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FrauenMACHT!

Marion Knaths
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Die besten Wege, zu überzeugen und erfolgreich zu sein

„Mit Esprit und Verve erklärt die Führungskräftetrainerin Marion Knaths, wie man sich in diesem Umfeld als Frau erfolgreich verhält und den Einfluss auf die Spielregeln vergrößert, ohne sich verbiegen zu müssen.“ - PlusPerfekt

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FrauenMACHT! — Inhalt

Praktische Kommunikationstipps von einer ausgewiesenen Expertin
Die Strukturen in Organisationen und Unternehmen sind immer noch stark von Männern geprägt. Wie man sich in diesem Umfeld als Frau erfolgreich verhält, ohne sich verbiegen zu müssen, schildert die renommierte Führungskräftetrainerin Marion Knaths. Sie war selbst leitende Angestellte eines Konzerns.

Verstehen Sie hierarchisch? 

Es gibt viele Gründe, warum die „gläserne Decke“ Frauen nach wie vor den beruflichen Aufstieg erschwert. Über einen der Gründe wird erstaunlich wenig geredet: die Kommunikation. Frauen kommunizieren oft anders als Männer und haben es deshalb schwerer, sich in von Männern dominierten Organisationen durchzusetzen.

Mit Esprit und Verve

Mit Esprit und Verve erklärt die erfolgreiche Unternehmensgründerin die wichtigsten professionellen Kommunikationsregeln. Anhand vieler Beispiele aus ihrer langjährigen Praxis in ihrer Firma sheboss führt sie die Leserin und den Leser Schritt für Schritt zum Erfolg. Immer mit Humor und immer mit dem Ziel, den Einfluss von Frauen auf die Spielregeln zu vergrößern.

€ 16,00 [D], € 16,50 [A]
Erschienen am 29.07.2021
176 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-8270-1437-5
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€ 15,99 [D], € 15,99 [A]
Erschienen am 01.07.2021
224 Seiten, WMePub
EAN 978-3-8270-8035-6
Download Cover

Leseprobe zu „FrauenMACHT!“

Vorwort

Wo sind all die Frauen?

Seit 2004 verlassen in Deutschland mehr Frauen als Männer die Universitäten mit einem Erstabschluss. Meist mit besseren Ergebnissen als ihre männlichen Kommilitonen. Seit 17 Jahren also. Wo sind diese Frauen heute? Nach fast zwei Jahrzehnten könnten wir erwarten, dass viele in Top-Positionen anzutreffen wären. Egal ob in der Wirtschaft, der Wissenschaft oder im öffentlichen Dienst. Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache.

Gleichzeitig hören wir in den letzten Jahren verstärkt, nun sei es aber auch mal gut mit der [...]

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Vorwort

Wo sind all die Frauen?

Seit 2004 verlassen in Deutschland mehr Frauen als Männer die Universitäten mit einem Erstabschluss. Meist mit besseren Ergebnissen als ihre männlichen Kommilitonen. Seit 17 Jahren also. Wo sind diese Frauen heute? Nach fast zwei Jahrzehnten könnten wir erwarten, dass viele in Top-Positionen anzutreffen wären. Egal ob in der Wirtschaft, der Wissenschaft oder im öffentlichen Dienst. Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache.

Gleichzeitig hören wir in den letzten Jahren verstärkt, nun sei es aber auch mal gut mit der Gleichberechtigung. In internationalen Organisationen reden einige davon, inzwischen „postgender“ zu sein. Wirklich?

Dieses Buch richtet sich an jene, die engagiert arbeiten und dafür auch die angemessene Anerkennung erhalten möchten. An die, die für sich entschieden haben, innerhalb bestehender Rahmenbedingungen weiter vorankommen zu wollen. An alle, die durch mehr Einfluss Rahmenbedingungen stärker mitgestalten möchten. Aus den Fehlern und von den Erfolgen anderer zu lernen ist dabei ein kluger Ansatz.

Bevor ich nach einer eigenen Karriere in einem Konzern meine Firma „sheboss“ gegründet habe, hatte ich vor allem eines gemacht: viele Fehler. Aber ich habe eben auch immer versucht, aus jedem Fehler zu lernen. Sonst wäre ich mit Anfang dreißig nicht die jüngste leitende Angestellte des Konzerns gewesen, und man hätte mich nicht gebeten, mit 34 Vorständin einer amerikanischen Aktiengesellschaft zu werden.

Seit 16 Jahren helfe ich nun Frauen, viele dieser Fehler zu vermeiden. Und da ich das große Privileg genieße, meist mit sehr gut ausgebildeten, intelligenten und erfahrenen Frauen zu arbeiten, lerne ich auch seit 16 Jahren von ebendiesen Frauen. Jede Woche wieder neu.

Die Welt hat sich verändert, seit ich die Karriere in der Konzernwelt an den Nagel gehängt habe. Die Themen im Kern haben es nicht. Natürlich bewegen sich meine Trainingsteilnehmerinnen und Coachees zum Glück nicht mehr in der Welt von vor 16 Jahren. Aber die Herausforderungen sind immer noch groß. Und was alle Frauen in den Trainings auch heute noch immer wieder feststellen: Es sind gar nicht meine Themen. Viele Frauen haben diese Themen.

Vor 14 Jahren habe ich das Buch Spiele mit der Macht[i] veröffentlicht, in dem ich von meinen Erfahrungen berichtet habe. Seitdem hat sich die Welt weitergedreht, die Gesellschaft sich weiterentwickelt, neue Trends am Arbeitsmarkt sind am Entstehen.

In diesem Buch geht es daher nicht nur um meine Erfahrungen, sondern es geht um die Erfahrungen und das Wissen vieler: Tausender Frauen, die sich in Wirtschaft, Wissenschaft, Medizin, Beratung, Justiz, Gewerkschaften, im öffentlichen Dienst oder wo auch immer beweisen und behaupten müssen. Und ich lade Sie ein, von den Fehlern und den Erfolgen dieser vielen tollen Frauen zu lernen.

Sollten Sie zu den Profis gehören, die schon länger erfolgreich unterwegs sind: Wenn andere einen nach Tipps befragen, ist es manchmal gar nicht so einfach, präzise zu benennen, was den eigenen Erfolg ausmacht und was andere für sich daraus lernen können. Vielleicht finden Sie in diesem Text Anregungen, wie Sie andere Menschen noch konkreter unterstützen können. Denn je mehr hilfreiche Vorbilder es gibt, desto besser.

Fräulein – junge Frau – Witwe

Vorweg ein paar Erlebnisse aus meiner eigenen Geschichte.

Wie sieht es heute eigentlich in den Lehrbüchern aus – immer noch „der Geschäftsführer“ – „die Sekretärin“? Ende der 1980er-Jahre gab es ausschließlich diese Beispiele, und als ich irgendwann entnervt fragte, ob wir nicht auch einmal eine Aufgabe mit einer Geschäftsführerin bearbeiten könnten, galt ich sofort als „Emanze“. Spöttisches Grinsen des Dozenten: „Und jetzt eine Aufgabe für Frau Knaths. Eine Prokuristin …“

Na, immerhin. Verstehen Sie mich nicht falsch: Das Sekretariat ist eine anspruchsvolle Aufgabe, und nicht umsonst ergab eine amerikanische Studie Anfang der 1990er-Jahre, dass der IQ der Chefsekretärinnen offenbar höher war als der der durch sie betreuten Manager. Aber wenn man nicht gerade Chefsekretärin werden möchte, dann bearbeitet man als Frau doch auch gern mal eine Textaufgabe mit einer Geschäftsführerin – wo es doch schon in der Praxis an weiblichen Vorbildern mangelt.

Und auf der praktischen Seite im Unternehmen hagelten von allen Seiten „Fräuleins“ auf mich herab. Auch wenn ich es lästig und mühsam fand, jedes Mal die Anrede von „Fräulein Knaths“ in „Frau Knaths“ zu ändern – zu kapitulieren war ausgeschlossen. Schließlich hatte ich sogar meinen Vater als Personalverantwortlichen in der Schifffahrtsbranche davon überzeugen können, den Ausdruck „Fräulein“ abzuschaffen.

Den „Fräuleins“ folgte „junge Frau“ in Verbindung mit einem zurechtweisenden Blick und einem „Ich will Ihnen mal eines sagen …“, wenn einem älteren männlichen Mitarbeiter in einer Diskussion die Argumente ausgingen. Was soll man als gut erzogene Tochter auch darauf antworten? „Alter Mann“ wäre zwar eine passende Erwiderung, wird vom Umfeld aber nicht honoriert – während „junge Frau“ eine in Männerkreisen voll akzeptierte Killerphrase ist. Da hilft nur eines: älter werden. Und bis dahin unverdrossen weiterargumentieren.

Mittlerweile trainiere ich mit meinen Seminarteilnehmerinnen übrigens den erfolgreichen Umgang mit Killerphrasen durch die verbale Judotechnik. Diese war mir zum damaligen Zeitpunkt allerdings noch nicht bekannt.

Mein tollstes Erlebnis zum Thema Verteidigung der männlichen Bastion hatte ich mit einem Einkaufsleiter des Bereichs Elektrogeräte. Obwohl es in diesem Metier nur so vor Machos wimmelte und ich nie zuvor so viele sexistische Sprüche gehört hatte, fand ich das Thema Einkauf Elektrogeräte interessant. Ich war als Volontärin bei den Mikrowellen und Staubsaugern eingesetzt und beschloss, mich beim Bereichsleiter unverbindlich über etwaige Perspektiven für mich im Einkauf Elektrogeräte zu erkundigen.

Ich erfuhr, dass der Einkauf Elektrogeräte aus seiner Sicht nicht für Frauen geeignet sei (jawohl: so rum. Und nicht, dass Frauen nicht dafür geeignet sind!). Als ich wissen wollte, wieso, antwortete er, dass es ja schon damit anfinge, dass ich als Frau keine Mikrowelle tragen könne.

Wow! Was für ein Argument. Dummerweise hatte ich den Waschmaschinen-Einkäufer noch nie mit einer Waschmaschine auf dem Rücken gesehen. Dafür gab es Träger. Als ich den Einkaufsleiter auf diesen Umstand hinwies, begann er mit seinem Stift zu spielen. Und hatte dann den rettenden Einfall: „Wissen Sie, es ist ja nicht so, dass ich etwas gegen Frauen in meinem Bereich hätte. Aber in unserer Branche werden Frauen von den Lieferanten nicht als Geschäftspartner akzeptiert.“

Da war er: der unbeteiligte schuldige Dritte. Ich hatte bis dahin nicht vermutet, dass Frauen eine solche Bedrohung darstellten, dass ein Lieferant zur Verteidigung der männlichen Rechte auf millionenschwere Aufträge verzichtet. Ich war wirklich beeindruckt.

Ein Jahr später erhielt ich allen Ernstes ein sehr gutes Jobangebot aus diesem Bereich. Aber ich musste nicht eine Sekunde lang nachdenken, um dankend abzulehnen. Ich entschied mich für eine etwas frauenfreundlichere Branche. Schließlich hat man mit der eigentlichen Arbeit schon genug zu tun.

Über Jahre habe ich dann in verschiedensten Führungspositionen gearbeitet, bis der große Moment kam: die Ernennung zur leitenden Angestellten. Mein Vorstand gratulierte und überreichte mir strahlend meinen neuen Vertrag. Und ich verließ strahlend die Vorstandsetage, um den Vertrag in meinem Büro sofort zu lesen.

Es musste sich um eine Verwechslung handeln: Die Versorgungszusage meines Vertrags richtete sich eindeutig an einen Mann. Unter anderem stand dort, dass das Unternehmen eine Witwenrente gewähre für den Fall, dass meine Ehefrau, mit der ich bis zum Zeitpunkt meines Todes verheiratet wäre, mich überlebe. Ich schaute noch mal kurz auf die Überschrift, aber kein Zweifel, da stand mein Name. Und gleichgeschlechtliche Eheschließungen lagen damals noch in weiter Ferne …

Ich griff also zum Telefon, schilderte der Vorstandssekretärin mein Problem und wurde an den Leiter des juristischen Grundsatzreferats verwiesen. Als ich ihn auf die Unstimmigkeit hinwies, erwiderte er vollkommen humorfrei, dass es sich keinesfalls um einen Irrtum handele. Der Text sei juristisch einwandfrei, da er der juristischen Standardform entspräche. Und als Jurist könne man nicht einfach daran herumändern. Ich würde von ihm keinesfalls eine geänderte Versorgungszusage erhalten.

Erde, 21. Jahrhundert. Dieser Jurist leitete das Grundsatzreferat eines Konzerns mit über 40 000 Angestellten, davon über die Hälfte weiblich. Es gab zwar nicht viele weibliche leitende Angestellte, aber ich war keinesfalls die erste. Ich beendete das Telefonat mit dem Wort „Aha“ und dem Gedanken: „Das werden wir ja sehen.“

Sofort rief ich den Personalvorstand an, den ich seit Jahren kannte und schätzte und von dem ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, dass er wissentlich seine (sehr kleine) weibliche Führungsriege brüskierte. Und so war es auch: Er versprach sofort, dass ich selbstverständlich einen Vertrag erhielte, der berücksichtige, dass ich eine Frau bin. Bereits einen Tag später lag dieser Vertrag auf meinem Tisch. Und dort stand, juristisch einwandfrei, dass mein Witwer erbt.

Mittlerweile wäre es juristisch natürlich ebenso möglich, dass statt meines Witwers meine Witwe erbt.

Vor einiger Zeit war ich auf einer Weiterbildung zum Thema „Agiles Arbeiten“. Ein modernes Thema. Und wieder hatte ich es in den Unterlagen mit „dem Geschäftsführer“ und „der Sekretärin“ zu tun. Nun ist es ja schön, wenn etwas im Leben Bestand hat. Aber nach all den Jahren hätte ich mich über eine Veränderung der Lehrunterlagen hinsichtlich der Rollenbeispiele doch wirklich gefreut.

Heldinnen

Wie sagte Ruth Bader Ginsburg, Richterin am Supreme Court der USA, feministische Ikone und Vorbild für viele: „Frauen gehören an alle Orte, an denen Entscheidungen getroffen werden.“

Es ist eine großartige Errungenschaft, dass sich junge Frauen heutzutage bis zum Abschluss der Schule oder ihres Studiums gleichberechtigt fühlen – weil sie es bis dahin eben auch sind. In der Generation meiner Großmutter und meiner Mutter konnte davon noch keine Rede sein. Und für meine Generation war zumindest klar, dass wir zwar Abitur machen und studieren können, aber dass es danach alles andere als gleichberechtigt weitergehen wird. Wir waren uns in der Schule auch alle einig, dass es eher ein Schäferhund als eine Frau schaffen könnte, Bundeskanzler zu werden. Ich spreche hier natürlich von der Bundesrepublik vor der Wiedervereinigung.

Funfact: In der „Elefantenrunde“ nach der Bundestagswahl 2017 saßen ausschließlich West-Männer – und Ost-Frauen! Zufall?

Unser Alltag ist immer so um uns herum und wir mittendrin, dass wir die dahinterliegenden Strukturen oft gar nicht wahrnehmen. Die Menschen, die heutzutage die verantwortungsvollen Positionen besetzen, sind plus/minus fünfzig oder auch deutlich älter. Sie sind überwiegend männlich und wurden größtenteils in der Bundesrepublik sozialisiert. Und da wir meiner Erfahrung nach genug mit der Bewältigung des Alltags zu tun haben und sich die wenigsten mit den Rahmenbedingungen beschäftigen, die sie einmal geprägt haben, ist ein kurzer Ausflug in die Geschichte vielleicht erhellend, um immer noch bestehende Abwehrtendenzen gegen eine echte Gleichberechtigung besser nachvollziehen zu können.

Eine der größten Heldinnen bezogen auf Gleichberechtigung in Westdeutschland hieß Elisabeth Selbert. Sie war Juristin und SPD-Mitglied. Der Artikel 3, Absatz 2 in unserem Grundgesetz – „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – ist vor allem ihrem Kampf zu verdanken. Der damalige parlamentarische Rat (61 Männer und vier Frauen) hielt zunächst nichts davon. Elisabeth Selbert war die Einzige, die für diesen Satz im Grundgesetz stritt. Sie mobilisierte Frauenverbände, die sich hinter ihrem Anliegen versammelten und gemeinsam so viel Druck erzeugten, dass der Paragraf am Ende aufgenommen wurde.

Davor waren alle anderen Mitglieder des parlamentarischen Rats dafür gewesen, die bisherigen Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches beizubehalten: Frauen hatten bei der Eheschließung ihren Namen abzugeben, ohne Einwilligung des Ehemanns durften sie weder arbeiten noch Verträge schließen oder ein Konto eröffnen. Der Mann hatte die Entscheidungsmacht in allen familiären Angelegenheiten – im Falle einer Scheidung blieben die Kinder und das Geld bei ihm. Sie hatte die Pflicht, den Haushalt zu führen.

Wenn Sie sich fragen, woher bestimmte patriarchalische Verhaltensweisen auch heute noch stammen: Die Strukturen waren hierzulande lange Zeit auch gesetzlich verankert. Männer hatten einen juristischen Anspruch auf ihre Privilegien!

Anders war das in der DDR. Dort sah die Verfassung ab 1949 vor, dass alle Gesetze, die der Gleichberechtigung von Mann und Frau zuwiderliefen, sowie alle „Gesetze, die Kind und Eltern wegen der außerehelichen Geburt zum Nachteil sind“, aufgehoben wurden.

Die Realität in der Bundesrepublik hätte sich mit dem neuen Grundgesetz, das 1949 in Kraft trat, eigentlich ebenfalls ändern müssen. Eine Übergangsregelung, die ebenfalls auf die Initiative von Elisabeth Selbert zurückging, sah vor, dass bis Ende März 1953 alle dem Gleichheitsprinzip entgegenstehenden Gesetze angepasst sein sollten. Tatsächlich dauerte es jedoch bis 1957, ehe sich der Gesetzgeber zu einer Reform des Bürgerlichen Gesetzbuches durchringen konnte. Allerdings zeigten die in der Bundesrepublik herrschenden Männer kein Interesse daran, die der Gleichberechtigung entgegenstehenden Gesetze abzuschaffen oder anzupassen.

Für die Durchsetzung dieses Ziels stritt eine weitere Heldin: Dr. Erna Scheffler, die erste und bis zum Ende ihrer Amtszeit einzige Frau am Bundesverfassungsgericht. Es wäre schön, wenn ihr Leben und Wirken verfilmt würden. Für die Gleichstellung der Frauen in der Bundesrepublik ist sie mindestens so wichtig wie Ruth Bader Ginsburg für die der Frauen in den USA.

Erna Scheffler hat wirklich Schlachten geschlagen, damit 1959 zum Beispiel endlich der „Väterliche Stichentscheid“ aufgegeben wurde. Bis dahin hätte der Vater beispielsweise seine Schulwahl für ein Kind durchdrücken können, wenn es keine Einigung zwischen den Eltern gab. Bis das Familienrecht umfassend reformiert wurde, schrieb der Westen das Jahr 1977.

Als ich klein war, war oft von den Witwen die Rede, die geradezu aufblühten: „Also, die Frau Müller, seit sie Witwe ist, ist sie nicht wiederzuerkennen! Toll, wie die aussieht. Die ist richtig aufgeblüht, seit der Alte weg ist.“

Erst 1977 wurde das „Zerrüttungsprinzip“ für die Ehe eingeführt. Von nun an konnten westdeutsche Frauen sich scheiden lassen, ohne das Sorgerecht für ihre Kinder, den Anspruch auf Unterhalt und Versorgungsausgleich zu verlieren. Davor galt das „Schuldprinzip“: Hatte eine Frau ihren Mann verlassen (weil er sich zum Beispiel als Alkoholiker ihr und den Kindern gegenüber fürchterlich benahm), galt dies nach dem „Schuldprinzip“ oft als „böswilliges Verlassen“. Die Frau verlor alles.

Ebenfalls erst seit 1977 benötigten westdeutsche Frauen nicht mehr die Zustimmung ihres Mannes, um bezahlt arbeiten zu können. Und sie waren auch nicht länger gesetzlich verpflichtet, den gemeinsamen Haushalt zu führen. Bei einer Heirat mussten sie nicht mehr zwingend den Namen des Mannes annehmen – es sei denn, das Paar konnte sich nicht auf einen gemeinsamen Namen einigen. Dann galt immer noch der Name des Mannes.

Eine weitere Heldin war Dr. Elisabeth Schwarzhaupt. 1961 wurde sie zur ersten Ministerin unter Konrad Adenauer ernannt. Der Bundeskanzler berief sie allerdings nicht freiwillig. Erst eine Sitzblockade der Frauen im Bundestag vor seinem Büro brachte ihn dazu, seine jahrelange Abwehrhaltung gegenüber Frauen zu überwinden. Wie es heißt, hat er sich bis zuletzt geweigert, Dr. Elisabeth Schwarzhaupt angemessen anzusprechen. Er titulierte sie entweder als „Herr“ oder als „Fräulein“.

Heldinnen waren ebenso die „Heinze-Frauen“ – Beschäftigte des Foto-Unternehmens Heinze. 1981 erstritten sie in dritter Instanz vor dem Bundesarbeitsgericht in Kassel, dass Frauen für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn zu erhalten haben. Bis dahin war es üblich, Frauen deutlich schlechter zu bezahlen. Schließlich galt ihr Verdienst lediglich als Zuverdienst. Und unabhängig von Männern sollten sie schon gar nicht sein. Dieses Urteil war wegweisend für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Berufsleben, und es gab viele Folgeprozesse. Über das Thema gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit reden wir heute allerdings immer noch …

Eine weitere Heldin ist für mich Luise Schöffel. 1967 gründete sie den „Verband lediger Mütter“ (später auch Väter, der schließlich zum „Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. – VAMV“ wurde). 1970 bewirkte sie mit Unterstützung von Alice Schwarzer und Helga Stödter, dass alleinerziehenden Frauen das elterliche Sorgerecht für das eigene Kind zugestanden wurde. Bis dahin hatten alle elterlichen Rechte beim Jugendamt gelegen. Allerdings standen Alleinerziehende weiterhin unter der Aufsicht des Jugendamts. Erst seit 1998 (!) haben Alleinerziehende die gleichen Rechte wie Ehepaare. Nach wie vor gilt das aber nicht in steuerlicher Hinsicht und bezüglich anderer finanzieller Zuwendungen.

Wie unglaublich stigmatisiert Alleinerziehende damals waren, durfte ich als junge Volontärin erleben: Einige auserwählte Volontäre und Auszubildende durften an einer Gesprächsrunde mit dem Personalvorstand teilnehmen. Eine Ehre. „Unser“ Konzern war einer der größten privaten Arbeitgeber Hamburgs mit 70 Prozent weiblicher Belegschaft. Da Kindergartenplätze damals rar waren, fragte jemand aus der Runde, warum der Konzern keinen eigenen Kindergarten habe. Das wäre doch vor allem für alleinerziehende Angestellte eine große Erleichterung. „Solange ich Personalvorstand bin, unterstützen wir nicht die Aufzucht Asozialer“, war die Antwort. Da weiß man doch zumindest klar, woran man ist.

Wenn ich heute vor jungen Frauen stehe, und es geht um die anstehende Hochzeit, frage ich immer: „Und? Welcher Name wird es?“ Und fast immer lautet die Antwort: „Seiner.“ – „Warum?“ – „Es war ihm wichtiger als mir.“

Noch immer lesen wir Studien, die belegen, dass Frauen erheblich mehr Sorgearbeit in der Familie verrichten als Männer.[ii] Und noch immer belegen Studien, dass Frauen teils für gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn erhalten, und schon gar nicht für gleichwertige Arbeit. Und das alles, obwohl wir seit über 15 Jahren eine Kanzlerin an der Spitze dieses Landes haben – die in der Liste der Heldinnen natürlich unbedingt genannt werden muss. Sie hat der ganzen Welt gezeigt, dass eine Frau diesen Job erfolgreich ausüben kann, und sie hat Themen in den Fokus genommen, die unter männlicher Führung noch als „Familiengedöns“ abgetan worden waren.

Sagen wir einmal, Sie sind heute 26 Jahre alt, wurden 1995 geboren. Ihre Mutter war bei Ihrer Geburt vielleicht 30 Jahre alt und wurde somit 1965 geboren. Ihre Großmutter war bei der Geburt Ihrer Mutter 25 Jahre alt und wurde 1940 geboren. Wenn wir unterstellen, dass es auch einen Vater, Onkel, Tanten und/oder Freunde der Eltern und Nachbarn gab, dann wurden Sie maßgeblich von Menschen erzogen und geprägt, die in einer für Frauen ziemlich rechtlosen Zeit gelebt haben. Auch Ihre Lehrerinnen und Lehrer waren Kinder dieser Zeit.

Wenn Ihr Vorstandsvorsitzender, Ihr Chefarzt, Ihr Dekan, Ihr Behördenleiter heute 55 Jahre alt ist, dann wurde er (im Westen) von Männern und Frauen sozialisiert, die die ganze juristische Gewalt und Kraft des Patriarchats noch voll gespürt haben. Natürlich fällt es nicht jedem leicht, von Pfründen zu lassen, die einem qua Geburt irgendwie zustehen. Und die alten Gesetze wirken eben bis heute in den Köpfen nach.

Anders lässt sich vermutlich auch nicht erklären, wie Friedrich Merz, Jahrgang 1955, bei seiner Bewerbungsrede für den CDU-Vorsitz im Januar 2021 Folgendes sagen konnte: „Auch diejenigen, die sozial schwach sind, finden gerade bei uns ein Herz und Zuwendung. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang ein Wort zu den Frauen sagen.“ Ich habe mich beim Kaffeetrinken sofort verschluckt. Dass der Kandidat Merz von der Jungen Union unterstützt wurde, zeigt, dass die seiner Äußerung zugrunde liegende Haltung keine Frage des Alters ist. Umgekehrt zeigt Joe Biden gerade, dass auch ein alter Mann moderne Ansichten vertreten kann.

Es ist großartig, dass es heute viele junge Frauen gibt, die mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein Missstände ansprechen, offenlegen und ihre Rechte reklamieren – weil sie sich heutzutage auch juristisch wehren können! Die #MeToo-Debatte ist ein gutes Beispiel dafür. Meine Mutter hatte sich von ihrem Chef noch den Hintern tätscheln lassen müssen. Heute muss sich ein Politiker öffentlich entschuldigen, wenn er einen Altherrenwitz zulasten einer Frau gemacht hat. Gut so!

Aber: All diese Rechte fielen nicht einfach so vom Himmel. Das unerwünschte Tätscheln des Hinterns einer Frau ist übrigens erst seit 2017 strafbar. Wir verdanken diese Rechte dem Einsatz couragierter Frauen, die gegen große Widerstände durch die Instanzen hinaufmarschiert sind. Und natürlich wäre es schön, wenn wir bereits am Ziel wären; wenn junge Männer, ohne Probleme zu bekommen, einfach ein Jahr Elternzeit oder mehr beantragen könnten; wenn Männer und Frauen ihren Beruf für ein paar Jahre in Teilzeit ausüben könnten, ohne dass dies das Ende der Karriere bedeutet; wenn Frauen beim Gehalt nicht länger systematisch benachteiligt würden; wenn „Frauenberufe“ angemessen vergütet würden; wenn Top-Zirkel nicht länger systematisch Frauen ausschlössen; wenn Frauen in Studien und bei Normen die gleiche Rolle spielten wie Männer; wenn Alleinerziehende dieselbe Unterstützung und denselben Respekt der Gesellschaft erhielten; und, und, und …

Laut der Shell-Jugendstudie 2019[iii] möchten 65 Prozent der zwischen 14- und 25-jährigen Frauen später maximal halbtags arbeiten, und 68 Prozent der jungen Männer wünschen sich auch genau dies von einer potenziellen Partnerin. Da stellt sich die Frage, was zuerst da war: das Ei oder die Henne … Vielleicht möchten ja so viele junge Frauen später nur halbtags arbeiten, weil es eben erwünscht ist. Und sie zudem mitbekommen, wie mühsam es für Frauen immer noch ist … Aber das ist natürlich nur ein Gedankenspiel.

Noch gibt es jedenfalls viel zu tun. Und bis es so weit ist, unterstütze ich weiterhin Frauen und Organisationen darin, eine stärkere Teilhabe von Frauen zu erreichen, sodass immer mehr Frauen an wichtigen Entscheidungen mitwirken können. Und das gegebenenfalls auch in Teilzeit.

Sollten Sie sich näher dafür interessieren, wie dramatisch sich das Fehlen von Frauen und ihrer Sicht auf unser Leben täglich auswirkt, dann empfehle ich Ihnen das Buch Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert von Caroline Criado-Perez.[iv]

Die wollen gar nicht

„Frau Knaths, Ich kann Ihnen ein gutes Beispiel nennen: Gerade erst vor zwei Wochen habe ich eine Abteilungsleiterin gefragt, ob sie sich vorstellen kann, den Bereich Vertrieb komplett zu übernehmen. Und was hat sie geantwortet? ›Da muss ich mal drüber nachdenken.‹ Da muss ich mal drüber nachdenken! Na – die habe ich natürlich gleich von der Liste gestrichen. Wenn ich jemandem so eine Chance gebe, dann erwarte ich, dass derjenige mich anstrahlt und sich für das in ihn gesetzte Vertrauen bedankt!“

Dies sagte unlängst ein Geschäftsführer zu mir auf einer privaten Feier. Diese Reaktionen von Männern begegnen mir immer wieder. „Ich trage die doch nicht zum Jagen“ ist eine typische Bemerkung in diesem Zusammenhang. Vermutlich ist den wenigsten männlichen Führungskräften bewusst, dass ein Aufstieg für Frauen auch heutzutage noch mit anderen Konsequenzen verbunden ist als bei ihren männlichen Kollegen.

Für einen Mann bringt ein beruflicher Aufstieg eigentlich nur Vorteile. Gut, oft ist der geforderte Arbeitseinsatz zu Beginn in einer neuen Position intensiver und zeitaufwendiger, aber dem gegenüber stehen mehr Gehalt und mehr gesellschaftliche Anerkennung. Und später eine höhere Rente. Zudem gilt in vielen Organisationen immer noch, dass man auf den höheren Ebenen überwiegend unter seinesgleichen ist: unter Männern. Ob ein Mann beim Aufstieg Vater ist, spielt so gut wie nie eine Rolle. Und wenn doch, dann meist eine förderliche – denn in der Regel wird unterstellt, dass sich eine Frau an der Seite des Mannes um das private Umfeld kümmert und so Stabilität schafft.

Auch heutzutage werden Väter so gut wie nie gefragt, wie sich ihr Aufstieg mit ihrer Rolle als Vater vereinbaren lässt. Die Männer, die aus diesem Schema ausbrechen, indem sie beispielsweise ein Jahr Elternzeit für die Betreuung ihres Kindes beantragen, erleben immer noch, dass dies bei Vorgesetzten nicht gut ankommt und sanktioniert wird. Meist mit dem Karriere-Aus. Dies dürfte ein sehr gewichtiger Grund dafür sein, dass sich auch heutzutage noch viele Männer scheuen, diesen Schritt zu gehen, auch wenn sie es sich eigentlich wünschen.[v], [vi]

Für Frauen sieht es da ganz anders aus: Auch für sie bringt der Aufstieg mehr Gehalt und später eine höhere Rente, aber der sehr wichtige Aspekt der sozialen Anerkennung ist nicht zwangsläufig damit verbunden. Insbesondere Mütter müssen sich (vor allem in den westlichen Bundesländern) damit herumschlagen, dass ihnen unterstellt wird, eine schlechte Mutter zu sein, wenn sie beruflich erfolgreich sind.

Das gilt für die private Umgebung, aber auch für die berufliche. Viele Männer machen am Arbeitsplatz sehr offensive geringschätzige Bemerkungen über Mütter in verantwortungsvollen Positionen. Und jüngere Frauen nehmen dies natürlich wahr. Natürlich ärgern sie sich über solche Bemerkungen, aber die Erfahrung zeigt auch, dass sie sich davon beeindrucken lassen.

Während ein höheres Gehalt für Männer eigentlich immer vorteilhaft ist, kann es Frauen privat vor Herausforderungen stellen. Es gibt immer noch viele Männer, die ein Problem damit haben, wenn ihre Partnerin in der gehaltlichen Entwicklung an ihnen vorbeizieht.[vii] Und wenn er damit ein Problem hat, hat sie auch eins – mit ihm und ihrer Beziehung.

Eine meiner Coachees ist Direktorin in einer angesehenen Organisation in Deutschland. Das ist an sich schon sehr beachtlich, aber in dieser Organisation gibt es noch die Stufe „Top-Management“. Mein Coachee möchte sich mit mir auf das Assessment-Center vorbereiten, das sie durchlaufen muss, um Top-Managerin werden zu können. Kein Selbstgänger – es werden immer wieder auch Kandidaten und Kandidatinnen abgelehnt.

Wir schauen in ihre bisherigen Rückmeldungen, um zu prüfen, an welchem Punkt wir arbeiten müssen. Am Ende geht es immer irgendwie um das richtige „seniorige“ Auftreten, Senior-Top-Managerinnen-mäßig sozusagen. Ich stelle ein paar Fragen, um herauszufinden, woran es haken könnte. Da mich die Antworten eher verwirren als erhellen und ich bei einer so intelligenten, gut ausgebildeten Frau eigentlich mit einem anderen Ergebnis rechnen müsste, stelle ich irgendwann die Frage: „Wollen Sie wirklich Top-Managerin werden?“

Stille. „Seltsam, dass Sie mich das fragen. Nun, es gibt da etwas, aber das gehört eigentlich nicht in ein professionelles Coaching.“ Ich warte einfach weiter ab. „Mein Mann unterstützt meine Ambitionen nicht. Ich muss mir schon seit Längerem ständig anhören, dass mein Beruf schuld an all unseren Problemen sei. Und aus seiner Sicht kann es nur noch schlechter werden, wenn ich ins Top-Management wechsele.“ – Eine top ausgebildete, sehr intelligente, extrem erfolgreiche Frau sitzt vor mir und weint.

Tja … Ohne Unterstützung geht es nicht. Das ist ein riesiges Hemmnis. Wie soll diese Frau mit breiter Brust und Überzeugungskraft in das Assessment hineingehen?

Wir haben eine Lösung gefunden, und die Frau ist jetzt Vorständin. In ihrer Vorstellung ist sie für ihre Mutter (ein großer Fan und eine Unterstützerin der Karriere ihrer Tochter) und ihre eigene Tochter in das Assessment gegangen. Und die Ehe bestand zumindest noch, als wir uns ein Jahr später wiedersahen.

Studien belegen, dass die meisten Menschen erheblich bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie ein unterstützendes Umfeld haben. Eine der vielleicht weniger aussagekräftigen, dafür aber umso amüsanteren Studien möchte ich kurz erwähnen. Es geht um den Einfluss politischer Heldinnen.

„Für ihre Studie rekrutierten die Forscher insgesamt 149 Schweizer Studenten, davon 81 Frauen, die eine Rede gegen die Anhebung der Studiengebühren halten sollten. Referiert wurde in einem virtuellen Raum vor einem Publikum bestehend aus zwölf Männern und Frauen. An der den Teilnehmern gegenüberliegenden Wand befand sich dabei entweder ein Poster mit einem Porträt von Hillary Clinton, von Angela Merkel oder von Bill Clinton. In einer vierten Gruppe war kein Poster zu sehen.“[viii]

Es zeigte sich, dass die weiblichen Teilnehmer signifikant länger sprachen, wenn sie die Porträts von Hillary Clinton oder Angela Merkel sahen – im Vergleich zu den Bedingungen mit keinem Bild oder dem von Bill Clinton. Damit waren ihre Reden im Durchschnitt genauso lang wie die ihrer männlichen Kollegen. Zudem wurden die Vorträge von zwei unabhängigen Beobachtern und auch von den Probandinnen selbst als qualitativ besser eingeschätzt, wenn sie die Bilder ihrer erfolgreichen Geschlechtsgenossinnen sahen.

Bei den männlichen Teilnehmern zeigte sich kein Einfluss der verschiedenen Poster im Hintergrund.

Die Wissenschaftler betonen, dass es bisher viel zu wenig Forschung zum Einfluss weiblicher Rollenmodelle in der Politik gebe. Dabei scheine es so zu sein, dass Frauen in politischen Führungspositionen nicht nur das Ziel einer weiteren Gleichstellung seien, sondern zugleich auch Voraussetzung dafür.

Selbst ein Bild von Hillary Clinton oder Angela Merkel bietet schon Unterstützung! Das hätten vor einigen Jahren wohl die wenigsten vermutet. Menschen brauchen Unterstützung und Ermutigung – und diese fehlt Frauen oftmals nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Umfeld.

Für kinderlose erfolgreiche Frauen bietet unser Wortschatz den Begriff „Karrierefrau“. Haben Sie sich je gefragt, wieso unsere Sprache keinen „Karrieremann“ kennt? Gut, es gibt den „Karrieristen“ – Menschen, die für ihren Aufstieg zum extremen Einsatz ihrer Ellenbogen neigen und/oder sehr rückgratlose Anpassungsfähigkeit zeigen. Der Begriff „Karrierefrau“ impliziert dies nicht unbedingt. Er impliziert „sexuell frustriert“.

Als ich dies vor männlichen Nachwuchsführungskräften ansprach, rief einer aus: „Aber das stimmt doch auch!“ Daraufhin wies ihn sein Sitznachbar darauf hin, dass in seiner Organisation doch alle ranghohen Frauen verheiratet seien und die meisten auch Kinder hätten. „Ach, das sind doch Ausnahmen!“, rief der Angesprochene. Es fällt uns halt nicht leicht, uns von lieb gewonnenen Stereotypen zu verabschieden.

Das Wort „Karrieremann“ existiert nicht, da es für Männer selbstverständlich ist, alles zu vereinbaren – weil sie eben oft eine Partnerin haben, die ihnen einen großen Teil der privat zu leistenden Arbeit abnimmt.[ix]

Für Frauen gibt es noch immer keinen gesellschaftlich anerkannten Weg. Die Rolle der Hausfrau gilt vielfach als rückwärtsgewandt und veraltet. Karriere ohne Kinder bedeutet „sexuell frustriert“. Karriere mit Kindern ist geradezu ein Frevel. Es ist zu hoffen, dass die Kanzlerinnenkandidatur der Grünen Annalena Baerbock mit dazu beiträgt, dass „Mutter“ und „Karriere“ künftig nicht mehr als Widerspruch gedacht werden.

Die meiste Anerkennung erfahren derzeit Mütter in Teilzeit. Allerdings eben nicht finanziell. Und spätestens bei der Rente könnte sich dieses gesellschaftlich so anerkannte und finanziell schlecht ausgestattete Modell für manche böse rächen. Seit Jahren versuche ich meine Mutter zu überreden, für eine höhere Rente zu demonstrieren. Ich würde auch das Plakat malen und sie vor den Reichstag kutschieren. Meine Mutter hat alles getan, was in der Bundesrepublik nach dem Krieg von ihr verlangt wurde: Sie war eine vorbildliche Hausfrau mit Ehemann und zwei Kindern. Als mein Vater starb, erhielt sie Witwenrente: 60 Prozent der gemeinsamen Rente. Wäre meine Mutter als Erste gestorben, hätte mein Vater weiter die vollen Bezüge erhalten. Wieso?

Die Begründung, dass mein Vater es war, der diese Rente erworben hat, und nicht meine Mutter, greift nicht. Denn dann dürfte sie gar nichts erhalten. Es ist offensichtlich gesellschaftlich vorgesehen, dass sie etwas bekommt. Aber bitte nicht so viel wie der Partner, mit dem sie als Team gemeinsam ihr Leben lang etwas aufgebaut hat.

Bei einer Diskussionsrunde sprach ich den damaligen Hamburger Senator Dietrich Wersich auf das Thema an: warum nicht einfach beide nur einen Teil der Rente erhalten sollten, zum Beispiel 80 Prozent, wenn ein Partner stirbt. Das sei doch gerechter, da es sich ja um eine gemeinsame Lebensleistung handele. Senator Wersich lehnte sich entspannt zurück und sprach: „Also, an das Thema geht keiner ran.“

Und da die Generation meiner Mutter nicht für eine bessere Rente demonstrieren möchte, tut sich halt erst einmal nichts. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich unter den heutigen Teilzeitmüttern auch viele Juristinnen befinden. Und vielleicht werden unter ihnen ja einige aktiv, bevor viele Frauen in die künftige Rentenfalle hineinlaufen.

Fest steht: Noch kann man es als Frau eigentlich nur falsch machen. Und wenn die Rahmenbedingungen so sind, dann denke ich mir doch: Wenn ich es eh nicht richtig machen kann, dann mache ich einfach das, was ich für richtig halte. Aber ich stelle immer wieder fest, dass sich zu viele junge Frauen von dem Frauenbashing in Organisationen wirklich beeindrucken und abschrecken lassen.

Ein Klassiker: Ich trainiere in einem Konzern weibliche sogenannte Potenzialträgerinnen, die bereits in Führungsverantwortung sind. In dem Konzern gibt es eine einzige Frau im erweiterten Top-Management. Und irgendwann kommt immer der Satz: „Also, wenn ich so werden muss wie die, dann will ich gar nicht Karriere machen.“

Wow. Hier haben die negativen Bemerkungen über diese erfolgreiche Frau offensichtlich gefruchtet. Wenn ich frage, ob sie schon einmal mit ihr gearbeitet hätten, dann verneinen die jungen Frauen dies in aller Regel. Ich teile dann den Gedanken, dass ich erst einmal sehr großen Respekt davor habe, dass diese Frau es als Einzige im Konzern so weit geschafft hat – und es mich persönlich interessieren würde, was ich von ihr lernen kann.

Dann frage ich die jungen Frauen, ob ihnen denn alle Männer auf der Ebene sympathisch seien. Die Antwort lautet selbstverständlich „Nein“. Aber da es bei den Männern mehr Auswahl gibt, gibt es eben auch den einen oder anderen, den man ganz gut finden kann. Wenn es nur eine einzige Frau gibt, dann fällt diese Auswahl weg. Und wenn ich dann noch einmal frage, wie die negative Einschätzung zustande kommt, dann heißt es meist: „Na ja, was man so hört …“ Ich erzähle dann manchmal eine Geschichte aus meiner eigenen Karriere:

Im Rahmen eines Vorstandsprojekts mussten mehrere Bereichsleiter gemeinsam in Projektgruppen arbeiten. Nach dem Ende einer Gruppenarbeit blieb einer von ihnen noch ein bisschen sitzen und sagte dann: „Also, ich bin ehrlich überrascht. Du bist ja ein total netter Typ! Mit dir kann man ja richtig gut zusammenarbeiten!“ – „Und wieso überrascht dich das so?“, fragte ich. „Na ja, du hast einen Ruf wie ein Donnerhall. Alle haben mich immer vor dir gewarnt, die Knaths hat Borsten auf den Zähnen.“ – „Da siehst du, dass man nicht alles einfach so glauben sollte, was erzählt wird.“

Frauenbashing existiert auch heute noch. Als Frau braucht es neben fachlicher Exzellenz auch ein dickes Fell und Humor, wenn man beruflich in einem männlich dominierten Umfeld unterwegs ist. Und es ist einer der vielen Gründe, warum ein weiterer Aufstieg für Frauen manchmal nicht erstrebenswert ist.

Daher an alle Geschäftsführer und alle anderen Führungskräfte: Sollte Ihnen eine Frau auf Ihr Angebot einer Beförderung entgegnen, dass sie erst einmal darüber nachdenken müsse, dann lassen Sie sie nachdenken. Schreiben Sie sie nicht gleich ab. Führen Sie lieber noch einmal ein Gespräch und sagen Sie ihr, warum Sie sie in dieser Rolle sehen. Wenn diese Frau dann „Ja“ sagt, haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine sehr gute und motivierte Kraft auf dieser Position. 

Marion Knaths

Über Marion Knaths

Biografie

Marion Knaths, geboren 1968 in Wolfenbüttel, gelang es, sich in eine Spitzenposition hochzuarbeiten. Nach einem Studium an der Wirtschaftsakademie Hamburg begann ihre steile Karriere beim Otto Versand. Im Jahr 2004 machte sie sich als Unternehmensberaterin selbstständig. Ihre Firma sheboss bietet...

INTERVIEW: Business-Trainerin Marion Knaths

Der Titel Ihres neuen Buchs klingt sehr kämpferisch: FrauenMACHT! Was müssen Frauen denn aus Ihrer Sicht machen? Können Frauen nicht einfach so bleiben, wie sie sind, und es braucht stattdessen eine Veränderung in der Gesellschaft, damit wir vorankommen? Wieso müssen immer die Frauen „machen“? 

Müssen muss selbstverständlich niemand. Mir geht es um diejenigen, die grundsätzlich wollen. Alle gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte hin zu mehr Chancengleichheit für Frauen wurden ganz maßgeblich von Frauen erwirkt, um nicht zu sagen, erkämpft. Ich möchte mit meinem Buch dazu beitragen, dass wir nicht aufhören oder gar zurückfallen; dass vor allem junge Frauen sich nicht erschrocken oder empört zurückziehen, wenn sie feststellen, dass die professionelle Welt immer noch eine ist, die Chancengleichheit zwar nach außen kommuniziert, nach innen aber selten lebt.  

Sie möchten Frauen also etwas an die Hand geben, um ihren Weg noch besser gehen zu können. Was ist das genau? 

Mir ist es bei meiner Arbeit immer wichtig, nicht einfach Missstände oder schwierige Situationen zu beschreiben, sondern ganz konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Und genau das mache ich in FrauenMACHT. Ich zeige sehr viele Alltagssituationen, erläutere die (meist verborgenen) Spielregeln dahinter und zeige, wie ich mich wirksam dazu verhalten kann. Und das, ohne meine Persönlichkeit zu verändern oder mich verbiegen zu müssen. 

Warum ist Ihnen das Thema ein Anliegen? 

In meiner Generation war noch vollkommen klar, dass Frauen in Deutschland nicht dieselben Rechte wie Männer haben. Und das gefiel mir nicht. Im Konzern war ich dann oft die einzige Frau in der Runde. Auch das gefiel mir nicht. Ich wollte und will bis heute dazu beitragen, dass mehr Frauen in den Runden sitzen, in denen wichtige Entscheidungen getroffen werden. Dafür unterstützen wir mit „sheboss“ die Frauen auf ihrem Weg, aber auch Organisationen, die einen echten kulturellen Wandel anstreben. 

 

 

Pressestimmen
PlusPerfekt

„Mit Esprit und Verve erklärt die Führungskräftetrainerin Marion Knaths, wie man sich in diesem Umfeld als Frau erfolgreich verhält und den Einfluss auf die Spielregeln vergrößert, ohne sich verbiegen zu müssen.“

zeitstilbloggerin

„Ein längst überfälliger Aufruf an uns Frauen sich nicht mit den hinteren Plätzen zufriedenzugeben, sondern die vorderen Plätze mit weiblicher Stärke zu füllen.“

Radio Bremen Zwei

„Nicht nur Frauen können eine Menge lernen, wenn sie dieses Buch lesen, auch Männer sicherlich.“

New Business (A)

„Mit Esprit und Verve gibt sie ihre langjährige Erfahrung anhand vieler Beispiele aus dem Arbeitsalltag weiter. Immer mit Humor und immer mit dem Ziel, den Einfluss von Frauen auf die Spielregeln zu vergrößern.“

Kommentare zum Buch
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