Everest-Saison Mitte März vom Flughafen in Lukla Tonnen an Ausrüstung in den Sagarmatha-Nationalpark. Der ausgetretene Pfad mit den Trekkingstationen Pakding, Namche Bazar, Tengboche, Pangboche, Dingboche, Pheriche, Duglah, Lobuche und Gorak Shep mutiert zur Straße moderner Abenteuerlust. Ein schier endloser Lindwurm wälzt sich der Moräne am Fuß des Everest entgegen. Dort angekommen, entsteht binnen weniger Tage fast eine Kleinstadt. In den überwiegenden Farben Gelb, Orange und Grün stehen zum Höhepunkt einer „normalen“ Saison mehr als fünfhundert Zelte im Basislager auf 5346 Meter Höhe. Etliche Hundert Bergsteiger, Träger, Köche und Küchenhelfer sowie die Verbindungsoffiziere der nepalischen Regierung bevölkern eine Fläche von nicht viel mehr als einem Quadratkilometer. Die einzelnen Expeditionen sind um gebührenden Abstand bemüht. Und doch wirkt es aus einiger Entfernung betrachtet, als wollten sie wie eine ängstliche Schafherde möglichst eng zusammenrücken. An der tibetischen Nordseite des Bergs schaut es im Haupt- und im vorgeschobenen Basislager auch nicht besser aus.
Man darf davon ausgehen, dass sich die Mehrzahl derer, die sich aufmachen, den Everest zu besteigen, daheim verabschiedet hat mit den Worten, man breche jetzt in Richtung „Wildnis“, „fernab jeglicher Zivilisation“, zum „letzten Abenteuer der Menschheit“ auf. Doch kaum im Basislager inmitten eines heillosen Chaos aus Stein, Eis und Schnee angekommen, beginnen die Expeditionen vehement an einem Stückchen Zivilisation zu basteln. Die Hightechausrüstung heutiger Großexpeditionen stürzt selbst hartgesottene Everest-Kenner in Verblüffung. Acht Notebooks, vier Satellitentelefone, digitale Kameras für Liveschaltungen, zwei riesige Parabolantennen, kistenweise Kabel, Faxgeräte, modernste Funkkommunikation, eine Solaranlage mit riesigen Kollektoren und mehrere Dieselaggregate sorgten 2001 für die weltweite Vermarktung von Eric Weihenmayer, der als erster Blinder den höchsten Punkt der Erde erreichte. Aus dem Weißen Haus in Washington nutzte der damalige Präsident George W. Bush den Segen der Technik für einen Liveglückwunsch. Ein solcher Aufwand ist kein Einzelfall. Im Frühjahr des Jubiläumsjahrs 2003 gab es im Basislager sogar erstmals ein Internetcafé – die Minute im Netz kostete einen Dollar. Wenn heute das Satellitentelefon ausfällt, wird das ernster genommen als der Verlust eines Eispickels. Elektrische Kabelleitungen für Licht in den komfortablen Kantinenzelten der Expeditionen, Stereoanlagen, bequeme Stühle und moderne Klappbetten in den Privatzelten, windschiefe, aber funktionstüchtige Duschkabinen mit Warmwasseraufbereitung gehören praktisch zum Standard des Fünfsterneabenteuers. Die Sherpa-Köche suchen sich gegenseitig mit der Größe ihrer rudimentär gemauerten Kochzelte zu übertrumpfen. Drinnen hantieren sie mit Handwerkszeug wie ihre Kollegen in den Nobelhotels von Davos. Sie verwöhnen ihre Gäste mit opulenten Viergangmenüs. Das ist auch dringend notwendig, denn immerhin werden in diesen Höhen zwischen 4000 und 8000 Kalorien täglich verbraucht. Reis, Kartoffeln, Nudeln, Gemüse, reichlich Knoblauch für die Blutwerte, Obst, Huhn, Yak-Fleisch und sogar Rindersteaks – im Basislager gibt es bei einer gut ausgestatteten Expeditionsgruppe praktisch alles, was Herz und Magen begehren. Was es nicht gibt, bringen die Bergsteiger von daheim mit. Mit Speck, Käse, Vollkornbrot, Schokolade, Cappuccinopulver und dem geliebten Früchtetee werden die bisweilen schwer erträglichen Gefühle von Einsamkeit und Abgeschiedenheit bekämpft. Eine sächsische Expedition nahm sich 2001 ein richtig schweres Stück Heimat mit zum Everest – in Form von fast dreißig Kilogramm bestem und in handliche Stücke verpacktem Dresdner Christstollen. Und man kann sicher sein, irgendwo im Basislager summt immer leise eine Espressomaschine. Wer freilich behauptet, das Leben im Everest-Basecamp sei auf Dauer nur angenehm und ein Luxus gewordenes Himalaja-Abenteuer, muss schon ein ausgemachter Spartaner mit jahrelanger Höhlenerfahrung sein. Selbst die vielen kleinen und großen Annehmlichkeiten können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es am Ende der Welt nicht viel schlimmer sein kann. Auf der Moräne gibt es nicht einen Quadratmeter ebenen Boden. Kleine Steine, große Steine, rundliche Brocken, scharfkantige und wackelige Platten. Jeder Schritt ist ein Tanz von Stein zu Stein, ein Balanceakt mit Verletzungsgefahr. Weit mehr als die Hälfte des Tages spielt sich überdies am Boden ab – wie auf jedem Campingplatz. Wer etwas in die Hand nehmen will, muss es von unten aufheben, es sei denn, es liegt auf einem der ganz wenigen Tische im Gemeinschaftszelt. Dem Abenteuer am Fuße des Everest wurde im Lauf der Jahrzehnte nach der Erstbesteigung nur ein wenig die Härte genommen. Anders wäre es für die kommerziellen Anbieter auch kaum möglich, ihre Ausflüge in Eis und Kälte zu vermitteln. Wen man rasenden Kopfschmerzen in der Todeszone aussetzen will, dem muss man wenigstens ab und zu einmal einen guten Kaffee und eine bequeme Pritsche statt der guten alten Isomatte zur Verfügung stellen.
Die ersten Tage nach der Ankunft am Fuß des Khumbu-Eisbruchs sind für die meisten Bergsteiger die Hölle. Nach wenigen Schritten fliegt der Atem, und das Herz jagt. Die Höhe von über fünftausend Meter fordert ihren Tribut. Würde man einen Menschen aus Meereshöhe zum Everest-Basislager fliegen und dort aussetzen, würde er nach einer Stunde kollabieren und wenig später an der Höhenkrankheit sterben. Trotz der Akklimatisierung während des Anmarschs wird für die allermeisten Bergsteiger der Weg von ihrem Privatzelt zum Kantinenzelt, zur Küche oder zur Toilette zu einer echten Anstrengung. Während die Sherpa übermütig von Stein zu Stein springen, versuchen die Everest-Aspiranten verzweifelt, ihre Lunge mit ausreichend Sauerstoff zu füllen. Besonders die Nächte zehren am Anfang nachhaltig an den Nerven. Unter den Zelten, tief drinnen im Eis, knackt und kracht es schaurig, dumpf und hohl. Manchmal hört es sich an, als würde in einer Tiefgarage mit Wucht eine Autotür zugeschlagen. Mitten im Schlaf schreckt man hoch, weil der Lungensack zusammengefallen ist und für einen Moment das Einatmen unmöglich scheint. Dann fahren die Bergsteiger aus dem Tiefschlaf hoch und holen mit kräftigen Atemzügen nach, was sie Sekunden vorher versäumt haben. Dieses Phänomen verschwindet aber nach wenigen Nächten. Wirklich gesund sind in den ersten Tagen im Basislager nicht sehr viele. Durchfall, Magenprobleme, bellender Husten, Erkältungen, stechende Kopfschmerzen, Entzündungen der Stimmbänder und Atemwege, Schwindel, Schlaflosigkeit, Atemnot – in den wenigen Momenten der Ehrlichkeit klagen fast alle über die verschiedenen Beschwerden. Aber wer auf den Everest will, muss vor allem hart gegen sich selbst sein. Spätestens nach drei Wochen werden an vielen Stellen des Basislagers die ersten Zelte umgestellt – weil direkt unter den Matratzen eine kleine Spalte aufreißt oder weil die Wärme des Tages Gletscherbäche unter den Zeltboden leitet und sich dort Seen bilden. Lässt sich das Wasser nicht mehr umleiten oder nimmt eine Spalte beängstigende Ausmaße an, wird mit Eispickel und Schaufel notgedrungen ein neuer Zeltplatz im Geröll geebnet. Dann heißt es Habseligkeiten zusammenpacken, Zelt abbauen, am neu hergerichteten Platz wieder aufstellen, alles wieder einräumen und hoffen, dass der Platz nun besser ist als der alte. Mit fortschreitender Jahreszeit und dem nahenden Monsun werden im Lauf der Wochen auch die Temperaturschwankungen immer brutaler. Selbst die Expeditionsgruppen, die sich zuvor anderswo im Himalaja an einem Sechs- oder Siebentausender akklimatisiert haben, sind nun – Ende April, Anfang Mai – im Basislager des Everest eingetroffen. Andere hausen dort inzwischen schon länger als einen Monat. Weit über 30 Grad in der Sonne – natürlichen Schatten gibt es im Basislager erst wieder, wenn die Sonne untergeht – sind am frühen Nachmittag durchaus möglich. Wenn aber die Sonne hinter den Hängen des benachbarten Pumori, eines Traum-Siebentausenders, verschwindet, fällt das Quecksilber schlagartig. In den frühen Morgenstunden sinkt die Temperatur bisweilen auf 25 Grad unter null. Das bedeutet einen ständigen Kleiderwechsel, fast wie bei einer Modenschau. T-Shirt und dünne Hosen am frühen Nachmittag erinnern an Strandurlaub. Erst die Abendgarderobe offenbart den wahren Aufenthaltsort: In Daunenjacke, Daunenhose, Daunenüberschuhen, mit Handschuhen, Wollmütze und Stirnlampe sitzen die Bergsteiger zusammengekauert auf wackligen Klappstühlen direkt auf dem Gletschergestein und versuchen dem Körper zuzuführen, was er bei all den Strapazen verliert. Bald danach schlüpfen sie in ihre Schlafsäcke (Komforttoleranz bis minus 50 Grad) und lauschen wieder den schaurigen Geräuschen des Gletschers. Fast durchgehend knattern die Kerosin- und Propangasöfen in den Küchenzelten. Tee gibt es zu allen Zeiten, warme Säfte und Suppen ebenfalls. Vier, fünf Liter Flüssigkeit soll man täglich zu sich nehmen – sie ist der wichtigste Treibstoff in dieser Höhe. Irgendwann beginnt der Körper sich an die Höhe und die Strapazen zu gewöhnen und funktioniert wieder halbwegs. Aber damit ergibt sich im Everest-Basislager prompt ein neues Problem wie an keinem anderen Achttausender. Eine wenig appetitliche, gleichwohl beeindruckende und interessante Hygienerechnung veranschaulicht, was hier passiert. Ein normal verdauender Mensch scheidet am Tag etwa zweihundertfünfzig Gramm Darminhalt aus. Multipliziert mit dreihundert Basislagerbewohnern mal fünfzig Tage Aufenthalt ergeben sich daraus nahezu vier Tonnen Fäkalien (ohne Toilettenpapier) in knapp zwei Monaten. Nur gut, dass die Zeit „wilder Deponien“ am Fuß des Mount Everest vorbei ist. Jede Expedition hat ihr eigenes Toilettenzelt. Im Moränenschutt ist eine Tonne eingegraben, die wöchentlich für vierzig Dollar von den „Shit-Porters“ abtransportiert und knapp zwei Stunden entfernt, in der Nähe von Gorak Shep, „endgelagert“ wird. Dass inzwischen auch sämtliche anderen Hinterlassenschaften menschlicher Zivilisation abtransportiert werden müssen, führt freilich noch nicht zu einer zufriedenstellenden Lösung. Denn unweit von Gorak Shep entstand so nur eine weitere, noch viel größere Kloake. Aufgrund der klimatisch bedingten Kälte und der großen Höhe verrotten selbst organische Abfälle sehr viel langsamer. Eine Sherpani berichtete mir einmal flüsternd von dem fürchterlichen Gestank, dem sie dort ausgesetzt seien, wenn der Wind schlecht stehe. Wenn das Everest-Basislager alljährlich am 30. Mai seine Pforten schließt, weil die Saison im Sagarmatha-Nationalpark dann unwiderruflich zu Ende ist, müssen der Müll entsorgt, alle Zelte abgebaut und alle Spuren der menschlichen Belagerung beseitigt sein. Wer in Kathmandu diesen Nachweis nicht glaubhaft und anhand von gewogenem Müll belegen kann, darf sich auf Sanktionen einstellen, die von empfindlichen Geldstrafen bis zum künftigen Einreiseverbot reichen.
An diesem strahlend schönen Tag 2001 ist es noch nicht neun Uhr, da ertönt von Weitem das „Schrapp-schrapp-schrapp“ eines Helikopters. Eine indische Militärexpedition hat einen Landeplatz auf einem Moränenhügel eingerichtet. Der Hubschrauber holt einen höhenkranken Bergsteiger ab. Die Aktion dauert kaum fünf Minuten. Doch beim Start fliegt der Helikopter so knapp über das Basislager, dass ein amerikanisches Kommunikationszelt zu Bruch geht: Zwei Stangen knicken, die Plane zerreißt. Von diesem Moment an herrscht „kalter Krieg“ zwischen Indien und den Vereinigten Staaten. Absprachen für die Arbeit am Berg werden beiderseits nicht mehr eingehalten. Per Funk werden falsche Wetterberichte und Lagebeschreibungen aus den Hochlagern lanciert. Keine Gesprächsbereitschaft – auf beiden Seiten nicht. Die Italiener solidarisieren sich mit den Amerikanern und die Franzosen mit den Chilenen, die bei den Indern gern gesehene Gäste zur Teestunde sind. Die wahnwitzige Ursache des kleinbürgerlichen Nachbarschaftsstreits ist ein 8848 Meter hoher Berg auf der Grenze zwischen Nepal und Tibet, an dessen Flanken jeder dreißigste Besteigungsversuch mit dem Tod endet. Doch Solidarität ist hier ein Fremdwort. Das alles erinnert vielmehr stark an einen modernen Turmbau zu Babel. Japaner und Koreaner, Deutsche und Basken, Spanier und Franzosen, Taiwaner und Australier, Amerikaner und Chilenen, Italiener und Österreicher – die halbe Welt tritt Jahr für Jahr am Everest an. Und immer ist es das gleiche Spiel. Zeltstadt aufbauen, sich gegenseitig Unterstützung, Hilfe und Zusammenhalt versichern. Miteinander stolpern sie die ersten Male durch den Khumbu-Eisbruch und richten die unteren Hochlager ein. Das geht gut bis zu dem Tag, an dem unter dem Südsattel Nervosität aufkommt. Wenn sich zum ersten Mal die bange Frage stellt: Wer geht wann in Richtung Gipfel? Hält das Wetter? Und wie ist der drohende Stau am Hillary Step zu vermeiden, wenn – wie am 23. Mai 2001 – achtundachtzig Bergsteiger zur gleichen Zeit einen Stehplatz am Dach der Welt begehren? Dann sind all die erzwungenen Freundschaften, die in Wahrheit nur zerbrechliche Zweckgemeinschaften sind, nicht mehr den trockenen Nordwand-Handschlag wert, mit dem sie erst ein paar Wochen zuvor geschlossen worden sind. Auf einmal regieren die Ellbogen. Jeder will hinauf. So weit wie möglich und irgendwie bis zum höchsten Punkt. Dann herrscht unter den Freunden der Berge Egoismus pur. Nur eines eint sie noch: Alle haben sie gezahlt für diesen verdammten Berg.
Eine Expedition zum Everest verschlang schon 2001 pro Mann ganz schnell 40000 US-Dollar – im Sparbudget kalkuliert. Und es wird immer teurer. Das können sich die meisten nur einmal im Leben leisten. Sponsoren sind für das Allerweltsabenteuer „Everest auf dem Normalweg“ heute kaum noch aufzutreiben. Bierbrauer und Seifenproduzenten, Magazine und Internetbanner – der Everest ist für sie alle kein wirklich spannender Hafen der Werbebranche mehr. Wen interessiert es noch, ob man der 3632. oder der 3633. auf dem Gipfel gewesen ist? Den Everest zu besteigen ist ein Egotrip geworden, der niemandem nützt und allenfalls noch auf der Lokalseite eine Meldung wert ist. Selbst die absurdesten Rekorde wurden inzwischen gebrochen. Rückwärtsgehend ist halt noch keiner hinaufgekommen. Interessant wird der höchste Berg der Erde erst im Katastrophenfall wieder. Inzwischen ist jedoch eine kuriose Entwicklung zu beobachten. Viele Everest-Besteiger und selbst gescheiterte Aspiranten tauchen hinterher plötzlich im Internet auf und bieten dort Managerseminare, Incentive-Wochenenden und Lehrgänge darüber an, wie man in extremen Situationen den Überblick behält, wie man „ganz oben in der dünnen Luft“ überlebt und wie weit Teamfähigkeit auf der Erfolgsleiter führen kann. Im Basislager sehen die Resultate dieser modernen Businesspredigten allerdings ganz anders aus. Monate der Entbehrungen, des Trainings, der Vorbereitung, des Wartens und Fieberns kanalisieren sich mit einem Schlag in blindem Ehrgeiz und lebensbedrohlichem Egoismus. Es gibt von Anfang Mai an nur noch das eine Ziel: den Südsattel und den vom Basislager aus nicht zu sehenden Gipfel, was die Sehnsüchte offenkundig ins Unermessliche treibt. Um erkennen zu können, wie der Sturm oben rast und die Schneefahne vom Gipfel kilometerweit davonträgt, muss man schon ein Stück hinauswandern in Richtung Gorak Shep und dort auf den unscheinbaren Gipfel des Kala Patar (5552 m), eines viel besuchten Trekkinghügels mit großer Aussicht, oder besser noch in das Lager I unter dem Pumori (7161 m), wo man den schwarzen Aufbau des Riesen noch viel schöner sieht. Das sind Logenplätze, die eine Vorahnung davon vermitteln, was einen weiter oben erwarten kann. Im Basislager jedenfalls löst das unsichtbare Objekt der Begierde praktisch über Nacht einen kollektiven Wahn aus. Die allermeisten Frauen und Männer sind aufs Äußerste gespannt, eint sie doch das Wissen, dass sie wahrscheinlich nur einen einzigen „Schuss“ haben und danach wohl kaum noch ein weiteres Mal zum Everest zurückkehren werden. Denn die wenigsten sind Profibergsteiger, der überwiegende Teil repräsentiert das Lager der Amateure. Blutige Anfänger oft, gesegnet mit einem brandgefährlichen Ehrgeiz und einem kaum mehr zu bändigenden Drang, sich selbst zu inszenieren. Dafür nehmen sie sogar ihr letztes Stündlein billigend in Kauf. Wenn man sich nämlich als Journalist outet und Bleistift und Papier zückt, dann beharren sie nur noch nachdrücklicher darauf, sich durchaus und vollständig darüber im Klaren zu sein, dass man „da oben leicht den Tod finden kann“. Reinhold Messner gab seinem Buch über die erste vollständige Sammlung aller vierzehn Achttausender noch den Titel Überlebt. Er wusste, wie das Überleben geht, lange bevor er sich dem Everest näherte. Seine Bergsteiger-Enkel wollen das offenbar erst vor Ort lernen. Denn wie anders ist es sonst zu erklären, dass all die Apas, Lakpas, Dawas, Purbas oder Pembas, also all die erfahrenen Everest-Sherpa, die immer gleiche Geschichte erzählen. Sie handelt von den perfekt ausgerüsteten Bergsteigern mit ihren dicken Daunenanzügen, den elefantenfußähnlichen Stiefeln und ihren modernen Telefonen, die aber nicht wissen, wie man Steigeisen im Stehen und ohne umzukippen anlegt. Oder von jenen Taiwanern, die 1996 versuchten, die spitzen Zacken in die Schuhsohle zu treten, weil sie glaubten, das sei die richtige Art, Steigeisen anzulegen. Apa Sherpa hat 2001 einen solchen „Kurs“ für ein paar Japaner halten müssen. Prompt gelangte er in dieser Saison nicht auf den Gipfel. Unter anderem auch, weil er bald einsehen musste, dass seine zwar reichen, aber offenbar unfähigen Klienten nicht den Hauch einer Chance hatten, auch nur in die Nähe des Gipfels zu gelangen.
Im Basislager ist es inzwischen Mittag geworden. Apa Sherpa bietet einen Besuch bei den „Eisenbiegern“ an. In einer Grube zwischen zwei Moränenhügeln hat sich eine nepalische Reinigungsexpedition unter Leitung von Ang Purba Sherpa eingerichtet. Er war 1979 mit Japanern am Gipfel. Einundzwanzig Jahre später leitete er seine erste große Aufräumtour am Everest – mit einem erstaunlichen Resultat: Vier Tonnen Müll, vor allem Alu-Stangen, -Leitern und Zeltreste trugen die Sherpa vom Berg; und dazu noch 632 leere Sauerstoffflaschen. Auch heute ist Apa Sherpa, dem der Berg alljährlich Geldsegen, Reichtum und Wohlstand beschert hat, begeistert. Wieder zersägen die „Rubbish-Sherpa“ gewaltige Anhäufungen von Aluminiummüll. Und in einem Zelt, sauber aufgestapelt, lagern auch diesmal wieder rund fünfhundert leere Sauerstoffflaschen. Knapp dreihundert Flaschen, berichten Apa und Ang Purba übereinstimmend, lägen noch am Südsattel, etwa die gleiche Zahl noch einmal auf der Gipfelroute. Das Bild von der höchstgelegenen Müllkippe hängt offenbar lange schon schief. Zwanzig Dollar für zehn Kilo Müll aller Art sind vor allem für die jungen Sherpa Anreiz genug, auch noch an ihren freien Tagen zu arbeiten und den Dreck vom Everest herunterzutragen, den ihre Väter in Auftragsarbeit hinaufgebuckelt haben. Doch kaum ist der Unrat in mühseliger Arbeit vom Berg herunter, katapultieren die Dreckschleudern der vielen Expeditionen ein Jahr später ihre nächsten Ladungen wieder hinauf. Der höchste Berg der Erde ist bei näherem Augenschein tatsächlich zu einem Freizeitpark verkommen. Der Mount Everest sei zum Spielgerät der Neureichen geworden, klagt Reinhold Messner. Sagarmatha, der „Gipfel in den Wogen des Meeres“, so nennen die Nepali den schwarzen Riesen, ist immer noch ein Mythos, doch Chomolungma, die „Muttergöttin der Erde“, wie der Berg auf Tibetisch heißt, hat viel vom einstigen Abenteuerglanz verloren. Ärger, Neid, Missgunst, Stolz, Überheblichkeit und Wollust, darauf legen die älteren Sherpa heute noch Wert, haben am Everest nichts verloren. Damit würden die Götter beleidigt. Die Praxis aber sieht anders aus. Trotz des 2001 eingeführten strikten Alkoholverbots wird bei manchem Sherpa-Fest reichlich und über die Maßen getrunken. Es muss dazu nicht einmal mehr ein Fest geben. Auf Yaks, aber auch unter den weiten Kleidern von Prostituierten wird der Alkohol ins Basislager geschmuggelt. Doch das Gebräu, das unter dem verlockenden Namen „Everest Whiskey“ verscherbelt wird, ist gefährlich für die Sherpa. Nicht wenige sind alkoholkrank geworden. Und sie wurden es auch durch die Nähe zu den Bergsteiger- und Trekkinggruppen. Unglaubliche Geldbeträge werden bei Kartengelagen verzockt, und wenn die jungen Sherpani mit der täglichen Bier- und Whiskeylieferung eintreffen, versteckt zwischen den Lasten, unter Kartoffeln und Reis, gibt es einen regelrechten Auflauf. Die Begleitoffiziere stehen dem Problem entweder machtlos gegenüber oder verschließen die Augen, weil sie selbst gern mal einen über den Durst trinken. Es gibt sie längst auch hier, die Kluft zwischen Arm und Reich. Die Stars unter den Sherpa verdienten schon 2001 bis zu 25000 Dollar im Jahr, Tendenz steigend. Sie werden von westlichen Expeditionen angeheuert und durchaus auch von Sponsoren unterstützt. Der höchste aller Berge hat ihnen Ruhm und Reichtum eingebracht. Zu Recht, sagen viele, denn die Sherpa seien nach wie vor die wahren Helden am Everest. Sie wissen inzwischen, wie die Pfründe verteilt werden. Und sie verteilen sie, wenn möglich, unter sich. Da müssen die Jungen lange Lasten schleppen, ehe sie als Kletter-Sherpa ganz hinaufgelassen werden, um dann an das richtig große Geld zu gelangen.
Am Nachmittag ist Apa Sherpa, der erfolgreichste unter ihnen, noch einmal auf seinen Hügel gestiegen. „Eigentlich bin ich gern hier. Das ist mein Arbeitsplatz. Hier verdiene ich das Geld für die Schulausbildung meiner vier Kinder. Aber jedes Jahr freue ich mich mehr, wenn das alles vorbei ist und ich nach Hause gehen kann. Der Everest ist nicht mehr so, wie er einmal war.“ Der Mann blickt betrübt auf den Rummelplatz unter seinem Berg. Bei der Erstbesteigung von Edmund Hillary und Tenzing Norgay war Apa noch nicht einmal auf der Welt. Aber er kann sich noch gut daran erinnern, wie es früher war, als es am Mount Everest noch etwas zivilisierter zuging.(* Bis hierher ist dieser Text das ungekürzte Manuskript einer Reportage über das Basislager des Mount Everest, die am 28. Mai 2003 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien.) 2001 hielt ich mich fast zwei Monate lang im Basislager unter dem höchsten Berg der Erde auf und sah mit eigenen Augen, wie es dort zuging, welche Menschen sich in diesem Schmelztiegel moderner Abenteuerlust versammelten und welcher Wahnwitz sich dort auf so eigentümliche Weise und vor allem vollkommen ungezügelt entwickelte. Ich machte in dieser Zeit sehr viele Notizen. Doch nachdem ich damals vom Mount Everest zurückgekehrt war, wollte ich über dieses Thema eigentlich nichts mehr schreiben – so sehr die Beobachtungen auch meinen journalistischen Ehrgeiz herausforderten. Ich hatte während dieser vielen Wochen in einer kommerziell strukturierten Gruppe unter Leitung des sehr erfahrenen und äußerst umsichtigen Expeditionsleiters Peter Guggemoos die deutschen Bergsteiger Dieter Porsche, Helmuth Hackl und Christian Rottenegger dabei unterstützt, ein Internettagebuch zu verfassen. Heute nennt man das einen „Blog“, und inzwischen geht das ganz einfach, sofern die Technik funktioniert. Nachrichten und Informationen direkt aus der Umgebung des Everest zu verbreiten hat eine lange Tradition. Aber noch nie war es so einfach wie im Zeitalter der modernen Kommunikation. 1953 hatten die Erstbesteiger ihre frohe Kunde vom Gipfelerfolg noch mit Postläufern, die vom Basislager nach Namche Bazar – den Hauptort im Khumbu-Gebiet – rannten, in Umlauf gebracht. Wir konnten 2001 bereits auf die Verbindung mit Satellitentelefonen vertrauen und schrieben unsere Texte in nicht mehr ganz so klobige Notebooks. Wenn jedoch die Verbindung kippte, mussten wir von vorn beginnen. Aber das nahmen wir ebenso in Kauf wie die exorbitant hohen Kosten dafür und die meist beängstigend langen Übertragungszeiten. Nur zehn Jahre später funktionierte das alles um ein Vielfaches leichter. Das Internetcafé im Basislager wird praktisch nicht mehr genutzt, weil inzwischen die modernen Handys und Smartphones dank einer starken WLAN-Verbindung problemlos funktionieren. Seit das so ist, wird in unzähligen Blogs und Foren jedweder geistige und körperliche Durchfall zu allen Tages- und Nachtzeiten weltweit und sofort verbreitet. Das schlägt für Bergsteiger, die mit kommerziellen Anbietern unterwegs sind und auf den Luxus von Internet, E-Mail und Zugang zu ihren Homepages nicht verzichten wollen, mit wenigstens 4000 US-Dollar im Monat zu Buch.
2003, also genau vierundzwanzig Monate nach meinem Aufenthalt im Basislager, jährte sich zum fünfzigsten Mal der Tag der Erstbesteigung von 1953, und ich schrieb zu diesem Anlass dann doch noch eine Reportage über das Basislager des Mount Everest für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. An den Zuständen dort hatte sich im Wesentlichen nicht viel zum Positiven verändert. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Während ich in meinen Aufzeichnungen stöberte, Interview- und Gesprächsaufzeichnungen noch einmal las, die ich während der über zwei Monate in Nepal gemacht hatte, wurde mir schnell klar, dass ich die Fülle an Informationen keineswegs in einer Reportage würde unterbringen können. Andererseits war all das Material, das ich gesammelt hatte, noch viel zu dünn, um daraus ein Buch machen zu können. Die Notizen wanderten also zu großen Teilen ungenutzt in die Truhe jener Schätze, die jeder Journalist besitzt und von denen wir alle wissen, dass wir sie eines Tages noch einmal bergen werden. Das Thema als solches blieb natürlich allgegenwärtig. Das lag vor allem daran, dass am Mount Everest auch in den folgenden Jahren immer wieder Schlagzeilen produziert wurden. Und nicht selten kam mir dann auch wieder in Erinnerung, was ich selbst dort an Interessantem zusammengetragen hatte. Dinge auch, die nicht immer nur vom Hauch des Todes, von der Dynamik der Besteigungen oder dem Gestank der Müllberge umweht waren.
Thame ist ein kleines Dorf im Solo Khumbu, drei Gehstunden von Namche Bazar entfernt in Richtung Rolwaling. Der Ort liegt ein wenig abseits des ausgetrampelten Everest-Trekkingpfades, weshalb es dort auch nicht viel gibt. Ein paar Häuser, eine gepflegte Lodge, mittlerweile auch eine Schule und das fast 400 Jahre alte Kloster. Die Mönche leben am steilen Hang, die Menschen im Dorf sehr bescheiden, die Kinder sind fröhlich wie überall in Nepal. Die Berge rund um Thame sind hoch, aber bei Weitem nicht so hoch wie der Everest. Und dennoch, in Thame fließt offenbar ein besonderes Blut in den Adern der Dorfbewohner. Dort lebte während seiner Kindheit und Jugend einst Tenzing Norgay, bevor er als 19-Jähriger nach Darjiling zog und schließlich 1953 mit Edmund Hillary zum Erstbesteiger des Everest wurde. Auch Apa Sherpa ist da geboren, wie ebenfalls der große Ang Rita, wie Lhakpa Rita und dessen Bruder Kami Rita. Apa (21-mal), Ang (10), Lhakpa (16) und Kami (18) haben den Mount Everest bis 2012 zusammengenommen 65-mal bestiegen. Es klingt stolz, wenn sie erzählen, dass sie aus Thame stammen. Als 12-Jähriger trug Apa Sherpa seine ersten Lasten. Er trug sie weit und vor allem hoch hinauf. Das brachte ihm rasch ein gewisses Ansehen und vor allem ein erkleckliches Einkommen. Apas Vater war früh gestorben und die Mutter nicht in der Lage, die Familie allein zu ernähren. Der freundliche Mann aus dem Land der Sherpa kann bis heute nicht genau angeben, wann er geboren wurde, aber das empfindet er nicht als besonders schlimm. Man beginnt die Berechnung seines Alters inzwischen weltweit im Jahr 1959. Als Apa in den ersten Jahren als Träger mit Trekkinggruppen unterwegs war, konnte er sich „überhaupt nicht vorstellen, jemals den Mount Everest zu besteigen“. Eine gute Schulausbildung wäre ihm viel wichtiger gewesen, Arzt wäre er so gern geworden. Aber es kam alles anders. Sein Arbeitsplatz sollte der höchste Punkt der Erde werden. Am 10. Mai 1990, zwei Jahre nachdem er in Thame Yang Chi geheiratet hatte, kam er zum ersten Mal dort oben an. Der bekannte US-amerikanische Höhenbergsteiger Pete Athans leitete seinerzeit die Expedition. Peter Hillary, Rob Hall und Gary Ball standen zusammen mit Apa auf dem Gipfel. Rob Hall wurde in dieser Zeit zu Apas bestem Freund. Als Hall im Katastrophenjahr 1996 unter dem Gipfel des Everest starb, war Apa daheim in Thame. „Wir haben damals gerade unsere Lodge gebaut, und meine Frau bat mich darum, in diesem Jahr nicht auf den Berg zu steigen und besser das Haus zu vollenden. Ich hatte wohl Glück gehabt, aber Robs Tod war schrecklich für mich.“ Scott Fischer war 1990 ebenfalls einer der Bergsteiger in Apas erstem Expeditionsteam. Auch Fischer starb 1996 in jenem verheerenden Höhensturm. Im Lauf all der vielen Jahren auf dem Dach der Welt lernte Apa fast alle großen Höhenalpinisten seiner Zeit kennen – und wurde selbst einer von ihnen. Akzeptiert, anerkannt, hoch respektiert. Er wurde mit Auszeichnungen dekoriert und überhäuft in einem Ausmaß, dass er sie selbst nicht mehr alle aufzählen kann. Apa war in den 1990er-Jahren eine der treibenden Kräfte, wenn es darum ging, Aktionen zu unterstützen oder selbst mitzuhelfen, den Everest vom Müll zu befreien. Als er am 11. Mai 2011, also exakt zwanzig Jahre und einen Tag nach seinem ersten Erfolg, den Everest zum 21. und letzten Mal bestieg, war dieser Gipfelerfolg verbunden mit dem eindringlichen Appell, den weltweiten Klimawandel zu stoppen. Apa wird nicht müde, für den Klimaschutz zu kämpfen und sich im Rahmen seiner Möglichkeiten und seiner in Nepal ungeheuren Popularität dafür einzusetzen. So brach er 2012 zu einer Trekkingtour auf, die ihn vom Kangchendzönga im Osten Nepals bis ganz in den Westen führte. Hundertzwanzig Tage lang und fast 2000 Kilometer weit wanderte Apa zu Füßen der acht Achttausender Nepals durch ein einzigartiges Naturparadies und bestieg dabei keinen einzigen Berg. Er hielt die Fahne seines kleinen Landes hoch und warnte mit seiner ruhigen Stimme vor den Gefahren der Erderwärmung. Auf den Everest will er nicht mehr steigen. „Ich habe einundzwanzigmal mein Leben riskiert – für mein Land und auch für die Expeditionsteilnehmer. Ich hatte großes Glück, dass ich das überlebt habe. Die Götter waren mir wohlgesonnen. Inzwischen hat mich das Alter eingeholt, und die jüngeren Bergsteiger sind nun dran“, sagt der Mann, der es mit seinen Fabelweltrekorden achtmal ins Guinness-Buch der Rekorde schaffte.
Inzwischen lebt Apa seit Jahren mit Yang Chi und den vier Kindern während der meisten Zeit des Jahres in Draper im US-Bundesstaat Utah. Freunde, Bergsteiger vor allem, haben geholfen, seinen Umzug zu realisieren. Er verkauft Bergsteigerausrüstung und bietet seinen Kindern eine solide Ausbildung. „Sie sollen das bekommen, was ich nicht hatte – den Zugang zu Wissen. Mit dieser Grundlage sollte ihnen ein gutes Leben möglich sein. Sie sollen nicht Lasten zum Everest tragen müssen“, sagt Apa. Dafür nimmt er es in Kauf, fern seiner Heimat Nepal zu leben. Dort ist er ein gefeierter Star, dem sich sämtliche Türen praktisch von allein öffnen. In den USA kennt ihn kaum jemand, dort ist er einer unter vielen. Er lacht noch immer gern und viel. Besonders seit er den Wahnsinn am Fuß des Everest mit einigem Abstand beobachten kann
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