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The Soulmate Equation – Sie glaubt an die Macht der Zahlen, bis er ihr Ergebnis ist

Christina Lauren
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Roman

„Eine klare Leseempfehlung für alle RomCom-Fans!“ - chiyo.reads

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The Soulmate Equation – Sie glaubt an die Macht der Zahlen, bis er ihr Ergebnis ist — Inhalt

Zahlen lügen nicht, aber Liebe ist unberechenbar

Die begnadete Datenanalystin Jess Davis glaubt an Zahlen und Statistiken. Den Glauben an die große Liebe hat sie längst verloren. Doch dann wird sie von ihrer besten Freundin dazu überredet, eine neue Dating-Agentur auszuprobieren, die wie für Jess gemacht scheint. GeneticAlly behauptet, mit Hilfe eines DNA-Tests für jeden den perfekten Partner zu finden – den Seelenverwandten. Jess steht den Versprechungen von GeneticAlly zunächst skeptisch gegenüber, doch dann siegt die Neugier. Als ihr Test aber eine unglaubliche 98%-ige Übereinstimmung mit einem der Gründer von GeneticAlly ausspuckt, erklärt Jess das Experiment für gescheitert. Denn sie kennt Dr. River Peña, und er ist mit 100%-iger Sicherheit nicht ihr Seelenverwandter! Oder etwa doch?

€ 15,00 [D], € 15,50 [A]
Erschienen am 14.03.2024
Übersetzt von: Christina Kagerer
432 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-06497-2
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€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 14.03.2024
Übersetzt von: Christina Kagerer
432 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60650-9
Download Cover

Leseprobe zu „The Soulmate Equation – Sie glaubt an die Macht der Zahlen, bis er ihr Ergebnis ist“

EINS

Jessica Davis hielt es immer für eine waschechte Tragödie, dass nur sechsundzwanzig Prozent aller Frauen an die wahre Liebe glaubten. Allerdings war das schon fast ein Jahrzehnt her, damals, als sie sich – natürlich! – noch nicht vorstellen konnte, etwas anderes als tiefe und bedingungslose Liebe für den Mann zu empfinden, der eines Tages ihr Ex sein würde. Aber heute Abend, bei ihrem ersten Date seit sieben Jahren, war sie eher erstaunt darüber, dass die Zahl so hoch war.

„Sechsundzwanzig Prozent“, murmelte sie und beugte sich näher zum [...]

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EINS

Jessica Davis hielt es immer für eine waschechte Tragödie, dass nur sechsundzwanzig Prozent aller Frauen an die wahre Liebe glaubten. Allerdings war das schon fast ein Jahrzehnt her, damals, als sie sich – natürlich! – noch nicht vorstellen konnte, etwas anderes als tiefe und bedingungslose Liebe für den Mann zu empfinden, der eines Tages ihr Ex sein würde. Aber heute Abend, bei ihrem ersten Date seit sieben Jahren, war sie eher erstaunt darüber, dass die Zahl so hoch war.

„Sechsundzwanzig Prozent“, murmelte sie und beugte sich näher zum Badezimmerspiegel, um sich Lippenstift aufzutragen. „Sechsundzwanzig Frauen von hundert, die an die wahre Liebe glauben.“ Lachend setzte Jess die Kappe zurück auf den Lippenstift, und ihr Spiegelbild erwiderte ihr Lachen. Sie musste immer noch die Vorspeise hinter sich bringen. Die Appetizer hatten ewig gedauert. Wahrscheinlich hatte es auch etwas damit zu tun, dass Travis es scheinbar genoss, mit vollem Mund zu reden und bis ins kleinste Detail zu erzählen, wie er seine Frau mit seinem Geschäftspartner im Bett erwischt hatte – gefolgt von einer ziemlich schmutzigen Scheidung. Aber was erste Dates anging, hätte es auch schlimmer kommen können, sagte sich Jess. Dieses Date war zumindest besser als das letzte mit dem Kerl, der schon so betrunken im Restaurant aufgetaucht war, dass er weggenickt war, bevor sie überhaupt hatten bestellen können.

„Komm schon, Jess.“ Sie steckte den Lippenstift zurück in ihre Tasche. „Du musst das Essen nicht selbst kochen, es nicht servieren und danach auch nicht abspülen. Das Essen allein ist es schon wert, sich noch eine weitere verbitterte Geschichte über die Ex-Frau anzuhören.“

Eine Tür der Toilettenkabinen öffnete sich, und eine gertenschlanke Blondine kam heraus. Sie warf Jess einen mitleidigen Blick zu.

„O Gott, ich weiß.“ Jess stöhnte. „Ich führe Selbstgespräche auf der Toilette. Das sagt schon alles, wie mein Abend heute so läuft.“

Kein Lachen. Kein höfliches Lächeln. Kein Zeichen von Verbundenheit. Stattdessen ging die Frau an das letzte Waschbecken, um sich die Hände zu waschen.

Auch gut.

Jess kramte weiter in ihrer Handtasche herum, konnte aber nicht umhin, ans Ende der Waschbeckenreihe zu schauen. Sie wusste, dass es unhöflich war, zu starren, aber das Make-up der Frau war makellos, ihre Fingernägel perfekt manikürt. Wie, zum Teufel, schafften manche Frauen das? Jess war schon froh, wenn sie das Haus verließ, ohne vergessen zu haben, ihren Reißverschluss zu schließen. Einmal hatte sie einem Kunden die Daten eines ganzen Finanzjahres präsentiert, während immer noch vier von Junos glitzernden Schmetterlingsspangen an ihrem Blazer klemmten. Diese wunderschöne Frau hatte wahrscheinlich noch nie ihre Klamotten wechseln müssen, nachdem sie eine Katze und eine Siebenjährige von Glitzer befreit hatte. Sie musste sich wahrscheinlich auch nie entschuldigen, weil sie zu spät zu einem Date kam. Vermutlich musste sie sich nicht mal rasieren – weil sie ziemlich sicher von Natur aus überall glatte Haut hatte.

„Geht’s Ihnen gut?“

Jess blinzelte, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde, und ihr wurde klar, dass die Frau mit ihr redete. Es war zwecklos, so zu tun, als hätte sie nicht gerade einer Fremden direkt in den Ausschnitt gestarrt.

Sie widerstand dem Drang, ihre weniger beeindruckenden Vorzüge zu verdecken, lächelte verlegen und winkte ab. „Tut mir leid. Ich habe nur gerade gedacht, dass Ihre Katze wahrscheinlich nicht in Glitzer gebadet hat.“

„Meine was?“

Sie drehte sich wieder zum Spiegel um.

Jessica Marie Davis, reiß dich zusammen.

Jess ignorierte die Tatsache, dass sie immer noch Publikum hatte, und ahmte Nana Jo im Spiegel nach: „Du hast noch genügend Zeit. Geh da raus, iss etwas Guacamole, und geh nach Hause“, sagte sie laut. „Die Uhr tickt noch nicht.“

 

„Ich sage ja nur, dass die Uhr tickt.“ Fizzy deutete vage auf Jess’ Hintern. „Dir ist schon klar, dass dieser Arsch nicht für immer straff und knackig sein wird, oder?“

„Vielleicht nicht“, sagte Jess. „Aber Tinder wird mir auch nicht dabei helfen, einen guten Kerl zu finden, der ihn knackig hält.“

Fizzy reckte trotzig ihr Kinn in die Luft. „Ich hatte mit den besten Sex meines Lebens dank Tinder. Du gibst zu schnell auf. Wir befinden uns in der Ära, in der Frauen Lust empfinden und sich nicht dafür entschuldigen, dass sie zuerst auf ihre Kosten kommen – und dann vielleicht noch ein zweites und drittes Mal. Travis ist vielleicht von seiner Ex-Frau besessen, aber ich hab sein Foto gesehen, und er sieht verdammt gut aus. Vielleicht hätte er deine Welt nach den Churros für ein oder zwei Stunden auf den Kopf gestellt, aber das wirst du nie wissen, weil du vor dem Nachtisch gegangen bist.“

Jess hielt inne. Vielleicht … „Verdammt, Fizzy.“

Ihre beste Freundin lehnte sich zurück und lachte. Wenn Felicity Chen beschließen sollte, Kosmetikprodukte zu verkaufen, dann würde Jess ihr einfach ihren ganzen Geldbeutel reichen. Fizzy war der Inbegriff von Charisma, Hexerei und schlechtem Urteilsvermögen. Diese Qualitäten machten sie zu einer guten Schriftstellerin, waren aber auch teils der Grund, warum Jess einen falsch geschriebenen Songtext auf der Innenseite ihres Handgelenks tätowiert hatte, warum sie 2014 sechs deprimierende Monate lang mit Zöpfen herumgelaufen war, die nicht einmal annähernd wie die von Audrey Hepburn ausgesehen hatten, und warum sie in L. A. auf eine Kostümparty gegangen war, die sich als BDSM-Party in einem Kellergewölbe herausgestellt hatte. Fizzys Antwort auf Jess’ Frage „Du hast mich wirklich zu einer Sexparty in einem Kellergewölbe geschleift?“ hatte „Ja und? Jeder in L. A. hat ein Kellergewölbe!“ gelautet.

Fizzy steckte sich eine Strähne ihres glänzenden schwarzen Haars hinter das Ohr. „Okay, wir sollten Pläne für dein nächstes Date machen.“

„Nein.“ Jess klappte ihren Laptop auf und loggte sich in ihren E-Mail-Account ein. Aber selbst wenn sie ihre Aufmerksamkeit etwas anderem widmete, war es schwer, Fizzys düsterem Blick zu entkommen. „Fitz, es ist schwer mit einem Kind.“

„Die Ausrede benutzt du immer.“

„Weil ich auch immer ein Kind habe.“

„Du hast auch Großeltern, die nebenan wohnen und sich riesig darüber freuen würden, wenn sie auf sie aufpassen könnten, während du bei einem Date bist. Und du hast eine beste Freundin, die denkt, dass deine Tochter cooler ist als du. Wir wollen alle nur, dass du glücklich bist.“

Das wusste Jess. Deshalb hatte sie sich ja überhaupt dazu überreden lassen, diese Tinder-Sache auszuprobieren. „Okay, spielen wir das mal durch“, sagte sie. „Sagen wir mal, ich lerne einen tollen Typen kennen. Wo soll ich mich mit ihm treffen? Es war anders, als Juno zwei war. Jetzt habe ich eine Siebenjährige mit leichtem Schlaf und großen Ohren. Und das letzte Mal, als ich bei einem Typen zu Hause war, war es so unordentlich, dass seine Boxershorts an meinem Rücken geklebt haben, als ich ins Badezimmer gehen wollte.“

„Ekelhaft.“

„Genau.“

„Trotzdem.“ Fizzy rieb sich gedankenverloren die Unterlippe. „Alleinstehende Mütter und Väter schaffen das die ganze Zeit, Jess. Schau dir doch nur Drei Mädchen und Drei Jungen an.“

„Dein bestes Beispiel ist eine fünfzig Jahre alte Sitcom?“ Je mehr Fizzy sie zu überzeugen versuchte, desto weniger wollte Jess wieder auf ein Date gehen. „1969 waren nur dreizehn Prozent der Eltern Single. Carol Brady war ihrer Zeit voraus. Das bin ich nicht.“

„Vanilla Latte!“, rief der Barista Daniel über den Lärm im Café hinweg.

Fizzy bedeutete Jess, dass sie noch nicht fertig mit ihr war, bevor sie aufstand und zum Tresen ging.

Seit sie selbstständig war, ging Jess jeden Wochentag ins Café Twiggs. Ihr Leben spielte sich in einem Radius von vier Blocks ab, war also äußerst überschaubar. Sie brachte Juno zur Schule, die nur eine Straße von ihrer Wohnanlage entfernt war, während Fizzy sich an den besten Tisch im Café setzte – im hinteren Bereich, weit entfernt von den Blicken durch das Fenster, aber immer noch in der Nähe des Verkaufsbereichs. Jess grübelte über Zahlen, während Fizzy Romane schrieb, und um nicht wie Schmarotzer zu wirken, bestellten sie mindestens alle neunzig Minuten etwas. Das führte auch dazu, dass sie mehr arbeiteten und weniger tratschten.

Außer heute. Sie spürte, dass Fizzy es nicht auf sich beruhen lassen würde.

„Okay.“ Ihre Freundin kam mit ihrem Getränk und einem großen Blaubeermuffin zurück und machte es sich wieder bequem. „Wo war ich?“

Jess richtete ihren Blick auf die E-Mail vor ihr und tat so, als würde sie lesen. „Ich glaube, du wolltest gerade sagen, dass es mein Leben ist und dass ich das tun sollte, was ich für das Beste für mich halte.“

„Wir wissen beide, dass ich so was nie sagen würde.“

„Warum genau bin ich noch mal mit dir befreundet?“

„Weil ich dich als Schurke in Crimson Lace unsterblich gemacht habe und du zum Fan-Liebling geworden bist. Also kann ich dich nicht umbringen.“

„Manchmal frage ich mich, ob du meine Fragen überhaupt beantwortest“, murmelte Jess, „oder ob du einfach eine anhaltende Konversation in deinem Kopf fortführst.“

Fizzy begann das Papier von ihrem Muffin abzumachen. „Was ich sagen wollte, ist, dass du nicht wegen einem schlechten Date das Handtuch werfen kannst.“

„Es ist nicht nur das eine schlechte Date“, sagte Jess. „Es ist der anstrengende und fremdartige Prozess, zu versuchen, Männern zu gefallen. Ich bin freiberufliche Statistikerin, und mein verführerischstes Outfit ist mein altes Buffy-T-Shirt und eine abgeschnittene Hose. Mein Lieblingsschlafanzug ist eines von Pops alten Unterhemden und eine Schwangerschafts-Yogahose.“

Fizzy brachte ein wehleidiges „Nein“ hervor.

„Doch“, sagte Jess mit Nachdruck. „Und dazu kommt noch, dass ich ein Kind bekommen habe, als die meisten Leute in unserem Alter vorgegeben haben, Jägermeister zu mögen. Es ist schwer, mich mir auf einer Dating-Seite vorzustellen.“

Fizzy lachte.

„Ich hasse es, Juno wegen irgendeinem Typen, den ich wahrscheinlich nie wiedersehen werde, keine Zeit zu widmen.“

Fizzy ließ das einen Augenblick sacken und blickte aus ihren dunklen Augen ungläubig drein. „Du gibst also auf? Jessica, du warst auf drei Dates mit drei heißen – zugegebenermaßen – dummen Männern.“

„Ich gebe auf, bis Juno älter ist, ja.“

Sie sah Jess skeptisch an. „Wie viel älter?“

„Keine Ahnung.“ Jess nahm ihren Kaffee, aber sie wurde abgelenkt, als der Mann, den sie den „Americano“ nannten, das Twiggs betrat und Punkt 8:24 Uhr an den Tresen ging. Er hatte lange Beine, dunkles Haar und eine selbstsichere, überschwängliche Ausstrahlung. Dabei vermied er es, anderen in die Augen zu schauen. „Vielleicht, wenn sie auf dem College ist?“

Jess ließ ihren Blick von dem Americano zu Fizzy gleiten und begegnete deren entsetztem Gesichtsausdruck. „College? Wenn sie achtzehn ist?“ Sie senkte die Stimme, als sich alle Köpfe in dem Café zu ihnen umdrehten. „Du willst mir sagen, dass ich in meinem Roman, der dein zukünftiges Liebesleben abdeckt, über eine Heldin schreiben werde, die ihren Körper zum ersten Mal nach achtzehn Jahren fröhlich einem Mann offenbart? Auf keinen Fall, Süße. Nicht mal deine perfekt erhaltene Vagina kann das durchhalten.“

„Felicity.“

„Das ist ja wie ein ägyptisches Grab. Praktisch mumifiziert“, murmelte Fizzy und nippte an ihrem Kaffee.

Vorne am Tresen bezahlte der Americano für sein Getränk, machte dann einen Schritt zur Seite und sah auf sein Handy. „Was tut er da immer?“, fragte Jess leise.

„Du hast so ’nen Crush auf den Americano“, sagte Fizzy. „Merkst du eigentlich, dass du ihn immer beobachtest, wenn er hier reinkommt?“

„Vielleicht finde ich sein Auftreten faszinierend.“

Fizzy warf einen Blick auf seinen Hintern, der im Moment unter einem Navy-Mantel verborgen war. „Auftreten nennen wir das also jetzt?“ Sie lehnte sich vor und schrieb etwas auf ihren Ideenblock, der neben ihrem Laptop lag.

„Er kommt hier rein und strahlt etwas aus, sodass man das Gefühl hat, er würde jeden umbringen, der versucht, mit ihm zu reden“, bemerkte Jess.

„Vielleicht ist er ein Berufskiller.“

Jetzt inspizierte auch Jess seinen Hintern. „Eher so was wie ein sozial verstockter, mittelalterlicher Kunstprofessor.“ Sie versuchte sich daran zu erinnern, wann er zum ersten Mal in das Café gekommen war. Vor zwei Jahren vielleicht? Fast jeden Tag, zur selben Uhrzeit, mit demselben Getränk und immer in dasselbe Schweigen gehüllt. Das hier war ein lebendiges Viertel, und das Twiggs war sein Herzstück. Die Leute kamen hierher, um zu verweilen, etwas zu trinken, sich zu unterhalten. Der Americano stach nicht durch seine Andersartigkeit oder sein exzentrisches Auftreten hervor, sondern dadurch, dass er sich an einem Ort voller lauter, liebenswerter Verrückter in absolutes Schweigen hüllte. „Nette Klamotten, aber im Innern ist er einfach nur mürrisch“, murmelte Jess.

„Vielleicht braucht er nur guten Sex. Da kenne ich übrigens noch jemanden.“

„Fizz, ich hatte Sex, seit ich Juno auf die Welt gebracht habe“, sagte Jess genervt. „Ich sage nur, dass ich keine Zeit für eine Beziehung habe, und ich bin nicht gewillt, langweilige oder absolut schreckliche Dates durchzustehen, nur, um am Ende einen Orgasmus zu haben. Dafür gibt’s batteriebetriebene Geräte, wie du nur zu gut weißt.“

„Ich rede nicht nur von Sex“, sagte Fizzy. „Ich rede darüber, dich nicht immer an die letzte Stelle zu setzen.“ Fizzy hielt inne, um Daniel zu winken, der gerade einen Tisch in der Nähe abwischte. „Daniel, hast du das alles gehört?“

Er streckte sich und schenkte Fizzy dieses Lächeln, das letztes Jahr dazu geführt hatte, dass Fizzy ihn als Vorbild für ihren Helden in Destiny’s Devil verwendete. Sie hatte Daniel im Kopf, als sie in ihrem Buch all die schmutzigen Dinge mit ihm machte, die sie im wahren Leben nie gewagt hätte.

Und nie wagen würde. Daniel und Fizzy waren letztes Jahr mal miteinander ausgegangen, hatten die Sache aber schnell wieder beendet, als sie sich auf einer Familienzusammenführung begegnet waren. Ihrer Familienzusammenführung. „Wann kann man euch schon nicht hören?“, fragte er.

„Gut. Dann sag Jess bitte, dass ich recht habe.“

„Du willst, das ich meine Meinung darüber äußere, ob Jess auf Tinder gehen soll, nur um Sex zu haben?“, wollte er wissen.

„Okay, gut“, stöhnte Jess. „Das ist wirklich mein absoluter Tiefpunkt.“

„Oder auf jede andere Dating-Seite, die ihr gefällt!“, rief Fizzy und ignorierte sie. „Diese Frau ist jung und sexy. Sie sollte ihre verbleibenden scharfen Jahre nicht in Mama-Jeans und alten Sweatshirts vergeuden.“

Jess blickte an ihrem Outfit hinab und wollte protestieren, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken.

„Vielleicht nicht“, sagte Daniel. „Aber wenn sie glücklich ist, ist es doch eigentlich egal, wie sie sich kleidet, oder?“

Jess strahlte Fizzy triumphierend an. „Siehst du? Daniel ist auf meiner Seite.“

„Weißt du“, sagte Daniel jetzt zu ihr, knüllte den Lappen in seinen Händen zusammen und grinste sie wissend an, „der Americano ist auch ein Romantiker.“

„Lass mich raten“, sagte Jess und verzog das Gesicht. „Er ist der Besitzer einer Sexhöhle im Dothraki-Stil?“

Nur Fizzy lachte darüber. Daniel hingegen zuckte schüchtern mit den Schultern. „Er will eine völlig neue Partnervermittlungsagentur aus dem Boden stampfen.“

Beide Frauen wurden still. Eine was?

„Partnervermittlung?“, fragte Jess. „Derselbe Americano, der regelmäßig in dieses Café kommt und nie einen Menschen anlächelt?“ Sie deutete auf die Tür, durch die er vor einer Minute verschwunden war. „Dieser Kerl? Der mit dem guten Aussehen und der launischen, antisozialen Ausstrahlung?“

„Genau der“, sagte Daniel nickend. „Du könntest recht damit haben, dass er nur mal wieder Sex braucht, aber ich glaube, er kommt ganz gut mit sich selbst zurecht.“

 

Glücklicherweise war diese Sache mit Fizzy an einem Montag passiert – Pops holte Juno montags immer von der Schule ab und ging mit ihr in die Bücherei. So konnte Jess noch ein Angebot für Genentech zusammenstellen, ein Meeting mit Whole Foods für die nächste Woche festlegen und ein paar Tabellenkalkulationen durchgehen, bevor sie nach Hause gehen und das Abendessen vorbereiten musste.

Ihr zehn Jahre altes Auto hatte gerade mal dreißigtausend Meilen auf dem Buckel und wurde so selten benutzt, dass Jess sich nicht daran erinnern konnte, wann sie das letzte Mal hatte tanken müssen. Als sie heimfuhr, wurde ihr bewusst, wie sich alles in ihrem Leben in unmittelbarer Nähe befand. Die University Heights waren die perfekte Mischung aus Apartments und Häusern, die zwischen kleinen Restaurants und eigenständigen Läden lagen. Ehrlich gesagt, war der einzige Vorteil an dem Date vom letzten Abend, dass Travis zugestimmt hatte, sich im El Zarape zu treffen, was nur zwei Etagen unter ihrer Wohnung lag. Das Einzige, was noch schlimmer gewesen wäre als das langweiligste Date auf Erden, wäre gewesen, wenn sie dafür extra ins Gaslamp-Viertel hätte fahren müssen.

Jetzt, ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang, hatte der Himmel eine graublaue Farbe angenommen, was Regen ankündigte und die Autofahrer von Südkalifornien in aufgeregtes Chaos stürzte. Eine spärliche Meute verlieh der Terrasse der neuen, von Neuseeländern betriebenen Brauerei am Ende der Straße einen Hauch von Montagabend-Trubel, und die einzigartige Schlange vor dem Bahn Thai verwandelte sich schnell in ein Durcheinander aus hungrigen Bäuchen. Drei Bäuche davon gehörten zu Menschen, die gerade das Schild ignorierten, auf dem stand, dass die Gäste sich nicht auf die privaten Stufen der Tür neben dem Restaurant setzen sollten. Mr Brooks, Nana und Pops Mieter, hatte sofort eine Türkamera vor dem Haus installieren lassen, und fast jeden Morgen berichtete er Jess haargenau, wie viele Collegestudenten auf seinen Stufen gesessen waren, während sie gewartet hatten.

Dann kam ihr Zuhause in Sicht. Juno hatte ihre Wohnanlage „Harley Hall“ genannt, als sie vier Jahre alt war, und obwohl die Anlage nicht annähernd den Namen „Hall“ verdient hatte, blieb es dabei. Harley Hall war hellgrün und stach wie ein Smaragd aus den erdfarbenen Stuckgebäuden hervor, die daran angrenzten. Die Fassade zur Straße hin war mit einem horizontalen Streifen aus rosa und lila Fliesen verziert, die ein Harlekin-Muster bildeten. In pinken Blumenkästen vor den Fenstern wuchsen fast das ganze Jahr über farbenfrohe Mandevilla. Jess’ Großeltern Ronald und Joanne Davis hatten das Anwesen in dem Jahr gekauft, in dem Pops die Navy verlassen hatte und in den Ruhestand gegangen war.

Zufälligerweise war es dasselbe Jahr gewesen, in dem Jess’ langjähriger Freund beschlossen hatte, dass er noch kein Vater sein und sich die Option offenlassen wollte, seinen Penis noch in andere Frauen zu stecken. Jess hatte die Schule beendet, die zwei Monate alte Juno gepackt und war in die Wohnung mit zwei Schlafzimmern im Erdgeschoss gegenüber von Nanas und Pops Bungalow am Ende der Wohnanlage gezogen. Da die beiden Jess am Ende der Straße in Mission Hill großgezogen hatten, bis sie aufs College an der UCLA gegangen war, war es keine große Umstellung gewesen. Und jetzt half ihr ihr kleines und perfektes Dorf dabei, ihr Kind großzuziehen.

Das Seitentor öffnete sich mit einem leisen Quietschen und fiel dann hinter ihr ins Schloss. Über einen schmalen Pfad ging Jess in den Garten, der ihre Wohnung vom Bungalow von Nana Jo und Pop trennte. Hier sah es aus wie in einem blühenden Garten irgendwo auf Bali oder in Indonesien. Ein paar Steinbrunnen sprudelten leise vor sich hin, und alles erstrahlte in hellem Licht. Purpurfarbene, korallenrosa und lila Bougainvillea säumten die Wände und Zäune.

Sofort stürmte ein kleines Mädchen mit französischen Zöpfen auf Jess zu. „Mom, ich habe mir aus der Bibliothek ein Buch über Schlangen ausgeliehen. Wusstest du, dass Schlangen keine Augenlider haben?“

„Ich …“

„Und sie essen ihre Beute im Ganzen, und ihre Ohren stecken in ihren Köpfen. Rat mal, wo es keine Schlangen gibt.“ Juno schaute sie mit ihren blauen Augen an, ohne zu zwinkern. „Jetzt rat schon.“

„Kanada!“

„Nein! In der Antarktis!“

Jess führte sie nach drinnen und rief über ihre Schulter hinweg: „Nein!“

„Doch! Und kannst du dich an die Kobra aus Der Schwarze Hengst erinnern? Kobras sind die einzigen Schlangen, die Nester bauen. Und sie können zwanzig Jahre alt werden.“

Das überraschte Jessica wirklich. „Im Ernst?“ Sie ließ ihre Tasche auf die Couch fallen und ging in die Speisekammer, um zu sehen, was sie zum Abendessen machen könnte. „Das ist ja verrückt.“

„Ja, wirklich.“

Juno lief still hinter ihr her, und plötzlich ging Jess ein Licht auf. Sie drehte sich um und sah Junos riesengroße Augen, ein Zeichen dafür, dass sie gleich zu betteln anfangen würde. „Juno, Süße, nein.“

„Bitte, Mom?“

„Nein.“

„Pops hat gesagt, vielleicht eine Kornnatter. In dem Buch steht, dass sie sehr sanftmütig sind. Oder eine Königspython?“

„Eine Python?“ Jess stellte einen Topf mit Wasser auf den Herd. „Bist du verrückt geworden, Süße?“ Sie deutete auf die Katze Pigeon, die schlafend auf der Fensterbank lag und sich in den letzten Sonnenstrahlen des Tages sonnte. „Eine Python würde diese Katze hier fressen.“

„Quatsch, nur eine Königspython. Und das würde ich nicht zulassen.“

„Wenn Pops dir einredet, eine Schlange zu holen“, sagte Jess, „dann kann Pops sie ja in seinem Haus halten.“

„Nana Jo hat schon Nein gesagt.“

„Das glaube ich sofort.“

Juno blickte böse drein und ließ sich auf die Couch fallen. Jess ging zu ihr, setzte sich neben sie und zog sie in ihre Arme. Sie war sieben Jahre alt, aber klein für ihr Alter. Sie hatte immer noch die Hände eines Babys mit Grübchen auf den Knöcheln, und sie roch nach Baby-Shampoo und den Holzfasern von Büchern. Als Juno ihre kurzen Ärmchen um Jess’ Nacken schlang, atmete diese den Duft des kleinen Mädchens ein.

Juno hatte jetzt ihr eigenes Zimmer, aber sie hatte bei ihrer Mom geschlafen, bis sie vier Jahre alt gewesen war. Manchmal wachte Jess immer noch mitten in der Nacht auf und verspürte den übermächtigen Drang, ihre Tochter in den Armen zu halten. Jess’ eigene Mutter hat immer gesagt, dass sie Juno diese Angewohnheit schnell abgewöhnen müsse, aber mütterliche Ratschläge waren das Letzte, was Jamie Davis erteilen sollte. Außerdem war es ja nicht so, dass die zweite Seite der Matratze jemals belegt war. Und Juno war eine Meisterin im Kuscheln. Wäre Kuscheln eine olympische Disziplin, würde Juno die Goldmedaille gewinnen.

Sie drückte ihr Gesicht an Jess’ Nacken, atmete tief ein und schmiegte sich noch enger an sie. „Mama. Du warst gestern Abend bei einem Date“, flüsterte sie.

„Mhm …“

Juno war ganz aufgeregt gewesen wegen des Dates. Nicht nur, weil sie ihre Großeltern vergötterte und in den Genuss von Nana Jos Kochkünsten gekommen war, während Jess aus war, sondern auch, weil sie vor Kurzem Abenteuer beim Babysitten geschaut hatte und Fizzy ihr erzählt hatte, dass darin ziemlich genau gezeigt wird, was bei einem Date so alles passiert. In Junos Vorstellung könnte Jess am Ende mit Thor ausgehen.

„Wart ihr in der Innenstadt? Hat er dir Blumen mitgebracht?“ Sie zog sich zurück. „Hast du ihn geküsst?“

Jess lachte. „Nein, habe ich nicht. Wir haben zu Abend gegessen, und dann bin ich nach Hause gegangen.“

Juno sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. Sie schien sich ziemlich sicher zu sein, dass bei einem Date mehr passieren sollte. Als wäre ihr gerade etwas eingefallen, sprang sie auf und rannte zu ihrem Rollkoffer, der neben der Tür stand. „Ich habe dir auch ein Buch mitgenommen.“

„Tatsächlich?“

Juno kam wieder zurück, krabbelte auf ihren Schoß und reichte ihr das Buch. Middle Age and Kickin’ It!: A Woman’s Definitive Guide to Dating Over 40, 50 and Beyond.

Jess lachte überrascht auf. „Hat deine Tante Fizz dir das eingeredet?“

Juno kicherte fröhlich. „Sie hat Pops geschrieben.“

Jess warf einen Blick über ihre Schulter auf das Whiteboard neben dem Kühlschrank, und sie verspürte ein Kribbeln in ihren Armen bis in die Fingerspitzen. Die Worte Vorsätze fürs neue Jahr standen dort in Junos krakeliger Handschrift geschrieben.

 

NANA & POPS

Einen Personalträner anhäuern

Jeden Tag spaziren gehen

 

 

JUNO

Lernen, Brokoli mögen

Jeden morgen mein Bett machen

Jeden Sonntag etwas neues probiren!

 

 

MOM

Jeden Sonntag etwas neues probiren!

Nana sagt denk mer an dich selbst!

Mer Dinge tun, die mir angst machen

 

 

Okay, Universum, dachte Jess. Ich habe es verstanden. Wenn Mrs Brady eine Wegbereiterin sein konnte, dann war es für Jess vielleicht an der Zeit, es auch zu versuchen.

Christina Lauren

Über Christina Lauren

Biografie

Hinter Christina Lauren steht das Autorinnenduo Christina Hobbs und Lauren Billings. Beide sind bekennende Liebesroman-Fans und schreiben seit 2009 gemeinsam. Sie telefonieren mehrmals täglich miteinander und sind sich einig, dass die schönste Nagellackfarbe Rubinrot ist. Wenn sie die Wahl hätten,...

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„Wer eine unterhaltsame Geschichte mit Wissenschafts-Vibes sucht, wird hier mehr als glücklich.“

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