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Das Rad der Zeit 8 (Das Rad der Zeit 8)Das Rad der Zeit 8. Das Original (Das Rad der Zeit 8)

Das Rad der Zeit 8 (Das Rad der Zeit 8)

Robert Jordan
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Der Weg der Klingen

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Das Rad der Zeit 8 (Das Rad der Zeit 8) — Inhalt

Der Himmel über Ebou Dar verdunkelt sich …

Rand al’Thor ist der Wiedergeborene Drache. Seine Bestimmung ist es die Welt vor der heraufziehenden Dunkelheit zu bewahren. Endlich ist die Schale der Winde gefunden. Nur mit ihrer Hilfe kann das aus den Fugen geratene Wetter in gewohnte Bahnen gelenkt werden. Dafür müssen seine Verbündeten, die jungen Aes Sedai, einen Zirkel von Frauen zusammenzuführen, die das mächtige Artefakt aktivieren können – und das fordert all ihr Verhandlungsgeschick.

€ 22,00 [D], € 22,70 [A]
Erschienen am 29.07.2021
Übersetzt von: Karin König
640 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-70718-3
Download Cover
€ 17,99 [D], € 17,99 [A]
Erschienen am 14.05.2013
Übersetzt von: Karin König
640 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-95939-1
Download Cover

Leseprobe zu „Das Rad der Zeit 8 (Das Rad der Zeit 8)“

PROLOG

Trugbilder


Ethenielle hatte niedrigere Berge gesehen als diese unzutreffend Schwarze Hügel genannten gewaltigen Haufen halbwegs vergrabener Felsblöcke, die mit steilen, gewundenen Wegen überzogen waren. Einige dieser Wege hätten sogar einer Ziege Schwierigkeiten bereitet. Man konnte drei Tage durch von der Dürre ausgetrocknete Wälder und über Wiesen mit braunem Gras reiten, ohne auch nur ein Anzeichen menschlicher Besiedelung zu sehen, um sich dann unvermittelt eine halbe Tagesreise von sieben oder acht kleinen Dörfern entfernt wiederzufinden, die [...]

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PROLOG

Trugbilder


Ethenielle hatte niedrigere Berge gesehen als diese unzutreffend Schwarze Hügel genannten gewaltigen Haufen halbwegs vergrabener Felsblöcke, die mit steilen, gewundenen Wegen überzogen waren. Einige dieser Wege hätten sogar einer Ziege Schwierigkeiten bereitet. Man konnte drei Tage durch von der Dürre ausgetrocknete Wälder und über Wiesen mit braunem Gras reiten, ohne auch nur ein Anzeichen menschlicher Besiedelung zu sehen, um sich dann unvermittelt eine halbe Tagesreise von sieben oder acht kleinen Dörfern entfernt wiederzufinden, die nichts von der Welt wussten. Die Schwarzen Hügel waren für Bauern eine raue Gegend, weitab von den Handelsrouten, und jetzt noch rauer als gewöhnlich. Ein magerer Leopard, der beim Anblick von Menschen hätte fliehen sollen, beobachtete sie von einem steilen Hang aus, keine vierzig Schritte entfernt, während sie mit ihrer bewaffneten Eskorte vorüberritt. Westwärts drehten Geier Unheil verkündend ihre Kreise. Keine Wolke verunstaltete die blutrote Sonne, doch wenn der warme Wind blies, wirbelte er Staubwände auf.

Ethenielle ritt mit fünfzig ihrer besten Männer im Gefolge unbesorgt und gemächlich dahin. Anders als ihre fast legendäre Vorfahrin Surasa hegte sie nicht die Illusion, dass sich das Wetter nach ihren Wünschen richten würde, nur weil sie den Wolkenthron innehatte. Eile mit Weile … Ihre sorgfältig verschlüsselten, gut verwahrten Briefe enthielten genaue Anweisungen über die Marschordnung, um dem Bedürfnis aller Beteiligten zu entsprechen, auf ihrer Reise keinerlei Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Keine leichte Aufgabe. Einige hatten es für unmöglich gehalten.

Sie dachte stirnrunzelnd darüber nach, dass sie sich glücklich schätzen konnte, so weit gelangt zu sein, ohne jemanden töten zu müssen, indem sie jene kleinen Dörfer gemieden hatte, selbst wenn es zusätzliche Reisetage bedeutete. Die wenigen Ogier-Stedding stellten keinen Grund zur Sorge dar – Ogier kümmerten sich meist wenig darum, was unter Menschen geschah, und in letzter Zeit anscheinend noch weniger als gewöhnlich –, aber die Dörfer … Sie waren zu klein, als dass sich dort Augen-und-Ohren der Weißen Burg aufhielten, oder dieser Bursche, welcher der Wiedergeborene Drache zu sein behauptete – vielleicht war er es; sie konnte nicht entscheiden, was schlimmer wäre –, und doch zogen möglicherweise Händler hindurch, die ebenso viel Gerede mit sich brachten wie Waren und die sich mit Menschen unterhielten, die wiederum mit anderen Menschen sprachen, sodass sich Gerüchte wie ein immer weiter anschwellender Fluss durch die Schwarzen Hügel und in die Außenwelt verbreiteten. Ein einziger Schafhirte, welcher der Aufmerksamkeit entging, konnte mit wenigen Signalen noch fünfhundert Meilen entfernt sichtbare Leuchtfeuer in Gang setzen. Die Art Leuchtfeuer, die Wälder und Wiesen in Flammen aufgehen ließen. Und vielleicht Städte. Nationen.

„Habe ich die richtige Wahl getroffen, Serailla?“ Ethenielle grinste, obwohl sie sich über sich selbst ärgerte. Sie war vielleicht kein Mädchen mehr, aber ihre wenigen grauen Haare ließen auf ihre noch unzureichende Erfahrung schließen. Die Entscheidung war getroffen. Sie hatte jedoch daran gedacht. Beim Licht, in Wahrheit war sie keineswegs so unbesorgt, wie sie es gern gewesen wäre.

Ethenielles erste Beraterin brachte ihre graue Stute näher an den glänzend schwarzen Wallach der Königin heran. Mit ihrem Gelassenheit ausstrahlenden runden Gesicht und den nachdenklichen dunklen Augen hätte Lady Serailla eine Bäuerin sein können, die jäh in das Reitgewand einer Adligen gesteckt wurde, aber der Verstand hinter dieser glatten, verschwitzten Stirn war ebenso scharf wie der jeder beliebigen Aes Sedai. „Die zweite Wahlmöglichkeit enthielt lediglich andere Risiken, nicht jedoch geringere“, sagte sie ruhig. Untersetzt und im Sattel dennoch genauso anmutig wie als Tänzerin, war Serailla stets bedächtig. Nicht schmeichlerisch oder unaufrichtig, nur einfach unerschütterlich. „Was auch immer die Wahrheit ist, Majestät – die Weiße Burg ist anscheinend handlungsunfähig und auch zerschlagen. Ihr hättet die Große Fäule beobachten können, während die Welt hinter Euch zerbricht. Das hättet Ihr tun können, wenn Ihr jemand anders wärt.“

Die einfache Notwendigkeit zu handeln. Hatte sie das hierhergebracht? Nun, wenn die Weiße Burg nicht tun wollte oder konnte, was getan werden musste, dann musste es ein anderer tun. Was nützte es, die Große Fäule zu bewachen, wenn die Welt hinter ihr tatsächlich zerfiel?

Ethenielle schaute zu dem schlanken Mann, der an ihrer anderen Seite ritt. Weiße Streifen an seinen Schläfen verliehen ihm ein würdiges Aussehen. Das in einer verzierten Scheide steckende Schwert von Kirukan ruhte in seiner Armbeuge. Es wurde zumindest das Schwert von Kirukan genannt. Die sagenhafte Kriegerkönigin von Aramaelle hatte es angeblich getragen. Die Klinge war uralt, und einige behaupteten, sie sei mit Macht gestaltet worden. Das beidhändige Heft zeigte auf sie, wie es die Tradition erforderte, obwohl sie kein Schwert wie ein hitzköpfiger Saldaeaner führen würde. Eine Königin sollte nachdenken, anführen und befehlen, was sie jedoch nicht bewerkstelligen konnte, wenn sie zu tun versuchte, was jeder Soldat in ihrem Heer besser konnte. „Und Ihr, Schwertträger?“, fragte sie. „Habt Ihr zu dieser späten Stunde noch irgendwelche Bedenken?“

Lord Baldhere wandte sich auf seinem goldverzierten Sattel um und schaute zu den nachfolgenden Reitern mit den Bannern zurück, die in bearbeitetem Leder und besticktem Samt aufbewahrt wurden. „Ich verberge nicht gern, wer ich bin, Majestät“, sagte er missmutig und wandte sich wieder um. „Die Welt wird uns nur allzu bald kennenlernen und erfahren, was wir getan haben. Oder was wir zu tun versucht haben. Wir werden sterben oder in die Geschichte eingehen oder beides, sodass sie ebenso gut wissen können, welche Namen sie vermerken müssen.“ Baldhere besaß eine scharfe Zunge, und er kümmerte sich lieber um Musik und seine Kleidung als um alles andere – dieser gut geschnittene blaue Mantel war bereits der dritte, den er heute trug –, aber wie auch bei Serailla trog die Erscheinung. Die Verantwortung, die auf dem Schwertträger des Wolkenthrons lastete, wog weitaus schwerer als das Schwert in seiner edelsteinbesetzten Scheide. Seit dem Tod von Ethenielles Ehemann vor gut zwanzig Jahren hatte Baldhere die Truppen Kandors an ihrer Stelle im Felde befehligt, und die meisten ihrer Soldaten wären ihm sogar nach Shayol Ghul gefolgt. Er zählte nicht zu den größten Befehlshabern, aber er wusste, wann es zu kämpfen galt und wie er einen Sieg erringen konnte.

„Der Treffpunkt muss unmittelbar vor uns liegen“, sagte Serailla unvermittelt, gerade als Ethenielle auf dem Gipfel des vor ihnen liegenden Passes den Kundschafter sein Pferd verhalten sah, den Baldhere vorausgeschickt hatte, ein durchtriebener Bursche namens Lomas, der einen Helmschmuck mit einem Fuchskopf trug. Seinen langen Speer schräg geneigt, vollführte er mit dem Arm die Geste, die ›Treffpunkt in Sicht‹ bedeutete.

Baldhere wandte seinen stämmigen Wallach um, befahl der Eskorte mit donnernder Stimme anzuhalten – er konnte brüllen, wenn er wollte – und gab dem Kastanienbraunen dann die Sporen, um Ethenielle und Serailla wieder einzuholen. Es stand ein Treffen langjähriger Verbündeter bevor, aber als sie an Lomas vorüberritten, gab Baldhere dem Mann mit dem hageren Gesicht den knappen Befehl „zu wachen und Bescheid zu geben“. Falls etwas misslänge, würde Lomas der Eskorte ein Zeichen geben, vorzurücken und die Königin in Sicherheit zu bringen.

Ethenielle seufzte, als Serailla bei dem Befehl zustimmend nickte. Langjährige Verbündete, und doch schürte die Zeit das Misstrauen. Ihr Vorhaben beunruhigte sie. Zu viele Regenten des Südens waren im letzten Jahr gestorben oder verschwunden, als dass sie sich beim Tragen der Krone noch wohlgefühlt hätte. Zu viele Länder waren so gründlich vernichtet worden, wie es nur ein Heer Trollocs bewerkstelligen konnte. Wer auch immer er war – dieser al’Thor hatte viele Fragen zu beantworten. Sehr viele.

Hinter Lomas weitete sich der Pass zu einem ebenen Kessel, der fast zu klein war, um als Tal bezeichnet zu werden, und in dem die Bäume zu weit auseinanderstanden, um als Wald zu gelten. Lederblattbäume, Blautannen und Kiefern sowie einige wenige Eichen zeigten noch ein wenig Grün, aber die übrigen Bäume trugen braunes Laub oder wiesen nur noch kahle Zweige auf. Im Süden lag jedoch das, was diesen Ort zu einem guten Treffpunkt machte. Eine Turmspitze, schlank wie eine schimmernde, golden durchbrochene Säule, lag schräg geneigt und halbwegs verborgen an einem Hang, und die Spitze ragte gut siebzig Schritt über den Bäumen auf. Jedermann in den Schwarzen Hügeln wusste davon, aber das nächste Dorf war noch eine Reise von vier Tagen entfernt, und niemand würde sich der Spitze freiwillig auf mehr als zehn Meilen nähern. Die Geschichten um diesen Ort erzählten von Visionen des Wahnsinns, von umhergehenden Toten und der tödlichen Wirkung bei Berührung der Spitze.

Ethenielle hielt sich nicht für abergläubisch, und doch erschauderte sie leicht. Nianh hatte erzählt, die Spitze sei aus dem Zeitalter der Legenden übrig geblieben und harmlos. Mit etwas Glück hatten die Aes Sedai keinen Grund, sich der vor Jahren geführten Unterhaltung zu entsinnen. Schade, dass die Toten nicht dazu gebracht werden konnten, hier umherzugehen. Eine Legende besagte, dass Kirukan einen falschen Drachen eigenhändig enthauptet und einem anderen Mann, der die Macht lenken konnte, zwei Söhne geboren hatte. Oder vielleicht dem gleichen Mann. Sie hatte sicherlich gewusst, wie man seine Ziele erreicht und überlebt.

Wie erwartet, waren die ersten beiden jener Männer bereits angekommen, die Ethenielle treffen wollte, beide mit jeweils zwei Begleitern. Paitar Nachiman hatte mehr Falten in seinem länglichen Gesicht als der erstaunlich gut aussehende ältere Mann, den sie als Mädchen bewundert hatte, obwohl er kaum noch Haare aufwies und diese überwiegend grau waren. Er hatte glücklicherweise von der Mode der Arafeller, Zöpfe zu tragen, Abstand genommen und trug sein Haar kurz geschnitten. Er saß aufrecht in seinem Sattel, die Schultern des bestickten grünen Seidenmantels ungepolstert, und sie vermutete, dass er das Schwert an seiner Hüfte noch immer kraftvoll und geschickt führen konnte. Easar Togita, mit kantigem Gesicht und bis auf einen weißen Haarschopf geschorenem Schädel, der einfache Mantel in der Farbe alter Bronze, war einen Kopf kleiner und schlanker als der König von Arafel, und doch ließ er Paitar fast sanft erscheinen. Easar von Shienar runzelte nicht die Stirn – lediglich in seinen Augen schien ständig eine Spur Traurigkeit zu liegen –, aber er war vielleicht ebenso hart wie der Stahl des Langschwerts auf seinem Rücken. Sie vertraute beiden Männern – und hoffte, dass ihre Familienverbindung hilfreich wäre, dieses Vertrauen zu bewahren. Durch Heirat erzielte Bündnisse hatten die Grenzlande stets ebenso zusammengeschweißt, wie es ihr gemeinsamer Krieg gegen die Große Fäule getan hatte, und sie hatte eine Tochter mit Easars drittältestem Sohn und einen Sohn mit Paitars Lieblingsenkelin verehelicht, wie auch ein Bruder und zwei Schwestern in ihre Häuser eingeheiratet hatten.

Ihre Begleiter waren genauso unterschiedlich wie ihre Könige. Ishigari Terasian sah stets so aus, als sei er gerade aus der Benommenheit nach einer durchzechten Nacht erwacht. Er war der dickste Mann, den Ethenielle jemals auf einem Pferd gesehen hatte. Sein edler roter Mantel war zerknittert, seine Augen trüb, die Wangen unrasiert. Kyril Shianri dagegen war groß und schlank und trotz des Staubs und Schweißes auf seinem Gesicht fast ebenso gepflegt wie Baldhere, mit Silberglöckchen an seinen Stiefelspitzen und Handschuhen sowie in seinen Zöpfen. Er trug seine übliche unzufriedene Miene zur Schau und hatte die Angewohnheit, stets an seiner Hakennase entlang auf jedermann außer Paitar kühl herabzusehen. Shianri war auf vielerlei Arten wirklich ein Narr – arafellische Könige gaben kaum jemals vor, auf ihre Berater zu hören, sondern verließen sich stattdessen auf ihre Königinnen –, aber er war mehr, als er auf den ersten Blick zu sein schien. Agelmar Jagad hätte eine größere Ausgabe Easars sein können, ein einfacher, schlicht gekleideter, stahlharter Mann mit mehr Waffen am Körper als Baldhere – er schien nur auf eine Gelegenheit zu lauern, seine todbringenden Waffen einzusetzen –, während Alesune Chulin ebenso schlank wie Serailla beleibt, ebenso hübsch wie Serailla nichtssagend und ebenso temperamentvoll wie diese zurückhaltend war. Alesune schien für ihre edlen blauen Seidengewänder geboren. Man tat gut daran, sich in Erinnerung zu rufen, dass es auch bei Serailla ein Fehler war, nur nach dem Äußeren zu urteilen.

„Friede und Licht mögen Euch gewogen sein, Ethenielle von Kandor“, sagte Easar verdrießlich, als Ethenielle ihr Pferd vor den Männern verhielt. Und Paitar hob im selben Moment an: „Das Licht umarme Euch, Ethenielle von Kandor.“ Paitars Stimme konnte Frauenherzen noch immer schneller schlagen lassen. Auch das Herz einer Frau, die wusste, dass er ganz und gar ihr gehörte. Ethenielle bezweifelte, dass Menuki jemals in ihrem Leben eifersüchtig gewesen war oder Grund dazu gehabt hatte.

Sie begrüßte die Männer ebenso knapp und endete schroff: „Ich hoffe, Ihr seid hierhergelangt, ohne entdeckt zu werden.“

Easar schnaubte, lehnte sich in seinem Sattel zurück und betrachtete sie grimmig. Er war ein harter Mann, der aber seit elf Jahren verwitwet war und noch immer trauerte. Er hatte für seine Frau Gedichte geschrieben – hinter dem äußeren Anschein verbarg sich stets mehr. „Wenn wir bemerkt worden wären, Ethenielle“, grollte er, „könnten wir jetzt ebenso gut umkehren.“

„Ihr sprecht bereits von Umkehr?“ Shianri gelang es, seine Verachtung mit kaum ausreichender Höflichkeit zu verbinden, um einer Herausforderung vorzubeugen. Dennoch betrachtete Agelmar ihn kalt, wobei er sich leicht im Sattel vorbeugte, ein Mann, der genau wusste, wo sich jede seiner Waffen befand. Sie waren in vielen Kämpfen entlang der Großen Fäule Verbündete gewesen, aber jetzt begegneten sie sich mit neuem Misstrauen.

Alesune brachte ihr Pferd, eine graue Stute so groß wie ein Streitross, zum Tänzeln. Die schmalen weißen Streifen in Alesunes langem schwarzen Haar erschienen plötzlich wie ein Helmschmuck, und ihre Augen ließen jedermann rasch vergessen, dass shienarische Frauen niemals Waffen gebrauchten und auch keine Duelle ausfochten. Ihr Titel lautete einfach Shatayan des Königshofs, und doch beging jedermann einen schweren Fehler, der glaubte, der Einfluss der Shatayan ende bei der Beaufsichtigung der Köche, Dienerinnen und Lieferanten. „Tollkühnheit hat nichts mit Mut zu tun, Lord Shianri. Wir lassen die Große Fäule fast ungeschützt zurück, und wenn wir scheitern – und vielleicht sogar wenn wir erfolgreich sind –, könnten einige von uns ihre Köpfe auf Spießen wiederfinden. Vielleicht sogar wir alle. Die Weiße Burg könnte sehr wohl dafür sorgen, wenn dieser al’Thor es nicht tut.“

„Die Große Faule scheint zu schlafen“, murrte Terasian, der sich das fleischige Kinn rieb. „Ich habe sie noch nie so ruhig erlebt.“

„Der Schatten schläft niemals“, wandte Jagad gelassen ein, und Terasian nickte, als wäre auch das erwägenswert. Agelmar war der beste Befehlshaber unter ihnen, einer der besten überhaupt, aber Terasians Platz zu Paitars Rechten war beileibe nicht dadurch bedingt, dass er ein guter Trinkkumpan war.

„Ich habe genügend Soldaten zurückgelassen, die das Land beschützen, solange nicht wieder Trolloc-Kriege stattfinden“, sagte Ethenielle mit fester Stimme. „Ich vertraue darauf, dass Ihr alle ebenso klug gehandelt habt. Aber das ist bedeutungslos. Glaubt jemand, dass wir jetzt wirklich noch umkehren können?“ Sie äußerte diese letzte Frage nüchtern, ohne eine Antwort zu erwarten, aber sie erhielt dennoch eine.

„Umkehren?“, fragte eine Frau mit hoher Stimme hinter ihr. Tenobia von Saldaea galoppierte in die Versammlung und zügelte ihren weißen Wallach dann so ruckartig, dass er sich heftig aufbäumte. Dichte Perlenreihen zogen sich die dunkelgrauen Ärmel ihres Reitgewandes mit engen Röcken hinab, während üppige, rot-goldene Stickerei ihre schlanke Taille und den wohlgerundeten Busen betonte. Sie war für eine Frau groß, und sie war trotz einer bestenfalls verwegenen Nase hübsch, wenn nicht sogar schön. Große schräg stehende Augen von einem tiefen Dunkelblau verstärkten diesen Eindruck gewiss noch, aber ebenso ihre außergewöhnliche Selbstsicherheit. Wie erwartet, wurde die Königin von Saldaea nur von Kalyan Ramsin begleitet, einem ihrer zahlreichen Onkel, ein grauhaariger Mann mit einem pockennarbigen Adlergesicht und einem dichten, um seinen Mund abwärtsgebogenen Schnurrbart. Tenobia Kazadi duldete den Rat der Soldaten, aber von niemand sonst. „Ich werde nicht umkehren“, fuhr sie zornig fort, „ungeachtet dessen, was Ihr anderen zu tun gedenkt. Ich habe meinen lieben Onkel Davram ausgesandt, mir den Kopf des falschen Drachen Mazrim Taim zu bringen, und nun folgen sowohl er als auch Taim diesem al’Thor, wenn ich auch nur die Hälfte dessen glauben darf, was ich gehört habe. Ich habe fast fünftausend Männer hinter mir, und was auch immer Ihr beschließen mögt – ich werde nicht umkehren, bis mein Onkel und al’Thor begriffen haben, wer Saldaea regiert.“

Ethenielle wechselte Blicke mit Serailla und Baldhere, während Paitar und Easar Tenobia versicherten, dass sie ebenfalls weiterziehen wollten. Serailla schüttelte kaum merklich den Kopf und zuckte mit den Achseln. Baldhere verdrehte ungehalten die Augen. Ethenielle hatte nicht wirklich gehofft, Tenobia würde letztendlich beschließen fernzubleiben, aber das Mädchen würde gewiss Schwierigkeiten machen.

Die Saldaeaner waren ein seltsamer Menschenschlag – Ethenielle hatte sich oftmals gefragt, wie ihre Schwester Einone es schaffte, eine solch gute Ehe mit einem weiteren Onkel Tenobias zu führen –, aber Tenobia trieb diese Seltsamkeit auf die Spitze. Man erwartete von jedem Saldaeaner auffälliges Verhalten, aber Tenobia genoss es, Domani vor den Kopf zu stoßen und Altarener langweilig erscheinen zu lassen. Das Temperament der Saldaeaner war legendär, aber ihres glich einem verheerenden Feuer bei Sturm, und man konnte niemals vorhersagen, was den Funken auslöste. Ethenielle mochte nicht einmal daran denken, die Frau gegen ihren Willen Vernunftgründen zugänglich machen zu wollen. Nur Davram Bashere hatte dies bisher erreichen können. Und dann war da noch die Frage der Heirat.

Tenobia war noch jung, wenn auch Jahre über das Alter hinaus, in dem sie hätte heiraten sollen – die Eheschließung war für jedes Mitglied eines Herrscherhauses eine Pflicht und umso mehr für den Herrscher selbst, da Bündnisse geschlossen und Erben hervorgebracht werden mussten –, aber Ethenielle hatte das Mädchen niemals für einen ihrer eigenen Söhne in Erwägung gezogen. Tenobias Ansprüche an einen Ehemann umfassten sämtliche Erwartungen an alle anderen um sie herum. Er musste in der Lage sein, sich einem Dutzend Myrddraal zu stellen und sie zu töten – während er gleichzeitig die Laute spielte und Gedichte schrieb. Er musste in der Lage sein, Gelehrte zu verwirren – während er auf einem Pferd eine steile Klippe hinabritt. Oder vielleicht hinauf. Natürlich würde er sich ihr beugen müssen – sie war immerhin eine Königin –, nur dass Tenobia hin und wieder von ihm erwarten würde, dass er ignorierte, was auch immer sie sagte, und sie sich gefügig machte. Das Mädchen wollte genau das! Und das Licht helfe ihm, wenn er sie bezwingen wollte, wenn sie Ergebenheit verlangte, oder sich ihr beugte, wenn sie es wiederum anders haben wollte. Sie äußerte nichts von alledem jemals offen, aber jede Frau mit Verstand, die sie über Männer reden hörte, konnte es sich bald zusammenreimen. Tenobia würde als Jungfrau sterben. Was bedeutete, dass ihr Onkel Davram den Thron erben würde, wenn sie ihn nach alledem am Leben ließe, oder ansonsten Davrams Erbe.

Ein Wort erweckte Ethenielles Aufmerksamkeit und ließ sie sich jäh im Sattel aufrichten. Sie hätte aufpassen sollen. Zu viel stand auf dem Spiel. „Aes Sedai?“, fragte sie scharf. „Was ist mit den Aes Sedai?“ Bis auf Paitars Ratgeber waren alle Berater aus der Weißen Burg bei der Nachricht über die Zerwürfnisse in der Burg gegangen, wobei ihre eigene Nianh und Easars Aisling sogar spurlos verschwanden. Wenn Aes Sedai einen Hinweis auf ihre Pläne erhalten hatten … Nun, Aes Sedai hatten stets eigene Pläne. Stets. Sie würde nicht gern feststellen müssen, dass sie ihre Hände in zwei Hornissennester steckte anstatt nur in eines.

Paitar zuckte mit den Achseln und schien ein wenig verwirrt. Das war bei ihm erstaunlich, denn er ließ sich, ebenso wie Serailla, durch nichts erschüttern. „Ihr habt doch wohl kaum von mir erwartet, dass ich Coladara zurücklasse, Ethenielle“, sagte er besänftigend. „Selbst wenn ich die Vorbereitungen vor ihr hätte geheim halten können.“ Das hatte sie tatsächlich nicht erwartet. Seine Lieblingsschwester war eine Aes Sedai, und Kiruna hatte ihn zutiefst für die Burg eingenommen. Ethenielle hatte es nicht erwartet, aber sie hatte es zumindest gehofft. „Coladara hatte Besucher“, fuhr er fort. „Sieben Besucher. Es schien mir vernünftig, sie unter den gegebenen Umständen mitzubringen. Glücklicherweise musste ich sie nicht lange überzeugen. Tatsächlich überhaupt nicht.“

„Das Licht bescheine und bewahre unsere Seelen“, keuchte Ethenielle und hörte Serailla und Baldhere das Gleiche äußern. „Acht Schwestern, Paitar? Acht?“ Die Weiße Burg kannte inzwischen gewiss jeden ihrer beabsichtigten Schritte.

„Und ich habe noch fünf weitere bei mir“, warf Tenobia beiläufig ein. „Sie begegneten mir, unmittelbar bevor ich Saldaea verließ. Zufällig, dessen bin ich mir sicher. Sie schienen genauso überrascht darüber zu sein wie ich. Als sie erfuhren, was ich vorhatte – ich weiß noch immer nicht, wie sie es erfuhren, aber sie wussten es –, war ich überzeugt, sie würden eiligst Memara aufsuchen.“ Sie furchte finster die Stirn. Elaida hatte sich schwer verrechnet, als sie eine Schwester sandte, um Tenobia einzuschüchtern. „Stattdessen“, endete sie, „waren Illeisien und die Übrigen mehr auf Geheimhaltung bedacht als ich.“

„Dennoch“, beharrte Ethenielle. „Dreizehn Schwestern. Es muss nur eine von ihnen eine Möglichkeit finden, eine Nachricht zu übermitteln. Nur wenige Zeilen. Glaubt irgendjemand von Euch, er könne sie aufhalten?“

„Die Würfel sind gefallen“, stellte Paitar schlicht fest. Was geschehen war, war geschehen. Arafeller waren für Ethenielle fast ebenso seltsam wie Saldaeaner.

„Weiter südlich“, fügte Easar hinzu, „wird es vielleicht von Nutzen sein, dreizehn Aes Sedai unter uns zu haben.“ Schweigen folgte, während greifbar war, was die Worte bedeuteten. Aber niemand wollte es aussprechen. Dies war etwas vollkommen anderes, als sich der Großen Fäule entgegenzustellen.

Tenobia lachte jäh unheimlich. Ihr Wallach begann zu tänzeln, aber sie beruhigte ihn. „Ich will so schnell wie möglich südwärts gelangen, aber ich lade Euch alle ein, heute Abend mit mir in meinem Zelt zu speisen. Ihr habt Gelegenheit, mit Illeisien und ihren Freunden zu sprechen, um festzustellen, ob Euer Urteil dem meinen entspricht. Und vielleicht könnten wir uns anschließend morgen Abend alle in Paitars Lager versammeln und die Freundinnen seiner Schwester Coladara befragen.“ Der Vorschlag war so vernünftig, so offensichtlich notwendig, dass ihm sofort zugestimmt wurde. Und dann fügte Tenobia wie als Nachgedanken hinzu: „Mein Onkel Kalyan wäre geehrt, wenn Ihr ihm erlaubtet, heute Abend neben Euch zu sitzen, Ethenielle. Er bewundert Euch sehr.“

Ethenielle schaute zu Kalyan Ramsin – der Bursche, der hinter Tenobia schweigend auf seinem Pferd gesessen hatte, der niemals sprach und kaum jemals zu atmen schien –, sie sah ihn nur an, und einen Augenblick lang lüftete der grauhaarige Adler den Schleier vor seinen Augen. Einen Augenblick lang sah sie etwas, was sie, seit ihr Bry gestorben war, nicht mehr gesehen hatte, einen Mann, der nicht eine Königin, sondern eine Frau ansah. Diese Erkenntnis traf sie völlig unerwartet und raubte ihr den Atem. Tenobia blickte von ihrem Onkel zu Ethenielle und lächelte zufrieden.

Zorn flammte in Ethenielle auf. Dieses Lächeln ließ alles so klar erscheinen wie Quellwasser, wenn Kalyans Blick dies nicht schon bewirkt hatte. Dieses junge Ding wollte den Burschen mit ihr verheiraten? Dieses Kind nahm an …? Plötzlich überschattete Traurigkeit ihren Zorn. Sie selbst war noch jünger gewesen, als sie die Heirat ihrer verwitweten Schwester Nazelle angeordnet hatte. Eine Staatsangelegenheit – und doch hatte Nazelle Lord Ismic, trotz all ihrer anfänglichen Proteste, lieben gelernt. Sie sah Kalyan erneut und länger an. Sein ledriges Gesicht zeigte wieder angemessenen Respekt, und doch sah sie seine Augen, wie sie einstmals gewesen waren. Der Gemahl, den sie erwählte, würde ein harter Mann sein müssen, aber sie war bei den Ehen ihrer Kinder stets darauf bedacht gewesen, dass die Liebe zu ihrem Recht kam, und sie würde bei sich selbst keine niedrigeren Maßstäbe anlegen.

„Anstatt Tageslicht mit Reden zu verschwenden“, sagte sie atemloser, als ihr lieb war, „sollten wir das tun, weshalb wir hergekommen sind.“ Das Licht versenge ihre Seele – sie war eine erwachsene Frau, kein Mädchen, das zum ersten Mal einem Freier begegnete. „Nun?“, fragte sie. Dieses Mal klang ihre Stimme angemessen fest.

Alle Vereinbarungen waren in jenen sorgfältig formulierten Briefen getroffen worden, aber alle Pläne würden auf dem Weg nach Süden unter veränderten Umständen angepasst werden müssen. Dieses Treffen hatte nur einen wahren Zweck, eine einfache, uralte Zeremonie der Grenzlande, über die in all den Jahren seit der Zerstörung nur siebenmal berichtet wurde. Eine schlichte Zeremonie, die sie über alle Worte hinaus, wie aussagekräftig auch immer sie sein mochten, binden würde. Die Herrscher führten ihre Pferde näher zueinander, während sich die Gefolgsleute zurückzogen.

Ethenielle stieß einen Zischlaut aus, als sie mit dem Dolch über ihre linke Handfläche schnitt. Tenobia lachte, während sie ihre Hand einritzte. Paitar und Easar hätten genauso gut nur Splitter aus ihrer Haut ziehen können. Vier Hände wurden ausgestreckt und verschränkt, das Herzblut vermischte sich, tropfte zu Boden, wurde von der steinharten Erde aufgesogen. „Wir sind eins, bis in den Tod“, sagte Easar, und sie alle sprachen die Worte mit ihm. „Wir sind eins, bis in den Tod.“ Sie waren durch Blut und Erde verbunden. Jetzt mussten sie Rand al’Thor finden und tun, was getan werden musste. Ungeachtet, was es kostete.

Robert Jordan

Über Robert Jordan

Biografie

Robert Jordan, geboren 1948 in South Carolina, begeisterte sich schon in seiner Jugend für fantastische Literatur von Jules Verne und H. G. Wells. Als ihm der Lesestoff ausging, begann er selbst zu schreiben. 1990 erschien der Auftakt zu seinem Zyklus „Das Rad der Zeit“, einem einzigartigen epischen...

Medien zu „Das Rad der Zeit 8 (Das Rad der Zeit 8)“
Kommentare zum Buch
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M.Luther am 30.10.2013

Ich kann S.Werner nur beipflichten. Ein Buch ist ein Buch und da kann für mich dieser E-Book-Quatsch nicht mithalten. Ich möchte blättern, riechen und mich an der Aufmachung erfreuen können und dann so eine Reihe im Regal vor mir sehen. Da kann keine Technik mithalten. Und es enttäuscht mich ein wenig, dass hier zig Bände elektronisch erschienen sind und ich als Leser alter Schule ewig auf den Print jedes einzelnen warten muss! Viele Grüße.

Piper Verlag am 23.07.2013

Lieber Werner S., die Fortsetzung der Reihe in der Printausgabe ist geplant - Band 8 erscheint nächstes Jahr. Liebe Grüße Patricia vom Piper Verlag

Tolle Reihe, leider nur Ebook
S.Werner am 12.07.2013

Schön und gut, die Originale-Reihe ist wirklich klasse, aber so ein Buch will ich im Regal stehen haben, daher hoffe ich, dass sich die weiteren Bände dort zu den bisherigen gesellen werden!

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