
Der Richter und sein Opfer - eBook-Ausgabe
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„Die Kriminal- und die Verfahrensgeschichten werden in eingängigem Stil und auch für Laien gut verständlicher Sprache geschildert. (...) Dem Buch ist zu wünschen, dass es auf den Tisch eines jeden Organs unseres Strafverfolgungssystems gelangt, um dort für Reflexion über das systemimmanente Hamsterrad der Strafjustiz zu sorgen.“
Betrifft JUSTIZBeschreibung
Eine Frau wird halbtot gewürgt in ihrer Wohnung gefunden.Die Indizien weisen auf den Ehemann Harry Wörz. Er wird noch in der selben Nacht verhaftet. Dass der seine Unschuld beteuert, hilft ihm nichts: Über 13 Jahre ist er gefangen im Netz der Justiz, viereinhalb Jahre sitzt er in Haft für eine Tat, die er nie begangen hat. Oder die 14jährige Jennifer, die behauptet, von ihrem Vater und dessen Freund missbraucht worden zu sein. Bald sitzen die Männer in Haft. Es dauert Jahre bis herauskommt, dass das Mädchen die Geschichte erfunden hat. Dies sind nur zwei von zahllosen Justizirrtümern, die sich…
Eine Frau wird halbtot gewürgt in ihrer Wohnung gefunden.Die Indizien weisen auf den Ehemann Harry Wörz. Er wird noch in der selben Nacht verhaftet. Dass der seine Unschuld beteuert, hilft ihm nichts: Über 13 Jahre ist er gefangen im Netz der Justiz, viereinhalb Jahre sitzt er in Haft für eine Tat, die er nie begangen hat. Oder die 14jährige Jennifer, die behauptet, von ihrem Vater und dessen Freund missbraucht worden zu sein. Bald sitzen die Männer in Haft. Es dauert Jahre bis herauskommt, dass das Mädchen die Geschichte erfunden hat. Dies sind nur zwei von zahllosen Justizirrtümern, die sich Jahr für Jahr vor deutschen Strafgerichten ereignen. Schuld sind einseitige Ermittlungen, überschätzte Gutachter und selbstgewisse Richter. Doch selten bekennt sich die Justiz zu ihren Fehlern. Jeder kann ihr Opfer werden.
Über Thomas Darnstädt
Aus „Der Richter und sein Opfer“
Erstes Kapitel
Kein Vorwort
„Ich war’s nicht!“
Nichts spricht dafür, dass Manfred Genditzki ein Mörder ist. In der Wohnanlage in Rottach-Egern am Tegernsee, wo er als Hausmeister arbeitete, galt der stille schmächtige Mann als „Kümmerer“. Das ist einer, dem es Spaß macht, unentbehrlich zu sein und mit seinem Talent für Praktisches jedermann im Haus zur Hand zu gehen. Zu der alten Frau K. im ersten Stock war er sogar richtig fürsorglich.
Die ehemalige Geschäftsfrau Lieselotte K., 87, war gehbehindert, schwer krank und einsam. Hausmeister Genditzki kümmerte sich um die [...]
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Pressestimmen
„Die minutiös von Darnstädt aufgearbeiteten Fälle lesen sich wie ein Thriller, der aber betroffen macht, weil er eben nicht aus der Feder eines Krimi-Autors stammt, sondern aus der harten Realität.“
Wiener Zeitung„Thomas Darnstädt beschreibt in seinem Buch in klarer und verständlicher Sprache die Gefahren, die jedem Einzelnen jederzeit durch den Missbrauch des Justizapparates durch schlecht arbeitende Richter drohen.“
Prozessbeobachter„Bei der Justiz stellt sich im Falle eines Irrtums nur selten die Frage nach dem Warum. Darnstädt allerdings stellt diese Frage und beantwortet sie ebenso vielschichtig wie klug. (...) Das Buch liest sich wie ein Krimi, der bittere Realität geworden ist.“
N-TV Online„In diesen Wochen ist ein vorzügliches Buch erschienen, das sich mit Irrtümern und Opfern der deutschen Justiz beschäftigt: Die Fälle, die der Autor präsentiert, sind Fall für Fall erschütternd.“
Frankfurter Rundschau - Online„Mit Fehlurteilen, die Freisprüche beinhalten, vermag vor allem die Polizei schwer zu leben, solche, die einen Unschuldigen ins Gefängnis bringen, sind hingegen nicht nur für das Opfer, sondern auch für eine rechtsstaatliche Justiz eine Katastrophe. Daher verdient Darnstädt Anerkennung, dass er die Öffentlichkeit auf die Fehlerquellen aufmerksam macht.“
Der Tagesspiegel„Vorzüglich geschrieben und gründlich recherchiert (...)“
Berliner Zeitung„Ein Sachbuchthriller, der zeigt wie, warum und wie oft es zu Fehlurteilen kommt.“
Berliner Zeitung„Die Kriminal- und die Verfahrensgeschichten werden in eingängigem Stil und auch für Laien gut verständlicher Sprache geschildert. (...) Dem Buch ist zu wünschen, dass es auf den Tisch eines jeden Organs unseres Strafverfolgungssystems gelangt, um dort für Reflexion über das systemimmanente Hamsterrad der Strafjustiz zu sorgen.“
Betrifft JUSTIZJustitia ist blind – manchmal sogar für die Wahrheit. Wenn Richter irren, hat das weitreichende, tragische Folgen, kann sogar Leben zerstören. Der Jurist und Journalist Thomas Darnstädt hätte einer von ihnen werden können – und entschied sich doch dagegen. Stattdessen schreibt er heute über die Arbeit seiner Kollegen, auch über ihre Fehlbarkeit. Und muss dabei immer wieder die beiden Welten in seinem Kopf in Einklang bringen.
„Was bin ich und wenn ja wie viele? Ich bin zweierlei, Jurist und Journalist, und die mich nicht kennen, gucken meist komisch, wenn sie dahinterkommen. Wie kann man als Jurist Journalist sein? Fragen meine Freunde, die Juristen. Wie kann man als Journalist Jurist sein? Fragen meine Freunde, die Journalisten. Justiz und Journaille – das sind zwei Welten in meinem Kopf, und ich kann nicht mal sagen, welche mächtiger ist. Oft aber gibt es einen Krieg der Welten in meinem Kopf, und wenn der Rauch sich erhebt, dann liegt da meist ein neues Buch, nun ist es: „Der Richter und sein Opfer“, Geschichten und Analysen über eine Justiz, die sich irrt.
Ein Clash of Cultures war es immer, das Zusammentreffen des Rechts mit meiner journalistischen Neugier. Erst war ich Journalist und Autor, stets mit einem gewissen Spaß am Bösen. Natürlich freut sich der Polizeireporter, der ich mal war, über einen saftigen Kriminalfall, einen schönen Bankraub oder einen eleganten Millionenbetrug. Wir wollen genau sein: Die Freude bezieht sich nicht auf das Unrecht, das da geschieht, sondern auf die Gelegenheit, eine spannende Geschichte zu schreiben. Und gäbe es diese Freude nicht, der Beruf des Polizeireporters wäre ein trauriger.
So einer wie ich hätte eigentlich Krimi-Autor werden sollen. Stattdessen beschloss ich, etwas Anständiges zu lernen und studierte Recht. Juristen, Strafrechtler ganz besonders, sind hauptberuflich meist damit beschäftigt, anderen den Spaß am Bösen zu verderben. Ich war mit Begeisterung dabei. In meiner Zeit als Rechtsreferendar musste ich sogar eine schwarze Robe überziehen und als Staatsanwalt harte Strafen für arme Würstchen fordern. Schließlich wurde mir nach meinem Zweiten Staatsexamen die ›Befähigung zum Richteramt‹ zuerkannt.
Ich wäre ein toller Richter geworden. Die Juristerei ist ein wissenschaftsbasiertes Handwerk, das man mit dem Kopf erledigt. Wer es mal probiert hat, die Wirklichkeit mit den Gesetzen zu vergleichen, kann süchtig danach werden. Es ist befriedigend, weil immer ein Ergebnis am Ende der Arbeit steht, passt oder passt nicht, schuldig oder Freispruch, Antrag begründet, Antrag abgelehnt. Juristen machen sogar hinter die einzelnen Schritte ihrer Subsumption kleine Plus- und Minuszeichen, und rechnen dann ab. Es gibt sehr viele Richter, die das mit großem Verantwortungsbewusstsein für die Folgen ihres Tuns und mit großem persönlichen Einsatz betreiben.
Ich hätte einer von ihnen werden können. Aber die andere Welt war mir immer im Weg. Das begann schon damit, dass ich häufig an unpassenden Stellen lachen musste. Zum Beispiel als ich bei der Lektüre des Strafgesetzbuches erfuhr, dass eine harte Strafe jene Diebe zu erwarten haben, die, um an ihre Beute zu kommen, ›Behältnisse erbrechen‹. Mittlerweile hat man diese Bestimmung – über besonders unangenehme Erscheinungsformen des Übelseins gestrichen, doch die Unempfindlichkeit der meisten Juristen im Umgang mit ihrem wichtigsten Handwerkszeug, der Sprache, irritiert mich bis heute.
„Wenn Sie hier manches nicht verstehen, muss das nicht unbedingt an Ihnen liegen“, tröstete mich schon an der Uni ein Jura-Professor, der für den Rest meines Lebens mein Freund wurde. ›Ich beneide Sie‹, sagte der Richter, der mein Ausbilder war, als ich nach Jahren der Juristerei schließlich zum SPIEGEL ging, ›ich muss hier sitzen bleiben, für immer‹. Ich tröstete ihn: Eines Tages komme ich wieder, bestimmt. Das war ehrlich gemeint. Der Krieg der Welten in meinem Kopf hält an. Vielleicht werde ich doch noch mal Rechtsanwalt. Oder ich schreibe lieber ein Buch. Oder: beides.“
ERSTES KAPITEL: Kein Vorwort
Der „Badewannenmord von Rottach-Egern“ – Die Justiz: Ein schwerer Fall – Jeder Vierte unschuldig ins Gefängnis? – Ein Richter klagt an – Der Autor und seine Gehilfen
ZWEITES KAPITEL: Anatomie eines Irrtums
Der Fall Harry Wörz – „Wo waren Sie heute Nacht?“ – Bürgeraufstand in Gräfenhausen – Plastikhandschuhe überall – Zivilrichter sind entspannter – Wer hat noch Nerven?
DRITTES KAPITEL: Verdacht
Der Fall Kachelmann – Anleitung zum Glücksspiel – „Wie ein Stück Dreck“ – Das Bayes-Theorem – Blut am Messer – Psycho-Haft für einen Bio-Lehrer
Zu Protokoll: „Es ist ja alles im Kopf.“
Der Psychologieprofessor Günter Köhnken über die Wahrheit von Zeugenaussagen
VIERTES KAPITEL: Geständnisse
Der Fall Rupp – Rollos runter – „Ja, ich hab’s getan“ – Der DNA-Trick – Doktorspiele in Franken – Fressen Hunde Menschenfleisch? – „Wächter des Gesetzes“ – Der Perseveranzeffekt
FÜNFTES, SCHWÄRZESTES KAPITEL: Missbrauch
Der Fall Jenny – „Aus tiefster Seele“ – Mehr Wumm mit Violetta – Guido gibt es nicht – Finger im Po – Ende einer Familie – Isabell nickt – Ein Richter entschuldigt sich – „Zurück an den Absender“
Zu Protokoll: „Faul und phantasielos.“
Der Strafverteidiger Johann Schwenn über falsche Beschuldigungen und manipulierte Urteile
SECHSTES KAPITEL: Gutachter
Der Fall Rohrbach reloaded – Geheimnisse im Ofenrohr – Spiritus ist überall – „Allet wird jut“ – Das HO-Schema – Der Gorillamasken-Fall – Überfall mit kleinem „ü“ – Die Wahrheit von Amts wegen
Zu Protokoll: „Ich bin mir hundertprozentig sicher.“
Der Strafrichter Hans E. Lorenz über seine Methode der Wahrheitsfindung
SIEBTES KAPITEL: Beweise
Der Mordfall Böhringer – „Falsch, alles falsch!“ – Glas Nummer 6 – I oder nicht I? – Der Fall Monika Weimar – „Hexe!“ – Friede im Taunus – Bruder gegen Bruder – Der Lügendetektor-Test
Zu Protokoll: „Wer die Menschen nicht mag, versteht nichts.“
Der BGH-Richter Thomas Fischer über die Wahrheit, überforderte Juristen und Deals mit der Gerechtigkeit
ACHTES KAPITEL: Ein Deal
Das Geheimnis der Seltenen Erden – Ein AchtMillionen-Geständnis – „Gute Erlediger“ – „Mir egal“ – Versteuert, versichert, verplombt
EIN KAPITEL FÜR SICH: Schuldlos hinter Gittern
Der Fall Mollath – Wittenberg in Schutt und Asche – Ein Sammeltick – Vorhang wieder auf
SCHLUSSKAPITEL: Bilanz
Die vier großen Probleme der Justiz – Die sechs Punkte für ihre Lösung
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