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Forever with You (Wait for You 6)Forever with You (Wait for You 6)

Forever with You (Wait for You 6)

J. Lynn
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Roman

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Forever with You (Wait for You 6) — Inhalt

Wenn ein heißer One-Night-Stand alles verändert ...

An manche Dinge glaubt man einfach, auch wenn man sie selbst nie erlebt hat. Für Stephanie ist „Liebe“ so etwas. Es gibt sie. Irgendwo da draußen. Vielleicht sogar für sie. Irgendwann. In der Zwischenzeit hat sie heiße One-Night-Stands mit hübschen Kerlen wie Nick. Doch aus dem kurzen Abenteuer mit ihm wird plötzlich mehr – bis das Schicksal es ihr wieder nimmt. So schnell Nick für Steph die Schutzmauern einreißt, die er bisher um sein Herz errichtet hatte, so schnell baut sie ihre auf, um den Schmerz – und Nick – nicht zu nahe kommen zu lassen. Aber er kann sie nicht einfach gehen lassen.

€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 01.02.2016
Übersetzt von: Vanessa Lamatsch
432 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30823-6
Download Cover
€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 01.02.2016
Übersetzt von: Vanessa Lamatsch
440 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-97144-7
Download Cover

Leseprobe zu „Forever with You (Wait for You 6)“

Kapitel 1 

Der viel zu volle Umzugskarton schwankte bedrohlich in meinen Armen, als ich einen Schritt zur Seite machte und die Hintertür meines Autos mit der Hüfte zuwarf. Ich hielt den Atem an und blieb vollkommen unbe­weglich neben einem riesigen Motorrad auf dem Parkplatz stehen, während ich die Kiste ausbalancierte und mein Gleichgewicht wiederfand.
Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf …
Der Karton hörte auf zu schwanken, als ich bis sechs ­gezählt hatte, und ich atmete auf. Der Inhalt dieser Kiste war zu kostbar, um ihn fallen zu lassen. Aber darüber hätte [...]

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Kapitel 1 

Der viel zu volle Umzugskarton schwankte bedrohlich in meinen Armen, als ich einen Schritt zur Seite machte und die Hintertür meines Autos mit der Hüfte zuwarf. Ich hielt den Atem an und blieb vollkommen unbe­weglich neben einem riesigen Motorrad auf dem Parkplatz stehen, während ich die Kiste ausbalancierte und mein Gleichgewicht wiederfand.
Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf …
Der Karton hörte auf zu schwanken, als ich bis sechs ­gezählt hatte, und ich atmete auf. Der Inhalt dieser Kiste war zu kostbar, um ihn fallen zu lassen. Aber darüber hätte ich vielleicht nachdenken sollen, bevor ich tausend verschiedene Sachen hineingestopft hatte.
Jetzt war es zu spät.
Seufzend spähte ich über den Kistenrand, um den Gehweg und den Eingang zu meiner Wohnung zu finden, dann setzte ich mich in Bewegung – entschlossen, den Karton unter keinen Umständen fallen zu lassen, und sollte ich mir dabei den Hals brechen. Gott und all seinen – ihren – Engeln sei Dank, dass meine Wohnung im Erdgeschoss lag.
Ich hoffte wirklich, dass ich jetzt eine Weile nicht mehr umziehen musste. Auch wenn ich gar nicht so viel Zeug ­besaß, war es doch nervtötend, alles einzupacken. Glücklicher­weise waren die großen Sachen – das Bett, die Couch und ­andere Möbel – per Spedition geliefert worden. Ich verstand aber immer noch nicht ganz, wie ich es geschafft hatte, in ­einem Wohnheim so viel Zeug anzuhäufen.
Ich erreichte gerade den Gehweg in der Nähe der breiten Treppe in die oberen Stockwerke, als sich das Brennen meiner Armmuskeln verstärkte. Der Karton glitt mir langsam, aber sicher aus den Händen. Ich stieß einen heftigen Fluch aus, der meinen Vater und seinen Vater unglaublich stolz gemacht hätte.
Nur noch ein paar Schritte, ermahnte ich mich selbst. Nur noch ein paar Schritte, und ich … Die Kiste rutschte mir aus den zittrigen Fingern. Ich ging in die Knie, um sie auf dem Oberschenkel aufzufangen, doch es war zu spät. Der Karton, voll mit zerbrechlichen Sachen, befand sich bereits im freien Fall.
„ Verdammter stinkender, gehirnamputierter Rattenbastard von … “
Der Karton stoppte plötzlich etwa dreißig Zentimeter über dem Asphalt, was mich so überraschte, dass meine Fluchtirade abbrach. Das Gewicht der schweren Kiste schien sich in Luft aufgelöst zu haben, und meine offensichtlich zu schwachen Armmuskeln weinten förmlich vor Erleichterung. Im ersten Moment fragte ich mich, ob ich irgendeine Art von Superkraft entwickelt hatte, doch dann entdeckte ich an den Seiten der Kiste zwei große Hände, die definitiv nicht mir gehörten.
„ Ich bewundere jeden, der erfolgreich das Wort › Rattenbastard ‹ in einem Satz unterbringen kann. “
Beim Klang der unglaublich volltönenden Stimme riss ich die Augen auf. Ich erröte nur selten. Eigentlich nie. Tatsächlich sorge ich gewöhnlich selbst dafür, dass andere rot werden. Aber in diesem Moment passierte es. Mein Gesicht wurde so warm, als hätte ich meine Wange gegen eine heiße Herdplatte gepresst. Für einen Moment konnte ich nichts anderes tun, als auf diese Hände zu starren. Die Finger waren lang und elegant, die Nägel ordentlich geschnitten, die Haut war ein wenig dunkler als meine eigene.
Dann hob sich die Kiste wie von Zauberhand an, und während ich mich wieder aufrichtete, ließ ich den Blick über den Karton gleiten, über die breiten Schultern dahinter und dann weiter nach oben …
Heiliger Adonis.
Vor mir stand die Verkörperung von „ groß, dunkel und gut aussehend “. Ich hatte schon eine Menge heißer Feger ge­sehen, aber dieser Kerl toppte alles. Vielleicht hatte es etwas mit seiner einzigartigen Erscheinung zu tun. Sein dunkelbraunes Haar, das an den Seiten kurz und oben etwas länger war, rahmte die hohen Wangenknochen und das kantige Kinn ein. Seine Haut hatte einen dunklen, fast olivfarbenen Teint, der auf Vorfahren einer anderen Ethnie schließen ließ. Vielleicht hispanisch ? Ich war mir nicht sicher. Mein Urgroßvater war Kubaner gewesen, und ein paar seiner Merkmale hatte ich auch geerbt.
Hinter einem Vorhang dichter Wimpern entdeckte ich ein Paar atemberaubender Augen. Die waren wirklich etwas ganz Besonderes. Um die Pupillen herum zeigten sie ein helles Grün, während sie am Rand eher dunkelblau wirkten. Mir war klar, dass das irgendeiner Art von optischer Illusion zu­zuschreiben sein musste, trotzdem waren die Augen bemerkenswert.
Dieser Kerl war insgesamt wirklich eindrucksvoll.
„ Besonders, wenn die Worte aus dem Mund eines hübschen Mädchens kommen “, fügte er hinzu, während sich ­einer seiner Mundwinkel nach oben schob.
Ich riss mich zusammen, bevor ich anfing zu sabbern. „ Danke. Ich hätte diese Kiste auf keinen Fall rechtzeitig auffangen können. “
„ Kein Problem. “
Sein Blick wanderte über mein Gesicht, um dann langsam nach unten zu gleiten, wobei er an manchen Stellen länger verweilte als an anderen. Da ich in den letzten Stunden ausschließlich damit beschäftigt gewesen war, Kisten auszu­packen und orientierungslos durch die Gegend zu rennen, trug ich trotz des kühlen Wetters nur Shorts und ein enges ­T-Shirt. Die Shorts waren so kurz, dass sie ihrem Namen alle Ehre machten.
„ Du kannst deinen Satz übrigens ruhig zu Ende führen “, fuhr er fort. „ Ich bin sehr neugierig, welche Beschimpfungen dir noch so einfallen. “
Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „ Ich bin mir sicher, es wäre ein tolles Ende geworden. Aber dafür ist es jetzt zu spät. “
„ Was für eine verdammte Verschwendung. “ Er trat grinsend zur Seite, den Karton immer noch in den Händen. Jetzt standen wir nebeneinander, und obwohl ich ein ziemlich großes Mädchen bin, überragte er mich doch um einen Kopf. „ Sag mir, wo das hin soll. “
„ Ist schon okay. Jetzt schaffe ich es auch allein. “ Ich griff nach dem Karton.
Er zog lediglich eine dunkle Augenbraue hoch. „ Mir macht es nichts aus. Außer du hast vor, noch mal zu fluchen, dann könnte ich mich umstimmen lassen. “
Ich lachte, dann senkte ich den Blick, um ihn ein weiteres Mal unauffällig abzuchecken. Er trug eine Lederjacke, aber ich hätte meine gesamten Ersparnisse darauf verwettet, dass sich darunter ein ansehnlicher Oberkörper verbarg. „ Okay. Meine Wohnung ist gleich da drüben. “
„ Gehen Sie vor, Madam. “
Ich lächelte ihm zu, warf meinen langen Pferdeschwanz nach hinten und bog nach links ab. „ Ich hätte es fast geschafft, ohne den Karton fallen zu lassen “, erklärte ich ihm, als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschloss. „ Ich war so nah dran. “
„ Und doch so weit entfernt “, erklärte er und zwinkerte mir zu, als ich ihm einen weiteren Blick zuwarf.
Ich hielt die Tür für ihn auf. „ Wie wahr. “
Er folgte mir in die Wohnung, dann hielt er inne. In meinem Apartment herrschte ziemliches Chaos. Alles, was ich bis jetzt schon ausgepackt hatte, lag auf Couch und Parkett verteilt. „ Wo soll ich es abstellen ? “
„ Direkt da ist vollkommen in Ordnung. “ Ich deutete auf den einzigen freien Quadratmeter neben der Couch.
Er trat vor und stellte den Karton vorsichtig auf den ­Boden. Ich dagegen starrte lüstern seinen Allerwertesten an, als er sich vorbeugte. Sehr hübsch. Dann richtete er sich wieder auf und drehte sich zu mir um, also lächelte ich und verschränkte die Hände vor dem Bauch.
„ Du bist gerade erst eingezogen ? “, fragte er, als er sich umsah. Neben der offenen Küche und selbst auf dem kleinen Esstisch stapelten sich Kisten.
Ich lachte über sein schiefes Grinsen. „ Gestern. “
„ Sieht aus, als hättest du noch einiges zu tun, bevor du fertig bist. “ Er trat auf mich zu, senkte das Kinn und streckte mir die Hand entgegen. „ Übrigens, ich bin Nick. “
Ich ergriff seine Hand. Sein Händedruck war warm und fest. „ Ich bin Stephanie, aber fast alle nennen mich Steph. “
„ Schön, dich kennenzulernen. “ Er hielt immer noch meine Hand, während er mich unentwegt aus diesen wahnsinnigen Augen musterte. „ Es ist wirklich schön, dich kennenzulernen, Stephanie. “
Er sprach meinen Namen auf eine Weise aus, die dafür sorgte, dass mir ganz warm wurde. „ Ebenso “, murmelte ich und blickte zu ihm hoch. » Schließlich stände ich wahrscheinlich immer noch fluchend da draußen, wenn du nicht auf­getaucht wärst. «
Nick lachte leise, und mir gefiel das Geräusch. Sehr sogar. „ Wahrscheinlich nicht die direkteste Art, neue Leute kennenzulernen “, sagte er.
„ Hat bei dir aber wunderbar funktioniert. “
Das halbe Grinsen verbreiterte sich langsam zu einem ­richtigen Lächeln. Wenn ich ihn vorher schon für gut aussehend gehalten hatte, war das nichts im Vergleich zu jetzt. Wow. Dieser Kerl war so atemberaubend wie hilfsbereit.
„ Ich verrate dir ein kleines Geheimnis “, sagte er und drückte noch einmal meine Finger, bevor er seine Hand zurückzog. „ In deinem Fall braucht es nicht viel, damit dein Trick funktioniert. “
Das sorgte dafür, dass ich die Ohren spitzte. Was für ein Charmeur. „ Das ist … gut zu wissen. “ Ich trat näher an ihn heran und legte den Kopf in den Nacken. Der frische Duft seines Aftershaves ging von ihm aus. „ Also, Nick, wohnst du hier in der Anlage ? “
Er schüttelte den Kopf, und eine dunkle Strähne fiel ihm in die Stirn. „ Ich wohne am anderen Ende der Stadt. Ich war nur hier, um hübschen Damen dabei zu helfen, Kisten in ihre Wohnung zu schaffen. “
„ Was für eine Schande. “
Seine Augen fingen an zu leuchten, sodass das Grün darin noch deutlicher hervortrat. Er hielt meinem Blick stand. „ Allerdings. “ Dann hob er wieder die Hand und überraschte mich damit, dass er meine Wange berührte, um mir mit dem Daumen über den Mundwinkel zu streichen. » Da klebte ­etwas Staub. Aber jetzt ist er weg. «
Mein Puls beschleunigte sich, und während ich zu ihm hochstarrte, war ich zum ersten Mal in meinem Leben absolut sprachlos. Ich bin frech, verdammt noch mal. Dad hat ­immer gesagt, dass ich frech wie Oscar sei. Nicht gerade das kreativste Sprachbild, aber es stimmt. Wenn ich etwas will, dann lasse ich nicht locker und tue alles, um es zu bekommen. So war ich schon als Kind. Bei Noten. Bei der Cheerleader-Truppe in der Highschool. Bei Jungs. Meinem Abschluss. Der Karriere. Doch trotz all meiner Frechheit brachte mich dieser Mann ein wenig durcheinander. Man könnte sogar sagen, er warf mich aus der Bahn.
Interessant.
„ Ich muss jetzt los “, sagte Nick, als er die Hand wieder senkte. Dieses schiefe halbe Grinsen auf seinem Gesicht verriet mir, dass er genau wusste, was er in mir auslöste. Er ging Richtung Tür, dann sah er über die Schulter zurück. „ Übrigens, ich arbeite als Barkeeper in einem Laden nicht allzu weit von hier. Die Kneipe nennt sich Mona’s. Falls du dich langweilst oder zu der Erkenntnis kommst, dass du auf Knopfdruck noch mehr Schimpfwörter aneinanderreihen kannst, solltest du mich mal besuchen kommen. “
Ich wusste, wie man Kerle richtig verstand. Das war eine gut trainierte Fähigkeit von mir. Nick machte mir gerade ein Angebot. Einfach so. Das gefiel mir. Mein eigenes breites ­Lächeln erwiderte seines.
„ Ich werde daran denken, Nick. “
Eine dünne Staubschicht bedeckte meine Arme, als ich von dem Stapel mit den zusammengeklappten Kartons zurücktrat, und ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, die Hände vors Gesicht zu schlagen. Das Niesen erschütterte meinen Körper so heftig, dass mein Pferdeschwanz über meinen Kopf hinwegpeitschte und mich fast im Gesicht getroffen hätte.
Vornübergebeugt wartete ich ein paar Sekunden, und wie erwartet passierte es sofort wieder. Dieses Niesen war so kräftig, dass ich halb damit rechnete, den Kistenstapel umzu­blasen.
Ich richtete mich auf, warf den Zopf wieder nach hinten und nahm mir einen Moment, um alles auf mich wirken zu lassen, durch die Staubschicht und meine Haut bis in mein ­Innerstes.
Ich hatte es endlich getan.
Ich war umgezogen.
Nicht in eine Wohnung in derselben Stadt, in der ich auf­gewachsen war und studiert hatte, sondern sogar in einen ­anderen Staat. Zum ersten Mal seit dreiundzwanzig Jahren befand ich mich nicht mehr innerhalb eines Zwanzig-Minuten-Radius um das Haus meiner Mom. Selbst im College hatte ich in einem Wohnheim gelebt, das nur eine kurze Fahrt von ­ihrem Haus entfernt gelegen hatte. Der Umzug war mir schwergefallen – schwerer, als ich vermutet hätte. Seitdem ich fünfzehn gewesen war, hatte es nur meine Mutter und mich gegeben. Sie zu verlassen – obwohl es das gewesen war, was auch sie sich für mich gewünscht hatte –, war mir nicht leichtgefallen. Tränen waren geflossen, und das ist eine große Sache für mich. Ich weine selten. Ich bin einfach keine … besonders emotionale Person.
Außer im Fernsehen läuft eine dieser Tierschutz-Spots. ­Besonders die, die mit dem Song „ Arms of an Angel “ unterlegt sind. Würg. Dann scheinen winzige Ninja-Zwiebelschäler unter meinen Augen zu lauern.
Verdammte Mieslinge.
Nach zwei Tagen des Kistenausräumens war ich endlich fertig. Ich sah mich um und fühlte mich gut, als ich sah, was ich alles geschafft hatte.
Die Zwei-Zimmer-Wohnung war ziemlich hübsch, auch wenn ich mir eigentlich drei Zimmer gewünscht hatte. Aber ich musste einmal in meinem Leben vernünftig sein, und ­indem ich das kleinere Apartment genommen hatte, sparte ich Geld. Die Wohnung hatte eine tolle offene Küche, eingebaute Küchengeräte aus Edelstahl und einen Gasherd – den ich wahrscheinlich nie benutzen würde, weil ich von der irrationalen Angst verfolgt wurde, mich mit seiner Hilfe selbst in die Luft zu jagen.
Aber sowohl Wohnzimmer als auch Schlafzimmer waren geräumig, außerdem war ich mir ziemlich sicher, dass in der Anlage ein Cop lebte, weil in den letzten zwei Tagen immer mal wieder ein Streifenwagen vor der Tür gestanden hatte.
Und irgendeiner meiner Nachbarn hatte einen wirklich heißen Kumpel namens Nick.
Volltreffer.
Ich ging zu dem gerahmten Bild, das ich auf dem Küchentresen liegen gelassen hatte, wischte mir die staubigen Hände an meinen Baumwollshorts ab und hob es hoch. Vorsichtig löste ich die Luftpolsterfolie und enthüllte das Foto, das sich darunter verborgen hatte. Ich presste die Lippen aufeinander und ließ einen Daumen über den silbernen Rahmen gleiten.
Ein gut aussehender Mann mittleren Alters im Tarnanzug lächelte mich an, im Hintergrund eine endlose goldene Wüste. Neben sein Bild war mit schwarzem Edding eine Nachricht geschrieben: Bei Weitem nicht so schön wie du, Stephanie.
Ich biss mir auf die Innenseite der Wange und ging mit dem Foto in mein Schlafzimmer. Die graue Tagesdecke und die alten weißen Möbel waren ein Geschenk von Mom und meinen Großeltern gewesen. Sie verliehen dem Zimmer eine gemütliche Cottage-Atmosphäre.
Ich ging zu dem Regalbrett, das ich direkt über dem kleinen Fernseher gegenüber vom Bett befestigt hatte, stellte mich auf die Zehenspitzen und positionierte das Foto an seinem neuen Wohnort, direkt neben einem anderen besonderen Bild. Es zeigte die Mädchen aus dem College und mich in unseren letzten Frühlingsferien. Ein Grinsen verzog meine Lippen.
Der schwarze Bikini, den ich damals getragen hatte, hatte kaum meine Brüste bedeckt. Oder meinen Hintern, wenn ich mich recht erinnerte – und das war eigentlich schon alles, woran ich mich erinnerte, wenn ich an diese Ferien dachte. Na ja, an den Bikini und an diese Zwillinge von dem College …
In Texas ist definitiv alles etwas größer.
Rechts und links neben den Fotos standen graue Kerzen, und ich fand, es sah gut aus.
Als gehörten die Bilder genau dort hin.
Ich trat zurück. Ein paar Sekunden lang starrte ich die Bilderrahmen an, dann wandte ich mich mit einem schweren Seufzen ab. Die Uhr auf dem Nachttisch verriet mir, dass es viel zu früh war, um den Tag schon für beendet zu erklären, und trotz der ganzen Räumerei war ich nicht müde. Meine Gedanken wanderten zu Nick und zu dem, was er über die Bar gesagt hatte, in der er arbeitete. Ich hatte sie entdeckt, als ich gestern losgezogen war, um Einkäufe zu erledigen.
Ich biss mir auf die Lippe und verlagerte mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Warum sollte ich mir nicht mal die Gegend besser anschauen und bei dieser Gelegenheit einen Drink genehmigen ? Dieser Drink könnte zu durchaus interessanten Dingen führen. Ich war eine große Befürwor­terin von One-Night-Stands ohne Verpflichtungen. Allerdings hatte ich niemals verstanden, wieso immer mit zweierlei Maß gemessen wurde. Und ich würde es auch nie verstehen. Für Männer war es okay, sich zwanglos zu amüsieren, aber nicht für Frauen ? Nicht in meiner Welt.
Falls Nick im Mona’s sein sollte und so zum Flirten aufgelegt wie gestern … nun, dann könnte die heutige Nacht sehr interessant werden.
Ich würde Nick heute Abend so was von mit nach Hause nehmen und jede Menge unanständige Sachen mit ihm anstellen – unterhaltsame, körperbetonte Dinge, bei denen allein schon die Vorstellung dafür sorgte, dass mir die Ohren brannten. Oder die mir zumindest peinlich sein sollten, nachdem ich mich diesen Fantasien gerade an einem öffentlichen Ort hingab.
Aber so war es nicht. Nicht im Mindesten.
Ich war in einem heftigen Anfall von Instalust gefangen. ­Irgendetwas an diesem Kerl zog mich auf eine Art und Weise an, und ich war Frau genug, um es zuzugeben.
Wieder einmal suchten seine moosgrünen Augen meinen Blick. Dann senkten sich die dichten Wimpern und verbargen das Grün. Gott, ich hatte schon immer eine besondere Schwäche für Kerle mit dunklen Haaren und hellen Augen. Dieser interessante Kontrast übte einen ungesunden Einfluss auf meinen Pulsschlag aus. Und ich hatte noch nie jemanden mit dieser Augenfarbe kennengelernt. Sie waren definitiv grün, aber wann immer Nick den Lichtkegel der hellen Barlampen verließ und in den Schatten trat, schien sich die Farbe zu ­einem dunklen Blau zu verändern.
Diese Augen verschafften ihm gleich noch ein paar Pluspunkte.
„ Ich bin einfach zu neugierig, also muss ich fragen. Was zur Hölle treibt dich nach Plymouth Meeting, Steph ? “
Beim Klang der vertrauten Stimme drehte ich mich auf meinem Barhocker und sah auf, bis ich in die babyblauen Augen von Cameron Hamilton starrte. Als ich das Mona’s betreten hatte, hatte ich entsetzt ein paar Leute entdeckt, mit denen ich aufs College gegangen war. Ich war immer noch verblüfft, dass Cam und seine Clique sich hier herumtrieben, mehrere Stunden Fahrt von ihrem üblichen Revier entfernt, das früher einmal die Shepherd University gewesen war.
Ich hatte die Gruppe kurz begrüßt und meinen Hintern dann eilig an die Bar geschafft, obwohl ich genau merkte, dass sie eine Wagenladung Fragen loswerden wollten. Doch ehrlich, diese Leute zu sehen, hatte mich unvorbereitet getroffen. Ich hatte nicht damit gerechnet, ausgerechnet hier jemandem über den Weg zu laufen, den ich kannte. Und auf keinen Fall hatte ich damit gerechnet, nicht nur einem, sondern gleich zwei Kerlen zu begegnen, mit denen ich … nun, denen ich zu einer gewissen Zeit sehr nahegekommen war.
Das konnte man wohl als ein wenig peinlich bezeichnen, wenn man bedachte, dass ich nie so genau gewusst hatte, wie ich mich in Bezug auf Cams und Jase Winsteads Freundinnen verhalten sollte. Ich hatte schon vor langer Zeit verstanden, dass eine Menge Mädchen nicht gerade scharf auf Frauen ­waren, mit denen ihre Freunde mal etwas gehabt hatten – egal, wie ernst oder locker diese Beziehung gewesen war. Nicht alle Mädchen waren so, aber die meisten … ja, die meisten schon.
Was ich irgendwie, na ja, ziemlich saudämlich fand.
Die meisten Mädchen sind die Ex von irgendjemandem. Also zicken sie eigentlich gegen sich selbst.
Jedenfalls hatte ich versucht, ihnen aus dem Weg zu gehen, als wir noch alle das College besuchten, und das hatte wunderbar funktioniert, bis ich Teresa – Jase’ Freundin und Cams kleine Schwester – hysterisch schreiend gefunden hatte, weil sie gerade die Leiche ihrer Mitbewohnerin entdeckt hatte. Seitdem war Teresa entschlossen gewesen, meine Freundin zu sein, obwohl Jase und ich mal eine kurze Affäre gehabt hatten. Ich fühlte mich irgendwie unbehaglich dabei, außerdem erinnerte sie mich an ein Mädchen, mit dem ich mich in meinem ersten Jahr auf der Shepherd University angefreundet hatte.
Lauren Leonard.
Würg. Allein der Gedanke an ihren Namen sorgte dafür, dass ich jemandem meinen Drink ins Gesicht kippen wollte. Sie hatte vorgegeben, mit mir befreundet zu sein, obwohl sie mich eigentlich auf den Tod nicht ausstehen konnte. Und das nur, weil mich der Kerl, mit dem sie gerade ausging, ein Jahr bevor die beiden sich überhaupt getroffen hatten, mal geküsst hatte. Es war noch nicht mal ein besonders atemberaubender Kuss gewesen und damit sicherlich das ganze Drama nicht wert, das Lauren abgezogen hatte.
„ Ich könnte dir dieselbe Frage stellen “, sagte ich schließlich und griff nach meinem Glas.
Cam grinste locker und lehnte sich neben mir an die Bar, die Arme vor der Brust verschränkt. „ Du kennst Calla Fritz, richtig ? “
„ Ich habe von ihr gehört. “ Ich warf einen Blick zu dem hübschen blonden Mädchen, das einen Arm um die Hüfte ­eines Kerls geschlungen hatte, der unverkennbar ein Soldat war. Mein Dad hatte dieselbe Ausstrahlung gehabt. Diese Aura, die förmlich hinausschrie Ich weiß, wie ich dir jeden Knochen im Körper brechen kann, aber ich habe ein starkes Moralempfinden, das mich davon abhält, es zu tun … außer du bedrohst meine Leute. Der Kerl mit dem lockigen rostfarbenen Haar schwitzte seine Bestimmung förmlich aus.
„ Ihrem Freund Jax gehört diese Bar. Hat mal ihrer Mutter gehört, aber das ist eine lange Geschichte. “ Cam zögerte. „ Na ja, auf jeden Fall ist Teresa gut mit Calla befreundet, und wenn sie sie besuchen kommt, hängen wir uns dran. Da der Ort so nah an Philly liegt, ist es ein hübscher Ausflug. “
„ Oh “, murmelte ich. Die Welt ist ein Dorf. „ Ich habe gerade einen Job bei der Lima Academy angenommen und eine Wohnung nicht weit von hier entfernt gemietet. “
„ Echt jetzt ? “, fragte Nick und zog damit meine Aufmerksamkeit auf sich, was sofort dafür sorgte, dass mein Magen sich angenehm verkrampfte. „ Du arbeitest für Brock › Das Biest ‹ Mitchells Trainer ? “
Meine Lippen zuckten bei der offensichtlichen Ehrfurcht, die in seiner Stimme mitschwang. Das war so ziemlich die Standardreaktion, wann immer Brocks Name erwähnt wurde. Er war ein vielversprechender Mixed-Martial-Arts-Kämpfer auf dem Weg nach oben, und er stammte hier aus der Gegend. Alle schienen ihn anzubeten.
„ Ja. Aber ich habe › Das Biest ‹ bis jetzt nicht getroffen. Soweit ich es mitbekommen habe, ist er im Moment in Brasilien. “
Nick stemmte die Ellbogen auf die Bar und ließ den Blick unverfroren über meinen Körper gleiten. „ Also bist du auch eine MMA-Kämpferin ? “
Ich warf den Kopf in den Nacken und lachte. » Äh, nein. Ich habe einen Job im Büro angenommen. Ich assistiere dem ­Manager. «
„ Nett “, meinte Cam. „ Das war dein Hauptfach, richtig ? Betriebswirtschaft ? “
Ich nickte, nicht allzu überrascht, dass er sich daran erinnerte. Wir waren befreundet gewesen, und Cam war ein anständiger Kerl. Genau wie Jase. Ich warf einen kurzen Blick zu der Clique um den Billardtisch. Es sah aus, als hätte Jase ­Teresa gerade … im Schwitzkasten ?
Okay. Ich grinste.
„ Also, wie lange bleibt ihr hier ? “, fragte ich und nahm ­einen Schluck von meinem Drink, als eine Barkeeperin mit pinkfarbener Brille an Nick vorbeisauste und ihm dabei einen Blick zuwarf, den ich nicht ganz verstand.
Nick ignorierte sie.
„ Wir fahren am Sonntag zurück. “ Cam stieß sich vom Tresen ab. „ Und nun zier dich nicht so “, fügte er hinzu und grinste, als ich die Augen verdrehte. „ Schwing deinen Hintern von diesem Hocker und schau mal bei uns vorbei, okay ? “ Als ich nickte, sah er Nick an. „ Du kommst morgen Abend zu Jax, oder ? “
„ Hängt davon ab, wann ich hier rauskomme, aber ich werde es versuchen. “
Interessant. Also waren auch Cam und Nick befreundet. Es erleichterte mich, das zu hören. Cam hatte Menschenkenntnis. Ich wusste bereits, dass Nick ein hilfsbereiter ­Charmeur war, aber jetzt hatte ich das Gefühl, sicher sein zu können, dass ich mich nicht für einen Serienmörder interessierte.
Ich blieb mit meinem Drink an der Bar, als Cam zurück zu den Billardtischen schlenderte. Ich war mir noch nicht ganz im Klaren darüber, ob ich wirklich bei ihnen vorbeischauen würde. Vielleicht ja. Vielleicht nein.
„ Noch eine Rum-Cola ? “
Meine Mundwinkel hoben sich beim Klang von Nicks tiefer, volltönender Stimme. Wir hatten uns immer mal wieder unterhalten, seitdem ich auf dem Hocker vor dem Tresen Platz genommen hatte, und er schien sich über meine Anwesenheit zu freuen.
Der Kerl war wirklich der Jackpot.
„ Alles okay, aber danke. “ Das Letzte, was ich wollte, war, mich zu betrinken. Ich lächelte ihn an, angetan, als er seinen Blick wieder über meinen Körper gleiten ließ. „ Ist hier am Wochenende immer so viel los ? “
Mir war schnell klar geworden, dass Nick ein Meister des Small Talk war, was in seinem Job wahrscheinlich ein Einstellungskriterium war. Und er wandte seinen Charme auf jeden an. Die Frauen drängten sich um die Bar. Die zweite Thekenkraft, die Barkeeperin mit der pinkfarbenen Brille, schien damit gut umgehen zu können.
„ Bin mir nicht sicher, ob man behaupten kann, heute wäre es voll, aber am Samstag ist gewöhnlich einiges los. “ Er sah sich in der Bar um, bevor er weitersprach. „ Also warst du mit ihnen auf dem College ? “, fragte er dann und deutete mit dem Kinn in die Richtung, in der Cam verschwunden war.
„ Ja. “ Ich lehnte mich vor und stemmte die Ellbogen auf die Bar. „ Ich hatte keine Ahnung, dass sie jemanden in der Stadt kennen. War völlig überrascht, sie hier zu treffen. “
„ Die Welt ist ein Dorf “, wiederholte er meinen Gedanken von vorhin. „ Aber du stehst ihnen nicht besonders nahe. “
Das war eine Feststellung, keine Frage. „ Wie kommst du darauf ? “
„ Nun, wärt ihr gut befreundet, wärst du wahrscheinlich drüben bei ihnen. Oder … “
Er war ein guter Beobachter.
„ Oder was ? “
Sein Mundwinkel zuckte, und er verschränkte die Arme vor der Brust. Die Bewegung fesselte meine Aufmerksamkeit. Ich war ja so visuell gepolt. Nicht, dass mir das im Moment ­irgendwer übel genommen hätte. Sein schwarzes T-Shirt spannte sich über seinen Bizeps. „ Oder du willst deine Zeit lieber mit mir verbringen. “
Meine Eingeweide machten einen Looping. „ Bin ich so leicht zu durchschauen ? “
„ Auf die bestmögliche Art. “ Er griff nach einer Flasche. » Ich bin froh, dass du vorbeigekommen bist. Gestern Abend habe ich jedes Mal, wenn die Tür aufging, hingesehen und ­gehofft, dass du es bist. «
„ Ach wirklich ? “
„ Wirklich. “ Er lächelte. „ Bist du fertig mit Auspacken ? “
„ Jepp. “
„ Gab es noch weitere Rattenbastard-Ausbrüche ? “
Ich lachte. „ Einige. “
„ Irgendwie blöd, dass ich sie verpasst habe. “
„ Es gibt immer ein nächstes Mal. “ Ich spielte an meinem Glas herum, während ich aufsah und seinen Blick einfing. „ Also, Nick, hast du auch einen Nachnamen ? “
„ Blanco “, antwortete er nach einem kurzen Zögern. „ Und du ? “
„ Keith. “ Ich grinste, als er die Arme wieder sinken ließ. „ Und ich hätte noch eine Frage an dich. “
Er trat vor und stemmte die Hände auf die Bar. „ Schieß los. “
„ Hast du eine Freundin ? “ Mein Atem stockte für einen ­Moment, als er sich plötzlich vorlehnte. Unsere Münder waren sich nah genug, dass wir dieselbe Luft atmeten. „ Oder einen Freund ? “
Nick zuckte nicht mal mit der Wimper. „ Zweimal nein. Wie sieht es bei dir aus ? “
Jackpot mit Zusatzzahl und Superzahl !
„ Nope “, antwortete ich und genoss das Kribbeln, das mir die Wirbelsäule entlangrollte, als sein Atem meine Lippen ­berührte.
Nick legte den Kopf schräg, und sein Mund näherte sich meinem bis auf wenige Zentimeter. Langsam wurde mir ein wenig heiß.
„ Hast du heute Nacht schon etwas vor, Stephanie Keith ? “, fragte er, seine Stimme plötzlich tiefer und rauer als noch vor ein paar Sekunden.
Ich schüttelte den Kopf, und gleichzeitig legte mein Pulsschlag einen glücklichen kleinen Samba aufs Parkett.
Nicks Grinsen verbreiterte sich zu dem Lächeln, von dem ich wusste, dass es die Frauen anzog wie das Licht die Motten. „ Jetzt schon. “


Kapitel 2 

„ Warte auf jeden Fall auf mich “, meinte er mit einem lässigen Grinsen, als ich mich von meinem Bar­hocker erhob. „ Um eins bin ich fertig. Ich brauche vielleicht zwanzig Minuten oder weniger, bis ich bei dir sein kann. “
Ich antwortete nicht, sondern zog mich langsam vom Tresen zurück und winkte ihm noch einmal zu. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er auftauchen würde. Sündhafte Vorfreude kochte in meinen Adern hoch, und mit einem fast unmerklichen Lächeln wandte ich mich dem Ausgang zu.
Das Mädchen mit der pinkfarbenen Brille stand direkt vor mir, so nah, dass ich fast in sie reingerannt wäre. Hinter der Bar wirkte sie viel größer, doch mit meinen ein Meter zweiundsiebzig ragte ich über ihr auf. Die pinke Strähne in ihren Haaren passte perfekt zu ihrer Brille, aus dieser Entfernung bemerkte ich außerdem, dass sie ein leichtes Veilchen zur Schau trug.
Was zur …
Sie streckte mir die Hand entgegen. „ Hi, ich bin Roxy. “
„ Hi. “ Ich schüttelte ihre Hand. „ Ich bin … “
„ Steph. Ich weiß. Deine Freunde haben mir alles über dich erzählt “, erklärte sie.
Ich kämpfte darum, meine Miene ausdruckslos zu halten, doch ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Stirn in Falten legte. Gott allein wusste, was sie ihr erzählt hatten.
„ Du warst mit ihnen auf dem College. “
„ Ja. “ Mein Blick huschte über ihren Kopf hinweg zu der Stelle, wo Teresa mit Jase neben Jax und Calla stand. Avery und Cam waren bereits verschwunden. „ Ich war ziemlich überrascht, sie hier zu sehen. “
„ Das kann ich mir vorstellen. “ Roxys Lächeln war warm und erstaunlich ehrlich, als sie zu mir aufblickte. » Na ja, jeden­falls habe ich gehört, dass du gerade erst hergezogen bist, also wollte ich mal Hallo sagen. Außerdem hoffe ich, dass das nicht dein letzter Besuch im Mona’s war. «
Okay. Das war eine verdammt seltsame Aussage.
„ Ich mag die … Vibes der Bar “, erwiderte ich lahm, „ also werde ich wahrscheinlich wiederkommen. “
„ Es freut mich sehr, das zu hören. “ Ihre braunen Augen leuchteten heller. „ Es muss ziemlich ätzend sein, in eine neue Stadt zu ziehen, wo man niemanden kennt. “
Ich nickte. „ Irgendwie schon. Ich glaube, man merkt erst, wie wichtig einem seine Freunde sind, wenn man sich woanders aufhält. “
Mitgefühl legte sich auf ihr Gesicht. „ Ich weiß, dass das ziemlich seltsam klingt, aber jeden Sonntag gehen Katie – ein wirklich cooles, wenn auch ziemlich seltsames Mädel – und ich zusammen frühstücken. Du kannst dich unserer Versammlung aus drei, manchmal auch vier Leuten gern anschließen. Dann wärst du nicht mehr so … allein “, erklärte sie mit einem breiten Lächeln.
Huch. Sie war wirklich freundlich, aber aus irgendeinem Grund wurde ich das Gefühl nicht los, dass mir irgendetwas entging. Als wäre ich mitten im Gespräch erst eingestiegen und hätte den Anfang verpasst.
Bevor ich die Chance hatte, eine Antwort auf ihr Angebot zu formulieren, fuhr Roxy fort: „ Außerdem ist Nick ein wirklich anständiger Kerl. “
Langsam löste sich meine verkrampfte Miene in Wohlgefallen auf. Hatte ihr übermäßig freundlicher Empfang etwas mit Nick zu tun ? Offensichtlich. Vielleicht stand sie auf ihn und hatte mitbekommen, dass wir uns unterhalten und für später verabredet hatten. Schließlich war da dieser seltsame Blick gewesen, den sie ihm zugeworfen hatte. Ging es darum, dass man Feinde oder besser: Konkurrentinnen besser im Blick behalten sollte ? Meine Vorfreude auf das spätere Treffen mit Nick ließ ein wenig nach. Himmel, ich war ja so ­zynisch ! Aber das verbuchte ich einfach als Ergebnis meiner bisherigen Erfahrungen.
„ Bist du an ihm interessiert ? “, fragte ich. Auch wenn ich sie so gut wie nicht kannte: Ich war neu in der Stadt und hatte nicht vor, irgendwem auf den Schlips zu treten.
Roxy starrte mich einen Moment entgeistert an, dann warf sie den Kopf in den Nacken und kicherte so heftig, dass ihr Pferdeschwanz wippte. „ Nick ist wirklich ein heißer Typ, aber ich habe bereits einen Mann, den ich sehr liebe. Also nein. Wir sind gute Freunde. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass er ein anständiger Kerl ist und, na ja … “ Zögernd zuckte sie mit den Achseln. „ Das wollte ich einfach nur mal gesagt haben. “
Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich auf all das entgegnen sollte. „ Okay. Das ist … gut zu wissen. “ Ich warf einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass Nick in unsere Richtung starrte. „ Nun, ich mach mich jetzt vom Acker. Es war nett, dich kennenzulernen. “
„ Okay “, meinte sie mit einem breiten Lächeln. „ Lass mal von dir hören. “
Lächelnd trat ich um sie herum, winkte einmal in die ungefähre Richtung des Billardtisches, an dem Teresa und Jase standen, und beeilte mich, aus der Bar zu verschwinden.
Kühle Luft hieß mich vor der Tür willkommen, und ich musste doch tatsächlich die Heizung in meinem Auto auf­drehen. Der Herbst hatte definitiv Einzug gehalten, und der Winter würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Auf der kurzen Fahrt zurück zu meiner Wohnung sprangen meine Gedanken von dem unerwarteten Treffen mit den Leuten von der Shepherd University zu dem sehr unerwar­teten Gespräch mit Roxy und zu dem, was wahrscheinlich heute Nacht passieren würde.
Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich von der Unter­haltung mit Nicks Kollegin halten sollte. Ich war immer noch davon überzeugt, dass mir irgendetwas entgangen war. Denn ehrlich, ich war einfach nicht daran gewöhnt, dass vollkommen Fremde so freundlich waren. Ausgerechnet zu mir … Mir war schon mehr als einmal vorgeworfen worden, ich wäre distanziert und zickig.
Die Wahrheit lautet, dass ich weder gemein noch unfreundlich sein will. Ich bin einfach nur schrecklich schlecht in Small Talk mit Leuten, die ich nicht kenne, und – noch wichtiger – ich leide unter meiner ernsten Grundstimmung. Wenn ich einen Dollar für jedes Mal bekommen würde, wenn mir irgendjemand erzählt, dass ich mehr lächeln solle, besäße ich mehr Geld als die Queen.
Sobald ich meine Wohnung betreten hatte, schnappte ich mir die zusammengefalteten Kartons neben der Tür und trug sie eilig zu dem großen Müllcontainer hinter der Wohn­anlage. Während ich die Pappe in den Behälter stopfte, starrte ich auf die gepflegte Rasenfläche. Sie war nicht besonders groß, im Hintergrund erhoben sich hohe Bäume in den Nachthimmel, deren kahle Äste mich an Skelettfinger erinnerten. Ich drehte mich um und eilte über den Parkplatz. Nachts, nur mit dem entfernten Geräusch des Verkehrs im Hintergrund, war es hier draußen ziemlich unheimlich.
Zurück in der Wohnung sah ich auf die Uhr am Herd, dann eilte ich den Flur entlang Richtung Bad. Mir blieb noch genügend Zeit für ein wenig Körperpflege – die Zeit für präsexuelle Hygiene musste man sich immer nehmen.
Grinsend schnappte ich mir den neuen Rasierer aus dem Schrank unter dem Waschbecken und machte mich an die Arbeit. Die ganze Zeit über vollführte mein Magen abwechselnd kleine Luftsprünge und verknotete sich angenehm. Ich fühlte mich ein wenig aufgeputscht, als hätte ich mehrere Energy­drinks hintereinander getrunken. Die Erregung brummte in mir wie ein nervöser Kolibri. Nicht, dass ich mich gefragt hätte, ob ich das Richtige tat. Zur Hölle, ich kannte Leute, die nach viel kürzerer Kennenlernzeit etwas miteinander angefangen hatten. Ich würde heute Nacht nichts Unvernünftiges tun. Wenn wir wirklich zu dem Punkt kamen, wo die Hüllen fallen gelassen wurden, war ein Kondom Voraussetzung. Und falls Nick keine dabeihatte, hatte ich sie.
Meine Aufregung hatte einzig und allein den Grund, dass Nick mich auf rein körperlicher Ebene unglaublich ansprach. Nicht mehr und nicht weniger.
Ein One-Night-Stand ließ einen immer nur mit einem leeren Gefühl zurück, wenn man mehr davon erwartete – aber ich erwartete von dieser Geschichte nichts als ein glückliches, befriedigtes Lächeln. Um ehrlich zu sein, hatte ich niemals in meinem Leben mehr von einem Kerl gewollt als gegensei­tigen Respekt, Sicherheit und manchmal Freundschaft. Das Übliche eben.
Verliebt war ich noch nie gewesen.
Nicht, dass ich nicht an die Liebe glaubte. Oh, ich war absolut überzeugt, dass es sie gab. Aber ich wollte die Art von Liebe, wie meine Eltern sie empfunden hatten – diese dauerhafte Zuneigung bis zum Ende der Tage. So etwas hatte ich noch nie empfunden.
Doch bis es so weit war, hatte ich kein Problem damit, ­immer mal wieder Stichproben zu nehmen. Ich meine, würde man ein Auto kaufen, ohne eine Probefahrt gemacht zu ­haben ? Eher nicht.
Ich kicherte leise, zog meine Jeans und ein Bustier mit ­integriertem BH an und verzichtete auf Socken. Auch meine Haare ließ ich offen. Dann tapste ich in die Küche und schnappte mir ein Feuerzeug von der Arbeitsfläche, um damit die Kerze anzuzünden, die ich auf den Beistelltisch gestellt hatte. Der Duft von Kürbis erfüllte kurz darauf die Luft.
Vor der Tür dröhnte ein Motor, und ich wirbelte herum, um auf die Uhr auf dem Herd zu schauen. Viertel nach eins. Konnte das schon Nick sein ? Ich sprang zum großen Fenster und zog vorsichtig den Vorhang zur Seite, um nach draußen zu spähen – wie eine irre Spannerin.
„ Wow “, flüsterte ich.
Es war Nick.
Auf einem Motorrad.
Jetzt erinnerte ich mich daran, die Maschine am Donnerstag draußen gesehen zu haben, aber danach hatte ich sie total vergessen. Nick parkte direkt vor der Tür. Er stieg vom ­Motorrad und nahm den Helm ab. Dann fuhr er sich mit ­einer Hand durch die Haare. Ich beobachtete, wie er sich umdrehte und am Sitz seiner Maschine zu schaffen machte. Er hob ­etwas hoch, und in diesem Moment zwang ich mich dazu, mich vom Fenster abzuwenden.
Ich atmete tief durch und wartete, wobei mein Herz aufgeregt schlug, so schnell, als wollte es in meiner Brust einen Stepptanz hinlegen. Weniger als eine Minute später hörte ich ein Klopfen. Mit gemächlichen Schritten ging ich zur Tür und spähte durch den Spion, nur um sicherzustellen, dass es wirklich Nick war, bevor ich aufmachte.
„ Hey “, begrüßte er mich mit einem Lächeln. Eine blaue Plastiktüte hing in den Fingern seiner einen Hand, während er den Helm unter dem anderen Arm trug.
Ich trat zurück. » Du hast gesagt, du brauchst zwanzig ­Minuten. «
Er folgte mir und schob die Tür mit dem Stiefel hinter sich zu. „ Oder weniger. Das hast du vergessen. “
„ Ach, stimmt. “
Nick hob die Tüte an, als er an mir vorbei Richtung Küche ging. „ Ich habe uns was mitgebracht. “ Er stellte sie auf die ­Arbeitsfläche und zog zwei Flaschen heraus. „ Hast du einen Öffner ? “
Ich griff in eine Schublade in der Nähe des Ofens. „ Apfelbier ? Das mag ich gern. Woher wusstest du das ? “
Nick öffnete geübt die Flaschen. „ Ich hab mir gedacht, dass du es lieber süß magst. “ Er hielt mir eine Flasche entgegen.
Das Glas lag kühl an meiner Handfläche. „ Aber ich mag es auch … hart. “ Er riss erstaunt die Augen auf, und ich grinste. „ Also bei Drinks, meine ich. “
Nick lachte leise. „ Hast du das gerade wirklich gesagt ? “
„ Das habe ich wirklich. “ Ich grinste, dann hob ich die Flasche an den Mund und nahm einen kleinen Schluck.
Er zog die Lederjacke aus und warf sie neben die Tüte auf die Arbeitsfläche. „ Ich glaube, ich mag dich. “
„ Du musst dringend das › glauben ‹ aus diesem Satz streichen “, erklärte ich. „ Damit er zutreffend ist. “
Wieder erhellte ein Grinsen sein Gesicht, und er griff nach seiner Flasche. „ Nun, nachdem wir gerade vollkommen ehrlich zueinander sind, muss ich gestehen, dass ich wusste, dass du in der Bar auftauchen würdest. “
Ich ließ meine Flasche sinken und hob eine Augenbraue. „ Ach wirklich ? “
„ Jepp. “ Sein Kehlkopf bewegte sich, als er einen weiteren Schluck nahm. „ Ich wusste einfach, dass du auftauchen würdest. Es war unvermeidlich. “
„ Unvermeidlich ? “, wiederholte ich. „ Das ist ein ziemlich starkes Wort. “
Er suchte meinen Blick, und wieder vollführte etwas in meinen Eingeweiden einen Salto. „ Es ist die Wahrheit. “
„ Du bist ein ziemlich dreister Kerl, nicht wahr ? “
„ Und du bist ein ziemlich dreistes Mädchen. “
Ich lachte und lehnte mich ihm gegenüber an die Arbeitsfläche. „ Vielleicht. “
„ Mir gefällt das. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du zu den Leuten gehörst, die keine Spielchen spielen. “
Ich drehte meine Flasche in den Händen und überkreuzte locker die Beine. „ Das hast du jetzt schon erkannt ? “
Er nickte. „ Als ich dich gestern vor deiner Wohnung gesehen habe, wusste ich, dass du die Art von Mädchen bist, das genau weiß, dass der Verkehr stockt, wenn es vor die Tür tritt. Du hast keinen einzigen schüchternen Knochen im Leib. “
„ Und das hast du rausgefunden, indem du mir einmal tief in die Augen gesehen hast ? “ Ich schnaubte amüsiert.
„ Tatsächlich haben mir das diese winzigen Shorts verraten, die du getragen hast “, erklärte er und überraschte mich damit. » Jede Frau mit solchen Beinen ist sich der Tatsache ­bewusst, dass sich jeder Kerl, dem sie begegnet, vorstellt, wie sich diese Beine um seine Hüfte geschlungen anfühlen. «
Ich blinzelte, wieder einmal ein wenig aus der Spur gebracht. Ich brauchte einen Moment, um mich zu fangen. „ Also magst du die Shorts ? “
„ Ich habe diese Shorts vom ersten Moment an geliebt. “ Er grinste und nahm noch einen Schluck Bier.
Vielleicht hätte ich heute Abend auch lieber die Shorts tragen sollen.
„ Nun, sieht aus, als hättest du mich schon nach zwei kurzen Begegnungen vollkommen durchschaut. Ich bin bei Weitem kein so guter Beobachter wie du. Ich weiß nicht das Geringste über dich. “
„ Stimmt nicht “, widersprach er leise. „ Du kennst meinen Vor- und Nachnamen. Und du weißt, wo ich arbeite. “
„ Wow. Ich setze mich sofort an deinen Lebenslauf. “ Ich ­beobachtete, wie seine Lippen sich wieder zu diesem Halbgrinsen verzogen. „ Wie wäre es, wenn wir ein Spiel spielen ? Eine Frage du, eine Frage ich. “
Er legte den Kopf schräg und schürzte die Lippen. „ Ich denke, das kriege ich hin. Ladies first. “
Ich schob mir die Haare über die Schulter und nahm noch einen Schluck Bier. „ Wie alt bist du ? “
„ Sechsundzwanzig. “
„ Dann bist du ja quasi noch ein Baby. “
Er runzelte die Stirn. „ Wie alt bist du ? “
„ Dreiundzwanzig. “
„ Was ? “ Er lachte, und kleine Falten bildeten sich in seinen Augenwinkeln. „ Das ergibt keinen Sinn. “ Er zögerte kurz. „ Stehst du normalerweise auf ältere Männer oder etwas in der Art ? “
Ich schnalzte missbilligend mit der Zunge. „ Ich bin dran mit fragen. Hast du dein gesamtes Leben hier verbracht ? “
„ Überwiegend. Ich wurde hier in der Nähe geboren. “ Seine Augen glitzerten. „ Beantworte meine Frage. “
» Ältere Männer sind nicht generell mein Ding. Aber eigent­lich glaube ich nicht mal, dass ich ein › Ding ‹ habe. «
„ Jeder hat also dieselbe Chance ? “
„ Ich glaube, du verstehst nicht ganz, wie dieses Spiel funktioniert, Nick. “
Er schmunzelte. „ Mein Fehler. “
„ Gehst du aufs College oder warst du auf dem College ? “, fragte ich.
Nick hob eine Augenbraue. „ Sind das nicht zwei Fragen ? “
„ Oh, jetzt hast du mich erwischt. Dann such dir eine aus. “
Er senkte den Kopf. „ Ich war auf dem College. Ist es das erste Mal, dass du von zu Hause weg bist ? “
Ich nahm noch einen Schluck, während ich beobachtete, wie Nicks Daumen langsam über die Glasflasche streichelte. „ Ich habe während der Collegezeit im Wohnheim gelebt, aber es ist das erste Mal, dass ich den Staat verlassen habe. Also, hast du einen Abschluss gemacht ? “
Er nickte. „ Allerdings. “
Die nächste Frage lag mir schon auf der Zunge. Ich wollte wissen, warum er als Barkeeper arbeitete. Ich war neugierig – aber nicht, weil ich über ihn urteilen wollte. Es war nichts ­Falsches daran, als Barkeeper zu arbeiten. Er verdiente damit wahrscheinlich mehr Geld als ich. Trotzdem schluckte ich die Frage wieder herunter. Sie war einfach zu … persönlich. Ich trommelte mit den Fingern auf meine Bierflasche, während ich nach einer besseren Frage suchte.
„ Was ist dein liebstes Hobby ? “
„ Außer Sex ? “, hielt er dagegen, seine glühenden Augen hinter den dichten Wimpern verborgen.
Hitze durchfuhr mich. Lieber Gott, damit machte er seine Absichten mal hundertprozentig klar. Einige ganz bestimmte, strategisch wichtige Teile meines Körpers freuten sich sehr über seine Antwort. „ Ja, mal abgesehen davon ? “
„ Hmmm … “ Er starrte für einen Moment nachdenklich und mit gekräuselten Lippen an die Decke, dann schoss sein Blick wieder zu mir. „ Wenn ich mich für etwas entscheiden muss, dann würde ich sagen, ich arbeite gern mit den Händen. “
Ein Stich der Lust durchfuhr mich. „ Aus irgendeinem Grund bin ich davon überzeugt, dass das eine doppeldeutige Aussage ist. “
Er zuckte nur mit einer Schulter. „ Was ist mit dir ? Liebstes Hobby ? “
„ Außer Sex ? “
Nick lachte lässig, aber sein Blick sprach eine andere Sprache. „ Ja, mal abgesehen davon. “
„ Ähm … “ Ich beobachtete Nicks Daumen, der kleine Kreise auf den Hals der Bierflasche malte. Ich konnte nicht anders, als mir diese Hand auf meinem Körper vorzustellen, mit derselben Bewegung des Daumens. Mein Mund wurde trocken, und meine Gedanken machten einige sehr unanständige Umwege. Ich hob den Blick. „ Dann muss meine Antwort lauten: Filme. Ich habe wahrscheinlich Tausende und Abertausende gesehen. “
„ Interessant. “ Er musterte mich über seine Flasche hinweg.
Ich stellte mein Bier zur Seite, während ich auf seine nächste Frage wartete. Er ließ sich ziemlich Zeit damit.
„ Weißt du was ? “ Er stellte die Flasche ebenfalls ab und stieß sich vom Tresen ab. Ich richtete mich auf. „ Ich bin nicht hergekommen, um Fragespiele zu spielen. “
Ich legte den Kopf schräg. „ Ach wirklich ? “ Ich lächelte, aber gleichzeitig fingen meine Brüste zu kribbeln an, und mein Blut wurde scheinbar zähflüssiger.
Wieder erschien dieses Halbgrinsen. „ Und du hast mich auch nicht eingeladen, um Fragen zu beantworten. “
Ich hielt seinem Blick stand, als er näher kam und erst ­direkt vor mir anhielt. Jede Zelle in meinem Körper war sich seiner Nähe bewusst.
„ Wenn ich jetzt noch mal › Ach wirklich ‹ sage, wirkt das dann ein wenig einseitig ? “
„ Nur ein bisschen “, murmelte er, als er sich vorlehnte und seine Hände auf meine Hüften legte. „ Ich würde sagen, wir vergessen das Frage-Antwort-Spiel und kommen gleich zu dem, worauf wir beide warten. “
Wärme sammelte sich in meiner Brust und breitete sich dann bis tief in meinen Unterleib aus. „ Du redest nicht um den heißen Brei herum, oder ? “
„ Nö. “ Er packte meine Hüften fester, und unsere Blicke saugten sich aneinander fest. „ Du auch nicht. Du bist auch durch mit diesem Fragespiel. “
„ Bin ich das ? “ Mein Atem stockte, als seine Finger sich ein wenig verlagerten.
„ Ja, bist du. “ Er senkte den Kopf, bis sein Mund neben meinem Ohr schwebte. „ Soll ich dir sagen, woher ich das weiß ? Du bist ab dem Moment scharf gewesen, als ich erklärt habe, Sex wäre mein Hobby. “ Er hob eine Hand. Ohne den Blickkontakt abreißen zu lassen, ließ er seinen Daumen über meinen Busen gleiten, wobei er mühelos und zielgenau meine Brustwarze fand. „ Und die hier wurden mit jeder Sekunde härter. “
O Mann. Die Lust, die ihren Ursprung in meinen Brüsten hatte, schien jedes Nervenende in meinem Körper zum ­Vi­brieren zu bringen. Mir fehlten die Worte, und das war für mich etwas völlig Neues.
„ Und ich wollte dir noch dafür danken, dass du dieses Top angezogen hast. “ Wieder fanden seine Hände meine Hüften. „ Das gefällt mir fast so gut wie die Shorts. “
Ich legte meine Hände auf seine Brust und ließ sie nach ­unten gleiten, sodass meine Finger den harten Konturen seiner Bauchmuskeln folgten. „ Dann gefällt dir vielleicht auch, was ich unter dieser Jeans trage. “
Ein tiefes Stöhnen entstieg seiner Kehle, als seine Hände zu meinem Rücken glitten, um sich dann um meinen Hintern zu schließen. „ Ich kann es kaum erwarten. “
„ Dann warte nicht. “ Ich zog an seinem T-Shirt und entlockte ihm damit ein heiseres Lachen. Dann sah ich auf und ließ sein Shirt los. „ Hier geht es nur um heute Nacht. “
„ Wir liegen auf derselben Wellenlänge, nicht wahr ? “ Er trat zurück, griff nach seinem Geldbeutel in der hinteren ­Hosentasche und öffnete ihn. Er zog ein silbernes Päckchen heraus, und ich musste lachen.
„ Ein Kondom im Geldbeutel ? Was für ein Klischee. “
„ Ich bin nur gut vorbereitet “, antwortete er mit einem Zwinkern. Er warf Geldbeutel und Kondom auf die Arbeitsfläche. Dann griff er nach dem Saum seines T-Shirts und zog es sich über den Kopf. Die Muskeln an seinen Schultern und Oberarmen wölbten sich, als er das T-Shirt neben seine Jacke warf.
Guter Gott, ich konnte die Augen nicht von ihm lassen. Der Junge achtete auf sich. Die Brustmuskeln waren gut trainiert, die Hüfte schlank. Sein Bauch war ein Kunstwerk, wunderbar definiert, aber nicht übertrieben. Er hatte den Körper eines Läufers oder Schwimmers, und ich wollte ihn nur berühren.
„ Du bist dran. “
Mein Atem stockte. Ich war eigentlich nicht schüchtern, trotzdem zitterten meine Finger, als ich sie um den Saum meines Tops schloss. Auf seltsame Weise fiel es mir leichter, das Top auszuziehen – vermutlich, weil wir uns eigentlich nicht kannten. Vielleicht lag es daran, dass wir absolut keine Erwartungen aneinander hatten, oder daran, dass es nur um diese eine Nacht ging.
Nick suchte meinen Blick, und jeder logische Gedanke verschwand aus meinem Kopf. Die Anspannung in seinem Gesicht vermittelte mir das Gefühl, zu nah an einer Flamme zu stehen. Doch es war die Hitze in seinem Blick, die das Feuer der Leidenschaft in mir entzündete. Der Hunger auf mich stand ihm ins Gesicht geschrieben. Es war, als hätte er mir gegen die Brust geschlagen, denn ich konnte kaum noch atmen.
Langsam hob Nick eine Hand und umschloss damit eine meiner nackten Brüste. Ich keuchte leise. Er ließ seinen Daumen über die harte Brustwarze gleiten, dann fing er sie zwischen den Fingerspitzen ein. Ich drückte den Rücken durch, und ein selbstgefälliges Lächeln umspielte seine Lippen.
„ Du bist schön “, erklärte er rau. „ Ich wette, der Rest von dir ist genauso atemberaubend. “
Mein Herz raste, und meine Stimme klang kehlig, als ich antwortete: „ Willst du es herausfinden ? “
„ Musst du das wirklich fragen ? “
Lächelnd hob ich die Hand, um meine Finger um sein Handgelenk zu schließen. Ich schob seine Hand nach unten, zum Knopf meiner Jeans. Er brauchte keine weitere Ermunterung. In Rekordzeit riss mir Nick die Hose vom Körper.
„ Du hattest recht. “ Seine Finger glitten über meine Taille, als er mich umdrehte, sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand. Mit den Händen folgte er meiner Bewegung und schlüpfte plötzlich von hinten unter den Stoff meines Tangas. „ Gott “, sagte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „ Du bist feucht. “
Das war ich. Ich war von dem Moment an scharf auf ihn gewesen, als er seine Absichten klargestellt hatte. Mit der Hand zwischen meinen Beinen zog er mich näher an sich, und ich spürte die Erektion durch seine Jeans, schwer und hart, wie sie gegen meinen Hintern drückte. Ich lehnte mich gegen ihn, und ein leises Stöhnen drang aus meiner Kehle, als sich seine Finger bewegten, tiefer unter den Stoff und durch die Feuchtigkeit glitten, die sich dort gesammelt hatte. Ich umklammerte Nicks Arm, um ihn festzuhalten, während meine andere Hand die Arbeitsfläche fand. Ich stützte mich ab, als er sich gegen mich drückte, seine Brust an meinem Rücken. Anspannung breitete sich in mir aus, als ich mich gegen seine Hand drängte, und die Lust stieg weiter an, als ich seinen warmen Atem an meiner Schläfe fühlte.
» Wie willst du es ? Ich kann dich hochheben und deinen ­süßen Hintern auf der Arbeitsfläche parken. Oder dich an den Kühlschrank pressen «, sagte er, wobei seine Lippen leicht mein Ohr berührten. „ Oder ich kann dich auf dem Tisch oder der Couch nehmen. “
Seine Hand, die nicht in meinem Slip steckte, glitt an meiner Taille nach oben. Ein Zittern überkam meinen Körper, als er meine Brust fand.
„ Oder wir machen es einfach hier, von hinten. “ Seine Lippen glitten über meinen Hals und hielten über meinem wild schlagenden Puls inne. Er biss mich leicht, und im selben ­Moment entlockte er mir mit einer Bewegung seiner Finger zwischen meinen Schamlippen ein Keuchen. „ Sag mir einfach, was du willst … “
Lieber Himmel …
Seine Worte hätten mich fast zum Orgasmus gebracht. Ich war so nah dran zu kommen. Dieser Mann hatte magische Finger, und wenn er so weitermachte, wäre es vorbei, bevor wir auch nur richtig angefangen hatten.
„ So “, stieß ich hervor.
„ Verdammt ja “, stöhnte er.
Eine Sekunde später baumelte mein Tanga um meine Knöchel, dann hörte ich über das Hämmern meines Herzens das ratschende Geräusch eines Reißverschlusses, der geöffnet wurde. Das Kondom war ausgepackt und übergezogen, bevor ich auch nur die Chance bekam, ungeduldig zu werden.
Nick packte meine Hüften und hob mich etwas hoch, dann verschwand eine Hand. Eine Sekunde später fühlte ich ihn zwischen meinen Schenkeln. Ich musste ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er groß war. Dann fühlte ich es. Er drang in mich ein, Zentimeter für Zentimeter, so langsam, dass ich vor Erregung bebte, als er sich schließlich ganz in mir versenkt hatte. Der leichte Schmerz verschwand, und das Verlangen wurde überwältigend.
Nick schlang einen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich. Ich hörte ein tiefes Stöhnen an meinem Ohr, das mich berauschte. Er fing an, sich zu bewegen, stieß in mich und zog sich wieder zurück. Nichts daran war vorsichtig. Jeder Stoß war tief und schnell, vollkommen kontrolliert. Es war purer Sex. Das war es, was wir taten: Wir fickten. Oder nein, besser noch: Ich ließ mich von ihm ficken. Ich warf meine Hüften ­jedem seiner Stöße entgegen.
Ich hatte keine Chance, ihn ebenfalls zu berühren. Meine Hände lagen flach auf der Arbeitsfläche. Der Abstand zwischen uns wurde immer größer, bis er seinen Oberkörper über meinen schob, sodass meine Brüste auf die Arbeitsfläche gedrückt wurden. Die kalte Oberfläche durchfuhr meinen erhitzten Körper wie ein Schock.
Die Geräusche unserer Körper, meine lustvollen Seufzer und Schreie kombiniert mit seinem erregten Stöhnen erfüllten die Küche. Die Anspannung baute sich immer weiter auf, bis mein gesamter Körper kribbelte. Seine Hand glitt an meinem Rücken nach oben und vergrub sich in meinen Haaren. Nicks Hüften klatschten gegen meine.
Ich kam in einer Explosion der Lust – schnell, mächtig und unglaublich intensiv. Ich stöhnte auf und erstarrte. Seine Hüften bewegten sich weiter, bis er sich ein letztes Mal tief in mir vergrub und dort innehielt. Sein heiserer Aufschrei verband sich mit meinem Stöhnen, als sein Körper zu zucken begann.
Nachbeben erfüllten mich. Ich zitterte. Wie betäubt genoss ich die Kühle der Arbeitsfläche an meiner erhitzten Wange. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete ich die Augen und stellte fest, dass ich auf den Herd starrte. Meine Lippen verzogen sich zu einem trägen Lächeln.
Wow. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Küche so bald einweihen würde.
Nick zog sich langsam aus mir heraus. Seine Hand glitt ein letztes Mal über meine Wirbelsäule, um ein paar Sekunden an meiner Hüfte zu verweilen. Dann fühlte ich kühle Luft an meiner Haut. „ Lebst du noch ? “, fragte er.
Ich wollte mich nicht bewegen. » Ich bin mir noch nicht ­sicher. «
Sein leises Lachen sorgte dafür, dass mein Lächeln breiter wurde. Ich stieß mich von der Arbeitsfläche ab und bückte mich nach meinem Slip.
„ Verdammt “, stöhnte er, und erst da wurde mir klar, dass ich ihm einen ziemlich freizügigen Anblick bot. „ Mir fehlen die Worte “, fuhr er fort. „ Mir fehlen einfach die Worte. “
Ich zog den Slip hoch und drehte mich um. Seine Hose war bereits wieder geschlossen, er entsorgte gerade das Kondom im Mülleimer. Ich griff nach meinem Top, und als ich mich wieder bückte, war ich ein wenig überrascht über das Ausmaß der Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen.
Es war schon eine Weile her, seitdem ich das letzte Mal Sex gehabt hatte … Aber Himmel, das war wirklich lächerlich.
Ich zog mir das Top über den Kopf und rückte den Saum zurecht. Dann hob ich meinen Blick zu seinem Gesicht, und er schenkte mir ein schiefes Grinsen.
„ Mir fehlen auch die Worte “, gab ich zu.
„ Sieht aus, als lägen wir immer noch auf derselben Wellenlänge. “ Er schnappte sich meine Jeans vom Boden und kam zu mir. Zu meiner Überraschung half er mir dabei, sie anzuziehen, und seine Hände verirrten sich dabei immer wieder zu meiner Haut. Als er fertig war, trat er zurück.
„ Es ist spät. “
„ Das ist es. Kannst du fahren ? “
Überraschung huschte über sein Gesicht. „ Ich glaube, ich habe noch genug Hirnzellen übrig, um nach Hause zu fahren. “
„ Sich das Hirn aus dem Kopf vögeln kann gefährlich sein “, gab ich zurück. » Ich bin mir sicher, es gibt eine Warnung, ­danach keine schweren Geräte zu benutzen oder Auto zu ­fahren. «
Nick legte den Kopf in den Nacken und lachte. ­Gleichzeitig griff er nach seiner Jacke und zog sie an. „ Gott, ich mag dich wirklich. “
„ Natürlich. “
Immer noch grinsend schüttelte er den Kopf, dann schnappte er sich seinen Helm. „ Den Rest des Biers kannst du behalten. “ Er ging Richtung Tür, und ich schlenderte ­hinter ihm her. Nick öffnete die Tür und drehte sich zu mir um. Sein Blick suchte meinen, und seine Augen zeigten in dieser Beleuchtung ein helles, warmes Grün. „ Der heutige Abend war … “
„ Nur heute Abend “, beendete ich den Satz für ihn. „ Ich hatte Spaß. “
„ Natürlich “, zitierte er mich, und ich lachte.
„ Sei vorsichtig “, ermahnte ich ihn.
Nick öffnete den Mund, als wollte er noch etwas sagen, doch dann änderte er seine Meinung. Er bewegte sich schnell nach vorn und senkte den Kopf, bevor ich erkannte, was er vorhatte. Er drückte seine Lippen auf meinen Mundwinkel, eine kurze, vollkommen überraschende Berührung. Das riss mich aus meiner trägen Befriedigung. Mit großen Augen starrte ich ihn an.
„ Man sieht sich. “
Ich antwortete nicht, weil ich einfach zu keiner Antwort ­fähig war, als er sich umdrehte und die Tür hinter sich ins Schloss zog. Ich weiß nicht einmal, wie lange ich einfach nur dort stand, aber irgendwann hob ich die Hand an meinen Mundwinkel. Die Haut dort kribbelte.
Näher war seit langer Zeit kein Kerl mehr an einen Kuss herangekommen.

Über J. Lynn

Biografie

J. Lynn ist das Pseudonym der amerikanischen Bestseller-Autorin Jennifer L. Armentrout. Sie schrieb international sehr erfolgreiche Young-Adult-Romane, bevor sie sich mit ihren New-Adult-Romanen, beginnend mit „Wait for You“, endgültig an die Spitze der Bestsellerlisten schrieb. Sie lebt in...

Weitere Titel der Serie „Wait for You“

Wenn Liebe so einfach wäre ... In J. Lynns Reihe geht es um junge Männer und Frauen, die erst zusammen kommen können, wenn sie die Schatten ihrer Vergangenheit und inneren Dämonen hinter sich lassen können.

Kommentare zum Buch
Stephanie
Diana am 17.01.2016

Geht es hier um DIE Stephanie? Na da bin ich echt gespannt... auch wenn ich ja noch hoffe auch noch mehr von Katy zu hören =)

Reece & Roxy
Piper Verlag am 01.10.2015

Liebe Miri23, die Geschichte von Reece und Roxy ist mit "Fall with Me" abgeschlossen, aber mit dem Folgeband der Reihe "Forever with You" geht es im Februar 2016 spannend weiter. Liebe Grüße Victoria aus dem Piper Verlag

Fall whit me
Miri23 am 01.10.2015

Hallo zusammen, ich habe das buch gelesen, und fand es super super super. Gibt es eine fortsetzung fon rees und roxy (fall whit me) ist ne tolle geschichte. Wûrde gern eine fortsetzung fon rees und roxy lesen. 

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